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Teile

 

Teil1, Teil 2  , Teil 3 , Teil 4 , Teil 5 , Teil 6 , Teil 7 , Teil 8 , Teil 9 , Teil 10 ,

Teil 11 , Teil 12 , Teil 13 , Teil 14 , Teil 15

 

 

Teil 1

 

~Before~

 

 

„Ms Granger, hat dieser Mann Ihr Leben gerettet in der Nacht zum fünfzehnten Juni?g Widerwillig hatte er den Blick gehoben. Die magischen Fesseln schnitten hart in seine Haut. Der Geschmack in seinem Mund war bitter. Er hatte fast zwei Tage nicht geschlafen.

 

Hier in Askaban schlief man nicht. Die Wahnsinnigen in den nächsten Zellen hatten es ihm unmöglich gemacht. Und diese verdammten Dementoren raubten ihm jeden klaren Gedanken. Es sollte endlich vorbei sein.

 

Ihr Gesicht war blass und er konnte sehen, dass auch sie nicht besonders viel geschlafen haben musste. Die Ringe unter ihren Augen waren dunkel und ungesund. Ihre Wange wies noch Spuren der Verletzung auf, die Lucius ihr zugefügt hatte. Nicht, dass ihn das besonders störte. Er beobachtete ihren Mund, der sich noch nicht geöffnet hatte. Am liebsten hätte er gereizt gestöhnt.

 

Wer sollte sonst dumm genug gewesen sein? Weswegen saßen sie hier alle in dem feinen Verhörsaal des verfluchten Ministeriums? Sein Blick senkte sich wieder auf seine Hände. Die Kratzer und Schrammen verheilten langsam. Aber noch immer klebte die schmutzige Erde unter seinen sonst so penibel gepflegten Fingernägeln.

 

Er spürte den zornigen Blick seiner Mutter auf sich ruhen, die sich bis hier hin geweigert hatte, eine Aussage zu machen.

 

„Ja, Draco Malfoy hat mich gerettet.g Ihre Stimme klang klein und heiser.

 

„Können Sie dem Ministerium schildern, wie dies von Statten gegangen ist, Ms Granger? Und bitte ausführlich.g Jetzt würde er die Geschichte noch einmal hören. Noch einmal würde ihm vorgehalten werden, dass er getötet hatte. Wieso saßen sie hier überhaupt? Die Anklage war klar.

 

Er hatte getötet und deswegen saß er im Gefängnis.

 

„Lucius Malfoy hatte mich in die Ecke gedrängt. Erc wolltec mich zwingenc meine Kleidung abzulegen, umcg Anscheinend weigerte sich ihr Mund die Worte zu formen. Draco biss die Zähne fest zusammen.

 

„Er wollte sie vergewaltigen, Ms Granger? Ist das ihre Annahme?g

 

„Das ist doch wohl offensichtlich.g, knurrte Draco ungehalten und der Minister fixierte ihn augenblicklich.

 

„Wenn Sie nicht still sind, Mr Malfoy, werde ich Sie mit einem Zauber belegen müssen. Ms Granger hat das Wort.g Erneut senkte Draco den Blick. Das war doch nicht zum aushalten. Wie oft wollten sie das noch durchkauen? Seit zwei Wochen war es klar. Seit zwei Tagen war er inhaftiert und das würde er fünfundzwanzig Jahre bleiben.

 

„Er wollte mich zwingen, aberc ich habe mich gewehrt und ercg Ihre Hand strich abwesend über ich Gesicht. „Er hat mich verflucht undc dann hat er mich mit dem Imperius Fluch belegt.g Seine Mutter schnaubte leise auf.

 

„Draco hat es gesehen. Er war auch da draußen zu der Zeit.g

 

„Wissen Sie, was Draco Malfoy dort getan hat?g

 

Sie hob verwirrt den Blick. „Was? Was er getan hat? Ich denke, er hat seine Eltern gesucht.g Er hörte, dass auch sie gereizt war. „Er hat seinen Vater entdeckt. Und erc er hat ihm gesagt, er soll mich in Ruhe lassen.g

 

Draco konnte ihr Gesicht noch vor sich sehen. Und sie hatte solche Ähnlichkeit mit seiner Mutter gehabt, die er so oft schon in dieser Position vor seinem Vater vorgefunden hatte. Irgendeine Sicherung war in seinem Kopf durchgebrannt.

 

Er hatte es nicht mit ansehen können. Schlammblut hin oder her. Es war kein faires Spiel von seinem Vater. Lucius war krank gewesen. Er war so oft von Voldemort gefoltert worden, dass er schon seit Ewigkeiten sein letztes bisschen  Menschlichkeit verloren hatte.

 

„Dann hat Lucius gelacht, er hat mich an sich gerissen. Der Imperius lag noch immer auf mir. Ich konnte mich nicht wehren. Er schlug mich nieder. Er hat seinem Sohn gesagt, er dürfec er dürfe zuerst, wenn er wollen würde.g

 

Sie begann zu weinen. Draco hielt den Blick stur gesenkt. Aus den Augenwinkeln sah er, wie das Arschloch Potter seine Hand auf Grangers legte.

 

„Erc er hat abgelehnt und wollte seinen Vater fort schaffen. Aberc aber Lucius wollte nicht gehen. Er wollte nochc zu Ende bringen, was er angefangen hatte. Der Zauber war schon fast fort. Ich spürte meinen eigenen Willen bereits wieder.g

 

Dracos Hände wurden plötzlich schwitzig. Er wollte das Ende gar nicht aus ihrem Mund hören. Aber sie sprach weiter. Ihr Ton wurde ruhiger, fast normal. So oft hatte er ihre Stimme schon gehört. Ob in Runen oder Zaubertränke oder auf dem Gang, wenn sie sich zufällig begegnet waren.

 

„Er hat mir den Umhang und die Bluse zerrissen. Draco hat geschrieen, er würde ihn entwaffnen, wenn er nicht sofort aufhören würde undc Lucius hat eingewilligt und gesagt, er wolle mich eben nur noch beseitigen.g Sie schluckte jetzt schwer. „Und Draco sagte, das wäre nicht nötig, er solle mich einfach los lassen und mitkommen.g

 

„Aber das hat er nicht getan.g, half der Minister weiter, nachdem Granger einen momentlang geschwiegen hatte.

 

„Nein. Er schlug mich erneut und dann hat er den Zauberstab erhoben. Ich sah die Worte kommen. Ich sah sie bereits aus seinem Mund kommen, aberc Draco war schneller. Zuerst dachte ich, er würde es anstatt seines Vaters tun, aber dann traf der Fluch seinen Vater undc Lucius fiel einfach um.g, schloss sie schließlich.

 

Das beschrieb das Geschehene überhaupt nicht treffend, fand Draco.

 

Und dass er dieses Schlammblut mehr aus Zufall gerettet hatte, das wurde hier ziemlich breit getreten. Er hatte es nicht für sie getan. Sie war ihm egal gewesen. Aber es war einfach zu viel gewesen. Sein Vater brachte bloß in dieser Nacht das Fass zum Überlaufen. Was wäre aus Lucius geworden? Er hätte die Familie in den Ruin gestürzt. Aber Draco hatte auch nicht nachgedacht.

 

Jetzt hatte er den Ärger. Lucius würde ihn zwar nicht mehr quälen, aber jetzt hatte er einen Mord begangen.

 

„Mr Malfoy, haben Sie Ihren Vater getötet?g Was war das für eine Frage. Er hob genervt den Blick.

 

„Ja, ich habe meinen Vater getötet.g Er wusste, warum der Minister es fragte. Er musste diese Worte sagen. Er musste sie sagen und fühlen, wie grausam sie waren. Sie schmeckten bitter in seinem Mund und zerrten an seiner Seele.

 

„Sie haben Ihren Vater getötet, um Hermine Granger zu retten?g

 

Ihm wurde augenblicklich klar, dass dies seine Freikarte sein könnte. Was, wenn er es bestätigen würde? Er hatte es ja auch getan. Sie war zwar nur der Auslöser gewesen, aber im Endeffekt hatte er ihr Leben wohl gerettet.

 

„Ja, das habe ich.g, sagte er schließlich. Seine Mutter stöhnte verhalten.

 

„Wieso haben Sie keinen schlichteren Zauber angewendet als diesen? Sie hätten nicht den äußersten Unverzeihlichen Fluch anwenden müssen, den sie kannten, oder Mr Malfoy?g Er schluckte hart.

 

„Darüber habe ich nicht nachgedacht.g, gestand er leiser. Seine Mutter schien kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen. Er fasste sich wieder. „Hören Sie, er wollte sie umbringen und ich musste ihn aufhalten. Sir.g, fügte er widerwillig hinzu. Shacklebolt, der neue Minister wirkte nicht zufrieden. Er beließ es dabei und wandte sich erneut an Granger.

 

„Ms Granger, sind Sie sicher, dass Lucius Malfoy Sie getötet hätte, hätte sein Sohn nicht eingegriffen?g

 

Es entstand eine kurze Pause und Draco konnte in ihrem Gesicht erkennen, dass sie diese Antwort mehr als alles andere bereute.

 

„Ich denke schon. Wahrscheinlich hätte er mich getötet, Sir.g

 

„Sie müssen sich sicher sein. Hätte Draco Malfoy nicht eingegriffen, wäre es Ihnen nicht doch möglich gewesen zu fliehen?g Sie seufzte auf. Zum ersten Mal traf ihn ihr Blick. Seine Mundwinkel zuckten kurz vor Ärger. Sie wagte auch noch, ihn anzusehen. Sie sollte lieber wieder auf ihre Hände starren. Sie saß nicht im scheiß Gefängnis. Sie konnte sich hier so viel Zeit wie möglich nehmen.

 

Und für einen Moment glaubte er, sie würde ihre Meinung ändern. Für einen Moment schien ihr Blick so klar zu sein und wirkte fast nüchtern und berechnend kalt. Sie würde sagen, dass sie ohne sein Eingreifen Lucius hätte bewältigen können. Das wäre eine dreiste Lüge, aber das wäre wahrscheinlich allen Anwesenden egal, ihn und seine Mutter mal ausgenommen.

 

Aber sie entschied sich anders. Ihr Blick glitt wieder ins Leere.

 

„Hätte Draco Malfoy nicht eingegriffen, dann hätte mich Lucius zu hundert Prozent getötet. Ich bin mir sicher.g

 

Damit war es vorbei.

 

„Wir ziehen uns zur Beratung zurück. Ms Granger, Sie dürfen gehen. Danke für Ihre Zeit und Ihre Aufrichtigkeit.g Sie erhob sich nahe zu augenblicklich. Potter, der sie begleitet hatte, folgte ihr schweigend. Es waren noch ein paar andere Menschen anwesend, die jetzt den Saal verließen, aber Draco kannte keinen von ihnen.

 

Jetzt kam sein Urteil.

 

Entweder hatte er Glück und er würde nicht nach Askaban zurück müssen und sein Akt würde als heroische Hilfeleistung angesehen, oder er hatte Pech und es blieb, was es eben war und er würde die Strafe bekommen, die jeder normal sterbliche bei einer solchen Tat bekommen würde.

 

Draco Malfoy hatte Glück.

 

 

~*~

 

„Und? Was passiert jetzt?g Mrs Weasley betrachtete sie ganz gespannt.

 

„Ich denke, er bekommt Bewährung und das wares dann auch schon.g, erwiderte Hermine lapidar.

 

„Aber es war schon sehr mutig von ihm gewesen.g

 

„Ich halte es für ziemlich kaltherzig und abgebrüht, Molly.g, korrigierte sie diese. Aber Molly zuckte die Achseln.


„Um Lucius Malfoy ist es wirklich nicht schade. Und der junge Malfoy hat dir das Leben gerettet, Hermine. Hast du dich bei ihm bedankt?g Sie hatte wirklich nicht vor, Draco Malfoy zu danken, dass er einen Mord begangen hatte. Es hätte bestimmt auch auf eine andere Art und Weise gehen können. Er hätte ihn nicht gleich töten müssen.

 

Einen Menschen töten. Dafür musste man sowieso vollkommen herzlos und abgestumpft sein. Und nein, sie hätte ihn niemals aus Askaban gelassen. Das war doch verrückt! Hätte sie gesagt, Lucius hätte sie gehen lassen, dann wäre Malfoy wahrscheinlich nie mehr aus seiner Zelle gekommen und hätte nie mehr Tageslicht gesehen.

 

Aber sie musste fairer Weise sagen, dass es wirklich gefährlich für sie geworden wäre. Wahrscheinlich sogar tödlich. Lucius Malfoy hätte vor ihr nicht Halt gemacht.

 

„Nein, ich habe mich nicht bedankt. Es ging alles recht schnell.g

 

„Ich weiß, ihr mögt ihn alle nicht, aber ich halte ihn für mutig und ich werde ihm nicht vergessen, dass er dafür verantwortlich ist, dass du noch unter uns bist.g Sie nahm es tatsächlich sehr persönlich.

 

„Ich stehe bestimmt nicht in seiner Schuld. Er hat seinen Vater umgebracht.g

 

„Um dich zu retten!g, widersprach Molly heftig.

 

„Ich denke, das war ihm absolut egal. Vielleicht hat er nur nach einer günstigen Gelegenheit gesucht, seinen Vater umzubringen.g

 

„Das ist doch verrückt, Hermine. Du willst also nicht akzeptieren, dass er dir um deinetwillen das Leben gerettet hat?g Molly hatte beide Hände in die Hüften gestemmt. Und Hermine war sich fast schon todsicher, dass es Malfoy egal gewesen wäre, wäre sie die Nacht auch noch umgekommen.

 

„Nein, ich werde es nicht akzeptieren.g, schloss sie diese Unterhaltung. Ginny und Harry kamen zur Tür herein und wollten sie jetzt mitnehmen. Harry hatte die Stelle als Auror bekommen und sie wollten anfangen zu feiern, dass er bald seine Lehre anfangen würde. Das würde sie ablenken von all den schrecklichen Dingen, die ihnen allen noch in den Knochen steckten.

 

Da hatte sie absolut keine Lust noch länger über Draco Malfoy nachzudenken und ob es oder ob es nicht gerechtfertigt war, dass er jetzt auf freiem Fuß war.

 

 

~*~

 

 

 

Es war so verflucht still, dass er die Hauselfen unten in der Küche arbeiten hören konnte. Wo war seine Mutter? Wahrscheinlich war sie ausgegangen. Auch wenn sie ihn mit tödlichem Schweigen strafte, wusste sie, genauso gut wie er, dass ihnen beiden wohl nichts Besseres als Luciuse Tod hätte passieren können.

 

Der Wahnsinn war allerdings, dass er tatsächlich davon gekommen war. Zwar mit Bewährung und zwei Monaten ohne Zauberstab, aber er war raus aus Askaban.

 

Doch er spürte es. Etwas in ihm war neu. Etwas rauer, vollkommen anders. Er hatte seinen Vater für ein Schlammblut getötet. Er würde in die Hölle kommen. Noch hatte es keinen großen Effekt auf ihn, aber er wusste, er war nicht so kalt und gefühlslos, als dass es ihn nicht treffen würde.

 

Er wusste, der Zusammenbruch würde kommen. Vielleicht nicht heute Abend. Vielleicht nicht nächstes Jahr, aber er war sich sicher, das würde er nicht ohne Schaden überstehen.

 

Vielleicht würde er Albträume bekommen. Vielleicht würde er sich selber umbringen. Er hatte keine Ahnung, aber plötzlich hatte er Angst auch nur einen weiteren Schritt im Hause seines Vaters zu machen.

 

Er blieb, wo er war, bis er seine eigenen Beine nicht mehr spürte. Er lauschte den Geräuschen, lauschte der alten Standuhr, die leise tickte, wenn das Pendel von einer auf die andere Seite schwang. Er lauschte den Hauselfen die leise Geschirr von der einen in die andere Ecke räumten. Er lauschte in seinen Kopf hinein, lauschte den Fragen, die sich aufdrängten.

 

Er war Schulsprecher gewesen. Er hatte die besten Noten gehabt.

 

Aber was hatte er jetzt in der Hand? Einen Schulabschluss gleich neben der Aktennotiz, dass er seinen eigenen Vater getötet hatte.

 

Es würde ein unglaublich langer Sommer werden. Er hasste Granger, das wusste er jetzt schon und das würde es ihm schwer machen, sich selber zu vergeben. Draco Malfoy war kein dummer Junge. Er wusste, er würde nur glücklich werden, wenn er mit sich selbst im reinen war.

 

Er würde hier stehen bleiben, bis alles wieder in Ordnung war.

 

Wie lange das auch immer dauern mochte. Er schloss die Augen und versuchte nicht zu denken. Nie mehr denken, das wäre gut.

 

 

 

 

Teil 2

 

~Afterwards~

 

 

„Wieso sollten wir diesen Müll überhaupt retten?g Ihr Mund verzog sich vor Ekel, als sie die kaputte Holzpuppe mit spitzen Fingern aus der Tüte holte.

 

„Das ist unser Job?g Dean grinste ein typisches Grinsen.

 

„Ja, aber ich meine, sie könnte sich eine neue Puppe kaufen und wir müssten nicht jeden Voodoo Zauber hiervon entfernen. Ich meine, es ist doch Zeitverschwendung.g Manchmal waren diese reichen Leute verrückt.

 

„Möglich ist das, Hermine. Aber sie bereut schließlich den Tod von Ehemann Nummer Vier.g Hermine verzog den Mund erneut.

 

„Super. Ich kann diese Menschen alle nicht leiden. Ich meine, wir sind Bannbrecher, wir machen wichtige Sache. Wirklich wichtige Sache. Wir reparieren nicht einfach das Spielzeug von irgendwem.g

 

Seit ein paar Jahren war der Job anstrengend geworden. Kurz nach Voldemorts Fall wollten alle alten Familien auf einmal nichts mehr mit schwarzer Magie zu tun haben und Bannbrecher wurden zur richtigen Marktlücke. Deswegen hatte sie sich überhaupt dazu entschlossen.

 

Es war großartig. Die Leute kamen zu ihr und sie hatte Genugtuung gefühlt, jedes Mal, wenn sie die schwarze Magie aus einem Gegenstand verbannt hatte. Aber mittlerweile kamen keine Leute mehr, die sich schämten. Jetzt bekamen sie Spielzeug geschickt, dass sie wieder richten sollten.

 

„Aber Ehemann Nummer Vier hat es ihr geschenkt.g Dean grinste breiter.

 

Sie hätte auch niemals gedacht, dass sie mit Dean Thomas irgendwann mal zusammen arbeiten würde. Aber es machte ihr Spaß. Es war ein bisschen wie damals in der Schule. Natürlich wusste sie die meisten Dinge besser als er. Aber das sagte sie ihm nicht. Wenigstens nicht allzu oft.

 

Ansonsten blieben ihr auch nicht viele Freunde. Ginny und Harry waren jetzt verlobt und sie wollte nicht ständig bei ihnen sein. Und Ron arbeitete jetzt bei George im Laden. Er hatte Freds Platz eingenommen und sie hielt das wirklich für löblich von Ron.

 

George war so traurig gewesen, aber jetzt lebte er wieder auf. Dafür beanspruchte er seinen Bruder aber auch heftig. Sie und Dean arbeiteten noch als einzige im Ministerium. Harry war die meiste Zeit im Ausland unterwegs, weil London für ihn nicht aufregend genug war. Sie nahm es ihm nicht übel.

 

Eine Zeitlang war sie wirklich beschäftigt gewesen mit ihrer Arbeit, aber sie hatte angefangen auch um vier nach Hause zu gehen, wie alle anderen auch.

 

„Und? Wann gehst du endlich mit mir aus, Hermine?g Es war ein Spiel, was sie jetzt seit fast einem Jahr spielten. Sie wusste eigentlich nicht genau, warum sie Dean nicht einfach eine Chance gab. Aber sie wusste, es wäre niemals ernst für sie und sie wollte nicht riskieren, dass er sich mehr erhoffte.

 

„Mal sehen. Vielleicht nächstes Jahr, Dean.g Das war ihre Standardantwort. Er seufzte und nickte schließlich. „Haben wir noch mehr Gegenstände für heute?g, erkundigte sie sich müde. Er schüttelte den Kopf.

 

„Weißt du was, ich erledige das eben und du gehst einfach schon mal nach Hause. Ich meine, es ist gleich halb vier. Gleich ist es eh vorbei. Und dann überlegst du dir, warum du nicht vielleicht doch mal Ja zu meinem Angebot sagen solltest, ok?g

 

Sie grinste. „Gut. Werd ich tun. Danke, Dean.g

 

 

~*~

 

Dean war ein netter Junge. Wirklich nett. Aber nein. Sie hatte sich schon lange gegen die Möglichkeit entschieden mit Dean Thomas auszugehen. Sie zog die Knie in der Wanne an. Schweiß perlte in feinen Tropfen über ihre Stirn. Baden war eine feine Sache. Wenn man nicht so schwitzen würde, könnte man vielleicht sogar dabei entspannen, überlegte sie dumpf.

 

Jetzt hatte sie den ganzen Abend für sich. Sie musste keine liegengebliebenen Berichte erledigen. Sie musste heute gar nichts mehr machen. Sie könnte ihre Wohnung mal wieder aufräumen.

 

Nachdem sie die Wanne verlassen hatte wuselte sie in ihrem Bademantel von einem Zimmer ins andere. Sie hatte nur zwei Zimmer, aber was für ein Müll sich über die Jahre ansammelte war wirklich bemerkenswert.

 

Alte Aufsätze für McGonagall, die sie beim besten Willen nicht mehr behalten wollte, genauso wie die Aufsätze für kinderleichte Zaubertränke. Das meiste waren tatsächlich Hausaufgaben. Dann natürlich ab und kleine Notizen von Ron und Harry oder Briefe, die sie in Zaubereigeschichte geschrieben hatten, als es wirklich einmal unerträglich langweilig gewesen war.

 

Dann viele Schnipsel aus dem Tagespropheten. Alles, was über Harry geschrieben worden war. Gute Sachen, sowie auch die schlechten. Dann einige Klitterer Exemplare und natürlich auch der Bericht über sie von Rita Kimmkorn.

 

Es war nett durch die Vergangenheit zu stöbern, aber manche Sachen brauchte sie wirklich nicht mehr behalten. Sie hatte auch noch ein paar alte Socken gefunden, die Dobby einmal für sie an Weihnachten gestrickt hatte. Guter Dobby. Immerhin hatte er auf seine letzten Jahre nicht mehr für die Malfoys arbeiten müssen.

 

Die Malfoys. Sie schauderte als sie an die Familie dachte. Sie erlaubte sich eigentlich nicht zu häufig an irgendwen aus dieser Familie zu denken, denn dann dachte sie unwillkürlich an Malfoy und dass er ihr Leben gerettet hatte.

 

Und sie stand in seiner Schuld, ob sie es nun wollte oder nicht.

 

Sie packte die Socken wieder in eine Kiste. Die würde sie behalten, bis sie sterben würde. Und dann würde sie sie in Ehre vererben. Sie musste schmunzeln. Da war ihr altes Tagebuch. Sie hatte irgendwann aufgehört zu schreiben. Wahrscheinlich war das Leben irgendwann wichtiger geworden.

 

Sie hatte nicht mehr den Drang verspürt all ihre Gedanken festzuhalten. Sie hatte auch irgendwann keine Zeit mehr gehabt, in dieser hektischen Zeit als sie Voldemort gejagt hatten.

 

Dort würde sie all die peinlichen Seiten rausreißen müssen. Oder sie versteckte es gut genug, damit Ron es niemals finden würde. Denn dort stand noch, dass sie später Ron mit Sicherheit heiraten würde. Gott, ihre Ron-Phase war fast peinlich gewesen. Sie war so verknallt in ihn gewesen, das war schon nicht mehr normal.

 

Wieso hatte es nicht geklappt? Sie glaubte, es lag an der Zerrüttung der Familie. Der Tod von Fred hatte Ron schwer getroffen, wie sie alle damals. Und natürlich der Tod von Lupin und Tonks, so schlimm er gewesen war. Mrs Weasley hatte sich wochenlang nur noch um Bill gekümmert, der von Greyback zum halben Werwolf verwandelt worden war.

 

Sie seufzte schwer. Es waren furchtbare Erinnerungen. Viele waren wirklich nicht schön. Schon dachte sie an den guten Mad Eye, der sie alle gerettet hatte. Und natürlich würde sie niemals vergessen, wie Molly Weasley Bellatrix den letzten Schlag versetzt hatte, den sie auch verdient hatte. Sirius hatten sie schließlich wegen ihr verloren.

 

Ihr wurde klar, wie traurig ihr Leben war. Sie hatten so viele Menschen verloren. Harry, Ron und sie hatten viele erwachsene Freunde gehabt. Ihr blieben nur Harry, Ron und Ginny. Nur diese Menschen wussten, wie weh es tat, auf all diese Menschen zu verzichten.

 

Zu schade, dass sie im Moment ihre alten Freunde so aus dem Auge verloren hatte. Sie vermisste es, mit Ron und Harry einfach nur auf der Couch zu sitzen und nichts zu tun. Im Moment war es eben nicht möglich, aber sie hoffte, Harry würde bald seinen Urlaub einreichen und dann würden sie was zusammen unternehmen.

 

Sie arbeitete zwar gern mit Dean, aber sie hatte nie viel mit Dean zu tun gehabt. Dean war zwar einer der wenigen Schüler, die fliehen mussten, aber mit Hermine hatte er nie viel Kontakt gehabt.

 

Langsam wurden ihre bloßen Füße kalt. Sie würde sich lieber was anziehen, bevor sie sich erkälten würde. Es war im Nachhinein keine gute Idee von ihr gewesen, durch die Vergangenheit zu stöbern. Jetzt war sie wieder traurig. Eigentlich fiel ihr nie wirklich auf, dass sie allein war, aber heute erdrückte sie dieser Gedanke fast gänzlich.

 

Sie freute sich schon fast auf morgen und ihre banale Arbeit, die sie ablenken würde.

 

Papier knisterte unter ihren Füßen. Es war ein Brief. Sie erkannte die feine Handschrift auf der Außenseite. Es war ihre Handschrift. Mit einigen wenigen Unterschieden. Ihre Mutter hatte diesen Brief geschrieben.

 

Dort hatte sie ihr übel genommen, dass sie das Gedächtnis von ihr und ihrem Vater verändert hatte, um sie zu beschützen. Dort hatte sie sich beschwert, dass Hermine zu viel Zeit in der magischen Welt verbringen würde und niemals den Rechtsanwalt heiraten würde, den ihre Eltern für sie vorgesehen hatten.

 

Dort stand, dass sie zu selten anrief, zu selten schrieb und zu selten vorbei kam. Dort kritisierte ihre Mutter ihre Haare, ihre Ernährung und ihr ewiges Singledasein.

Es war der letzte Brief seit einer ganzen Weile. Ihre Mutter ließ sich nicht dazu hinab, sie im Kamin anzuflohen, obwohl Hermine ihr erklärt hatte, wie es funktionierte. Sie hatte sogar den Kamin ihrer Eltern extra anschließen lassen.

 

Aber sie hatten es noch kein einziges Mal probiert.

Seufzend warf sie den Umschlag auf den Haufen an Dingen, die sie aussortieren wollte.

 

~*~

 

 

Sie hatte tatsächlich von ihrer Mutter geträumt. Jetzt verfolgte sie diese auch noch. Der Tag hatte schon schlecht angefangen, denn sie hatte wieder ihre Haare begutachtete. Sie hatte sie alle in einen Zopf gebunden, aber ein paar Locken fielen ihr trotzdem wieder ins Gesicht.

 

Sie trug eine Jeans, einen Pulli und sah heute wirklich nicht so aus, als ob sie viel Wert auf ihr Äußeres legte. Aber warum auch? Sie ging schließlich nur zur Arbeit und sie würde nur Dean dort sehen und dieser wollte anscheinend auch dann mit ihr ausgehen, wenn sie nur einen Kartoffelsack anziehen würde.

 

Wieso ließ sie immer noch zu, von ihrer Mutter gedemütigt zu werden, auch wenn sie nicht in ihrer Nähe war? Und wieso nahm sie es sich zu Herzen? Sie wusste, das war reine Zeitverschwendung. Ihre Mutter nahm ihr sowieso alles Übel. Hermine vermutete, die Wurzel lag darin, dass sie den Brief von Hogwarts bekommen hatte und nicht nach Oxford gegangen war um Zahnmedizin zu studieren und den Rechtsanwalt zu heiraten.

 

Es herrschte reges Treiben im Ministerium, und sie war dankbar den vollen Aufzug verlassen zu können. Oben, eine Etage höher, musste heute wieder die Hölle los sein. Magisches Erbrecht war ein regelrechter Hexenkessel. Dort gab es immer nur Ärger und immer nur Streit. Den ganzen Tag über stampften Zivilpersonen durch die Gänge, die sich mit den Richtlinien des Ministeriums nicht abfinden wollten.

 

„Gut, dass du da bist. Holloway war gerade schon hierg, begrüßte sie Dean gestresst.

 

„Oh, gibt es wieder eine lästige Untersuchung?g, erkundigte sie sich und bereute sofort, ihre alte Jeans angezogen zu haben. Sie hängte ihren Umhang an den Haken und zückte bereits ihren Zauberstab.

 

„Ja, ich denke, wir bekommen einen Außeneinsatz aufgehalst.g Dean verzog den Mund. Er blieb lieber hier im Haus, aber Hermine mochte es eigentlich ganz gerne, die Arbeit mal woanders hin zu verlagern. „Oben ist wieder die Hölle los. Ziemlich schwierige Angelegenheit.g Er verdrehte die Augen.

 

„Weißt du schon was Genaues?g, fragte sie und blätterte durch die Anfragen, die sie heute eigentlich bearbeiten sollten. Alles langweilige Aufträge. Eine verhexte Uhr, wobei niemand genau wusste, was so gefährliches auf ihr lag. Dann noch ein altes Hochzeitskleid aus ehemaligem Todesserbesitz, vor dem die Squibtochter Angst hatte, weil sie ihre Familie durch ihren Magiestatus enttäuscht hatte, und ein Schaukelstuhl, der jeden Muggel in den Hintern zu beißen schien, der sich setzte. Dafür musste Hermine noch einen Reinblüter runter bitten, denn sie und Dean waren beide Muggel und damit konnte sie keine vernünftige These aufstellen.

 

Es gab absolut verrückte Sachen. Eine langweiliger als die andere. Aber immerhin arbeitete sie mit dem Zauberstab.

 

„Ach, mal wieder irgendeine Anwesensverkaufsgeschichte. Holloway hat nur gesagt, dass es auf uns zurück fallen wird, weil keiner sonst Lust hat, sich darum zu kümmern.g

 

„Großartig.g Hermine kannte diese Aufträge. Irgendein reicher Erbe bekam das Haus seine Eltern vererbt, die waren aber Todesser gewesen, auch wenn sich das erst später rausgestellt hatte und es jetzt niemand zu geben wollte, und dieser Erbe wollte nichts mit dem Haus zu tun haben und dann mussten die Fluchbrecher kommen, sich die Zimmer ansehen und versuchen die normalen Gegenstände von den bösen zu trennen und wieder herzustellen.

 

Bei älteren Häusern war das Gott sei Dank einfacher, denn damals hatte niemand mit Fluchbrechern gerechnet, die wirklich die Gegenstände wieder reinigen würden. Aber bei neueren Häusern war es schwieriger, weil dort die Besitzer so ziemlich alles getan hatten, um zu vermeiden, dass überhaupt jemand die Gegenstände anfasste.

 

Mit Schaudern dachte Hermine an das Haus der Blacks, das Harry vor zwei Jahren zum Verkauf freigegeben hatte. Er hatte Hermine gebeten noch einmal herzukommen und alles Unpassende zu entfernen.

 

Es war ein persönlicher Erfolg gewesen, den Stammteppich der Blacks von der Wand zu fluchen, aber es hatte sie auch zwei Wochen Recherche gekostet, überhaupt einen Weg zu finden, solche schwarze Magie zu umgehen.

 

Und das Portrait von Mrs Black hatte sie zwei Wochen lang konsequent durch den Vorhang angeschrieen, bis es Hermine mit einem Schweigefluch belegt hatte.

 

Sie hatten es mit schwerster Magie in Stücke fluchen müssen, damit das Haus überhaupt hatte verkauft werden können. Harry hatte ihr freie Hand gelassen und gesagt, sie könne alles zerstören, was sie wollte.

 

Ab und an war sogar Kreacher, Harrys und Ginnys Hauself, aufgetaucht, um das Schlimmste zu verhindern, aber Hermine hatte ihm verboten noch einmal zu kommen. Harry hatte gesagt, Kreacher hatte heimlich geweint, aber immerhin hatte er Hermine nicht noch einmal versucht zu hindern. Bis jetzt sprach er allerdings auch kein Wort mehr mit ihr.

 

Es war schon eine undankbare Arbeit. Ihr schauderte vor dem nächsten Haus, was sie entfluchen musste.

 

Diese Reinblüterfamilien schienen alle ein paranoides Völkchen zu sein. Sie hatte schon jetzt keine Lust diesen Schaukelstuhl zu testen, der sie höchstwahrscheinlich beißen würde.

 

Manchmal beneidete sie Arthur, der sich nur mit sprechenden Toastern rumärgern musste. Wieso war es nicht einfach ein sprechender Schaukelstuhl? Den würde sie sogar vielleicht mit nach Hause nehmen. Dann hatte sie ein Gesprächspartner.

 

Ein paar Memos flogen über ihre Köpfe hinweg. Ein paar hatten sich verflogen, aber eins landete auf ihrem Schreibtisch.

 

„Ich denke mal, hier kommt unser Auftrag.g Dean seufzte. Das waren wieder einmal zwei Wochen Zeitaufwand. Hermine entfaltete das Memo und es war wie ein kalter Schlag in ihre Magengrube.

 

Malfoy Manor zum Verkauf vorbereiten.

Vielen Dank, Holloway

 

„Und, viel Aufwand?g, fragte Dean über die Schulter, während er die Tür zum Lager öffnete, um die Standuhr näher zu betrachten.

 

„Ich fürchte schong, erwiderte sie trocken. Sie hoffte nur, das Haus war bereits verlassen. Sie hoffte es wirklich. Sie würde liebend gerne hundert beißende Schaukelstühle entfluchen, wenn sie dafür nur in ein leeres Herrenhaus müsste. Sie flehte fast.

 

 

Teil 3

 

 

„Wenn Sie vielleicht nicht gleich alles kaputt schmeißen würden, wäre ich Ihnen wirklich dankbarg, schnarrte seine Stimme, während er zum hundertsten Mal den Zauberstab durch die Luft peitschen ließ und den unausgesprochenen Reparo anwandte.

 

Die magischen Packer warfen ihm einen gereizten Blick zu.

 

„Ich meine, ich bezahle Sie mit meinen Galleonen, nicht wahr? Kann ich da nicht auf ein bisschen mehr Service hoffen? Und ich habe Ihnen doch gesagt, das Portrait soll von der Wandg, fügte er zornig hinzu und strich sich die blonden Haare aus der Stirn.

 

„Tut uns leid, Mr Malfoy, aber das Bild geht nicht von der Wand.g

 

„Was soll das für eine Antwort sein? Es geht nicht von der Wand? Das ist nicht mal ein vollständiger Satz. Haben Sie Probleme Englisch zu sprechen, guter Mann? Oder sind Sie einfach unfähig?g Der Packer schwieg daraufhin und verschwand aus der Halle.

 

Das war auch besser für ihn. Draco hatte jetzt bestimmt schon fünf Männer entlassen, weil sie nicht effizient genug arbeiteten. Jetzt zu diesem verfluchten Bild.

 

Mit dem Zauberstab versuchte er es zu bewegen. Es bewegte sich nicht.

 

Mobiliusg, knurrte er laut. Er hasste es, Formeln laut zu äußern. Es blieb, wo es war. Oh nein, das würde sein Vater nicht schaffen. Ganz bestimmt nicht!

 

Destructo!g Der Zauberstab knallte durch die Luft. Das Bild wurde schwarz und dann verpuffte der Rauch und es hing unversehrt an der Wand. Großartig. Aber er nahm an, die Fluchbrecher würden bald da sein. Er hatte die zweifelhaften Gegenstände bereits in das Studierzimmer seines Vaters geräumt. Er bezweifelte, dass dumme Fluchbrecher überhaupt etwas ändern konnten, aber er würde ihnen die Chance lassen.

 

Ansonsten musste die nächste Familie eben mit dem Malfoy Familienportrait leben. Es war eine Scheußlichkeit. Seine Mutter hatte milde lächelnd die Hand auf die Schulter ihres Sohnes gelegt, während sein Vater hinter ihnen stand und sie erhaben überragte. Wie sehr er dieses Bild verabscheut hatte.

Eigentlich zeigte dieses Bild alles, was falsch lief.

 

Er sah selber reaktionäre Unzulänglichkeit. Bei Merlin, wie hatte er das Haus einst geliebt. Es fiel ihm nicht schwer, Lucius dafür noch ein kleines bisschen mehr zu verabscheuen.

Hinter sich hörte er ein Räuspern und seine Mundwinkel zuckten schon wieder in gereizter Manie, die er nicht mehr abstellen konnte. Menschen widerten ihn an.

 

„Ahem, Mr Malfoy, vielleicht werfen Sie einen Blick hier drauf?g Einer der Männer kam wieder in die Halle geschlurft und kratzte sich am Kopf. Sein Zauberstab dampfte am vorderen Ende und er wirkte etwas überrumpelt.

 

Draco folgte dem Mann mit Wut im Bauch. Es lag nicht nur an diesen Idioten, die er eingestellt hatte, dass er wütend war. Nein, es lag auch an der Tatsache, dass es ihm schiere Bauchschmerzen verursachte, in diesem Haus sein zu müssen. Als wäre er zornig auf jede Stufe, stapfte er hinter dem Mann her, der vor ihm immer schneller wurde.

 

„Ich hoffe, Sie haben nicht schon wieder etwas fallen gelassen.g Der Mann schüttelte nur den Kopf. Es gefiel ihm allerdings, grob und unhöflich zu den Arbeitern sein zu können. Er folgte ihm ins Schlafzimmer seiner Mutter. Es sah nicht viel anders aus, dabei war seine Mutter seit einer Ewigkeit nicht mehr hier gewesen.

 

„Diesesc Gerät lässt sich nicht anfassen.g Der Mann schien langsam ungehalten zu werden. Draco folgte dem Blick des Mannes. Sein Blick klärte sich augenblicklich.

 

„Ich verstehe. Wissen Sie, dass ist eine Hauselfenpeitsche.g Er ließ das Wort kurz wirken. Der Mann reagierte genauso wie Draco er sich erhofft hatte. Verblüffender Abscheu. „Mein Großvater hat sie eigens anfertigen lassen und nur Blutsverwandte dürfen sie berühren um damit ihre Untergebene auszupeitscheng, fuhr er fort und genoss, dass sich sein Gegenüber unangenehm berührt am Nacken kratzen musste. Noch während er sprach, wurde ihm klar wie lächerlich und krank ein solcher Gegenstand war. Draco seufzte.

 

„Ich bringe sie zu den anderen Gegenständen.g Er nahm das Stück Leder von der Wand. Die Packer zuckten zusammen, aber natürlich passierte nichts. Seine Mutter war ein verrückter Mensch, überlegte Draco. Dass sie dieses Ding tatsächlich behalten hatte. Aber das wäre nur ein weiterer Gegenstand, der entflucht und weggeschmissen werden würde.

 

Eigentlich hatte er gedacht, Lucius wäre so klug gewesen und hätte die dümmsten Gegenstände entsorgt, aber es kam langsam ein ganzes Sammelsurium an schwarzmagischen Gegenständen zusammen. Er hoffte nur, es würde ihn nicht so viel kosten.

 

Er hielt inne. „Wahrscheinlich werden Sie auch Probleme mit dem Bett haben. Lassen Sie es einfach, wo es ist. Ich kümmer mich später darum.g Misstrauisch begutachteten die Packer das Bett. Draco machte sich nicht die Mühe zu erklären, dass es wahrscheinlich auch an die Stelle gebunden war, wo es stand.

 

Er sollte das Haus möbliert verkaufen. Das wäre wesentlich einfacher.

 

„Hallo, ist jemand hier?g Er seufzte. Noch mehr Menschen, die wahrscheinlich glaubten, sie hätten irgendein Mitspracherecht. Wie viele magische Makler bereits ein und aus gegangen waren. Draco konnte sich anscheinend nicht heiser genug schreien. Als hätte er keine Arbeit. Als hätte er den ganzen Tag Zeit, sich mit diesem Todesserloch rumzuärgern.

 

Wütend eilte er die Treppe hinunter, übersprang die knarrende Stufe und begann langsam unter dem Umhang zu schwitzen. So viel Arbeit hatte er gar nicht leisten wollen. Gleich würde er sich noch ausziehen und mit anpacken, wenn die Arbeiter ihn noch einmal nervten.

 

„Ja?g Höflichkeit gehörte nicht zu seinen Tugenden. Der junge Mann dürfte sein Alter sein. Höflichkeit war also nicht angebracht.

 

„Hallo, Dean Thomas, von der Fluchbanner Abteilung. Sie haben uns für heute bestellt, richtig?g Draco musterte ihn. Dean Thomas, Kräuterkunde. Ja, er erinnerte sich. Die Peitsche lag ruhig in seiner Hand. Thomase Blick verfing sich daran. Draco überlegte, wie weit er über diesem Muggel stand, aber für Machtspiele hatte er jetzt keine Zeit und ihm fehlte auch die rechte Lust.

 

„Oh, ich musste die Arbeiter maßregeln. Es ist so schwer gutes Personal zu finden.g Er schmunzelte über seinen Scherz, aber Thomas räusperte sich nur. „Denken Sie, ich würde das tun, Mr Thomas?g Der Mann vor ihm betrachtete ihn unschlüssig. Wahrscheinlich überlegte er, ob es weiser wäre zu schweigen.

Draco war schon jetzt von ihm gelangweilt.

 

Eigentlich ließ er sich gerne von einer solchen Vergangenheit einholen, besah sich die Leute von früher und überlegte, ob er es besser getroffen hatte. Meisten vertrat er diese Ansicht. Aber das konnte auch daran liegen, dass er sowieso gegenüber den meisten Menschen erhaben war. Wahrscheinlich glaubte Thomas alles, was man ihm erzählte. „Sind Sie allein?g, fragte er jetzt und verwarf schließlich den Gedanken, mit dem Jungen vor ihm zu spielen.

 

Ein Muggel im Haus. Lucius wandte sich hoffentlich in seinem Grab.

 

„Ahem, nein, meine Kollegin ist bereits in diesem Zimmer. Wir dachten, dort sind die kritischen Gegenstände.g Das gefiel ihm nicht.

 

„Ich möchte in Zukunft nicht mehr, dass sie unaufgefordert die Räume betreten, Mr Thomas. Denken Sie, das ist Ihnen möglich?g Irgendwas war da in Thomase Gesicht. Draco nahm an, es handelte sich um den allgemeinen Gryffindor-Slytherin Hass, der eigentlich überall präsent war, wenn zwei solche Parteien aufeinander trafen. Es passte einfach nicht gut.

Oder es lag einfach nur an der Tatsache, dass Draco reich war und einen Muggel für sich arbeiten lassen konnte.

 

„Sicherc Mr Malfoyg, erwiderte dieser und Draco erwartete schon, dass er sich auflehnen würde. Er hatte Thomas nie leiden können. Draco hatte keine Lust mehr, seine Zeit zu verschwenden und schritt an Thomas vorbei ins Studierzimmer.

 

„Hören Sie, es gibt anscheinend auch Probleme mit dem Portrait in der Halle. Es kommt nicht von der Wand und ich bin mir nicht sicher, ob Sie es bewältigen können.g Seine Stimme kühlte merklich ab. Er sah die reine Unprofessionalität vor sich.

 

Er hasste es, sich mit solchen Leuten abgeben zu müssen.

Sie hätten ihm auch Trolle schicken können. Denen traute er ähnlich viel Verstand zu, wie dem Tölpel Thomas und dieser Urzeitgestalt, die wohl überhaupt nichts auf ihr Äußeres gab, soweit er das beurteilen konnte.

 

Die Frau, die unhöflicherweise kopfüber in einer der Kisten gesteckt hatte, erstarrte kurz. War sie etwa taub? Musste das Ministerium seine Quote an minderbemittelten Zauberern erfüllen? Und mussten die ausgerechnet zu ihm geschickt werden? Merlin, er hasste die Inkompetenz. Wenn er nurc-

 

Sie streckte plötzlich den Rücken durch. Seine Bauchschmerzen verstärkten sich ungemein und völlig selbstverständlich. Er musste kurz einatmen, damit er denken konnte. Vielleicht war es nur in seinem Kopf, aber er hörte ein beständiges Summen in den Ohren. Er nahm an, es war die Wut. Entweder das oder Luciuse gnadenloser Zorn.

 

Sie musste es ja geradezu lieben hier in diesem Haus zu sein, überlegte er bitter und ordnete seine Züge wieder. Schnell hatte er jedes Detail aufgenommen. Sie sah aus wie immer. Schlecht gekleidet, das Gesicht undurchschaubar – aber sie wirkte nicht so überlegen, wie er sie glaubte, in Erinnerung zu haben. Aber das konnte sie sich ja wohl auch schlecht leisten.

Erhabenheit forderte auch eine gewisse Ausstrahlung. Und die konnte ein Schlammblut wohl eher nicht besitzen.

 

Hätte er sie doch sterben lassen. Emotionen waren der Feind der Rationalität.

Und sie war es bei weitem nicht wert, dass er sich aufregte.

 

Kurz herrschte eine unangenehme Stille und er beschloss, das einfachste zu tun, was ihm einfiel. Er würde sie einfach nicht erkennen. „Haben Sie gehört, was ich gesagt habe? Sie kommen doch vom Ministerium? Oder durchwühlen Sie meine Kisten aus Spaß?g

 

Gott, sie sah ihn an, als wüsste sie nicht, ob sie den Zauberstab ziehen oder das Zimmer verlassen sollte. Er brauchte dringend was zu Trinken. Und er wollte jetzt noch weniger hier bleiben. Das musste sein Glück sein. Er hatte gewusst, es würde ein beschissener Tag werden.

 

„Nein, ich habe Sie verstanden.g Er hatte damit gerechnet – nein, beinahe gehofft – dass ihre Stimme dünn und angsterfüllt klingen würde. Aber diesen Gefallen tat das Miststück ihm nicht. Sie schien sich ebenfalls dafür entschieden zu haben, ihn einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen. Es machte ihn wütend. „Ein Portrait?g, fuhr sie dann unbeeindruckt fort. „Sind Sie bereit zu unterschreiben, dass wir es auf jedem möglichen Weg entfernen können?g Es schien eine Routine-Frage zu sein. Anscheinend hatten sie im Ministerium öfters Probleme mit solchen Bildern. Er hoffte ernsthaft, dass es Granger zusetzte.

 

„Was soll das heißen? Dass sie es von der Wand hacken können, wenn Sie wollen?g, fragte er und überlegte schon, ob die Wand Schaden nehmen könnte. Mit ihr zu sprechen erfüllte ihn nicht gerade mit Freude.

 

„Nicht direkt. Aber wollen Sie es noch aufhängen, wenn wir es von der Wand schaffen, oder nicht?g Ärger zuckte über sein Gesicht. Sie war wirklich gut. Hätte er mehr Zeit, würde er sie vor seine verdammte Tür setzen und sich andere Leute hierfür holen. Aber er hatte keine Zeit.

 

„Was denken Sie?g, knurrte er und ihr Blick härtete sich ebenfalls. „Möchte ich ein Bild von meinem tyrannischen Vater über mein Bett hängen? Nein, ich denke nicht, Ms Granger.g

 

Fuck.

 

Jetzt hatte er doch ihren Namen gesagt. Wenn sie es gemerkt hatte, dann ließ sie sich jedoch nichts anmerken. Ärgerlich ballte er die Hände zu harten Fäusten.

 

Egal. Was interessierte ihn schon, was sie dachte. Er würde sie höchstwahrscheinlich nur für ein paar Tage sehen und dann war sie wieder eine Übelkeit erregende Erinnerung, die in seinen Albträumen auftauchte, die er von Jahr zu Jahr mal hatte.

 

„Gut, dann werden wir es zerstören.g Sie überging, dass er ihren Namen gesagt hatte.

 

„Lassen Sie die Wände ganz, sonst wird es schwer das Haus zu verkaufen.g Er sah, dass sie am liebsten die Augen verdrehen wollte. Sie hatte die Hände ebenfalls zu Fäusten geballt. Ihr Wust an Haaren war länger geworden, aber ansonsten erkannte er tatsächlich keine Veränderung.

 

Man sollte meinen, sie hätte etwas mehr Respekt vor ihm.

 

„Was ist das?g Er konnte an ihrer Stimme schon erkennen, dass sie seine Erklärung ablehnen würde. Er öffnete den Mund. Ihm fiel wieder ihre seltsame Einstellung gegenüber Hauselfen ein und er bereute schon fast, die Peitsche vom Haken genommen zu haben.

 

„Dasc das ist eine Peitscheg, erklärte er deshalb wage und betrachtete ihre Züge.

 

„Das sehe ich.g Ach, was stellte er sich so an? Es war egal. Vor ihr musste er sich nicht rechtfertigen.

 

„Das hier ist eine Hauselfenpeitsche, Ms Granger. Haben Sie etwa noch nie etwas von einem solchen Gegenstand gehört?g Kurz entglitten ihre Züge und sie starrte ihn angewidert an. Sie fing sich erstaunlich schnell, was er wirklich bedauerte.

 

„Und ist sie noch inc in Gebrauch oder gehört sie zu den Gegenständen, die entflucht und vernichtet werden sollen?g Sie funkelte ihn wütend an, als hätte er gerade eben noch eine Elfe damit ausgepeitscht. Gott, er hasste diese Person.

 

„Wissen Sie, ich bin mir noch nicht ganz schlüssig. Vielleicht habe ich noch Verwendungg, erwiderte er relativ gelassen, nur um mit Genugtuung zu sehen, wie ihre Nasenflügel vor Wut flatterten. Er war absolut bereit sich auf einen Streit einzulassen und diese Frau dann zu verklagen.

 

„Ahag, würgte sie schließlich hervor und schien sich wieder in den Kopf zu rufen, dass sie hier für ihn arbeitete und ihr keine Meinung zustand. Gut für sie. „Legen Sie sie bitte zu den übrigen Sachen.g Sie wollte sich abwenden. Widerwillig legte er sie auf den Schreibtisch. Es war albern, sie zu behalten. Das wusste er selber.

 

„Diese Peitsche lässt sich nur von den Familienmitgliedern anfassen und es dürfte Sie etwas an Aufwand kosten, den Zauber rückgängig zu macheng, fügte er jetzt hinzu. „Außerdem gibt es oben wohl noch Probleme in den Schlafzimmern mit den Betten, die sich auch nicht einfach entfernen lassen werden.g

 

„Wieso schreiben Sie mir nicht einfach eine Liste?g, gab sie gereizt zurück. Er hatte es ihr doch wohl gerade erklärt. War sie schwer von Begriff? Dämliches Miststück. Wollte sie ihn ärgern?

 

„Weil Listen schreiben eine Muggelarbeit ist.g Gott, er benahm sich kindisch, er hörte es selber. Aber er konnte es nicht verhindern. Sie wandte sich erneut ihm zu.

 

„Hören Sie, Mr Malfoy, wieso verschwinden Sie nicht einfach? Das ist nicht der erste Job, den mein Kollege und ich machen. Wir brauchen ihre Hilfe hier nicht.g Gut. Das war ihm nur recht. Ihr Anblick erweckte in ihm sowieso nur Übelkeit.

 

„Wenn Sie etwas kaputt machen, was nicht zu Ihrem Gebiet gehört, dann werde ich es in Ihre Rechnung stelleng, war alles, was er mit einem kühlen Lächeln sagte, ehe er das Studierzimmer verließ. Er konnte es mittlerweile kaum noch erwarten in sein ruhiges Büro zurück zu kehren.

 

 

~*~

 

 

Ihre Hände zitterten vor Wut, noch lange als er schon gegangen war.

 

„Hermine, alles in Ordnung?g, fragte Dean, der sich schon die ersten Gegenstände aus der Kiste gezogen hatte.

 

„Sicherg, gab sie tonlos zurück. Was sollte auch nicht in Ordnung sein? Sie musste nur das Haus des Mannes aufräumen, der ihr Leben gerettet hatte. Sie musste ja bloß seinen Dreck für ihn wegräumen.

 

„Warum verkauft er wohl das Haus? Ich meine, so etwas Altes findet man doch kaum in England.g

 

„Ich weiß es nicht und es ist mir auch egal, Deang, entgegnete sie knapp.

 

„Sieh dir das mal an.g Sie wandte sich widerwillig den Gegenständen zu.

 

Dean zeigte auf eine flache kleine Samtschatulle. Hermine ahnte Schlimmes. Dean öffnete sie, nach dem sein Zauberstab keine tödliche Gefahr anzeigte, die von der Schatulle ausging.

 

Innen lag ein feingearbeiteter Kamm.

 

„Nicht anfassen, Dean!g, rief sie, aber Dean hatte ihn bereits aus der Schatulle genommen.

 

„Schon gut, Hermine. Ich denke, es passiert nichts, wenn man ihn nur hält.g Hermine kam ein seltsamer Gedanke.

 

„Kennst du die Geschichte von Schneewittchen, Dean?g, fragte sie leise, als ob der Kamm sie hören konnte. Dean nickte plötzlich.

 

„Du denkst, er ist tödlich?g Fast klang er belustigt.

 

„Ich möchte es nicht ausprobiereng, erwiderte sie angewidert und Dean legte ihn zurück.

 

„Wir werden ihn untersuchen und dann entscheiden, was wir tun. Verrückte Sachen. Was willst du wegen der Peitsche machen?g

 

„Ich denke, wir müssen den Bluttest umgehen, den der Gegenstand von sich aus macht und dann können wir den Fluch lösen.g

 

„Wäre es nicht einfacher, wir sagen Malfoy, was er tun muss und dann löst er den Fluch? Du weißt doch, wie anstrengend diese Bluttests zu umgehen sind.g Das ging ihr gegen den Strich.

 

„Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Wir haben das schon oft gemacht.g Alles in ihr sträubte sich, wenn sie nur daran dachte auch nur ein einziges Wort an diesen Mann wenden zu müssen.

 

„Ja, aber da waren die meisten Blutverwandten auch tot und konnten uns nicht helfen. Das erspart uns bestimmt zwei Tage Aufwand, nur wegen so einem blöden Gegenstand.g

 

„Schön. Du kannst ihn ja frageng, gab sie sich geschlagen und hoffte, Malfoy würde ablehnen.

 

„Sollten wir uns den Rest des Hauses ansehen?g

 

„Ich würde vorschlagen, wir gucken, ob wir das Bild noch von der Wand bekommen, ehe wir Feierabend haben.g Dean nickte.

 

„Gut. Ich liebe es, die alten Bilder zu zerstören. Es hat was befreiendes, findest du nicht?g Hermine war sich da nicht sicher. Wahrscheinlich wäre es schon ein gutes Gefühl, Lucius Malfoy ins Gesicht zu fluchen, aber sie wäre lieber schon fertig hier. Das erste Mal fiel es ihr wirklich schwer, objektiv zu bleiben.

 

Sie gingen raus in die ausladende Halle. Das Bild nahm bestimmt den halben Platz der gegenüberliegenden Wand ein. Lucius guckte überlegen auf sie hinab, als wüsste er genau, dass sie das Bild niemals von der Wand bekommen würden.

 

Das packte jedoch ihren Ehrgeiz.

 

„Halten Sie Ihre Haare fest, Mr Malfoyg, murmelte sie als sie ihre Ärmel zurückschlug und den Zauberstab zückte.

 

 

 

Teil 4

 

Es gab kaum einen Gegenstand, den sie nicht als höchste Sicherheitsstufe eingeordnet hatten. Was da bei den Malfoys rumflog, das waren Mordinstrumente. Der Kamm war tatsächlich das, was sie vermutet hatten und Hermine kam nicht von dem Gedanken los, das er durchaus Teil des Märchens von den Gebrüdern Grimm war.

 

Die Spitzen waren getränkt in dem stärksten Gift, das zurzeit auf dem magischen Schwarzmarkt aufzutreiben war. Es wurde Klarer Tod genannt, weil man es nicht sehen konnte. In die Blutbahn gelangte es über die Haarwurzeln und nach weniger als einer Minute verstopfte es die Poren und die Haut erstickte schließlich. Es war ein qualvoller, aber schneller Tod.

 

Auch das alte Fotoalbum, mit Bildern der Ahnen war nicht für fremde Hände bestimmt gewesen. Es wurde viel mit dem Bluttest gearbeitet und sie hatte darauf bestanden, Malfoy nicht anzurufen, sondern es selber zu versuchen.

 

Aber selbst sie sah ein, dass es einfacher sein würde, mit Malfoy zusammen zu arbeiten. Immerhin hatten sie schon ein winziges Bisschen des Portraits entfernt. Das war eine heidenarbeit. Sie mussten den Fluch umgehen, den Lucius Malfoy auf den Rahmen gelegt hatte, um zu verhindern, dass das Bild bewegt wurde. Sie konnte also keinen Bewegunsgzauber einsetzen, sondern mussten sich von innen vorarbeiten. Da der Zauber sich auf die gesamte Wand beschränkte, blieb ihnen nichts anderes übrig, als Teile der Wand einfach aus zu tauschen. Das mussten sie auch noch mit Malfoy besprechen.

 

Sie hatten bisher Millimeter für Millimeter bearbeitet. Es verlangte tatsächlich die Kraft von zwei Zauberern um überhaupt die Farbe des Bildes beeinflussen zu können. Es wäre wesentlich einfacher mit einem Schockzauber die Wand zum Einsturz zu bringen. Wahrscheinlich mussten sie mit Dämonsfeuer arbeiten, um das Bild dann schließlich komplett zerstören zu können. Und sie erinnerte sich noch lebhaft an den Raum der Wünsche, den sie mit diesem Feuer in Schutt und Asche gelegt hatten.

 

Sie mussten also draußen arbeiten. Sie hoffte wirklich, dass sie ihn zwei Wochen fertig sein würden. Ansonsten mussten sie über Weihnachten Pause machen und tatsächlich noch einen weiteren Monat einplanen.

 

Darauf hatte sie keine Lust. Es zerrte sowieso schon an ihren Nerven überhaupt jeden Tag in dieses Haus kommen zu müssen. Bisher hatten sie einen Kamm entflucht, eine Sammlung alter Münzen, die Malfoy eigentlich verkaufen wollte, die sich aber nicht anfassen ließen und zwei Zentimeter von einem Bild entfernt.

 

Es lief nicht gerade wie am Schnürchen, aber das lief es bei diesen Häusern nie. Heute würden sie sich das Bett vornehmen. Denn Hermine hatte sich mit diesen Mistviechern bereits beim Verkauf des Black Hauses rumgeärgert. Auch dieses Bett hatte die Toujour Pur Gravierung und die kannte sie nur zu gut. Anscheinend war es ein Erbstück gewesen, das Narzissa Malfoy an sich gerissen hatte.

 

Ein Monster von einem Bett. All diese schwarzmagischen Gegenstände schienen einen eigenen Willen zu besitzen. Hermine würde Albträume bekommen, müsste sie tatsächlich in so einem Bett schlafen.

 

„Ich werde Malfoy anfloheng, teilte Dean ihr mit, der bereits seine Ausrüstung geschultert hatte. Ihm machte es doch mehr Spaß als ihr, obwohl er so ungern das Büro verließ.

 

„Heute schon?g, fragte sie und versuchte sich das Unbehagen nicht anmerken zu lassen.

 

„Na, je eher desto besser. Außerdem müssen wir ja irgendwas entscheiden. Wir können das Bild ja nicht einfach hängen lassen.g Ihrer Meinung nach, wäre das kein Problem. Aber sie wusste, Dean hatte recht.

 

Sie war schon froh, dass er sie nicht darum bat, dass sie mit Malfoy Kontakt aufnahm. Sie war Dean außerdem dankbar, dass er nicht wirklich über ihren Auftraggeber sprach. Sie war sich sicher, er kannte die Geschichte. Sie war damals wochenlang in der Zeitung gewesen.

 

Todessererbe rettet Muggelstämmige und tötet eigenen Vater. Ein heroischer Tatsachenbericht.

 

Sie hatte es nicht mehr hören können. Sie schüttelte sich. Hoffentlich hatte Malfoy keine Zeit.

 

 

~*~

 

 

„Mr Malfoy, haben Sie eine Minute?g

 

„Bartley, ich lasse mich nicht auf die Klausel ein. Wo kämen wir denn hin, wenn wir jedem kleinen Kesselflicker gestatten würden, Blasen als Versicherungsgrund anzugeben?g Seine Feder kratze gereizt über das Papier. Bartley schüttelte den Kopf.

 

„Das Ministerium hat uns angefloht. Ihre Fluchbanner benötigen Ihre Hilfe, Sir. Anscheinend müssen Sie ein paar Entscheidungen treffen. Ich möchte wirklich nicht in Ihrer Haut stecken.g Draco Malfoy wollte selber nicht in seiner Haut stecken.


„Muss ich wirklich darauf eingehen? Ich habe diese Leute engagiert. Das heißt doch eigentlich, dass sie die Arbeit machen müssen, oder nicht?g Bartley lächelte entschuldigend. Eigentlich hatte er gar nicht mehr mit seinem verblödeten Partner gesprochen.

 

„Ich bin nur der Überbringer. Außerdem haben Sie in zwei Stunden den Termin mit Mr Fudge.g Draco verzog den Mund. Fudge wurde noch zu seinem besten Klienten. Wogegen der sich alles hatte versichern lassen, war kaum noch zu tragen. Selbst wenn er stolpern würde, hätte er gleich die magische Gerechtigkeit im Rücken sitzen. Draco sah manchmal ein, dass es vielleicht ein Betrug an der Gesellschaft war, denn die Reichen lagen hier klar im Vorteil, aber er würde garantiert kein schlechtes Gewissen bekommen.

 

„Ich denke nicht, dass ich Zeit haben werde nach Malfoy Manor zu apparieren. Denken diese Leute, ich hätte nichts zu tun? Unmöglich.g Bartley räusperte sich schließlich.

 

„Sagen Sie, stimmt es, dass Ms Granger mit diesem Fall betraut wurde?g Sein Blick spießte seinen Kollegen beinahe auf.

 

„Ja, wieso?g, knurrte er gefährlich leise, und wäre Bartley auch nur ein Hauch sensibler, wüsste er, dass genau jetzt der Moment gekommen war, in dem es am klügsten wäre, sich zu verpissen und den Mund zu halten.

 

Aber Bartley war dumm.

 

„Na, das muss für Sie doch ein Genuss sein. Sie dürften sich vor Dankeskarten kaum retten können, nicht wahr? Arbeitet sie eigentlich umsonst?g Ganz falsches Thema. Ganz schlechter Zeitpunkt. Er würde bestimmt nicht darauf eingehen.

 

„Ich hatte wirklich nichts damit zu tun. Das Ministerium scheint im Moment nur diese Fluchbanner zur Verfügung stellen zu wollen. Es ist mir absolut egal.g Das schien Bartleys Fragendurst dämpfen. „Hätte sich ein Strafgefangener angeboten, hätte ich ihn vorgezogen.g Bartleys Grinsen verblasste augenblicklich. „Ms Granger ist mir gleichgültig und ich würde Dankeskarten sowieso nicht annehmen.g Bartley nickte schließlich.

 

„Sicher, Mr Malfoy. Ichc muss wieder an meinen Schreibtisch. Die Arbeit ruft.g Dracos Feder durchstach das Papier. Zornig griff er nach seinem Zauberstab. Dieser Bartley regte ihn auf. Und natürlich würde er ganz bestimmt nicht ins Herrenhaus kommen. Er hatte genug zu tun.

 

Er erhob sich auf warf das schwarze Pulver in die Flammen.

 

„Malfoy Manorg, sagte er mit deutlichem Widerwillen und beugte sich hinunter.

 

Sein Sichtfeld wurde klarer und das Drehen hörte augenblicklich auf. Er war im Studierzimmer seines Vaters angekommen, aber niemand war dort.


„Hallo? Mr Thomas?g, rief er in das Leere Zimmer und konnte nicht verhindern, seine Geduld zu verlieren. Verwirrt sah er sie ins Zimmer kommen. Sie hatte die Haare wieder zusammen gebunden und trug Kleidung, die er nur als leger bezeichnen konnte. Und dann wäre er noch höflich.

 

„Mr Thomas ist gerade obeng, bemerkte sie spitz, ehe sie sich widerwillig vor den Kamin setzte.

 

„Ich wollte Ihnen mitteilen, dass ich es nicht schaffen werde, zum Herrenhaus zu kommen.g Ihr Mund öffnete sich und sie blickte über die Schulter. Anscheinend überlegte sie, ob sie Thomas nicht doch holen sollte.

 

„Aberc wir brauchen ihr Einverständnis die Wand abzureißen und Dämonsfeuer im Garten zu verwenden. Außerdem sind so viele Gegenstände mit Blutsüberprüfung belegt, dass es schneller gehen würde, wenn Sie uns helfen würden.g Er konnte den Abscheu in ihrem Blick sehen und wusste, sie ärgerte sich darüber, dass er nicht einwilligte zu kommen. Oder darüber, dass sie mit ihm sprechen musste.

 

„Sie wollen meine Wand einreißen?g, erkundigte er sich spöttisch. „Ich dachte, das wäre nicht nötig.g Sie schien es nicht zu mögen, dass sie sich in etwas geirrt hatte. Das kam ihm noch sehr vertraut vor.


„Ist es nun aber doch. Die Maßnahme muss sich eben den Begebenheiten anpassen.g Sie verschränkte die Arme, als würde sie sich für einen Streit wappnen. Ganz bestimmt nicht. Nicht mit dem Kopf im staubigen Kamin.

 

„Ich habe hier zu arbeiten. Meinetwegen reißen Sie die verfluchte Wand ein und passen Sie auf mit dem Dämonsfeuer.g Er dachte kurz an Crabbe. Und an die Blamage, die er auf Potters Besen erlebt hatte, als er sich tatsächlich von ihm hatte retten lassen müssen. „Ist es wirklich notwendig dieses Feuer zu verwenden?g Hätte er gewusst, dass es so viel Aufwand ist, ein blödes Haus zu verkaufen, dann hätte er sich nicht darauf eingelassen. Dann hätte er es einfach abgebrannt.

 

„Das Bild kann auch hängen bleibeng, gab sie gereizt zurück, mit einem Unterton, den er nicht ganz zuordnen konnte.

 

„Wie lange werden Sie mich damit nerven?g, fragte er jetzt sachlich und sie verdrehte tatsächlich die Augen.

 

„Es ist Ihr Projekt, Mr Malfoy.g

 

Es verstrichen einige Sekunden.

 

„Gut, schön. Sie scheinen keine Ruhe zu geben. Ich werde sehen, dass ich vor vier noch vorbei komme. Versprechen kann ich nichts, denn im Gegensatz zum Ministerium muss ich meine Arbeit allein erledigen und kann meine Klienten nicht zwingen ihre Verträge selber aufzusetzen.g Er zog seinen Kopf aus den Flammen, ehe Granger zum Protest ansetzen konnte.

 

Es war als schnüre ein dickes Band seine Kehle zu. Das lag an ihr, das lag an dem Haus, das lag an so ziemlich allem, was mit seiner ganzen Vergangenheit zu tun hatte.

 

Und dann hatte er noch seine ganze Scheidung zu verarbeiten, was ihm ziemlich ungelegen kam. Es kostete nur wieder noch mehr Gold. Vielleicht bekam er doch noch ein Geschwür, er sollte sich im Mungo durchchecken lassen. Nur zur Vorsicht.

 

 

~*~

 

Hermine hatte Dean von ihrem Gespräch erzählt. Er bereitete alles zum Abriss der Wand vor.

 

„Gut, ich wusste, dass er zustimmen würde.g Sie fixierte ihn wütend.

 

„Dann hättest du ihm das ja wohl vorher erklären können.g Er wandte sich um.

 

„Hermine, ich hatte schon mit seiner Firma gesprochen. Was kann ich dafür, dass die nicht sauber arbeiten?g Sie wusste, sie musste es nicht an Dean auslassen, aber sonst war je niemand hier in diesem Haus.

 

„Ich wollte nicht mit ihm sprechen, und jetzt gibt er mir die Schuld, dass wir unsere Arbeit nicht machen würden.g Dean setzte zum Protest an, verkniff sich dann aber doch seine Worte. Er reichte ihr den Zauberstab.

 

„Ich schlage vor, wir reißen die Wand ein und dann können wir uns bei einer Tasse Tee weiter streiten, ok?g Sie hasste es, wenn er nett zu ihr war, wenn sie sich mal wieder furchtbar benahm.

 

„Fein.g Sie griff ihren Zauberstab und warf der Wand einen misstrauischen Blick zu. Es war nur eine Wand. Sie würde es schon hinbekommen. Es war nicht die erste Wand, die sie ersetzten.

 

Die Zauberstabbewegungen waren kompliziert und sie mussten sie auch noch synchron ausführen. Dazu kam die lateinische Formel der Zerstörung, die mit diesem Spruch sogar hergeleitet wurde. Formelentstehung war auch ein spannendes Gebiet gewesen, aber sie beschäftigten sich damit nur am Rande.

 

Die normale Destructo Formel war nur das simple Ende und hatte nicht die Durchschlagkraft, die die ursprüngliche Formel hatte. Es war, als hätten es sich die Hexen und Zauberer über die Jahrhunderte leicht gemacht und verwendeten nur noch die einfachsten Formen der Zauberei.

 

Jetzt kam es also auf Genauigkeit an. Dean hatte sich die Formel noch aufschreiben müssen. Hermine hasste es, wenn sie nicht alles auswendig konnte, deswegen brauchte sie keinen Zettel.

 

Die lateinischen Worte wurden durch das drohende Donnern noch unterstützt. Es war schwer den Zauber nur auf eine bestimmte Fläche zu beschränken und schon nach einer halben Minute war Hermine am Schwitzen. Vor allem mussten sie beständig die Worte wiederholen, denn der Fluch verlor nur langsam seine Wirkung.

 

Schließlich mit einem dröhnenden Donnern zersplitterte die Wand. Sie war nicht tragend und sie brach auch nicht vollkommen, aber die Mitte brach heraus. Das Bild riss auf. Blaue Funken sprühten über den Boden. Der Fluch war freigesetzt und konnte sich nun hat nichts mehr binden. Es war schön, wenn Flüche sich auflösten.

 

Die Wand war jetzt frei, nur die Bruchstücke des riesigen Gemäldes glommen noch in schwachem blauem Licht. Die Halle versank in Asche und Staub der Jahrhunderte alten Wand.

 

„Malfoy wird sich freueng, rief Dean jetzt hustend und Hermine verschlug der Atem. Hunderte an Goldbarren waren aus der Wand gefallen. Anscheinend eine kleine Vorsorge von Lucius oder seinem Vater oder dessen Vater.

 

Dean bückte sich erfreut. „Meinst du wir kriegen eine Art Finderlohn?g Hermine konnte nicht sprechen. So viel Gold. Das würde Malfoy wahrscheinlich alles in ein Verlies nach Gringotts schaffen. Sie würden definitiv keinen Finderlohn bekommen.

 

Noch bevor sie reagieren konnte, wog Dean bereits einen der Barren in der Hand. Normalerweise wäre es ihr egal gewesen, aber hier in dieser Umgebung kam ihr alles gefährlich vor. Und sie lag richtig. Deans Gesicht verzog sich schmerzhaft.

 

„Was zurcg Er warf den Barren von sich, doch seine Hand begann bereits Blasen zu schlagen. Sie schien förmlich zu brennen. „Was ist das? Bei Merlin, meine Haut!g Er fing an wie wild auf seine Hand zu schlagen. Ehe Hermine den Wasserzauber ausführen konnte, war Dean bewusstlos zur Seite gekippt.

 

Verdammt! Sie beschwörte hastig ihren Patronus und schickte ihn zum Mungo. Sie hoffte nur, die Heiler würden schnell sein, denn die Blasen auf seiner Hand schwollen immer noch an.

 

 

~*~

 

„Er hat es also angefasst?g Sein blonde Augenbraue hatte sich spöttisch gehoben. Falten zerfurchten seine Stirn. Sie konnte nicht sagen, wie sehr sie diesen Blick verabscheute. Sie konnte nicht sagen, wie oft er sie bei Vertrauensschülertreffen mit genau diesem Blick entwaffnet hatte, weil ihm alle zugestimmt hatten und ihr nicht.


Sie konnte gar nicht aufzählen, was alles falsch war an Draco Malfoy ohne einen Tobsuchtsanfall zu bekommen.

 

Malfoy war keine halbe Stunde später aufgetaucht. Dean war bereits abgeholt worden und Hermine wollte eigentlich früher Schluss machen. Aber jetzt war er hier, jetzt konnte sie schlecht gehen.

 

„Ahem. Jag, würgte sie hervor, ohne sich auf ihn zu stürzen.

 

„Dann würde ich sagen, er ist selber schuldg, meinte er knapp. Hermine hätte sich am liebsten übergeben. Dean hatte zwar nur einen leichten Schock, denn der Fluch, der auf den Barren lag, war kaum noch vorhanden gewesen. Eigentlich hätte jeder, der es unberechtigt anfasst in Flammen aufgehen sollen. Es war eine reinste Folterkammer, dieses Haus.

 

„Ich kenne niemanden, der einen Todesfluch auf Gold legtg, knurrte sie wütend, denn Dean würde diese Woche ausfallen. Und dieser Mistkerl vor ihr hatte sich noch nicht einmal erkundigt, wie es ihm ging oder hatte sich entschuldigt, dass so etwas überhaupt hatte passieren können.

 

„Wieso sollten Sie es auch kennen?g, ignorierte er einfach ihren Seitenhieb. „Ich bezweifel, dass sie Gold besitzen, Ms Granger.g Gott, er und seine Arroganz. Sie wandte den Blick wütend ab, dabei wäre es kaum nötig, denn er mied ihren Blick seitc seit sie angefangen hatten hier zu arbeiten, fiel ihr auf.

 

„Was soll das überhaupt? Jetzt liegen hier der ganze Schutt und das ganze verfluchte Gold auf meinem Teppich. Haben Sie vor, es wegzuschaffen? Ach und natürlich kommt jetzt hinzu, dass Sie von jedem einzelnen Barren jeden einzelnen Fluch entfernen können.g Er lächelte wieder das furchtbare Lächeln, das ihr Schauer über den Rücken jagte, wie Fingernägel auf einer Tafel.

 

„Dann dauert es längerg, sagte sie schlicht.

 

„Das ist mir klar. Aber ich hoffe doch nicht, dass Sie das als Zusatz berechnen. Ich meine, es gehört zum Haus.g Es war unfassbar! Dieser Mann war einfach unfassbar!

 

„Sie sagen also, diese Massen an zusätzlicher unvorhersehbarer Arbeit werden Sie nicht bezahlen?g Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme lauter wurde.

 

„Nein, ich denke nicht. Das steht nicht so in unserem Vertrag.g

 

„Mr Malfoy, Siec Sie können nichtcg Ihr fehlten tatsächlich die Worte. Er sah sie so überlegen an, wie das Portrait seines Vaters, was noch vor einer Stunde an der Wand gehangen hatte. Aber nur für einen kurzen Moment.

 

„Ich würde vorschlagen, Sie streiten sich nicht mit mir und sagen mir, was ich tun muss, damit Sie weiter arbeiten können, ohne mich von meiner Arbeit noch länger abzulenken.g Seine Züge wurden wieder kalt und gleichgültig.

 

Sie senkte zornig den Blick und versuchte langsam bis zehn zu zählen. Es gelang ihr nicht. Sie wollte lieber ins Hospital zu Dean, und ihn dafür verantwortlich machen, dass sie jetzt noch mehr Arbeit hatten.

 

„Folgen Sie mir.g Sie sah ihn nicht mehr an. Sie würde ihn nie wieder ansehen. Gott, wie sehr sie sich wünschte, sie wären bereits fertig und alles wäre vorbei. Sie wollte gar kein Geld von ihm, sie wollte nur noch weg von hier.

 

„Sie werden die Peitsche nehmen und werden folgenden Bann sprechen.g Sie hatte es bereits aufgeschrieben. Es war unfassbar, dass Dean sie so im Stich ließ. Sie wusste, sie konnte ihm kaum die Schuld dafür geben, dass seine Hand fast verbrannt war, aber sie weigerte sich, sich selber die Schuld zu geben.

 

Malfoy las sich die Formel durch und runzelte die Stirn.

 

„Wenn es nicht funktioniert, werde ich nicht noch einmal meine Zeit opfern.g Sie hatte genug von ihm.

 

„Sagen Sie einfach den Spruch, Merlin noch mal.g Kurz dachte sie, er würde sie verfluchen, aber er überlegte es sich wohl anders, griff gereizt nach der Peitsche und las widerwillig den Bann. Zuerst passierte gar nichts, aber dann zuckte die Peitsche in seiner Hand.

 

Nur für einen Moment. Dann hing sie wieder leblos hinab. Hermine ging zu ihm und nahm sie ihm aus der Hand. Er zuckte kurz zusammen als ihre Finger seine Hand berührten und sie verdrehte die Augen.

 

Er schien sich selber über seine Reaktion zu ärgern.

 

„Keine Angstg, sagte sie, ehe sie sich zurückhalten konnte.

 

„Wieso sollte ich Angst haben?g, erwiderte er angriffslustig und zum ersten Mal erkannte sie den Jungen in seinem Gesicht. Sie beschloss darauf nicht weiter einzugehen.

 

„Es hat geklappt. Ich hoffe, Sie sind zufrieden. Wollen Sie, dass ich sie entferne?g, wechselte sie das Thema und er musterte sie abschätzend.


„Tun Sie das.g Es verging eine kurze Sekunde, ehe er den Mund wieder öffnete. „Ich habe keine Angst vor Ihneng, fügte er beinahe beiläufig hinzu und sie holte tief Luft.

 

„Sie müssten diesen Bann noch ein paar Mal bei anderen Gegenständen sprechen. Außerdem sollten wir über die Kellerräume sprechen.g Sie hatte keine Lust sich über Malfoys Paranoia zu unterhalten, ob Muggelstämmige die Pest übertrugen oder nicht. Sie wollte ihn auch nicht unbedingt berühren, aber anscheinend ließ es sich nicht vermeiden.

 

Gott, wie sehr sie seine Vorurteile anwiderten.

 

„Was ist mit den Kellerräumen?g Er zog seinen Umhang aus. Kurz war sie verwirrt. Aber natürlich trug er keine Schuluniform. Wieso auch? Sie trug ja auch keine. Allerdings sah er so aus, als würde er in einem Glaskasten arbeiten. Hoffentlich weinte er nicht, wenn sein teurer Anzug dreckig werden würde.

 

„Wir waren noch nicht dort unten. Gibt es dort noch weitere böse Überraschungen, die Sie für uns geplant haben?g

 

„Das hier ist nicht mein Haus. Ich habe keine Ahnung, was hier noch wartet. Ich habe Sie engagiert, damit Sie es beseitigen und mir nicht Vorwürfe machen!g Er nahm es anscheinend sehr persönlich. Sie wusste nicht weiter. Alles was sie sagte, war anscheinend falsch.

 

„Ich dachte, Sie sind der Auftraggeber. Also ist es Ihr Haus und eigentlich sollten Sie uns vorwarnen, bei gefährlichen Goldbarren, die aus der Wand regnen.g Auch ihre Geduld hatte irgendwann ein Ende.


„Granger, ich war seit fünf verdammten Jahren nicht mehr in diesem verfluchten Haus!g Jetzt schrie er und sie zuckte zusammen. Er fing sich schnell. Sehr schnell. „Also, was soll ich noch entfluchen?g, fügte er zornig hinzu. Aber anscheinend war er nur zornig mit sich selbst.

 

Sie schluckte.

 

„Oben sind noch ein paar Gegenstände, die wir nicht berühren können. Ich werde mir den Keller später ansehen.g Sie würde sich nicht noch einmal anschreien lassen. Aber sie wusste auch nicht, was sie tun sollte. Alles, was sie denken konnte, war, dass sie immer noch in seiner Schuld stand.

 

„Schön. Ich hoffe, es geht schnell.g Damit war er schon voraus gegangen.

 

 

 

Teil 5

 

 

Als er aufwachte, wurde es bereits hell. Sein Atem ging schnell und Haare waren nass. Die feuchten Strähnen klebten an seiner Stirn und seine Augen wanderten hektisch durch sein Apartment, als würde er seinen Traum noch einmal durchleben.

 

Er war sich so sicher gewesen, dass er diesmal echt wäre. Er hatte ihr Gesicht gerade noch vor sich gesehen, hatte den Zauberstab in seiner Hand gespürt, hatte gespürt, mit welcher Durchschlagkraft der Fluch seinen Körper verlassen hatte.

 

Er hatte in die leeren Augen seines Vaters gesehen, hatte gesehen, wie sie angefangen hatte zu weinen, wie er keuchend zusammen gebrochen war. Sie hatte geweint. So viele Tränen.

 

Der Fluch hatte ihn so angestrengt. Es war sein erster Todesfluch gewesen. Sein Zauberstab glomm immer noch im grünen Licht. Sofort wanderte sein Blick zu seinem Nachttisch. Natürlich glomm er jetzt nicht mehr. Er lag da wie immer. Das schwarze Holz glänzte vertraut im Licht.

 

Er würde das nicht aushalten. Er würde nicht schon wieder in das Haus zurück kehren können. Er würde es nicht ertragen, sie ständig zu sehen. Hatte er seinen Hass die letzten vier Tage wie ein Schild vor sich getragen, so scheiterte er langsam aber sicher.

 

Er hasste diesen Traum und alles, was damit zusammen hing. Hätte er Granger doch auch noch getötet, dann könnte sie ihn als Geist zusammen mit seinem Vater jagen. Sie war wahrscheinlich schon in seinem Haus, lief durch die Zimmer und warf ihm anklagende Blicke zu, wann immer sie irgendein Objekt fand, dass böse Flüche in sich trug.

 

Als hätte er es so gemacht. Als wäre es seine Schuld.

 

Er fiel zurück in die Kissen und konnte nur hoffen, dass es bald vorbei sein würde. Er wollte einfach raus aus diesem Leben. Und wenn er nur das Haus verkauft bekäme, dann wäre es auch bald soweit.

 

Er würde aufstehen. Er würde Kaffee trinken. Und er würde an einem Samstag tatsächlich in das Haus zurück kehren. Das würde seinen Tag versauen. Aber das war ja im Moment nichts Neues. Hoffentlich war sie krank. Hoffentlich war sie nicht da. Sie machte ihn wahnsinnig.

 

 

~*~

 

 

Als er das Haus mit düsterer Miene betrat saß sie bereits auf dem Fußboden und entfluchte die Goldbarren. Einen nach dem anderen. Sie trug Drachenhauthandschuhe und schien ihre Arbeit gewissenhaft zu erledigen. An einem Samstag. Er konnte nur vermuten, dass sie mit Absicht kam, weil auch sie hier fort wollte. Da waren sie schon zwei.

 

„Wie viele noch?g, fragte er ohne Begrüßung. Sie hob den Blick. Gott, wie oft hatte er von diesem Gesicht geträumt. Ihm wurde schlecht.

 

„Etwa hundertdreißigg, gab sie gereizt zurück.

 

„Aha.g Was sollte er sagen? Sollte er seine Hilfe anbieten? Dafür hatte er nicht die richtige Hose an. Außerdem bezahlte er das kleine Schlammblut schließlich dafür, dass sie es machte. Er war nur hier, damit es schneller ging, bei all den anderen Sachen.

 

Ein Geräusch entledigte ihn einer Antwort. Es klang wie ein Scharren im Keller. Bei Merlin, was ging jetzt wieder vor?

 

„Ist Thomas wieder da?g, fragte er jetzt und hoffte, dass er nicht bleiben musste. Aber sie schüttelte den Kopf.

 

„Verstecken Sie etwas im Keller?g War das ihr Ernst?

 

„Ja. Die restlichen Verwandten, die ich umgebracht habe.g Kurz öffnete sich ihr Mund. Sie starrte ihn an. „Nein, Granger, was sollte ich verstecken, ich hab dir gesagt, ich warcg

 

„c seit fünf Jahren nicht mehr hier. Ich habe zugehörtg, unterbrach sie ihn wütend und erhob sich langsam. Sie streifte die Handschuhe ab und griff nach ihrem Zauberstab.

 

„Was wird das?g

 

„Ich werde runter gehen und nachsehen, ob es ein Ghoul ist.g

 

„Wieso sollte ein Ghoul im Keller sein? Solche Kreaturen mögen es nur trocken und warm und auf dem Dachboden ist keiner. Außerdem sind Ghoule nur in schmutzigen Häusern, wiecg Sie unterbrach ihn, ehe er sagen konnte wie bei den Weasleys, aber er nahm an, sie wusste, was er hatte sagen wollen. Denn so sah sie ihn an.

 

„Dann ist es eben etwas anderes.g Sie schien immerhin genauso ungern Zeit mit ihm zu verbringen wie andersrum. Und er wünschte er könnte kontrollieren, wann er sie duzte. Aber er konnte es nicht.

 

„Ich werde voraus gehen.g

 

„Ich schaff das alleineg, erwiderte sie. Sie raubte ihm seine Kontenance.

 

„Es ist mein Hausg, gab er zurück und für einen kurzen Moment sahen sie sich an. Er nahm an, sie wolle sich jetzt auf ihn stürzen. Aber es passierte gar nichts. Und es war fast wie früher. Er erinnerte sich an endlose Auseinandersetzungen, an ewige Konflikte mit dem Schlammblut Granger. Er ging schließlich voraus.

 

„Ich dachte, es ist nicht Ihr Haus.g Sie brachte ihn noch um das letzte bisschen Verstand. Anscheinend hielt sie sich für schlagfertig. Aber jetzt musste er überlegen, wie er die mögliche feindliche Kreatur aus dem Keller bekam. Denn wahrscheinlich war das Haus schmutzig. Hoffentlich waren es keine Doxies. Seine Mutter war schon ewig nicht mehr hier gewesen und hatte keine Anweisungen mehr geben können.

 

Er beschleunigt seine Schritte und öffnete die Kellertür mit ordentlicher Kraft.

Aschfahles Licht fiel durch die Hintertür hinein. Diese hing etwas schief in den Angeln. Es hätte also schon längst jemand hier einbrechen können.

Vielleicht hätte ihm das einigen Aufwand erspart.

 

„Malfoycg, hörte er ihre ängstliche Stimme. Dann sah er es auch. Er ließ den Zauberstab, den er gezogen hatte, sinken.

 

Interessant. Das war ein Thestral. Er hatte Zeichnungen von ihnen gesehen, aber noch nie wirklich einen mit bloßen Augen. Das Tier blickte sie mäßig interessiert an. Es war wohl durch die kaputte Tür gekommen. Was zum Teufel tat es hier? Es flog meilenweit um dann in seinem Keller spazieren zu gehen?

Seltsame Tiere.

 

„Komm. Das ist hier nichts für dichg, murmelte er, ging auf das Tier zu und breitete die Arme aus. Der Thestral wurde unruhig und machte kehrt. Er stieß die Tür mit dem Kopf auf und verschwand nach draußen. Draco blickte die wenigen Stufen nach oben in den Garten. „Oh, was zumc?g Dort stand eine ganze Herde. Irgendwas im Garten musste sie angezogen haben. Seine Mutter hatte allerlei Arten von seltsamen Pflanzen. Wahrscheinlich legten sie gerade eine Pause ein, überlegte er.

 

„Ich habe sie noch nie vorher geseheng, flüsterte Granger voller Ehrfurcht. Der Gedanke, weshalb sie beide dieses Tier hatten sehen können war ihm mehr als unangenehm. Aber es war ihm meist unangenehm an seinen Vater zu denken. Deswegen tat er es auch nicht.

 

Aber die Tiere waren ohne Zweifel schön. Wirklich wie aus Leder. Und ihre Augen so dunkel und schwarz wie tiefe Löcher. Ob sie wohl wussten, was nötig war, um sie zu sehen? Er runzelte die Stirn. Wie war es überhaupt möglich? Etwas nicht sehen zu können, weil man den Tod noch nicht gesehen hatte?

Was waren dies für Tiere? Lebten sie von Leid und Schmerz? Er war versucht, Granger zu fragen, denn er nahm an, dass sie es wissen könnte. Sie wusste schließlich auch sonst alles.

 

Und waren sie wirklich hier wegen der Pflanzen? Fraßen sie Pflanzen oder Aß? Wieso hatte er sich noch nie Gedanken darüber gemacht? Weil es dumme Tiere waren, beantwortete sein Unterbewusstsein diese Frage.

Ohne weiter nachzudenken folgte er dem Tier.

 

„Was tust du?gEr ignorierte ihre Frage. Als er die Stufen nach oben gegangen war, stand er bereits im ausladenden Garten. Hier war lange nichts mehr gemacht worden. Er erinnerte sich noch gut an diesen Garten. Er war in vielen Zeitschriften gewesen. Der Stolz seiner Mutter. Wahrscheinlich auch ihr einziges Hobby. Sie war ihm gefolgt. „Du willst sie doch wohl nicht verfluchen!g Er hörte ihre ungläubige Entrüstung.

 

„Nein, Granger. Ich werde sie nicht verfluchen, bei Merlin.g Die hübschen Köpfe wandten sich in ihre Richtung und er fragte sich automatisch, ob die Tiere wussten, wer sie sehen konnte und wer nicht. Und ob sie wussten, weshalb sie es wussten. Sein plötzliches Interesse war für ihn absolut unerklärlich. Und immer noch wartete er darauf, dass Granger anfing einen Vortrag über diese Tiere zu halten.

 

„Was willst du dann hier?g Es stimmte ihn zufrieden, dass sie vergessen hatte ihn zu siezen.

 

„Was ist? Angst?g Er konnte nicht anders, als ihr dabei ins Gesicht zu blicken, obwohl er das eigentlich vermied. Sie sah ihn unbehaglich an.

 

„Sicher habe ich Angst. Das sindc Todesboten, Malfoyg, erklärte sie knapp und senkte die Stimme, als könne sie die Tiere mit ihren Worten beleidigen. Todesboten. Diesen Begriff kannte er nicht.

 

„Todesboten?g, fragte er also nach und versuchte möglichst gleichmütig zu klingen. Sie ruckte ungeduldig mit dem Kopf.

 

„Früher waren sie Mythen. Es gab wesentlich mehr von ihnen. Sie waren praktisch überall. Und immer, wenn jemand den Tod gesehen hatte, tauchten sie plötzlich auf. Niemand hatte angenommen, dass sie tatsächlich immer überall waren. Dann wurden Forschungen angestellt. Und nebenbei kamen irgendwelche Idioten natürlich dahinter, dass ihr Fleisch absolut köstlich istg, fügte sie bitter hinzu. „Nahezu alle wurden ausgerottet. Jetzt gibt es nur noch ein paar Hundert.g

 

„Undc sie können sich selber sehen?g Diese Frage klang absurd. Das fand Granger wohl auch.

 

„Sicher können sie sich sehen. Sie sind die einzigen Tiere, die tot geboren werden.g Sie hatte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ihr Blick wanderte zu den Tieren. „Sie werden durch Leid und Tod und Schmerz geboren.g Sie machte eine kurze Pause. „Früher, als es noch mehr Kriege gab, gab es riesige Nester. Die kranke Mordlust der Menschen hatte sie erschaffen. Anscheinend gab es zu viel Schmerz auf der Welt, dass eine Art Ventil geschaffen werden musste.g

 

Draco blickte wieder auf die Tiere, die die kalte Herbstsonne auf ihren Rücken scheinen ließen. Unbeeindruckt von der Welt um sich herum. „Die Legende sagt, das erste Tier, der erste Thestral, entstand durch den Tod des Zauberers Thestra, der sich in seinem Leben nur für die Guten und Schwachen eingesetzt hatte. Er wurde unter großen Qualen hingerichtet und litt noch vier Tage, ehe er unmenschlich starb. An der Stelle, wo er starb, verschwand sein Körper und ein Thestral wurde geboren.g Er betrachtete sie. Sie wusste tatsächlich alles auf dieser Welt. Er konnte nicht umhin beeindruckt zu sein.

 

Sie erwiderte seinen Blick und merkte, dass sie die ganze Zeit gesprochen hatte. „Natürlich halte ich es für eine Laune der Naturg, fügte sie knapp hinzu. Alles in ihm sträubte sich, wirklich Interesse zu haben, aber er konnte es nicht verhindern.

 

„Was fressen sie?g, fragte er also knapp. Granger zuckte die Achseln.

 

„Alles. Manchmal nichts. Ihre Körper sind tot. Sie brauchen nicht viel. Nur ein bisschen von irgendwas, um die geringe Durchblutung zu fördern, damit ihr Gehirn nicht stirbt. Also meist kleine tote Tiere, oder wenn nichts anderes vorhanden ist, Pflanzen.g Anscheinend sah sie dies als Kritikpunkt. Er fragte sich, ob Granger Vegetarier war.

 

„Und wenn sie sterben?g

 

„Was?g Sie sah sie kurz an.

 

„Was passiert mit ihnen, wenn sie sterben?g

 

„Sie sterben nur, wenn sie getötet werden, oder wenn die Qualen enden. Da es meist immer Qualen gibt, sind sie so gut wie unsterblich.g Sie betrachtete die Herde. Sie schien ebenfalls fasziniert zu sein. „Wenn sie sterben, wachsen dort Chrysanthemen. Todesblumeng, fügte sie leiser hinzu.

 

„Muggel setzen sie auf ihre Gräber, ohne den Sinn dahinter auch nur begreifen zu können. Es ist eigentlich eine schöne Tradition. Denn damals als es noch viele Thestrale gab und ein böser Mensch in ihrer Nähe gestorben ist, so starb auch der Thestral, denn dann war die Welt von einer kleinen Qual erlöst worden.g Er verschränkte die Arme vor der Brust.

 

„Thestrale sind die einzigen Tiere, die weinen könneng, fügte sie mehr für sich selbst hinzu.

 

Draco erkannte eine kleine Lichtung voller Chrysanthemen in der Ferne. Sie leuchteten weiß. Kamen die Tiere also hierher, weil eines von ihnen hier gestorben war? War es natürlich gestorben oder weilc Er fragte sich kurz, ob es mit Lucius zusammen hing. Oder mit der ganzen Familie, die hier nicht mehr wohnte. Waren sie eine Qual gewesen? Die Malfoys? Und jetzt, wo sie hier nicht mehr wohnten waren die Qual und der Schmerz von diesem Ort gewichen? Oder erst seitdem Granger mit dem Entfluchen begonnen hatte.

 

Kurz biss er auf seine Unterlippe. „Sie weinen also?g, griff er ihren Kommentar wieder auf.

 

„Na ja, sie sind schließlich die traurigsten Geschöpfe auf Erden. Ich nehme an, es hängt damit zusammen.g Sie räusperte sich und senkte schließlich den Blick.

 

„Trauern sie hier?g, fragte er schließlich und wollte eigentlich gar nicht, dass sie antwortete. Er nahm an, auch Granger hatte die Blumen bereits erkannt, die weiter hinten auf der Wiese blühten. Er musste sich fragen, ob der Tod eines Thestral dann etwas Gutes sein konnte.

 

„Hier?g, fragte sie ruhig und hob den Blick. Er konnte sehen, dass sie ihn ansah, aber er blickte stur geradeaus. „Mag sein. Vielleicht rasten sie nurg, fügte sie leiser hinzu. Er wusste, sie log.

 

Er hatte das stille Bedürfnis die Tiere zu berühren, aber er beherrschte sich. Er streckte den Rücken durch. „Wenn wir das Haus einfach niederbrennen würden, wahrscheinlich würde man den Garten vor Blumen nicht mehr sehen könneng, kommentierte er bitter. Sein Blick traf ihren. Kurz erwog er, Mitleid erkennen zu können. Er verwarf diese Idee. Außerdem hatte Granger wahrscheinlich eher Mitleid mit den Tieren als auch nur mit dem entferntesten Malfoy.

 

Er verschwand wieder im Keller. Granger folgte ihm stumm. Das war ein seltsamer Moment gewesen. Er hatte ihn kurz an die Schulzeit erinnert, wenn sie in Runen oder Zaubertränke die Wirkung erklärt hatte oder irgendeine geschichtliche Besonderheit. Zwar würde er es nicht zugeben, aber ihm hatten die Exkurse und Abhandlungen gefallen. Denn meist waren sie interessant genug, dass er sie behalten hatte.

 

Grangers Intelligenz stand im krassen Konflikt mit seinen Vorurteilen. Über diesen Gedanken musste er schmunzeln. Er überlegte, ob er sich dazu äußern sollte, nur um zu sehen, was sie dazu zu sagen hatte, aber er tat es nicht.

Manchmal war sie sogar schön genug, dass er vergessen konnte, was sie war.

 

Er spürte, dass sie hinter ihm stehen blieb.

 

„Was ist das?g Ihre Stimme hatte sich merklich abgekühlt. Nichts war mehr von ihrer Vortragsstimme geblieben. Er folgte ihrem Blick und seufzte auf. Großartig. Noch mehr Zeug. „Das ist ja abscheulich!g

 

An der Wand reihten sich verschrumpelte Elfenköpfe mit leerem Blick.

 „Sie haben nicht nur eine Peitsche, Sie behalten sogar die Köpfe als Trophäen!g Wahrscheinlich würde sie ihn gleich mit einem B.Elfe.R. Banner totschlagen. Und sie war wieder beim Sie angelangt. Das war wohl auch besser so. Er war allerdings fasziniert, wie schnell sie von Gleichmut auf Hass umschalten konnte und fragte sich, ob er diese Eigenschaft in ihr hervorbrachte.

 

„Ja. Als ob ich mir wirklich die Mühe machen würde, alle unsere Elfen hier aufzuspießen.g Sie tauschten wieder einen Blick. Sie sah ihn an, wie den Teufel persönlich. Dann suchte sie den Keller ab. „Was jetzt?g, fragte er gereizt.

 

„Ich sehe nach, ob sich hier noch irgendwelche Tiere versteckt halteng, knurrte sie. Er konnte nicht anders als die Augen zu verdrehen. Sie war wirklich nicht von dieser Welt.

 

„Hören Sie, am besten entfernen Sie auch die Köpfe von den Wänden.g Sie starrte ihn so angewidert an, dass er den Kopf schief legte. Ja, es war definitiv einfacher sie zu siezen.

 

„Das können Sie selber macheng, erwiderte sie so würdevoll es eben ging und verließ den Keller. Er fragte sich, ob sie sich ärgerte, dass sie vorhin noch seine Fragen ruhig und freundlich beantwortet hatte. Er nahm dies stark an.

 

„Ich bezahle Sieg, sagte er überlegen und folgte ihr.

 

„Nicht dafür, Elfenkadaver zu entfernen, Mr Malfoy. Ich fasse diese armen Kreaturen nicht an. Sie können sich ruhig dabei schlecht fühlen. Sie sind es schließlich, der diese Geschöpfe für sich hat arbeiten lassen!g Er atmete aus. Vorwürfe und Hass. Ja, anscheinend verhielten sich alle Frauen ihm gegenüber gleich.

 

„Es ist Ihr Jobg, klärte er sie auf.

 

„Nein, das nicht.g

 

„Ach nein?g

 

Sie starrte ihn an. Ihr Mund öffnete sich und schloss wütend wieder.

 

„Sie sind widerlich. Ihre ganze Familie ist widerlich. Sie können sich um Ihre Leichen selber kümmerng, erwiderte sie voller Abscheu. Er sah ihr an, dass sie das nicht hatte sagen wollen. Es implizierte die Tatsache, dass sie etwas mehr verband als nur der Job, den sie hier machen musste.

 

„Meine Leichen sind auch Ihre Leichen, Ms Granger. Sie sind nicht unschuldig. Ich nehme an, das wissen Sie?g Es war eine fiese Karte, die er nicht vorgehabt hatte zu spielen. Ihr Mund öffnete sich. Noch nie hatte er vergleichbar ähnliche Worte gesagt. Nicht mal allein. Er war kurz überrascht von sich selbst. Er verband Granger nie mit Lucius. Sie stand so weit unter ihm. Das mit Lucius war mehr eine persönliche Fehde gewesen. Granger war nurc passend vor Ort gewesen.

 

„Dasc dasc war etwas anderesg, stotterte sie und ihre Augen weiteten sich panisch. „Siec sie haben ihn überhaupt nichtc nicht wegen mir. Ichc ich habe niecg Granger war sprachlos. Er genoss diesen Moment. Genau diesen präzisen Moment. Und sie sah es genauso wie er. Jetzt wurde ihr Blick kühl.

 

„Ich hätte verneinen solleng, sagte sie jetzt. Er fühlte sie augenblicklich an den Tag im Ministerium erinnert, wo er für eine Sekunde geglaubt hatte, dass sie ihn nach Askaban bringen würde. „Dann müsste ich dieses scheiß Haus nicht aufräumen. Und ich müsste dich nicht jeden Tag ansehen und mich schuldig für etwas fühlen, was überhaupt nichts mit mir zu tun hatte!g Jetzt hatte sie sich abgewandt. So leicht kam sie nicht davon. Er folgte ihr.

 

„Du willst das also abstreiten?g Er stoppte sie, sah aber davon ab ihre Haut zu berühren. „Du warst doch da, zum Teufel noch mal!g


„Ich war passend da. Du hast doch nur eine Entschuldigung gesucht, um deinen verfluchten Vater umzubringen!g Sie schlug sich die Hand vor den Mund, ehe sie ausgesprochen hatte. Sie schüttelte starr vor Angst den Kopf.

 

Er hatte gemerkt, dass hier irgendwas aus dem Ruder gelaufen war. Sie hatten zu viel gesagt. Er sprach sowieso zu viel mit diesem verfluchten Miststück.

Aber jetzt konnte er die Fragen nicht mehr unterlassen. Es kribbelte ihn förmlich in den Fingern. Und sein Gehirn konnte nur eine einzige Sache denken: Wieso störte es ihn so sehr? Er war sich vollkommen im Klaren, dass Granger absolut überhaupt nichts mit Luciuse Tod zu tun hatte.

 

Aber irgendwas in ihm schaffte es nicht, das zu akzeptieren. Irgendwas in ihm wollte anscheinend nicht hören, dass er es allein – ganz allein – war.

Wollte er etwa Grangers Mitleid? Wollte er, dass sie einen Teil der Schuld trug? Wollte er, dass sie in seiner Schuld stand? Wollte er darüber reden? Mit einem Schlammblut?

 

Was war das Problem?

Er hatte jahrelang dieselbe Schuld getragen. Hatte er sich da etwa vorgemacht, Granger trug sie auch? Nein, verflucht. Er hatte keinen Gedanken an sie verschwendet. Keinen wachen Gedanken zumindest. Es lag daran, sie zu sehen. Es lag daran, dass sie ihm jetzt so nah war. Sie sprach Worte, tat Dinge und war einfach eben immer da. Und sie war wütend auf ihn.

 

Er konnte es nicht.

 

Er konnte das jetzt nicht mehr. Er fühlte sich zu alt dafür.

 

„Ich weißcg, begann er schließlich, erleichtert darüber, dass seine Stimme ihm gehorchte. „Sie sähen mich lieber in Askaban. Mir persönlich sind Sie vollkommen gleichgültig, Ms Granger. Beenden Sie hier Ihre Arbeit. Ich werde nicht noch einmal herkommen.g Sie sah ihn an, als wollte sie noch eine Millionen Dinge sagen.

 

Das Haus machte ihn müde. Sein Puls hämmerte gegen seine Schläfen. Alle alten Wunden rissen mit einem Schlag auf. Er glaubte sogar, die Geräusche im Ministerium am Tag seiner Verurteilung hören zu können.

Dabei war es Jahre her.

 

Ja, es war Schuld. Er kannte die Schuld. Es war wie eine Pflicht, die er zu tragen hatte. Und Granger machte sie nur noch schwerer.

Sie blieb stumm. Und dann war er wieder er selbst.

 

Etwas sehr Unwirkliches passierte und er hob tatsächlich seine Hand zu ihrem Gesicht. Ihr Mund öffnete sich überrascht, dann gefror er in der Bewegung, nur wenige Zentimeter von ihrer Wange entfernt. Was tat er jetzt? Er war vollkommen fasziniert von sich selbst? Wollte er Granger anfassen? Aus welchem Grund? Anscheinend gingen ihr ähnliche Fragen durch den Kopf.

 

Seine Mundwinkel zuckten kurz, dann zog er seine Hand zurück.

Ihm fiel der Berg an Arbeit wieder ein, der auf seinem Schreibtisch wartete. Er beschloss diesem Vorfall keine Beachtung zu zollen. Granger starrte ihn immer noch an. Anscheinend unfähig, irgendwas zu sagen.

 

Er verließ den Keller, ohne sich noch einmal umzudrehen.

 

 

~*~

 

 

Sie hatte so viel geweint, dass es schon fast peinlich war. Immerhin war sie aus lauter Wut beinahe fertig mit dem elenden Haus. Ihre Hände waren wund, sie war nass geschwitzt und freute sich auf ihre Wohnung, ihre Wanne und keine widerlichen Reinblütergegenstände.

 

Die Goldbarren waren alle entflucht. Auch alle Zimmer im Erdgeschoss waren fertig. Oben gab es noch ein paar Dinge. Und nur ein Elfenkopf hatte sich nicht entfernen lassen. Sie war sich sicher, dass sie davon noch träumen würde.

 

Was war heute nur passiert? Wieso hatte sie so viel erzählt? Was war das mit den Thestralen gewesen? Und wieso hatte sie sich so gehen lassen können? Und warum hatte er die Hand gehoben? Sie hatte erwartet, dass er sie hatte schlagen wollen, aber dann hat es so ausgesehen alsc Gott, sie konnte nicht mehr. Was passierte hier in diesem Haus mit ihr?

 

Sie konnte ihn nicht mehr ertragen. Ihr Weg führte sie eilig zum Tor, damit sie hier verschwinden konnte.

 

Sie war gerade hinter dem Tor angekommen und wollte apparieren, da fiel ihr auf, dass sie es nicht konnte. Wo war ihr Zauberstab? Wahrscheinlich lag er noch auf dem verdammten Teppich. So ein verfluchter Mist.

 

Noch mal zurück. Das würde ihr letzter Job sein, so wie es aussah. Danach wäre sie wahrscheinlich vollkommen wahnsinnig und müsste erst mal eine Kur machen oder so etwas.

 

Sie betrat das verfluchte Haus erneut. Alles war genauso, wie sie es zurück gelassen hatte. Ihr Zauberstab lag tatsächlich auf dem Fußboden.

Plötzlich flog die Haustür auf und sie erschrak bis ins Mark. Dann öffnete sich ihr Mund.

 

„Hermine Granger? Was in Merlins Namen tust du hier?g

 

Pansy Parkinson starrte sie voller Verachtung an. Hermines Zauberstab sank in ihrer Hand. Einfach zu viel heute.

 

„Pansy?g Sie konnte nicht anders, als absolut ungläubig zu klingen.

 

„Wo ist mein widerlicher Mann? Schläft er etwa mit dir? Wirklich? Das ist so was von krank.g Ihr Mann? Pansy war Malfoys Frau? Hermines Mund klappte auf. Völlig ungläubig starrte sie auf die Frau, die vor ihr stand.

 

„Du bist mit Malfoy verheiratet?g Sie konnte nicht anders, als diese Frage zu stellen.

 

„Nein, bei Merlin, das wäre ziemlich dämlich von mir, oder?g Sie lachte ein fürchterliches Lachen. „Ich bin seine Exfrau. Und mir steht dieser Besitz zu. Also, wo ist er? Wahrscheinlich duscht er sich. Hat seine Schlammblutphobie noch nicht abgelegt, richtig?g Hermine schüttelte angewidert den Kopf. Ihr fehlten alle Worte dafür.

 

„Er ist nicht hierg, sagte sie nur und Pansy warf ihr einen ganzen Ordner zu, den sie aus ihrer hässlichen Handtasche zog.

 

„Gib ihm das, ja? Sei so gut.g Hermine warf einen verstörten Blick auf den Ordner. Anscheinend wollte Pansy das Haus hier haben. „Was ist das hier überhaupt für ein Chaos? Sag Draco, dass ich am Ende des Monats hier einziehen werde. Ob ihm das gefällt oder nicht.g Damit ließ sie sie zurück. Hermine zögerte einen Augenblick zu lang.

 

„Nein, warte!g Sie rannte hinter ihr her und sah Pansy gerade eben noch disapparieren. Scheiße. Sie würde diesen Ordner einfach hier liegen lassen. Ja. Dann konnte er sich dann damit ärgern. Er hatte gesagt, er würde nicht noch einmal wieder kommen.

Ach, so ein Mist.

 

Nein. Sie hatte sich nicht schuldig zu fühlen. Punkt. Aus. Sie musste ihm diesen Ordner nicht geben. Wenn Pansy zu dämlich war, dann war das nicht ihre Schuld. Und sie war sich sicher, dass Malfoy es zu ihrer verdammten Schuld machen würde.

 

Sie schloss die Augen. Sie kam sich schon selber ganz verflucht vor. Sie würde Dean bei Gelegenheit verfluchen. Oh ja!

Und sie würde bestimmt nicht noch heute Abend zu Malfoy gehen. Wenn dann zuc seiner Arbeit. Ja. Oder, nein. Sie war sich nicht sicher. War das hier dringend? Seit wann war sie so sehr in das Leben von Malfoy eingebunden?

 

Es war ein scheiß Tag.

 

 

Teil 6

 

Seine Augen waren fest geschlossen. Er spürte seinen Körper gar nicht mehr. Er war völlig erledigt. Er hasste Frauen. Besonders manche.

Sein Geist ließ ihm keine Ruhe. Er wusste, er musste sich entspannen, oder er würde heute wieder Albträume haben.

Er wünschte sich, sie würde diese verfluchten Träume haben.

Sie sagte, es hatte nichts mit ihr zu tun.

Witzig. Sie war verflucht witzig.

 

Hätte er sie doch nie wieder gesehen.

Es lief zwar alles schlecht, aber nicht so beschissen wie jetzt. Er wusste überhaupt nicht, warum es ihn alles so störte. Es war viele Jahre her. Sehr viele. Und es war alles ok. Er hatte Geld, einen Job und sah beinahe so gut aus wie früher. Im Moment eher nicht.

 

Er fühlte sich schlapp und hatte das Gefühl, die Ringe unter seinen Augen, ließen ihn wie achtunddreißig aussehen.

Duschen. Duschen klang gut.

Er erhob sich und war auf einmal hundert Jahre alt. Wirklich. Er verzog den Mund.

 

Seine Sachen zog er aus und legte sie ordentlich zusammen. Er müsste mal wieder trainieren gehen, oder er würde noch einen Bauch ansetzen. Das wäre wahnsinnig sexy, oh ja. Er glaubte nicht, dass er sich in den letzten Jahren darüber Gedanken gemacht hatte. Er stellte das Wasser an. Er regulierte die Hitze mit seinem Zauberstab, denn das ging wesentlich schneller.

Dann stieg er unter die Dusche.

Sein Bizeps war überhaupt nicht mehr ausgeprägt. Er überlegte, wann er das letzte Mal Gewichte gestemmt hatte. Das war bestimmt schon zwei, drei Jahre her. Oh, bei Merlin, er war wirklich aus der Übung, verflucht.

 

Das heiße Wasser rann ihm über das Gesicht. Seine Haare kämmte er mit den Finger nach hinten. Sie waren schon wieder viel zu lang. Das Dunkle Mal auf seinem Unterarm war stark ausgeblichen. Es war nun eher gräulich. Vielleicht konnte er es überstechen. Mit irgendwas anderem. Einem Drachen oder etwas ähnlichem. Er würde sich das überlegen.

 

Die Hitze beruhigte seine Nerven etwas. Die dumpfen Kopfschmerzen verschwanden. Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verging, aber er stand eine Weile einfach so unter der Dusche. Dann seifte er sich ein und spülte die Seife eine Ewigkeit lang ab.

 

Zuerst dachte er, er träumte, aber anscheinend klopfte es an seiner Tür. Am späten Abend. Er stellte das Wasser ab, griff nach dem Handtuch und trocknete sich notdürftig ab. Dann zog er den Bademantel wieder über. Es klopfte beständiger. Er erwartete keinen Besuch. Er erwartete nie Besuch, wenn er recht überlegte.

 

„Ja, verfluchtg, knurrte er und riss die Tür auf. Seine Züge entglitten ihm kurz. „Ich finde, wir sehen entschieden zu viel voneinanderg, bemerkte er kühl und fuhr sich durch die tropfnassen Haare. Sie starrte ihn einen momentlang an. Dann gab sie ihm einen Ordner. „Was ist das?g Granger kam tatsächlich zu seiner Wohnung. In der Dunkelheit.

 

Er überflog die erste Seite. Der Kopfschmerz kehrte zurück.

 

„Woher haben Sie das?g, fragte er nun. War sie taub geworden? Immer noch sah sie ihn an. „Ms Granger?g Schließlich fing sie sich.

 

„Ihre Frau hat mir das gegebeng, spuckte sie ihm entgegen.

 

„Das ist meine Exfraug, korrigierte er automatisch, „Und wieso gibt sie es Ihnen?g Er hatte es nicht gerne, wenn man Pansy noch als seine Frau bezeichnete.

 

„Sie haben Pansy Parkinson tatsächlich geheiratet?g Das schien ihr ein echtes Bedürfnis zu sein.


„Ja? Ich habe sie geheiratet. Wieso? Passt Ihnen das nicht, Ms Granger?g Er fand Gefallen daran, ihren Nachnamen zu benutzen. Sie zuckte jedes Mal ärgerlich mit den Mundwinkeln, wenn er es tat. Wahrscheinlich merkte sie es selber nicht mal.

 

„Es ist mir absolut egalg, erwiderte sie schließlich.

 

„Woher haben Sie das?g Er deutete erneut auf den Ordner.


„Sie hat es mir gegeben.g

 

„Warum? Haben Sie ihr gesagt, Sie regeln meine Angelegenheiten?g Er war ein wenig amüsiert. Nur ein wenig, denn wenn seine verfluchte Exfrau aus Paris zurück war, dann bedeutete das ein ziemliches stressiges Zusammentreffen, zu dem ihm der Nerv entschieden fehlte. Der fehlte ihm sowieso seit einer gewissen Zeit.

 

„Nein. Nein, habe ich nicht. Sie scheint das anzunehmen.g Sie klang kryptisch. Er wurde ungeduldig.

 

„Hören Sie, vielleicht können Sie unschwer erahnen, wo ich gerade herkomme. Und vielleicht sehen Sie, wie teuer der Teppich ist, den ich gerade voll tropfe. Also, wenn Sie mir einfach nur sagen, warum Sie es Ihnen gegeben hat, dann wäre ich Ihnen sehr verbunden und wir könnten unsere Abende getrennt verbringen, damit ich nicht noch schlechtere Laune bekomme.g

 

Sie ging ihm auf die Nerven, wie sie da völlig unbeeindruckt vor ihm stand. Sie seufzte schließlich.

 

„Schön, Mr Malfoy.g Sie betonte seinen Namen, als wäre er ein Witz. Das gefiel ihm nicht. „Ihre Exfrau glaubt, dass wirc egal. Jedenfalls dachte sie, ich hätte Kontakt zu Ihnen und deshalb hat sie mir den Ordner gegeben. Sie müssen sich nicht bedanken. Ich hatte damit sowieso nicht gerechnetg, fügte sie kühl hinzu.

 

„Bedanken? Wieso sollte ichcg Er dachte über ihre Worte nach. Seit einer Ewigkeit, so kam es ihm vor, verzog sich sein Mund zu einem Grinsen. „Pansy denkt, ich würde mit dir schlafen?g Schon wieder das dämliche Du. Er könnte sich selber verfluchen, aber das war einfach zu absurd, als dass er es nicht aussprechen konnte. Sie verzog den Mund. „Wieso sollte sie?g, fügte er hinzu und ihm gefiel, dass ich Granger sichtlich unwohl unter seinem Blick fühlte.

 

„Ichc ahemc Eigentlich weiß ich das nicht genau.g Granger wusste etwas nicht genau? „Ich habe es nicht bestritteng, fügte sie hinzu. Seine Stirn legte sich in ungläubige Falten. Diese Geschichte nahm seltsame Formen an. „Also, nein!g Sie wurde rot. „Nein, nein, neing, wiederholte sie. Er öffnete den Mund, aber sie hob beide Hände. „Nein, nein, nein, nein, nein, nein.g

 

„Zehn Neinsg, erwiderte er gedehnt. Sie war knallrot geworden. „Was sollen mir diese zehn Neins jetzt sagen, Granger?g

 

„Ichc ich habe es nicht bestritten, weil ich gar nicht dazu kam. Sie hat mir den Ordner gegeben und ist wieder verschwunden, ichc ich hätte niemals auch nur eine Sekunde lang wirklichc Also, nein, wirklich nicht, nein.g

 

Er wusste nicht, genau, ob er sich jetzt beleidigt fühlen sollte. Seine nassen Haarspitzen hingen ihm in die Stirn und gereizt wischte er sie fort. Zwar war Granger ein Schlammblut, aber er fühlte sich nicht wie ein dreibeiniger Troll, den man nicht einmal als Schlammblut ansatzweise akzeptabel fand.

Für einen winzigen Moment fragte er sich, wohin sein übertriebenes, ausgezeichnet ausgeprägtes Selbstwertgefühl verschwunden war.

Er erinnerte sich gut daran, Mädchen wie Granger zum Frühstück gehabt zu haben.

 

Sie war nicht mal eine Herausforderung. Seine Laune sank. Noch tiefer.

Wahrscheinlich hatte er sein Selbstwertgefühl mit seinem Familiennamen verflucht. Und jetzt war es einfach fort.

 

„Dann war das alles? Oder noch ein paar Neins übrig?g Sie schüttelte knapp den Kopf, immer noch rot im Gesicht. Das war es doch, was jeder begehrenswerter junger Mann hören wollte. Zehn Neins mitten ins Gesicht.

 

„Sie hören von mir, wenn die Rechnung ankommt.g Die Tür fiel ins Schloss. Er lehnte sich dagegen und der Ordner sank an seine Seite. Links neben ihm hing der Garderobenspiegel aus Kristall, verziert mit allerlei Gold und Edelsteinen. Abgekämpft blickte ihm sein Spiegelbild entgegen. Außerdem sah es reichlich schlecht gelaunt aus. Er stellte sich gerade hin und betrachtete sich eingehender.

 

Nein. Zehn Neins war er definitiv nicht wert.

Jetzt würde er sich den verdammten Ordner angucken und überlegen, wie er Pansy vernichten könnte.

 

~*~

 

 

Wie ein Idiot stand sie immer noch vor der Tür. Zehn Neins. Sie war doch bescheuert. Absolut bescheuert. Wieso war sie überhaupt darauf eingegangen? Wieso hatte sie ihn so angestarrt. Er hatte es bestimmt gesehen.

Gott, sie führte sich auf, als hätte sie noch nie einen Mann gesehen, der aus der Dusche kam.

 

Gott, war das peinlich. Furchtbar peinlich. Sie war so ein dämlicher Idiot.

 

Sie hatte sowieso viel zu viel mit diesem Idioten zu tun. Viel zu viel. Und sie regte sich zu sehr auf. Sie würde jetzt endlich nach Hause gehen, würde baden und nicht mehr an ihren Job denken, nicht mehr an Pansy Parkinson und auch nicht mehr an einen Draco Malfoy im Bademantel.

 

Sie verließ hastig den teuren Apartmentkomplex, den sie schon in der ersten Sekunde verabscheut hatte und apparierte nach Hause. Ihre Wohnung war nicht so teuer, nicht so schick aber immerhin war es ihre Wohnung. Ganz allein ihre Wohnung.

 

Morgen würde sie Dean besuchen. Es wurde Zeit, dass sie ihn besuchte. Und dann würde sie ihm die Schuld geben. Sie schloss die Wohnungstür hinter sich und atmete aus. Das war ein sehr langer Tag gewesen. Zu lang.

Sie hatte nicht vergessen, dass er ihr vorgeworfen hatte, sie wäre undankbar.

 

Sie wurde zornig.

 

Sie musste das ausblenden. Sie musste es vergessen. Sie konnte nicht hundert Jahre lang darüber nachdenken, dass sie ohne Draco Malfoy nicht mehr am Leben war. Sie konnte nicht. Sie wollte nicht. Es war einfach nicht gesund. Überhaupt nicht gesund.

 

Sie drehte den Hahn im Badezimmer auf und wünschte sich nichts sehnlicher als in die Wanne zu steigen und komplett abzuschalten. Sie sah müde aus.

Dieses Haus machte sie seelisch fertig. Nicht nur das Haus, dachte sie dumpf. Nein, nicht nur das Haus.

 

Sie schlüpfte aus ihren Sachen, legte sie ordentlich zusammen und stieg schon mal in die Wanne, damit sie sich an die Hitze gewöhnen konnte.

Nach wenigen Minuten saß sie in bunten Schaumblasen und lehnte den Kopf zurück. Sie würde den Stress einfach von ihrem Körper waschen und morgen würde es ein besserer Tag werden.

 

Sie hatte zehn Mal Nein gesagt. Zehn Mal, großer Gott.

 

Sie schloss verzweifelt die Augen.

Er war Schulsprecher gewesen, fiel ihr jetzt ein. Er war genauso gut gewesen wie sie. Sie wäre auch Schulsprecherin geworden, da war sie sicher.

Unglaublich, dass jemand wie er Schulsprecher sein konnte.

Sie schüttelte rigoros den Kopf und verdrängte alle Gedanken. Die heißen Dämpfe füllten das kleine Badezimmer und benebelten ihren Kopf auf angenehmste Weise.

 

Ihre Verspannungen lösten sich zwar nicht alle, aber die meisten.

Einfach abschalten. Sie würde die Wanne einfach nicht mehr verlassen. So einfach war das.

 

 

~*~

 

 

„Wie weit bist du?g Sie saß an Deans Bett. Es ging ihm schon wieder gut. Jedenfalls soweit sie es beurteilen konnte. Sie nahm an, dass er einfach nur faul war.


„Du lässt mich ja alles alleine machen. Ich denke, in zwei Tagen bin ich fertig.g Er lächelte.

 

„Tut mir leid. Soll ich dir jetzt noch helfen?g Sie verneinte halbherzig.

 

„Jetzt ist es auch egal.g

 

„Und? Wie kommst du mit Malfoy zurecht?g Sie verzog den Mund. Sie kam eher gar nicht mit ihm zurecht. Aber der Gedanke, dass sie nicht mehr lange aushalten musste, half ihr ungemein.

 

„Dean, ich habe nachgedachtg, begann sie jetzt. Sein Blick wurde ernst.

 

„Du willst doch nicht kündigen, oder? Du lässt mich doch nicht im Ministerium allein, Hermine!g Er sah sie flehend an. Sie musste lächeln.

 

„Nein, ich kündige nicht. Aber ich habe überlegt, dasscg Gott, sie bekam die Worte kaum über die Lippen. Und alles in ihrem Innern sträubte sich. Aber sie war fest entschlossen in ihrem Leben etwas zu ändern. Und es war egal, wenn sich das hier als Fehler rausstellen würde.

 

„Sag mal, hättest du Lust mit mir essen zu gehen, wenn du wieder fit bist?g Er sah sie an.

 

„Machst du Witze? Willst du mich testen, oder so was?g Seine dunkelblonden Haare lagen unordentlich auf seinem Kopf. Seine Mundwinkel schienen nicht zu wissen, ob sie lachen oder sich ärgern sollten.

 

„Nein, kein Test, kein Witz. Willst du mit mir essen gehen, oder nicht?g Es war wahrscheinlich ein totaler Fehler. Aber ehe sie noch anfing von Draco Malfoys in Bademänteln zu träumen, ging sie lieber diesen Weg.

 

„Ich mit dir? Frage ich dich nicht dauernd? Natürlich will ich mit dir essen gehen. Seit Jahren will ich mit dir essen gehen, Hermine.g Jetzt lachte er. „Wann? Heute Abend?g Jetzt lachte sie.

 

„Nein. Die Heiler sagen, du musst bis zum Ende der Woche bleiben.g Er wirkte zerknirscht.

 

„Gut, schön. Wie du willst. Dann aber nächste Woche? Montag? Ich lad dich ein. Ich kenne ein ganz hervorragendes Restaurant.g Er war wirklich glücklich. Es würde bestimmt nett werden, sie war davon überzeugt.

 

„Ja, ok, gerneg, erwiderte sie jetzt. Sein Gesicht wurde wieder ernst.

 

„Warum hast du deine Meinung geändert? Hattest du Angst um mich? Dachtest du, ich würde nicht mehr gesund werden?g Sie wäre froh, hätte sie so noble Motive gehabt.

 

„Ahemc so ähnlich. Aberc es war mehr einec spontane Eingebung.g Sie lächelte jetzt. Er stellte keine weiteren Fragen mehr. Sie war sich noch nicht sicher, ob Harry und Ron sich lustig machen würden. Und sie war sich nicht sicher, ob Ginny sich freute, dass sie mit ihrem Exfreund ausging. Wahrscheinlich war es ihr egal. Aber sie würde zu ihr gehen. Am besten bald.

 

 

 

Teil 7

 

Er betrachtete sich eingehend im Spiegel.

 

„Sind Sie zufrieden, Mr Malfoy?g Die Hexe sah ihn ebenfalls an.

 

„Ja, ich denke schon. Vielen Dank.g Seine Haare hatten wieder eine akzeptable Länge. Die Hexe lächelte jetzt. Er war sich nicht sicher, ob sie ihn für gutaussehend hielt, oder ob sie einfach dämlich war. Er sah sich wieder ähnlich.

Er erhob sich und verzog den Mund.

 

Er hatte ziemlichen Muskelkater. Wahrscheinlich hatte er die Hantel doch zu schwer gehext. Es hatte ihn eine Ewigkeit gekostet, sie gestern Abend überhaupt noch zu finden. Es war eine Kugel. Nicht größer als seine Hand. Aber sie war gewichtsneutral. Das bedeutete, er konnte sie so schwer hexen wie er wollte. Nur in seiner Hand entfaltete sie dann das Gewicht.

 

Und das kam ihm alles sehr ungelegen, denn er hatte vor, heute auch noch joggen zu gehen.

Ihm war klar, dass er jetzt anfing zu übertreiben, aber er sah keine andere Möglichkeit. Und das lag nicht an dem Schlammblut. Nein, tat es nicht.

Er überlegte sogar, auszugehen.

Zabini hatte bestimmt Zeit, als ewiger Junggeselle. Schon jetzt kam ihm der Gedanke zeitaufwendig und furchtbar vor. Er schalt sich in Gedanken selbst.

 

Was war er nur für ein erbärmliches Weichei geworden! Früher, erinnerte er sich, hatte es ihn keine Mühe gekostet, zwei oder drei Mädchen am Tag zu unterhalten, wenn er es so wollte. Sie lagen ihm zu Füßen.

 

Seine Stirn warf ungläubige Falten, als er nachdachte, aber nein. Er hatte recht. Seine Erinnerung täuschte ihn nicht. Er war ein verdammt guter Verführer gewesen. Wohin war diese Fähigkeit verschwunden? Hatte Pansy sie ihm geraubt? Sein Spiegelbild wirkte nicht so, als wäre er wirklich physisch in der Lage drei Frauen nacheinander zum Orgasmus zu bringen.

Und seine Kondition fürchtete sich auch schon vor dieser Herausforderung. Aber er war schließlich nicht hundertfünf, sondern achtundzwanzig.

 

Er zog ein paar Münzen aus seiner Umhangtasche. Vielleicht sollte er sich abgewöhnen, die Galleonen lose mit sich herumzutragen.

Allerdings wollte er nicht, so paranoid wie Lucius, einen verfluchten Drachenhautbeutel mit sich herumschleppen. Er zahlte und die Hexe lächelte immer noch. Wahrscheinlich wurde sie dafür bezahlt dümmlich zu grinsen.

 

Mit einem Nicken verließ er den Laden. Auf seinem Weg zur Arbeit konnte er nicht verhindern, jedem Schaufensterspiegelbild einen prüfenden Blick zuzuwerfen. Sein Spiegelbild betrachtete ihn genauso prüfend.

Unsicherheit fühlte sich anscheinend so an. Seltsam.

Seine oberflächlichen Gedanken zerfielen zu Staub als er vor dem Büro ankam.

 

Vor den schweren Säulen lehnte eine Person, die ihm wieder in Erinnerung rief, wie viele Fehler er eigentlich gemacht hatte.

„Pansy, wie nettg, begrüßte er seine Exfrau, die anscheinend ihr Gesicht hatte straffen lassen. Oder sie hatte jetzt magische Implantate, oderc er wusste es nicht. Sie wirkte völlig künstlich. Aber Pansy war Meisterin der Täuschung.

 

„Ganz meinerseits. Draco, Dracocg Sie betrachtete mit einem Lächeln. Es war ungefähr das Lächeln, was man seiner Beute zuwarf, ehe man die Fänge in sie schlug. Er machte sich bereit auf ein unangenehmes Gespräch und hoffte, Pansy würde mit den Beleidigungen und dem Werfen der Gegenstände warten, bis sie hinter geschlossenen Türen waren.

 

„Willst du nicht in mein Büro kommen? Eine Szene am helllichten Tag entspricht nicht unbedingt meiner Vorstellung.g Sein Lächeln fiel von ihm ab. Es hatte sowieso keinen Zweck, allzu freundlich zu sein. Pansy legte keinen Wert darauf. Und er tat es im Übrigen auch nicht.

 

„Nein. Deiner Vorstellung entspricht wohl eher, ein Schlammblut zu vögeln?g Die Frage klang so zuckerklebrig süß und böse, wie ein Schlag, den man einem sterbenden Tier versetzte. Er konnte sich nicht denken, dass Pansy etwas wie Eifersucht vortäuschte. Wahrscheinlich war es schlichtes Entsetzen.

 

Und er konnte es nicht verhindern, aber diese banale Kleinigkeit erleichterte seine Gedanken ungemein. Es verdrängte alle Thestrale dieser Welt, verdrängte die Schuld an Luciuse Tod, ja es verdrängte sogar die Wut, die er auf Pansy hatte.

 

Er wusste nicht, was auch nur ansatzweise passiert sein konnte, dass Menschen Sex mit Granger für möglich hielten, wenn sie ihn ansahen.

 

„Folge mir.g Er würde bestimmt nicht warten, bis sie schrie. Mit einem Grinsen folgte sie ihm. Kein schönes Grinsen. Nicht mal ein freundliches.

Sie schritten die Halle entlang. Er wurde knapp gegrüßt, von den Leuten, die Angst vor ihm hatten. Sie stiegen in den Fahrstuhl und fuhren schweigend in den dritten Stock. Marmor war auch hier ausgelegt und dann öffnete er die Flügeltüren seines protzigen Büros.

 

Mittlerweile erschien es ihm unangebracht und überzogen, aber Pansy gefiel es. Es hatte ihr schon vorher gefallen. Sie war eine eingebildete Person.

„Und wie ist es, Draco?g Sie ließ sich in einen der Ledersessel fallen, die mit Einhornfell bespannt waren. Ihm ging auf, dass er eigentlich selten in ihnen saß. Er glaubte sogar, dass sie verboten waren. Aber nur erlesene Kenner bemerkten den Unterschied zu Hippogreiffell. Deswegen hatte er noch keine Probleme mit irgendwelchen Fahnenschwingenden Tierschützern bekommen.

 

Granger würde es bestimmt sofort merken und ihn öffentlich hängen lassen, mutmaßte er. Er setzte sich also hinter seinen Schreibtisch. „Wie fühlt es sich an?g Er ließ Pansy fortfahren. Er wusste, sie wollte dieses Spiel gerne spielen. „Ist es wie Dreck zu vögeln? Ich meine wörtlich, Dreck zu vögeln, Draco?g Sie lächelte immer noch. „Turnt es dich an, deinen Schwanz tief in ihren widerlichen, schmutzigen Körper zu stoßen?g Sie legte den Kopf schräg. Ihr Lächeln wirkte nun verzerrt. „Ist das Rebellion gegen Lucius? Oder hast du ihn tatsächlich für das Schlammblut getötet?g

 

Er atmete ruhig aus. „Pansy, was führt dich in das profane London, was du so verabscheust?g, überging er unbeeindruckt ihre Fragen.

 

„Draco, ich verabscheue London nicht. Nur dich.g Sie lauerte. Er sah es ihr an. Wahrscheinlich hätte es ihm früher großes Vergnügen bereitet sie unter Schmerzen ihrerseits auf dem Boden von hinten zu nehmen. Jetzt bereitete der Gedanke ihm physische Übelkeit. Würde er sie jetzt schlagen und ihr dann die hässlichen Klamotten vom ausgezerrten Körper reißen, würde sie ihn gewähren lassen. Das hatte sie immer getan.

 

Sie liebte es, wie Dreck behandelt zu werden. Sie liebte es, sich aufzulehnen, nur um dann unterworfen zu werden. Er kannte ihre Taktik. Aber er war nicht in der Stimmung.

 

„Großartig. Dann sollte dich deine Reise hierhin nicht lange halteng, erwiderte er gelassen. Langsam sah er ihre Fassade bröckeln.

 

„Ich habe gehört, du willst das Haus verkaufen?g Er konnte sich denken, woher sie es gehört hatte. Es musste in jeder Klatschzeitschrift stehen, die Pansy so gierig zu lesen pflegte. Aus dem Grund hatte sie seinen Namen auch noch nicht abgelegt, weil sie es liebte den Namen Malfoy in einer Zeitung zu lesen und ihn dann direkt auf sich beziehen konnte.

 

„Ach ja? Hat Granger es dir erzählt, nachdem sie dir von unserer Affäre berichtet hat?g Ihre Augen flackerten kurz vor Zorn. Sie schien darauf zu brennen, zu erfahren, ob ihre Vermutung richtig war. Und er wusste, sie hielt es langsam für denkbar, denn immer noch hatte er ihr nicht widersprochen.

 

„Es ist mein Haus. Es steht mir zu, Dracog, fuhr sie jetzt gepresst fort.

 

„Pansy, hast du nicht schon genug von meinem Geld verschleudert? Reicht deine ewige Abfindung nicht völlig aus, um deinen Körper mit Gift vollzupumpen? Musst du jetzt auch noch das Haus haben?g, fragte er mit gespielter Sorge.

 

„Du wirst nicht das Haus deines Vaters verschachern, Draco!g, brannte sie jetzt auf. „Dir ist ja wohl klar, was für ein Statussymbol du damit aufgibst!g Er überlegte kurz. Er brauchte das Geld nicht, was das Haus abwarf. „Was würde deine Mutter sagen?g, fügte sie anklagend hinzu. Er runzelte die Stirn. Seine Mutter lag in einem apathischen Koma. Sie sagte wahrscheinlich zu gar nichts mehr irgendwas.

 

„Du willst das Haus?g, fragte er mit einem Grinsen, das kurz ihre Züge entgleisen ließ. „Du kannst es haben.g Sie schwieg daraufhin.

 

„Wo ist der Haken, Draco? Was spielst du hier?g Sie verschränkte die Arme, aber er konnte auch spielen.

 

„Kein Haken, Pansy. Ich dachte, dich interessiert so etwas nicht. Aber bittec du kannst es haben.g Er hob entwaffnet die Hände. „Es ist deins.g Er erhob sich, ging zu einer Kommode, holte einige Unterlagen heraus und legte ihr eine Urkunde vor.

 

„Schreib deinen Namen auf die unterste Zeile und es ist dein Haus.g Es nahm ihm sogar einiges an Arbeit ab. Sie überflog die Urkunde.

 

„Wenn ich unterschreibe hast du keine Rechte mehr, Draco! Das ist bindend, hörst du?g Sie dachte tatsächlich, er spielte hier mit ihr.

 

„Unterschreib. Es ist dein Haus, Pansy. Abercg Er machte eine kurze Pause und sie sah ihn lauernd an. „Wenn du es besitzt fallen dir alle Pflichten zu, aber das weißt du ja, nicht wahr?g

 

„Pflichten?g, fragte sie abwertend. „Ich bin reich, Draco. Ich kümmer mich nicht um Pflichten. Das können andere tun. Ist das alles, womit du mir Angst einjagen willst?g, fragte sie herausfordernd. Er grinste immer noch.

 

„Bittecg Er tippte mit seinem Zauberstab auf seinen Namen. Dieser verschwand vom Dokument. Pansy konnte es anscheinend nicht fassen. Hastig unterschrieb sie schließlich und riss sie das Dokument an sich.

 

„Kein zurück, Draco. Mein Haus!g

 

„Selbstverständlich. Jetzt entschuldige mich, ich habe wichtiges zu tun.g Er wandte sich von ihr ab. Geldgierige Goldgräberin. Er hoffte, sie würde furchtbar glücklich werden. Das nahm ihm einiges an Arbeit und Wut ab. „Ach und Pansy, das Haus wird gerade entflucht.g

 

„Das interessiert mich nicht. Solange ich es nicht entfluchen muss.g Damit war sie verschwunden. Ohne Abschied, ohne ein letztes Wort. So kannte er sie. So war sie ihm am liebsten.

 

~*~

 

 

Dean lachte sehr laut. Sie hatte ihm von der Begegnung mit Pansy erzählt.

„Und sie denkt tatsächlich, du hättest irgendwas mit Malfoy? Das ist absolut köstlich.g Er schlug sich auf den Schenkel.

 

Es war sein erster Abend draußen und er hatte gleich drei Gerichte bestellt. Er sagte, er wolle so das Mungo Essen vergessen, was ihm mehr zugesetzt habe, als irgendein Fluch. „Muss sie ja ziemlich fertig gemacht haben.g

Er leerte sein Weinglas. „Wir sollten es Harry erzähleng, schlug er munter vor. Sie war entschieden dagegen.

 

Verschwiegen hatte sie nämlich, dass sie danach zu Malfoy hatte gehen müssen und ihm den Ordner gegeben hatte, als er im Bademantel war. Und dass das der ausschlaggebende Grund gewesen war, weswegen sie überhaupt hier mit Dean im Restaurant saß.

 

So weit dachte Dean aber gar nicht. Das war Glück für sie.

 

„Und? Wie viel Arbeit ist es überhaupt noch? Das war schon ziemlich aufregend.g Ja, aufregend für Dean, wirklich. Er hatte die ganze Zeit schön im Bett liegen können, während sie sich die Hände blutig geschuftet hatte.

 

„Nicht mehr viel. Morgen mache ich den Rest. Du musst wirklich nicht kommen, dennc wahrscheinlich hast du keine Lust das Haus noch mal zu sehen.g

 

„Es hat mich wirklich schwer getroffen. Mit dem Fluch und so. Aber du musst das nicht alleine machen. Ich meinec wir gehen ja anscheinend aus. Du musst jetzt eigentlich gar nichts mehr alleine machen, Hermine.g Er lächelte warm. Sie spürte Übelkeit in ihrem Hals aufsteigen.

Dean würde hoffentlich keine Klette sein und aus diesem Abendessen mehr interpretieren als überhaupt vorhanden war.

 

Sie zwang ein Lächeln auf ihre Züge. „Gut, dann komm morgen mit.g

Sie stach stumm in ihren Salat, während Dean Mungo-Geschichten erzählte, von verwirrten Patienten, die mit lustigen Flüchen belegt worden waren. Sie hörte mit halbem Ohr zu.

 

Sie machte sich darüber Gedanken, dass Dean sie heute Abend zum Abschied nicht küssen würde und dass sie ihn auf gar keinen Fall hoch bitten würde, falls er darauf aus war.

 

Ihr Glück war lediglich, dass morgen dann endlich der letzte Tag im Horrorhaus gekommen war.

Und dass das bedeutete, dass sie Malfoy nicht mehr sehen musste. Nein, nicht nur das! Sie musste nicht einmal mehr an ihn denken.

 

Sie entspannte sich ein kleines bisschen.

Nur ein kleines bisschen, denn jetzt legte Dean wie selbstverständlich seine Hand auf die ihre und erzählte eine weitere langweilige Krankenhausgeschichte.

 

 

Teil 8

 

„Ms Grangerc Sie sollten sich nicht hier draußen rumtreiben.g Sein Gesicht war durch die vielen Lichtblitze hell erleuchtet. Ihre Kleidung klebte vor Schweiß und Blut. Nicht ihrem Blut. Fremdes Blut. Sie konnte Harry und Ron nicht entdecken.

 

„Verschwinden Sie! Ich werde sie töten!g, schrie sie mit voller Kraft, denn sie hoffte wirklich, dass Harry oder Ron sie hören würden. Ein Blick in das Gesicht von Lucius Malfoy machte ihr augenblicklich klar, dass sie ihn nicht töten würde, denn er wäre schneller.

 

„Sie wollen mich töten? Haben Sie schon einmal jemanden getötet?g, fragte er jetzt mit schnarrender Stimme und sie spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Ihr Atem ging schneller. Sie brauchte mehr Sauerstoff, um zu denken, aber hier draußen war niemand, der ihr helfen konnte. Wenn sie rennen würdec sie würde es nicht schaffen.

 

„Wagen Sie es nicht näher zu kommen!g Stumm schleuderte sie einen Fluch in seine Richtung, den er gekonnt blockte.

 

„Oh, Ms Granger. Wie süßc Crucio!g Der Fluch traf sie hart. Sie sank auf die Knie und schrie. Es waren Schmerzen! Unerträglich. Als hätte jemand ihren Körper in Flammen gesetzt, ihre Haut aufgerissen und würde sie nun langsam auswaiden.

Ihre Stimme brach, wurde heiser und die Schmerzen brachten sie fast bis zur Bewusstlosigkeit.

 

Sie spürte wie er näher kam, sich die Haare aus dem Gesicht strich und dann ihren Zauberstab an sich nahm.

 

„Stehen Sie aufg, hörte sie seine kalte Stimme. Sie konnte nicht. Sie wollte nicht. Sie wollte sterben. Jetzt. In diesem Augenblick. Sollte er sie töten. Es war egal.

 

Der Zauber brach. Sie atmete schwer und presste ihr Gesicht in den feuchten, kalten Boden. „Aufstehen!g, bellte er. Sie konnte nicht. „Imperio!g, traf sie der nächste Zauber und sie spürte, wie ihr Wille sie verließ. Sie war zu schwach, um sich zu wehren. „Aufstehen, Schlammblutg, forderte er, aber seine Stimme klangc anders. Sie konnte sich nicht widersetzen. Sie erhob sich schwerfällig.

 

„Weißt du, ich habe noch einen Moment Zeit, ehe ich gehen muss. Wie wäre es, wenn du deine Sachen ausziehen würdest?g Er lächelte ein teuflisches Lächeln. Der letzte Rest Verstand trieb ihr die Tränen in die Augen. „Auszieheng, flüsterte er und richtete den Zauberstab direkt auf ihr Herz. Sie legte den Umhang ab, knöpfte die Bluse auf und –

 

„Lucius! Was tust duc?g Durch den Schleier des Zaubers erkannte sie ihn. „Bist du wahnsinnig geworden? Du verschwendest deine Zeit damit, ein Schlammblut zu vögeln?g


„Sprich nicht so mit mir, Draco!g, schrie sein Vater und er konnte den Imperius nicht mehr völlig aufrecht halten.


„Lass sie in Ruhe. Komm jetzt. Es ist vorbei!g

 

„Nein! Es ist nicht vorbei!g Hermine versuchte zu verstehen, was er sagte. Was sagte Malfoy? Vorbei? Was war vorbei? Ihr Verstand war benebelt, wie unter Drogen. „Ausziehen, Schlammblut und leg dich hin.g Luciuse Wille traf sie wieder mit voller Wucht. Mit fahrigen Fingern zog sie die Bluse aus und zitterte in ihrem BH.

 

Sie spürte eine kalte Hand um ihren Arm. „Lucius, hör auf damit.g

 

„Draco, weg von ihr!g

 

Die Hand legte sich fester um ihren Arm, schüttelte ihn hart.

„Granger, zieh dich ang, hörte sie seine Stimme. Sie blinzelte knapp. „Zieh dich an.g Ihr wurde ihre Bluse wieder in die Hand gedrückt.

 

Stupor!g, knurrte Lucius. Sie spürte, wie Malfoy von ihr gerissen wurde. Er landete ein paar Meter weiter. Lucius kam zu ihr, riss ihr die Bluse aus den Fingern, zog sie an sich und sie spürte den Zauberstab an ihrer Brust.

Seine schmutzigen Finger legten sich um ihren Hals. „Ich könnte dich zuerst töten.g Der Wahnsinn sprach aus seinen Worten. Der Imperius klang ab.

 

„Lucius! Lass sie in Ruhe. Wir haben keine Zeit. Wo ist Mutter?g

 

„Draco, verschwinde!g Die Stimme des Mannes überschlug sich fast.

 

„Was soll das? Hast du den Verstand verloren? Sie werden dich verhaften, wenn du das dämliche Miststück vergewaltigst, zum Teufel noch mal!g

 

„Das geht dich nichts an. Ich werde sie nur umbringen. Denkst du etwa, sie hat es nicht verdient? Soll ich dich vielleicht an ihrer Stelle töten? Willst du das vielleicht lieber, Draco?g, rief sein Vater und lachte ein tiefes Lachen.

 

„Du bist verrückt. Komm jetzt.g

 

„Nein!g

 

Ihr Herz klopfte schnell und sie bekam in Luciuse Griff kaum noch Luft. Malfoy war wieder da. Jetzt erkannte sie ihn. Der Nebel legte sich. „Lucius, die bringen uns nach Askaban, wenn sie uns hier finden. Mit ihrg, fügte er hinzu und seine kalten Augen lagen kurz auf ihrem Gesicht. Sie zitterte wieder.

 

„Ich gehe nicht nach Askaban, ehe ich nicht noch ein letztes Schlammblut getötet habe.g Er stieß sie zu Boden und sie wehrte sich mit Händen und Füßen als er hastig ihre Hose öffnete. Mit dem Zauberstab fluchte er den Stoff in Fetzen und sie schrie auf. Er war über ihr.

 

„Lucius!g Malfoy versuchte seinen Vater von ihr wegzuzerren, aber Lucius stieß ihn wieder zur Seite. Sie schrie nach Hilfe, schrie nach Harry, aber niemand kam.

 

„Oh, keine Angst, ich werde dich – cg

 

Avada Kedavra!g

 

Der Mann brach auf ihr zusammen, ehe er den Satz hatte beenden können. Das grelle grüne Licht verschwand. Es wurde still. Aus der Ferne konnte sie Schreie und Rufe hören. Für einen Moment glaubte sie, nicht mehr atmen zu können.

Luciuse Gewicht verschwand von ihrem Körper. Malfoy hatte ihn von ihr runter gezogen und kniete neben ihr.

 

Er zog sie am Arm in eine sitzende Position und legte ihr hastig den Umhang um die Schultern. „Verfluchter Bastardg, murmelte er abwesend und sah ihr dann ins Gesicht. Die Tränen kamen überraschend und sie musste den Blick abwenden.

„Granger?g Sie sah ihn wieder an, denn er drückte ihre Schulter.

 

Dann schien er zu begreifen.

Erst dann schien er zu begreifen. Er starrte sie an. Seine Augen wurden groß, sein Gesicht wirkte so blass, als wäre er selber tot. Er erhob sich hastig, stand über ihr und wich zurück.

 

„Oh Gott, nein!g Sein Zauberstab entglitt seinen Händen. „Nein!g, flüsterte er.

 

„Keiner bewegt sich oder ich fluche!g, schrie ein Mann aus einiger Entfernung und näherte sich schnell. Hermine kannte ihn nicht. Kurz brauchte der Mann, um die Szene zu überblicken. „Sie sind verhaftet!g, schrie er Malfoy zu, warf ihm einen Fluch entgegen und gefesselt fiel Malfoy zurück auf die Erde.

 

„Geht es Ihnen gut?g, fragte der Mann jetzt sie. Sie konnte nur den Mund öffnen und wusste nichts zu sagen. Luciuse trübe Augen starrten dumpf in den Himmel. Sie schlug die Hand vor den Mund und schriec

 

c.

 

Sie fuhr heftig aus dem Schlaf und atmete hastig aus. Sie wischte sich die Haare aus der Stirn, stieg aus dem Bett und taumelte in ihre Küche.

Sie hatte den Traum lange nicht mehr gehabt.

Sie hasste den Traum.

 

Sie füllte die Kanne mit Wasser und entflammte den Herd. Sie wusste, sie konnte jetzt sowieso nicht schlafen. Lucius war vollkommen verrückt geworden.

Sie schüttelte angewidert den Kopf. Wäre Malfoy nicht gekommen. Gott, wahrscheinlich wäre sie dann in dieser Nacht tatsächlich gestorben.

 

Was für ein verfluchter Traum. Wie verrückt es war, das dies tatsächlich zu ihrer Vergangenheit gehörte. Verrückt, dass ein Feind ihr das Leben retten musste. Wahrscheinlich waren sie, so gesehen, quitt, aber dennoch war es schwer zu glauben.

 

Harry und Ginny wohnten hier in London, im magischen Viertel. Nicht mehr lange, denn Ginny wollte gerne in die Nähe ihrer Eltern ziehen, wenn sie schwanger war. Und Ron wohnte ebenfalls im magischen Viertel. Und so auch Draco Malfoy. Verrückt, dass sie alle beieinander wohnten. Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr, dass es nach zwei war.

Sie drehte die Flammen wieder runter, ging zur Garderobe, schlüpfte in die Schuhe und warf sich einen dicken Mantel über.

 

Manchmal half es ihr, nachzudenken, wenn sie nicht in ihrer Wohnung war. Dann konnte sie sich draußen beruhigen, sich vergewissern, dass alles ein Traum war, und dass ihr niemand in ihrer Wohnung irgendwas Böses wollte.

Das war meistens ein guter Plan.

 

Draußen war es zu dieser Jahreszeit meist dunkel und meist sehr kalt. Heute war keine Ausnahme. Ihr Atem verpuffte zu weißen Schwaden in der Luft. Ihr Kopf klärte sich augenblicklich. Sie schritt die Straße entlang. Es war still, denn es war schließlich unter der Woche. Nur Verrückte befanden sich um diese Zeit draußen.

 

Na ja, und Menschen, die nicht schlafen konnten. Und wenn, dann nur unter Albträumen. Sie bog um die Ecke. In der Ferne blinkte das Fenster mit den Zauberscherzen.  Ron und George würden wahrscheinlich in zwei Stunden aufstehen und sich daran setzen, neue Scherze zu erfinden.

 

Mit Ron hatte George es etwas schwerer, denn er war nicht so ein Naturtalent wie Fred es gewesen war. Ron brauchte länger, um die Formeln zu begreifen und damit dann etwas anfangen zu können. Aber auch er hatte schon tolle Sachen erfunden. Gut, Hermine fand sie nicht so toll, aber Muggel fanden sie großartig. Vor allem Schüler. Denn er hatte unsichtbare Kopfhörer zu Stande gebracht. Elektrizität unsichtbar werden zu lassen, war schon eine Meisterleistung und dann auch noch von Ron – das war so ziemlich die Krönung.

 

Allerdings war Hermine dagegen, dass man Schülern ermöglichte im Unterricht Musik zu hören anstatt zu lernen. Aber sie sagte das natürlich nicht laut. Nur zu Ginny, vielleicht.

 

Sie erkannte eine Gestalt, die auf sie zu rannte.

Sofort sprangen ihre Alarmglocken an. Rennen konnte nichts Gutes heißen. Sie waren früher immer gerannt, wenn sie fliehen mussten. Die Vernunft zwang sie zur Ruhe. Nein. Es war alles in Ordnung. Die Zeiten waren sicher. Es gab keinen Grund, weshalb irgendwer vor irgendwas fliehen sollte.

 

Ihr Puls beruhigte sich, als sie erkannte, dass es sich wohl um einen Jogger handelte. Gut, der gehörte dann wohl zu den Verrückten, die sich nachts auf der Straße rumtrieben.

 

Er war fast auf einer Höhe mit ihr. Sein Atem ging ruhig und konzentriert. Sie erkannte den Mann zu ihrer großen Verwunderung.

Und es überraschte sie nur noch ein winziges Stück. Anscheinend ohne es zu beabsichtigen wurde er langsam und kam auf ihrer Höhe zum Stehen.

 

„Malfoyg, sagte sie und versuchte nicht so zu klingen, als wollte sie damit irgendwas aussagen. Er sah aus wie in ihrem Traum. Verschwitzt und müde. Sie verdrängte den Gedanken an den Traum wieder. Wie sollte sie so alles vergessen, was sie vergessen wollte?

 

„Grangerg, erwiderte er rau und abgehackt. Er schluckte schwer. Sie fragte sich, weshalb er jetzt joggte, und vor allem, wie lang er schon joggte. Sie war sich nicht sicher, ob er sie fragen wollte, was sie hier draußen machte. Und sie war auch nicht sicher, ob sie ihn fragen sollte.

 

Sie fuhr sich über die Haare und schlang die Arme um ihren Oberkörper.

Sein Blick glitt an ihr hinab. „Pyjamahose?g, fragte er schließlich und räusperte sich hart. Er streckte sich und öffnete den Reißverschluss seiner teuren Sportjacke. Sie nahm an, dass sie teuer war, denn sie konnte den Stoff nicht zuordnen. Er sah aus wie Leder und gleichzeitig viel leichter als das.

 

„Ahemc ja. Ichc wollte nurcg Sie machte eine knappe Handbewegung und deutete in die Runde. Er legte die Stirn und bedeutungsschwere Falten.

 

„Ja?g

 

„Spaziereng, endete sie lahm.

 

„Um halb drei?g Er schien sich kurz zu ärgern, denn anscheinend wusste er, was sie sagen wollte.

 

„Du gehst joggen um halb drei. Dann kann ich auch spazieren geheng, erwiderte sie und wollte ihn eigentlich gesiezt haben. Wahrscheinlich war das aber einfach nicht mehr möglich. In der Schule wäre sie nie darauf gekommen, ihn zu siezen.

 

„Du kannst tun, was du willst.g Er zog den Reißverschluss wieder hoch.

 

„Wieso nachts?g, fragte sie jetzt doch, obwohl es sie wenig anging.

 

„Was?g Er wandte noch einmal sich um, er wollte wohl weiter laufen.

 

„Wieso gehst du nachts joggen?g, fragte sie ungeduldig. Sie hätte gar nicht fragen sollen.

 

„Wieso gehst du nachts spazieren, Granger?g, konterte er, ohne zu antworten. Er hatte wohl auch keine Antwort erwartet, aber nachts war sie eben nicht mehr ganz so zurechnungsfähig wie er, und deshalb antwortete sie, ehe sie denken konnte.

 

„Ich hatte einen Albtraum.g Er hielt inne. Sie biss sich auf die Lippe. Wie subtil von ihr. Er konnte sich ja ganz bestimmt nicht denken, was das für ein Albtraum war... Mist.

 

„Einen Albtraum? Voncg Er schwieg.

 

„Nein. Nein, nicht davon. Nurc voncg Gott, jetzt konnte sie sich was ausdenken. Eigentlich musste sie sich ja gar nichts ausdenken. Sie könnte einfach gehen.

„Vonc ähnlichen Sachen.g Bei Merlin, verhielt sie sich dämlich.

 

„Aha.g Er sah sie immer noch an.

 

„Du wirst dich erkälteng, sagte sie schließlich. Seine Züge entgleisten und die Hermine, die nicht ihren Verstand verloren hatte, erschlug sie gerade für diesen Satz.

 

„Was? Wieso?g, fragte er verwirrt.

 

„Weilc es kalt ist. Und du schwitzt undcg Sie ruckte mit dem Kopf. Er wusste doch, weshalb.

 

Er sah an sich hinab. „Ich schwitze nichtg, erwiderte er und sie war sich nicht sicher, ob er amüsiert oder genervt war.

 

„Warum? Weil Malfoys nicht schwitzen? Soll das ein Naturgesetz sein?g

 

„Unterhältst du dich mit mir, Granger?g, fragte er und ignorierte ihren Seitenhieb.


„Was? Nein, natürlich nicht, Malfoy. Ich zeige dir nur die Risiken auf, die nächtliches Joggen mit sich bringt undcg Sie schlug sich die Hand vor den Mund und schloss die Augen. Sie nervte sich schon selbst. Gott, wieso hielt sie nicht die Klappe? Sie wusste es nicht.

 

„Ok. Danke?g, erwiderte er und als sie die Augen aufmachte, war sie sicher, dass er grinste. Ein wenig zumindest.

 

„Nein, nein. Du kannst machen was du willst, geh joggen, geh schwitzen und erkälte dich.g Sie wandte sich ab.

 

„Ich schwitze nichtg, beharrte er.

 

„Jeder schwitzt, Malfoy.g Er holte sie plötzlich ein.

 

„Nein, nicht beim Joggen. Mir wird heiß, sicher, aber ich schwitze nicht beim Joggen, Granger.g Sie fand es absurd diese Unterhaltung zu führen.

 

„Schön.g Sie hielt inne. Er sah sie an. Plötzlich hellten sich seine Augen auf, hatte sie das Gefühl.

 

„Ich habe eine Überraschung für dichg, sagte er schlicht. Sie hielt die Luft an. Was? Er hatte was? Und die echte Hermine, mit Verstand und allen Tugenden dieser Welt, schrie sich gerade heiser, denn die andere müde Hermine, die durch die Straßen wanderte, dachte gerade an ungefähr tausend Dinge, die Malfoy mit ihr anstellen würde. Ein nackter, schwitzender Malfoy.

 

Und das schlimme war, sie konnte es nicht verhindern. Die Gedanken waren einfach da. Sie fürchtete sich fast vor sich selbst. Und sie hasste es.

Sie schloss kurz die Augen. Zu kurz, als dass er es für etwas anderes als ein Blinzeln halten konnte. Nein, nein, nein.

 

„Was soll das heißen?g, fragte sie argwöhnisch und war froh, dass sie wegen der Kälte sowieso rote Wangen hatte.

 

„Pansy ist jetzt Hausbesitzerin. Ich dachte, das freut dich vielleicht.g Sie sah ihn an. Wieso sollte sie das freuen? Malfoy schien ihre Gedanken zu lesen. „Ich denke mal, sie ist dir lieber als ich es bin undcg Er grinste kurz ein ziemlich teuflisches Lächeln. „c und ich habe dieses kleine Missverständnis noch nicht aufgeklärtg, fügte er hinzu. Anscheinend machte es ihm Spaß, nicht mehr zu joggen und sie zu nerven.

 

„Missverständnis?g Sie verstand nicht. Nicht ein Wort. Aber er wollte es wohl nicht erklären.

 

„Ich würde dann sagenc Gute Nacht, Granger.g

 

„Warte! Das heißt, Pansy muss die Rechnung bezahlen? Nein, Malfoy, ich werde ihr das nicht klar machen, siecg Sie hielt kurz inne. Malfoy machte sich da ziemlich leicht. Das würde sie bestimmt nicht zulassen.


„Ich habe ihr schon gesagt, dass das Haus entflucht wird.g

 

„Hast du ihr gesagt, dass sie es bezahlen soll?g, fuhr sie ihn an und wurde wieder wütend. Besser als die anderen Dinge, die sie werden konnte, überlegte sie dumpf.

 

„Was soll das? Hast du etwa Angst vor Pansy, Granger? Wirklich?g Er war wieder höchst amüsiert.

 

„Ich habe vor keinem von euch versnobbten Idioten Angst, Malfoy. Auch nicht vor deiner dämlichen Frau. Ich habe nur keine Lust, mich mit ihr anzulegen. Es ist Zeitverschwendung.g

 

„Sie ist meine Exfrau, Granger. Exfrau.g Sie stöhnte auf.

 

„Fein. Aber du wirst ihr sagen, dass da eine Menge Gold auf sie zukommen wird. Und sie wird es bezahlen. Ich werde es ihr nicht sagen.g Er schien wieder genervt zu sein.

 

„Du hast also doch Angst.g

 

„Nein, ichcg

 

„Weshalb? Wegen dieser Sexsache?g Er verschränkte die Arme und sie schnappte nach Luft. Sie wusste nicht wirklich, woran es lag. Vielleicht nur, dass Malfoy das Wort Sex gesagt hatte. Es war wie ein Alarmsignal in ihrem Kopf.

 

„Malfoy, da ist keine Sexsache!g, schrie sie jetzt. Irgendwo bellte ein Hund.

 

„Ja, das habe ich noch nicht richtig gestellt.g Ihr Mund öffnete sich ungläubig.

 

„Du hastc? Du hast es ihr nicht gesagt? Warum zur Hölle denn nicht?g Er verzog knapp den Mund.

 

„Ich fand es witzigg, knurrte er jetzt. Gott, hatte er den Verstand verloren?

 

„Witzig? Das ist doch wohl nicht dein Ernst? Witzig? Bescheuert, widerlich, pervers und völlig undenkbar – aber nicht witzig, Malfoy!g Sie versuchte ihre Stimme zu senken, aber es gelang ihr nur mit Mühe.

 

„Pervers?g, fragte er jetzt und betrachtete sie argwöhnisch. „Was denkst du eigentlich von mir, Granger?g Oh, sie dachte so einiges von ihm.

 

„Wieso machst du das? Wieso machst du sowas?g Sie sah ihn kopfschüttelnd an. Sein Mund öffnete sich entrüstet.

 

„Ich mache irgendwas? Das ist deine Geschichte, Granger. Du hast mir erzählt, dass sie das denkt. Du hast es doch nicht abgestritten! Und ich kann mein Haus abgeben, wann immer ich es will!g Er schlug den Kragen seiner Jacke hoch.

 

Sie atmete langsam aus. Der Hund bellte noch einmal. Bald würde der Besitzer dazu aufwachen und dann würden sie auch noch Ärger bekommen. Fast dreißig und Ärger wegen Ruhestörung. Das fehlte ihr gerade noch so. Er schien sich wieder zu fassen. „Entschuldige, aberc es hat mir gefallen.g

 

Was hatte ihm gefallen??? Sie sah ihn an. Mit riesengroßen Augen. Seine Mundwinkel zuckten wieder. „Alsoc Pansy aufzuregen. Sie ist ein mieses Drecksstück. Und dass ich dich da mit reinziehen musste, war sehr kindisch von mir. Das Haus abzugeben, ehe ich die Rechnungen bezahlt habe, war wahrscheinlich auch kindisch, aber ichc im Momentc bin ich anscheinend kindisch.g Sie war sich nicht sicher, ob er noch mit ihr sprach oder mit sich selbst.

 

Denn jetzt sah er an sich herunter. Dann lachte er plötzlich. Sie wusste nicht, ob sie Angst vor ihm haben sollte, oder ob sie oben in ihrer Wohnung einfach eingeschlafen war und das hier ein Traum war.

 

„Ich gehe nachts joggen, Grangerg, lachte er jetzt. „Dabei habe ich es gar nicht nötig. Du bist nur ein Miststück.g Sie starrte ihn verwirrt an. Was? Er beleidigte sie? Weshalb jetzt wieder?

 

„Du bist ein Arschloch!g, konterte sie. Er seufzte laut.

 

„Nein. Wahrscheinlich schon. Nur im Moment eher nicht.g Sie konnte ihn nicht mehr einschätzen. Wahrscheinlich war er verrückt geworden. „Du bist einfachc zu viel für mich. Ich nehme langsam schon ernst, was du sagst, Granger.g Sein Blick war kalt. Wollte er hier mit ihr abrechnen? Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

 

„Gut. Dann bin ich froh, dass du das Haus Pansy gegeben hast, denn wir wollen ja nicht, dass der arme kleine Malfoy in seiner heilen Welt einen Dämpfer bekommt, richtig?g, fuhr sie ihn an und sie war sich sicher, für eine Sekunde wollte er sie um die Schultern fassen und schütteln oder schubsen oder schlagen oder irgendwas, was Körperkontakt in Anspruch nahm.

 

„Wie passt das eigentlich in deinem Kopf zusammen, Granger?g Er zog sich jetzt die Jacke aus, anscheinend war ihm zu heiß. Erkältung, kam ihr wieder in den Sinn. Aber sie wünschte ihm regelrecht eine Erkältung. Er trug ein schwarzes Shirt, ärmelfrei. Gott, musste er frieren.

 

„Denkst du, du kannst dir das so einreden? Denkst du, ich rette deinen Arsch, weil ichc keine Ahnung, gerade nichts Besseres zu tun habe? Denkst du wirklich, du kannst mich als Todesser in deine kleine Ecke schieben, weilc du denkst, dass Menschen sich nicht ändern? Wieso?g Ihr Mund klappte auf. Was wollte er von ihr?

 

„Denkst du, es ist so einfach?g Er hob die Arme, denn anscheinend erwartete er wirklich eine Antwort.

 

„Es ist fast wegg, sagte sie stattdessen und runzelte die Stirn. Er sah sie verwirrt an. Dann begriff er und blickte auf seinen Unterarm.

 

„Ja, fastg, erwiderte er. Tatsächlich war sein Mal ganz grau geworden. Es erschreckte sie, dass es nichts mehr bedeutete. Es ängstigte sie nicht einmal mehr.

 

„Ich werde mich nicht bedanken, Dracog, sagte sie kalt. Sie wusste nicht, warum sie das Bedürfnis hatte, es laut zu sagen, aber sie musste es tun.

 

„Wie oft hast du meinen Vornamen schon benutzt?g Er schien sich tatsächlich für die Antwort dieser Frage zu interessieren.

 

„Vergiss es einfachg, erwiderte sie böse und schritt die Straße entlang. Sie war erwachsen, sie musste sich nicht mehr mit so etwas abgeben.

 

„Warst du schon immer so, oder bringe ich diese Seite in dir zum Vorschein?g Sie hielt zornig inne.

 

„Nein, ich war nicht immer so!g, schrie sie jetzt und alle Hunde dieser Welt waren ihr scheiß egal, die jetzt anfingen zu bellen.

 

„Also ist es wegen mir?gSie wandte sich so schnell um, dass er fast in sie hineingelaufen wäre. Sie musste den Kopf nach oben recken, um ihn anzusehen. „Der Albtraum war derselbe, den ich auch habe, richtig, Granger?g, fragte er jetzt, ohne sie zu Wort kommen zu lassen. „Derselbeg, widerholte er ruhig.

 

Ihr Atem ging schneller. „Halt deine Klappe und verpiss dich, Malfoy.g Seine Augen schienen dunkler zu werden.

 

„Ich gehe nachts joggen, weilcg

 

Sie sah ihn an. Nichts passierte. Er sprach nicht weiter. Sie wollte es auch nicht wissen. Sie wollte nicht hören, dass er wie sie war, oder dass sie irgendetwas verband, mochte es auch noch so hässlich sein. Noch so klein und unbedeutend, oder so bedeutend, dass es eben kaum auszuhalten war.

 

„Komisch, nicht wahr? Ich verlasse Malfoy Manor und die Thestrale sterben, weil die Qual geht. Ich sterbe nichtg, fügte er ruhig hinzu. Sie öffnete den Mund. Die Leere in seinen Augen war unerträglich. „Ich bin nicht mein Vaterg, sagte er jetzt.

 

„Du erkältest dichg, flüsterte sie jetzt.

 

„Vielleichtg, erwiderte er. Sie wusste nichts anderes zu tun. Sie zog ihren dicken Mantel aus. Der Wind traf sie kalt. Sie hielt ihn ihm entgegen. Ihre Hände zitterten. Er sah sie an. Hier stand sie in ihrem Pyjama. Er war hellblau und kleine Blumen rankten sich an der Knopfleiste entlang. Er lächelte kurz.

 

„Danke. Ich brauche ihn nicht.g Er nahm ihn und legte ihn ihr wieder um die Schultern. „Mir ist nicht kaltg, fügte er ruhig hinzu. „Zehn Neinsg, sagte er jetzt mit einem feinen Lächeln.

 

„Was?g, fragte sie, ohne zu verstehen.


„Falls es dich interessiert. Ich gehe joggen wegen zehn Neins.g Sie sah ihn an. Langsam öffnete sich ihr Mund. Sie begriff für eine Sekunde, aber es machte gar keinen Sinn. Sie konnte nicht sagen, ob ihn dieser Satz Überwindung gekostet hatte. Und sie wusste nicht, was dieser Satz bedeuten sollte. Sie wusste nur, jetzt gerade war ihr nicht mehr kalt.

 

 

Teil 9

 

Der Tag zog träge an ihm vorbei. In seinem Kopf wiederholte sich die nächtliche Szene immer und immer wieder. Was war passiert? Er wusste es nicht. Er wusste nur, er hatte Granger ein Haufen an Dingen gesagt, die sie auf ewig gegen ihn verwenden konnte.

 

Nach einer Weile hatte er gedacht, es würde darauf hinaus laufen, dass sie miteinander schlafen würden. In der Sekunde als er ihren anbetungswürdigen Pyjama gesehen hatte, dachte er sowieso, dass sie es wollen würde.

Aber es war gar nichts passiert. Er hatte ihr sogar gesagt, dass er wegen ihr nachts joggen ging. Zumindest war er so gut wie überzeugt, dass er das zu ihr gesagt hatte.

 

Aber sie hatte gar nicht reagiert. Sie hatte ihm ihre Jacke geben wollen. Hatte das irgendwas bedeutet? Hatte sie Mitleid mit ihm gehabt?

Was hatte er noch gleich für einen Unsinn über Thestrale erzählt?

 

Und wieso zum Teufel hatte er keinen Sex mit ihr gehabt.

 

Ganz abgesehen von der Tatsache, dass sie ein Schlammblut war und eine der Personen, die er auf den Tod hasste, war das doch der ideale Ausgang für diese Nacht gewesen. Er kannte kein Szenario in dem Sex so gut gepasst hätte. Sei es nur Mitleidssex oder Sex aus Wut, aus Hass oder eben einfach nur so.

Er kannte doch alle Szenarios dieser Welt. Er hatte sie praktisch erfunden.

 

Er drehte den teuren Federhalter in seinen schlanken Fingern. Er wusste, was diese Finger konnten. Er kannte den weiblichen Körper viel zu gut, als dass er keinen Sex haben konnte!

 

Was war nur passiert? Wieso hatte er nichts getan? Vielleicht war es doch der Ekel vor dem schmutzigen Schlammblut gewesen.

Nur – daran lag es nicht!

Oder doch?

 

Er war selten so verwirrt und orientierungslos gewesen. Wirklich selten.

Und er war müde. Denn er war schließlich um vier ins Bett gekommen und hatte exakt drei Stunden geschlafen. Er hatte keine Lust gehabt irgendeinen Zauber anzuwenden, damit er sich vorgaukeln könnte, er wäre ausgeschlafen.

Müdigkeit stand seiner schlechten Laune ausgezeichnet. Er hoffte bloß, sie hatte auch beschissen geschlafen.

 

Nachdem sie nichts mehr zu ihm gesagt hatte, war er einfach gegangen. Er erhob sich abrupt, ging zu dem Spiegel gegenüber an der Wand und betrachtete sich kritisch. Er konnte sich nicht erinnern, früher jemals so häufig in den Spiegel geblickt zu haben. Wieso zum Teufel war er unsicher? Er musste es nicht sein. Er war perfekt.

 

War er das? Ja, war er.

 

Seine grauen Augen betrachten sein Gesicht aufmerksam. Keine Falten. Nicht einmal um die Augen herum. Keine hängenden Wangen. Seine Lippen waren voll, wie immer. Seine Harre waren hell und dicht, keine kahlen Stellen. Sie vielen ihm jugendlich in Stirn, und er war sich sicher, es gab Mädchen, denen dies, nach wie vor, gefiel. Ganz bestimmt sogar. Er öffnete das Jackett. Kein Bauch war unter seinem Hemd zu erkennen. Gut, der Sixpack war auch nicht mehr vorhanden, aberc wenn man nicht mehr trainierte, dann war er eben verschwunden.

 

Wieso war alles so kompliziert? Vielleicht lag es an seiner neuen Unfähigkeit. Seine Unfähigkeit, Pansy zu vögeln, wann immer er es wollte. Vielleicht lag es daran, dass er nur Granger vor der Nase hatte. Als einzige Frau in einer ganzen Weile. Vielleicht fühlte er sich nur körperlich zu ihr hingezogen, weil einfach gerade niemand anders da war.

 

Und sein Gehirn hielt ihn aber zurück, weil sie ein schmutziger Muggel war. Das musste es doch sein, richtig? Und wenn diese Theorie stimmte, dannc dann musste er doch jede andere flachlegen können.

Er war sich nicht sicher, ob das richtig war.

 

Er musste das testen.

 

Er verließ eilig sein Büro. Draußen saß das Mädchen am Empfang. Er hatte keine Ahnung mehr, wie sie hieß. Mary? Julie? Janet? So ähnlich zumindest.

Sie schrieb gerade gelangweilt auf einem Stück Pergament, während der Kamin summte. Anscheinend wartete jemand darauf, verbunden zu werden. Sie sah ihn und sprang fast aus ihrem Stuhl.

 

„Mr Malfoy! Ichc wäre sofortcg Sie deutete etwas hilflos auf den Kamin. Er schüttelte den Kopf.

 

„Warten Sie damit kurz.g Er näherte sich und sie wusste wohl nicht, ob er sie anschreien oder sofort feuern wollte. Er versuchte ein Lächeln. Gott, er hatte keine Ahnung, was passiert war. Er fühlte sich absolut nicht überlegen und gelassen. Absolut nicht! Vielleicht war das nur etwas, was in der Schule funktioniert hatte? Vielleicht war es etwas, mit dem er Pansy in der Schule hatte gewinnen können, aber mit dem er sie nachher nicht hatte halten können, weil es einfach nicht mehr da warc.

 

„Mr Malfoy, ichcg Anscheinend wollte sie sich schon wieder rechtfertigen und eilte zum Kamin. Er umfing ihr Handgelenk. Sie sah ihn an, als erwarte sie, dass er sie jetzt schlagen würde. Gott, wenn er wirklich diesen Anschein vermittelte, dann wunderte er sich, weshalb sie nicht schon längst gekündigt hatte.

 

„Hören Sie, können Sie mir eine simple Frage beantworten?g Sie schluckte heftig.


„Bitte, warten Sie! Ich kann das erklären. Die Anrufe über Floh, die Sie nicht sofort bekommen haben tun mir schrecklich leid! Ich versuche wirklich immer, dasscg Er hob den Finger und legte ihn in auf die Lippen. Ihre Stimme war unerträglich.

 

Aber er wusste noch, weshalb er sie vor einigen Jahren eingestellt hatte, als er noch nicht völlig eingerostet und frigide war. Sie war nämlich heiß. Verflucht heißt, um genau zu sein. Manche Kollegen kamen nur wegen ihr zur Arbeit. So wie manche Kunden. Sie war strohdumm, das bestritt er keineswegs, aber damals waren seine Auswahlkriterien von andererc Natur gewesen.

 

Ihre Augen wurden groß. „Seien Sie für einen Augenblick bitte stillg, sagte er ruhig. Er lehnte sich vor. „Sagen Sie, finden Sie mich attraktiv?g Er hätte gerne ihren Namen verwendet, denn er erinnerte sich, dass es Frauen durchaus mochten, wenn man ihren Namen benutzte.

 

Es kostete ihn Anstrengung seinen Finger nicht sofort zurückzuziehen, sondern ihn langsam über die Linie ihres Kiefers wandern zu lassen. Sie sah ihn an. Immer noch. Langsam öffnete sich ihr Mund vor Überraschung. Es war ihm etwas unangenehm, dass sie ihn so anstarrte.

 

„Was?g, flüsterte sie jetzt völlig verwirrt. Und er wusste, genau jetzt musste er etwas sagen. Etwas Überzeugendes, etwas, wozu sie unmöglich nein sagen konnte – oder ja. Oderc egal. Eigentlich müsste er jetzt etwas tun. Musste er sie küssen? Musste er die Frage wiederholen? Aber wenn er sie wiederholen würde, wäre das dann nicht schwach? Hätte sie nicht längst sagen müssen, ja, Gott, ja?

 

Kurz war er überfordert. Er sah sich selber schon, wie er ihren Hals küsste, wie er sie hier auf ihrem Schreibtisch nahm und sich einen Scheiß scherte, ob jemand vorbei kam.

 

Aber wieder einmal tat er gar nichts. „Sie sollten wieder an die Arbeit geheng, sagte er mit rauer Stimme, ließ seinen Finger wieder sinken und wandte den Blick von dem jungen Mädchen ab.

 

„Jac Mr Malfoycg Sie verschluckte sich fast beim Sprechen. Ob das nun vor Entrüstung oder vorc Wollust war, vermochte er nicht zu sagen.

 

Blowjob.

 

Genau das brauchte er jetzt. Wie bekam man so etwas noch gleich? Er wusste es nicht mehr!

 

Sollte er noch mal rausgehen? Wenn er es nicht einmal schaffte, dass ihn seine Sekretärin vergötterte, dann hatte er wohl keine Chance darauf, dass es noch irgendjemand tat.

Oder er lag falsch und übertrieb.

 

Es war egal, denn unterm Strich änderte es nichts – er hatte gerade eben anscheinend versagt.

 

Zurück in seinem Büro, schloss er die Tür hart hinter sich. Verfluchte Scheiße. Er griff nach dem gläsernen Briefbeschwerer. Er erinnerte sich schwach, dass er Lucius gehört hatte. Mit voller Kraft warf er ihn gegen die nächste Wand.

Er zerbrach in tausend winzige Splitter.

 

Er atmete heftig. Kurz sah es so aus, stünden die Splitter in Flammen. Dann verrauchte eine schwarze Wolke. Er runzelte die Stirn. Was zum Teufel war das? Dann klärte sich sein Blick.

 

Er betrachtete sich das Büro genauer. Lauter Kleinigkeiten hingen an den Wänden, die Pansy damals angeschleppt hatte. Der Teppich war alt und wohl noch aus Malfoy Manor. Viele Sachen waren hier, von denen er nicht zu sagen vermochte, ob er sie erstanden, oder ob sie aus der Familie waren.

 

Er fragte sich automatisch, ob noch alte Flüche auf den Dingen lagen. Er könnte sie wegwerfen, einfach zerstören.

Aberc vielleicht wäre das zu leicht. Seine Mundwinkel bewegten sich kurz. Er hatte das Gefühl sie bewegten sich nach oben.

Es wurde wirklich mal Zeit, dass er sein Büro entfluchen ließc. Wirklich Zeit.

 

Und er würde Blaise Bescheid sagen. Sie sollten sich wirklich mal wieder treffen. Nachdem er heute Joggen war und Hanteln gestemmt hatte, bis er nicht mehr konnte.

 

~*~

 

 

 

„Fertig.g Dean rieb sich stolz die Hände Als hätte er wirklich irgendwas hier zustande gebracht. Sie sahen sich ein letztes Mal in Malfoy Manor um. Heute waren sie nicht gestört worden. „Du siehst nicht fit aus, Hermineg, bemerkte er jetzt besorgt. Sie zauberte irgendwie ein Lächeln auf ihre Züge und er strich ihr über den Rücken. „Ja, das war anstrengend hier. Es tut mir so leid, dass ich nicht da war. Hast du schlecht geschlafen?g

 

Schlecht geschlafen war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Die ganze letzte Nacht kam ihr vor wie ein verflucht seltsamer Traum. Sie hatte ungefähr zwei Stunden geschlafen. Mit Unterbrechungen, in denen sie wach wurde und sich fragte, ob sie draußen tatsächlich Draco Malfoy beim Joggen getroffen hatte, der ihr dann erzählte, dass er wegen ihr Joggen war, weilc weil was?

 

Weil sie nichtc eine Affäre mit ihm angedichtet haben wollte, weil er dachte, sie würde ihn für unattraktiv haltenc - was sie auch tat! Definitiv.

Natürlich hatte sie sich für eine winzige Sekunde geschmeichelt gefühlt. Sie hatte immerhin ihre Jacke ausgezogen. Für ihn. Sie hatte ihm ihre Jacke geben wollen. Sie hoffte, er würde darüber hinweg sehen und nie wieder daran denken.

 

Zehn Neinsc Es klang dumpf in ihren Ohren. Darum ging es? Draco Malfoy machte sich darüber Gedanken? Sie begriff es nicht. Absolut nicht.

Und sie schämte sich fast selber für ihre Gedanken, aber einem gewissen Punkt, hatte sie gedacht, dass es tatsächlich auf Sex – oder zumindest etwas Vergleichbares – hinauslaufen würde. Das hatte es nicht getan.

 

Nach den Zehn Neins hatte sie nicht gewusst, was sie hätte sagen können. Sie wusste nicht einmal ob es darauf etwas zu sagen gab. Sie ärgerte sich selbst, dass sie Sex in Erwägung gezogen hatte. Nein, nicht mal in Erwägung, sie hatte nur ganz kurz daran gedacht, wie es wäre, wenn er sie einfach geküsst hätte.

 

Sie ärgerte sich umso mehr, denn das hatte er nicht getan undc wahrscheinlich, weil sie eine Muggel war. Es war so offensichtlich und sie war so dämlich. Hier stand sie jetzt mit Dean, der Mann, der tatsächlich mit ihr ausgehen wollte, und dennoch dachte sie nur noch an diesen blonden Teufel, der sie nachts anschrie, fertig machte, vollkommen unverständlich blieb und dannc einfach verschwand. Der sie in der Dunkelheit und Kälte stehen ließ, ohne dass sie wirklich wusste, was eigentlich passiert war.

 

Sie ärgerte sich auch darüber, dass ihr ausgerechnet jetzt die Geschichten einfielen, die sie Lavender und die anderen Mädchen hatte erzählen hören, wann immer der Name Draco Malfoy in der Schule gefallen war.

 

Natürlich machte man sich darüber Gedanken. Natürlich dachte man als Frau daran, wie es wohl war von einem Typen verführt zu werden, von dem jede Frau nur zu schwärmen wusste. Wahrscheinlich stimmte es nicht, denn wenn sie sich an Pansy erinnerte, dann kam es ihr nicht so vor, als könne diese nicht ohne Malfoy leben.

 

Sie wusste nicht weiter. Sie wollte auch nicht mehr darüber nachdenken. Der Mann, der mit jedem Mädchen in Hogwarts geschlafen hatte, hatte sie nicht einmal berührt.

 

Gestern dachte sie, er hatte sie im Keller tatsächlich berühren wollen, aber wahrscheinlichc hatte sie sich einfach geirrt. Wahrscheinlich war das alles ein großes Missverständnis. Und sie sollte wirklich nicht darüber nachdenken, ob Draco Malfoy sie anfassen will oder nicht, sondern über die Frage, ob sie damit leben konnte, dass sie sich schuldig fühlte, wenn sie an ihn dachte.

 

Sie sollte vielleicht mit einem Psychologen darüber reden. Sie wusste es nicht genau. Aber das war wirklich zu viel Aufmerksamkeit, die sie Malfoy dann zu kommen ließ, oder?

 

„Nein, ich habe gut geschlafen?g, log sie schließlich und Dean wirkte nicht überzeugt.

 

„Vielleicht gehen wir heute doch nicht aus. Du solltest dich hinlegen. Ich meine, du wirkst müde, Hermine.g Sie war auch müde, verflucht noch mal.

 

„Gut, wie du meinst.g Sie war froh, dass er vorschlug, dass sie zu Hause bleiben sollte. Müde war hier wohl die größte Untertreibung. „Ja, das werde ich tun.g Und sie würde nicht rausgehen. Nie wieder. Nicht einmal nach einem Albtraum.

Sie hasste alle Malfoys. Das würde sich nicht ändern.

 

Egal wie seltsam sich ein Malfoy ihr gegenüber sich auch verhalten mochte.

 

 

~*~

 

 

„Alles klar? Du siehst gut aus, Draco.g Er wusste nicht, ob Blaise nur höflich war oder es ernst meinte.

 

„Alles bestensg, erwiderte er also.

 

„Ich habe gehört, Pansy bekommt das Haus?g Er schüttelte mitleidig den hübschen Kopf, der voller dunkler Locken hing. Zabini wirkte wesentlich jünger als er. Aber vielleicht irrte er sich. Er verstand ihn kaum noch, denn die Musik wurde lauter.

 

Die Mädchen begannen zu tanzen. „Bereit für die erste Runde?g Blaise grinste ein unverschämtes Grinsen. Er winkte zwei Mädchen rüber, ehe Draco etwas hatte sagen können. Dann schwieg er auch. Denn die Mädchen stellten sich tatsächlich an, einen Lapdance zu veranstalten.

 

„Ich hab gehört, du hast eine Affäre mit Granger?g, rief er jetzt als die Mädchen anfingen zu tanzen. Die eine setzte sich mit einem anzüglichen Lächeln auf seinen Schoß. Draco hielt ganz still.

 

„Hast du mit Pansy gesprochen?g, erwiderte er und verdrehte die Augen.

 

„Also stimmt es nicht? Konnte ich mir sowieso nicht vorstellen.g Er wusste nicht, ob er wieder log oder es ernst meinte. Gott, seit wann konnte er nicht einmal mehr so was unterscheiden?

 

Das Mädchen bewegte sich rhythmisch über ihm. Sie küsste lasziv seinen Hals. Aber er spürte nicht mal den Ansatz einer Erektion. Gott, er war erbärmlich, überlegte er knapp. „Du darfst mich ruhig anfasseng, schnurrte das Mädchen über ihm. Sie griff nach seinen Händen und legte sie auf ihre spärlich bekleideten Schenkel. Draco schluckte.

 

Ok. Er konnte das gut. Er wusste, er konnte das gut. Er überlegte, dass man das, was sie tat, gut als Trockenvögeln bezeichnen konnte. Blaise ging anscheinend vollkommen hier auf. Er stöhnte ungeniert, zog das Mädchen beinahe aus und ihr schien es auch noch zu gefallen. Jetzt küsste er sie hungrig auf den Mund und Draco überlegte, ob er das einfach tun sollte.

 

War das so etwas wie ein Gewissen, das er auf einmal hatte?

Er hatte keine Ahnung. Er hatte erwartet, wenn ein Mädchen den ersten Schritt machen würde, dann wäre es für ihn nur noch ein Kinderspiel. Aber anscheinend stimmte das auch nicht.

 

Er rekapitulierte. Wenn er die Initiative ergreifen wollte, dann schaffte er es nicht. Er brachte es nicht über sich, wurde unsicher und vollkommen erbärmlich.

Und wenn hier jetzt eine Frau das Kommando übernahm, dannc war es genau dasselbe.

Nichts passierte. Wieso nicht? Er überlegte. Was war anders?

 

„Warteg, murmelte er. „Beweg dich nichtg, fügte er leise hinzu. Sie hörte ihn und hielt inne.

 

„Stimmt was nicht, Mister?g, fragte sie etwas verärgert. Er überlegte. Er versuchte alles in seinem Kopf auszuschalten, versuchte zu vergessen, dass er geschieden war, dass er seit Jahren dieselbe Arbeit verrichtete und dass er sein Leben verabscheute. Er versuchte zu vergessen, wie oft er sich in letzter Zeit blamiert hatte, versuchte zu verdrängen, dass die Sorgen und Albträume ihn erschlugen.

 

Für einen Moment schloss er die Augen und senkte den Blick. Er blendete die Musik aus.

 

Er erinnerte sich an jeden Morgen.

Jeder Morgen begann damit, dassc ja, er hatte sich gewaschen und angezogen. Seine Finger schlossen die Knöpfe seines Schulhemds, er zog den grünen Blazer über. Er mochte, dass sich seine Muskeln unter dem Stoff abzeichneten.

Und er wusste, wie viel Arbeit er in seinen Körper gesteckt hatte.

Er erinnerte sich, dass er mochte, wie seine Haare in die Stirn fielen und dass Pansy jeden Morgen unten auf ihn gewartet hatte, im Gemeinschaftsraum. Er war sich der Blicke aller Mädchen gewahr gewesen.

 

Die Zeit als Schulsprecherc Selten war er da wirklich alleine aufgewacht.

Die Mädchen hatten seinen Namen geschrieen. Jeder hatte seinen Namen benutzt, einfach nur, um ein Teil von ihm zu besitzen, so war es ihm vorgekommen. Menschen hatten mit ihm gesprochen, nur um mit ihm zu sprechen, damit sie seinen Namen benutzen konnten, damit sie gesehen werden konnten, wie sie mit dem Schulsprecher sprachen.

 

Gott.

 

Das Gefühl überkam mit großer Macht. Er war beliebt gewesen. Nicht weil er klug war oder besonders freundlich.

Nein. Er hatte gut ausgesehen. Aber nicht nur das. Nein, nicht nur das. Es ging immer nur darum, was man damit anstellte. Er war sich sicher, mittlerweile sah er nicht mehr so blendend aus, wie mit siebzehn, aber dennoch hielt er es für ausgeschlossen, dass sich Verhaltensmuster änderten, nur weil man die Gesellschaft verlassen hatte, in der man sie entwickelt hatte.

 

Das Problem war nur, es wurde ihm nicht mehr alles auf einem goldenen Tablett serviert.

 

Vielleicht konnte er dieses Problem lösen.

Ihm fehlte die Furchtlosigkeit. Ihm wurde bewusst, dass Risiko und Angst recht nahe beieinander lagen. Das Mädchen sah ihn immer noch an.

 

Er legte den Kopf leicht zur Seite. Sie war mäßig hübsch. Ihr Körper war exquisit.

 

„Draco. Mein Name ist Dracog, sagte er jetzt. „Sag meinen Nameng, befahl er jetzt. Es fiel ihm beinahe leicht.

 

„Ok.g Zuerst schien sie verwirrt zu sein, aber er blickte sie unverwandt an. Er spürte den Alkohol in seiner Blutbahn. Selten trank er noch so viel, als dass es wirklich Einfluss auf seine Wahrnehmung nahm. Es war ein angenehmes Gefühl, musste er zugeben. „Alles ok, Draco? Findest du mich nicht sexy genug?g

 

„Sei stillg, befahl er knapp. Ihm gefielen ihre dunklen Haare. Kurz wirkte sie verstimmt. Er spürte, wie etwas mit seinem Gesicht geschah. Er lächelte. Kein Lächeln der Freundlichkeit, der Unsicherheit oder weil etwas witzig war. Nein. Es war ein schlichtes Lächeln reiner Überlegenheit.

 

„Vielleicht hast du Lust nachher nochc zu dir zu gehen, wenn ich hier fertig bing, schlug sie vor und küsste wieder seinen Hals. Ihre Hand wanderte ungeduldig zu seiner Hose. Er konnte sich denken, weshalb Blaise diesen Ort gewählt hatte. Anscheinend ließen sich die Damen hier leichtc überreden. Er fing ihre Hand plötzlich ab. Sie sah ihn verwirrt an.

 

„Danke, nein.g Er lächelte immer noch.

 

„Was? Wieso nicht?g Sie presste sich gegen seinen Schoß, aber er blieb unbeeindruckt. Er wusste wieder, was er vergessen hatte.

Jedenfalls war er sich so gut wie sicher, dass er es wusste.

 

„Geht dich nichts an. Tanz für mich, dafür wirst du doch bezahlt, richtig?g Zuerst dachte er, sie würde gehen, aber sie blieb und schien sich extra viel Mühe zu geben, damit er seine Meinung wohl doch noch änderte. Aber das hatte er nicht wirklich vor.

 

Blaise hingegen zu seiner rechten, schien bereits hier und jetzt erledigen zu wollen, wozu er später noch genug Zeit hatte.

Draco legte den Kopf zurück und hoffte, er würde über Nacht nicht wieder vergessen, wonach er so dringend gesucht hatte.

Vielleicht war es wirklich so leicht. Vielleicht betrank er sich ab jetzt auch einfach vorherc.

 

 

Teil 10

 

Ein hässlicher Brief von Pansy Malfoy-Parkinson lag vor ihr auf dem Tisch und sie seufzte schwer. Immerhin würde Pansy bezahlen, das war ein Gutes.

Immerhin war alles dort erledigt und sie musste sich nicht weiter ärgern.

Natürlich würde sie sich noch genug über die anderen Reinblüter ärgern, die sie zum Entfluchen buchten, aber sie war sich sicher, dass keine Erfahrung jemals an dieses Erlebnis ran reichen würde.

 

Harry hatte sich bei ihr ebenfalls gemeldet. Er hatte Urlaub eingereicht und sie war heute zum Abendessen eingeladen.

Das kam ihr sehr gelegen, denn so konnte sie Dean entkommen. Zwar war das nicht unbedingt nett von ihr, aber sie wollte wirklich nicht, dass sie ihn ausnutzen würde undc na ja, dann wäre er verletzt.

 

Wahrscheinlich war er jetzt sowieso schon verletzt.

 

Sie wickelte sich eine Strähne um ihren Finger. Sie wusste eigentlich gar nicht, was sie wollte. Sie hatte in den letzten Tagen kurz das Gefühl gehabt, dass sie wirkliche eine körperliche Beziehung nötig hatte, weilc nun, weil der Körper eben ab und an Sex brauchte. Sie wusste, irgendwann begann Sex einfach zu fehlen.

 

Aber sie war sich nicht ganz sicher, was das ausgelöst haben konnte. Sie war nicht dumm. Wahrscheinlich war ein Malfoy im Bademantel eben etwas, dem man nicht ohne Weiteres widerstehen konnte. Wahrscheinlich sollte man dem widerstehen können, aber vielleicht war sie einfach zu schlecht darin.

 

Oder vielleicht lag es auch nicht an Malfoy, sondern eben daran, dass er ein Mann war.

 

Sie seufzte wieder. Es war verrückt. Wenn sie an Dean dachte, dann hatte sie überhaupt keine Lust auf Sex. Dabei war er wirklichc er sah gut aus. Ja, tat er. Er war größer als sie, wenn auch nicht viel, aber größer. Er hatte ein freundliches Lächeln, schöne Arme und er kleidete sich gut.

 

Dennochc sie spürte kein Verlangen. Ihr Denken setzte nicht plötzlich aus und sie konnte an nichts anderes mehr denken alsc na ja, eben an das eine.

Aber bei Dean? Die Frage war, weshalb nicht bei Dean? Oder bei irgendwem? Eigentlich war es auch überhaupt nicht wichtig. Sie nahm an, dass sie es ohne Weiteres schaffen würde, noch eine Weile Single zu bleiben.

 

Der nächste Freund kam bestimmt. Da war sie sich so gut wie sicher. Natürlich gab es die kleine Angst, dass sie niemals den perfekten Mann finden würde, aberc sich darüber jetzt Sorgen zu machen? Das passte nicht wirklich zu ihr.

 

Wahrscheinlich war tief in ihrem Innern ein dämliches Bild von Draco Malfoy verwurzelt. Ein sehr dummes, absolut unpassendes Bild, dem er eigentlich auch überhaupt nicht entsprach.

 

Oder es lag überhaupt nicht an ihm. Sie war ziemlich unglücklich, das konnte sie mit Sicherheit behaupten. Und egal, was sie tat, im Moment änderte sich daran gar nichts.

 

Ein Memo erreichte ihren Schreibtisch. Dean würde sich bestimmt freuen. Denn mittlerweile hatte er wieder richtig Lust auf die Arbeit.

Sie öffnete das Memo und erstarrte.

 

Sie runzelte die Stirn. Das konnte eigentlich nicht wirklich sein. Vielleicht war es ein Fehler. Bestimmt war es ein Fehler. Denn auf dem Pergament stand, dass Draco Malfoy einen Fluchbanner für sein Büro benötigte. Sie schüttelte stumm den Kopf.

 

Er konnte unmöglich sie damit meinen. Es gab noch mehr Fluchbanner. Er hatte es doch ziemlich klar gemacht, dass er sie unter allen Menschen nicht wirklich leiden konnte. Und das war umgekehrt genau dasselbe.

Vielleicht sollte sie es an ihre Partnerabteilung geben? Das würde sie tun.

 

Sie erhob sich augenblicklich, denn sie hatte irgendwie kein gutes Gefühl dabei, zu warten bis Dean zurück kam. Sie wollte nicht darüber nachdenken, weshalb. Deswegen beeilte sie sich in den nächsten Stock zu kommen.

 

Holloways Abteilung brauchte auch dringend mal etwas Neues, befand sie. Sie klopfte an die Tür. Kurz darauf betrat sie das Zimmer.

 

„Morgeng, begrüßte sie die beiden Kollegen. „Ich habe hiercg Sie wedelte demonstrativ abweisend mit dem Memo, „c ahemc einen Auftrag von Mr Malfoy. Wenn ihr euch darum kümmern würdet?g Sie erntete einen bösen Blick von ihrer Kollegin Jane.

 

„Ja, wir hatten auch vor den Auftrag zu übernehmen, aber Mr Malfoy besteht darauf, dass Sie sich darum kümmern, Hermine.g

 

„Mr Malfoyc besteht daraufc?g, wiederholte sie ungläubig und wusste, es konnte sich nur um einen besonders schlechten Scherz handeln.


„Ja. Und er wäre dankbar, wenn Sie heute noch vorbeikämen.g Sie war sich sicher, sie und Jane duzten sich bereits, aber anscheinend war das wieder vorbei.

Das konnte nur ein Missverständnis sein. Sie wollte ihn nicht fragen und sie wollte ihn eigentlich sowieso nicht mehr sehen.

 

„Ahag, erwiderte sie deshalb und zog es vor, nichts mehr dazu zu sagen. Vor allem würdigte Jane sie keines Blickes mehr.

Wenn Malfoy sich nur mit ihr streiten wollte, dann würde sie sich bestimmt nicht darauf einlassen.

 

Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es gleich Mittag war.

 

Die verrückte Hermine in ihr rebellierte bereits begeistert, denn sie hatte sowieso noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen, wegen Pansys unverschämtem Brief.

Die normale Hermine hatte Angst.

 

Aus mehreren Gründen, die ihr zum Teil unerklärlich, peinlich und völlig absurd schienen, gewann die verrückte Hermine den Kampf.

 

Noch ehe sie Mittagspause hatte, verließ sie das Ministerium apparierte vor sein Büro. Ehe sie wirklich einen Plan hatte zurecht legen können, hatte sie das Gebäude betreten.

 

Und sie hasste es.

 

Alles hier war alt. Alles hier war magisch. Und alles hier schien nicht unbedingt freundliche Magie zu sein. Aber was hatte sie auch von einer Reinblüterversicherung erwartet? Bestimmt keine Muggelfreundlichkeit. Die erwartete sie schließlich auch nicht von Malfoy.

 

Dieser Idiot. Was fiel ihm eigentlich ein, sie noch einmal zu beauftragen? Dass er so zufrieden mit ihrer Arbeit gewesen war, konnte unmöglich der richtige Grund sein! Vielleicht suchte er nach einem Weg, sie doch noch zu verklagen.

 

Sie war schon beinahe in absoluter Rage als sie im zweiten Stock ausgestiegen war. Sie kam an einer Sekretärin vorbei, die nach ihrem Termin und ihrem Anliegen fragte. Beherrscht erklärte Hermine, wer sie war und zu ihrer großen Überraschung erklärte ihr das Mädchen kühl, dass Malfoy sie bereits erwarten würde.

 

Kurz betrachtete sie die Tür mit Angst und Abscheu, dann klopfte sie hart an und betrat das Zimmer, ohne auf seine Antwort zu warten.

Zwei Türen musste sie öffnen. Er saß an seinem protzigen Schreibtisch und hob den Blick, als sie eintrat.

 

Kurz dachte sie, er wäre überrascht, aber sein Pokerface konnte sie nicht durchschauen.

 

„Ms Granger.g Er erhob sich lächelnd. „So früh hatte ich Sie gar nicht erwartet.g Er kam sogar auf sie zu und reichte ihr seine Hand. Argwöhnisch betrachtete sie diese und vermutete einen Fluch hinter seiner freundlichen Fassade, der sich auf sie übertrug, sobald sie seine Haut berühren würde. Er wartete geduldig.

 

Sie atmete langsam aus, verfluchte ihre Dummheit und schüttelte kurz seine Hand. Aber nichts passierte. Kein Todesfluch traf sie aus dem Nichts. Sie sah ihn ungläubig an.

 

„Was soll das?g Er lächelte immer noch und sie bekam wieder angst.

 

„Bitte?g, fragte er und irritierte sie nur noch mehr.

 

„Malfoy, wiesoc engagierst du mich noch einmal?g Sie hatte keine Lust zu spielen. Vor allem nicht, wenn sie nicht wusste, warum er es überhaupt tat. Irgendwas war anders, aber sie konnte nicht genau sagen, was es war. Er wirkte ruhiger. Gelassen, beinahec völlig distanziert.

 

„Ich war zufrieden mit Ihrer Arbeit, Ms Granger. Wenn Sie sich jetzt mein Büro ansehen möchten?g Er legte ihr die Hand auf den Rücken und führte sie somit durch den großen Raum. Er fasste sie an! Draco Malfoy fasste sie an! Was passierte gerade?

 

„Zufrieden? Soll das ein Scherz sein, Malfoy?g

 

„Ich mache selten Scherze über die Arbeit, Ms Granger. Ich nehme doch an, Sie akzeptieren meinen Auftrag. Sonst wären Sie wohl kaum hier aufgetaucht?g Er lächelte immer noch. Kurz glitt sein Blick über ihr Gesicht, über ihren Körper, wieder hoch zu ihren Augen.

 

„Was?g, fragte sie verwirrt. „Ichc ich bin außerdem hier, weil ich über Pansys Brief sprechen wollte. Ich werde nicht akzeptieren, dass sie mich so behandelt. Und ich dachte, vielleicht willst du davon in Kenntnis gesetzt werden?g Irgendwas in ihr hoffte, ihn aus der Reserve zu locken, ihm abzugewöhnen sie zu siezen und irgendwas von dem Malfoy, den sie kannte, wiederzufinden.

 

Es geschah aber nicht.

 

„Es tut mir wirklich leid, wenn Pansy etwas Unpassendes geschrieben hat, Ms Granger. Ich bin sicher, es ist reine Eifersuchtg, fügte er hinzu.

 

„Aberc ichc - es ist mir völlig egal, obcg Sie unterbrach sich selbst. „Oh, großer Gott, ist das etwa Einhornfell?g Ihre Finger strichen schockiert über den Sessel, der direkt vor ihr stand. „Malfoy, das ist absolut widerlich, herzlos und streng verboten!g

 

„Es ist nicht mein Stuhl. Ich habe ihn als Geschenk bekommen.g

 

„Und es liegt ein Fluch auf diesem Stuhl?g, fragte sie argwöhnisch. Er verneinte knapp. Sie war verwirrt. „Worauf vermutest du denn die Flüche?g, fragte sie und er lehnte sich gegen das Holz seines Schreibtischs.

 

„Ich glaube nicht, dass es wirklich akute Fluchschäden hier in meinem Büro gibt, Ms Granger.g Ein Wolf. Ja, er ähnelte einem Wolf, überlegte sie gerade.

 

„Warumc bin ich dann hier?g, fragte sie jetzt langsam und vermutete, vielleicht doch in eine Todesfalle getappt zu sein. Er war zu freundlich, zuc charmant!

 

Das war das Wort! Er war charmant. Über alle Maßen charmant. Aber wieso war er das? Und vor allem, wieso war er das ihr gegenüber?

 

„Ich dachte, wir unterhalten uns.g

 

„Überc?g Sie wartete darauf, dass er es ihr erklärte.

 

„Worüber Sie wollen.g Sein Lächeln war unerträglich.

 

„Malfoy, was soll das? Wenn ich es nicht besser wüsste, danncg Sie zuckte hilflos mit den Schultern. Er hob kurz die Augenbrauen.

 

„Dann, was?g, fragte er interessiert.


„Dannc würde ich denken, dass du mich umbringen und verschwinden lassen willstg, beendete sie den Satz zornig.

 

„Wirklich?g Er schien amüsiert über diese Theorie.

 

„Ahem, sicher? Hast du vergessen, dass wir keine Freunde sind? Hast du vergessen, dass wir uns nicht verstehen? Hast du vergessen, wer ich bin?g Er hatte sich vom Schreibtisch abgestoßen und überragte sie jetzt wieder.

 

„Ich glaube nicht, dass ich vergessen könnte, wer Sie sind, Ms Granger. Es lag auch nie in meinem Interesse, Sie umzubringen.g Er kam ihr vor wie ein Klon. Ein seltsamer, völlig veränderter Klon.

 

„Was soll ich hier? Was willst du von mir, Malfoy? Nimmst du dir nicht etwas zu viel Zeit, um mich zu demütigen? Ist es nichtcg Er unterbrach sie, in dem er den Kopf schüttelte.

 

„Versuch doch für einen Moment einfach nicht zu vermuten, dass ich dir an dein Leben möchte, Granger.g Er sagte das völlig ruhig. „Und eigentlich will ich dich nicht demütigen. Ich wüsste nicht warum und nicht mit wasg, fügte er belustigt hinzu. Sie schnappte entrüstet nach Luft.

 

„Was? Mit was? Hast du etwa keine Schlammblutsprüche mehr auf Lager, Malfoy?g Für einen Moment geriet sein Lächeln etwas schief.

 

„Ich habe dich nicht so genannt.g Er runzelte verärgert die Stirn. „Nicht in zehn Jahren, Granger.g Gut, vielleicht hatte er damit recht, aber das änderte nichts daran, wer er war.

 

„Du konntest mich nicht einmal anfassen, Malfoy!g

 

„Wolltest du, dass ich dich anfasse, Granger?g Sie öffnete den Mund, aber wusste darauf nichts zu sagen. Sie wich plötzlich zurück.

 

„Was hast du gesagt?g, fragte sie leise und er folgte ihr.

 

„Ich habe dich gefragt, obcg Sie unterbrach ihn hastig.

 

„Ja, ich weiß, was du gefragt hast!g, schnappte sie wütend. „Aber das war die falsche Frage. Du hättest nichtc, ducg Sie wusste nicht genau, warum diese Frage einfach vollkommen falsch gewesen war. Es machte fast den Anschein, als wolle er sie verführen. Hier in seinem Büro! Mitten am helllichten Tag!

 

Der neue Draco Malfoy machte ihr mehr Angst, als der alte.

 

„Was ist die richtige Frage?g Selbstbewusst. Er war völlig von sich überzeugt. Sie sah es ihm an. Es fehlte nur noch, dass er ihr erklärte, weshalb Slytherin die besten Trainingszeiten bekommen sollte und nicht Gryffindor! Die Erinnerung schien auf sie einzubrechen. Er war Malfoy. Der Malfoy, den sie schon fast nicht mehr in Erinnerung gehabt hatte. Und sie konnte nicht einmal genau sagen, was ihn so großartig unterschied von dem Malfoy, den sie nun zu kennen geglaubt hatte.

 

„Ichc ich muss geheng, entschied sie plötzlich. Sie war schon an der Tür, als sie seine Stimme erneut aufhielt.

 

„Geh nichtg, war alles, was er sagte. Sie atmete ruhig aus und zwang sich dazu, völlig unbeteiligt auszusehen, als sie sich zum ihm umwandte.

 

„Was willst du von mir?g Seine Fassade drohte zu verschwinden.

 

„Wieso machst du es so schwer? Oder ist es so schwer? Wirklich?g Sie verstand nicht.


„Was ist schwer? Wieso tust duc das?g Sie deutete um sich.

 

„Was?g, fragte er und folgte irritiert ihrem Blick.


„Mich hier her bestellen, in dein Büro, was überhaupt nicht verflucht ist. Nett zu mir sein undc seltsame Signale senden, als ob duc dich plötzlich für mich interessieren würdest!g Ihr Herz schlug vor Zorn schneller. „Du kommst mir so widerlich vor, wie vor zehn Jahren, Malfoy.g


„Widerlich?g, fragte er jetzt und sein Blick kühlte merklich ab.

 

„Ja, es fehlt nur noch, dass du mich anschreist und mir androhst, mich in tausend Stücke zu fluchen!g, entgegnete sie laut.

 

„Was? Wann habe ich jemalsc?g Er unterbrach sich, denn anscheinend erinnerte sich an genau so eine Situation in seinem Kopf. Sie könnte ihm sogar zwanzig Stück hier auf der Stelle nennen. „Granger, dasc wieso vermutest du immer hinter allem etwas Schlechtes?g

 

„Ich vermute nicht hinter allem etwas Schlechtes! Nur hintercg Sie fing sich. Gerade eben so. Denn ihr Gewissen ertrug es nicht wirklich, irgendwem so etwas vorzuwerfen. Denn immer noch stand sie in seiner Schuld. Wenn sie ihn sah, dann sah sie nichts anderes als eine Haufen Schuld, den sie niemals würde begleichen könne, egal, wie unwahr dieser Gedanke auch sein mochte.

 

„Nur hinter mir? Ist es das?g Er betrachtete sie immer noch mit gefährlicher Ruhe. „Was verlangst du von mir?g


„Ich verlange überhaupt nichts von dir!g, widersprach sie und schüttelte verzweifelt den Kopf. Sie ertrug diese Situationen nicht, in denen sie mit Draco Malfoy gefangen war. In ihrem Kopf formte sich eine Frage, aber sie wollte sie nicht stellen. Sie wollte wirklich nicht, denn eigentlich wollte sie darauf gar keine Antwort hören.

 

„Was?g Anscheinend sah er ihr ihre Verwirrung an. Sie atmete tief aus, stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn böse an.

 

„Wieso hast du ihn getötet? Wieso hast du ihn nicht einfachc Ich meine, war das einfach nur Rache an deinem Vater? War das einfach nur eine Kurzschlussreaktion? Hatte es irgendwas mit mir zu tun? Auch nur im Entferntesten, oder hättest du ihn auch getötet, wennc wenncg Sie schüttelte den Kopf. Ihre Stimme brach. Es war unmöglich, weiter zu sprechen.

 

„Darum geht es?g, fragte er und stöhnte gereizt auf.


„Um was sollte es sonst gehen, Malfoy? Was denkst du, was ich sehe, wenn ich dich ansehe? Denkst du, es ist mir eine große Freude, dich neuerdings jeden Tag sehen zu müssen?g Er schloss den Abstand.

 

„Nein, ich denke, die zehn Neins erklären ganz gut, dass es keine Freude für dich ist!g Jetzt war seine Ruhe weg. Einfach verschwunden.

 

„Du machst mich noch wahnsinnig mit deinen zehn Neins. Bist du so oberflächlich? Und selbst, wenn ich nicht mit dir schlafen würde, würde das in deinem Leben wohl kaum etwas ändern, oder? Seit wann interessiert dich überhaupt die Meinung von einemcg Er legte ihr den Finger auf die Lippen, ehe sie das Wort sagen konnte. Er schloss wütend die Augen.


„Wenn du noch einmal Schlammblut sagst, dann werde ich dichcg Er schwieg. Sie zog den Kopf zurück. Seine Hand sank wieder an seine Seite. „Ok, hör zu. Wenn es nicht gerade das Ende des Kriegs ist, und wenn ich nicht gerade wütend und unzurechnungsfähig bin, dann ist es wohl eher unwahrscheinlich, dass ich in der Lage bin, jemanden zu töten. Sei es auch jemand, den ich mehr verabscheue als alles andere auf dieser Welt.g

 

Sie hielt die Luft an. „Und wieso ich ihn nicht habe machen lassen? Ist das dein Ernst? Wirklich? Denkst du, es bereitet mir Freude zu sehen, wie mein Vater einen anderen Menschen quält? Denkst du, ich freue mich, wenn er jemanden vor meinen Augen töten würde?g Sie öffnete den Mund, wusste aber nicht zu antworten. „Natürlich nicht! Ich weiß, du denkstc - nein, eigentlich weiß ich nicht wirklich, was du denkstg, schloss er knapp.

 

Der Regen prasselte mittlerweile in Spätherbstmanie gegen die dicke Scheibe.

„Und du musst dich nicht bei mir bedanken. Ich habe niemals auch nur darüber nachgedacht, dass du das tun müsstest. Und du musst dich nicht entschuldigen. Undcg Er holte kurz Luft, fuhr sich durch die blonden Haare und wirkte unglaublich alt in ihren Augen, unglaublich reif und unglaublich anders.

 

„Du musst dich für nichts schuldig fühlen.g Seine Stimme klang wieder ruhig und sie hatte das Gefühl, dass es ihn große Überwindung kostete, all diese Worte zu sagen. Leider war er nicht mehr unmenschlich in ihren Augen.

 

Wahrscheinlich hatte er genau das getan, was jeder Normalsterbliche getan hätte, hätte er gesehen, wie ein Wahnsinniger wen anders bedrohte. Wahrscheinlich hatte er genau das richtige und einzig mögliche getan. Sie war sich da nicht völlig sicher, aber wenn es stimmte, dannc dann musste sie ihm dankbar sein. Sie war sich nicht sicher, wie sie das zeigen sollte, oder ob sie es musste, aberc er grub seine Zähne in seine volle Unterlippe. Seine hellgrauen Augen ruhten auf ihrem Gesicht. Immer wenn er blinzelte berührten seine langen dunklen Wimpern seine Wangenknochen. So sah es zumindest für sie aus.

 

Wahrscheinlich war das eine Täuschung.

Sie versuchte sich zum ersten Mal vorzustellen, was die Vergangenheit mit Draco Malfoy angestellt hatte. Was war mit diesem schönen Mann passiert, nachdem er seinen Vater getötet hatte? Anscheinend war er seitdem verloren gewesen. Denn welcher normale Mensch heiratete Pansy Parkinson?

 

Alles, was er getan hatte war, sich nach und nach von allem zu lösen, was ihn ausgezeichnet hatte. Hatten ihn ihre Neins deshalb so schockiert? Sie hatte keines davon ernst gemeint. Keins.

Dachte er, weil er alles verloren hatte, bedeutete dies automatisch, dass er nicht mehr attraktiv war?

 

Ihre Hand hob sich zum ersten Mal zu seinem Gesicht und strich federleicht über seine warme Wange. Seine Haut war weich wie Samt. Sein Mund öffnete sich für eine Sekunde, in der er anscheinend das erste Mal nicht wusste, was er sagen sollte.

 

Ihre Stirn legte sich kurz in Falten. „Hast du getrunken?g, fragte sie ungläubig. Und plötzlich lächelte er.

 

„Natürlich. Wie sonst sollte ich es fertig bringen jemanden wie dich zu verführen?g Es war ein scharfer Duft, den er wohl versucht hatte mit Minze zu überdecken. Fast wäre sie geschmeichelt gewesen, wenn diese Aussage sie nicht völlig schockieren würde.

 

„Du weißt, dass ich nichts von dir will, Malfoy, richtig?g, fragte sie unsicher und zog ihre Hand zurück.

 

„Sicherg, erwiderte er zu ihrer großen Überraschung. „Ich gebe dir die Chance, ein weiteres Mal zu sagen, dass du nicht auf mich stehst.g Sie verstand nicht. Er hielt inne und öffnete schließlich wieder den Mund. „Aber gib mir eine Sekunde.g Es schien, als kostete es ihn Anstrengung und Vorbereitung. Zwei Worte, die sie nicht mit Draco Malfoy in Verbindung gesetzt hätte. Niemals. Er atmete langsam aus, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und senkte plötzlich den Kopf.

 

Ehe sie etwas sagen oder zurückweichen konnte lagen seine Lippen auf ihrem Mund. Völlig unbewegt küsste er sie. Es verging eine Sekunde, bevor er sich von ihr löste. Seine Augen öffneten sich wieder. Er war so nahe vor ihr, dass sie all die hellen Flecken in seiner Iris erkennen konnte.

Er schien überrascht von sich selbst zu sein.

 

„Das war einfacher als ich angenommen hatteg, sagte er schließlich und lächelte leicht. Sie fühlte gar nichts mehr. Es war als wäre ihr Körper taub geworden. Sie räusperte sich.

 

„Ich sollte wirklichc gehen.g

 

„Ja?g, fragte er eher unbeeindruckt, während er einen Arm um ihre Taille legte und sie langsam enger an sich zog.


„Malfoy, ichcg, begann sie, aber er schien ihr nicht zuzuhören. Ihre Hände legten sich auf seine Brust, um ihn auf Abstand halten zu können, aber das schien ihn gar nicht zu stören. Seine andere Hand fand den Weg zu ihrem Gesicht, fuhr sanft über ihre Wange, ihren Kiefer, hinab zu ihrer Halsbeuge.

 

„Wenn ich dich hier küssen würdecg, murmelte er und setzte seine Worte plötzlich in die Tat um. Sie zuckte erschrocken zusammen als seine Lippen die sensible Haut ihres Halses trafen.


„Duc du kannst nichtc!g, piepste sie, aber noch immer nahm er ihre Proteste gar nicht wahr. Es kam ihr vor, als hätte er ein interessantes Spielzeug wieder gefunden, dass er jahrelang vergessen hatte. Seine heiße Zunge fuhr über ihre Haut. „Malfoy!g, rief sie schockiert. Seine Hand schlang sich jetzt um ihren Hals.

Ehe er sie ein weiteres Mal küsste, grinste er ein verruchtes Grinsen.

 

Der zweite Kuss glich dem ersten in keinster Weise. Ihre Augen schlossen sich, ohne dass sie es verhindern konnte, denn seine Lippen krachten förmlich auf ihren Mund, raubten ihr den Atem. Sie spürte, wie sich seine Hand in den Stoff ihrer Bluse krallte und sie näher an sich presste.

Seine Zunge glitt in ihren Mund und plötzlich vergaß sie alles um sich herum. Die Hand um ihren Hals löste sich und schlang sich ebenfalls um ihre Taille.

 

Er hob sie fast vom Boden hoch, stöhnte unterdrückt gegen ihre Lippen und ihr wurde unglaublich heiß. War sie gerade noch taub vor Schreck gewesen, so schien sie jetzt aufzuwachen – und sofort zu verbrennen.

Wie von selbst legten sich ihre Hände um seinen Nacken und ihre Zunge erwiderte den Kuss stürmischer, als sie angenommen hatte.

 

Sie spürte ihn überall. Er duftete nach Aftershave. Seine Kleidung presste sich angenehm hart gegen ihre. Nichts hatte mehr eine Bedeutung, während er seine Lippen langsam von ihren lösten, nur um sie noch einmal hart zu küssen.

 

Der Kamin knisterte laut.

 

Er ließ schließlich von ihr ab. Sie konnte kaum alleine stehen. Sein Blick war intensiv und voller dunkler Neugierde. Ihr Atem ging schnell und ihre Lippen waren heiß und geschwollen. Seine Blicke zogen sie praktisch aus. Dann riss er den Blick von ihr los und erlaubte die Verbindung im Kamin mit einem Wink seines Zauberstabs.

 

Als er sprach konnte man ihm keine Gefühlsregung zuordnen.

 

„Was kann ich für Sie tun?g

 

„Ist Hermine da?g

 

Dean. Sie erkannte seine Stimme sofort. Oh Gott! Wieso flohte er Malfoy an? Dann traf sie Malfoys Blick. Sie schüttelte stumm den Kopf. Sie nahm an, dass man ihr sofort ansehen konnte, dass sie gerade den besten Kuss ihres Lebens bekommen hatte. „Nein. Tut mir Leid, Mr Thomas. Ms Granger ist nicht hier.g

 

„Seltsam, mir wurde gesagt, sie sei schon vor einer halben Stunde appariert.g Malfoy schien darüber kurz nachzudenken.

 

„Vielleicht ist sie auf ihrem Weg.g Dean schien unzufrieden zu sein.

 

„Gut. Dannc trotzdem vielen Dank. Wiedersehen, Mr Malfoy.g Die Verbindung brach. Malfoy erhob sich wieder.

 

„Interessantg, sagte er schließlich. „Thomas scheint ja sehr an dir interessiert zu sein.g Er lehnte wieder gegen den Schreibtisch. Sie zupfte ihre Haare zurecht. Und ihre Bluse. Ihre Knie waren weich wie Pudding.


„Wirc wir waren ausg, erklärte sie würdevoll.

 

„Ach so. Thomas ist dein Freund?g, fragte er lauernd. Sie ruckte mit dem Kopf.


„Das geht dich nicht wirklich etwas an, oder?g Er musste grinsen.


„Natürlich nichtg, erwiderte er und hob die Augenbraue bedeutungsschwer. „Wenn du jetzt gehen möchtest, dannc halte ich dich nicht auf.g Am liebsten hätte sie ihm genau jetzt die Überlegenheit aus dem Gesicht geschlagen.

 

„Gut. Ich hatte sowieso nicht vor zu bleiben.g Sein Blick folgte ihr. Wieso war sie hergekommen? Wieso hatte sie ihn gewähren lassen? Sie hätte schreien können, in diesem Moment.

 

„Sehe ich dich heute Abend?g Ihr Herz machte einen etwas seltsamen Satz.

 

„Wieso solltest du?g Ihre Stimme verriet, dass sie absolut nicht cool und unnahbar war, wie sie vorhatte zu klingen. Anstatt zu antworten lächelte er ein feines Lächeln. Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Ich bin verabredet.g


„Mit Dean?g, fragte er provozierend und betonte den Namen wie etwas Lächerliches.


„Mit Harryg, korrigierte sie mit Nachdruck. Sein Lächeln verschwand.

 

„Wann?g, fragte er schlicht.

 

„Wieso?g Ihre Stimme zitterte tatsächlich.

 

„Weil ich heute Abend Zeit habeg, erklärte er ungerührt und für einen Moment erstarrte sie. Sie brauchte nicht lange, um den Abend durchzugehen, der vor ihr liegen konnte.

Draco Malfoy bat sie um ein Date. So in etwa.

 

Das war unmöglich.

 

Es war als befand sie sich zwischen Gut und Böse.

Genau dazwischen.

 

 

Teil 11

 

 

Nein. Er sah absolut scheiße aus.

Das stimmte nicht. Und sein altes Ich war auch absolut gegen diese Einstellung.

Er sah nämlich ziemlich gut aus. Dennochc er seufzte und betrachtete sein Spiegelbild, als könne es ihm irgendwie helfen.

 

Er war sich nicht ganz sicher, warum Granger ihn tatsächlich zurück geküsst hatte. Eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, dass sie auf seine alte Masche ansprang. Und wenn doch, bereute er, dass er es vorher nicht so versucht hatte.

 

Der Sweater war zu kurz. Und zu eng. Selten trug er wirklich so etwas. Er mochte Hemden. Teure Hemden. Mit Knöpfen. Und am besten waren sie aus Gold, damit niemand daran zweifeln konnte, dass sie großartig waren.

Das hier warc zwar teuer, aberc sehrc freizügig, fand er. Er musste seinen Bauch einziehen. Nicht, dass er wirklich einen Bauch hatte, aber der Sweater lag so eng, dass man sich leicht vorstellen konnte, dass er einen hatte.

 

Zwar hatte das Hanteltraining seinen Oberarmen gut getan, aber eben nur in so weit, wie sich seine Muskeln innerhalb einer Woche beeinflussen ließen.

Seine Oberarme waren nie dünn und schmächtig gewesen, aber vielleicht traute er sich zu viel zu.

Er traute sich ohnehin zu viel zu.

 

Wenn man bedachte, dass sie ihm klar gemacht hatte, dass sie heute keine Zeit hatte, dann traute er sich eine ganze Menge zu.

Egal. Er war bereit, sie abzufangen und zu überwältigen. Mit Charme undc na ja, mehr war ihm noch nicht eingefallen. Er fand sein altes Selbst ziemlich eingebildet und schwer zu imitieren.

 

Zwar verdrängte er sein schlechtes Leben und versuchte so oberflächlich und offen zu sein wie früher, aber es war schwer.

Sehr schwer. Er wusste nicht, wie lange Granger auf so etwas reinfiel, ehe sie bemerkte, dass er doch kein Arschloch war. Er wusste auch nicht, wie lange er sich selbst verarschen konnte. Noch gefiel es ihm ganz gut.

Das klang selbst in seinem Kopf seltsam. Gott, Granger! Was fand er noch gleich an ihr? Er räusperte sich und kam sich noch lächerlicher vor.

 

„Granger ist ein verfluchtesc Oh Gott. Ich werde verrücktg, murmelte er seinem Spiegelbild zu, dass ihn argwöhnisch musterte. Kurz senkte er den Blick. Dann hatte er das Pokerface wieder aufgesetzt. „Granger ist ein verfluchtes Schlammcg Er verzog den Mund. „Schlammblut!g, rief er laut.

 

Er wartete eine Sekunde. „Ok. Und jetzt?g, fragte er sein ratloses Spiegelbild. Hatte er bei diesem Wort etwas gefühlt? Ja. Ekel vor sich selbst. Das war ganz gut, nahm er an. Zwar konnte er das Wort denken und wusste, dass er damit den Blutstatus kritisierte, nur Sinn ergab es keinen mehr. Wenn er an ihren Körper, an ihr Gesicht, an ihre Lippen dachte, dann machte es keinen Sinn.

 

Aber er hatte es laut sagen müssen, damit er wirklich einsah, dass er es nicht mehr brauchte. Sein Wortschatz kam gut ohne diese Beleidigung aus.

Ob das mit seinem Arschloch-Ich vereinbar war, würde er testen müssen.

 

Ein letzter Blick als er den Mantel überzog. Seine Jeans war dunkel. Sie saß auch relativ eng. Er besaß ungefähr hundert Hosen. Darunter vielleicht zwei aus Jeansstoff. Der Sweater war dunkelgrün. Sein Mantel war halblang und schwarz. Den grünen Schal legte er sinnlos hinter den Mantelkragen, so dass es zwar gut aussah, ihn aber absolut nicht wärmte.

 

Aber darauf kam es jetzt gerade nicht an. Er konnte sich den Schal, wie ein normaler Mensch, um den Hals legen, sobald er sicher war, dass Granger ihn heute Abend vorziehen würde und nicht Potter.

 

Seine Schuhe waren geputzt und glänzten schwarz. Er hatte sich nicht überwinden können, Turnschuhe anzuziehen. Beim besten Willen nicht. Stil musste sein. Nicht, dass die Sachen, die er trug  schon weit über dreihundert Galleonen gekostet hatten, aber das sah man dem Sweater wirklich nicht an, fand er. Der Stoff war unerträglich weich, aber wahrscheinlich mochten Frauen das gerne.

 

Seine Haare fielen, wie sie fallen sollten. Es störte ihn schon jetzt, wieder so viel Zeit auf sein Äußeres zu legen. Aber er sagte sich, dass es nur für den Moment sein musste, in dem er sie überzeugen musste.

Seine Augen wirkten unentschlossen und er wusste wirklich nicht, wie er das ändern konnte. Tatsächlich hatte er doch zu einem großen Teil Angst davor, dass sie sagen konnte, dass er sich zum Teufel scheren sollte, weil sie zu Potter wollte.

 

Zwar war sein Ego ein kleines bisschen größer – aber eben nur ein kleines bisschen.

 

Keine gute Quote, nahm er an. Ein Blick auf seine schwere silberne Armbanduhr sagte ihm, dass es Zeit wurde. Der breite Ring saß unbequem auf seinem Finger, aber er passte immerhin noch. Und er hatte ihn immerhin noch gefunden. Er fand das zählte wesentlich mehr, als dass er seit zehn Jahren keine Ringe mehr trug. Nicht einmal seinen Ehering hatte er einen ganzen Tag lang getragen.

 

Er schloss die Augen. Nein. Nicht an Pansy denken. Nicht an die Vergangenheit denken.

 

Er atmete aus. Lässig. Selbstsicher. Er schenkte seinem Spiegelbild ein knappes Grinsen. Dann verließ er die Wohnung, damit er Granger rechtzeitig abfangen konnte.

 

 

Er apparierte direkt vor das verhasste Ministerium.

Er hauchte knapp in seine Hände. Handschuhe fehlten ihm. Aber er musste nicht lange warten. Er hatte sein Timing gut geplant.

 

„Und morgen hättest du aber Zeit?g Gott, Thomas war fast so erbärmlich wie er selber, stellte er fest. Er holte tief Luft, streckte den Rücken durch und räusperte sich, ehe Granger dem Weichei antworten konnte.

 

„Ms Granger.g Das Lächeln fiel ihm nicht schwer. Sie sah bezaubernd aus. Nicht, dass er ihr das sagen würde. Sie starrte ihn an, wie er sich erhofft hatte. Zwar sah sie ihm direkt in die Augen, aber kurz waren ihre Augen über seinen Körper gewandert. Ja, er sah auf jeden Fall besser aus, als ihr kleiner Freund Dean. Er nickte ihr zu. „Mr Thomas. Nett, Sie wieder zu seheng, fuhr er fort. Thomas starrte ihn perplex an.

 

„Was machen Sie denn hier?g, fragte er und er ging ihm bereits auf die Nerven.

 

„Ich hatte noch eine Kleinigkeit mit Ms Granger zu besprecheng, erklärte er bereitwillig. Die besagte Miss Granger sah ihn mit großen Augen an.


„Wirklich? Ich glaube nicht, Mr Malfoyg, erwidert sie gedehnt.

 

„Es geht um ein paar Dinge in meinem Büro.g Er vergrub die Hände in den Taschen seines Mantels und sah sie unverwandt an. Noch war er sich nicht sicher, ob seine Show Wirkung zeigte.

 

„Ich dachte, in Ihrem Büro gebe es nichts zu entfluchen?g Noch eine Minute länger und er würde Thomas selber einen Fluch auf den Hals jagen.


„Hat Ms Granger das behauptet?g, stellte er die Gegenfrage, ließ sie aber nicht aus den Augen.

 

„Ja!g Gott, es machte fast den Anschein, als wolle sich Thomas mit ihm prügeln. Er musste darüber tatsächlich kurz schmunzeln.

 

„Könnte ich einen Moment mit Ihnen sprechen, Ms Granger? Allein?g, fügte er mit einem unverhohlenen Blick auf Thomas hinzu, der ihn angriffslustig anfunkelte. Granger durchbohrte ihn.

 

„Neing, sagte sie kalt. „Ich habe eine Verabredung.g Sie rührte sich nicht.

 

„Ich bitte Sie. Nur eine winzige Minute.g Er legte den Kopf schräg und schenkte ihr unter größten Umständen ein umwerfendes Lächeln. Ihr Mund öffnete sich. Kein Laut kam raus. Das war sein Zeichen. Er streckte den Arm aus, umfasste ihren Unterarm und zog sie  mit sich um die Ecke. Widerwillig ließ sie ihn gewähren.

 

„Ich warte hier!g, hörte er Thomas drohende Stimme. Wie niedlich. Thomas hatte nicht die geringste Chance.

 

„Malfoy, wascg Er ließ sie nicht ausreden. Würde sie erst mal anfangen zu diskutieren, würde er keine Chance mehr bekommen. Er zog sie einfach sofort an seinen Körper. Sie schnappte nach Luft. „Nein, nicht! Duc!g

 

Er küsste sie. Er überwand den Anstand, den er sich erarbeitet hatte. Er überwand, dass er es besser wusste und dass er sich unter Umständen sogar eine verfluchte Ohrfeige von ihr einfangen konnte. Er wartete nur eine Sekunde, ehe er den Arm um sie legte und enger an sich presste.

 

Für eine kurze Sekunde war er ganz er selbst. Kein Arschloch, kein Verrückter, der irgendwas beweisen musste, damit er ein Mädchen bekommen konnte. Nein. Er war Draco und küsste ein Mädchen. Er löst sich ungern von ihr.

 

„Eine Stunde, Grangerg, hauchte er, damit nur sie ihn hören konnte. „Geh später zu Potter, wenn du willst. Nur eine Stundeg, wiederholte er und verlieh seinen Worten Nachdruck, indem ihren Hals küsste. Er hörte sie wieder nach Luft schnappen.

 

„Malfoycg, begann sie von neuem.

 

„Willst du mich etwa betteln sehen?g, knurrte er und setzte ein überlegenes Lächeln auf seine Züge.


„Ichc ich kann nichtg, sagte sie jetzt. Sie zögerte. Er sah es. Er sah es ganz genau. Gott, er würde sie einfach gerne bei sich haben. Ohne irgendein blödes Spiel. Ohne, dass er der Draco Malfoy war, der ihm tatsächlich Übelkeit bereitete.

 

„Ach nein? Willst du lieber den Abend mit Potter und dem Wiesel verbringen? Glaubst du wirklich, es könnte so viel Schaden anrichten, wenn du nur eine Stunde später kommst? Granger, ich weiß du willst das hiercg, fügte er hinzu. Er redete lauter Unsinn. Er hatte die Worte schon wieder vergessen, die er aneinander gereiht hatte. Er küsste sie noch einmal. Kurz aber hungrig.

 

Und sie stöhnte leise in seinen Mund. Strike! Er hatte sie!

Ihm ging auf, dass er tatsächlich Wiesel gesagt hatte. Das hatte er seitc dem fünften Jahr in Hogwarts nicht mehr gesagt.

Er streckte den Rücken durch und überragte sie ihm um einen Kopf. Sie sah zu ihm auf. Der Mund halbgeöffnet, die Wangen perfekt gerötet und völlig überrumpelt. Ausgezeichnet. So wollte er das.

 

„Eine Stundeg, gab sie sich geschlagen. In seiner Brust machte sein Herz einen dankbaren Satz.

 

„Ok.g Er ließ von ihr ab. Komplett. Er wich zurück, als er hätte der Kuss vorhin keinerlei Einfluss auf ihn gehabt. Sie taumelte kurz. Es störte ihn, sie los zu lassen. Aber Show war nun mal Show. Solange sie noch nicht in seinem Apartment saß, verhielt er sich dem Plan entsprechend.

 

Er wandte sich zum Gehen und wartete, dass sie ihm folgte. Das tat sie einen Moment später. Thomas rieb sich die kalten Hände und hatte wirklich unbewegt gewartet. Er warf ihr einen skeptischen Blick zu.

 

„Alles klar, Hermine?g Dann traf ihn sein Blick. Anscheinend mochte Thomas Granger tatsächlich. Draco schämte sich für einen kurzen Moment für sein scheiß Verhalten, aber er konnte sich darum jetzt keine Gedanken machen.

 

„Jaah. Alles klar. Hör zu, Mr Malfoy und ichc müssen in dieselbe Richtung. Ich kläre mit ihm eben noch den Arbeitsaufwand.g

 

„Arbeitsaufwand?g, fragte Thomas argwöhnisch und Granger nickte knapp.

 

„Ja, es gibt die ein oder andere Sache in seinem Büro, diecg

 

„Soll ich mitkommen, ich meinecg

 

„Nein. Ich denke, Ms Granger und können das alleine klären. Danke für Ihre Mühe, Mr Thomas. Gute Nacht.g Draco wandte sich ab. Granger folgte ihm sogar. Er hörte sie noch hastige Entschuldigungen murmeln und dann lief sie neben ihm die Straße runter.

 

„Sehr charmant, Malfoy, wirklich. Du könntest nicht etwas netter zu Dean sein?g, schnappte sie jetzt und er konnte voller Überzeugung behaupten, dass ihm das nicht möglich sei.

An der nächsten Ecke bot er ihr schließlich seinen Arm.

 

„Wir apparieren zusammen. Komm schon,g fügte er hinzu, als er ihren Blick bemerkte. Unsicherheit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Das und noch etwas anderes, das er nicht zu deuten wagte, denn wahrscheinlich schrieb sie ihm tausend schlechte Eigenschaften zu, weswegen sie ihn lieber meiden sollte.

 

Dann ergriff sie seinen Arm. Ehe sie es sich anders überlegen konnte, apparierte er mit ihr.

 

Schon standen sie wieder vor seiner Wohnung. Er atmete endlich aus. So weit, so gut. „Ms Grangerg, er ließ ihr den Vortritt. Noch wirkte sie immer noch, als müsse sie besonders auf der Hut sein und schritt widerwillig voran, die Stufen hinauf.

 

Er schloss die Tür auf, sie stiegen in den Fahrstuhl und er wusste, eigentlich musste er hier sein Programm fortführen. Der Fahrstuhl schrie förmlich danach, dass Draco Malfoy dort drin irgendetwas Unanständiges tat, aber er war sich nicht sicher, ob er ihren anklagenden Blick dann noch länger ertragen konnte.

 

Anscheinend erwartete sie ebenfalls einen Überfall von ihm, denn erspürte, dass sie ihn verstohlen von der Seite ansah, als sich die Türen des Fahrstuhls schlossen. Er atmete leise aus. Ok. Er würde ihr den Gefallen tun.

 

„Dein kleiner Freund Dean ist eifersüchtig, Grangerg, knurrte er, während er sie wieder an sich zog. Sie sträubte sich nur halbherzig, fiel ihm auf.

 

„ Er ist nicht mein Freundg, gab sie zurück. Er betrachtete ihr hübsches Gesicht. Etwas atemlos sah sie ihn an. Er hatte sie eigentlich für intelligenter gehalten, aber anscheinend gefiel ihr dieser Malfoy besser als der andere, derc er überlegte kurz. Was unterschied ihn doch gleich von seinem alten Ich? Dass er keine Lust mehr hatte, Frauen als Objekte zu behandeln? Ja, das konnte wohl sein.

 

Er küsste sie und tat so als würde es ihm überhaupt nicht unangenehm sein, jetzt hier von einem anderen Mieter erwischt zu werden.

Dabei konnte er sich kaum etwas Lästigeres vorstellen als das.

Sie erwiderte sogar seinen Kuss.

 

Sie erreichten seinen Stock. Er zog sie mit sich, öffnete die Tür und sie betraten tatsächlich seine Wohnung. Bis hier hin hatte er geplant. Bis hier hin hatte er überlegt, das Arschloch zu sein. Und ab hier wollte erc eben normal werden. Aber er war sich nicht sicher, ob das möglich war.

 

„Tour?g, fragte er also etwas einsilbig. Sie nickte nur. Er nahm ihr den Mantel ab und sie folgte ihm, nachdem er ihren und seinen Mantel an die Garderobe gehängt hatte. „Hier ist die Halle.g Sie sah sich um. Er wusste, sie würde bestimmt gerne den Luxus kritisieren, aber sie sagte nichts. „Wohnzimmer. Küche ist da hinten.g Sie gingen weiter. „Badezimmer Nummer eins.g Er hörte wie sie die Luft einsog.

 

„Badezimmer Nummer zweig, fuhr er fort, als sie weiter gingen. „Schlafzimmer, nur zum Schlafeng, fuhr er fort. Er redete wieder einmal Unsinn. „Gästezimmer.g Kurz warf sie einen Blick hinein. Es war ein weiteres Schlafzimmer, aber da er es noch nie benutzt hatte, galt es wohl als Gästezimmer.

 

„Schlafzimmer Nummer zwei.g Hier hatte er einmal aus Versehen geschlafen als er so betrunken war, dass er nicht mehr wusste, welches Zimmer sein Schlafzimmer war. „Undc das Schlafzimmer mit Whirlpool.g Hier blieb er widerwillig stehen. Sie wirkte unsicher.

 

„Ziemlich großg, sagte sie schließlich. Er hatte es lieber, wenn sie ihm vorwarf ein Verschwender zu sein. Oder eben etwas anderes. Aber sie tat ihm keinen Gefallen. Er war alleine Star in seiner Malfoy-Show. Kurz überlegte er, ob er sie erneut küssen sollte. Er konnte ihr ansehen, dass sie ihn immer mehr verabscheute. Er verabscheute sich gerade selbst.

 

„Und die Bibliothekg, fügte er schließlich hinzu. Ihr Blick hellte sich für einen Moment überrascht auf. Er führte sie eine Tür weiter.

 

„Du hast eine Bibliothek in deiner Wohnung?g, fragte sie und sprach das erste Mal mehr als drei Worte. Er ruckte mit dem Kopf.

 

„Nicht wirklich. Aber es stehen ein paar Regale mit Bücher drin, alsocg Er lächelte daraufhin, denn sie konnte ihr Interesse nicht verbergen. „Na los, kommg, sagte er schließlich und öffnete die Tür. Er entzündete die Kerzen mit seinem Zauberstab und sie erstarrte neben ihm.

 

„Oh Gott, Malfoy, dascg Sie schüttelte vor Begeisterung den Kopf. „Das sind bestimmt tausend Bücher!g, rief sie aus. Sofort hatte sie ihn im Türrahmen stehen gelassen. Ihre Finger fuhren über die vielen Bände in den Regalen, denen er in letzter Zeit eher weniger Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

 

„Du hast alle Ausgaben von Heilkunst durch ägyptische Magie. Das sind goldene Einbände!g, fügte sie ungläubig hinzu. Er verzog kurz den Mund.

 

„Nein, das sind Luciuse Bände. Aber ich bewahre sie auf.g Sie zog die Finger zurück als hätte sie sich verbrannt.

 

„Oh.g Sie schritt weiter. „Das ist unglaublich.g Sie sah ihn kopfschüttelnd an. „Manche Ausgaben hier sind so alt, dass man sie kaum noch übersetzen kann. Das ist ein Vermögen, was hier steht.g Er zuckte kurz mit den Schultern. Er wusste nicht genau, was er dazu sagen sollte.

 

„Wenn duc dir irgendwas mitnehmen möchtest, dann bedien dichg, sagte er schließlich. Sie starrte ihn an.

 

„Ich kann doch nicht deine Bücher mitnehmeng, flüsterte sie voller Ehrfurcht. Er musste grinsen und kam schließlich näher.

 

„Ich sage Madame Pince auch nicht, dass du keinen Ausweis hast, Granger.g Daraufhin musste sie tatsächlich lächeln. „Darf ich dich küssen?g, fragte er jetzt und bereute die Frage sofort.

 

„Du fragst?g, erwiderte sie und runzelte die Stirn. Er überlegte schnell.

 

„Nein, eigentlich nichtg, gab er zurück. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sie bereits zwanzig Minuten hier waren. Wie sollte er ihre Erwartungen jetzt erfüllen? Wahrscheinlich erwartete sie, dass er ihr jede Sekunden den besten Sex der Welt bieten würde.

 

Kurz musste er nachrechnen, wann er überhaupt das letzte Mal Sex gehabt hatte. Er konnte sich nicht entsinnen. Vor drei Jahren? Das gab seinem Selbstwertgefühl einen gehörigen Dämpfer.

Er würde es in vierzig Minuten niemals schaffen, dass sie so begeistert von ihm war, dass sie die Nacht über bei ihm bleiben würde. Und nicht bei Potter und Weasley.

 

Er würde versagen. Sie würde ihn durchschauen.

 

Alkohol. Ja. Er brauchte dringend Alkohol für diesen Abend.

 

„Lust auf ein Glas Wein?g, fragte er als er ihre Lippen beinahe berühren konnte. Sie hatte die Augen bereits geschlossen. Sie nickte langsam. Dann sah sie ihn wieder an.

 

„Aber nur eins. Ich muss gleich noch appariereng, erwiderte sie ernst. Seine Mundwinkel zuckten und er deutete ein feines Lächeln an.

 

„Keine Sorge, ich will dich nicht aufhalten.g Er küsste sie, denn anscheinend hatte er jetzt die Erlaubnis dazu. Zwar nicht ganz so fordernd und hungrig, wie er es beabsichtigt hatte, aber sie schien keinen Unterschied zu merken.

 

Für einen kurzen Moment wünschte er sich, mit Dean Thomas tauschen zu können. Von Dean Thomas würde Granger bestimmt nicht irgendwelche unvergesslichen Meisterleistungen erwarten.

Er wusste ziemlich genau, was sie von ihm erwartete.

 

Er wusste zumindest, was sie von Draco Malfoy erwartete, der sie in seinem Büro hatte verführen wollen und der sie abends von der Arbeit abfing, um sie in sein Apartment zu lotsen.

 

Oh Merlin, er hatte keine Ahnung, ob er diesen Abend überleben würde.

 

 

Teil 12

 

Er sah so fantastisch aus, dass sie kaum einen Schluck runter bringen konnte. Sie konnte nicht anders, als ihn anzusehen. Es war ihr schon fast peinlich. Anscheinend mochte er es auch nicht leiden, denn manchmal kam es ihr so vor, als mied er ihren Blick.

 

Sie war bei Draco Malfoy. Es kam ihr so seltsam vor, denn irgendwie war er anders als sonst. Was hieß schon sonst? Aberc vor ein paar Tagen als sie sich nachts getroffen hatten, war erc na ja, er war anders gewesen. Das hatte ihr wesentlich besser gefallen, als dieser unnahbare Schönling, der ihr jetzt gegenüber stand und Wein trank.

 

Sein Apartment war so übertrieben teuer eingerichtet, dass sie sich fragen musste, ob so jemand wie Malfoy tatsächlich zu ihr passte. Wahrscheinlich nicht. Sie wusste sowieso nicht genau, was er von ihr wollte. Ihr kam der Gedanke, dass er sie wohl nur flachlegen wollte. Aber auch das schien ihr absurd. Und vor allem machte es noch nicht wirklich den Anschein, als würde sie mit ihm Sex haben.

 

Sie fühlte sich sehr unsicher in seiner Gegenwart. Sie würde auch auf jeden Fall in einer halben Stunde aufbrechen. Sie biss sich auf die Lippe und wartete darauf, dass er etwas sagen würde.

Vielleicht wollt er sie nur verarschen? Vielleicht war sie tatsächlich dumm genug, auf sein Spiel reinzufallen und er wollte sie nur so weit bekommen, dass sie mit ihm schlief und dann schickte er sie fort.

 

Sie trank hastig einen Schluck Wein.

Er schmeckte teuer. Sie wollte gar nicht wissen, was er dafür bezahlt hatte.

Sie wollte ihm gerne Fragen stellen, aber er wirkte nicht unbedingt, als würde er sie beantworten wollen. Sein Blick glitt zu der dunklen Standuhr. Sie tickte nahezu lautlos. Dann stellte er sein Glas auf den kleinen Tisch und wandte sich ihr zu.

 

Hastig trank sie noch einen Schluck. Gott, seit wann war sie wirklich so nervös? Seit wann machte sie sich so viele Gedanken? Seit wann ließ sie sich abfangen und in ein fremdes Apartment schleppen? Und wieso wusste sie nicht, was sie von Draco Malfoy denken sollte?

Sollte sie gehen? Sollte sie bleiben? Sie konnte nicht verheimlichen, dass sie wirklich gespannt und neugierig war.

 

Jetzt kam er auf sie zu. Unwillkürlich umkrampfte sie ihr Weinglas. Der Alkohol schlug nicht an.

 

„Hast du Angst vor mir?g, fragte er und runzelte die Stirn. Sie wusste nicht, ob er sie das wirklich ragte, oder ob es rein rhetorisch war. Sie schüttelte nur knapp den Kopf. „Was denkst du von mir?g, fragte er jetzt und nahm ihr das Glas einfach aus den Händen.

 

„Was?g Ihre Stimme gehorchte ihr schon nicht mehr.

 

„Was denkst du, was jetzt passiert? Du siehst mich an, als ob ich im Begriff wäre, dich umzubringen.g Sie konnte nicht sagen, ob er einen Scherz machte. Sein Ausdruck war für sie nicht lesbar. Sie lächelte also gekünstelt und senkte den Blick.

 

„Nein, ich glaube nicht, dass du mich umbringen willst.g

 

„Dann wärst du wohl auch kaum mitgekommen, richtig?g Wollte er wirklich, dass sie auf seine Fragen antwortete? Sie räusperte sich knapp. „Sag mir, was du denkstg, forderte er ruhig. Sie hob den Blick wieder. Sie spürte die Röte. Was sollte sie jetzt sagen? Er lächelte. „Sag mir, was du willst.g

 

„Ichcg Sie wusste nichts zu sagen. Noch eine halbe Stunde. Sie musste noch eine halbe Stunde aushalten. Oder sie ging einfach jetzt! Es war ein seltsamer Moment. Sie hatte erwartet, dass sie sich um gar nichts Gedanken machen müsste, weil Malfoy alles geplant haben würde. Vom Klamotten vom Körper reißen bis hin zur Demütigung, wenn er sie weg schicken würde. Sie schämte sich kurz, dass sie wirklich so gedacht hatte. Sie schämte sich – sich selbst gegenüber.

 

Seine hellen Augen schienen sie durchleuchten zu wollen.


„Malfoy, ichcg Sie schüttelte hilflos den Kopf. Er nickte schlicht. Dann fuhr er sich durch die schönen Haare. Sein Gesicht war so perfekt. Ob er wusste, wie er wirkte? Sie nahm es an. Er war Draco Malfoy. Das war wohl seine Stärkste Waffe.

 

„Ich weißg, sagte er nur. „Ich glaube, ichcg Irgendetwas in seinem Gesicht wirkte plötzlich anders. „Ich kann das nichtg, fügte er grimmig hinzu. „Ich würde, abercg Er atmete langsam aus. Ihr Herz schlug schneller. Was sagte er? Was passierte hier jetzt gerade?

 

„Was würdest du?g, fragte sie und unpassenderweise spürte sie Tränen in ihren Augenwinkeln. Ihr war gar nicht nach Heulen zumute, aber sie kannte Draco Malfoy gut genug, um zu wissen, wann er vor hatte, sie zu beleidigen.

 

„Wenn ich dir sagen würde, was ich eigentlich vorhatte, dann würdest du wahrscheinlich verschwinden, Granger.g Ihr Herzschlag setzte aus. Er wollte sie also wirklich demütigen! Es war also wirklich ein Trick gewesen! Sie konnte sich nicht rühren. Sie war starr vor Schreck. Ihr Mund öffnete sich plötzlich im Zorn.

 

„Und jetzt willst du das nicht mehr? Warum nicht, Malfoy? Aber wartec ich kann mir denken, weshalb du mich nicht willst.g Sein Mund öffnete sich überrascht. Aber sie hatte bereits angefangen zu weinen. Am besten kaschierte sie das, wenn sie einfach anfangen würde zu schreien. „Es liegt an meinem Blut? Daran, dass ich arm bin? Gott, ich bin so dumm!g Hastig suchte sie nach ihrer Tasche. Sie lag auf der Couch.

 

Seine Hände umfingen ihre Schultern. Sie hatte damit gerechnet. Sie hasste es, sich diese Tatsache einzugestehen, aber sie erwartete eine ziemlich präzise Reaktion: Er sollte ihr sagen, dass ihm ihr Blut egal war. Er sollte ihr sagen, dass es ihm alles egal war, und dass er nur sie wollte. Sie wollte, dass er schrie, oder eben nicht, oderc sie wusste es nicht, aber sie wolltec ihn. Irgendwie.

 

„Ich kann leider nichtg, war alles was er sagte. Aber noch ließ er sie nicht los. „Ichc weiß nicht mehr, wie, Granger.g Ihr Mund öffnete sich, aber sie glaubte nicht verstanden zu haben, was er gesagt hatte. „Ich weiß, dass es ganz einfach war. Ich weiß das!g, fügte er jetzt zornig hinzu. „Wahrscheinlich würdest du darauf stehen, wenn ich dich jetzt anschreien würde, wenn ich dir irgendwelche Vorhaltungen machen würde, ja, selbst wenn mich dein Blut stören würde! Ich nehme an, das würde dich anmachen.g

 

Ihr entfuhr entrüstet die angehaltene Luft.

 

„Ich müsste dich wahrscheinlich nur küssen.g Sein Blick verfing sich an ihren Lippen, sie sah es genau. „Ich müsste dir die Sachen vom Körper reißen und könnte dich dann hier auf meinem Fußboden vögeln, bis du meinen Namen schreist, richtig?g Anscheinend erwartete er eine Antwort. Oder einen Befehl. Oder sogar ihre Zustimmung.

 

„Du bist ein Arschloch!g, schrie sie jetzt und befreite sich aus seinem Griff. Er lachte plötzlich auf.

 

„Ja, das wäre wirklich schön. Du begreifst es nicht, oder Granger?g Und sie hasste sich erneut. Wieso kommt er nicht auf mich zu? Wieso zwingt er mich nicht? Wo bleibt die Gewalt, mit der er sonst alles bekommt? Wieso erwartete sie das von ihm? Und ja, wahrscheinlich hatte sie genau das von ihm erwartet. Genau das, was er gesagt hatte. Und es machte sie wütend.

 

„Ich begreife es nicht? Du hast mich hier her geholt, um mich zu demütigen, richtig?g, schrie sie wieder und griff sich ihre Tasche von der Couch. Sie stürmte in den Flur und riss sich den Mantel vom Haken.

Er folgte ihr. Sie hatte auch damit gerechnet. Er sagte nichts. Sie wandte sich ein letztes Mal zu ihm um. „Was ist? Komm schon, Draco, ich bin sicher, du hast noch irgendwas Großartiges zu sagen! Irgendetwas, um mir meinen Abend komplett zu versauen.g Lauernd sah sie ihn an.

 

Er war immer noch viel zu schön und sie hasste ihn dafür. Neben ihm kam sie sich, egal, wie viel besser sie auch war, unbedeutend vor.

 

„Ich will dichg, sagte er jetzt ruhig. „Und sobald du mich willst, bin ich da. Abercg Kurz schlich sich ein trauriges Lächeln auf seine edlen Züge. „Aber dafür müsstest du wissen, wer ich bin, richtig?g Er schien sich selber diese Frage zu stellen. Ihr Mund öffnete sich. Wer er war?

Er war Draco Malfoy.

 

Ohne ein weiteres Wort hatte er sich abgewandt.

 

Sie hatte zwei Möglichkeiten. Sie folgte ihm und fand heraus, was sie nicht verstand – oder sie ging. Er war ein Arschloch. Würde sie ihn nicht wollten, wäre sie dann hier hergekommen? Ihr rationaler Verstand hasste sie selbst für diesen Gedanken. Ihr Verstand war es auch, der diese Diskussion gewann.

Vielleicht gewann auch ihr Stolz, sie wusste es nicht genau zu sagen.

Jedenfalls weinte sie als sie die Tür hinter sich zuschlug und verschwand.

 

 

~*~

 

 

„Du kommst zu spätg, tadelte Harry jetzt. Sein Blick wurde ernst. „Ist was passiert? Du siehst nicht gut aus.g Genau das wollte sie jetzt hören. Großartig.

 

„Nein, alles bestens. Ich wurde auf der Arbeit noch aufgehalten.g Das stimmte so ungefähr. Harry nickte wissend. Er dachte anscheinend, die Arbeit hatte sie so verärgert. Na ja. Sollte er das glauben. Das war wesentlich besser, als die Tatsache, dass sie gerade bei Draco Malfoy gewesen war, umc Sie schluckte schwer.

 

Sie konnte ihre Gedanken nicht zwingen, sich auf Harry zu konzentrieren. Sie konnte es nicht. Sie konnte ihm nicht einmal erzählen, weshalb sie so sauer auf Malfoy war. Ja, doch. Sie konnte sagen, er hätte ihr unterstellt, sie würde sich gerne von ihm anschreien und dann flachlegen lassen.

Aber dazu müsste sie auch erwähnen, dass sie genau das in ihrer Vorstellung gehabt hatte. Sie spürte die Röte in ihren Wangen und senkte den Blick.

 

Endlich betrat sie hinter Harry die Wohnung. Und sie musste erwähnen, dass er sie nicht angerührt hatte. Sie hatte schon wieder vollkommen vergessen, was er ihr eigentlich gesagt hatte. Oder was er ihr vorgeworfen hatte. Sie würde ihn nicht kennen? Was sollte das überhaupt heißen?

 

Sie wurde wieder wütend. Immerhin fing sie nicht wieder an zu weinen. Sie hatte doch tatsächlich zehn Minuten vor Harrys Wohnung auf und ab gehen müssen, ehe sie sich wirklich hatte beruhigen können.

Vielleicht war es auch verständlich, dass sie reagierte, wie sie eben reagierte. Es war ja kein gewöhnlicher Junge, kein gewöhnlicher Mann, mit dem sie da ihre Zeit verbrachte!

 

Nein. Was hatte sie sich überhaupt dabei gedacht, sich auf diesen arroganten, widerlichen Slytherin einzulassen – der ihr irgendwann das Leben gerettet hatte?

Sie wusste nicht, woher auf einmal die seltsame Anziehung zu diesem Mann kam. Er hatte immer schon gut ausgesehen. Sie konnte nicht annehmen, dass ihr Kopf sich nun auf einmal in sein Aussehen verliebt hatte.

 

Da! Da hatte sie es gedacht! Tatsächlich gedacht. Als wäre sie verliebt! Das war doch lachhaft. Und ziemlich selbstzerstörerisch von ihr, denn so wie es aussah, war es für Malfoy keine Frage, die diskutiert werden müsste, denn er wollte sie schließlich nicht, sonstc jac sonst, hätte er sie ja heute genommen.

 

Du bist dämlich!, schalt sie ihr Verstand. Ja, und das war sie wohl. Vielleicht irrte sie sich auch. Er hatte gesagt, er würde sie wollen. Weshalb hatte er sie dann doch nicht gewollt? Und wer war er schon? Was gab es da groß nachzudenken?

Harry nahm ihr den Mantel, während er ihr bereits von Ginnys schlechter Laune erzählte. Hermine hörte mit halbem Ohr zu, denn ihre Gedanken wanderten bereits weiter.

 

Was wollte Malfoy denn von ihr, wenn er sagt, er würde sie wollen? Er konnte doch wohl kaum von platonischer Freundschaft sprechen. Ein Draco Malfoy sprach nämlich nicht von so was. Jedenfalls nicht der Malfoy, den siec na ja, den sie erlebt hatte. Der sie verführen wollte, der sie abfing und mit in seine Wohnung nahm.

Wo war dieser Malfoy überhaupt hergekommen? Sie konnte sich nicht entsinnen, Malfoy von Anfang ihres Arbeitsverhältnisses als diesen Malfoy eingestuft zu haben. Es war, als hätte Malfoy diesen Charakter irgendwo tief ausgegraben. Sie wusste nur nicht, wieso. Sie wusste überhaupt nicht mehr, was sie denken sollte.

 

Sie hatte Angst, überhaupt irgendetwas zu tun, denn anscheinend – wie immer – war, alles was sie tat, einfach vollkommen falsch und Malfoy konnte mit nichts umgehen. Was sollte sie denn machen? Hatte sie wirklich gedacht, sie würde heute mit ihm Sex haben und dann zu Harry gehen? Wenn sie ehrlich mit sich war, hatte sie nicht daran geglaubt, seine Wohnung heute noch zu verlassen.

 

Und jetzt war sie doch hier. Sie schämte sich. Sie war anscheinend fertig genug, um in Kauf zu nehmen, mit Draco Malfoy zu schlafen. Mit dem Feind zu schlafen. Dieser Metapher kam ihr schon fast albern vor. Er war doch gar kein Feind. Er war doch überhaupt kein Feind! Jedenfalls kam es ihr nicht mehr so vor, so dringend sie diese Vorstellung auch in ihrem Kopf brauchte.

 

Vielleichtc ach, sie hatte keine Ahnung.

 

Sie wurde langsam müde. Ron war auch schon im Esszimmer und erzählte wilde Anekdoten, die sie schon hundertmal von ihm hatte zu hören bekommen.

Aber natürlich würde sie sich seine Geschichten anhören. Sonst fragte sie noch jemand, was gerade in ihrem Leben passierte. Und das schien im Moment reichlich schief zu laufen.

 

Sie gab sich geschlagen. Er würde heute Abend nicht mehr aus ihrem Kopf verschwinden. Und wahrscheinlich würde sie sich auch morgen mit ihm rumärgern müssen. Zumindest in ihren Gedanken.

 

Sobald sie ihn wolltec Was dachte er sich eigentlich? Dass sie nur mit ihm gekommen war, weil erc weil er sie praktisch dazu gezwungen hatte? Hielt er sie für so naiv und dämlich? Hielt er sie fürc Sie hielt inne, ehe sie sich setzte.

Dachte er, sie wäre mit ihm gekommen, weil er so wollte?

War dasc sie konnte es gar nicht denken. War das seine Sorge?

 

„Hermine? Alles in Ordnung? Kennst du die Geschichte mit dem gelben Zauber schon? Georges Haare waren so fantastisch orange, weil ich die Zutatencg Sie schüttelte den Kopf.

 

„Nein, neinc kenn ich noch nichtg, log sie tonlos.

 

Sie war nicht bereit, all ihre neuerworbenen Malfoy Erlebnisstheorien auf eine Karte zu setzen, aberc zu einer großen Wahrscheinlichkeit war sie nun fast so weit zu sagen, dass Draco Malfoy vielleicht nicht das größte Arschloch war.

Vielleicht war erc einfach nurc Gott, das konnte nicht wirklich möglich sein.

Aber vielleicht war erc unsicher?

Befand er sich auch zwischen Himmel und Hölle, wenn er sie sah?

 

„Hör zu, ich hatte diesen genialen Einfall, dass wir einen Zauber erfinden, der alles farbig macht! Und jeder kann seine Lieblingsfarbe auf alles übertragen. Meine ist Gelb, also haben wir damit angefangen. Oh, es war so witzig, Herminec!g

 

In ihrem Kopf wurde seine Stimme allmählich zu einem Nebengeräusch, während sie abwesend auf ihrer Unterlippe kaute.

Bedeutete dies also, sie musste jetztc etwas tun? Lag der Ball jetzt in ihrem Feld?

Und was konkret bedeutete das für sie? Ihr Herz klopfte lauter. Sie wollte den Gedanken nicht weiter denken. Rons seichte Geschichte sollte sie einfach nur noch ablenken, ehe sie irgendwas unüberlegtes und verrücktes tun konnte.

 

 

Teil 13

 

„Ich habe keine Lust, Ihnen irgendwas zu erklären, denn ich habe Ihnen die genauen Anweisungen bereits per Eule geschickt. Wenn Sie nicht in der Lage sind, simple Sätze zu begreifen, vielleicht ist es dann keine gute Idee, sich überhaupt gegen Fluchschäden versichern zu lassen!g Seine Stimme gellte rau von den Wänden seines Büros wider.

 

Der Kunde unterbrach mit einem hässlichen Schimpfwort die Verbindung, und Draco konnte es ihm nicht wirklich verdenken.

Seufzend fuhr er sich durch die Haare und blieb noch einen Moment vor dem Kamin sitzen.

 

„Vielleicht ist es jetzt kein günstiger Zeitpunkt, Mr Malfoy?g Ein Kollege stand in der Tür und wirkte bereits, jede Sekunde loszurennen, sollte Draco sich entscheiden, noch einmal anzufangen, zu schreien. Anstatt zu antworten, erhob er sich gereizt.

 

„Am besten suchen Sie sich irgendeinen Zeitpunkt aus, Felix, denn es wird den restlichen Tag über nicht besser aussehen.g Er versuchte wirklich seinen Zorn unter Kontrolle zu halten, aber anscheinen hatte er heute einen verfluchten Temperament-Tag.

 

„Oh, gutc Ichcg Anscheinen hatte er sofort vergessen, was er eigentlich wollte.

 

„Was?g Es klang scharf, aber noch schrie er nicht.

 

„Ichc ich habe mir diese Unterlagen angesehen. Es geht um Ihrc Ihr Anwesen, Mr Malfoy?g Der Mann vor ihm schien sich zu ducken. Was dachte er? Dass er ihn jetzt verprügeln oder verfluchen würde.

 

„Was ist damit? Ich habe es abgetreten, Felix. Sie scheinen nicht auf dem neuesten Stand zu sein.g

 

„Ja, ihre Frau steht als Eigentümerin in den Unterlagen, aberc.g

 

„Pansy Parkinson ist meine Exfrau! Meine Exfrau, Felix!g Jetzt hatte er geschrieen. Der Mann starrte ihn mit offenem Mund an. Seine Hand zitterte mit dem Dokument, dass er wie ein Schutzschild vor seine Brust gepresst hielt. Draco wusste, er musste sich abregen, oder er würde nicht mehr viel länger hier arbeiten. Er würde die Kunden vertreiben, die Kollegen und dann wäre er noch schlechter gelaunt.

 

„Exfrau. Ja, Exfrau. Das war es, was ich meinteg, gab sein Kollege kleinlaut zurück. Draco schwieg. Er wusste genau, warum er so schlecht gelaunt war, und er war froh, dass Felix es nicht wusste.

Es war fast schon lächerlich. Eigentlich war er nur sauer auf sich selbst, aber es fiel ihm wesentlich leichter auf alle anderen sauer zu sein. Viel leichter!

 

„Was wollen Sie?g, knurrte er jetzt. Wie sollte er sich beruhigen, wenn er keine zwei Minuten alleine sein konnte? Zwar arbeitete er und sollte nicht wirklich Zeit brauchen, um sich zu beruhigen, aber das war ihm im Moment wirklich scheiß egal.

 

„Esc es geht um die legale Bindung.g Er schnaubte gereizt auf. „Alsoc eher um die magische Bindungg, fügte Felix hastig hinzu. „Ihr Vater hat Veranlassungen getroffen, Mr Malfoy.g Er schloss die Augen, als erwarte er jetzt jede Sekunde das größte Donnerwetter. Aber für einen Moment war Draco tatsächlich aus der Bahn geworfen.

 

Er schnappte dem Mann die Dokumente aus der Hand, und dieser machte einen panischen Laut. ER wich zurück zur Tür und wartete mit angehaltenem Atem.

Draco überflog die Seiten. Er erreichte die letzte Seite, die er mit Pansy bearbeitet hatte. Sein Name war zwar verschwunden, aber dafür war einiges hinzugekommen.

 

Unter sich anbahnenden Kopfschmerzen erkannte er mit Schrecken die feine Handschrift seines Vaters und sah wieder einmal, wie ähnlich sich ihre Schriften waren.

 

Der Vertrag ist ungültig, ohne die Unterschrift meines Sohnes, Draco Lucius Malfoy. Er verzog kurz den Mund. Sein zweiter Name existierte nicht mehr. Er hatte ihn vor langer Zeit abgelegt. Ohne den Namenszug des rechtmäßigen Erben, der nur durch den eigenen Wunsch entfernt werden kann, verliert mein Sohn und jeder weitere das Recht auf Zutritt zu Malfoy Manor.

Dies schwöre ich mit meinem Blut und meinem Namen.

Lucius Abraxas Malfoy

 

Draco befiel eine grauenhafte Übelkeit. Das war keine rote Tinte, wie er angenommen hatte. Das war tatsächlich ein schwarzmagischer Vertrag. Alle anderen Dokumente waren unversehrt. Er hob den Blick und vergaß zornig zu sein.


„Woher haben Sie gewusst, dass dies mit dem Vertrag geschehen ist?g, fragte er ruhig und ahnte bereits die Antwort.


„Jacg, begann Felix jetzt unsicher. „Ihrec Exfraucg Draco wartete darauf, dass er den Satz beendete. Und er war nicht besonders erpicht darauf, das Ende wirklich zu hören. „Ihre Exfrau hat uns Bescheid gegeben und droht mit einer ziemlich heftigen Klage und der Schließung der Versicherungg, erzählte er hastig, ehe er unterbrochen werden konnte. Draco rieb sich die Stirn.


„Ist sie verletzt?g Nicht, dass es ihn wirklich interessierte, aber nachfragen musste er dennoch.

 

„Ahem, nein. Sie konnte dem Feuer entkommen.g Anscheinend war es dem Mann wirklich unangenehm darüber zu sprechen. „Sie nimmt an, Sie seien der Verantwortliche.g Draco seufzte schwer.

 

„Feuer? Was ist mit dem Haus?g

 

„Oh, es ist wohlc nur ein Fluch, der Personen treffen kann. Nach Angaben ihrer Exfrau sei das Haus in unverändertem Zustand.g Der Mann räusperte sich jetzt und Draco konnte sich tausend angenehmere Sachen vorstellen, als mit Pansy vor Gericht zu gehen. „Vielleicht könnten die Fluchbanner das Haus wieder richten, Mr Malfoy. Ich meinecg Seine schlechte Laune kehrte übergangslos zurück.

 

„Am besten gehen Sie jetzt. Vielen Dankg, knurrte er und Felix verschwand nur zu gerne. Fast wäre er gegen die Tür gelaufen, so hastig machte er sich auf den Rückweg. Die Frage war viel eher, weshalb Granger es nicht gefunden hatte, als sie das Haus bearbeitet hatte. Wahrscheinlich war sie einfach nicht bewandert genug in den Dunklen Künsten, um diesen Fluch entdeckt haben zu können.

 

Aber er musste zugeben, einen Gegenfluch zu finden, war wahrscheinlich einfacher als Pansy eine Entschädigung zu zahlen und das Haus nie wieder benutzen zu können.

 

Er hasste seinen Vater. Selbst im Tod hasste er ihn, denn selbst da ließ er ihn nicht in Frieden.

 

Wohl oder übel musste er wohl seine Arbeit unterbrechen. Ob Pansy im Mungo war? Ob er im Ministerium Bescheid sagen sollte? Wollte er Granger wirklich sehen? Wollte er sie wirklich zwingen zum Anwesen zu kommen, um dort wieder zu arbeiten?

Nein. Eigentlich nicht.

Aber vielleicht konnte er das umgehen. Zwar tat er das sehr ungern auf diese Weise, aber wahrscheinlich war das das einfachste, was er tun konnte.

 

Er warf gereizt das Flohpulver in den Kamin. „Ministerium für Zauberei, Dean Thomasg, rief er in die Flammen und alles wirbelte grün um ihn herum.

 

 

~*~

 

 

Sie war vertieft in die neuen Aufträge. Nichts außer Haus. Das war mal eine positive Neuigkeit. Auf ihrem Tisch lag noch ein ungeöffneter Brief von Pansy Parkinson-Malfoy, aber den sparte sie sich erst mal. Sie hatte keine Lust, ihn zu lesen.

 

Sie hatte keine Lust, sich heute von jemandem fertig machen zu lassen, der den Namen Malfoy trug. Sei es auch nur angeheiratet.

Noch hatte sie nicht entschieden, wie sie mit der Situation umgehen sollte, ob sie überhaupt damit umgehen sollte. Nur leiderc leider konnte sie wohl nicht anders, als damit umzugehen.

 

Denn so sehr es sie störte, umso weniger konnte sie ihn wirklich vergessen. Und es nervte sie. Wann aber sagte ihr schon jemand, dass er sie wirklich wollte?

Wie aufs Stichwort betrat Dean im Reiseumhang das Büro.

 

„Wo gehst du hin?g Hermine vermied es eigentlich, mit ihm wirklich zu sprechen. Noch hatte er sie nämlich noch nicht um ein weiteres Date gebeten, und das wollte sie auch so lange es ging verhindern. Es würde bestimmt kein angenehmes Gespräch werden, wenn sie ihm sagen musste, dass sie doch kein Interesse mehr an ihm oder einem Date hatte.

 

Sie war sich nicht sicher, wie er es aufnehmen würde. Aber sie bezweifelte, dass er allzu froh darüber sein würde.

 

„Ichc muss eine Kleinigkeit erledigeng, erwiderte er kurz angebunden.

 

„Ach ja? Für die Arbeit?g, hakte sie jetzt nach. Er schien nicht darüber reden zu wollen.

 

„Schon. Ja.g

 

„Geht es mich dann nicht auch noch etwas an?g, fragte sie jetzt, aber er zuckte die Achseln.

 

„Ich erledige das schon.g

 

„Was ist es denn?g Wieso sagte er es nicht einfach?

 

„Nichts weiter, Hermine. Du musst dir keine Gedanken machen.g

 

„Hältst du es wirklich für ratsam alleine arbeiten zu gehen? Irgendwo draußen?g Sie hielt es nämlich nicht für gut. Er war noch nicht vollkommen fit für irgendwelche großen Flüche.


„Hermine, ich bin erwachsen. Sicher komm ich klar.g Er schien seine Geduld zu verlieren. „Kümmer du dich schon mal um die neuen Fälle. Du kannst ja entscheiden, welchen wir morgen als erstes dran nehmen.g Er wollte sie ablenken und abspeisen. Sie hörte es genau.

 

„Dean, was ist denn los? Wo musst du hin? Und wenn es um die Arbeit geht, wieso sagst du es mir nicht?g Er seufzte jetzt.

 

„Weil es unwichtig ist. Ich kann es alleine erledigen, also musst du dich nicht bemühen.g

 

„Bemühen? Es ist mein Job. Und du solltest wirklich nicht so unvernünftig sein und allein auf eigene Faust irgendetwas angehen, was vielleicht noch nicht wirklich in deinen Möglichkeiten liegt.g Sie hasste es, wenn sie jemand ablenken wollte.

 

„Ich werde mich nicht auf einen Streit einlassen. Ich bin fit und gesund. Ich kann Sachen auch alleine machen.g Männer waren furchtbar anstrengend, wenn sie glaubten, man sagte etwas gegen ihre vermeintliche Unverwundbarkeit. Sie verdrehte die Augen.


„Fein. Mach, was du willst.g Immerhin gab ihr das eine gute Ausrede nicht mehr mit ihm auszugehen. Sie konnte so tun, als ob ihr dieser Streit gezeigt hatte, dass sie nicht die richtige für Dean war. Das war zwar etwas gemein und kleinlich, aber vielleicht sah er so ein, dass er wen anderes  brauchte. Jemand, mit dem man sich gut streiten konnte.

 

Er verließ das Büro. Eigentlich gab es nichts, was Dean ihr vorenthielt. Sie konnte sich auch überhaupt nicht vorstellen, wer Dean alleine einen Auftrag gab. Das war arrogant von ihr, aber eigentlich fragten die Leute nach. Man kannte ihren Namen schließlich. Einige taten das jedenfalls.

 

Nicht, dass sie es Dean nicht gönnen würde, aberc Sie atmete aus.

Gut. Sie hatte hier sowieso genug zu tun. Und ohne Dean kam sie sowieso schneller voran.

 

Sie stürzte sich förmlich in die Planung, damit sie ja nicht sauer wurde, weil sie jetzt draußen spannende Zauber lösen konnte. Sie hatte sich langsam an die Arbeit außerhalb des Büros gewöhnt gehabt. Es war doch nicht schlecht. Nicht soc langweilig.

 

Für einen Moment vermisste sie Computer. Sie arbeitete zwar nicht besonders viel mit ihnen, aber es war doch immerhin einfacher als mit Feder. Dafür war sie ihrem Vater sehr dankbar. Sie machte Zuhause meist unsinnige Sachen, spielte Solitär oder surfte sinnlos im Internet.

Aber sie vermisste Technologien nicht besonders. Nur manchmal, wenn sie langweilige Berichte schreiben musstec.

 

Sie beschloss, morgen die leichten Sachen vorzuziehen. Das bedeutete nämlich, dass sie sich Pansys Brief überhaupt nicht widmen musste. Sie konnte sich sowieso nicht vorstellen, dass es eine freundliche Einladung zum Dinner war.

Jetzt wo Pansy Hausbesitzerin war, wollte sie noch weniger damit zu tun haben.

 

Als sie die Reihenfolge der Entfluchungen eintrug, sprach ihr Terminplaner beinahe bitter die Worte „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgeng aus. Er war schon ein wenig älter, aber sie hatte sich noch nicht von ihm trennen können. Sie hatte ihn in der Schulzeit gekauft.

Sie seufzte schließlich. Der Planer hatte nicht unrecht. Sie würde Pansys Brief so oder so lesen müssen.

 

Ob sie nun wollte oder nicht.

 

Sie öffnete den Umschlag und Pansys aufgewühlte Schrift schlug ihr entgegen. Anscheinend war dieser Brief im Zorn geschrieben worden.

Schnell lasen ihre Augen die Vorwürfe, die Beschimpfungen und erfassten schnell den Kern.

Malfoy hatte das Haus wieder am Hals. Ein absoluter Mega-Fluch war wohl ausgebrochen und Pansy wollte Köpfe rollen sehen.

 

Dean.

 

Malfoy musste sich bereits an Dean gewandt haben, ging ihr plötzlich auf. Vielleicht war sie paranoid, aber Malfoy wollte wohl nicht mehr mit ihr sprechen und Dean kam es nur recht, dass Malfoy sich an ihn und nicht an sie gewandt hatte.

 

So ein Mist. Sie wusste nicht, wie sie sich dabei fühlen sollte. Ob es ihr einfach egal sein sollte, weil sie ja wohl kaum anfangen konnte zu schreien, nur weil Malfoy eben lieber Dean mit der Aufgabe betreute. Sie wusste nicht, ob sie überhaupt das recht hatte irgendwas zu fühlen.

 

Anscheinend hatten hier alle Männer ihre Gründe, weshalb sie ihr nichts sagten.

 

Wieso hatte er ihr nicht Bescheid gesagt? Tat er das, weil erc noch immer kam ihr das Wort falsch vor, unsicher war? Oder tat er das, weil er sie nun hasste? So wie früher auch. Sie wusste nicht, ob sie sich nicht völlig blamieren würde, wenn sie jetzt wütend nach Malfoy Manor apparieren würde, um ihre Meinung kundzutun. Was dachte Dean eigentlich? Dass sie nicht davon erfahren würde? Wahrscheinlich hatte Dean überhaupt nicht nachgedacht.

 

Sie dachte nach. Ihr Herz schlug wieder schnell und in einer Weise gefiel es ihr, dass es das tat. Aber das gab sie nicht laut zu.

 

Sie hatte wenig Vertrauen zu den Menschen. Am wenigsten zu Draco Malfoy, aber unwillkürlich fragte sie sich, ob er sie wirklich immer noch wollen würde. Sie war bereit wenigstens fast zu glauben, dass er das tat. Fast.

Vielleicht musste nicht alles furchtbar kompliziert sein. Vielleicht musste sie ebenc Initiative ergreifen. Zwar war sie sich nicht völlig sicher, ob es das war, was sie wollte, aber was sie schon zu verlieren?

 

Und wenn sie sich irrtec Gut. Dann würde sie es für immer verdrängen.

 

Sie schnappte sich ihre Tasche vom Garderobenhaken, zog den Mantel an und machte etwas eher Schluss als sonst.

Sie wollte da eine Kleinigkeit vorbereiten.

 

 

Teil 14

 

Er hatte sich soweit unter Kontrolle. Es hatte ihn Kraft und Anstrengungen gekostet, den Idioten Dean Thomas nicht einfach zu erwürgen. Aber natürlich war es ihm wohl ein Leichtes gewesen, Granger nicht von ihrem Treffen in Kenntnis zu setzen.

Wahrscheinlich war es auch einfach besser so.

Was hatte er sich nur gedacht? Dass er einfach da weiter machen konnte, wo er überhaupt nicht sein wollte? Dass er jemand sein konnte, der er überhaupt nicht mehr war? Na ja, das Gute war, dass er sich wohl auf ewig von Granger losgesagt hatte.

 

Manche Dinge gehörten einfach in die Vergangenheit, oder wie bei ihnen, gehörten sie einfach überhaupt nicht passiert.

Aber es war ja auch nichts passiert, Himmel noch mal.

 

Er konnte seinem alten Ich manchmal schwer entsagen. Es fiel ihm wirklich schwer, sogar ihm selbst, dem richtigen Malfoy, dass er es nicht fertig gebracht hatte, Granger zu bekommen.

Es warc absurd, ja. Aberc er hatte nicht das Gefühl gehabt, als wäre sie abgeneigt gewesen. Das war wieder ein verrückter Gedanke, dennc Hermine Granger war absolut niemand, den jemand wie Draco Malfoy bekommen oder gar begehren sollte.

 

Kurz erfasste ihn ein Schauer der angenehmen Art, als er darüber nachdachte, was ihre Freunde wohl denken mochten, wenn sie davon wüssten.

Es war wie ein nettes, kleines verbotenes Spiel, nur dass es eben wirklich nicht viel darüber zu berichten gab.

 

Es kam ihm vor, wie eine nette Ablenkung von den ansonsten so trägen und langweiligen Situationen des Alltags. Aber wahrscheinlich war er zu erwachsen für solche Spiele. Er hatte keinen Kontakt mit Potter oder Weasley. Wahrscheinlich war es selbst ihren Freunden egal, mit wem sie zusammen war.

 

Großer Gott, Draco, reiß dich zusammen! Was war das für ein Gedanke? Er hatte sie noch nicht mal nackt gesehen, und verwendete in seinen Gedanken schon Wendungen wie zusammen sein? Bei Merlin, er wurde langsam verrückt.

Wahrscheinlich war es das. Aber er war davon ausgegangen, dass er bereits völlig verrückt gewesen sei. Eine Steigerung also. Großartig.

 

Aber unterm Strich blieb es eben, wie es war.

Es war nichts Aufregendes oder Verbotenes hinter dieser Geschichte.

Denn bedauerlicherweise waren sie erwachsene, rationale Menschen.

Wahrscheinlich verlor man irgendwann die Lust an grausamen Spielen oder zumindest die Lust an Spielen generell.

 

Vielleicht war auch nur er so, überlegte er. Der Meister der Verführung. Seine Mundwinkel zuckten kurz.

Er wusste, diese Gedanken konnte er sich nur im Moment so erlauben.

Natürlich hatte Thomas keinen Erfolg gehabt, und er würde Granger so oder so wiedersehen müssen, denn er war sich sicher, dass Thomas zu ihr gehen würde, um das Problem zu beheben, denn tatsächlich war Granger eben doch besser in ihrem Job.

 

Das würde er natürlich nicht zugeben. So weit war es doch nicht gekommen. Er mochte vielleicht eine kleine Besessenheit bezüglich einer bestimmten Person entwickelt haben, aber er würde bestimmt nicht so weit sinken und ihr sagen, dass sie auch noch gut in ihrem Job war. Oh nein.

 

Ganz bestimmt nicht.

 

Er hatte gleich Feierabend und hatte noch keine genaue Ahnung, wie er ihn verbringen sollte. Langeweile war eine gefährliche Sache, denn sie verleitete einen nur dazu, unsinnige Dinge zu tun.

Er wollte wirklich nicht trinken und womöglich irgendetwas tun, was er sowieso wieder bereuen würde.

Die meisten Dinge, die man betrunken tat, bereute man nämlich hinterher.

 

Er wusste, wovon er hier sprach.

 

Es klopfte an der Tür. Er konnte sich nur vorstellen, dass es wieder der ängstliche Felix war, der noch eine Nachricht von seiner Exfrau hatte. Er musste sich entschuldigen, das wusste Draco. Aber das war so eine Sache, die ihm wirklich schwer fiel. Das war ihm aber schon immer schwer gefallen.

 

Es war doch anstrengend ein netter Mensch zu sein. So weit er sich denn als so einer betrachten konnte.

 

„Hereing, sagte er also und versuchte, nicht gereizt, nicht wütend, sondern ganz neutral zu klingen. Es gelang ihm, befand er, aber Wahrnehmungen waren immer subjektiv.

 

Sie betrat sein Büro. Und sie sahc irgendwie anders aus.

 

„Hey, Malfoy.g Sie lächelte sogar. Er war sich nicht sicher, was er sagen sollte. Oder ob er etwas sagen sollte. Sie kam bestimmt aus geschäftlichen Gründen. Und das war bestimmt kein freundlicher Anlass, denn schließlich hatten Thomas und er ihre Hilfe umgangen. Sie konnte also nur gekommen sein, um sich zu beschweren, kombinierte er.

 

Sie trug einen engen dunkelblauen Rock. Die Schuhe waren schwarz, glänzten im letzten Tageslicht und waren so hoch, dass sie vermutlich bis ans Kinn reichen würde, würde er sich die Mühe machen und sich hinstellen.

Sein Verstand wog seine Optionen ab.

Von ihrem Aussehen her zu urteilenc Seine Erektion machte es ihm unmöglich, diesen Gedanken fortzuführen.

 

Ihre Haare trug sie offen. Die dunklen Locken fielen verführerisch über ihre Schultern, umschmeichelten ihre Brüste, die sie in einer ziemlich offenherzigen Bluse trug. Sie war geschminkt, nahm er an. Ihr Teint sah anders aus als sonst. Wahrscheinlich war es mittlerweile erbärmlich, dass er ihr Gesicht schon so gut kannte.

 

„Was kann ich für Sie tun?g, fragte er also diplomatisch und bewegte sich immer noch nicht. Er wusste selber nicht, warum. Irgendetwas hielt ihn zurück.

 

Sie kam auf ihn zu. Und sie lächelte immer noch.

 

„Ich denke, das müssen wir nicht weiter erörterng, gab sie zurück, aber sie klang nicht wirklich böse. Sie klang ehrlich gesagtc Nein, er hatte sie noch nie so sprechen hören. Er runzelte unwillkürlich die Stirn.


„Sie wollen über den Auftrag reden? Hat sich Pansy bei Ihnen gemeldet? Hat Thomas mit Ihnen schon gesprochen? Hören Sie, es warcg Sie schloss den Abstand und ohne etwas zu sagen, legte sie ihm vorsichtig den Zeigefinger auf die Lippen.

 

„Nein. Ich will nicht über die Arbeit sprechen, Malfoy. Ich weiß, du bist ein Idiot. Nicht, weil du ein Malfoy bist. Nein. Eigentlich nur, weil du absolut keine Ahnung hast, menschlich zu sein.g Sein Mund klappte unter ihrem Finger auf, den sie immer noch auf seinen Lippen hielt.

 

Was sagte sie da?

 

„Aber ich dachte mir, da ich sowieso besser bin als du – in so ziemlich allen Lebenslagen – nehme ich dir die schwere Entscheidung ab.g Wovon sprach sie? Er wusste nicht, ob er sich beleidigt fühlen, oder fasziniert sein sollte.

Sie warc ganz anders? Für einen Moment hatte er das Gefühl, sie hätten Rollen getauscht.

 

„Keine Ahnung, wie es geht, abercg Und jetzt war sie wieder Granger. Die Granger, die er kannte, denn jetzt hatte sie wieder den waidwunden Blick aufgesetzt und die Unsicherheit, die sie ihm gegenüber immer gezeigt hatte, war ihr wieder ins Gesicht geschrieben. Sie zog den Finger zurück und kam tatsächlich noch näher. „c wehe, du machst dich über mich lustig, Malfoy!g, fügte sie etwas gereizter hinzu, obwohl er nichts gesagt hatte.

 

Er wusste immer noch nicht, was er überhaupt sagen sol-

 

Sie küsste ihn.

 

Einfach so. Mitten auf den Mund. Er war so überrascht, dass er nicht einmal die Augen schließen konnte. Granger küsste ihn! In seinem Büro! Ohne, dass er irgendwas getan hatte! Sie wich langsam zurück und sah ihn mit großen Augen an. „Du musst kein Arschloch sein, Malfoy. Ichc mag dich auch, wenn du nett bist.g

 

Sein Mund öffnete sich in stummer Verwunderung. Siec was?

 

„So. Undc ahem, vielleicht habe ich mich jetzt vollkommen blamiert, weil es eigentlich nicht das war, was du sagen wolltest, und ich werde gehen.g Sie wurde rot. Ganz bezaubernd rot. Geistesgegenwärtig schloss sich seine Hand um ihr Handgelenk, ehe sie gehen konnte.

 

„Wartec wartecg Er musste kurz nachdenken. Sie sah ihn an. „Du magst mich?g, fragte er jetzt und konnte nicht verhindern amüsiert zu klingen. Sie wurde noch röter.


„Nein.g

 

„Du hast gesagt, du magst mich.g

 

„Ichcg

 

„Ja?g Noch immer ließ sie ihn gewähren und zog ihre Hand nicht zurück. „Ich dachte, du wärst in allen Lebenslagen besser als ich?g Es war faszinierend, sie anzusehen. Ihr Mund öffnete sich. „Ich finde das jetzt gerade sehr angenehmg, fügte er hinzu.

 

„Alsoc?g, begann sie und senkte schließlich den Blick. Ihre Unsicherheit störte ihn etwas. Er konnte gar nicht sagen, wie sehr er genau das wollte, was sie gerade wohl im Begriff war, zu tun. Hermine Granger verführte ihn. Zumindest glaubte er, dass sie genau das versuchte. „Ich weiß nichtcg Er hob die Hand, die er in seiner hielt, zu seinen Lippen und hauchte einen feinen Kuss auf ihre Fingerknöchel. Dann ließ er ihre Hand los.

 

Sie würde gehen. Er sah es in ihrem Blick. Auch wenn sie nicht gehen wollte.

 

Langsam atmete er aus.

Wahrscheinlich war es kein Spiel. Wahrscheinlich war es eben so, dass manche Dinge eben tatsächlich von ihm getan werden mussten. Sie blieb unbewegt vor ihm stehen. Und er sprang über seinen verflucht großen Schatten.

 

Er war Draco Malfoy, zum Teufel noch mal. Der Gute und der Schlechte in einem, wenn es das war, worum es ging. Er zauberte ein Lächeln auf seine Züge.


„Fang noch mal an. Du hast meine ungeteilte Aufmerksamkeit, Granger.g Er lehnte sich grinsend zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und betrachtete sie mit einem überlegenen Blick. „Oder hast du Angst?g

 

Es verging eine kurze Sekunde. Sie schien nur kurz zu überlegen. Sie schien nur kurz abzuwägen, was sie tun sollte. Sie entschied sich dafür, sein Gesicht in ihre Hände zu nehmen und ihn ein weiteres Mal zu küssen. Träge kam ihm in den Sinn, dass sie beide wohl immer zwei Anläufe bräuchten.

 

Schon legten sich seine Arme um ihren Oberkörper und er zog sie umstandslos auf seinen Schoss. Sie quietschte unter ihm auf. Er würde ihr zu Gute halten, dass sie den ersten Schritt getan hatte. Völlig ausreichend.

 

Er verführte lieber als verführt zu werden.

 

Seine Hände fuhren in ihre Haare, strichen sie zurück, während sein Mund ihre Lippen verließ, über ihren Hals wanderte, während er sie mit einer Hand umschlang und mit der anderen Hand unwirsch seinen Schreibtisch leer räumte. Ehe sie zurückweichen konnte, erhob er sich aus seinem Stuhl, mit ihr auf seinen Armen.

 

Überrascht sah sie ihn an, aber er legte sie mit einem Grinsen auf seinen Schreibtisch. Ehe sie sich beschweren konnte, küsste er sie mit einem verlangenden Knurren und er spürte sie unter sich stöhnen.

Verfluchtc er liebte dieses Gefühl!

 

Ihre Finger fanden die Knöpfe seines Hemds und sie öffnete sie voller Hast. Er küsste sie hungriger und alles war absolut egal. Völlig egal! Er zog ihre Bluse aus dem Rock, riss sie ungeduldig auf und seine Hand fuhr begeistert über den seidenen Stoff ihres BHs.

 

Er öffnete ihn ohne Schwierigkeiten und konnte ihre Brustwarzen nicht schnell genug in seinen Mund saugen. Sie stieß einen absolut anbetungswürdigen Laut aus und krallte sich in seine Haare. Seine Zunge umzirkelte die Spitze und grinste gegen ihre weiche Haut.

Seine Hand schob ihren Rock einfach nach oben und sie wand sich ungeduldig unter ihm. Ihre Finger fuhren nun über seine nackte Brust, seinen Rücken, zerrten sein Hemd von seinen Schultern und er musste sie einfach noch einmal küssen.

 

Wild begegnete sie ihm, als seine Finger geschickt in ihrem Höschen verschwanden. Sie keuchte auf, die Augen geöffnet, und mit roten Wangen starrte sie ihn an. Absolut perfekt. Er stieß einen Finger in sie und rieb mit dem Daumen sanfte Kreise über ihren empfindlichen Punkt. Ihr Mund öffnete sich und ihr heißer Atem schlug ihm ins Gesicht.

 

Er küsste sie erneut, sog ihre Unterlippe in seinen Mund und ließ sie wieder fahren. Sie wimmerte voller Verlangen unter ihm. Gott, er hielt es kaum noch aus. Sie war so feucht, so verflucht bereit. Sie öffnete schließlich seinen Gürtel und zog seine Hose seine Beine hinab. Er half ihr nur zu gerne, befreite sie von ihrem Höschen und war nun wesentlich näher über ihr.

 

Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken, sie küsste ihn, bog sich ihm entgegen, schien unter ihm zu verbrennen, während sie darauf wartete, dass er sie auf seinem Schreibtisch nahm.

Gott, dieser Gedanke putschte ihn in ungeahnte Höhen und er stieß wild nach vorne.

 

Fuck!

 

Sein Kopf sank auf ihre Brust. Er atmete schwer und laut. Verflucht, wie hatte er es vergessen können? Wie hatte er solange aushalten können? Wie hatte er sie nicht sofort nehmen können, als sie sein Haus betreten hatte? Langsam bewegte er sich in ihr. Langsam entfernte er sich, hörte wie sie zischend den Atem einsog als er sie dehnte, nur um dann härter in sie zu stoßen.

 

Sie schrie tatsächlich auf. Ihre Beine schlangen sich um seine Hüfte und nur zu gerne pinnte er sie härter gegen das Holz des Schreibtischs.

Hungrig trafen sich ihre Lippen, er wollte in ihr versinken, mit ihr verschmelzen, nie wieder aufhören, aber er spürte, dass das wohl nicht völlig möglich war.

Ihr Rhythmus wurde schneller. Ihre Haut wurde heißer, brannte unter seiner und er stützte sich nun mit seinen Händen auf der Tischplatte ab.

 

Schweiß perlte in feinen Tropfen über seine Stirn. Ihre Finger gruben sich hart in seine Oberarme, als sich ihre Blicke miteinander verbanden. Sie waren beide außer Atem. Sie schluckte schwer und der verschleierte Blick aus ihren braunen Augen ließ ihn nicht länger zögern.

 

Hart stieß er in sie, ihr Kopf flog zurück, ihre Brüste bogen sich ihm entgegen, wieder leckte er über ihre perfekte Brustwarze, sog sie hart in seinen Mundc und dann schrie sie seinen Namen!

 

Er konnte nicht mehr!

 

Er stieß ein letztes Mal keuchend in sie und folgte ihr übergangslos.

 

Sterne tanzten vor seinen Augen. Sein Kopf fiel auf ihre Brust und ihre Finger gruben sich in seine Haare, während er ihren abgehackten Atem spüren konnte.

 

Schwerfällig hob er den Kopf, um sie anzusehen.

Wunderschön lag sie unter ihm. Sein Mund öffnete sich. Ihre Hand strich über seine Wange. Er küsste ihren Hals, denn er konnte nicht anders.

 

„Du hast meinen Namen geschrieeng, informierte er sie rau gegen ihre Haut. Er hörte sie kurz nach Luft schnappen.

 

„Habe ich nichtg, widersprach sie träge. Er hob den Kopf und musste grinsen.


„Natürlich nichtg, gab er zurück. Sanft schlug sie ihn gegen die Schulter.

Verflucht, sie war absolut heiß. Zu seiner unerträglichen Freude, spürte er etwas anderes. Er wurde wieder hart. Ja, er war wirklich nicht hundertfünf. Ein Lächeln erhellte seine Züge und sie spürte es ebenfalls.

 

„Hmc Mr Malfoy, ich glaube, ich sollte geheng, flüsterte sie jetzt, ohne etwas Entsprechendes zu tun. Seine Hände schlangen sich um ihren Körper und er zog sie in eine sitzende Position.

 

„Da bin ich gegeng, erwiderte er rau. Sie lächelte jetzt ein verruchtes Lächeln, stieß ihn auf seinen Ledersessel und ließ sich nur wenige Sekunden später langsam auf ihn niedersinken.

Er legte den Kopf zurück und konnte nur die Augen schließen, denn er versank Zentimeter um Zentimeter in ihrer engen, unerträglichen Hitze.

Gottces war alsc befreite sie ihn von all seinen unnötigen Sorgen. Seine Hände legten sich fest um ihre Hüfte, pressten sie härter in seinen Schoss und plötzlich griff sie in seinen Nacken und zog ihn zu einem verzehrenden Kuss an sich.

 

Er knurrte gegen ihre geschwollenen Lippen, drang ungeduldig mit der Zunge in ihren Mund und verlor seinen Verstand, als sie ihn zu reiten begann.

Er könnte einfach sterben! Hier auf seinem Sessel, und es wäre der verflucht beste Tag seines Lebens gewesen!

 

 

Teil 15

 

~Later~

 

 

„Was ist mit dem Dach?g

 

„Wir schaffen heute kein ganzes Dach.g Weasley wischte sich über die feuchte Stirn.

 

„Wir könnten eine Plane spannen?g, schlug Hermine jetzt vor.

 

„Wir könnten es auch so lassen. Es wird schon nicht regnen.g Sie warf ihm einen Blick zu, den er nur zu gut kannte.


„Du bist einfach nur zu faul. Es ist kein Problem. Ich kenne den Spruch für die Planeg, widersprach sie jetzt, wie sie es immer tat. Er zuckte die Achseln.

 

„Ich sage, wir lassen es sein. Wir haben das gesamte Haus kaputt geflucht und die neuen Wände gehext. Und es hat in den ganzen Tagen nicht einmal geregnet.g Er sah sie mit einem überlegenen Blick an.

 

„Mann, du weißt, dass du sowieso nichts sagen kannst.g Weasley hielt sich den Rücken. „Ich werde auf jeden Fall den Zauberstab heute nicht mehr anfassen. Ich bin völlig fertig.g Er schlug ihm knapp auf die Schulter. Draco betrachtete ihr Werk und seufzte schließlich.


„Fein, bitte. Tob dich ruhig aus, Babyg, gab er nach. Sie verdrehte die Augen.

 

„Nenn mich nicht Babyg, sagte sie nur.

 

Er schloss den Abstand und sie musste grinsend, als sie versuchte ihn von sich zu schieben.

 

„Wie soll ich dich nennen? Liebling? Meine Wildkatze?g Er küsste sie ungeniert und sie quietschte gegen seine Lippen.

 

„Bitte. Leute.g Potter klatschte in die Hände. „Wir sind hier nicht, umc na jac Draco, komm wir hauen ab. Hermine kennt den Weg.g Er ließ von ihr ab. Sie krempelte sich die Ärmel wieder hoch.

 

„Ich komm nach. Am besten habt ihr dann schon per Express das Essen bestelltg, rief sie ihnen nach. Sie apparierten zu Potters Wohnung. Draco war dankbar, dass Weasleys Schwester nicht da war. Zurzeit war sei nämlich öfters bei ihrer Mutter, denn dort verbrachten sie ihre Zeit strickenderweise, denn Potters Verlobte war ihm zweiten Monat schwanger. Und noch immer hatte es keine Hochzeit gegeben.

 

Aber das würden sie ja bald nachholen.

 

Potter schien seine Gedanken lesen zu können. Sie betraten seine Wohnung und Weasley ließ sich erschöpft auf die Couch fallen. „Hey.g Potter hielt ihn zurück, ehe er ebenfalls ins Wohnzimmer gehen konnte.

 

„Was ist los?g, fragte er und wünschte sich ziemlich dringend in seine andern Klamotten schlüpfen zu können, ehe das Essen geliefert wurde.

 

„Diese Reisecg, begann Potter jetzt und Draco konnte nicht anders als zu stöhnen. Seit drei Wochen fing er damit jetzt an. „Ich meine nurc machst du das aus Schuldgefühlen? Machst du das, um Punkte zu sammeln?g Draco seufzte.

 

„Potter, wenn ich dich heiraten wollen würde, ja, wahrscheinlich. Dann müsste ich Punkte sammelng, gab er zu. „Aberc bei allem Respekt, du bist nicht wirklich mein Typ.g Potter blickte zur Seite.

 

„Schon klar.g Dann wurde er wieder ernst. „Ich meine, das ist viel Geld. Und dann auch noch die Hochzeit dort zu finanzierenc ich meine, das ist absolutc es ist sehr nett von dir, aber du weißtcg Er unterbrach sich.

 

„Harry, ich bitte dich.g Er hasste es, immer wieder dieselbe Unterhaltung zu führen. „Wenn du nicht mit willst, reisen Hermine und ich alleine. Obwohl dein bester Freund dich dann wahrscheinlich im Stich lassen wird, denn er hat extra einen Gummitier-Zauber erfunden, damit er nicht alleine im Meer schwimmen muss.g

 

Potter verzog den Mund. „Es ist einfach nurcg

 

„Hey, ihr habt mir geholfen mein Haus abzureißen und ein neues zu bauen. Und, tut mir leid, wenn ich das sagen muss, aber ich mache den Aufwand nicht, um dort alleine alt zu werden.g Potter sah ihn mit einem Stirnrunzeln an.

 

„Was willst du sagen?g, fragte er und er hörte bereits, wie Weasley über Floh Essen bestellte.

 

„Ich will sagen, dass ich Hermine bitten werde, dort mit mir zu wohnen. Undc das bedeutet, dass wir uns wohl noch eine Weile sehen werden.g Er fuhr sich müde durch die Haare. „Ich will nicht, dass wir beste Freunde sind.g

 

Potter musste plötzlich grinsen. „Gut. Ich dachte schoncg Auch Draco grinste jetzt.

 

„Aberc die Reise macht mir nichts aus. Finanziell. Es kostet mich keine Überwindung mit euch allen zu fahren, falls es das ist, was du denkst. Aber wenn es dich Überwindung kostet, zu akzeptieren, dass ich mich darum kümmer, dann musst du es nur sagen.g Potter schien kurz zu überlegen.

 

„Ich weiß. Ich fange damit immer wieder an, aberc hast du dir das gut überlegt?g Draco verengte die Augen.


„Was überlegt?g


„Das mit Hermine. Wir sind mit dabei. Du bekommst sie nicht allein. Und wenn Ron dir irgendwann auf die Nerven geht, dannc dann ist das nicht zu änderng, fügte er leise hinzu.

 

„Ok, hör zuc irgendwann vertraust du mir und dann sagst du bescheid, weil wir dann endlich einen Whiskey darauf trinken können.g Potters grüne Augen musterten ihn, wie sie ihn nun schon wochenlang jeden Tag musterten. Erinnerungen jagten ihn jedes Mal, wenn er mit seiner Freundin Potters Wohnung wieder verließ und nach Hause kam.

Es war schwer. Verflucht schwer, aber Hermine machte ihm vieles leichter. Alles, eigentlich.

 

„Vielleicht bist du wirklich nicht dein Vater, Draco.g Potter durchleuchtete ihn noch einen Augenblick.

 

„Nein, vielleicht nichtg, gab dieser ruhig zurück.

 

„Ich lass es dich sofort wissen, sobald das Vertrauen da ist.g

 

„Danke.g

 

„Ey, Malfoy, willst du deine Pizza mit Pilzen oder ohne?g, schrie Weasley aus dem Wohnzimmer und Draco überlegte kurz.

 

„Hermine hasst Pilze – also mitg, rief er lachend ins Wohnzimmer.

 

„Ok. Dein Streit, Alter!g, gab Ron zurück und gab den Rest der Bestellung auf.

 

„Sie wird sich nicht ewig von dir ärgern lassen, weißt du? Irgendwann verflucht sie dich im Schlafg, mutmaßte Potter jetzt.

 

Draco lächelte jetzt, denn er war sich ziemlich sicher, das würde nicht passieren.

 

 

~*~

 

 

„Gott, bin ich müde.g Sie gähnte herzhaft, als sie die Wohnung erreicht hatten. Er nahm ihr den Mantel ab.

 

„Potter hat mir schon wieder seine Ansprache gehalteng, bemerkte er jetzt. Sie gähnte noch einmal.


„Du sollst ihn Harry nenneng, erwiderte sie tadelnd.

 

„Ja, jacg, gab er zurück.

 

„Und Harry meint das nicht so. Er ist nur besorgt.g Im Wohnzimmer fiel sie müde auf die Couch.

 

„Besorgt? Dass ich schlechter Umgang für dich sein könnte, Granger?g, fragte er lauernd und hockte sich vor die Couch, um sie anzusehen. Sie öffnete die Augen etwas verwirrt.

 

„Granger? Du hast mich ewig nicht mehr – Oh nein, Draco!g, schrie sie auf, als er sie einfach auf seine Arme hob. „Nein! Ich bin müde, lass michcg Ihr Protest ging in Lachen unter als er ihren Hals küsste.

 

„Ich meinec ja, vielleicht hat er recht, besorgt zu seing, fuhr er ungerührt fort, als sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. „Schließlich bin ichc böseg, fügte er mit einem teuflischen Grinsen hinzu, ehe er sie hungrig küsste.

Sie hörte auf sich zu wehren, als er sie auf sein Bett legte. Kurz dachte er, sie würde ihm klar machen, dass sie heute auf jeden Fall zu müde war, aber anscheinend überlegte sie es sich anders und legte schließlich die Arme um seinen Nacken.

 

„Du bist verrückt, Malfoy.g

 

„Ja. Verliebt und verrückt ähnelt sich eben, Granger.g Sie musste wieder lachen.

 

„Hast du vor noch was zu tun?g Er konnte in ihrem Gesicht die Vorfreude schon erkennen.

 

„Frechg, bemerkte er, während er sein Hemd öffnete und sich qualvoll langsam zu ihr hinunter beugte. Sie konnte nicht mehr warten, lehnte sich ihm entgegen und küsste ihn leidenschaftlich. Er löste sich grinsend von ihr. „Ich glaube, der Schulsprecher darf sich dazu nicht überreden lassen, Ms Grangerg, erklärte er erhaben.

 

Sie musste plötzlich lächeln. „Ohc jaah. Richtig. Da ist noch ein Geheimniscg Verführerisch langsam zog sie die enge Jeans aus und schlug schließlich die perfekten Beine übereinander, ehe sie auch noch ihr Shirt über den Kopf zog. Es fiel ihm schwer, sich auf ihr Spiel zu konzentrieren.

 

„Geheimnis?g, schluckte er jetzt zusammenhanglos und kam näher, in dem er langsam über das Bett auf sie zu kroch. Sie biss sich unschuldig auf die Lippe. Gott, sie machte ihn wahnsinnig.

 

„Dracocg, begann sie jetzt. Er liebte es, wenn sie seinen Namen sagte.

 

„Ja?g, knurrte er, denn er konnte kaum noch. Er wollte sie berühren, wollte sie unbedingt haben. Immer wieder.

 

„Ichc bin aus Gryffindorg, schloss sie jetzt und schlug die Augen nieder. Er musste sehr breit grinsen, ehe er ihren Unterarm umfing und sie zurück auf die Matratze warf.

 

„Ist das so?g, fragte er, bemüht kühl zu klingen. „Ich denke, so ein Verrat muss bestraft werden.g Sie lächelte zu ihm auf und legte die Hände um seinen Nacken. Seine Finger strichen bereits in vollkommener Faszination über ihre perfekte Haut, ihren so wunderschönen Körper.

 

„Ach ja? Was hast du dir vorgestellt?g, fraget sie lauernd, aber er musste das Spiel unterbrechen. Er gab sich geschlagen und küsste sie sanft.

 

„Was immer du willst, Herminec was immer du willstg, murmelte, bevor er wieder ihren Lippen suchte, um sich zu verlieren. Sie stieß die Hände gegen seine Brust und drückte ihn auf die Matratze. Sie kletterte über ihn und hielt seine Hände über seinem Kopf gefangen. Zwar kostete sie das etwas Anstrengung, weil ihre Finger kürzer waren als seine, aber er ließ sie grinsend gewähren.

 

Sie küsste seine Lippen, seinen Hals, seine Brust, seinen Bauch. Dann musste sie seine Hände loslassen und öffnete seine Hose. Ihr Blick traf ihn und seine Erektion pochte in voller Erwartung.

Sie zog seine Hose und seine Shorts seine Beine hinab und ihre Hand umschloss seinen Penis. Sie pumpte an seiner Länge auf und ab und seine Finger krallten sich in das Laken unter ihm.

 

„Oh, verfluchtec jaahcg, stöhnte er zusammenhanglos und mit einem feinen Lachen nahm sie in den Mund. Fuck! Sein Körper bäumte sich auf. Er war ihr vollkommen ausgeliefert. Ihre Zunge fuhr heiß über seine Spitze, seine Länge hinab, ihre Hand pumpte unablässig weiter und er musste sich höllisch konzentrieren, damit er nicht hier und jetzt in ihrem Mund kam.

 

Denn er wollte nicht. Noch nicht! So nicht.

 

Ihre süße Tortur, der er kaum standhalten konnte, dauerte noch vielleicht eine weiter endlos grandiose Minute, ehe sich rittlings auf ihn setzte. Sie sah absolut fantastisch aus, wie sie da auf ihm saß. Sein Penis glitt beinahe wie von selbst in sie, so feucht war sie bereits.

Genussvoll schien sie sich auf ihm zu bewegen. Dann schloss sie die Augen, legte den Kopf zurück und er konnte nicht anders, als seine Hände um ihre Hüfte zu legen, um sie zu dirigieren, den Rhythmus zu beschleunigen.

 

Sie begann zu stöhnen, begann wieder und wieder seinen Namen zu schreien. Mit einem Knurren bäumte er sich auf, warf sie mit seinem Gewicht um stieß hart nach vorne in sie. Er brauchte die Kontrolle augenblicklich wieder, musste unbedingt über ihr sein, ihr Gesicht von oben sehen, sehen, wie sie sich in süßer Qual auf die Lippe biss. Ihr perfekter Mund, der nur Momente zuvor seinen Schwanz in seiner Hitze aufgenommen hatte.

 

Irgendwas explodierte in seinem Kopf. Seine Lippen krachten auf die ihren und sie keuchte verlangend in seinen Mund, als er härter und härter in sie stieß, mit seiner Zunge um hart Dominanz focht und kaum noch an sich halten konnte, als sie ihm mit derselben Wildheit begegnete.

 

Ehe er kam, riss er sich von ihren Lippen los, drang tief in sie und stöhnte zum ersten Mal ihren Namen. Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken, zogen in wieder an sich und stöhnend ergoss er sich in ihr.

 

Mit Widerwillen rollte er von ihr runter und lag erschöpft neben der schönsten Frau der Welt.

 

„Wennc wenn du keine Lust auf die Reise hast, dannc könnten wir auch zwei Wochen einfach hier bleibeng, schlug sie träge vor und schenkte ihm ein feines Lächeln.

 

„Hier, im Bett?g, erkundigte er sich mit einem schiefen Grinsen und sie nickte knapp. „Ich überleg es mirg, sagte er schließlich und zog sie in seine Arme.

Er schlief am liebsten mit ihr in seinen Armen ein.

Und er plante auch, noch in zwanzig Jahren so einzuschlafen. Zwar hatte er ihr das noch nicht gesagt, aber das würde er schon ziemlich bald tun.

 

Denn als er die Reservierungen in dem Hotel gemacht hatte, wo auch Harry heiraten würde, hatte er einen winzigen Stopp beim Koboldgold Juwelier gemacht. Und neben ihn in seiner Nachttischschublade wartete ein sündhaft teurer Verlobungsring auf diese Reise in einer Woche.

Denn dort würde er sie fragen. Dort würde er den letzten Schritt tun, der nötig war, um sie für immer zu bekommen.

 

Er lächelte als er hörte, dass sie eingeschlafen war. Seine Finger strichen ihr sanft über das dunkle Haar.

Zwar war es ein verlockendes Angebot, zwei Wochenlang im Bett zu verbringen, aber er nahm an, dass es ihr im Endeffekt doch auf der Reise gefallen würde.

 

Er küsste sie vorsichtig auf die Stirn und sie kuschelte sich enger an seine Brust. Dann angelte er sich seinen Zauberstab vom Nachtisch und löschte das Licht.

Er legte den andern Arm um ihren wunderbar warmen Körper und presste sein Gesicht in ihre weichen Haare.


„Gut Nacht, Hermine. Ich liebe dichg, fügte er leiser hinzu und schloss die Augen.

 

 

- The End -

 

 

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