Teile
Teil1, Teil 2 ,
Teil 3
, Teil 4 , Teil 5 , Teil 6 , Teil 7 , Teil 8 , Teil 9 , Teil 10 ,
Teil 11 , Teil 12 , Teil 13 , Teil 14 , Teil 15
Teil 1
~Before~
„Ms
Granger, hat dieser Mann Ihr Leben gerettet in der Nacht zum fünfzehnten Juni?g
Widerwillig hatte er den Blick gehoben. Die magischen Fesseln schnitten hart in
seine Haut. Der Geschmack in seinem Mund war bitter. Er hatte fast zwei Tage
nicht geschlafen.
Hier in
Askaban schlief man nicht. Die Wahnsinnigen in den nächsten Zellen hatten es
ihm unmöglich gemacht. Und diese verdammten Dementoren raubten ihm jeden klaren
Gedanken. Es sollte endlich vorbei sein.
Ihr
Gesicht war blass und er konnte sehen, dass auch sie nicht besonders viel
geschlafen haben musste. Die Ringe unter ihren Augen waren dunkel und ungesund.
Ihre Wange wies noch Spuren der Verletzung auf, die Lucius ihr zugefügt hatte.
Nicht, dass ihn das besonders störte. Er beobachtete ihren Mund, der sich noch
nicht geöffnet hatte. Am liebsten hätte er gereizt gestöhnt.
Wer
sollte sonst dumm genug gewesen sein? Weswegen saßen sie hier alle in dem
feinen Verhörsaal des verfluchten Ministeriums? Sein Blick senkte sich wieder
auf seine Hände. Die Kratzer und Schrammen verheilten langsam. Aber noch immer
klebte die schmutzige Erde unter seinen sonst so penibel gepflegten
Fingernägeln.
Er
spürte den zornigen Blick seiner Mutter auf sich ruhen, die sich bis hier hin
geweigert hatte, eine Aussage zu machen.
„Ja,
Draco Malfoy hat mich gerettet.g Ihre Stimme klang klein und heiser.
„Können
Sie dem Ministerium schildern, wie dies von Statten gegangen ist, Ms Granger?
Und bitte ausführlich.g Jetzt würde er die Geschichte noch einmal hören. Noch einmal
würde ihm vorgehalten werden, dass er getötet hatte. Wieso saßen sie hier
überhaupt? Die Anklage war klar.
Er hatte
getötet und deswegen saß er im Gefängnis.
„Lucius
Malfoy hatte mich in die Ecke gedrängt. Erc wolltec mich zwingenc meine
Kleidung abzulegen, umcg Anscheinend weigerte sich ihr Mund die Worte zu
formen. Draco biss die Zähne fest zusammen.
„Er
wollte sie vergewaltigen, Ms Granger? Ist das ihre Annahme?g
„Das ist
doch wohl offensichtlich.g, knurrte Draco ungehalten und der Minister fixierte
ihn augenblicklich.
„Wenn
Sie nicht still sind, Mr Malfoy, werde ich Sie mit einem Zauber belegen müssen.
Ms Granger hat das Wort.g Erneut senkte Draco den Blick. Das war doch nicht zum
aushalten. Wie oft wollten sie das noch durchkauen? Seit zwei Wochen war es
klar. Seit zwei Tagen war er inhaftiert und das würde er fünfundzwanzig Jahre
bleiben.
„Er
wollte mich zwingen, aberc ich habe mich gewehrt und ercg Ihre Hand strich
abwesend über ich Gesicht. „Er hat mich verflucht undc dann hat er mich mit dem
Imperius Fluch belegt.g Seine Mutter schnaubte leise auf.
„Draco
hat es gesehen. Er war auch da draußen zu der Zeit.g
„Wissen
Sie, was Draco Malfoy dort getan hat?g
Sie hob
verwirrt den Blick. „Was? Was er getan hat? Ich denke, er hat seine Eltern
gesucht.g Er hörte, dass auch sie gereizt war. „Er hat seinen Vater entdeckt.
Und erc er hat ihm gesagt, er soll mich in Ruhe lassen.g
Draco
konnte ihr Gesicht noch vor sich sehen. Und sie hatte solche Ähnlichkeit mit
seiner Mutter gehabt, die er so oft schon in dieser Position vor seinem Vater
vorgefunden hatte. Irgendeine Sicherung war in seinem Kopf durchgebrannt.
Er hatte
es nicht mit ansehen können. Schlammblut hin oder her. Es war kein faires Spiel
von seinem Vater. Lucius war krank gewesen. Er war so oft von Voldemort
gefoltert worden, dass er schon seit Ewigkeiten sein letztes bisschen Menschlichkeit verloren hatte.
„Dann
hat Lucius gelacht, er hat mich an sich gerissen. Der Imperius lag noch immer
auf mir. Ich konnte mich nicht wehren. Er schlug mich nieder. Er hat seinem
Sohn gesagt, er dürfec er dürfe zuerst, wenn er wollen würde.g
Sie
begann zu weinen. Draco hielt den Blick stur gesenkt. Aus den Augenwinkeln sah
er, wie das Arschloch Potter seine Hand auf Grangers legte.
„Erc er
hat abgelehnt und wollte seinen Vater fort schaffen. Aberc aber Lucius wollte
nicht gehen. Er wollte nochc zu Ende bringen, was er angefangen hatte. Der
Zauber war schon fast fort. Ich spürte meinen eigenen Willen bereits wieder.g
Dracos
Hände wurden plötzlich schwitzig. Er wollte das Ende gar nicht aus ihrem Mund
hören. Aber sie sprach weiter. Ihr Ton wurde ruhiger, fast normal. So oft hatte
er ihre Stimme schon gehört. Ob in Runen oder Zaubertränke oder auf dem Gang,
wenn sie sich zufällig begegnet waren.
„Er hat mir
den Umhang und die Bluse zerrissen. Draco hat geschrieen, er würde ihn
entwaffnen, wenn er nicht sofort aufhören würde undc Lucius hat eingewilligt
und gesagt, er wolle mich eben nur noch beseitigen.g Sie schluckte jetzt
schwer. „Und Draco sagte, das wäre nicht nötig, er solle mich einfach los
lassen und mitkommen.g
„Aber
das hat er nicht getan.g, half der Minister weiter, nachdem Granger einen
momentlang geschwiegen hatte.
„Nein.
Er schlug mich erneut und dann hat er den Zauberstab erhoben. Ich sah die Worte
kommen. Ich sah sie bereits aus seinem Mund kommen, aberc Draco war schneller.
Zuerst dachte ich, er würde es anstatt seines Vaters tun, aber dann traf der
Fluch seinen Vater undc Lucius fiel einfach um.g, schloss sie schließlich.
Das
beschrieb das Geschehene überhaupt nicht treffend, fand Draco.
Und dass
er dieses Schlammblut mehr aus Zufall gerettet hatte, das wurde hier ziemlich
breit getreten. Er hatte es nicht für sie getan. Sie war ihm egal gewesen. Aber
es war einfach zu viel gewesen. Sein Vater brachte bloß in dieser Nacht das
Fass zum Überlaufen. Was wäre aus Lucius geworden? Er hätte die Familie in den
Ruin gestürzt. Aber Draco hatte auch nicht nachgedacht.
Jetzt
hatte er den Ärger. Lucius würde ihn zwar nicht mehr quälen, aber jetzt hatte
er einen Mord begangen.
„Mr
Malfoy, haben Sie Ihren Vater getötet?g Was war das für eine Frage. Er hob
genervt den Blick.
„Ja, ich
habe meinen Vater getötet.g Er wusste, warum der Minister es fragte. Er musste
diese Worte sagen. Er musste sie sagen und fühlen, wie grausam sie waren. Sie
schmeckten bitter in seinem Mund und zerrten an seiner Seele.
„Sie
haben Ihren Vater getötet, um Hermine Granger zu retten?g
Ihm
wurde augenblicklich klar, dass dies seine Freikarte sein könnte. Was, wenn er
es bestätigen würde? Er hatte es ja auch getan. Sie war zwar nur der Auslöser
gewesen, aber im Endeffekt hatte er ihr Leben wohl gerettet.
„Ja, das
habe ich.g, sagte er schließlich. Seine Mutter stöhnte verhalten.
„Wieso
haben Sie keinen schlichteren Zauber angewendet als diesen? Sie hätten nicht
den äußersten Unverzeihlichen Fluch anwenden müssen, den sie kannten, oder Mr
Malfoy?g Er schluckte hart.
„Darüber
habe ich nicht nachgedacht.g, gestand er leiser. Seine Mutter schien kurz vor
einem Zusammenbruch zu stehen. Er fasste sich wieder. „Hören Sie, er wollte sie
umbringen und ich musste ihn aufhalten. Sir.g, fügte er widerwillig hinzu.
Shacklebolt, der neue Minister wirkte nicht zufrieden. Er beließ es dabei und
wandte sich erneut an Granger.
„Ms
Granger, sind Sie sicher, dass Lucius Malfoy Sie getötet hätte, hätte sein Sohn
nicht eingegriffen?g
Es
entstand eine kurze Pause und Draco konnte in ihrem Gesicht erkennen, dass sie
diese Antwort mehr als alles andere bereute.
„Ich
denke schon. Wahrscheinlich hätte er mich getötet, Sir.g
„Sie
müssen sich sicher sein. Hätte Draco Malfoy nicht eingegriffen, wäre es Ihnen
nicht doch möglich gewesen zu fliehen?g Sie seufzte auf. Zum ersten Mal traf
ihn ihr Blick. Seine Mundwinkel zuckten kurz vor Ärger. Sie wagte auch noch,
ihn anzusehen. Sie sollte lieber wieder auf ihre Hände starren. Sie saß nicht
im scheiß Gefängnis. Sie konnte sich hier so viel Zeit wie möglich nehmen.
Und für
einen Moment glaubte er, sie würde ihre Meinung ändern. Für einen Moment schien
ihr Blick so klar zu sein und wirkte fast nüchtern und berechnend kalt. Sie
würde sagen, dass sie ohne sein Eingreifen Lucius hätte bewältigen können. Das
wäre eine dreiste Lüge, aber das wäre wahrscheinlich allen Anwesenden egal, ihn
und seine Mutter mal ausgenommen.
Aber sie
entschied sich anders. Ihr Blick glitt wieder ins Leere.
„Hätte
Draco Malfoy nicht eingegriffen, dann hätte mich Lucius zu hundert Prozent
getötet. Ich bin mir sicher.g
Damit
war es vorbei.
„Wir
ziehen uns zur Beratung zurück. Ms Granger, Sie dürfen gehen. Danke für Ihre
Zeit und Ihre Aufrichtigkeit.g Sie erhob sich nahe zu augenblicklich. Potter,
der sie begleitet hatte, folgte ihr schweigend. Es waren noch ein paar andere
Menschen anwesend, die jetzt den Saal verließen, aber Draco kannte keinen von
ihnen.
Jetzt
kam sein Urteil.
Entweder
hatte er Glück und er würde nicht nach Askaban zurück müssen und sein Akt würde
als heroische Hilfeleistung angesehen, oder er hatte Pech und es blieb, was es
eben war und er würde die Strafe bekommen, die jeder normal sterbliche bei
einer solchen Tat bekommen würde.
Draco
Malfoy hatte Glück.
~*~
„Und?
Was passiert jetzt?g Mrs Weasley betrachtete sie ganz gespannt.
„Ich
denke, er bekommt Bewährung und das wares dann auch schon.g, erwiderte Hermine
lapidar.
„Aber es
war schon sehr mutig von ihm gewesen.g
„Ich
halte es für ziemlich kaltherzig und abgebrüht, Molly.g, korrigierte sie diese.
Aber Molly zuckte die Achseln.
„Um Lucius Malfoy ist es wirklich nicht schade. Und der junge Malfoy hat dir das
Leben gerettet, Hermine. Hast du dich bei ihm bedankt?g Sie hatte wirklich
nicht vor, Draco Malfoy zu danken, dass er einen Mord begangen hatte. Es hätte
bestimmt auch auf eine andere Art und Weise gehen können. Er hätte ihn nicht
gleich töten müssen.
Einen
Menschen töten. Dafür musste man sowieso vollkommen herzlos und abgestumpft
sein. Und nein, sie hätte ihn niemals aus Askaban gelassen. Das war doch
verrückt! Hätte sie gesagt, Lucius hätte sie gehen lassen, dann wäre Malfoy
wahrscheinlich nie mehr aus seiner Zelle gekommen und hätte nie mehr Tageslicht
gesehen.
Aber sie
musste fairer Weise sagen, dass es wirklich gefährlich für sie geworden wäre.
Wahrscheinlich sogar tödlich. Lucius Malfoy hätte vor ihr nicht Halt gemacht.
„Nein,
ich habe mich nicht bedankt. Es ging alles recht schnell.g
„Ich
weiß, ihr mögt ihn alle nicht, aber ich halte ihn für mutig und ich werde ihm
nicht vergessen, dass er dafür verantwortlich ist, dass du noch unter uns
bist.g Sie nahm es tatsächlich sehr persönlich.
„Ich stehe
bestimmt nicht in seiner Schuld. Er hat seinen Vater umgebracht.g
„Um dich
zu retten!g, widersprach Molly heftig.
„Ich
denke, das war ihm absolut egal. Vielleicht hat er nur nach einer günstigen
Gelegenheit gesucht, seinen Vater umzubringen.g
„Das ist
doch verrückt, Hermine. Du willst also nicht akzeptieren, dass er dir um
deinetwillen das Leben gerettet hat?g Molly hatte beide Hände in die Hüften
gestemmt. Und Hermine war sich fast schon todsicher, dass es Malfoy egal
gewesen wäre, wäre sie die Nacht auch noch umgekommen.
„Nein,
ich werde es nicht akzeptieren.g, schloss sie diese Unterhaltung. Ginny und
Harry kamen zur Tür herein und wollten sie jetzt mitnehmen. Harry hatte die
Stelle als Auror bekommen und sie wollten anfangen zu feiern, dass er bald
seine Lehre anfangen würde. Das würde sie ablenken von all den schrecklichen
Dingen, die ihnen allen noch in den Knochen steckten.
Da hatte
sie absolut keine Lust noch länger über Draco Malfoy nachzudenken und ob es
oder ob es nicht gerechtfertigt war, dass er jetzt auf freiem Fuß war.
~*~
Es war
so verflucht still, dass er die Hauselfen unten in der Küche arbeiten hören
konnte. Wo war seine Mutter? Wahrscheinlich war sie ausgegangen. Auch wenn sie
ihn mit tödlichem Schweigen strafte, wusste sie, genauso gut wie er, dass ihnen
beiden wohl nichts Besseres als Luciuse Tod hätte passieren können.
Der
Wahnsinn war allerdings, dass er tatsächlich davon gekommen war. Zwar mit
Bewährung und zwei Monaten ohne Zauberstab, aber er war raus aus Askaban.
Doch er
spürte es. Etwas in ihm war neu. Etwas rauer, vollkommen anders. Er hatte
seinen Vater für ein Schlammblut getötet. Er würde in die Hölle kommen. Noch
hatte es keinen großen Effekt auf ihn, aber er wusste, er war nicht so kalt und
gefühlslos, als dass es ihn nicht treffen würde.
Er
wusste, der Zusammenbruch würde kommen. Vielleicht nicht heute Abend.
Vielleicht nicht nächstes Jahr, aber er war sich sicher, das würde er nicht
ohne Schaden überstehen.
Vielleicht
würde er Albträume bekommen. Vielleicht würde er sich selber umbringen. Er
hatte keine Ahnung, aber plötzlich hatte er Angst auch nur einen weiteren
Schritt im Hause seines Vaters zu machen.
Er
blieb, wo er war, bis er seine eigenen Beine nicht mehr spürte. Er lauschte den
Geräuschen, lauschte der alten Standuhr, die leise tickte, wenn das Pendel von
einer auf die andere Seite schwang. Er lauschte den Hauselfen die leise
Geschirr von der einen in die andere Ecke räumten. Er lauschte in seinen Kopf
hinein, lauschte den Fragen, die sich aufdrängten.
Er war
Schulsprecher gewesen. Er hatte die besten Noten gehabt.
Aber was
hatte er jetzt in der Hand? Einen Schulabschluss gleich neben der Aktennotiz,
dass er seinen eigenen Vater getötet hatte.
Es würde
ein unglaublich langer Sommer werden. Er hasste Granger, das wusste er jetzt
schon und das würde es ihm schwer machen, sich selber zu vergeben. Draco Malfoy
war kein dummer Junge. Er wusste, er würde nur glücklich werden, wenn er mit
sich selbst im reinen war.
Er würde
hier stehen bleiben, bis alles wieder in Ordnung war.
Wie
lange das auch immer dauern mochte. Er schloss die Augen und versuchte nicht zu
denken. Nie mehr denken, das wäre gut.
~Afterwards~
„Wieso
sollten wir diesen Müll überhaupt retten?g Ihr Mund verzog sich vor Ekel, als
sie die kaputte Holzpuppe mit spitzen Fingern aus der Tüte holte.
„Das ist
unser Job?g Dean grinste ein typisches Grinsen.
„Ja,
aber ich meine, sie könnte sich eine neue Puppe kaufen und wir müssten nicht
jeden Voodoo Zauber hiervon entfernen. Ich meine, es ist doch
Zeitverschwendung.g Manchmal waren diese reichen Leute verrückt.
„Möglich
ist das, Hermine. Aber sie bereut schließlich den Tod von Ehemann Nummer Vier.g
Hermine verzog den Mund erneut.
„Super.
Ich kann diese Menschen alle nicht leiden. Ich meine, wir sind Bannbrecher, wir
machen wichtige Sache. Wirklich wichtige Sache. Wir reparieren nicht einfach
das Spielzeug von irgendwem.g
Seit ein
paar Jahren war der Job anstrengend geworden. Kurz nach Voldemorts Fall wollten
alle alten Familien auf einmal nichts mehr mit schwarzer Magie zu tun haben und
Bannbrecher wurden zur richtigen Marktlücke. Deswegen hatte sie sich überhaupt
dazu entschlossen.
Es war
großartig. Die Leute kamen zu ihr und sie hatte Genugtuung gefühlt, jedes Mal,
wenn sie die schwarze Magie aus einem Gegenstand verbannt hatte. Aber
mittlerweile kamen keine Leute mehr, die sich schämten. Jetzt bekamen sie
Spielzeug geschickt, dass sie wieder richten sollten.
„Aber
Ehemann Nummer Vier hat es ihr geschenkt.g Dean grinste breiter.
Sie
hätte auch niemals gedacht, dass sie mit Dean Thomas irgendwann mal zusammen
arbeiten würde. Aber es machte ihr Spaß. Es war ein bisschen wie damals in der
Schule. Natürlich wusste sie die meisten Dinge besser als er. Aber das sagte
sie ihm nicht. Wenigstens nicht allzu oft.
Ansonsten
blieben ihr auch nicht viele Freunde. Ginny und Harry waren jetzt verlobt und
sie wollte nicht ständig bei ihnen sein. Und Ron arbeitete jetzt bei George im
Laden. Er hatte Freds Platz eingenommen und sie hielt das wirklich für löblich
von Ron.
George
war so traurig gewesen, aber jetzt lebte er wieder auf. Dafür beanspruchte er
seinen Bruder aber auch heftig. Sie und Dean arbeiteten noch als einzige im
Ministerium. Harry war die meiste Zeit im Ausland unterwegs, weil London für
ihn nicht aufregend genug war. Sie nahm es ihm nicht übel.
Eine
Zeitlang war sie wirklich beschäftigt gewesen mit ihrer Arbeit, aber sie hatte
angefangen auch um vier nach Hause zu gehen, wie alle anderen auch.
„Und?
Wann gehst du endlich mit mir aus, Hermine?g Es war ein Spiel, was sie jetzt
seit fast einem Jahr spielten. Sie wusste eigentlich nicht genau, warum sie
Dean nicht einfach eine Chance gab. Aber sie wusste, es wäre niemals ernst für
sie und sie wollte nicht riskieren, dass er sich mehr erhoffte.
„Mal
sehen. Vielleicht nächstes Jahr, Dean.g Das war ihre Standardantwort. Er
seufzte und nickte schließlich. „Haben wir noch mehr Gegenstände für heute?g,
erkundigte sie sich müde. Er schüttelte den Kopf.
„Weißt
du was, ich erledige das eben und du gehst einfach schon mal nach Hause. Ich
meine, es ist gleich halb vier. Gleich ist es eh vorbei. Und dann überlegst du
dir, warum du nicht vielleicht doch mal Ja zu meinem Angebot sagen solltest,
ok?g
Sie
grinste. „Gut. Werd ich tun. Danke, Dean.g
~*~
Dean war
ein netter Junge. Wirklich nett. Aber nein. Sie hatte sich schon lange gegen
die Möglichkeit entschieden mit Dean Thomas auszugehen. Sie zog die Knie in der
Wanne an. Schweiß perlte in feinen Tropfen über ihre Stirn. Baden war eine
feine Sache. Wenn man nicht so schwitzen würde, könnte man vielleicht sogar
dabei entspannen, überlegte sie dumpf.
Jetzt
hatte sie den ganzen Abend für sich. Sie musste keine liegengebliebenen
Berichte erledigen. Sie musste heute gar nichts mehr machen. Sie könnte ihre
Wohnung mal wieder aufräumen.
Nachdem
sie die Wanne verlassen hatte wuselte sie in ihrem Bademantel von einem Zimmer
ins andere. Sie hatte nur zwei Zimmer, aber was für ein Müll sich über die
Jahre ansammelte war wirklich bemerkenswert.
Alte
Aufsätze für McGonagall, die sie beim besten Willen nicht mehr behalten wollte,
genauso wie die Aufsätze für kinderleichte Zaubertränke. Das meiste waren
tatsächlich Hausaufgaben. Dann natürlich ab und kleine Notizen von Ron und
Harry oder Briefe, die sie in Zaubereigeschichte geschrieben hatten, als es
wirklich einmal unerträglich langweilig gewesen war.
Dann
viele Schnipsel aus dem Tagespropheten. Alles, was über Harry geschrieben
worden war. Gute Sachen, sowie auch die schlechten. Dann einige Klitterer
Exemplare und natürlich auch der Bericht über sie von Rita Kimmkorn.
Es war
nett durch die Vergangenheit zu stöbern, aber manche Sachen brauchte sie
wirklich nicht mehr behalten. Sie hatte auch noch ein paar alte Socken
gefunden, die Dobby einmal für sie an Weihnachten gestrickt hatte. Guter Dobby.
Immerhin hatte er auf seine letzten Jahre nicht mehr für die Malfoys arbeiten
müssen.
Die
Malfoys. Sie schauderte als sie an die Familie dachte. Sie erlaubte sich eigentlich
nicht zu häufig an irgendwen aus dieser Familie zu denken, denn dann dachte sie
unwillkürlich an Malfoy und dass er ihr Leben gerettet hatte.
Und sie
stand in seiner Schuld, ob sie es nun wollte oder nicht.
Sie packte
die Socken wieder in eine Kiste. Die würde sie behalten, bis sie sterben würde.
Und dann würde sie sie in Ehre vererben. Sie musste schmunzeln. Da war ihr
altes Tagebuch. Sie hatte irgendwann aufgehört zu schreiben. Wahrscheinlich war
das Leben irgendwann wichtiger geworden.
Sie
hatte nicht mehr den Drang verspürt all ihre Gedanken festzuhalten. Sie hatte
auch irgendwann keine Zeit mehr gehabt, in dieser hektischen Zeit als sie
Voldemort gejagt hatten.
Dort
würde sie all die peinlichen Seiten rausreißen müssen. Oder sie versteckte es
gut genug, damit Ron es niemals finden würde. Denn dort stand noch, dass sie
später Ron mit Sicherheit heiraten würde. Gott, ihre Ron-Phase war fast
peinlich gewesen. Sie war so verknallt in ihn gewesen, das war schon nicht mehr
normal.
Wieso
hatte es nicht geklappt? Sie glaubte, es lag an der Zerrüttung der Familie. Der
Tod von Fred hatte Ron schwer getroffen, wie sie alle damals. Und natürlich der
Tod von Lupin und Tonks, so schlimm er gewesen war. Mrs Weasley hatte sich
wochenlang nur noch um Bill gekümmert, der von Greyback zum halben Werwolf
verwandelt worden war.
Sie
seufzte schwer. Es waren furchtbare Erinnerungen. Viele waren wirklich nicht
schön. Schon dachte sie an den guten Mad Eye, der sie alle gerettet hatte. Und
natürlich würde sie niemals vergessen, wie Molly Weasley Bellatrix den letzten
Schlag versetzt hatte, den sie auch verdient hatte. Sirius hatten sie
schließlich wegen ihr verloren.
Ihr
wurde klar, wie traurig ihr Leben war. Sie hatten so viele Menschen verloren.
Harry, Ron und sie hatten viele erwachsene Freunde gehabt. Ihr blieben nur
Harry, Ron und Ginny. Nur diese Menschen wussten, wie weh es tat, auf all diese
Menschen zu verzichten.
Zu
schade, dass sie im Moment ihre alten Freunde so aus dem Auge verloren hatte.
Sie vermisste es, mit Ron und Harry einfach nur auf der Couch zu sitzen und
nichts zu tun. Im Moment war es eben nicht möglich, aber sie hoffte, Harry
würde bald seinen Urlaub einreichen und dann würden sie was zusammen
unternehmen.
Sie
arbeitete zwar gern mit Dean, aber sie hatte nie viel mit Dean zu tun gehabt.
Dean war zwar einer der wenigen Schüler, die fliehen mussten, aber mit Hermine
hatte er nie viel Kontakt gehabt.
Langsam
wurden ihre bloßen Füße kalt. Sie würde sich lieber was anziehen, bevor sie
sich erkälten würde. Es war im Nachhinein keine gute Idee von ihr gewesen,
durch die Vergangenheit zu stöbern. Jetzt war sie wieder traurig. Eigentlich
fiel ihr nie wirklich auf, dass sie allein war, aber heute erdrückte sie dieser
Gedanke fast gänzlich.
Sie
freute sich schon fast auf morgen und ihre banale Arbeit, die sie ablenken
würde.
Papier
knisterte unter ihren Füßen. Es war ein Brief. Sie erkannte die feine
Handschrift auf der Außenseite. Es war ihre Handschrift. Mit einigen wenigen
Unterschieden. Ihre Mutter hatte diesen Brief geschrieben.
Dort
hatte sie ihr übel genommen, dass sie das Gedächtnis von ihr und ihrem Vater
verändert hatte, um sie zu beschützen. Dort hatte sie sich beschwert, dass
Hermine zu viel Zeit in der magischen Welt verbringen würde und niemals den
Rechtsanwalt heiraten würde, den ihre Eltern für sie vorgesehen hatten.
Dort
stand, dass sie zu selten anrief, zu selten schrieb und zu selten vorbei kam.
Dort kritisierte ihre Mutter ihre Haare, ihre Ernährung und ihr ewiges
Singledasein.
Es war
der letzte Brief seit einer ganzen Weile. Ihre Mutter ließ sich nicht dazu
hinab, sie im Kamin anzuflohen, obwohl Hermine ihr erklärt hatte, wie es
funktionierte. Sie hatte sogar den Kamin ihrer Eltern extra anschließen lassen.
Aber sie
hatten es noch kein einziges Mal probiert.
Seufzend
warf sie den Umschlag auf den Haufen an Dingen, die sie aussortieren wollte.
~*~
Sie
hatte tatsächlich von ihrer Mutter geträumt. Jetzt verfolgte sie diese auch noch.
Der Tag hatte schon schlecht angefangen, denn sie hatte wieder ihre Haare
begutachtete. Sie hatte sie alle in einen Zopf gebunden, aber ein paar Locken
fielen ihr trotzdem wieder ins Gesicht.
Sie trug
eine Jeans, einen Pulli und sah heute wirklich nicht so aus, als ob sie viel
Wert auf ihr Äußeres legte. Aber warum auch? Sie ging schließlich nur zur
Arbeit und sie würde nur Dean dort sehen und dieser wollte anscheinend auch
dann mit ihr ausgehen, wenn sie nur einen Kartoffelsack anziehen würde.
Wieso
ließ sie immer noch zu, von ihrer Mutter gedemütigt zu werden, auch wenn sie
nicht in ihrer Nähe war? Und wieso nahm sie es sich zu Herzen? Sie wusste, das
war reine Zeitverschwendung. Ihre Mutter nahm ihr sowieso alles Übel. Hermine
vermutete, die Wurzel lag darin, dass sie den Brief von Hogwarts bekommen hatte
und nicht nach Oxford gegangen war um Zahnmedizin zu studieren und den
Rechtsanwalt zu heiraten.
Es
herrschte reges Treiben im Ministerium, und sie war dankbar den vollen Aufzug
verlassen zu können. Oben, eine Etage höher, musste heute wieder die Hölle los
sein. Magisches Erbrecht war ein regelrechter Hexenkessel. Dort gab es immer
nur Ärger und immer nur Streit. Den ganzen Tag über stampften Zivilpersonen
durch die Gänge, die sich mit den Richtlinien des Ministeriums nicht abfinden
wollten.
„Gut,
dass du da bist. Holloway war gerade schon hierg, begrüßte sie Dean gestresst.
„Oh,
gibt es wieder eine lästige Untersuchung?g, erkundigte sie sich und bereute
sofort, ihre alte Jeans angezogen zu haben. Sie hängte ihren Umhang an den
Haken und zückte bereits ihren Zauberstab.
„Ja, ich
denke, wir bekommen einen Außeneinsatz aufgehalst.g Dean verzog den Mund. Er
blieb lieber hier im Haus, aber Hermine mochte es eigentlich ganz gerne, die
Arbeit mal woanders hin zu verlagern. „Oben ist wieder die Hölle los. Ziemlich
schwierige Angelegenheit.g Er verdrehte die Augen.
„Weißt
du schon was Genaues?g, fragte sie und blätterte durch die Anfragen, die sie
heute eigentlich bearbeiten sollten. Alles langweilige Aufträge. Eine verhexte
Uhr, wobei niemand genau wusste, was so gefährliches auf ihr lag. Dann noch ein
altes Hochzeitskleid aus ehemaligem Todesserbesitz, vor dem die Squibtochter
Angst hatte, weil sie ihre Familie durch ihren Magiestatus enttäuscht hatte, und
ein Schaukelstuhl, der jeden Muggel in den Hintern zu beißen schien, der sich
setzte. Dafür musste Hermine noch einen Reinblüter runter bitten, denn sie und
Dean waren beide Muggel und damit konnte sie keine vernünftige These
aufstellen.
Es gab
absolut verrückte Sachen. Eine langweiliger als die andere. Aber immerhin
arbeitete sie mit dem Zauberstab.
„Ach,
mal wieder irgendeine Anwesensverkaufsgeschichte. Holloway hat nur gesagt, dass
es auf uns zurück fallen wird, weil keiner sonst Lust hat, sich darum zu
kümmern.g
„Großartig.g
Hermine kannte diese Aufträge. Irgendein reicher Erbe bekam das Haus seine
Eltern vererbt, die waren aber Todesser gewesen, auch wenn sich das erst später
rausgestellt hatte und es jetzt niemand zu geben wollte, und dieser Erbe wollte
nichts mit dem Haus zu tun haben und dann mussten die Fluchbrecher kommen, sich
die Zimmer ansehen und versuchen die normalen Gegenstände von den bösen zu
trennen und wieder herzustellen.
Bei
älteren Häusern war das Gott sei Dank einfacher, denn damals hatte niemand mit
Fluchbrechern gerechnet, die wirklich die Gegenstände wieder reinigen würden.
Aber bei neueren Häusern war es schwieriger, weil dort die Besitzer so ziemlich
alles getan hatten, um zu vermeiden, dass überhaupt jemand die Gegenstände
anfasste.
Mit
Schaudern dachte Hermine an das Haus der Blacks, das Harry vor zwei Jahren zum
Verkauf freigegeben hatte. Er hatte Hermine gebeten noch einmal herzukommen und
alles Unpassende zu entfernen.
Es war
ein persönlicher Erfolg gewesen, den Stammteppich der Blacks von der Wand zu
fluchen, aber es hatte sie auch zwei Wochen Recherche gekostet, überhaupt einen
Weg zu finden, solche schwarze Magie zu umgehen.
Und das
Portrait von Mrs Black hatte sie zwei Wochen lang konsequent durch den Vorhang
angeschrieen, bis es Hermine mit einem Schweigefluch belegt hatte.
Sie
hatten es mit schwerster Magie in Stücke fluchen müssen, damit das Haus
überhaupt hatte verkauft werden können. Harry hatte ihr freie Hand gelassen und
gesagt, sie könne alles zerstören, was sie wollte.
Ab und
an war sogar Kreacher, Harrys und Ginnys Hauself, aufgetaucht, um das
Schlimmste zu verhindern, aber Hermine hatte ihm verboten noch einmal zu
kommen. Harry hatte gesagt, Kreacher hatte heimlich geweint, aber immerhin
hatte er Hermine nicht noch einmal versucht zu hindern. Bis jetzt sprach er
allerdings auch kein Wort mehr mit ihr.
Es war
schon eine undankbare Arbeit. Ihr schauderte vor dem nächsten Haus, was sie
entfluchen musste.
Diese
Reinblüterfamilien schienen alle ein paranoides Völkchen zu sein. Sie hatte
schon jetzt keine Lust diesen Schaukelstuhl zu testen, der sie
höchstwahrscheinlich beißen würde.
Manchmal
beneidete sie Arthur, der sich nur mit sprechenden Toastern rumärgern musste.
Wieso war es nicht einfach ein sprechender Schaukelstuhl? Den würde sie sogar
vielleicht mit nach Hause nehmen. Dann hatte sie ein Gesprächspartner.
Ein paar
Memos flogen über ihre Köpfe hinweg. Ein paar hatten sich verflogen, aber eins
landete auf ihrem Schreibtisch.
„Ich
denke mal, hier kommt unser Auftrag.g Dean seufzte. Das waren wieder einmal
zwei Wochen Zeitaufwand. Hermine entfaltete das Memo und es war wie ein kalter
Schlag in ihre Magengrube.
Malfoy Manor zum Verkauf
vorbereiten.
Vielen Dank, Holloway
„Und,
viel Aufwand?g, fragte Dean über die Schulter, während er die Tür zum Lager
öffnete, um die Standuhr näher zu betrachten.
„Ich
fürchte schong, erwiderte sie trocken. Sie hoffte nur, das Haus war bereits
verlassen. Sie hoffte es wirklich. Sie würde liebend gerne hundert beißende
Schaukelstühle entfluchen, wenn sie dafür nur in ein leeres Herrenhaus müsste.
Sie flehte fast.
„Wenn
Sie vielleicht nicht gleich alles kaputt schmeißen würden, wäre ich Ihnen wirklich
dankbarg, schnarrte seine Stimme, während er zum hundertsten Mal den Zauberstab
durch die Luft peitschen ließ und den unausgesprochenen Reparo anwandte.
Die
magischen Packer warfen ihm einen gereizten Blick zu.
„Ich
meine, ich bezahle Sie mit meinen Galleonen, nicht wahr? Kann ich da nicht auf
ein bisschen mehr Service hoffen? Und ich habe Ihnen doch gesagt, das Portrait
soll von der Wandg, fügte er zornig hinzu und strich sich die blonden Haare aus
der Stirn.
„Tut uns
leid, Mr Malfoy, aber das Bild geht nicht von der Wand.g
„Was
soll das für eine Antwort sein? Es geht nicht von der Wand? Das ist nicht mal
ein vollständiger Satz. Haben Sie Probleme Englisch zu sprechen, guter Mann?
Oder sind Sie einfach unfähig?g Der Packer schwieg daraufhin und verschwand aus
der Halle.
Das war
auch besser für ihn. Draco hatte jetzt bestimmt schon fünf Männer entlassen,
weil sie nicht effizient genug arbeiteten. Jetzt zu diesem verfluchten Bild.
Mit dem
Zauberstab versuchte er es zu bewegen. Es bewegte sich nicht.
„Mobiliusg, knurrte er laut. Er hasste
es, Formeln laut zu äußern. Es blieb, wo es war. Oh nein, das würde sein Vater
nicht schaffen. Ganz bestimmt nicht!
„Destructo!g Der Zauberstab knallte durch
die Luft. Das Bild wurde schwarz und dann verpuffte der Rauch und es hing
unversehrt an der Wand. Großartig. Aber er nahm an, die Fluchbrecher würden
bald da sein. Er hatte die zweifelhaften Gegenstände bereits in das
Studierzimmer seines Vaters geräumt. Er bezweifelte, dass dumme Fluchbrecher
überhaupt etwas ändern konnten, aber er würde ihnen die Chance lassen.
Ansonsten
musste die nächste Familie eben mit dem Malfoy Familienportrait leben. Es war
eine Scheußlichkeit. Seine Mutter hatte milde lächelnd die Hand auf die
Schulter ihres Sohnes gelegt, während sein Vater hinter ihnen stand und sie
erhaben überragte. Wie sehr er dieses Bild verabscheut hatte.
Eigentlich
zeigte dieses Bild alles, was falsch lief.
Er sah
selber reaktionäre Unzulänglichkeit. Bei Merlin, wie hatte er das Haus einst
geliebt. Es fiel ihm nicht schwer, Lucius dafür noch ein kleines bisschen mehr
zu verabscheuen.
Hinter
sich hörte er ein Räuspern und seine Mundwinkel zuckten schon wieder in
gereizter Manie, die er nicht mehr abstellen konnte. Menschen widerten ihn an.
„Ahem,
Mr Malfoy, vielleicht werfen Sie einen Blick hier drauf?g Einer der Männer kam
wieder in die Halle geschlurft und kratzte sich am Kopf. Sein Zauberstab
dampfte am vorderen Ende und er wirkte etwas überrumpelt.
Draco
folgte dem Mann mit Wut im Bauch. Es lag nicht nur an diesen Idioten, die er
eingestellt hatte, dass er wütend war. Nein, es lag auch an der Tatsache, dass
es ihm schiere Bauchschmerzen verursachte, in diesem Haus sein zu müssen. Als
wäre er zornig auf jede Stufe, stapfte er hinter dem Mann her, der vor ihm
immer schneller wurde.
„Ich
hoffe, Sie haben nicht schon wieder etwas fallen gelassen.g Der Mann schüttelte
nur den Kopf. Es gefiel ihm allerdings, grob und unhöflich zu den Arbeitern
sein zu können. Er folgte ihm ins Schlafzimmer seiner Mutter. Es sah nicht viel
anders aus, dabei war seine Mutter seit einer Ewigkeit nicht mehr hier gewesen.
„Diesesc
Gerät lässt sich nicht anfassen.g Der Mann schien langsam ungehalten zu werden.
Draco folgte dem Blick des Mannes. Sein Blick klärte sich augenblicklich.
„Ich
verstehe. Wissen Sie, dass ist eine Hauselfenpeitsche.g Er ließ das Wort kurz
wirken. Der Mann reagierte genauso wie Draco er sich erhofft hatte.
Verblüffender Abscheu. „Mein Großvater hat sie eigens anfertigen lassen und nur
Blutsverwandte dürfen sie berühren um damit ihre Untergebene auszupeitscheng,
fuhr er fort und genoss, dass sich sein Gegenüber unangenehm berührt am Nacken
kratzen musste. Noch während er sprach, wurde ihm klar wie lächerlich und krank
ein solcher Gegenstand war. Draco seufzte.
„Ich
bringe sie zu den anderen Gegenständen.g Er nahm das Stück Leder von der Wand.
Die Packer zuckten zusammen, aber natürlich passierte nichts. Seine Mutter war
ein verrückter Mensch, überlegte Draco. Dass sie dieses Ding tatsächlich
behalten hatte. Aber das wäre nur ein weiterer Gegenstand, der entflucht und
weggeschmissen werden würde.
Eigentlich
hatte er gedacht, Lucius wäre so klug gewesen und hätte die dümmsten
Gegenstände entsorgt, aber es kam langsam ein ganzes Sammelsurium an
schwarzmagischen Gegenständen zusammen. Er hoffte nur, es würde ihn nicht so
viel kosten.
Er hielt
inne. „Wahrscheinlich werden Sie auch Probleme mit dem Bett haben. Lassen Sie
es einfach, wo es ist. Ich kümmer mich später darum.g Misstrauisch
begutachteten die Packer das Bett. Draco machte sich nicht die Mühe zu
erklären, dass es wahrscheinlich auch an die Stelle gebunden war, wo es stand.
Er
sollte das Haus möbliert verkaufen. Das wäre wesentlich einfacher.
„Hallo,
ist jemand hier?g Er seufzte. Noch mehr Menschen, die wahrscheinlich glaubten,
sie hätten irgendein Mitspracherecht. Wie viele magische Makler bereits ein und
aus gegangen waren. Draco konnte sich anscheinend nicht heiser genug schreien.
Als hätte er keine Arbeit. Als hätte er den ganzen Tag Zeit, sich mit diesem
Todesserloch rumzuärgern.
Wütend
eilte er die Treppe hinunter, übersprang die knarrende Stufe und begann langsam
unter dem Umhang zu schwitzen. So viel Arbeit hatte er gar nicht leisten
wollen. Gleich würde er sich noch ausziehen und mit anpacken, wenn die Arbeiter
ihn noch einmal nervten.
„Ja?g
Höflichkeit gehörte nicht zu seinen Tugenden. Der junge Mann dürfte sein Alter
sein. Höflichkeit war also nicht angebracht.
„Hallo,
Dean Thomas, von der Fluchbanner Abteilung. Sie haben uns für heute bestellt,
richtig?g Draco musterte ihn. Dean Thomas, Kräuterkunde. Ja, er erinnerte sich.
Die Peitsche lag ruhig in seiner Hand. Thomase Blick verfing sich daran. Draco
überlegte, wie weit er über diesem Muggel stand, aber für Machtspiele hatte er
jetzt keine Zeit und ihm fehlte auch die rechte Lust.
„Oh, ich
musste die Arbeiter maßregeln. Es ist so schwer gutes Personal zu finden.g Er
schmunzelte über seinen Scherz, aber Thomas räusperte sich nur. „Denken Sie,
ich würde das tun, Mr Thomas?g Der Mann vor ihm betrachtete ihn unschlüssig.
Wahrscheinlich überlegte er, ob es weiser wäre zu schweigen.
Draco
war schon jetzt von ihm gelangweilt.
Eigentlich
ließ er sich gerne von einer solchen Vergangenheit einholen, besah sich die
Leute von früher und überlegte, ob er es besser getroffen hatte. Meisten
vertrat er diese Ansicht. Aber das konnte auch daran liegen, dass er sowieso
gegenüber den meisten Menschen erhaben war. Wahrscheinlich glaubte Thomas
alles, was man ihm erzählte. „Sind Sie allein?g, fragte er jetzt und verwarf
schließlich den Gedanken, mit dem Jungen vor ihm zu spielen.
Ein
Muggel im Haus. Lucius wandte sich hoffentlich in seinem Grab.
„Ahem, nein,
meine Kollegin ist bereits in diesem Zimmer. Wir dachten, dort sind die
kritischen Gegenstände.g Das gefiel ihm nicht.
„Ich
möchte in Zukunft nicht mehr, dass sie unaufgefordert die Räume betreten, Mr
Thomas. Denken Sie, das ist Ihnen möglich?g Irgendwas war da in Thomase
Gesicht. Draco nahm an, es handelte sich um den allgemeinen
Gryffindor-Slytherin Hass, der eigentlich überall präsent war, wenn zwei solche
Parteien aufeinander trafen. Es passte einfach nicht gut.
Oder es
lag einfach nur an der Tatsache, dass Draco reich war und einen Muggel für sich
arbeiten lassen konnte.
„Sicherc
Mr Malfoyg, erwiderte dieser und Draco erwartete schon, dass er sich auflehnen
würde. Er hatte Thomas nie leiden können. Draco hatte keine Lust mehr, seine
Zeit zu verschwenden und schritt an Thomas vorbei ins Studierzimmer.
„Hören
Sie, es gibt anscheinend auch Probleme mit dem Portrait in der Halle. Es kommt
nicht von der Wand und ich bin mir nicht sicher, ob Sie es bewältigen können.g
Seine Stimme kühlte merklich ab. Er sah die reine Unprofessionalität vor sich.
Er
hasste es, sich mit solchen Leuten abgeben zu müssen.
Sie
hätten ihm auch Trolle schicken können. Denen traute er ähnlich viel Verstand
zu, wie dem Tölpel Thomas und dieser Urzeitgestalt, die wohl überhaupt nichts
auf ihr Äußeres gab, soweit er das beurteilen konnte.
Die
Frau, die unhöflicherweise kopfüber in einer der Kisten gesteckt hatte,
erstarrte kurz. War sie etwa taub? Musste das Ministerium seine Quote an
minderbemittelten Zauberern erfüllen? Und mussten die ausgerechnet zu ihm
geschickt werden? Merlin, er hasste die Inkompetenz. Wenn er nurc-
Sie
streckte plötzlich den Rücken durch. Seine Bauchschmerzen verstärkten sich
ungemein und völlig selbstverständlich. Er musste kurz einatmen, damit er denken
konnte. Vielleicht war es nur in seinem Kopf, aber er hörte ein beständiges
Summen in den Ohren. Er nahm an, es war die Wut. Entweder das oder Luciuse
gnadenloser Zorn.
Sie
musste es ja geradezu lieben hier in diesem Haus zu sein, überlegte er bitter und
ordnete seine Züge wieder. Schnell hatte er jedes Detail aufgenommen. Sie sah
aus wie immer. Schlecht gekleidet, das Gesicht undurchschaubar – aber sie
wirkte nicht so überlegen, wie er sie glaubte, in Erinnerung zu haben. Aber das
konnte sie sich ja wohl auch schlecht leisten.
Erhabenheit
forderte auch eine gewisse Ausstrahlung. Und die konnte ein Schlammblut wohl
eher nicht besitzen.
Hätte er
sie doch sterben lassen. Emotionen waren der Feind der Rationalität.
Und sie
war es bei weitem nicht wert, dass er sich aufregte.
Kurz
herrschte eine unangenehme Stille und er beschloss, das einfachste zu tun, was
ihm einfiel. Er würde sie einfach nicht erkennen. „Haben Sie gehört, was ich
gesagt habe? Sie kommen doch vom Ministerium? Oder durchwühlen Sie meine Kisten
aus Spaß?g
Gott,
sie sah ihn an, als wüsste sie nicht, ob sie den Zauberstab ziehen oder das
Zimmer verlassen sollte. Er brauchte dringend was zu Trinken. Und er wollte
jetzt noch weniger hier bleiben. Das musste sein Glück sein. Er hatte gewusst,
es würde ein beschissener Tag werden.
„Nein,
ich habe Sie verstanden.g Er hatte damit gerechnet – nein, beinahe gehofft –
dass ihre Stimme dünn und angsterfüllt klingen würde. Aber diesen Gefallen tat
das Miststück ihm nicht. Sie schien sich ebenfalls dafür entschieden zu haben,
ihn einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen. Es machte ihn wütend. „Ein
Portrait?g, fuhr sie dann unbeeindruckt fort. „Sind Sie bereit zu
unterschreiben, dass wir es auf jedem möglichen Weg entfernen können?g Es
schien eine Routine-Frage zu sein. Anscheinend hatten sie im Ministerium öfters
Probleme mit solchen Bildern. Er hoffte ernsthaft, dass es Granger zusetzte.
„Was
soll das heißen? Dass sie es von der Wand hacken können, wenn Sie wollen?g,
fragte er und überlegte schon, ob die Wand Schaden nehmen könnte. Mit ihr zu
sprechen erfüllte ihn nicht gerade mit Freude.
„Nicht
direkt. Aber wollen Sie es noch aufhängen, wenn wir es von der Wand schaffen,
oder nicht?g Ärger zuckte über sein Gesicht. Sie war wirklich gut. Hätte er
mehr Zeit, würde er sie vor seine verdammte Tür setzen und sich andere Leute
hierfür holen. Aber er hatte keine Zeit.
„Was
denken Sie?g, knurrte er und ihr Blick härtete sich ebenfalls. „Möchte ich ein
Bild von meinem tyrannischen Vater über mein Bett hängen? Nein, ich denke
nicht, Ms Granger.g
Fuck.
Jetzt
hatte er doch ihren Namen gesagt. Wenn sie es gemerkt hatte, dann ließ sie sich
jedoch nichts anmerken. Ärgerlich ballte er die Hände zu harten Fäusten.
Egal.
Was interessierte ihn schon, was sie dachte. Er würde sie höchstwahrscheinlich
nur für ein paar Tage sehen und dann war sie wieder eine Übelkeit erregende
Erinnerung, die in seinen Albträumen auftauchte, die er von Jahr zu Jahr mal
hatte.
„Gut,
dann werden wir es zerstören.g Sie überging, dass er ihren Namen gesagt hatte.
„Lassen
Sie die Wände ganz, sonst wird es schwer das Haus zu verkaufen.g Er sah, dass
sie am liebsten die Augen verdrehen wollte. Sie hatte die Hände ebenfalls zu
Fäusten geballt. Ihr Wust an Haaren war länger geworden, aber ansonsten
erkannte er tatsächlich keine Veränderung.
Man
sollte meinen, sie hätte etwas mehr Respekt vor ihm.
„Was ist
das?g Er konnte an ihrer Stimme schon erkennen, dass sie seine Erklärung
ablehnen würde. Er öffnete den Mund. Ihm fiel wieder ihre seltsame Einstellung
gegenüber Hauselfen ein und er bereute schon fast, die Peitsche vom Haken
genommen zu haben.
„Dasc
das ist eine Peitscheg, erklärte er deshalb wage und betrachtete ihre Züge.
„Das
sehe ich.g Ach, was stellte er sich so an? Es war egal. Vor ihr musste er sich
nicht rechtfertigen.
„Das
hier ist eine Hauselfenpeitsche, Ms Granger. Haben Sie etwa noch nie etwas von
einem solchen Gegenstand gehört?g Kurz entglitten ihre Züge und sie starrte ihn
angewidert an. Sie fing sich erstaunlich schnell, was er wirklich bedauerte.
„Und ist
sie noch inc in Gebrauch oder gehört sie zu den Gegenständen, die entflucht und
vernichtet werden sollen?g Sie funkelte ihn wütend an, als hätte er gerade eben
noch eine Elfe damit ausgepeitscht. Gott, er hasste diese Person.
„Wissen
Sie, ich bin mir noch nicht ganz schlüssig. Vielleicht habe ich noch
Verwendungg, erwiderte er relativ gelassen, nur um mit Genugtuung zu sehen, wie
ihre Nasenflügel vor Wut flatterten. Er war absolut bereit sich auf einen Streit
einzulassen und diese Frau dann zu verklagen.
„Ahag,
würgte sie schließlich hervor und schien sich wieder in den Kopf zu rufen, dass
sie hier für ihn arbeitete und ihr keine Meinung zustand. Gut für sie. „Legen
Sie sie bitte zu den übrigen Sachen.g Sie wollte sich abwenden. Widerwillig
legte er sie auf den Schreibtisch. Es war albern, sie zu behalten. Das wusste
er selber.
„Diese
Peitsche lässt sich nur von den Familienmitgliedern anfassen und es dürfte Sie
etwas an Aufwand kosten, den Zauber rückgängig zu macheng, fügte er jetzt
hinzu. „Außerdem gibt es oben wohl noch Probleme in den Schlafzimmern mit den
Betten, die sich auch nicht einfach entfernen lassen werden.g
„Wieso
schreiben Sie mir nicht einfach eine Liste?g, gab sie gereizt zurück. Er hatte
es ihr doch wohl gerade erklärt. War sie schwer von Begriff? Dämliches
Miststück. Wollte sie ihn ärgern?
„Weil
Listen schreiben eine Muggelarbeit ist.g Gott, er benahm sich kindisch, er
hörte es selber. Aber er konnte es nicht verhindern. Sie wandte sich erneut ihm
zu.
„Hören
Sie, Mr Malfoy, wieso verschwinden Sie nicht einfach? Das ist nicht der erste
Job, den mein Kollege und ich machen. Wir brauchen ihre Hilfe hier nicht.g Gut.
Das war ihm nur recht. Ihr Anblick erweckte in ihm sowieso nur Übelkeit.
„Wenn
Sie etwas kaputt machen, was nicht zu Ihrem Gebiet gehört, dann werde ich es in
Ihre Rechnung stelleng, war alles, was er mit einem kühlen Lächeln sagte, ehe
er das Studierzimmer verließ. Er konnte es mittlerweile kaum noch erwarten in
sein ruhiges Büro zurück zu kehren.
~*~
Ihre
Hände zitterten vor Wut, noch lange als er schon gegangen war.
„Hermine,
alles in Ordnung?g, fragte Dean, der sich schon die ersten Gegenstände aus der
Kiste gezogen hatte.
„Sicherg,
gab sie tonlos zurück. Was sollte auch nicht in Ordnung sein? Sie musste nur
das Haus des Mannes aufräumen, der ihr Leben gerettet hatte. Sie musste ja bloß
seinen Dreck für ihn wegräumen.
„Warum
verkauft er wohl das Haus? Ich meine, so etwas Altes findet man doch kaum in England.g
„Ich
weiß es nicht und es ist mir auch egal, Deang, entgegnete sie knapp.
„Sieh
dir das mal an.g Sie wandte sich widerwillig den Gegenständen zu.
Dean
zeigte auf eine flache kleine Samtschatulle. Hermine ahnte Schlimmes. Dean öffnete
sie, nach dem sein Zauberstab keine tödliche Gefahr anzeigte, die von der
Schatulle ausging.
Innen
lag ein feingearbeiteter Kamm.
„Nicht
anfassen, Dean!g, rief sie, aber Dean hatte ihn bereits aus der Schatulle
genommen.
„Schon
gut, Hermine. Ich denke, es passiert nichts, wenn man ihn nur hält.g Hermine
kam ein seltsamer Gedanke.
„Kennst
du die Geschichte von Schneewittchen, Dean?g, fragte sie leise, als ob der Kamm
sie hören konnte. Dean nickte plötzlich.
„Du
denkst, er ist tödlich?g Fast klang er belustigt.
„Ich
möchte es nicht ausprobiereng, erwiderte sie angewidert und Dean legte ihn
zurück.
„Wir
werden ihn untersuchen und dann entscheiden, was wir tun. Verrückte Sachen. Was
willst du wegen der Peitsche machen?g
„Ich
denke, wir müssen den Bluttest umgehen, den der Gegenstand von sich aus macht
und dann können wir den Fluch lösen.g
„Wäre es
nicht einfacher, wir sagen Malfoy, was er tun muss und dann löst er den Fluch?
Du weißt doch, wie anstrengend diese Bluttests zu umgehen sind.g Das ging ihr
gegen den Strich.
„Ich
glaube nicht, dass das nötig ist. Wir haben das schon oft gemacht.g Alles in
ihr sträubte sich, wenn sie nur daran dachte auch nur ein einziges Wort an
diesen Mann wenden zu müssen.
„Ja,
aber da waren die meisten Blutverwandten auch tot und konnten uns nicht helfen.
Das erspart uns bestimmt zwei Tage Aufwand, nur wegen so einem blöden
Gegenstand.g
„Schön.
Du kannst ihn ja frageng, gab sie sich geschlagen und hoffte, Malfoy würde
ablehnen.
„Sollten
wir uns den Rest des Hauses ansehen?g
„Ich
würde vorschlagen, wir gucken, ob wir das Bild noch von der Wand bekommen, ehe
wir Feierabend haben.g Dean nickte.
„Gut.
Ich liebe es, die alten Bilder zu zerstören. Es hat was befreiendes, findest du
nicht?g Hermine war sich da nicht sicher. Wahrscheinlich wäre es schon ein
gutes Gefühl, Lucius Malfoy ins Gesicht zu fluchen, aber sie wäre lieber schon
fertig hier. Das erste Mal fiel es ihr wirklich schwer, objektiv zu bleiben.
Sie
gingen raus in die ausladende Halle. Das Bild nahm bestimmt den halben Platz
der gegenüberliegenden Wand ein. Lucius guckte überlegen auf sie hinab, als
wüsste er genau, dass sie das Bild niemals von der Wand bekommen würden.
Das
packte jedoch ihren Ehrgeiz.
„Halten
Sie Ihre Haare fest, Mr Malfoyg, murmelte sie als sie ihre Ärmel zurückschlug
und den Zauberstab zückte.
Es gab
kaum einen Gegenstand, den sie nicht als höchste Sicherheitsstufe eingeordnet
hatten. Was da bei den Malfoys rumflog, das waren Mordinstrumente. Der Kamm war
tatsächlich das, was sie vermutet hatten und Hermine kam nicht von dem Gedanken
los, das er durchaus Teil des Märchens von den Gebrüdern Grimm war.
Die
Spitzen waren getränkt in dem stärksten Gift, das zurzeit auf dem magischen
Schwarzmarkt aufzutreiben war. Es wurde Klarer Tod genannt, weil man es nicht
sehen konnte. In die Blutbahn gelangte es über die Haarwurzeln und nach weniger
als einer Minute verstopfte es die Poren und die Haut erstickte schließlich. Es
war ein qualvoller, aber schneller Tod.
Auch das
alte Fotoalbum, mit Bildern der Ahnen war nicht für fremde Hände bestimmt
gewesen. Es wurde viel mit dem Bluttest gearbeitet und sie hatte darauf
bestanden, Malfoy nicht anzurufen, sondern es selber zu versuchen.
Aber
selbst sie sah ein, dass es einfacher sein würde, mit Malfoy zusammen zu
arbeiten. Immerhin hatten sie schon ein winziges Bisschen des Portraits
entfernt. Das war eine heidenarbeit. Sie mussten den Fluch umgehen, den Lucius
Malfoy auf den Rahmen gelegt hatte, um zu verhindern, dass das Bild bewegt
wurde. Sie konnte also keinen Bewegunsgzauber einsetzen, sondern mussten sich
von innen vorarbeiten. Da der Zauber sich auf die gesamte Wand beschränkte,
blieb ihnen nichts anderes übrig, als Teile der Wand einfach aus zu tauschen.
Das mussten sie auch noch mit Malfoy besprechen.
Sie
hatten bisher Millimeter für Millimeter bearbeitet. Es verlangte tatsächlich
die Kraft von zwei Zauberern um überhaupt die Farbe des Bildes beeinflussen zu
können. Es wäre wesentlich einfacher mit einem Schockzauber die Wand zum
Einsturz zu bringen. Wahrscheinlich mussten sie mit Dämonsfeuer arbeiten, um
das Bild dann schließlich komplett zerstören zu können. Und sie erinnerte sich
noch lebhaft an den Raum der Wünsche, den sie mit diesem Feuer in Schutt und
Asche gelegt hatten.
Sie
mussten also draußen arbeiten. Sie hoffte wirklich, dass sie ihn zwei Wochen
fertig sein würden. Ansonsten mussten sie über Weihnachten Pause machen und
tatsächlich noch einen weiteren Monat einplanen.
Darauf
hatte sie keine Lust. Es zerrte sowieso schon an ihren Nerven überhaupt jeden
Tag in dieses Haus kommen zu müssen. Bisher hatten sie einen Kamm entflucht,
eine Sammlung alter Münzen, die Malfoy eigentlich verkaufen wollte, die sich
aber nicht anfassen ließen und zwei Zentimeter von einem Bild entfernt.
Es lief
nicht gerade wie am Schnürchen, aber das lief es bei diesen Häusern nie. Heute
würden sie sich das Bett vornehmen. Denn Hermine hatte sich mit diesen
Mistviechern bereits beim Verkauf des Black Hauses rumgeärgert. Auch dieses
Bett hatte die Toujour Pur Gravierung und die kannte sie nur zu gut.
Anscheinend war es ein Erbstück gewesen, das Narzissa Malfoy an sich gerissen
hatte.
Ein
Monster von einem Bett. All diese schwarzmagischen Gegenstände schienen einen eigenen
Willen zu besitzen. Hermine würde Albträume bekommen, müsste sie tatsächlich in
so einem Bett schlafen.
„Ich
werde Malfoy anfloheng, teilte Dean ihr mit, der bereits seine Ausrüstung
geschultert hatte. Ihm machte es doch mehr Spaß als ihr, obwohl er so ungern
das Büro verließ.
„Heute
schon?g, fragte sie und versuchte sich das Unbehagen nicht anmerken zu lassen.
„Na, je
eher desto besser. Außerdem müssen wir ja irgendwas entscheiden. Wir können das
Bild ja nicht einfach hängen lassen.g Ihrer Meinung nach, wäre das kein
Problem. Aber sie wusste, Dean hatte recht.
Sie war
schon froh, dass er sie nicht darum bat, dass sie mit Malfoy Kontakt aufnahm.
Sie war Dean außerdem dankbar, dass er nicht wirklich über ihren Auftraggeber
sprach. Sie war sich sicher, er kannte die Geschichte. Sie war damals
wochenlang in der Zeitung gewesen.
Todessererbe
rettet Muggelstämmige und tötet eigenen Vater. Ein heroischer Tatsachenbericht.
Sie
hatte es nicht mehr hören können. Sie schüttelte sich. Hoffentlich hatte Malfoy
keine Zeit.
~*~
„Mr
Malfoy, haben Sie eine Minute?g
„Bartley,
ich lasse mich nicht auf die Klausel ein. Wo kämen wir denn hin, wenn wir jedem
kleinen Kesselflicker gestatten würden, Blasen als Versicherungsgrund
anzugeben?g Seine Feder kratze gereizt über das Papier. Bartley schüttelte den
Kopf.
„Das
Ministerium hat uns angefloht. Ihre Fluchbanner benötigen Ihre Hilfe, Sir.
Anscheinend müssen Sie ein paar Entscheidungen treffen. Ich möchte wirklich
nicht in Ihrer Haut stecken.g Draco Malfoy wollte selber nicht in seiner Haut
stecken.
„Muss ich wirklich darauf eingehen? Ich habe diese Leute engagiert. Das heißt
doch eigentlich, dass sie die Arbeit machen müssen, oder nicht?g Bartley
lächelte entschuldigend. Eigentlich hatte er gar nicht mehr mit seinem
verblödeten Partner gesprochen.
„Ich bin
nur der Überbringer. Außerdem haben Sie in zwei Stunden den Termin mit Mr
Fudge.g Draco verzog den Mund. Fudge wurde noch zu seinem besten Klienten.
Wogegen der sich alles hatte versichern lassen, war kaum noch zu tragen. Selbst
wenn er stolpern würde, hätte er gleich die magische Gerechtigkeit im Rücken
sitzen. Draco sah manchmal ein, dass es vielleicht ein Betrug an der
Gesellschaft war, denn die Reichen lagen hier klar im Vorteil, aber er würde
garantiert kein schlechtes Gewissen bekommen.
„Ich
denke nicht, dass ich Zeit haben werde nach Malfoy Manor zu apparieren. Denken
diese Leute, ich hätte nichts zu tun? Unmöglich.g Bartley räusperte sich
schließlich.
„Sagen Sie,
stimmt es, dass Ms Granger mit diesem Fall betraut wurde?g Sein Blick spießte
seinen Kollegen beinahe auf.
„Ja,
wieso?g, knurrte er gefährlich leise, und wäre Bartley auch nur ein Hauch
sensibler, wüsste er, dass genau jetzt der Moment gekommen war, in dem es am
klügsten wäre, sich zu verpissen und den Mund zu halten.
Aber
Bartley war dumm.
„Na, das
muss für Sie doch ein Genuss sein. Sie dürften sich vor Dankeskarten kaum
retten können, nicht wahr? Arbeitet sie eigentlich umsonst?g Ganz falsches Thema.
Ganz schlechter Zeitpunkt. Er würde bestimmt nicht darauf eingehen.
„Ich
hatte wirklich nichts damit zu tun. Das Ministerium scheint im Moment nur diese
Fluchbanner zur Verfügung stellen zu wollen. Es ist mir absolut egal.g Das
schien Bartleys Fragendurst dämpfen. „Hätte sich ein Strafgefangener angeboten,
hätte ich ihn vorgezogen.g Bartleys Grinsen verblasste augenblicklich. „Ms
Granger ist mir gleichgültig und ich würde Dankeskarten sowieso nicht
annehmen.g Bartley nickte schließlich.
„Sicher,
Mr Malfoy. Ichc muss wieder an meinen Schreibtisch. Die Arbeit ruft.g Dracos
Feder durchstach das Papier. Zornig griff er nach seinem Zauberstab. Dieser
Bartley regte ihn auf. Und natürlich würde er ganz bestimmt nicht ins
Herrenhaus kommen. Er hatte genug zu tun.
Er erhob
sich auf warf das schwarze Pulver in die Flammen.
„Malfoy
Manorg, sagte er mit deutlichem Widerwillen und beugte sich hinunter.
Sein
Sichtfeld wurde klarer und das Drehen hörte augenblicklich auf. Er war im
Studierzimmer seines Vaters angekommen, aber niemand war dort.
„Hallo? Mr Thomas?g, rief er in das Leere Zimmer und konnte nicht verhindern,
seine Geduld zu verlieren. Verwirrt sah er sie ins Zimmer kommen. Sie hatte die
Haare wieder zusammen gebunden und trug Kleidung, die er nur als leger
bezeichnen konnte. Und dann wäre er noch höflich.
„Mr
Thomas ist gerade obeng, bemerkte sie spitz, ehe sie sich widerwillig vor den
Kamin setzte.
„Ich
wollte Ihnen mitteilen, dass ich es nicht schaffen werde, zum Herrenhaus zu
kommen.g Ihr Mund öffnete sich und sie blickte über die Schulter. Anscheinend
überlegte sie, ob sie Thomas nicht doch holen sollte.
„Aberc
wir brauchen ihr Einverständnis die Wand abzureißen und Dämonsfeuer im Garten
zu verwenden. Außerdem sind so viele Gegenstände mit Blutsüberprüfung belegt,
dass es schneller gehen würde, wenn Sie uns helfen würden.g Er konnte den
Abscheu in ihrem Blick sehen und wusste, sie ärgerte sich darüber, dass er
nicht einwilligte zu kommen. Oder darüber, dass sie mit ihm sprechen musste.
„Sie
wollen meine Wand einreißen?g, erkundigte er sich spöttisch. „Ich dachte, das
wäre nicht nötig.g Sie schien es nicht zu mögen, dass sie sich in etwas geirrt
hatte. Das kam ihm noch sehr vertraut vor.
„Ist es nun aber doch. Die Maßnahme muss sich eben den Begebenheiten anpassen.g
Sie verschränkte die Arme, als würde sie sich für einen Streit wappnen. Ganz
bestimmt nicht. Nicht mit dem Kopf im staubigen Kamin.
„Ich
habe hier zu arbeiten. Meinetwegen reißen Sie die verfluchte Wand ein und
passen Sie auf mit dem Dämonsfeuer.g Er dachte kurz an Crabbe. Und an die
Blamage, die er auf Potters Besen erlebt hatte, als er sich tatsächlich von ihm
hatte retten lassen müssen. „Ist es wirklich notwendig dieses Feuer zu
verwenden?g Hätte er gewusst, dass es so viel Aufwand ist, ein blödes Haus zu
verkaufen, dann hätte er sich nicht darauf eingelassen. Dann hätte er es
einfach abgebrannt.
„Das
Bild kann auch hängen bleibeng, gab sie gereizt zurück, mit einem Unterton, den
er nicht ganz zuordnen konnte.
„Wie
lange werden Sie mich damit nerven?g, fragte er jetzt sachlich und sie
verdrehte tatsächlich die Augen.
„Es ist
Ihr Projekt, Mr Malfoy.g
Es
verstrichen einige Sekunden.
„Gut,
schön. Sie scheinen keine Ruhe zu geben. Ich werde sehen, dass ich vor vier
noch vorbei komme. Versprechen kann ich nichts, denn im Gegensatz zum
Ministerium muss ich meine Arbeit allein erledigen und kann meine Klienten
nicht zwingen ihre Verträge selber aufzusetzen.g Er zog seinen Kopf aus den
Flammen, ehe Granger zum Protest ansetzen konnte.
Es war
als schnüre ein dickes Band seine Kehle zu. Das lag an ihr, das lag an dem
Haus, das lag an so ziemlich allem, was mit seiner ganzen Vergangenheit zu tun
hatte.
Und dann
hatte er noch seine ganze Scheidung zu verarbeiten, was ihm ziemlich ungelegen
kam. Es kostete nur wieder noch mehr Gold. Vielleicht bekam er doch noch ein
Geschwür, er sollte sich im Mungo durchchecken lassen. Nur zur Vorsicht.
~*~
Hermine
hatte Dean von ihrem Gespräch erzählt. Er bereitete alles zum Abriss der Wand
vor.
„Gut,
ich wusste, dass er zustimmen würde.g Sie fixierte ihn wütend.
„Dann
hättest du ihm das ja wohl vorher erklären können.g Er wandte sich um.
„Hermine,
ich hatte schon mit seiner Firma gesprochen. Was kann ich dafür, dass die nicht
sauber arbeiten?g Sie wusste, sie musste es nicht an Dean auslassen, aber sonst
war je niemand hier in diesem Haus.
„Ich
wollte nicht mit ihm sprechen, und jetzt gibt er mir die Schuld, dass wir
unsere Arbeit nicht machen würden.g Dean setzte zum Protest an, verkniff sich dann
aber doch seine Worte. Er reichte ihr den Zauberstab.
„Ich
schlage vor, wir reißen die Wand ein und dann können wir uns bei einer Tasse
Tee weiter streiten, ok?g Sie hasste es, wenn er nett zu ihr war, wenn sie sich
mal wieder furchtbar benahm.
„Fein.g
Sie griff ihren Zauberstab und warf der Wand einen misstrauischen Blick zu. Es
war nur eine Wand. Sie würde es schon hinbekommen. Es war nicht die erste Wand,
die sie ersetzten.
Die
Zauberstabbewegungen waren kompliziert und sie mussten sie auch noch synchron
ausführen. Dazu kam die lateinische Formel der Zerstörung, die mit diesem
Spruch sogar hergeleitet wurde. Formelentstehung war auch ein spannendes Gebiet
gewesen, aber sie beschäftigten sich damit nur am Rande.
Die
normale Destructo Formel war nur das simple Ende und hatte nicht die
Durchschlagkraft, die die ursprüngliche Formel hatte. Es war, als hätten es
sich die Hexen und Zauberer über die Jahrhunderte leicht gemacht und
verwendeten nur noch die einfachsten Formen der Zauberei.
Jetzt
kam es also auf Genauigkeit an. Dean hatte sich die Formel noch aufschreiben
müssen. Hermine hasste es, wenn sie nicht alles auswendig konnte, deswegen
brauchte sie keinen Zettel.
Die
lateinischen Worte wurden durch das drohende Donnern noch unterstützt. Es war schwer
den Zauber nur auf eine bestimmte Fläche zu beschränken und schon nach einer
halben Minute war Hermine am Schwitzen. Vor allem mussten sie beständig die
Worte wiederholen, denn der Fluch verlor nur langsam seine Wirkung.
Schließlich
mit einem dröhnenden Donnern zersplitterte die Wand. Sie war nicht tragend und
sie brach auch nicht vollkommen, aber die Mitte brach heraus. Das Bild riss
auf. Blaue Funken sprühten über den Boden. Der Fluch war freigesetzt und konnte
sich nun hat nichts mehr binden. Es war schön, wenn Flüche sich auflösten.
Die Wand
war jetzt frei, nur die Bruchstücke des riesigen Gemäldes glommen noch in
schwachem blauem Licht. Die Halle versank in Asche und Staub der Jahrhunderte
alten Wand.
„Malfoy
wird sich freueng, rief Dean jetzt hustend und Hermine verschlug der Atem.
Hunderte an Goldbarren waren aus der Wand gefallen. Anscheinend eine kleine
Vorsorge von Lucius oder seinem Vater oder dessen Vater.
Dean
bückte sich erfreut. „Meinst du wir kriegen eine Art Finderlohn?g Hermine konnte
nicht sprechen. So viel Gold. Das würde Malfoy wahrscheinlich alles in ein
Verlies nach Gringotts schaffen. Sie würden definitiv keinen Finderlohn
bekommen.
Noch
bevor sie reagieren konnte, wog Dean bereits einen der Barren in der Hand.
Normalerweise wäre es ihr egal gewesen, aber hier in dieser Umgebung kam ihr
alles gefährlich vor. Und sie lag richtig. Deans Gesicht verzog sich
schmerzhaft.
„Was
zurcg Er warf den Barren von sich, doch seine Hand begann bereits Blasen zu
schlagen. Sie schien förmlich zu brennen. „Was ist das? Bei Merlin, meine
Haut!g Er fing an wie wild auf seine Hand zu schlagen. Ehe Hermine den
Wasserzauber ausführen konnte, war Dean bewusstlos zur Seite gekippt.
Verdammt!
Sie beschwörte hastig ihren Patronus und schickte ihn zum Mungo. Sie hoffte
nur, die Heiler würden schnell sein, denn die Blasen auf seiner Hand schwollen
immer noch an.
~*~
„Er hat
es also angefasst?g Sein blonde Augenbraue hatte sich spöttisch gehoben. Falten
zerfurchten seine Stirn. Sie konnte nicht sagen, wie sehr sie diesen Blick
verabscheute. Sie konnte nicht sagen, wie oft er sie bei
Vertrauensschülertreffen mit genau diesem Blick entwaffnet hatte, weil ihm alle
zugestimmt hatten und ihr nicht.
Sie konnte gar nicht aufzählen, was alles falsch war an Draco Malfoy ohne einen
Tobsuchtsanfall zu bekommen.
Malfoy
war keine halbe Stunde später aufgetaucht. Dean war bereits abgeholt worden und
Hermine wollte eigentlich früher Schluss machen. Aber jetzt war er hier, jetzt
konnte sie schlecht gehen.
„Ahem.
Jag, würgte sie hervor, ohne sich auf ihn zu stürzen.
„Dann
würde ich sagen, er ist selber schuldg, meinte er knapp. Hermine hätte sich am
liebsten übergeben. Dean hatte zwar nur einen leichten Schock, denn der Fluch,
der auf den Barren lag, war kaum noch vorhanden gewesen. Eigentlich hätte
jeder, der es unberechtigt anfasst in Flammen aufgehen sollen. Es war eine
reinste Folterkammer, dieses Haus.
„Ich
kenne niemanden, der einen Todesfluch auf Gold legtg, knurrte sie wütend, denn
Dean würde diese Woche ausfallen. Und dieser Mistkerl vor ihr hatte sich noch
nicht einmal erkundigt, wie es ihm ging oder hatte sich entschuldigt, dass so
etwas überhaupt hatte passieren können.
„Wieso
sollten Sie es auch kennen?g, ignorierte er einfach ihren Seitenhieb. „Ich
bezweifel, dass sie Gold besitzen, Ms Granger.g Gott, er und seine Arroganz.
Sie wandte den Blick wütend ab, dabei wäre es kaum nötig, denn er mied ihren
Blick seitc seit sie angefangen hatten hier zu arbeiten, fiel ihr auf.
„Was
soll das überhaupt? Jetzt liegen hier der ganze Schutt und das ganze verfluchte
Gold auf meinem Teppich. Haben Sie vor, es wegzuschaffen? Ach und natürlich
kommt jetzt hinzu, dass Sie von jedem einzelnen Barren jeden einzelnen Fluch
entfernen können.g Er lächelte wieder das furchtbare Lächeln, das ihr Schauer
über den Rücken jagte, wie Fingernägel auf einer Tafel.
„Dann
dauert es längerg, sagte sie schlicht.
„Das ist
mir klar. Aber ich hoffe doch nicht, dass Sie das als Zusatz berechnen. Ich
meine, es gehört zum Haus.g Es war unfassbar! Dieser Mann war einfach
unfassbar!
„Sie
sagen also, diese Massen an zusätzlicher unvorhersehbarer Arbeit werden Sie
nicht bezahlen?g Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme lauter wurde.
„Nein,
ich denke nicht. Das steht nicht so in unserem Vertrag.g
„Mr
Malfoy, Siec Sie können nichtcg Ihr fehlten tatsächlich die Worte. Er sah sie
so überlegen an, wie das Portrait seines Vaters, was noch vor einer Stunde an
der Wand gehangen hatte. Aber nur für einen kurzen Moment.
„Ich
würde vorschlagen, Sie streiten sich nicht mit mir und sagen mir, was ich tun
muss, damit Sie weiter arbeiten können, ohne mich von meiner Arbeit noch länger
abzulenken.g Seine Züge wurden wieder kalt und gleichgültig.
Sie senkte
zornig den Blick und versuchte langsam bis zehn zu zählen. Es gelang ihr nicht.
Sie wollte lieber ins Hospital zu Dean, und ihn dafür verantwortlich machen,
dass sie jetzt noch mehr Arbeit hatten.
„Folgen
Sie mir.g Sie sah ihn nicht mehr an. Sie würde ihn nie wieder ansehen. Gott,
wie sehr sie sich wünschte, sie wären bereits fertig und alles wäre vorbei. Sie
wollte gar kein Geld von ihm, sie wollte nur noch weg von hier.
„Sie
werden die Peitsche nehmen und werden folgenden Bann sprechen.g Sie hatte es
bereits aufgeschrieben. Es war unfassbar, dass Dean sie so im Stich ließ. Sie
wusste, sie konnte ihm kaum die Schuld dafür geben, dass seine Hand fast
verbrannt war, aber sie weigerte sich, sich selber die Schuld zu geben.
Malfoy
las sich die Formel durch und runzelte die Stirn.
„Wenn es
nicht funktioniert, werde ich nicht noch einmal meine Zeit opfern.g Sie hatte
genug von ihm.
„Sagen
Sie einfach den Spruch, Merlin noch mal.g Kurz dachte sie, er würde sie
verfluchen, aber er überlegte es sich wohl anders, griff gereizt nach der
Peitsche und las widerwillig den Bann. Zuerst passierte gar nichts, aber dann
zuckte die Peitsche in seiner Hand.
Nur für
einen Moment. Dann hing sie wieder leblos hinab. Hermine ging zu ihm und nahm
sie ihm aus der Hand. Er zuckte kurz zusammen als ihre Finger seine Hand
berührten und sie verdrehte die Augen.
Er
schien sich selber über seine Reaktion zu ärgern.
„Keine
Angstg, sagte sie, ehe sie sich zurückhalten konnte.
„Wieso
sollte ich Angst haben?g, erwiderte er angriffslustig und zum ersten Mal
erkannte sie den Jungen in seinem Gesicht. Sie beschloss darauf nicht weiter
einzugehen.
„Es hat
geklappt. Ich hoffe, Sie sind zufrieden. Wollen Sie, dass ich sie entferne?g,
wechselte sie das Thema und er musterte sie abschätzend.
„Tun Sie das.g Es verging eine kurze Sekunde, ehe er den Mund wieder öffnete.
„Ich habe keine Angst vor Ihneng, fügte er beinahe beiläufig hinzu und sie
holte tief Luft.
„Sie
müssten diesen Bann noch ein paar Mal bei anderen Gegenständen sprechen. Außerdem
sollten wir über die Kellerräume sprechen.g Sie hatte keine Lust sich über
Malfoys Paranoia zu unterhalten, ob Muggelstämmige die Pest übertrugen oder
nicht. Sie wollte ihn auch nicht unbedingt berühren, aber anscheinend ließ es
sich nicht vermeiden.
Gott,
wie sehr sie seine Vorurteile anwiderten.
„Was ist
mit den Kellerräumen?g Er zog seinen Umhang aus. Kurz war sie verwirrt. Aber
natürlich trug er keine Schuluniform. Wieso auch? Sie trug ja auch keine.
Allerdings sah er so aus, als würde er in einem Glaskasten arbeiten.
Hoffentlich weinte er nicht, wenn sein teurer Anzug dreckig werden würde.
„Wir
waren noch nicht dort unten. Gibt es dort noch weitere böse Überraschungen, die
Sie für uns geplant haben?g
„Das hier
ist nicht mein Haus. Ich habe keine Ahnung, was hier noch wartet. Ich habe Sie
engagiert, damit Sie es beseitigen und mir nicht Vorwürfe machen!g Er nahm es
anscheinend sehr persönlich. Sie wusste nicht weiter. Alles was sie sagte, war
anscheinend falsch.
„Ich
dachte, Sie sind der Auftraggeber. Also ist es Ihr Haus und eigentlich sollten
Sie uns vorwarnen, bei gefährlichen Goldbarren, die aus der Wand regnen.g Auch
ihre Geduld hatte irgendwann ein Ende.
„Granger, ich war seit fünf verdammten Jahren nicht mehr in diesem verfluchten
Haus!g Jetzt schrie er und sie zuckte zusammen. Er fing sich schnell. Sehr
schnell. „Also, was soll ich noch entfluchen?g, fügte er zornig hinzu. Aber
anscheinend war er nur zornig mit sich selbst.
Sie
schluckte.
„Oben
sind noch ein paar Gegenstände, die wir nicht berühren können. Ich werde mir
den Keller später ansehen.g Sie würde sich nicht noch einmal anschreien lassen.
Aber sie wusste auch nicht, was sie tun sollte. Alles, was sie denken konnte,
war, dass sie immer noch in seiner Schuld stand.
„Schön.
Ich hoffe, es geht schnell.g Damit war er schon voraus gegangen.
Als er
aufwachte, wurde es bereits hell. Sein Atem ging schnell und Haare waren nass.
Die feuchten Strähnen klebten an seiner Stirn und seine Augen wanderten
hektisch durch sein Apartment, als würde er seinen Traum noch einmal
durchleben.
Er war
sich so sicher gewesen, dass er diesmal echt wäre. Er hatte ihr Gesicht gerade
noch vor sich gesehen, hatte den Zauberstab in seiner Hand gespürt, hatte gespürt,
mit welcher Durchschlagkraft der Fluch seinen Körper verlassen hatte.
Er hatte
in die leeren Augen seines Vaters gesehen, hatte gesehen, wie sie angefangen
hatte zu weinen, wie er keuchend zusammen gebrochen war. Sie hatte geweint. So
viele Tränen.
Der
Fluch hatte ihn so angestrengt. Es war sein erster Todesfluch gewesen. Sein
Zauberstab glomm immer noch im grünen Licht. Sofort wanderte sein Blick zu
seinem Nachttisch. Natürlich glomm er jetzt nicht mehr. Er lag da wie immer.
Das schwarze Holz glänzte vertraut im Licht.
Er würde
das nicht aushalten. Er würde nicht schon wieder in das Haus zurück kehren
können. Er würde es nicht ertragen, sie ständig zu sehen. Hatte er seinen Hass
die letzten vier Tage wie ein Schild vor sich getragen, so scheiterte er
langsam aber sicher.
Er
hasste diesen Traum und alles, was damit zusammen hing. Hätte er Granger doch
auch noch getötet, dann könnte sie ihn als Geist zusammen mit seinem Vater jagen.
Sie war wahrscheinlich schon in seinem Haus, lief durch die Zimmer und warf ihm
anklagende Blicke zu, wann immer sie irgendein Objekt fand, dass böse Flüche in
sich trug.
Als
hätte er es so gemacht. Als wäre es seine Schuld.
Er fiel
zurück in die Kissen und konnte nur hoffen, dass es bald vorbei sein würde. Er
wollte einfach raus aus diesem Leben. Und wenn er nur das Haus verkauft bekäme,
dann wäre es auch bald soweit.
Er würde
aufstehen. Er würde Kaffee trinken. Und er würde an einem Samstag tatsächlich
in das Haus zurück kehren. Das würde seinen Tag versauen. Aber das war ja im
Moment nichts Neues. Hoffentlich war sie krank. Hoffentlich war sie nicht da.
Sie machte ihn wahnsinnig.
~*~
Als er
das Haus mit düsterer Miene betrat saß sie bereits auf dem Fußboden und
entfluchte die Goldbarren. Einen nach dem anderen. Sie trug
Drachenhauthandschuhe und schien ihre Arbeit gewissenhaft zu erledigen. An
einem Samstag. Er konnte nur vermuten, dass sie mit Absicht kam, weil auch sie
hier fort wollte. Da waren sie schon zwei.
„Wie
viele noch?g, fragte er ohne Begrüßung. Sie hob den Blick. Gott, wie oft hatte
er von diesem Gesicht geträumt. Ihm wurde schlecht.
„Etwa
hundertdreißigg, gab sie gereizt zurück.
„Aha.g
Was sollte er sagen? Sollte er seine Hilfe anbieten? Dafür hatte er nicht die
richtige Hose an. Außerdem bezahlte er das kleine Schlammblut schließlich
dafür, dass sie es machte. Er war nur hier, damit es schneller ging, bei all
den anderen Sachen.
Ein
Geräusch entledigte ihn einer Antwort. Es klang wie ein Scharren im Keller. Bei
Merlin, was ging jetzt wieder vor?
„Ist
Thomas wieder da?g, fragte er jetzt und hoffte, dass er nicht bleiben musste.
Aber sie schüttelte den Kopf.
„Verstecken
Sie etwas im Keller?g War das ihr Ernst?
„Ja. Die
restlichen Verwandten, die ich umgebracht habe.g Kurz öffnete sich ihr Mund.
Sie starrte ihn an. „Nein, Granger, was sollte ich verstecken, ich hab dir
gesagt, ich warcg
„c seit
fünf Jahren nicht mehr hier. Ich habe zugehörtg, unterbrach sie ihn wütend und erhob
sich langsam. Sie streifte die Handschuhe ab und griff nach ihrem Zauberstab.
„Was
wird das?g
„Ich
werde runter gehen und nachsehen, ob es ein Ghoul ist.g
„Wieso
sollte ein Ghoul im Keller sein? Solche Kreaturen mögen es nur trocken und warm
und auf dem Dachboden ist keiner. Außerdem sind Ghoule nur in schmutzigen
Häusern, wiecg Sie unterbrach ihn, ehe er sagen konnte wie bei den Weasleys,
aber er nahm an, sie wusste, was er hatte sagen wollen. Denn so sah sie ihn an.
„Dann
ist es eben etwas anderes.g Sie schien immerhin genauso ungern Zeit mit ihm zu
verbringen wie andersrum. Und er wünschte er könnte kontrollieren, wann er sie
duzte. Aber er konnte es nicht.
„Ich
werde voraus gehen.g
„Ich
schaff das alleineg, erwiderte sie. Sie raubte ihm seine Kontenance.
„Es ist
mein Hausg, gab er zurück und für einen kurzen Moment sahen sie sich an. Er
nahm an, sie wolle sich jetzt auf ihn stürzen. Aber es passierte gar nichts.
Und es war fast wie früher. Er erinnerte sich an endlose Auseinandersetzungen,
an ewige Konflikte mit dem Schlammblut Granger. Er ging schließlich voraus.
„Ich
dachte, es ist nicht Ihr Haus.g Sie brachte ihn noch um das letzte bisschen
Verstand. Anscheinend hielt sie sich für schlagfertig. Aber jetzt musste er
überlegen, wie er die mögliche feindliche Kreatur aus dem Keller bekam. Denn
wahrscheinlich war das Haus schmutzig. Hoffentlich waren es keine Doxies. Seine
Mutter war schon ewig nicht mehr hier gewesen und hatte keine Anweisungen mehr
geben können.
Er
beschleunigt seine Schritte und öffnete die Kellertür mit ordentlicher Kraft.
Aschfahles
Licht fiel durch die Hintertür hinein. Diese hing etwas schief in den Angeln.
Es hätte also schon längst jemand hier einbrechen können.
Vielleicht
hätte ihm das einigen Aufwand erspart.
„Malfoycg,
hörte er ihre ängstliche Stimme. Dann sah er es auch. Er ließ den Zauberstab,
den er gezogen hatte, sinken.
Interessant.
Das war ein Thestral. Er hatte Zeichnungen von ihnen gesehen, aber noch nie
wirklich einen mit bloßen Augen. Das Tier blickte sie mäßig interessiert an. Es
war wohl durch die kaputte Tür gekommen. Was zum Teufel tat es hier? Es flog
meilenweit um dann in seinem Keller spazieren zu gehen?
Seltsame
Tiere.
„Komm.
Das ist hier nichts für dichg, murmelte er, ging auf das Tier zu und breitete
die Arme aus. Der Thestral wurde unruhig und machte kehrt. Er stieß die Tür mit
dem Kopf auf und verschwand nach draußen. Draco blickte die wenigen Stufen nach
oben in den Garten. „Oh, was zumc?g Dort stand eine ganze Herde. Irgendwas im
Garten musste sie angezogen haben. Seine Mutter hatte allerlei Arten von
seltsamen Pflanzen. Wahrscheinlich legten sie gerade eine Pause ein, überlegte
er.
„Ich
habe sie noch nie vorher geseheng, flüsterte Granger voller Ehrfurcht. Der Gedanke,
weshalb sie beide dieses Tier hatten sehen können war ihm mehr als unangenehm.
Aber es war ihm meist unangenehm an seinen Vater zu denken. Deswegen tat er es
auch nicht.
Aber die
Tiere waren ohne Zweifel schön. Wirklich wie aus Leder. Und ihre Augen so
dunkel und schwarz wie tiefe Löcher. Ob sie wohl wussten, was nötig war, um sie
zu sehen? Er runzelte die Stirn. Wie war es überhaupt möglich? Etwas nicht
sehen zu können, weil man den Tod noch nicht gesehen hatte?
Was
waren dies für Tiere? Lebten sie von Leid und Schmerz? Er war versucht, Granger
zu fragen, denn er nahm an, dass sie es wissen könnte. Sie wusste schließlich
auch sonst alles.
Und
waren sie wirklich hier wegen der Pflanzen? Fraßen sie Pflanzen oder Aß? Wieso
hatte er sich noch nie Gedanken darüber gemacht? Weil es dumme Tiere waren,
beantwortete sein Unterbewusstsein diese Frage.
Ohne
weiter nachzudenken folgte er dem Tier.
„Was
tust du?gEr ignorierte ihre Frage. Als er die Stufen nach oben gegangen war,
stand er bereits im ausladenden Garten. Hier war lange nichts mehr gemacht
worden. Er erinnerte sich noch gut an diesen Garten. Er war in vielen
Zeitschriften gewesen. Der Stolz seiner Mutter. Wahrscheinlich auch ihr
einziges Hobby. Sie war ihm gefolgt. „Du willst sie doch wohl nicht verfluchen!g
Er hörte ihre ungläubige Entrüstung.
„Nein,
Granger. Ich werde sie nicht verfluchen, bei Merlin.g Die hübschen Köpfe
wandten sich in ihre Richtung und er fragte sich automatisch, ob die Tiere
wussten, wer sie sehen konnte und wer nicht. Und ob sie wussten, weshalb sie es
wussten. Sein plötzliches Interesse war für ihn absolut unerklärlich. Und immer
noch wartete er darauf, dass Granger anfing einen Vortrag über diese Tiere zu
halten.
„Was
willst du dann hier?g Es stimmte ihn zufrieden, dass sie vergessen hatte ihn zu
siezen.
„Was
ist? Angst?g Er konnte nicht anders, als ihr dabei ins Gesicht zu blicken,
obwohl er das eigentlich vermied. Sie sah ihn unbehaglich an.
„Sicher
habe ich Angst. Das sindc Todesboten, Malfoyg, erklärte sie knapp und senkte
die Stimme, als könne sie die Tiere mit ihren Worten beleidigen. Todesboten.
Diesen Begriff kannte er nicht.
„Todesboten?g,
fragte er also nach und versuchte möglichst gleichmütig zu klingen. Sie ruckte
ungeduldig mit dem Kopf.
„Früher
waren sie Mythen. Es gab wesentlich mehr von ihnen. Sie waren praktisch
überall. Und immer, wenn jemand den Tod gesehen hatte, tauchten sie plötzlich
auf. Niemand hatte angenommen, dass sie tatsächlich immer überall waren. Dann
wurden Forschungen angestellt. Und nebenbei kamen irgendwelche Idioten
natürlich dahinter, dass ihr Fleisch absolut köstlich istg, fügte sie bitter
hinzu. „Nahezu alle wurden ausgerottet. Jetzt gibt es nur noch ein paar
Hundert.g
„Undc
sie können sich selber sehen?g Diese Frage klang absurd. Das fand Granger wohl
auch.
„Sicher
können sie sich sehen. Sie sind die einzigen Tiere, die tot geboren werden.g
Sie hatte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ihr Blick wanderte zu den Tieren.
„Sie werden durch Leid und Tod und Schmerz geboren.g Sie machte eine kurze
Pause. „Früher, als es noch mehr Kriege gab, gab es riesige Nester. Die kranke
Mordlust der Menschen hatte sie erschaffen. Anscheinend gab es zu viel Schmerz
auf der Welt, dass eine Art Ventil geschaffen werden musste.g
Draco
blickte wieder auf die Tiere, die die kalte Herbstsonne auf ihren Rücken
scheinen ließen. Unbeeindruckt von der Welt um sich herum. „Die Legende sagt,
das erste Tier, der erste Thestral, entstand durch den Tod des Zauberers
Thestra, der sich in seinem Leben nur für die Guten und Schwachen eingesetzt
hatte. Er wurde unter großen Qualen hingerichtet und litt noch vier Tage, ehe
er unmenschlich starb. An der Stelle, wo er starb, verschwand sein Körper und
ein Thestral wurde geboren.g Er betrachtete sie. Sie wusste tatsächlich alles
auf dieser Welt. Er konnte nicht umhin beeindruckt zu sein.
Sie
erwiderte seinen Blick und merkte, dass sie die ganze Zeit gesprochen hatte.
„Natürlich halte ich es für eine Laune der Naturg, fügte sie knapp hinzu. Alles
in ihm sträubte sich, wirklich Interesse zu haben, aber er konnte es nicht
verhindern.
„Was
fressen sie?g, fragte er also knapp. Granger zuckte die Achseln.
„Alles.
Manchmal nichts. Ihre Körper sind tot. Sie brauchen nicht viel. Nur ein bisschen
von irgendwas, um die geringe Durchblutung zu fördern, damit ihr Gehirn nicht
stirbt. Also meist kleine tote Tiere, oder wenn nichts anderes vorhanden ist,
Pflanzen.g Anscheinend sah sie dies als Kritikpunkt. Er fragte sich, ob Granger
Vegetarier war.
„Und
wenn sie sterben?g
„Was?g
Sie sah sie kurz an.
„Was
passiert mit ihnen, wenn sie sterben?g
„Sie
sterben nur, wenn sie getötet werden, oder wenn die Qualen enden. Da es meist
immer Qualen gibt, sind sie so gut wie unsterblich.g Sie betrachtete die Herde.
Sie schien ebenfalls fasziniert zu sein. „Wenn sie sterben, wachsen dort
Chrysanthemen. Todesblumeng, fügte sie leiser hinzu.
„Muggel
setzen sie auf ihre Gräber, ohne den Sinn dahinter auch nur begreifen zu
können. Es ist eigentlich eine schöne Tradition. Denn damals als es noch viele
Thestrale gab und ein böser Mensch in ihrer Nähe gestorben ist, so starb auch
der Thestral, denn dann war die Welt von einer kleinen Qual erlöst worden.g Er
verschränkte die Arme vor der Brust.
„Thestrale
sind die einzigen Tiere, die weinen könneng, fügte sie mehr für sich selbst
hinzu.
Draco
erkannte eine kleine Lichtung voller Chrysanthemen in der Ferne. Sie leuchteten
weiß. Kamen die Tiere also hierher, weil eines von ihnen hier gestorben war?
War es natürlich gestorben oder weilc Er fragte sich kurz, ob es mit Lucius
zusammen hing. Oder mit der ganzen Familie, die hier nicht mehr wohnte. Waren
sie eine Qual gewesen? Die Malfoys? Und jetzt, wo sie hier nicht mehr wohnten
waren die Qual und der Schmerz von diesem Ort gewichen? Oder erst seitdem
Granger mit dem Entfluchen begonnen hatte.
Kurz
biss er auf seine Unterlippe. „Sie weinen also?g, griff er ihren Kommentar
wieder auf.
„Na ja,
sie sind schließlich die traurigsten Geschöpfe auf Erden. Ich nehme an, es hängt
damit zusammen.g Sie räusperte sich und senkte schließlich den Blick.
„Trauern
sie hier?g, fragte er schließlich und wollte eigentlich gar nicht, dass sie
antwortete. Er nahm an, auch Granger hatte die Blumen bereits erkannt, die
weiter hinten auf der Wiese blühten. Er musste sich fragen, ob der Tod eines
Thestral dann etwas Gutes sein konnte.
„Hier?g,
fragte sie ruhig und hob den Blick. Er konnte sehen, dass sie ihn ansah, aber
er blickte stur geradeaus. „Mag sein. Vielleicht rasten sie nurg, fügte sie
leiser hinzu. Er wusste, sie log.
Er hatte
das stille Bedürfnis die Tiere zu berühren, aber er beherrschte sich. Er
streckte den Rücken durch. „Wenn wir das Haus einfach niederbrennen würden,
wahrscheinlich würde man den Garten vor Blumen nicht mehr sehen könneng,
kommentierte er bitter. Sein Blick traf ihren. Kurz erwog er, Mitleid erkennen
zu können. Er verwarf diese Idee. Außerdem hatte Granger wahrscheinlich eher
Mitleid mit den Tieren als auch nur mit dem entferntesten Malfoy.
Er verschwand
wieder im Keller. Granger folgte ihm stumm. Das war ein seltsamer Moment
gewesen. Er hatte ihn kurz an die Schulzeit erinnert, wenn sie in Runen oder
Zaubertränke die Wirkung erklärt hatte oder irgendeine geschichtliche
Besonderheit. Zwar würde er es nicht zugeben, aber ihm hatten die Exkurse und
Abhandlungen gefallen. Denn meist waren sie interessant genug, dass er sie
behalten hatte.
Grangers
Intelligenz stand im krassen Konflikt mit seinen Vorurteilen. Über diesen
Gedanken musste er schmunzeln. Er überlegte, ob er sich dazu äußern sollte, nur
um zu sehen, was sie dazu zu sagen hatte, aber er tat es nicht.
Manchmal
war sie sogar schön genug, dass er vergessen konnte, was sie war.
Er
spürte, dass sie hinter ihm stehen blieb.
„Was ist
das?g Ihre Stimme hatte sich merklich abgekühlt. Nichts war mehr von ihrer
Vortragsstimme geblieben. Er folgte ihrem Blick und seufzte auf. Großartig.
Noch mehr Zeug. „Das ist ja abscheulich!g
An der
Wand reihten sich verschrumpelte Elfenköpfe mit leerem Blick.
„Sie haben nicht nur eine Peitsche, Sie
behalten sogar die Köpfe als Trophäen!g Wahrscheinlich würde sie ihn gleich mit
einem B.Elfe.R. Banner totschlagen. Und sie war wieder beim Sie angelangt. Das
war wohl auch besser so. Er war allerdings fasziniert, wie schnell sie von
Gleichmut auf Hass umschalten konnte und fragte sich, ob er diese Eigenschaft
in ihr hervorbrachte.
„Ja. Als
ob ich mir wirklich die Mühe machen würde, alle unsere Elfen hier
aufzuspießen.g Sie tauschten wieder einen Blick. Sie sah ihn an, wie den Teufel
persönlich. Dann suchte sie den Keller ab. „Was jetzt?g, fragte er gereizt.
„Ich
sehe nach, ob sich hier noch irgendwelche Tiere versteckt halteng, knurrte sie.
Er konnte nicht anders als die Augen zu verdrehen. Sie war wirklich nicht von
dieser Welt.
„Hören
Sie, am besten entfernen Sie auch die Köpfe von den Wänden.g Sie starrte ihn so
angewidert an, dass er den Kopf schief legte. Ja, es war definitiv einfacher
sie zu siezen.
„Das
können Sie selber macheng, erwiderte sie so würdevoll es eben ging und verließ
den Keller. Er fragte sich, ob sie sich ärgerte, dass sie vorhin noch seine
Fragen ruhig und freundlich beantwortet hatte. Er nahm dies stark an.
„Ich
bezahle Sieg, sagte er überlegen und folgte ihr.
„Nicht
dafür, Elfenkadaver zu entfernen, Mr Malfoy. Ich fasse diese armen Kreaturen
nicht an. Sie können sich ruhig dabei schlecht fühlen. Sie sind es schließlich,
der diese Geschöpfe für sich hat arbeiten lassen!g Er atmete aus. Vorwürfe und
Hass. Ja, anscheinend verhielten sich alle Frauen ihm gegenüber gleich.
„Es ist
Ihr Jobg, klärte er sie auf.
„Nein,
das nicht.g
„Ach
nein?g
Sie
starrte ihn an. Ihr Mund öffnete sich und schloss wütend wieder.
„Sie
sind widerlich. Ihre ganze Familie ist widerlich. Sie können sich um Ihre Leichen
selber kümmerng, erwiderte sie voller Abscheu. Er sah ihr an, dass sie das
nicht hatte sagen wollen. Es implizierte die Tatsache, dass sie etwas mehr
verband als nur der Job, den sie hier machen musste.
„Meine
Leichen sind auch Ihre Leichen, Ms Granger. Sie sind nicht unschuldig. Ich
nehme an, das wissen Sie?g Es war eine fiese Karte, die er nicht vorgehabt
hatte zu spielen. Ihr Mund öffnete sich. Noch nie hatte er vergleichbar
ähnliche Worte gesagt. Nicht mal allein. Er war kurz überrascht von sich
selbst. Er verband Granger nie mit Lucius. Sie stand so weit unter ihm. Das mit
Lucius war mehr eine persönliche Fehde gewesen. Granger war nurc passend vor
Ort gewesen.
„Dasc
dasc war etwas anderesg, stotterte sie und ihre Augen weiteten sich panisch. „Siec
sie haben ihn überhaupt nichtc nicht wegen mir. Ichc ich habe niecg Granger war
sprachlos. Er genoss diesen Moment. Genau diesen präzisen Moment. Und sie sah
es genauso wie er. Jetzt wurde ihr Blick kühl.
„Ich
hätte verneinen solleng, sagte sie jetzt. Er fühlte sie augenblicklich an den
Tag im Ministerium erinnert, wo er für eine Sekunde geglaubt hatte, dass sie
ihn nach Askaban bringen würde. „Dann müsste ich dieses scheiß Haus nicht
aufräumen. Und ich müsste dich nicht jeden Tag ansehen und mich schuldig für
etwas fühlen, was überhaupt nichts mit mir zu tun hatte!g Jetzt hatte sie sich
abgewandt. So leicht kam sie nicht davon. Er folgte ihr.
„Du
willst das also abstreiten?g Er stoppte sie, sah aber davon ab ihre Haut zu
berühren. „Du warst doch da, zum Teufel noch mal!g
„Ich war passend da. Du hast doch nur eine Entschuldigung gesucht, um deinen
verfluchten Vater umzubringen!g Sie schlug sich die Hand vor den Mund, ehe sie
ausgesprochen hatte. Sie schüttelte starr vor Angst den Kopf.
Er hatte
gemerkt, dass hier irgendwas aus dem Ruder gelaufen war. Sie hatten zu viel
gesagt. Er sprach sowieso zu viel mit diesem verfluchten Miststück.
Aber
jetzt konnte er die Fragen nicht mehr unterlassen. Es kribbelte ihn förmlich in
den Fingern. Und sein Gehirn konnte nur eine einzige Sache denken: Wieso störte
es ihn so sehr? Er war sich vollkommen im Klaren, dass Granger absolut
überhaupt nichts mit Luciuse Tod zu tun hatte.
Aber
irgendwas in ihm schaffte es nicht, das zu akzeptieren. Irgendwas in ihm wollte
anscheinend nicht hören, dass er es allein – ganz allein – war.
Wollte
er etwa Grangers Mitleid? Wollte er, dass sie einen Teil der Schuld trug?
Wollte er, dass sie in seiner Schuld stand? Wollte er darüber reden? Mit einem
Schlammblut?
Was war
das Problem?
Er hatte
jahrelang dieselbe Schuld getragen. Hatte er sich da etwa vorgemacht, Granger
trug sie auch? Nein, verflucht. Er hatte keinen Gedanken an sie verschwendet.
Keinen wachen Gedanken zumindest. Es lag daran, sie zu sehen. Es lag daran,
dass sie ihm jetzt so nah war. Sie sprach Worte, tat Dinge und war einfach eben
immer da. Und sie war wütend auf ihn.
Er
konnte es nicht.
Er
konnte das jetzt nicht mehr. Er fühlte sich zu alt dafür.
„Ich
weißcg, begann er schließlich, erleichtert darüber, dass seine Stimme ihm
gehorchte. „Sie sähen mich lieber in Askaban. Mir persönlich sind Sie
vollkommen gleichgültig, Ms Granger. Beenden Sie hier Ihre Arbeit. Ich werde
nicht noch einmal herkommen.g Sie sah ihn an, als wollte sie noch eine
Millionen Dinge sagen.
Das Haus
machte ihn müde. Sein Puls hämmerte gegen seine Schläfen. Alle alten Wunden
rissen mit einem Schlag auf. Er glaubte sogar, die Geräusche im Ministerium am
Tag seiner Verurteilung hören zu können.
Dabei
war es Jahre her.
Ja, es
war Schuld. Er kannte die Schuld. Es war wie eine Pflicht, die er zu tragen
hatte. Und Granger machte sie nur noch schwerer.
Sie
blieb stumm. Und dann war er wieder er selbst.
Etwas
sehr Unwirkliches passierte und er hob tatsächlich seine Hand zu ihrem Gesicht.
Ihr Mund öffnete sich überrascht, dann gefror er in der Bewegung, nur wenige
Zentimeter von ihrer Wange entfernt. Was tat er jetzt? Er war vollkommen
fasziniert von sich selbst? Wollte er Granger anfassen? Aus welchem Grund?
Anscheinend gingen ihr ähnliche Fragen durch den Kopf.
Seine
Mundwinkel zuckten kurz, dann zog er seine Hand zurück.
Ihm fiel
der Berg an Arbeit wieder ein, der auf seinem Schreibtisch wartete. Er
beschloss diesem Vorfall keine Beachtung zu zollen. Granger starrte ihn immer
noch an. Anscheinend unfähig, irgendwas zu sagen.
Er
verließ den Keller, ohne sich noch einmal umzudrehen.
~*~
Sie
hatte so viel geweint, dass es schon fast peinlich war. Immerhin war sie aus
lauter Wut beinahe fertig mit dem elenden Haus. Ihre Hände waren wund, sie war
nass geschwitzt und freute sich auf ihre Wohnung, ihre Wanne und keine
widerlichen Reinblütergegenstände.
Die
Goldbarren waren alle entflucht. Auch alle Zimmer im Erdgeschoss waren fertig.
Oben gab es noch ein paar Dinge. Und nur ein Elfenkopf hatte sich nicht
entfernen lassen. Sie war sich sicher, dass sie davon noch träumen würde.
Was war
heute nur passiert? Wieso hatte sie so viel erzählt? Was war das mit den
Thestralen gewesen? Und wieso hatte sie sich so gehen lassen können? Und warum
hatte er die Hand gehoben? Sie hatte erwartet, dass er sie hatte schlagen
wollen, aber dann hat es so ausgesehen alsc Gott, sie konnte nicht mehr. Was
passierte hier in diesem Haus mit ihr?
Sie
konnte ihn nicht mehr ertragen. Ihr Weg führte sie eilig zum Tor, damit sie hier
verschwinden konnte.
Sie war
gerade hinter dem Tor angekommen und wollte apparieren, da fiel ihr auf, dass
sie es nicht konnte. Wo war ihr Zauberstab? Wahrscheinlich lag er noch auf dem
verdammten Teppich. So ein verfluchter Mist.
Noch mal
zurück. Das würde ihr letzter Job sein, so wie es aussah. Danach wäre sie
wahrscheinlich vollkommen wahnsinnig und müsste erst mal eine Kur machen oder
so etwas.
Sie
betrat das verfluchte Haus erneut. Alles war genauso, wie sie es zurück gelassen
hatte. Ihr Zauberstab lag tatsächlich auf dem Fußboden.
Plötzlich
flog die Haustür auf und sie erschrak bis ins Mark. Dann öffnete sich ihr Mund.
„Hermine
Granger? Was in Merlins Namen tust du hier?g
Pansy
Parkinson starrte sie voller Verachtung an. Hermines Zauberstab sank in ihrer
Hand. Einfach zu viel heute.
„Pansy?g
Sie konnte nicht anders, als absolut ungläubig zu klingen.
„Wo ist
mein widerlicher Mann? Schläft er etwa mit dir? Wirklich? Das ist so was von
krank.g Ihr Mann? Pansy war Malfoys Frau? Hermines Mund klappte auf. Völlig
ungläubig starrte sie auf die Frau, die vor ihr stand.
„Du bist
mit Malfoy verheiratet?g Sie konnte nicht anders, als diese Frage zu stellen.
„Nein,
bei Merlin, das wäre ziemlich dämlich von mir, oder?g Sie lachte ein
fürchterliches Lachen. „Ich bin seine Exfrau. Und mir steht dieser Besitz zu.
Also, wo ist er? Wahrscheinlich duscht er sich. Hat seine Schlammblutphobie
noch nicht abgelegt, richtig?g Hermine schüttelte angewidert den Kopf. Ihr
fehlten alle Worte dafür.
„Er ist
nicht hierg, sagte sie nur und Pansy warf ihr einen ganzen Ordner zu, den sie
aus ihrer hässlichen Handtasche zog.
„Gib ihm
das, ja? Sei so gut.g Hermine warf einen verstörten Blick auf den Ordner.
Anscheinend wollte Pansy das Haus hier haben. „Was ist das hier überhaupt für
ein Chaos? Sag Draco, dass ich am Ende des Monats hier einziehen werde. Ob ihm
das gefällt oder nicht.g Damit ließ sie sie zurück. Hermine zögerte einen
Augenblick zu lang.
„Nein,
warte!g Sie rannte hinter ihr her und sah Pansy gerade eben noch disapparieren.
Scheiße. Sie würde diesen Ordner einfach hier liegen lassen. Ja. Dann konnte er
sich dann damit ärgern. Er hatte gesagt, er würde nicht noch einmal wieder
kommen.
Ach, so
ein Mist.
Nein.
Sie hatte sich nicht schuldig zu fühlen. Punkt. Aus. Sie musste ihm diesen
Ordner nicht geben. Wenn Pansy zu dämlich war, dann war das nicht ihre Schuld.
Und sie war sich sicher, dass Malfoy es zu ihrer verdammten Schuld machen
würde.
Sie
schloss die Augen. Sie kam sich schon selber ganz verflucht vor. Sie würde Dean
bei Gelegenheit verfluchen. Oh ja!
Und sie
würde bestimmt nicht noch heute Abend zu Malfoy gehen. Wenn dann zuc seiner
Arbeit. Ja. Oder, nein. Sie war sich nicht sicher. War das hier dringend? Seit
wann war sie so sehr in das Leben von Malfoy eingebunden?
Es war
ein scheiß Tag.
Seine
Augen waren fest geschlossen. Er spürte seinen Körper gar nicht mehr. Er war
völlig erledigt. Er hasste Frauen. Besonders manche.
Sein
Geist ließ ihm keine Ruhe. Er wusste, er musste sich entspannen, oder er würde
heute wieder Albträume haben.
Er
wünschte sich, sie würde diese verfluchten Träume haben.
Sie
sagte, es hatte nichts mit ihr zu tun.
Witzig.
Sie war verflucht witzig.
Hätte er
sie doch nie wieder gesehen.
Es lief
zwar alles schlecht, aber nicht so beschissen wie jetzt. Er wusste überhaupt
nicht, warum es ihn alles so störte. Es war viele Jahre her. Sehr viele. Und es
war alles ok. Er hatte Geld, einen Job und sah beinahe so gut aus wie früher.
Im Moment eher nicht.
Er
fühlte sich schlapp und hatte das Gefühl, die Ringe unter seinen Augen, ließen
ihn wie achtunddreißig aussehen.
Duschen.
Duschen klang gut.
Er erhob
sich und war auf einmal hundert Jahre alt. Wirklich. Er verzog den Mund.
Seine
Sachen zog er aus und legte sie ordentlich zusammen. Er müsste mal wieder
trainieren gehen, oder er würde noch einen Bauch ansetzen. Das wäre wahnsinnig
sexy, oh ja. Er glaubte nicht, dass er sich in den letzten Jahren darüber
Gedanken gemacht hatte. Er stellte das Wasser an. Er regulierte die Hitze mit
seinem Zauberstab, denn das ging wesentlich schneller.
Dann
stieg er unter die Dusche.
Sein
Bizeps war überhaupt nicht mehr ausgeprägt. Er überlegte, wann er das letzte
Mal Gewichte gestemmt hatte. Das war bestimmt schon zwei, drei Jahre her. Oh,
bei Merlin, er war wirklich aus der Übung, verflucht.
Das
heiße Wasser rann ihm über das Gesicht. Seine Haare kämmte er mit den Finger
nach hinten. Sie waren schon wieder viel zu lang. Das Dunkle Mal auf seinem Unterarm
war stark ausgeblichen. Es war nun eher gräulich. Vielleicht konnte er es
überstechen. Mit irgendwas anderem. Einem Drachen oder etwas ähnlichem. Er
würde sich das überlegen.
Die
Hitze beruhigte seine Nerven etwas. Die dumpfen Kopfschmerzen verschwanden. Er
hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verging, aber er stand eine Weile einfach so
unter der Dusche. Dann seifte er sich ein und spülte die Seife eine Ewigkeit
lang ab.
Zuerst
dachte er, er träumte, aber anscheinend klopfte es an seiner Tür. Am späten
Abend. Er stellte das Wasser ab, griff nach dem Handtuch und trocknete sich
notdürftig ab. Dann zog er den Bademantel wieder über. Es klopfte beständiger.
Er erwartete keinen Besuch. Er erwartete nie Besuch, wenn er recht überlegte.
„Ja,
verfluchtg, knurrte er und riss die Tür auf. Seine Züge entglitten ihm kurz.
„Ich finde, wir sehen entschieden zu viel voneinanderg, bemerkte er kühl und
fuhr sich durch die tropfnassen Haare. Sie starrte ihn einen momentlang an.
Dann gab sie ihm einen Ordner. „Was ist das?g Granger kam tatsächlich zu seiner
Wohnung. In der Dunkelheit.
Er
überflog die erste Seite. Der Kopfschmerz kehrte zurück.
„Woher
haben Sie das?g, fragte er nun. War sie taub geworden? Immer noch sah sie ihn
an. „Ms Granger?g Schließlich fing sie sich.
„Ihre
Frau hat mir das gegebeng, spuckte sie ihm entgegen.
„Das ist
meine Exfraug, korrigierte er automatisch, „Und wieso gibt sie es Ihnen?g Er
hatte es nicht gerne, wenn man Pansy noch als seine Frau bezeichnete.
„Sie
haben Pansy Parkinson tatsächlich geheiratet?g Das schien ihr ein echtes
Bedürfnis zu sein.
„Ja? Ich habe sie geheiratet. Wieso? Passt Ihnen das nicht, Ms Granger?g Er
fand Gefallen daran, ihren Nachnamen zu benutzen. Sie zuckte jedes Mal
ärgerlich mit den Mundwinkeln, wenn er es tat. Wahrscheinlich merkte sie es
selber nicht mal.
„Es ist
mir absolut egalg, erwiderte sie schließlich.
„Woher
haben Sie das?g Er deutete erneut auf den Ordner.
„Sie hat es mir gegeben.g
„Warum?
Haben Sie ihr gesagt, Sie regeln meine Angelegenheiten?g Er war ein wenig
amüsiert. Nur ein wenig, denn wenn seine verfluchte Exfrau aus Paris zurück
war, dann bedeutete das ein ziemliches stressiges Zusammentreffen, zu dem ihm
der Nerv entschieden fehlte. Der fehlte ihm sowieso seit einer gewissen Zeit.
„Nein.
Nein, habe ich nicht. Sie scheint das anzunehmen.g Sie klang kryptisch. Er
wurde ungeduldig.
„Hören
Sie, vielleicht können Sie unschwer erahnen, wo ich gerade herkomme. Und
vielleicht sehen Sie, wie teuer der Teppich ist, den ich gerade voll tropfe.
Also, wenn Sie mir einfach nur sagen, warum Sie es Ihnen gegeben hat, dann wäre
ich Ihnen sehr verbunden und wir könnten unsere Abende getrennt verbringen,
damit ich nicht noch schlechtere Laune bekomme.g
Sie ging
ihm auf die Nerven, wie sie da völlig unbeeindruckt vor ihm stand. Sie seufzte
schließlich.
„Schön,
Mr Malfoy.g Sie betonte seinen Namen, als wäre er ein Witz. Das gefiel ihm
nicht. „Ihre Exfrau glaubt, dass wirc egal. Jedenfalls dachte sie, ich hätte
Kontakt zu Ihnen und deshalb hat sie mir den Ordner gegeben. Sie müssen sich
nicht bedanken. Ich hatte damit sowieso nicht gerechnetg, fügte sie kühl hinzu.
„Bedanken?
Wieso sollte ichcg Er dachte über ihre Worte nach. Seit einer Ewigkeit, so kam
es ihm vor, verzog sich sein Mund zu einem Grinsen. „Pansy denkt, ich würde mit
dir schlafen?g Schon wieder das dämliche Du. Er könnte sich selber verfluchen,
aber das war einfach zu absurd, als dass er es nicht aussprechen konnte. Sie
verzog den Mund. „Wieso sollte sie?g, fügte er hinzu und ihm gefiel, dass ich
Granger sichtlich unwohl unter seinem Blick fühlte.
„Ichc
ahemc Eigentlich weiß ich das nicht genau.g Granger wusste etwas nicht genau?
„Ich habe es nicht bestritteng, fügte sie hinzu. Seine Stirn legte sich in
ungläubige Falten. Diese Geschichte nahm seltsame Formen an. „Also, nein!g Sie
wurde rot. „Nein, nein, neing, wiederholte sie. Er öffnete den Mund, aber sie
hob beide Hände. „Nein, nein, nein, nein, nein, nein.g
„Zehn
Neinsg, erwiderte er gedehnt. Sie war knallrot geworden. „Was sollen mir diese
zehn Neins jetzt sagen, Granger?g
„Ichc
ich habe es nicht bestritten, weil ich gar nicht dazu kam. Sie hat mir den
Ordner gegeben und ist wieder verschwunden, ichc ich hätte niemals auch nur
eine Sekunde lang wirklichc Also, nein, wirklich nicht, nein.g
Er
wusste nicht, genau, ob er sich jetzt beleidigt fühlen sollte. Seine nassen
Haarspitzen hingen ihm in die Stirn und gereizt wischte er sie fort. Zwar war
Granger ein Schlammblut, aber er fühlte sich nicht wie ein dreibeiniger Troll,
den man nicht einmal als Schlammblut ansatzweise akzeptabel fand.
Für
einen winzigen Moment fragte er sich, wohin sein übertriebenes, ausgezeichnet
ausgeprägtes Selbstwertgefühl verschwunden war.
Er
erinnerte sich gut daran, Mädchen wie Granger zum Frühstück gehabt zu haben.
Sie war
nicht mal eine Herausforderung. Seine Laune sank. Noch tiefer.
Wahrscheinlich
hatte er sein Selbstwertgefühl mit seinem Familiennamen verflucht. Und jetzt
war es einfach fort.
„Dann
war das alles? Oder noch ein paar Neins übrig?g Sie schüttelte knapp den Kopf,
immer noch rot im Gesicht. Das war es doch, was jeder begehrenswerter junger
Mann hören wollte. Zehn Neins mitten ins Gesicht.
„Sie
hören von mir, wenn die Rechnung ankommt.g Die Tür fiel ins Schloss. Er lehnte
sich dagegen und der Ordner sank an seine Seite. Links neben ihm hing der
Garderobenspiegel aus Kristall, verziert mit allerlei Gold und Edelsteinen.
Abgekämpft blickte ihm sein Spiegelbild entgegen. Außerdem sah es reichlich
schlecht gelaunt aus. Er stellte sich gerade hin und betrachtete sich
eingehender.
Nein.
Zehn Neins war er definitiv nicht wert.
Jetzt
würde er sich den verdammten Ordner angucken und überlegen, wie er Pansy
vernichten könnte.
~*~
Wie ein
Idiot stand sie immer noch vor der Tür. Zehn Neins. Sie war doch bescheuert.
Absolut bescheuert. Wieso war sie überhaupt darauf eingegangen? Wieso hatte sie
ihn so angestarrt. Er hatte es bestimmt gesehen.
Gott,
sie führte sich auf, als hätte sie noch nie einen Mann gesehen, der aus der
Dusche kam.
Gott,
war das peinlich. Furchtbar peinlich. Sie war so ein dämlicher Idiot.
Sie
hatte sowieso viel zu viel mit diesem Idioten zu tun. Viel zu viel. Und sie
regte sich zu sehr auf. Sie würde jetzt endlich nach Hause gehen, würde baden
und nicht mehr an ihren Job denken, nicht mehr an Pansy Parkinson und auch
nicht mehr an einen Draco Malfoy im Bademantel.
Sie
verließ hastig den teuren Apartmentkomplex, den sie schon in der ersten Sekunde
verabscheut hatte und apparierte nach Hause. Ihre Wohnung war nicht so teuer,
nicht so schick aber immerhin war es ihre Wohnung. Ganz allein ihre Wohnung.
Morgen
würde sie Dean besuchen. Es wurde Zeit, dass sie ihn besuchte. Und dann würde
sie ihm die Schuld geben. Sie schloss die Wohnungstür hinter sich und atmete
aus. Das war ein sehr langer Tag gewesen. Zu lang.
Sie
hatte nicht vergessen, dass er ihr vorgeworfen hatte, sie wäre undankbar.
Sie
wurde zornig.
Sie
musste das ausblenden. Sie musste es vergessen. Sie konnte nicht hundert Jahre
lang darüber nachdenken, dass sie ohne Draco Malfoy nicht mehr am Leben war.
Sie konnte nicht. Sie wollte nicht. Es war einfach nicht gesund. Überhaupt
nicht gesund.
Sie
drehte den Hahn im Badezimmer auf und wünschte sich nichts sehnlicher als in
die Wanne zu steigen und komplett abzuschalten. Sie sah müde aus.
Dieses
Haus machte sie seelisch fertig. Nicht nur das Haus, dachte sie dumpf. Nein,
nicht nur das Haus.
Sie
schlüpfte aus ihren Sachen, legte sie ordentlich zusammen und stieg schon mal
in die Wanne, damit sie sich an die Hitze gewöhnen konnte.
Nach
wenigen Minuten saß sie in bunten Schaumblasen und lehnte den Kopf zurück. Sie
würde den Stress einfach von ihrem Körper waschen und morgen würde es ein
besserer Tag werden.
Sie
hatte zehn Mal Nein gesagt. Zehn Mal, großer Gott.
Sie
schloss verzweifelt die Augen.
Er war
Schulsprecher gewesen, fiel ihr jetzt ein. Er war genauso gut gewesen wie sie.
Sie wäre auch Schulsprecherin geworden, da war sie sicher.
Unglaublich,
dass jemand wie er Schulsprecher sein konnte.
Sie
schüttelte rigoros den Kopf und verdrängte alle Gedanken. Die heißen Dämpfe
füllten das kleine Badezimmer und benebelten ihren Kopf auf angenehmste Weise.
Ihre
Verspannungen lösten sich zwar nicht alle, aber die meisten.
Einfach
abschalten. Sie würde die Wanne einfach nicht mehr verlassen. So einfach war
das.
~*~
„Wie
weit bist du?g Sie saß an Deans Bett. Es ging ihm schon wieder gut. Jedenfalls soweit
sie es beurteilen konnte. Sie nahm an, dass er einfach nur faul war.
„Du lässt mich ja alles alleine machen. Ich denke, in zwei Tagen bin ich
fertig.g Er lächelte.
„Tut mir
leid. Soll ich dir jetzt noch helfen?g Sie verneinte halbherzig.
„Jetzt ist
es auch egal.g
„Und?
Wie kommst du mit Malfoy zurecht?g Sie verzog den Mund. Sie kam eher gar nicht
mit ihm zurecht. Aber der Gedanke, dass sie nicht mehr lange aushalten musste,
half ihr ungemein.
„Dean,
ich habe nachgedachtg, begann sie jetzt. Sein Blick wurde ernst.
„Du
willst doch nicht kündigen, oder? Du lässt mich doch nicht im Ministerium
allein, Hermine!g Er sah sie flehend an. Sie musste lächeln.
„Nein,
ich kündige nicht. Aber ich habe überlegt, dasscg Gott, sie bekam die Worte
kaum über die Lippen. Und alles in ihrem Innern sträubte sich. Aber sie war
fest entschlossen in ihrem Leben etwas zu ändern. Und es war egal, wenn sich
das hier als Fehler rausstellen würde.
„Sag
mal, hättest du Lust mit mir essen zu gehen, wenn du wieder fit bist?g Er sah
sie an.
„Machst
du Witze? Willst du mich testen, oder so was?g Seine dunkelblonden Haare lagen
unordentlich auf seinem Kopf. Seine Mundwinkel schienen nicht zu wissen, ob sie
lachen oder sich ärgern sollten.
„Nein,
kein Test, kein Witz. Willst du mit mir essen gehen, oder nicht?g Es war
wahrscheinlich ein totaler Fehler. Aber ehe sie noch anfing von Draco Malfoys
in Bademänteln zu träumen, ging sie lieber diesen Weg.
„Ich mit
dir? Frage ich dich nicht dauernd? Natürlich will ich mit dir essen gehen. Seit
Jahren will ich mit dir essen gehen, Hermine.g Jetzt lachte er. „Wann? Heute
Abend?g Jetzt lachte sie.
„Nein.
Die Heiler sagen, du musst bis zum Ende der Woche bleiben.g Er wirkte
zerknirscht.
„Gut,
schön. Wie du willst. Dann aber nächste Woche? Montag? Ich lad dich ein. Ich
kenne ein ganz hervorragendes Restaurant.g Er war wirklich glücklich. Es würde
bestimmt nett werden, sie war davon überzeugt.
„Ja, ok,
gerneg, erwiderte sie jetzt. Sein Gesicht wurde wieder ernst.
„Warum hast
du deine Meinung geändert? Hattest du Angst um mich? Dachtest du, ich würde
nicht mehr gesund werden?g Sie wäre froh, hätte sie so noble Motive gehabt.
„Ahemc
so ähnlich. Aberc es war mehr einec spontane Eingebung.g Sie lächelte jetzt. Er
stellte keine weiteren Fragen mehr. Sie war sich noch nicht sicher, ob Harry
und Ron sich lustig machen würden. Und sie war sich nicht sicher, ob Ginny sich
freute, dass sie mit ihrem Exfreund ausging. Wahrscheinlich war es ihr egal.
Aber sie würde zu ihr gehen. Am besten bald.
Er
betrachtete sich eingehend im Spiegel.
„Sind
Sie zufrieden, Mr Malfoy?g Die Hexe sah ihn ebenfalls an.
„Ja, ich
denke schon. Vielen Dank.g Seine Haare hatten wieder eine akzeptable Länge. Die
Hexe lächelte jetzt. Er war sich nicht sicher, ob sie ihn für gutaussehend
hielt, oder ob sie einfach dämlich war. Er sah sich wieder ähnlich.
Er erhob
sich und verzog den Mund.
Er hatte
ziemlichen Muskelkater. Wahrscheinlich hatte er die Hantel doch zu schwer
gehext. Es hatte ihn eine Ewigkeit gekostet, sie gestern Abend überhaupt noch
zu finden. Es war eine Kugel. Nicht größer als seine Hand. Aber sie war
gewichtsneutral. Das bedeutete, er konnte sie so schwer hexen wie er wollte.
Nur in seiner Hand entfaltete sie dann das Gewicht.
Und das
kam ihm alles sehr ungelegen, denn er hatte vor, heute auch noch joggen zu
gehen.
Ihm war
klar, dass er jetzt anfing zu übertreiben, aber er sah keine andere
Möglichkeit. Und das lag nicht an dem Schlammblut. Nein, tat es nicht.
Er
überlegte sogar, auszugehen.
Zabini
hatte bestimmt Zeit, als ewiger Junggeselle. Schon jetzt kam ihm der Gedanke
zeitaufwendig und furchtbar vor. Er schalt sich in Gedanken selbst.
Was war
er nur für ein erbärmliches Weichei geworden! Früher, erinnerte er sich, hatte
es ihn keine Mühe gekostet, zwei oder drei Mädchen am Tag zu unterhalten, wenn
er es so wollte. Sie lagen ihm zu Füßen.
Seine
Stirn warf ungläubige Falten, als er nachdachte, aber nein. Er hatte recht.
Seine Erinnerung täuschte ihn nicht. Er war ein verdammt guter Verführer
gewesen. Wohin war diese Fähigkeit verschwunden? Hatte Pansy sie ihm geraubt?
Sein Spiegelbild wirkte nicht so, als wäre er wirklich physisch in der Lage
drei Frauen nacheinander zum Orgasmus zu bringen.
Und
seine Kondition fürchtete sich auch schon vor dieser Herausforderung. Aber er
war schließlich nicht hundertfünf, sondern achtundzwanzig.
Er zog
ein paar Münzen aus seiner Umhangtasche. Vielleicht sollte er sich abgewöhnen,
die Galleonen lose mit sich herumzutragen.
Allerdings
wollte er nicht, so paranoid wie Lucius, einen verfluchten Drachenhautbeutel
mit sich herumschleppen. Er zahlte und die Hexe lächelte immer noch.
Wahrscheinlich wurde sie dafür bezahlt dümmlich zu grinsen.
Mit
einem Nicken verließ er den Laden. Auf seinem Weg zur Arbeit konnte er nicht
verhindern, jedem Schaufensterspiegelbild einen prüfenden Blick zuzuwerfen.
Sein Spiegelbild betrachtete ihn genauso prüfend.
Unsicherheit
fühlte sich anscheinend so an. Seltsam.
Seine
oberflächlichen Gedanken zerfielen zu Staub als er vor dem Büro ankam.
Vor den
schweren Säulen lehnte eine Person, die ihm wieder in Erinnerung rief, wie
viele Fehler er eigentlich gemacht hatte.
„Pansy,
wie nettg, begrüßte er seine Exfrau, die anscheinend ihr Gesicht hatte straffen
lassen. Oder sie hatte jetzt magische Implantate, oderc er wusste es nicht. Sie
wirkte völlig künstlich. Aber Pansy war Meisterin der Täuschung.
„Ganz
meinerseits. Draco, Dracocg Sie betrachtete mit einem Lächeln. Es war ungefähr
das Lächeln, was man seiner Beute zuwarf, ehe man die Fänge in sie schlug. Er
machte sich bereit auf ein unangenehmes Gespräch und hoffte, Pansy würde mit
den Beleidigungen und dem Werfen der Gegenstände warten, bis sie hinter
geschlossenen Türen waren.
„Willst
du nicht in mein Büro kommen? Eine Szene am helllichten Tag entspricht nicht
unbedingt meiner Vorstellung.g Sein Lächeln fiel von ihm ab. Es hatte sowieso
keinen Zweck, allzu freundlich zu sein. Pansy legte keinen Wert darauf. Und er
tat es im Übrigen auch nicht.
„Nein.
Deiner Vorstellung entspricht wohl eher, ein Schlammblut zu vögeln?g Die Frage
klang so zuckerklebrig süß und böse, wie ein Schlag, den man einem sterbenden
Tier versetzte. Er konnte sich nicht denken, dass Pansy etwas wie Eifersucht
vortäuschte. Wahrscheinlich war es schlichtes Entsetzen.
Und er
konnte es nicht verhindern, aber diese banale Kleinigkeit erleichterte seine
Gedanken ungemein. Es verdrängte alle Thestrale dieser Welt, verdrängte die
Schuld an Luciuse Tod, ja es verdrängte sogar die Wut, die er auf Pansy hatte.
Er
wusste nicht, was auch nur ansatzweise passiert sein konnte, dass Menschen Sex
mit Granger für möglich hielten, wenn sie ihn ansahen.
„Folge
mir.g Er würde bestimmt nicht warten, bis sie schrie. Mit einem Grinsen folgte
sie ihm. Kein schönes Grinsen. Nicht mal ein freundliches.
Sie
schritten die Halle entlang. Er wurde knapp gegrüßt, von den Leuten, die Angst
vor ihm hatten. Sie stiegen in den Fahrstuhl und fuhren schweigend in den
dritten Stock. Marmor war auch hier ausgelegt und dann öffnete er die
Flügeltüren seines protzigen Büros.
Mittlerweile
erschien es ihm unangebracht und überzogen, aber Pansy gefiel es. Es hatte ihr
schon vorher gefallen. Sie war eine eingebildete Person.
„Und wie
ist es, Draco?g Sie ließ sich in einen der Ledersessel fallen, die mit
Einhornfell bespannt waren. Ihm ging auf, dass er eigentlich selten in ihnen
saß. Er glaubte sogar, dass sie verboten waren. Aber nur erlesene Kenner
bemerkten den Unterschied zu Hippogreiffell. Deswegen hatte er noch keine
Probleme mit irgendwelchen Fahnenschwingenden Tierschützern bekommen.
Granger
würde es bestimmt sofort merken und ihn öffentlich hängen lassen, mutmaßte er.
Er setzte sich also hinter seinen Schreibtisch. „Wie fühlt es sich an?g Er ließ
Pansy fortfahren. Er wusste, sie wollte dieses Spiel gerne spielen. „Ist es wie
Dreck zu vögeln? Ich meine wörtlich, Dreck zu vögeln, Draco?g Sie lächelte
immer noch. „Turnt es dich an, deinen Schwanz tief in ihren widerlichen,
schmutzigen Körper zu stoßen?g Sie legte den Kopf schräg. Ihr Lächeln wirkte
nun verzerrt. „Ist das Rebellion gegen Lucius? Oder hast du ihn tatsächlich für
das Schlammblut getötet?g
Er
atmete ruhig aus. „Pansy, was führt dich in das profane London, was du so
verabscheust?g, überging er unbeeindruckt ihre Fragen.
„Draco,
ich verabscheue London nicht. Nur dich.g Sie lauerte. Er sah es ihr an.
Wahrscheinlich hätte es ihm früher großes Vergnügen bereitet sie unter
Schmerzen ihrerseits auf dem Boden von hinten zu nehmen. Jetzt bereitete der
Gedanke ihm physische Übelkeit. Würde er sie jetzt schlagen und ihr dann die
hässlichen Klamotten vom ausgezerrten Körper reißen, würde sie ihn gewähren
lassen. Das hatte sie immer getan.
Sie
liebte es, wie Dreck behandelt zu werden. Sie liebte es, sich aufzulehnen, nur
um dann unterworfen zu werden. Er kannte ihre Taktik. Aber er war nicht in der
Stimmung.
„Großartig.
Dann sollte dich deine Reise hierhin nicht lange halteng, erwiderte er
gelassen. Langsam sah er ihre Fassade bröckeln.
„Ich
habe gehört, du willst das Haus verkaufen?g Er konnte sich denken, woher sie es
gehört hatte. Es musste in jeder Klatschzeitschrift stehen, die Pansy so gierig
zu lesen pflegte. Aus dem Grund hatte sie seinen Namen auch noch nicht
abgelegt, weil sie es liebte den Namen Malfoy in einer Zeitung zu lesen und ihn
dann direkt auf sich beziehen konnte.
„Ach ja?
Hat Granger es dir erzählt, nachdem sie dir von unserer Affäre berichtet hat?g
Ihre Augen flackerten kurz vor Zorn. Sie schien darauf zu brennen, zu erfahren,
ob ihre Vermutung richtig war. Und er wusste, sie hielt es langsam für denkbar,
denn immer noch hatte er ihr nicht widersprochen.
„Es ist
mein Haus. Es steht mir zu, Dracog, fuhr sie jetzt gepresst fort.
„Pansy,
hast du nicht schon genug von meinem Geld verschleudert? Reicht deine ewige Abfindung
nicht völlig aus, um deinen Körper mit Gift vollzupumpen? Musst du jetzt auch
noch das Haus haben?g, fragte er mit gespielter Sorge.
„Du
wirst nicht das Haus deines Vaters verschachern, Draco!g, brannte sie jetzt
auf. „Dir ist ja wohl klar, was für ein Statussymbol du damit aufgibst!g Er
überlegte kurz. Er brauchte das Geld nicht, was das Haus abwarf. „Was würde
deine Mutter sagen?g, fügte sie anklagend hinzu. Er runzelte die Stirn. Seine
Mutter lag in einem apathischen Koma. Sie sagte wahrscheinlich zu gar nichts
mehr irgendwas.
„Du
willst das Haus?g, fragte er mit einem Grinsen, das kurz ihre Züge entgleisen
ließ. „Du kannst es haben.g Sie schwieg daraufhin.
„Wo ist
der Haken, Draco? Was spielst du hier?g Sie verschränkte die Arme, aber er konnte
auch spielen.
„Kein
Haken, Pansy. Ich dachte, dich interessiert so etwas nicht. Aber bittec du
kannst es haben.g Er hob entwaffnet die Hände. „Es ist deins.g Er erhob sich,
ging zu einer Kommode, holte einige Unterlagen heraus und legte ihr eine Urkunde
vor.
„Schreib
deinen Namen auf die unterste Zeile und es ist dein Haus.g Es nahm ihm sogar
einiges an Arbeit ab. Sie überflog die Urkunde.
„Wenn
ich unterschreibe hast du keine Rechte mehr, Draco! Das ist bindend, hörst du?g
Sie dachte tatsächlich, er spielte hier mit ihr.
„Unterschreib.
Es ist dein Haus, Pansy. Abercg Er machte eine kurze Pause und sie sah ihn
lauernd an. „Wenn du es besitzt fallen dir alle Pflichten zu, aber das weißt du
ja, nicht wahr?g
„Pflichten?g,
fragte sie abwertend. „Ich bin reich, Draco. Ich kümmer mich nicht um
Pflichten. Das können andere tun. Ist das alles, womit du mir Angst einjagen
willst?g, fragte sie herausfordernd. Er grinste immer noch.
„Bittecg
Er tippte mit seinem Zauberstab auf seinen Namen. Dieser verschwand vom
Dokument. Pansy konnte es anscheinend nicht fassen. Hastig unterschrieb sie
schließlich und riss sie das Dokument an sich.
„Kein
zurück, Draco. Mein Haus!g
„Selbstverständlich.
Jetzt entschuldige mich, ich habe wichtiges zu tun.g Er wandte sich von ihr ab.
Geldgierige Goldgräberin. Er hoffte, sie würde furchtbar glücklich werden. Das
nahm ihm einiges an Arbeit und Wut ab. „Ach und Pansy, das Haus wird gerade
entflucht.g
„Das
interessiert mich nicht. Solange ich es nicht entfluchen muss.g Damit war sie
verschwunden. Ohne Abschied, ohne ein letztes Wort. So kannte er sie. So war
sie ihm am liebsten.
~*~
Dean
lachte sehr laut. Sie hatte ihm von der Begegnung mit Pansy erzählt.
„Und sie
denkt tatsächlich, du hättest irgendwas mit Malfoy? Das ist absolut köstlich.g
Er schlug sich auf den Schenkel.
Es war
sein erster Abend draußen und er hatte gleich drei Gerichte bestellt. Er sagte,
er wolle so das Mungo Essen vergessen, was ihm mehr zugesetzt habe, als
irgendein Fluch. „Muss sie ja ziemlich fertig gemacht haben.g
Er
leerte sein Weinglas. „Wir sollten es Harry erzähleng, schlug er munter vor.
Sie war entschieden dagegen.
Verschwiegen
hatte sie nämlich, dass sie danach zu Malfoy hatte gehen müssen und ihm den
Ordner gegeben hatte, als er im Bademantel war. Und dass das der
ausschlaggebende Grund gewesen war, weswegen sie überhaupt hier mit Dean im
Restaurant saß.
So weit
dachte Dean aber gar nicht. Das war Glück für sie.
„Und?
Wie viel Arbeit ist es überhaupt noch? Das war schon ziemlich aufregend.g Ja,
aufregend für Dean, wirklich. Er hatte die ganze Zeit schön im Bett liegen
können, während sie sich die Hände blutig geschuftet hatte.
„Nicht
mehr viel. Morgen mache ich den Rest. Du musst wirklich nicht kommen, dennc
wahrscheinlich hast du keine Lust das Haus noch mal zu sehen.g
„Es hat
mich wirklich schwer getroffen. Mit dem Fluch und so. Aber du musst das nicht
alleine machen. Ich meinec wir gehen ja anscheinend aus. Du musst jetzt
eigentlich gar nichts mehr alleine machen, Hermine.g Er lächelte warm. Sie
spürte Übelkeit in ihrem Hals aufsteigen.
Dean
würde hoffentlich keine Klette sein und aus diesem Abendessen mehr
interpretieren als überhaupt vorhanden war.
Sie
zwang ein Lächeln auf ihre Züge. „Gut, dann komm morgen mit.g
Sie
stach stumm in ihren Salat, während Dean Mungo-Geschichten erzählte, von
verwirrten Patienten, die mit lustigen Flüchen belegt worden waren. Sie hörte
mit halbem Ohr zu.
Sie
machte sich darüber Gedanken, dass Dean sie heute Abend zum Abschied nicht
küssen würde und dass sie ihn auf gar keinen Fall hoch bitten würde, falls er
darauf aus war.
Ihr
Glück war lediglich, dass morgen dann endlich der letzte Tag im Horrorhaus
gekommen war.
Und dass
das bedeutete, dass sie Malfoy nicht mehr sehen musste. Nein, nicht nur das!
Sie musste nicht einmal mehr an ihn denken.
Sie
entspannte sich ein kleines bisschen.
Nur ein
kleines bisschen, denn jetzt legte Dean wie selbstverständlich seine Hand auf
die ihre und erzählte eine weitere langweilige Krankenhausgeschichte.
Teil 8
„Ms
Grangerc Sie sollten sich nicht hier draußen rumtreiben.g Sein Gesicht war
durch die vielen Lichtblitze hell erleuchtet. Ihre Kleidung klebte vor Schweiß
und Blut. Nicht ihrem Blut. Fremdes Blut. Sie konnte Harry und Ron nicht
entdecken.
„Verschwinden
Sie! Ich werde sie töten!g, schrie sie mit voller Kraft, denn sie hoffte
wirklich, dass Harry oder Ron sie hören würden. Ein Blick in das Gesicht von
Lucius Malfoy machte ihr augenblicklich klar, dass sie ihn nicht töten würde,
denn er wäre schneller.
„Sie
wollen mich töten? Haben Sie schon einmal jemanden getötet?g, fragte er jetzt
mit schnarrender Stimme und sie spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Ihr
Atem ging schneller. Sie brauchte mehr Sauerstoff, um zu denken, aber hier
draußen war niemand, der ihr helfen konnte. Wenn sie rennen würdec sie würde es
nicht schaffen.
„Wagen
Sie es nicht näher zu kommen!g Stumm schleuderte sie einen Fluch in seine
Richtung, den er gekonnt blockte.
„Oh, Ms
Granger. Wie süßc Crucio!g Der Fluch
traf sie hart. Sie sank auf die Knie und schrie. Es waren Schmerzen!
Unerträglich. Als hätte jemand ihren Körper in Flammen gesetzt, ihre Haut
aufgerissen und würde sie nun langsam auswaiden.
Ihre
Stimme brach, wurde heiser und die Schmerzen brachten sie fast bis zur
Bewusstlosigkeit.
Sie
spürte wie er näher kam, sich die Haare aus dem Gesicht strich und dann ihren
Zauberstab an sich nahm.
„Stehen
Sie aufg, hörte sie seine kalte Stimme. Sie konnte nicht. Sie wollte nicht. Sie
wollte sterben. Jetzt. In diesem Augenblick. Sollte er sie töten. Es war egal.
Der
Zauber brach. Sie atmete schwer und presste ihr Gesicht in den feuchten, kalten
Boden. „Aufstehen!g, bellte er. Sie konnte nicht. „Imperio!g, traf sie der nächste Zauber und sie spürte, wie ihr
Wille sie verließ. Sie war zu schwach, um sich zu wehren. „Aufstehen,
Schlammblutg, forderte er, aber seine Stimme klangc anders. Sie konnte sich
nicht widersetzen. Sie erhob sich schwerfällig.
„Weißt
du, ich habe noch einen Moment Zeit, ehe ich gehen muss. Wie wäre es, wenn du
deine Sachen ausziehen würdest?g Er lächelte ein teuflisches Lächeln. Der
letzte Rest Verstand trieb ihr die Tränen in die Augen. „Auszieheng, flüsterte
er und richtete den Zauberstab direkt auf ihr Herz. Sie legte den Umhang ab,
knöpfte die Bluse auf und –
„Lucius!
Was tust duc?g Durch den Schleier des Zaubers erkannte sie ihn. „Bist du
wahnsinnig geworden? Du verschwendest deine Zeit damit, ein Schlammblut zu
vögeln?g
„Sprich nicht so mit mir, Draco!g, schrie sein Vater und er konnte den Imperius
nicht mehr völlig aufrecht halten.
„Lass sie in Ruhe. Komm jetzt. Es ist vorbei!g
„Nein!
Es ist nicht vorbei!g Hermine versuchte zu verstehen, was er sagte. Was sagte
Malfoy? Vorbei? Was war vorbei? Ihr Verstand war benebelt, wie unter Drogen.
„Ausziehen, Schlammblut und leg dich hin.g Luciuse Wille traf sie wieder mit
voller Wucht. Mit fahrigen Fingern zog sie die Bluse aus und zitterte in ihrem
BH.
Sie
spürte eine kalte Hand um ihren Arm. „Lucius, hör auf damit.g
„Draco,
weg von ihr!g
Die Hand
legte sich fester um ihren Arm, schüttelte ihn hart.
„Granger,
zieh dich ang, hörte sie seine Stimme. Sie blinzelte knapp. „Zieh dich an.g Ihr
wurde ihre Bluse wieder in die Hand gedrückt.
„Stupor!g, knurrte Lucius. Sie spürte,
wie Malfoy von ihr gerissen wurde. Er landete ein paar Meter weiter. Lucius kam
zu ihr, riss ihr die Bluse aus den Fingern, zog sie an sich und sie spürte den
Zauberstab an ihrer Brust.
Seine
schmutzigen Finger legten sich um ihren Hals. „Ich könnte dich zuerst töten.g
Der Wahnsinn sprach aus seinen Worten. Der Imperius klang ab.
„Lucius!
Lass sie in Ruhe. Wir haben keine Zeit. Wo ist Mutter?g
„Draco,
verschwinde!g Die Stimme des Mannes überschlug sich fast.
„Was
soll das? Hast du den Verstand verloren? Sie werden dich verhaften, wenn du das
dämliche Miststück vergewaltigst, zum Teufel noch mal!g
„Das
geht dich nichts an. Ich werde sie nur umbringen. Denkst du etwa, sie hat es
nicht verdient? Soll ich dich vielleicht an ihrer Stelle töten? Willst du das
vielleicht lieber, Draco?g, rief sein Vater und lachte ein tiefes Lachen.
„Du bist
verrückt. Komm jetzt.g
„Nein!g
Ihr Herz
klopfte schnell und sie bekam in Luciuse Griff kaum noch Luft. Malfoy war
wieder da. Jetzt erkannte sie ihn. Der Nebel legte sich. „Lucius, die bringen
uns nach Askaban, wenn sie uns hier finden. Mit ihrg, fügte er hinzu und seine
kalten Augen lagen kurz auf ihrem Gesicht. Sie zitterte wieder.
„Ich
gehe nicht nach Askaban, ehe ich nicht noch ein letztes Schlammblut getötet
habe.g Er stieß sie zu Boden und sie wehrte sich mit Händen und Füßen als er
hastig ihre Hose öffnete. Mit dem Zauberstab fluchte er den Stoff in Fetzen und
sie schrie auf. Er war über ihr.
„Lucius!g
Malfoy versuchte seinen Vater von ihr wegzuzerren, aber Lucius stieß ihn wieder
zur Seite. Sie schrie nach Hilfe, schrie nach Harry, aber niemand kam.
„Oh,
keine Angst, ich werde dich – cg
„Avada Kedavra!g
Der Mann
brach auf ihr zusammen, ehe er den Satz hatte beenden können. Das grelle grüne
Licht verschwand. Es wurde still. Aus der Ferne konnte sie Schreie und Rufe
hören. Für einen Moment glaubte sie, nicht mehr atmen zu können.
Luciuse
Gewicht verschwand von ihrem Körper. Malfoy hatte ihn von ihr runter gezogen
und kniete neben ihr.
Er zog
sie am Arm in eine sitzende Position und legte ihr hastig den Umhang um die
Schultern. „Verfluchter Bastardg, murmelte er abwesend und sah ihr dann ins
Gesicht. Die Tränen kamen überraschend und sie musste den Blick abwenden.
„Granger?g
Sie sah ihn wieder an, denn er drückte ihre Schulter.
Dann
schien er zu begreifen.
Erst
dann schien er zu begreifen. Er starrte sie an. Seine Augen wurden groß, sein
Gesicht wirkte so blass, als wäre er selber tot. Er erhob sich hastig, stand
über ihr und wich zurück.
„Oh Gott,
nein!g Sein Zauberstab entglitt seinen Händen. „Nein!g, flüsterte er.
„Keiner
bewegt sich oder ich fluche!g, schrie ein Mann aus einiger Entfernung und
näherte sich schnell. Hermine kannte ihn nicht. Kurz brauchte der Mann, um die
Szene zu überblicken. „Sie sind verhaftet!g, schrie er Malfoy zu, warf ihm
einen Fluch entgegen und gefesselt fiel Malfoy zurück auf die Erde.
„Geht es
Ihnen gut?g, fragte der Mann jetzt sie. Sie konnte nur den Mund öffnen und
wusste nichts zu sagen. Luciuse trübe Augen starrten dumpf in den Himmel. Sie
schlug die Hand vor den Mund und schriec
c.
Sie fuhr
heftig aus dem Schlaf und atmete hastig aus. Sie wischte sich die Haare aus der
Stirn, stieg aus dem Bett und taumelte in ihre Küche.
Sie
hatte den Traum lange nicht mehr gehabt.
Sie
hasste den Traum.
Sie
füllte die Kanne mit Wasser und entflammte den Herd. Sie wusste, sie konnte
jetzt sowieso nicht schlafen. Lucius war vollkommen verrückt geworden.
Sie
schüttelte angewidert den Kopf. Wäre Malfoy nicht gekommen. Gott,
wahrscheinlich wäre sie dann in dieser Nacht tatsächlich gestorben.
Was für
ein verfluchter Traum. Wie verrückt es war, das dies tatsächlich zu ihrer
Vergangenheit gehörte. Verrückt, dass ein Feind ihr das Leben retten musste.
Wahrscheinlich waren sie, so gesehen, quitt, aber dennoch war es schwer zu
glauben.
Harry
und Ginny wohnten hier in London, im magischen Viertel. Nicht mehr lange, denn
Ginny wollte gerne in die Nähe ihrer Eltern ziehen, wenn sie schwanger war. Und
Ron wohnte ebenfalls im magischen Viertel. Und so auch Draco Malfoy. Verrückt,
dass sie alle beieinander wohnten. Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr, dass es
nach zwei war.
Sie
drehte die Flammen wieder runter, ging zur Garderobe, schlüpfte in die Schuhe
und warf sich einen dicken Mantel über.
Manchmal
half es ihr, nachzudenken, wenn sie nicht in ihrer Wohnung war. Dann konnte sie
sich draußen beruhigen, sich vergewissern, dass alles ein Traum war, und dass
ihr niemand in ihrer Wohnung irgendwas Böses wollte.
Das war
meistens ein guter Plan.
Draußen
war es zu dieser Jahreszeit meist dunkel und meist sehr kalt. Heute war keine
Ausnahme. Ihr Atem verpuffte zu weißen Schwaden in der Luft. Ihr Kopf klärte
sich augenblicklich. Sie schritt die Straße entlang. Es war still, denn es war
schließlich unter der Woche. Nur Verrückte befanden sich um diese Zeit draußen.
Na ja,
und Menschen, die nicht schlafen konnten. Und wenn, dann nur unter Albträumen.
Sie bog um die Ecke. In der Ferne blinkte das Fenster mit den
Zauberscherzen. Ron und George
würden wahrscheinlich in zwei Stunden aufstehen und sich daran setzen, neue
Scherze zu erfinden.
Mit Ron
hatte George es etwas schwerer, denn er war nicht so ein Naturtalent wie Fred
es gewesen war. Ron brauchte länger, um die Formeln zu begreifen und damit dann
etwas anfangen zu können. Aber auch er hatte schon tolle Sachen erfunden. Gut,
Hermine fand sie nicht so toll, aber Muggel fanden sie großartig. Vor allem
Schüler. Denn er hatte unsichtbare Kopfhörer zu Stande gebracht. Elektrizität
unsichtbar werden zu lassen, war schon eine Meisterleistung und dann auch noch
von Ron – das war so ziemlich die Krönung.
Allerdings
war Hermine dagegen, dass man Schülern ermöglichte im Unterricht Musik zu hören
anstatt zu lernen. Aber sie sagte das natürlich nicht laut. Nur zu Ginny,
vielleicht.
Sie
erkannte eine Gestalt, die auf sie zu rannte.
Sofort
sprangen ihre Alarmglocken an. Rennen konnte nichts Gutes heißen. Sie waren
früher immer gerannt, wenn sie fliehen mussten. Die Vernunft zwang sie zur
Ruhe. Nein. Es war alles in Ordnung. Die Zeiten waren sicher. Es gab keinen
Grund, weshalb irgendwer vor irgendwas fliehen sollte.
Ihr Puls
beruhigte sich, als sie erkannte, dass es sich wohl um einen Jogger handelte.
Gut, der gehörte dann wohl zu den Verrückten, die sich nachts auf der Straße
rumtrieben.
Er war
fast auf einer Höhe mit ihr. Sein Atem ging ruhig und konzentriert. Sie
erkannte den Mann zu ihrer großen Verwunderung.
Und es
überraschte sie nur noch ein winziges Stück. Anscheinend ohne es zu beabsichtigen
wurde er langsam und kam auf ihrer Höhe zum Stehen.
„Malfoyg,
sagte sie und versuchte nicht so zu klingen, als wollte sie damit irgendwas
aussagen. Er sah aus wie in ihrem Traum. Verschwitzt und müde. Sie verdrängte
den Gedanken an den Traum wieder. Wie sollte sie so alles vergessen, was sie
vergessen wollte?
„Grangerg,
erwiderte er rau und abgehackt. Er schluckte schwer. Sie fragte sich, weshalb
er jetzt joggte, und vor allem, wie lang er schon joggte. Sie war sich nicht
sicher, ob er sie fragen wollte, was sie hier draußen machte. Und sie war auch
nicht sicher, ob sie ihn fragen sollte.
Sie fuhr
sich über die Haare und schlang die Arme um ihren Oberkörper.
Sein
Blick glitt an ihr hinab. „Pyjamahose?g, fragte er schließlich und räusperte
sich hart. Er streckte sich und öffnete den Reißverschluss seiner teuren
Sportjacke. Sie nahm an, dass sie teuer war, denn sie konnte den Stoff nicht
zuordnen. Er sah aus wie Leder und gleichzeitig viel leichter als das.
„Ahemc
ja. Ichc wollte nurcg Sie machte eine knappe Handbewegung und deutete in die
Runde. Er legte die Stirn und bedeutungsschwere Falten.
„Ja?g
„Spaziereng,
endete sie lahm.
„Um halb
drei?g Er schien sich kurz zu ärgern, denn anscheinend wusste er, was sie sagen
wollte.
„Du
gehst joggen um halb drei. Dann kann ich auch spazieren geheng, erwiderte sie
und wollte ihn eigentlich gesiezt haben. Wahrscheinlich war das aber einfach
nicht mehr möglich. In der Schule wäre sie nie darauf gekommen, ihn zu siezen.
„Du
kannst tun, was du willst.g Er zog den Reißverschluss wieder hoch.
„Wieso
nachts?g, fragte sie jetzt doch, obwohl es sie wenig anging.
„Was?g
Er wandte noch einmal sich um, er wollte wohl weiter laufen.
„Wieso
gehst du nachts joggen?g, fragte sie ungeduldig. Sie hätte gar nicht fragen
sollen.
„Wieso
gehst du nachts spazieren, Granger?g, konterte er, ohne zu antworten. Er hatte
wohl auch keine Antwort erwartet, aber nachts war sie eben nicht mehr ganz so
zurechnungsfähig wie er, und deshalb antwortete sie, ehe sie denken konnte.
„Ich
hatte einen Albtraum.g Er hielt inne. Sie biss sich auf die Lippe. Wie subtil
von ihr. Er konnte sich ja ganz bestimmt nicht denken, was das für ein Albtraum
war... Mist.
„Einen
Albtraum? Voncg Er schwieg.
„Nein.
Nein, nicht davon. Nurc voncg Gott, jetzt konnte sie sich was ausdenken.
Eigentlich musste sie sich ja gar nichts ausdenken. Sie könnte einfach gehen.
„Vonc
ähnlichen Sachen.g Bei Merlin, verhielt sie sich dämlich.
„Aha.g
Er sah sie immer noch an.
„Du
wirst dich erkälteng, sagte sie schließlich. Seine Züge entgleisten und die
Hermine, die nicht ihren Verstand verloren hatte, erschlug sie gerade für
diesen Satz.
„Was?
Wieso?g, fragte er verwirrt.
„Weilc
es kalt ist. Und du schwitzt undcg Sie ruckte mit dem Kopf. Er wusste doch,
weshalb.
Er sah
an sich hinab. „Ich schwitze nichtg, erwiderte er und sie war sich nicht
sicher, ob er amüsiert oder genervt war.
„Warum?
Weil Malfoys nicht schwitzen? Soll das ein Naturgesetz sein?g
„Unterhältst
du dich mit mir, Granger?g, fragte er und ignorierte ihren Seitenhieb.
„Was? Nein, natürlich nicht, Malfoy. Ich zeige dir nur die Risiken auf, die
nächtliches Joggen mit sich bringt undcg Sie schlug sich die Hand vor den Mund
und schloss die Augen. Sie nervte sich schon selbst. Gott, wieso hielt sie
nicht die Klappe? Sie wusste es nicht.
„Ok.
Danke?g, erwiderte er und als sie die Augen aufmachte, war sie sicher, dass er
grinste. Ein wenig zumindest.
„Nein,
nein. Du kannst machen was du willst, geh joggen, geh schwitzen und erkälte
dich.g Sie wandte sich ab.
„Ich
schwitze nichtg, beharrte er.
„Jeder
schwitzt, Malfoy.g Er holte sie plötzlich ein.
„Nein,
nicht beim Joggen. Mir wird heiß, sicher, aber ich schwitze nicht beim Joggen,
Granger.g Sie fand es absurd diese Unterhaltung zu führen.
„Schön.g
Sie hielt inne. Er sah sie an. Plötzlich hellten sich seine Augen auf, hatte
sie das Gefühl.
„Ich
habe eine Überraschung für dichg, sagte er schlicht. Sie hielt die Luft an.
Was? Er hatte was? Und die echte Hermine, mit Verstand und allen Tugenden
dieser Welt, schrie sich gerade heiser, denn die andere müde Hermine, die durch
die Straßen wanderte, dachte gerade an ungefähr tausend Dinge, die Malfoy mit
ihr anstellen würde. Ein nackter, schwitzender Malfoy.
Und das
schlimme war, sie konnte es nicht verhindern. Die Gedanken waren einfach da.
Sie fürchtete sich fast vor sich selbst. Und sie hasste es.
Sie
schloss kurz die Augen. Zu kurz, als dass er es für etwas anderes als ein
Blinzeln halten konnte. Nein, nein, nein.
„Was
soll das heißen?g, fragte sie argwöhnisch und war froh, dass sie wegen der
Kälte sowieso rote Wangen hatte.
„Pansy
ist jetzt Hausbesitzerin. Ich dachte, das freut dich vielleicht.g Sie sah ihn
an. Wieso sollte sie das freuen? Malfoy schien ihre Gedanken zu lesen. „Ich
denke mal, sie ist dir lieber als ich es bin undcg Er grinste kurz ein ziemlich
teuflisches Lächeln. „c und ich habe dieses kleine Missverständnis noch nicht
aufgeklärtg, fügte er hinzu. Anscheinend machte es ihm Spaß, nicht mehr zu
joggen und sie zu nerven.
„Missverständnis?g
Sie verstand nicht. Nicht ein Wort. Aber er wollte es wohl nicht erklären.
„Ich
würde dann sagenc Gute Nacht, Granger.g
„Warte!
Das heißt, Pansy muss die Rechnung bezahlen? Nein, Malfoy, ich werde ihr das
nicht klar machen, siecg Sie hielt kurz inne. Malfoy machte sich da ziemlich
leicht. Das würde sie bestimmt nicht zulassen.
„Ich habe ihr schon gesagt, dass das Haus entflucht wird.g
„Hast du
ihr gesagt, dass sie es bezahlen soll?g, fuhr sie ihn an und wurde wieder
wütend. Besser als die anderen Dinge, die sie werden konnte, überlegte sie
dumpf.
„Was
soll das? Hast du etwa Angst vor Pansy, Granger? Wirklich?g Er war wieder
höchst amüsiert.
„Ich
habe vor keinem von euch versnobbten Idioten Angst, Malfoy. Auch nicht vor
deiner dämlichen Frau. Ich habe nur keine Lust, mich mit ihr anzulegen. Es ist
Zeitverschwendung.g
„Sie ist
meine Exfrau, Granger. Exfrau.g Sie stöhnte auf.
„Fein.
Aber du wirst ihr sagen, dass da eine Menge Gold auf sie zukommen wird. Und sie
wird es bezahlen. Ich werde es ihr nicht sagen.g Er schien wieder genervt zu
sein.
„Du hast
also doch Angst.g
„Nein,
ichcg
„Weshalb?
Wegen dieser Sexsache?g Er verschränkte die Arme und sie schnappte nach Luft.
Sie wusste nicht wirklich, woran es lag. Vielleicht nur, dass Malfoy das Wort
Sex gesagt hatte. Es war wie ein Alarmsignal in ihrem Kopf.
„Malfoy,
da ist keine Sexsache!g, schrie sie jetzt. Irgendwo bellte ein Hund.
„Ja, das
habe ich noch nicht richtig gestellt.g Ihr Mund öffnete sich ungläubig.
„Du
hastc? Du hast es ihr nicht gesagt? Warum zur Hölle denn nicht?g Er verzog
knapp den Mund.
„Ich
fand es witzigg, knurrte er jetzt. Gott, hatte er den Verstand verloren?
„Witzig?
Das ist doch wohl nicht dein Ernst? Witzig? Bescheuert, widerlich, pervers und
völlig undenkbar – aber nicht witzig, Malfoy!g Sie versuchte ihre Stimme zu
senken, aber es gelang ihr nur mit Mühe.
„Pervers?g,
fragte er jetzt und betrachtete sie argwöhnisch. „Was denkst du eigentlich von
mir, Granger?g Oh, sie dachte so einiges von ihm.
„Wieso
machst du das? Wieso machst du sowas?g Sie sah ihn kopfschüttelnd an. Sein Mund
öffnete sich entrüstet.
„Ich
mache irgendwas? Das ist deine Geschichte, Granger. Du hast mir erzählt, dass
sie das denkt. Du hast es doch nicht abgestritten! Und ich kann mein Haus
abgeben, wann immer ich es will!g Er schlug den Kragen seiner Jacke hoch.
Sie
atmete langsam aus. Der Hund bellte noch einmal. Bald würde der Besitzer dazu
aufwachen und dann würden sie auch noch Ärger bekommen. Fast dreißig und Ärger
wegen Ruhestörung. Das fehlte ihr gerade noch so. Er schien sich wieder zu
fassen. „Entschuldige, aberc es hat mir gefallen.g
Was
hatte ihm gefallen??? Sie sah ihn an. Mit riesengroßen Augen. Seine Mundwinkel
zuckten wieder. „Alsoc Pansy aufzuregen. Sie ist ein mieses Drecksstück. Und
dass ich dich da mit reinziehen musste, war sehr kindisch von mir. Das Haus
abzugeben, ehe ich die Rechnungen bezahlt habe, war wahrscheinlich auch
kindisch, aber ichc im Momentc bin ich anscheinend kindisch.g Sie war sich
nicht sicher, ob er noch mit ihr sprach oder mit sich selbst.
Denn
jetzt sah er an sich herunter. Dann lachte er plötzlich. Sie wusste nicht, ob
sie Angst vor ihm haben sollte, oder ob sie oben in ihrer Wohnung einfach
eingeschlafen war und das hier ein Traum war.
„Ich
gehe nachts joggen, Grangerg, lachte er jetzt. „Dabei habe ich es gar nicht
nötig. Du bist nur ein Miststück.g Sie starrte ihn verwirrt an. Was? Er
beleidigte sie? Weshalb jetzt wieder?
„Du bist
ein Arschloch!g, konterte sie. Er seufzte laut.
„Nein.
Wahrscheinlich schon. Nur im Moment eher nicht.g Sie konnte ihn nicht mehr
einschätzen. Wahrscheinlich war er verrückt geworden. „Du bist einfachc zu viel
für mich. Ich nehme langsam schon ernst, was du sagst, Granger.g Sein Blick war
kalt. Wollte er hier mit ihr abrechnen? Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Gut.
Dann bin ich froh, dass du das Haus Pansy gegeben hast, denn wir wollen ja
nicht, dass der arme kleine Malfoy in seiner heilen Welt einen Dämpfer bekommt,
richtig?g, fuhr sie ihn an und sie war sich sicher, für eine Sekunde wollte er
sie um die Schultern fassen und schütteln oder schubsen oder schlagen oder
irgendwas, was Körperkontakt in Anspruch nahm.
„Wie
passt das eigentlich in deinem Kopf zusammen, Granger?g Er zog sich jetzt die
Jacke aus, anscheinend war ihm zu heiß. Erkältung, kam ihr wieder in den Sinn.
Aber sie wünschte ihm regelrecht eine Erkältung. Er trug ein schwarzes Shirt,
ärmelfrei. Gott, musste er frieren.
„Denkst
du, du kannst dir das so einreden? Denkst du, ich rette deinen Arsch, weil ichc
keine Ahnung, gerade nichts Besseres zu tun habe? Denkst du wirklich, du kannst
mich als Todesser in deine kleine Ecke schieben, weilc du denkst, dass Menschen
sich nicht ändern? Wieso?g Ihr Mund klappte auf. Was wollte er von ihr?
„Denkst
du, es ist so einfach?g Er hob die Arme, denn anscheinend erwartete er wirklich
eine Antwort.
„Es ist
fast wegg, sagte sie stattdessen und runzelte die Stirn. Er sah sie verwirrt
an. Dann begriff er und blickte auf seinen Unterarm.
„Ja,
fastg, erwiderte er. Tatsächlich war sein Mal ganz grau geworden. Es
erschreckte sie, dass es nichts mehr bedeutete. Es ängstigte sie nicht einmal
mehr.
„Ich
werde mich nicht bedanken, Dracog, sagte sie kalt. Sie wusste nicht, warum sie
das Bedürfnis hatte, es laut zu sagen, aber sie musste es tun.
„Wie oft
hast du meinen Vornamen schon benutzt?g Er schien sich tatsächlich für die
Antwort dieser Frage zu interessieren.
„Vergiss
es einfachg, erwiderte sie böse und schritt die Straße entlang. Sie war
erwachsen, sie musste sich nicht mehr mit so etwas abgeben.
„Warst
du schon immer so, oder bringe ich diese Seite in dir zum Vorschein?g Sie hielt
zornig inne.
„Nein,
ich war nicht immer so!g, schrie sie jetzt und alle Hunde dieser Welt waren ihr
scheiß egal, die jetzt anfingen zu bellen.
„Also
ist es wegen mir?gSie wandte sich so schnell um, dass er fast in sie
hineingelaufen wäre. Sie musste den Kopf nach oben recken, um ihn anzusehen.
„Der Albtraum war derselbe, den ich auch habe, richtig, Granger?g, fragte er
jetzt, ohne sie zu Wort kommen zu lassen. „Derselbeg, widerholte er ruhig.
Ihr Atem
ging schneller. „Halt deine Klappe und verpiss dich, Malfoy.g Seine Augen schienen
dunkler zu werden.
„Ich
gehe nachts joggen, weilcg
Sie sah
ihn an. Nichts passierte. Er sprach nicht weiter. Sie wollte es auch nicht
wissen. Sie wollte nicht hören, dass er wie sie war, oder dass sie irgendetwas
verband, mochte es auch noch so hässlich sein. Noch so klein und unbedeutend,
oder so bedeutend, dass es eben kaum auszuhalten war.
„Komisch,
nicht wahr? Ich verlasse Malfoy Manor und die Thestrale sterben, weil die Qual
geht. Ich sterbe nichtg, fügte er ruhig hinzu. Sie öffnete den Mund. Die Leere
in seinen Augen war unerträglich. „Ich bin nicht mein Vaterg, sagte er jetzt.
„Du
erkältest dichg, flüsterte sie jetzt.
„Vielleichtg,
erwiderte er. Sie wusste nichts anderes zu tun. Sie zog ihren dicken Mantel
aus. Der Wind traf sie kalt. Sie hielt ihn ihm entgegen. Ihre Hände zitterten.
Er sah sie an. Hier stand sie in ihrem Pyjama. Er war hellblau und kleine
Blumen rankten sich an der Knopfleiste entlang. Er lächelte kurz.
„Danke.
Ich brauche ihn nicht.g Er nahm ihn und legte ihn ihr wieder um die Schultern.
„Mir ist nicht kaltg, fügte er ruhig hinzu. „Zehn Neinsg, sagte er jetzt mit
einem feinen Lächeln.
„Was?g,
fragte sie, ohne zu verstehen.
„Falls es dich interessiert. Ich gehe joggen wegen zehn Neins.g Sie sah ihn an.
Langsam öffnete sich ihr Mund. Sie begriff für eine Sekunde, aber es machte gar
keinen Sinn. Sie konnte nicht sagen, ob ihn dieser Satz Überwindung gekostet
hatte. Und sie wusste nicht, was dieser Satz bedeuten sollte. Sie wusste nur,
jetzt gerade war ihr nicht mehr kalt.
Der Tag
zog träge an ihm vorbei. In seinem Kopf wiederholte sich die nächtliche Szene
immer und immer wieder. Was war passiert? Er wusste es nicht. Er wusste nur, er
hatte Granger ein Haufen an Dingen gesagt, die sie auf ewig gegen ihn verwenden
konnte.
Nach
einer Weile hatte er gedacht, es würde darauf hinaus laufen, dass sie
miteinander schlafen würden. In der Sekunde als er ihren anbetungswürdigen
Pyjama gesehen hatte, dachte er sowieso, dass sie es wollen würde.
Aber es war
gar nichts passiert. Er hatte ihr sogar gesagt, dass er wegen ihr nachts joggen
ging. Zumindest war er so gut wie überzeugt, dass er das zu ihr gesagt hatte.
Aber sie
hatte gar nicht reagiert. Sie hatte ihm ihre Jacke geben wollen. Hatte das
irgendwas bedeutet? Hatte sie Mitleid mit ihm gehabt?
Was
hatte er noch gleich für einen Unsinn über Thestrale erzählt?
Und
wieso zum Teufel hatte er keinen Sex mit ihr gehabt.
Ganz
abgesehen von der Tatsache, dass sie ein Schlammblut war und eine der Personen,
die er auf den Tod hasste, war das doch der ideale Ausgang für diese Nacht
gewesen. Er kannte kein Szenario in dem Sex so gut gepasst hätte. Sei es nur
Mitleidssex oder Sex aus Wut, aus Hass oder eben einfach nur so.
Er
kannte doch alle Szenarios dieser Welt. Er hatte sie praktisch erfunden.
Er
drehte den teuren Federhalter in seinen schlanken Fingern. Er wusste, was diese
Finger konnten. Er kannte den weiblichen Körper viel zu gut, als dass er keinen
Sex haben konnte!
Was war
nur passiert? Wieso hatte er nichts getan? Vielleicht war es doch der Ekel vor
dem schmutzigen Schlammblut gewesen.
Nur –
daran lag es nicht!
Oder
doch?
Er war
selten so verwirrt und orientierungslos gewesen. Wirklich selten.
Und er
war müde. Denn er war schließlich um vier ins Bett gekommen und hatte exakt
drei Stunden geschlafen. Er hatte keine Lust gehabt irgendeinen Zauber
anzuwenden, damit er sich vorgaukeln könnte, er wäre ausgeschlafen.
Müdigkeit
stand seiner schlechten Laune ausgezeichnet. Er hoffte bloß, sie hatte auch
beschissen geschlafen.
Nachdem
sie nichts mehr zu ihm gesagt hatte, war er einfach gegangen. Er erhob sich
abrupt, ging zu dem Spiegel gegenüber an der Wand und betrachtete sich
kritisch. Er konnte sich nicht erinnern, früher jemals so häufig in den Spiegel
geblickt zu haben. Wieso zum Teufel war er unsicher? Er musste es nicht sein.
Er war perfekt.
War er
das? Ja, war er.
Seine
grauen Augen betrachten sein Gesicht aufmerksam. Keine Falten. Nicht einmal um
die Augen herum. Keine hängenden Wangen. Seine Lippen waren voll, wie immer.
Seine Harre waren hell und dicht, keine kahlen Stellen. Sie vielen ihm
jugendlich in Stirn, und er war sich sicher, es gab Mädchen, denen dies, nach
wie vor, gefiel. Ganz bestimmt sogar. Er öffnete das Jackett. Kein Bauch war
unter seinem Hemd zu erkennen. Gut, der Sixpack war auch nicht mehr vorhanden,
aberc wenn man nicht mehr trainierte, dann war er eben verschwunden.
Wieso
war alles so kompliziert? Vielleicht lag es an seiner neuen Unfähigkeit. Seine
Unfähigkeit, Pansy zu vögeln, wann immer er es wollte. Vielleicht lag es daran,
dass er nur Granger vor der Nase hatte. Als einzige Frau in einer ganzen Weile.
Vielleicht fühlte er sich nur körperlich zu ihr hingezogen, weil einfach gerade
niemand anders da war.
Und sein
Gehirn hielt ihn aber zurück, weil sie ein schmutziger Muggel war. Das musste
es doch sein, richtig? Und wenn diese Theorie stimmte, dannc dann musste er
doch jede andere flachlegen können.
Er war
sich nicht sicher, ob das richtig war.
Er
musste das testen.
Er verließ
eilig sein Büro. Draußen saß das Mädchen am Empfang. Er hatte keine Ahnung
mehr, wie sie hieß. Mary? Julie? Janet? So ähnlich zumindest.
Sie
schrieb gerade gelangweilt auf einem Stück Pergament, während der Kamin summte.
Anscheinend wartete jemand darauf, verbunden zu werden. Sie sah ihn und sprang
fast aus ihrem Stuhl.
„Mr
Malfoy! Ichc wäre sofortcg Sie deutete etwas hilflos auf den Kamin. Er
schüttelte den Kopf.
„Warten
Sie damit kurz.g Er näherte sich und sie wusste wohl nicht, ob er sie anschreien
oder sofort feuern wollte. Er versuchte ein Lächeln. Gott, er hatte keine
Ahnung, was passiert war. Er fühlte sich absolut nicht überlegen und gelassen.
Absolut nicht! Vielleicht war das nur etwas, was in der Schule funktioniert
hatte? Vielleicht war es etwas, mit dem er Pansy in der Schule hatte gewinnen
können, aber mit dem er sie nachher nicht hatte halten können, weil es einfach
nicht mehr da warc.
„Mr
Malfoy, ichcg Anscheinend wollte sie sich schon wieder rechtfertigen und eilte
zum Kamin. Er umfing ihr Handgelenk. Sie sah ihn an, als erwarte sie, dass er
sie jetzt schlagen würde. Gott, wenn er wirklich diesen Anschein vermittelte,
dann wunderte er sich, weshalb sie nicht schon längst gekündigt hatte.
„Hören
Sie, können Sie mir eine simple Frage beantworten?g Sie schluckte heftig.
„Bitte, warten Sie! Ich kann das erklären. Die Anrufe über Floh, die Sie nicht
sofort bekommen haben tun mir schrecklich leid! Ich versuche wirklich immer,
dasscg Er hob den Finger und legte ihn in auf die Lippen. Ihre Stimme war
unerträglich.
Aber er
wusste noch, weshalb er sie vor einigen Jahren eingestellt hatte, als er noch
nicht völlig eingerostet und frigide war. Sie war nämlich heiß. Verflucht
heißt, um genau zu sein. Manche Kollegen kamen nur wegen ihr zur Arbeit. So wie
manche Kunden. Sie war strohdumm, das bestritt er keineswegs, aber damals waren
seine Auswahlkriterien von andererc Natur gewesen.
Ihre
Augen wurden groß. „Seien Sie für einen Augenblick bitte stillg, sagte er
ruhig. Er lehnte sich vor. „Sagen Sie, finden Sie mich attraktiv?g Er hätte
gerne ihren Namen verwendet, denn er erinnerte sich, dass es Frauen durchaus
mochten, wenn man ihren Namen benutzte.
Es
kostete ihn Anstrengung seinen Finger nicht sofort zurückzuziehen, sondern ihn
langsam über die Linie ihres Kiefers wandern zu lassen. Sie sah ihn an. Immer
noch. Langsam öffnete sich ihr Mund vor Überraschung. Es war ihm etwas
unangenehm, dass sie ihn so anstarrte.
„Was?g,
flüsterte sie jetzt völlig verwirrt. Und er wusste, genau jetzt musste er etwas
sagen. Etwas Überzeugendes, etwas, wozu sie unmöglich nein sagen konnte – oder
ja. Oderc egal. Eigentlich müsste er jetzt etwas tun. Musste er sie küssen?
Musste er die Frage wiederholen? Aber wenn er sie wiederholen würde, wäre das
dann nicht schwach? Hätte sie nicht längst sagen müssen, ja, Gott, ja?
Kurz war
er überfordert. Er sah sich selber schon, wie er ihren Hals küsste, wie er sie
hier auf ihrem Schreibtisch nahm und sich einen Scheiß scherte, ob jemand
vorbei kam.
Aber
wieder einmal tat er gar nichts. „Sie sollten wieder an die Arbeit geheng,
sagte er mit rauer Stimme, ließ seinen Finger wieder sinken und wandte den
Blick von dem jungen Mädchen ab.
„Jac Mr
Malfoycg Sie verschluckte sich fast beim Sprechen. Ob das nun vor Entrüstung
oder vorc Wollust war, vermochte er nicht zu sagen.
Blowjob.
Genau
das brauchte er jetzt. Wie bekam man so etwas noch gleich? Er wusste es nicht
mehr!
Sollte
er noch mal rausgehen? Wenn er es nicht einmal schaffte, dass ihn seine
Sekretärin vergötterte, dann hatte er wohl keine Chance darauf, dass es noch
irgendjemand tat.
Oder er
lag falsch und übertrieb.
Es war
egal, denn unterm Strich änderte es nichts – er hatte gerade eben anscheinend
versagt.
Zurück
in seinem Büro, schloss er die Tür hart hinter sich. Verfluchte Scheiße. Er
griff nach dem gläsernen Briefbeschwerer. Er erinnerte sich schwach, dass er
Lucius gehört hatte. Mit voller Kraft warf er ihn gegen die nächste Wand.
Er
zerbrach in tausend winzige Splitter.
Er
atmete heftig. Kurz sah es so aus, stünden die Splitter in Flammen. Dann
verrauchte eine schwarze Wolke. Er runzelte die Stirn. Was zum Teufel war das?
Dann klärte sich sein Blick.
Er
betrachtete sich das Büro genauer. Lauter Kleinigkeiten hingen an den Wänden,
die Pansy damals angeschleppt hatte. Der Teppich war alt und wohl noch aus
Malfoy Manor. Viele Sachen waren hier, von denen er nicht zu sagen vermochte,
ob er sie erstanden, oder ob sie aus der Familie waren.
Er
fragte sich automatisch, ob noch alte Flüche auf den Dingen lagen. Er könnte
sie wegwerfen, einfach zerstören.
Aberc
vielleicht wäre das zu leicht. Seine Mundwinkel bewegten sich kurz. Er hatte
das Gefühl sie bewegten sich nach oben.
Es wurde
wirklich mal Zeit, dass er sein Büro entfluchen ließc. Wirklich Zeit.
Und er
würde Blaise Bescheid sagen. Sie sollten sich wirklich mal wieder treffen.
Nachdem er heute Joggen war und Hanteln gestemmt hatte, bis er nicht mehr
konnte.
~*~
„Fertig.g
Dean rieb sich stolz die Hände Als hätte er wirklich irgendwas hier zustande
gebracht. Sie sahen sich ein letztes Mal in Malfoy Manor um. Heute waren sie
nicht gestört worden. „Du siehst nicht fit aus, Hermineg, bemerkte er jetzt
besorgt. Sie zauberte irgendwie ein Lächeln auf ihre Züge und er strich ihr
über den Rücken. „Ja, das war anstrengend hier. Es tut mir so leid, dass ich
nicht da war. Hast du schlecht geschlafen?g
Schlecht
geschlafen war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Die ganze letzte Nacht
kam ihr vor wie ein verflucht seltsamer Traum. Sie hatte ungefähr zwei Stunden
geschlafen. Mit Unterbrechungen, in denen sie wach wurde und sich fragte, ob
sie draußen tatsächlich Draco Malfoy beim Joggen getroffen hatte, der ihr dann
erzählte, dass er wegen ihr Joggen war, weilc weil was?
Weil sie
nichtc eine Affäre mit ihm angedichtet haben wollte, weil er dachte, sie würde
ihn für unattraktiv haltenc - was sie auch tat! Definitiv.
Natürlich
hatte sie sich für eine winzige Sekunde geschmeichelt gefühlt. Sie hatte
immerhin ihre Jacke ausgezogen. Für ihn. Sie hatte ihm ihre Jacke geben wollen.
Sie hoffte, er würde darüber hinweg sehen und nie wieder daran denken.
Zehn
Neinsc Es klang dumpf in ihren Ohren. Darum ging es? Draco Malfoy machte sich
darüber Gedanken? Sie begriff es nicht. Absolut nicht.
Und sie
schämte sich fast selber für ihre Gedanken, aber einem gewissen Punkt, hatte
sie gedacht, dass es tatsächlich auf Sex – oder zumindest etwas Vergleichbares
– hinauslaufen würde. Das hatte es nicht getan.
Nach den
Zehn Neins hatte sie nicht gewusst, was sie hätte sagen können. Sie wusste
nicht einmal ob es darauf etwas zu sagen gab. Sie ärgerte sich selbst, dass sie
Sex in Erwägung gezogen hatte. Nein, nicht mal in Erwägung, sie hatte nur ganz
kurz daran gedacht, wie es wäre, wenn er sie einfach geküsst hätte.
Sie ärgerte
sich umso mehr, denn das hatte er nicht getan undc wahrscheinlich, weil sie
eine Muggel war. Es war so offensichtlich und sie war so dämlich. Hier stand
sie jetzt mit Dean, der Mann, der tatsächlich mit ihr ausgehen wollte, und
dennoch dachte sie nur noch an diesen blonden Teufel, der sie nachts anschrie,
fertig machte, vollkommen unverständlich blieb und dannc einfach verschwand.
Der sie in der Dunkelheit und Kälte stehen ließ, ohne dass sie wirklich wusste,
was eigentlich passiert war.
Sie
ärgerte sich auch darüber, dass ihr ausgerechnet jetzt die Geschichten
einfielen, die sie Lavender und die anderen Mädchen hatte erzählen hören, wann
immer der Name Draco Malfoy in der Schule gefallen war.
Natürlich
machte man sich darüber Gedanken. Natürlich dachte man als Frau daran, wie es
wohl war von einem Typen verführt zu werden, von dem jede Frau nur zu schwärmen
wusste. Wahrscheinlich stimmte es nicht, denn wenn sie sich an Pansy erinnerte,
dann kam es ihr nicht so vor, als könne diese nicht ohne Malfoy leben.
Sie
wusste nicht weiter. Sie wollte auch nicht mehr darüber nachdenken. Der Mann,
der mit jedem Mädchen in Hogwarts geschlafen hatte, hatte sie nicht einmal
berührt.
Gestern
dachte sie, er hatte sie im Keller tatsächlich berühren wollen, aber wahrscheinlichc
hatte sie sich einfach geirrt. Wahrscheinlich war das alles ein großes
Missverständnis. Und sie sollte wirklich nicht darüber nachdenken, ob Draco
Malfoy sie anfassen will oder nicht, sondern über die Frage, ob sie damit leben
konnte, dass sie sich schuldig fühlte, wenn sie an ihn dachte.
Sie
sollte vielleicht mit einem Psychologen darüber reden. Sie wusste es nicht
genau. Aber das war wirklich zu viel Aufmerksamkeit, die sie Malfoy dann zu
kommen ließ, oder?
„Nein,
ich habe gut geschlafen?g, log sie schließlich und Dean wirkte nicht überzeugt.
„Vielleicht
gehen wir heute doch nicht aus. Du solltest dich hinlegen. Ich meine, du wirkst
müde, Hermine.g Sie war auch müde, verflucht noch mal.
„Gut,
wie du meinst.g Sie war froh, dass er vorschlug, dass sie zu Hause bleiben
sollte. Müde war hier wohl die größte Untertreibung. „Ja, das werde ich tun.g
Und sie würde nicht rausgehen. Nie wieder. Nicht einmal nach einem Albtraum.
Sie
hasste alle Malfoys. Das würde sich nicht ändern.
Egal wie
seltsam sich ein Malfoy ihr gegenüber sich auch verhalten mochte.
~*~
„Alles
klar? Du siehst gut aus, Draco.g Er wusste nicht, ob Blaise nur höflich war
oder es ernst meinte.
„Alles
bestensg, erwiderte er also.
„Ich
habe gehört, Pansy bekommt das Haus?g Er schüttelte mitleidig den hübschen
Kopf, der voller dunkler Locken hing. Zabini wirkte wesentlich jünger als er.
Aber vielleicht irrte er sich. Er verstand ihn kaum noch, denn die Musik wurde
lauter.
Die
Mädchen begannen zu tanzen. „Bereit für die erste Runde?g Blaise grinste ein
unverschämtes Grinsen. Er winkte zwei Mädchen rüber, ehe Draco etwas hatte
sagen können. Dann schwieg er auch. Denn die Mädchen stellten sich tatsächlich
an, einen Lapdance zu veranstalten.
„Ich hab
gehört, du hast eine Affäre mit Granger?g, rief er jetzt als die Mädchen
anfingen zu tanzen. Die eine setzte sich mit einem anzüglichen Lächeln auf
seinen Schoß. Draco hielt ganz still.
„Hast du
mit Pansy gesprochen?g, erwiderte er und verdrehte die Augen.
„Also
stimmt es nicht? Konnte ich mir sowieso nicht vorstellen.g Er wusste nicht, ob
er wieder log oder es ernst meinte. Gott, seit wann konnte er nicht einmal mehr
so was unterscheiden?
Das
Mädchen bewegte sich rhythmisch über ihm. Sie küsste lasziv seinen Hals. Aber
er spürte nicht mal den Ansatz einer Erektion. Gott, er war erbärmlich,
überlegte er knapp. „Du darfst mich ruhig anfasseng, schnurrte das Mädchen über
ihm. Sie griff nach seinen Händen und legte sie auf ihre spärlich bekleideten
Schenkel. Draco schluckte.
Ok. Er
konnte das gut. Er wusste, er konnte das gut. Er überlegte, dass man das, was
sie tat, gut als Trockenvögeln bezeichnen konnte. Blaise ging anscheinend
vollkommen hier auf. Er stöhnte ungeniert, zog das Mädchen beinahe aus und ihr
schien es auch noch zu gefallen. Jetzt küsste er sie hungrig auf den Mund und
Draco überlegte, ob er das einfach tun sollte.
War das
so etwas wie ein Gewissen, das er auf einmal hatte?
Er hatte
keine Ahnung. Er hatte erwartet, wenn ein Mädchen den ersten Schritt machen
würde, dann wäre es für ihn nur noch ein Kinderspiel. Aber anscheinend stimmte
das auch nicht.
Er
rekapitulierte. Wenn er die Initiative ergreifen wollte, dann schaffte er es
nicht. Er brachte es nicht über sich, wurde unsicher und vollkommen erbärmlich.
Und wenn
hier jetzt eine Frau das Kommando übernahm, dannc war es genau dasselbe.
Nichts
passierte. Wieso nicht? Er überlegte. Was war anders?
„Warteg,
murmelte er. „Beweg dich nichtg, fügte er leise hinzu. Sie hörte ihn und hielt
inne.
„Stimmt
was nicht, Mister?g, fragte sie etwas verärgert. Er überlegte. Er versuchte
alles in seinem Kopf auszuschalten, versuchte zu vergessen, dass er geschieden
war, dass er seit Jahren dieselbe Arbeit verrichtete und dass er sein Leben
verabscheute. Er versuchte zu vergessen, wie oft er sich in letzter Zeit
blamiert hatte, versuchte zu verdrängen, dass die Sorgen und Albträume ihn
erschlugen.
Für
einen Moment schloss er die Augen und senkte den Blick. Er blendete die Musik
aus.
Er
erinnerte sich an jeden Morgen.
Jeder
Morgen begann damit, dassc ja, er hatte sich gewaschen und angezogen. Seine
Finger schlossen die Knöpfe seines Schulhemds, er zog den grünen Blazer über.
Er mochte, dass sich seine Muskeln unter dem Stoff abzeichneten.
Und er
wusste, wie viel Arbeit er in seinen Körper gesteckt hatte.
Er
erinnerte sich, dass er mochte, wie seine Haare in die Stirn fielen und dass
Pansy jeden Morgen unten auf ihn gewartet hatte, im Gemeinschaftsraum. Er war
sich der Blicke aller Mädchen gewahr gewesen.
Die Zeit
als Schulsprecherc Selten war er da wirklich alleine aufgewacht.
Die
Mädchen hatten seinen Namen geschrieen. Jeder hatte seinen Namen benutzt,
einfach nur, um ein Teil von ihm zu besitzen, so war es ihm vorgekommen.
Menschen hatten mit ihm gesprochen, nur um mit ihm zu sprechen, damit sie
seinen Namen benutzen konnten, damit sie gesehen werden konnten, wie sie mit
dem Schulsprecher sprachen.
Gott.
Das
Gefühl überkam mit großer Macht. Er war beliebt gewesen. Nicht weil er klug war
oder besonders freundlich.
Nein. Er
hatte gut ausgesehen. Aber nicht nur das. Nein, nicht nur das. Es ging immer
nur darum, was man damit anstellte. Er war sich sicher, mittlerweile sah er
nicht mehr so blendend aus, wie mit siebzehn, aber dennoch hielt er es für
ausgeschlossen, dass sich Verhaltensmuster änderten, nur weil man die
Gesellschaft verlassen hatte, in der man sie entwickelt hatte.
Das
Problem war nur, es wurde ihm nicht mehr alles auf einem goldenen Tablett
serviert.
Vielleicht
konnte er dieses Problem lösen.
Ihm
fehlte die Furchtlosigkeit. Ihm wurde bewusst, dass Risiko und Angst recht nahe
beieinander lagen. Das Mädchen sah ihn immer noch an.
Er legte
den Kopf leicht zur Seite. Sie war mäßig hübsch. Ihr Körper war exquisit.
„Draco.
Mein Name ist Dracog, sagte er jetzt. „Sag meinen Nameng, befahl er jetzt. Es
fiel ihm beinahe leicht.
„Ok.g
Zuerst schien sie verwirrt zu sein, aber er blickte sie unverwandt an. Er
spürte den Alkohol in seiner Blutbahn. Selten trank er noch so viel, als dass
es wirklich Einfluss auf seine Wahrnehmung nahm. Es war ein angenehmes Gefühl,
musste er zugeben. „Alles ok, Draco? Findest du mich nicht sexy genug?g
„Sei
stillg, befahl er knapp. Ihm gefielen ihre dunklen Haare. Kurz wirkte sie
verstimmt. Er spürte, wie etwas mit seinem Gesicht geschah. Er lächelte. Kein
Lächeln der Freundlichkeit, der Unsicherheit oder weil etwas witzig war. Nein.
Es war ein schlichtes Lächeln reiner Überlegenheit.
„Vielleicht
hast du Lust nachher nochc zu dir zu gehen, wenn ich hier fertig bing, schlug
sie vor und küsste wieder seinen Hals. Ihre Hand wanderte ungeduldig zu seiner
Hose. Er konnte sich denken, weshalb Blaise diesen Ort gewählt hatte.
Anscheinend ließen sich die Damen hier leichtc überreden. Er fing ihre Hand
plötzlich ab. Sie sah ihn verwirrt an.
„Danke,
nein.g Er lächelte immer noch.
„Was?
Wieso nicht?g Sie presste sich gegen seinen Schoß, aber er blieb unbeeindruckt.
Er wusste wieder, was er vergessen hatte.
Jedenfalls
war er sich so gut wie sicher, dass er es wusste.
„Geht
dich nichts an. Tanz für mich, dafür wirst du doch bezahlt, richtig?g Zuerst
dachte er, sie würde gehen, aber sie blieb und schien sich extra viel Mühe zu
geben, damit er seine Meinung wohl doch noch änderte. Aber das hatte er nicht
wirklich vor.
Blaise
hingegen zu seiner rechten, schien bereits hier und jetzt erledigen zu wollen,
wozu er später noch genug Zeit hatte.
Draco
legte den Kopf zurück und hoffte, er würde über Nacht nicht wieder vergessen,
wonach er so dringend gesucht hatte.
Vielleicht
war es wirklich so leicht. Vielleicht betrank er sich ab jetzt auch einfach
vorherc.
Ein
hässlicher Brief von Pansy Malfoy-Parkinson lag vor ihr auf dem Tisch und sie
seufzte schwer. Immerhin würde Pansy bezahlen, das war ein Gutes.
Immerhin
war alles dort erledigt und sie musste sich nicht weiter ärgern.
Natürlich
würde sie sich noch genug über die anderen Reinblüter ärgern, die sie zum
Entfluchen buchten, aber sie war sich sicher, dass keine Erfahrung jemals an
dieses Erlebnis ran reichen würde.
Harry
hatte sich bei ihr ebenfalls gemeldet. Er hatte Urlaub eingereicht und sie war
heute zum Abendessen eingeladen.
Das kam
ihr sehr gelegen, denn so konnte sie Dean entkommen. Zwar war das nicht
unbedingt nett von ihr, aber sie wollte wirklich nicht, dass sie ihn ausnutzen
würde undc na ja, dann wäre er verletzt.
Wahrscheinlich
war er jetzt sowieso schon verletzt.
Sie
wickelte sich eine Strähne um ihren Finger. Sie wusste eigentlich gar nicht,
was sie wollte. Sie hatte in den letzten Tagen kurz das Gefühl gehabt, dass sie
wirkliche eine körperliche Beziehung nötig hatte, weilc nun, weil der Körper
eben ab und an Sex brauchte. Sie wusste, irgendwann begann Sex einfach zu
fehlen.
Aber sie
war sich nicht ganz sicher, was das ausgelöst haben konnte. Sie war nicht dumm.
Wahrscheinlich war ein Malfoy im Bademantel eben etwas, dem man nicht ohne
Weiteres widerstehen konnte. Wahrscheinlich sollte man dem widerstehen können,
aber vielleicht war sie einfach zu schlecht darin.
Oder
vielleicht lag es auch nicht an Malfoy, sondern eben daran, dass er ein Mann
war.
Sie
seufzte wieder. Es war verrückt. Wenn sie an Dean dachte, dann hatte sie
überhaupt keine Lust auf Sex. Dabei war er wirklichc er sah gut aus. Ja, tat
er. Er war größer als sie, wenn auch nicht viel, aber größer. Er hatte ein
freundliches Lächeln, schöne Arme und er kleidete sich gut.
Dennochc
sie spürte kein Verlangen. Ihr Denken setzte nicht plötzlich aus und sie konnte
an nichts anderes mehr denken alsc na ja, eben an das eine.
Aber bei
Dean? Die Frage war, weshalb nicht bei Dean? Oder bei irgendwem? Eigentlich war
es auch überhaupt nicht wichtig. Sie nahm an, dass sie es ohne Weiteres
schaffen würde, noch eine Weile Single zu bleiben.
Der
nächste Freund kam bestimmt. Da war sie sich so gut wie sicher. Natürlich gab
es die kleine Angst, dass sie niemals den perfekten Mann finden würde, aberc
sich darüber jetzt Sorgen zu machen? Das passte nicht wirklich zu ihr.
Wahrscheinlich
war tief in ihrem Innern ein dämliches Bild von Draco Malfoy verwurzelt. Ein
sehr dummes, absolut unpassendes Bild, dem er eigentlich auch überhaupt nicht
entsprach.
Oder es
lag überhaupt nicht an ihm. Sie war ziemlich unglücklich, das konnte sie mit
Sicherheit behaupten. Und egal, was sie tat, im Moment änderte sich daran gar
nichts.
Ein Memo
erreichte ihren Schreibtisch. Dean würde sich bestimmt freuen. Denn
mittlerweile hatte er wieder richtig Lust auf die Arbeit.
Sie
öffnete das Memo und erstarrte.
Sie
runzelte die Stirn. Das konnte eigentlich nicht wirklich sein. Vielleicht war
es ein Fehler. Bestimmt war es ein Fehler. Denn auf dem Pergament stand, dass
Draco Malfoy einen Fluchbanner für sein Büro benötigte. Sie schüttelte stumm
den Kopf.
Er
konnte unmöglich sie damit meinen. Es gab noch mehr Fluchbanner. Er hatte es
doch ziemlich klar gemacht, dass er sie unter allen Menschen nicht wirklich
leiden konnte. Und das war umgekehrt genau dasselbe.
Vielleicht
sollte sie es an ihre Partnerabteilung geben? Das würde sie tun.
Sie
erhob sich augenblicklich, denn sie hatte irgendwie kein gutes Gefühl dabei, zu
warten bis Dean zurück kam. Sie wollte nicht darüber nachdenken, weshalb.
Deswegen beeilte sie sich in den nächsten Stock zu kommen.
Holloways
Abteilung brauchte auch dringend mal etwas Neues, befand sie. Sie klopfte an
die Tür. Kurz darauf betrat sie das Zimmer.
„Morgeng,
begrüßte sie die beiden Kollegen. „Ich habe hiercg Sie wedelte demonstrativ
abweisend mit dem Memo, „c ahemc einen Auftrag von Mr Malfoy. Wenn ihr euch
darum kümmern würdet?g Sie erntete einen bösen Blick von ihrer Kollegin Jane.
„Ja, wir
hatten auch vor den Auftrag zu übernehmen, aber Mr Malfoy besteht darauf, dass
Sie sich darum kümmern, Hermine.g
„Mr
Malfoyc besteht daraufc?g, wiederholte sie ungläubig und wusste, es konnte sich
nur um einen besonders schlechten Scherz handeln.
„Ja. Und er wäre dankbar, wenn Sie heute noch vorbeikämen.g Sie war sich
sicher, sie und Jane duzten sich bereits, aber anscheinend war das wieder
vorbei.
Das
konnte nur ein Missverständnis sein. Sie wollte ihn nicht fragen und sie wollte
ihn eigentlich sowieso nicht mehr sehen.
„Ahag,
erwiderte sie deshalb und zog es vor, nichts mehr dazu zu sagen. Vor allem
würdigte Jane sie keines Blickes mehr.
Wenn
Malfoy sich nur mit ihr streiten wollte, dann würde sie sich bestimmt nicht darauf
einlassen.
Ein
Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es gleich Mittag war.
Die
verrückte Hermine in ihr rebellierte bereits begeistert, denn sie hatte sowieso
noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen, wegen Pansys unverschämtem Brief.
Die
normale Hermine hatte Angst.
Aus
mehreren Gründen, die ihr zum Teil unerklärlich, peinlich und völlig absurd
schienen, gewann die verrückte Hermine den Kampf.
Noch ehe
sie Mittagspause hatte, verließ sie das Ministerium apparierte vor sein Büro.
Ehe sie wirklich einen Plan hatte zurecht legen können, hatte sie das Gebäude
betreten.
Und sie
hasste es.
Alles
hier war alt. Alles hier war magisch. Und alles hier schien nicht unbedingt
freundliche Magie zu sein. Aber was hatte sie auch von einer
Reinblüterversicherung erwartet? Bestimmt keine Muggelfreundlichkeit. Die
erwartete sie schließlich auch nicht von Malfoy.
Dieser
Idiot. Was fiel ihm eigentlich ein, sie noch einmal zu beauftragen? Dass er so
zufrieden mit ihrer Arbeit gewesen war, konnte unmöglich der richtige Grund
sein! Vielleicht suchte er nach einem Weg, sie doch noch zu verklagen.
Sie war
schon beinahe in absoluter Rage als sie im zweiten Stock ausgestiegen war. Sie
kam an einer Sekretärin vorbei, die nach ihrem Termin und ihrem Anliegen fragte.
Beherrscht erklärte Hermine, wer sie war und zu ihrer großen Überraschung
erklärte ihr das Mädchen kühl, dass Malfoy sie bereits erwarten würde.
Kurz
betrachtete sie die Tür mit Angst und Abscheu, dann klopfte sie hart an und
betrat das Zimmer, ohne auf seine Antwort zu warten.
Zwei
Türen musste sie öffnen. Er saß an seinem protzigen Schreibtisch und hob den
Blick, als sie eintrat.
Kurz
dachte sie, er wäre überrascht, aber sein Pokerface konnte sie nicht
durchschauen.
„Ms
Granger.g Er erhob sich lächelnd. „So früh hatte ich Sie gar nicht erwartet.g
Er kam sogar auf sie zu und reichte ihr seine Hand. Argwöhnisch betrachtete sie
diese und vermutete einen Fluch hinter seiner freundlichen Fassade, der sich
auf sie übertrug, sobald sie seine Haut berühren würde. Er wartete geduldig.
Sie
atmete langsam aus, verfluchte ihre Dummheit und schüttelte kurz seine Hand.
Aber nichts passierte. Kein Todesfluch traf sie aus dem Nichts. Sie sah ihn
ungläubig an.
„Was
soll das?g Er lächelte immer noch und sie bekam wieder angst.
„Bitte?g,
fragte er und irritierte sie nur noch mehr.
„Malfoy,
wiesoc engagierst du mich noch einmal?g Sie hatte keine Lust zu spielen. Vor
allem nicht, wenn sie nicht wusste, warum er es überhaupt tat. Irgendwas war
anders, aber sie konnte nicht genau sagen, was es war. Er wirkte ruhiger.
Gelassen, beinahec völlig distanziert.
„Ich war
zufrieden mit Ihrer Arbeit, Ms Granger. Wenn Sie sich jetzt mein Büro ansehen
möchten?g Er legte ihr die Hand auf den Rücken und führte sie somit durch den
großen Raum. Er fasste sie an! Draco Malfoy fasste sie an! Was passierte
gerade?
„Zufrieden?
Soll das ein Scherz sein, Malfoy?g
„Ich
mache selten Scherze über die Arbeit, Ms Granger. Ich nehme doch an, Sie
akzeptieren meinen Auftrag. Sonst wären Sie wohl kaum hier aufgetaucht?g Er
lächelte immer noch. Kurz glitt sein Blick über ihr Gesicht, über ihren Körper,
wieder hoch zu ihren Augen.
„Was?g,
fragte sie verwirrt. „Ichc ich bin außerdem hier, weil ich über Pansys Brief
sprechen wollte. Ich werde nicht akzeptieren, dass sie mich so behandelt. Und
ich dachte, vielleicht willst du davon in Kenntnis gesetzt werden?g Irgendwas
in ihr hoffte, ihn aus der Reserve zu locken, ihm abzugewöhnen sie zu siezen
und irgendwas von dem Malfoy, den sie kannte, wiederzufinden.
Es
geschah aber nicht.
„Es tut
mir wirklich leid, wenn Pansy etwas Unpassendes geschrieben hat, Ms Granger.
Ich bin sicher, es ist reine Eifersuchtg, fügte er hinzu.
„Aberc
ichc - es ist mir völlig egal, obcg Sie unterbrach sich selbst. „Oh, großer
Gott, ist das etwa Einhornfell?g Ihre Finger strichen schockiert über den
Sessel, der direkt vor ihr stand. „Malfoy, das ist absolut widerlich, herzlos
und streng verboten!g
„Es ist
nicht mein Stuhl. Ich habe ihn als Geschenk bekommen.g
„Und es
liegt ein Fluch auf diesem Stuhl?g, fragte sie argwöhnisch. Er verneinte knapp.
Sie war verwirrt. „Worauf vermutest du denn die Flüche?g, fragte sie und er
lehnte sich gegen das Holz seines Schreibtischs.
„Ich
glaube nicht, dass es wirklich akute Fluchschäden hier in meinem Büro gibt, Ms
Granger.g Ein Wolf. Ja, er ähnelte einem Wolf, überlegte sie gerade.
„Warumc
bin ich dann hier?g, fragte sie jetzt langsam und vermutete, vielleicht doch in
eine Todesfalle getappt zu sein. Er war zu freundlich, zuc charmant!
Das war
das Wort! Er war charmant. Über alle Maßen charmant. Aber wieso war er das? Und
vor allem, wieso war er das ihr gegenüber?
„Ich
dachte, wir unterhalten uns.g
„Überc?g
Sie wartete darauf, dass er es ihr erklärte.
„Worüber
Sie wollen.g Sein Lächeln war unerträglich.
„Malfoy,
was soll das? Wenn ich es nicht besser wüsste, danncg Sie zuckte hilflos mit
den Schultern. Er hob kurz die Augenbrauen.
„Dann,
was?g, fragte er interessiert.
„Dannc würde ich denken, dass du mich umbringen und verschwinden lassen
willstg, beendete sie den Satz zornig.
„Wirklich?g
Er schien amüsiert über diese Theorie.
„Ahem,
sicher? Hast du vergessen, dass wir keine Freunde sind? Hast du vergessen, dass
wir uns nicht verstehen? Hast du vergessen, wer ich bin?g Er hatte sich vom
Schreibtisch abgestoßen und überragte sie jetzt wieder.
„Ich
glaube nicht, dass ich vergessen könnte, wer Sie sind, Ms Granger. Es lag auch
nie in meinem Interesse, Sie umzubringen.g Er kam ihr vor wie ein Klon. Ein
seltsamer, völlig veränderter Klon.
„Was
soll ich hier? Was willst du von mir, Malfoy? Nimmst du dir nicht etwas zu viel
Zeit, um mich zu demütigen? Ist es nichtcg Er unterbrach sie, in dem er den
Kopf schüttelte.
„Versuch
doch für einen Moment einfach nicht zu vermuten, dass ich dir an dein Leben
möchte, Granger.g Er sagte das völlig ruhig. „Und eigentlich will ich dich
nicht demütigen. Ich wüsste nicht warum und nicht mit wasg, fügte er belustigt
hinzu. Sie schnappte entrüstet nach Luft.
„Was?
Mit was? Hast du etwa keine Schlammblutsprüche mehr auf Lager, Malfoy?g Für
einen Moment geriet sein Lächeln etwas schief.
„Ich
habe dich nicht so genannt.g Er runzelte verärgert die Stirn. „Nicht in zehn
Jahren, Granger.g Gut, vielleicht hatte er damit recht, aber das änderte nichts
daran, wer er war.
„Du
konntest mich nicht einmal anfassen, Malfoy!g
„Wolltest
du, dass ich dich anfasse, Granger?g Sie öffnete den Mund, aber wusste darauf
nichts zu sagen. Sie wich plötzlich zurück.
„Was hast
du gesagt?g, fragte sie leise und er folgte ihr.
„Ich
habe dich gefragt, obcg Sie unterbrach ihn hastig.
„Ja, ich
weiß, was du gefragt hast!g, schnappte sie wütend. „Aber das war die falsche
Frage. Du hättest nichtc, ducg Sie wusste nicht genau, warum diese Frage
einfach vollkommen falsch gewesen war. Es machte fast den Anschein, als wolle
er sie verführen. Hier in seinem Büro! Mitten am helllichten Tag!
Der neue
Draco Malfoy machte ihr mehr Angst, als der alte.
„Was ist
die richtige Frage?g Selbstbewusst. Er war völlig von sich überzeugt. Sie sah
es ihm an. Es fehlte nur noch, dass er ihr erklärte, weshalb Slytherin die
besten Trainingszeiten bekommen sollte und nicht Gryffindor! Die Erinnerung
schien auf sie einzubrechen. Er war Malfoy. Der Malfoy, den sie schon fast
nicht mehr in Erinnerung gehabt hatte. Und sie konnte nicht einmal genau sagen,
was ihn so großartig unterschied von dem Malfoy, den sie nun zu kennen geglaubt
hatte.
„Ichc
ich muss geheng, entschied sie plötzlich. Sie war schon an der Tür, als sie
seine Stimme erneut aufhielt.
„Geh
nichtg, war alles, was er sagte. Sie atmete ruhig aus und zwang sich dazu,
völlig unbeteiligt auszusehen, als sie sich zum ihm umwandte.
„Was
willst du von mir?g Seine Fassade drohte zu verschwinden.
„Wieso
machst du es so schwer? Oder ist es so schwer? Wirklich?g Sie verstand nicht.
„Was ist schwer? Wieso tust duc das?g
Sie deutete um sich.
„Was?g,
fragte er und folgte irritiert ihrem Blick.
„Mich hier her bestellen, in dein Büro, was überhaupt nicht verflucht ist. Nett
zu mir sein undc seltsame Signale senden, als ob duc dich plötzlich für mich
interessieren würdest!g Ihr Herz schlug vor Zorn schneller. „Du kommst mir so
widerlich vor, wie vor zehn Jahren, Malfoy.g
„Widerlich?g, fragte er jetzt und sein Blick kühlte merklich ab.
„Ja, es
fehlt nur noch, dass du mich anschreist und mir androhst, mich in tausend
Stücke zu fluchen!g, entgegnete sie laut.
„Was?
Wann habe ich jemalsc?g Er unterbrach sich, denn anscheinend erinnerte sich an genau
so eine Situation in seinem Kopf. Sie könnte ihm sogar zwanzig Stück hier auf
der Stelle nennen. „Granger, dasc wieso vermutest du immer hinter allem etwas
Schlechtes?g
„Ich
vermute nicht hinter allem etwas Schlechtes! Nur hintercg Sie fing sich. Gerade
eben so. Denn ihr Gewissen ertrug es nicht wirklich, irgendwem so etwas
vorzuwerfen. Denn immer noch stand sie in seiner Schuld. Wenn sie ihn sah, dann
sah sie nichts anderes als eine Haufen Schuld, den sie niemals würde begleichen
könne, egal, wie unwahr dieser Gedanke auch sein mochte.
„Nur
hinter mir? Ist es das?g Er betrachtete sie immer noch mit gefährlicher Ruhe.
„Was verlangst du von mir?g
„Ich verlange überhaupt nichts von dir!g, widersprach sie und schüttelte
verzweifelt den Kopf. Sie ertrug diese Situationen nicht, in denen sie mit
Draco Malfoy gefangen war. In ihrem Kopf formte sich eine Frage, aber sie
wollte sie nicht stellen. Sie wollte wirklich nicht, denn eigentlich wollte sie
darauf gar keine Antwort hören.
„Was?g
Anscheinend sah er ihr ihre Verwirrung an. Sie atmete tief aus, stemmte die
Hände in die Hüften und funkelte ihn böse an.
„Wieso
hast du ihn getötet? Wieso hast du ihn nicht einfachc Ich meine, war das
einfach nur Rache an deinem Vater? War das einfach nur eine Kurzschlussreaktion?
Hatte es irgendwas mit mir zu tun? Auch nur im Entferntesten, oder hättest du
ihn auch getötet, wennc wenncg Sie schüttelte den Kopf. Ihre Stimme brach. Es
war unmöglich, weiter zu sprechen.
„Darum
geht es?g, fragte er und stöhnte gereizt auf.
„Um was sollte es sonst gehen, Malfoy? Was denkst du, was ich sehe, wenn ich
dich ansehe? Denkst du, es ist mir eine große Freude, dich neuerdings jeden Tag
sehen zu müssen?g Er schloss den Abstand.
„Nein,
ich denke, die zehn Neins erklären ganz gut, dass es keine Freude für dich
ist!g Jetzt war seine Ruhe weg. Einfach verschwunden.
„Du
machst mich noch wahnsinnig mit deinen zehn Neins. Bist du so oberflächlich?
Und selbst, wenn ich nicht mit dir schlafen würde, würde das in deinem Leben
wohl kaum etwas ändern, oder? Seit wann interessiert dich überhaupt die Meinung
von einemcg Er legte ihr den Finger auf die Lippen, ehe sie das Wort sagen
konnte. Er schloss wütend die Augen.
„Wenn du noch einmal Schlammblut sagst, dann werde ich dichcg Er schwieg. Sie
zog den Kopf zurück. Seine Hand sank wieder an seine Seite. „Ok, hör zu. Wenn
es nicht gerade das Ende des Kriegs ist, und wenn ich nicht gerade wütend und
unzurechnungsfähig bin, dann ist es wohl eher unwahrscheinlich, dass ich in der
Lage bin, jemanden zu töten. Sei es auch jemand, den ich mehr verabscheue als
alles andere auf dieser Welt.g
Sie
hielt die Luft an. „Und wieso ich ihn nicht habe machen lassen? Ist das dein
Ernst? Wirklich? Denkst du, es bereitet mir Freude zu sehen, wie mein Vater
einen anderen Menschen quält? Denkst du, ich freue mich, wenn er jemanden vor
meinen Augen töten würde?g Sie öffnete den Mund, wusste aber nicht zu
antworten. „Natürlich nicht! Ich weiß, du denkstc - nein, eigentlich weiß ich
nicht wirklich, was du denkstg, schloss er knapp.
Der
Regen prasselte mittlerweile in Spätherbstmanie gegen die dicke Scheibe.
„Und du
musst dich nicht bei mir bedanken. Ich habe niemals auch nur darüber
nachgedacht, dass du das tun müsstest. Und du musst dich nicht entschuldigen. Undcg
Er holte kurz Luft, fuhr sich durch die blonden Haare und wirkte unglaublich
alt in ihren Augen, unglaublich reif und unglaublich anders.
„Du
musst dich für nichts schuldig fühlen.g Seine Stimme klang wieder ruhig und sie
hatte das Gefühl, dass es ihn große Überwindung kostete, all diese Worte zu
sagen. Leider war er nicht mehr unmenschlich in ihren Augen.
Wahrscheinlich
hatte er genau das getan, was jeder Normalsterbliche getan hätte, hätte er
gesehen, wie ein Wahnsinniger wen anders bedrohte. Wahrscheinlich hatte er
genau das richtige und einzig mögliche getan. Sie war sich da nicht völlig
sicher, aber wenn es stimmte, dannc dann musste sie ihm dankbar sein. Sie war
sich nicht sicher, wie sie das zeigen sollte, oder ob sie es musste, aberc er
grub seine Zähne in seine volle Unterlippe. Seine hellgrauen Augen ruhten auf
ihrem Gesicht. Immer wenn er blinzelte berührten seine langen dunklen Wimpern
seine Wangenknochen. So sah es zumindest für sie aus.
Wahrscheinlich
war das eine Täuschung.
Sie
versuchte sich zum ersten Mal vorzustellen, was die Vergangenheit mit Draco
Malfoy angestellt hatte. Was war mit diesem schönen Mann passiert, nachdem er
seinen Vater getötet hatte? Anscheinend war er seitdem verloren gewesen. Denn
welcher normale Mensch heiratete Pansy Parkinson?
Alles,
was er getan hatte war, sich nach und nach von allem zu lösen, was ihn
ausgezeichnet hatte. Hatten ihn ihre Neins deshalb so schockiert? Sie hatte
keines davon ernst gemeint. Keins.
Dachte
er, weil er alles verloren hatte, bedeutete dies automatisch, dass er nicht
mehr attraktiv war?
Ihre
Hand hob sich zum ersten Mal zu seinem Gesicht und strich federleicht über
seine warme Wange. Seine Haut war weich wie Samt. Sein Mund öffnete sich für
eine Sekunde, in der er anscheinend das erste Mal nicht wusste, was er sagen
sollte.
Ihre
Stirn legte sich kurz in Falten. „Hast du getrunken?g, fragte sie ungläubig.
Und plötzlich lächelte er.
„Natürlich.
Wie sonst sollte ich es fertig bringen jemanden wie dich zu verführen?g Es war
ein scharfer Duft, den er wohl versucht hatte mit Minze zu überdecken. Fast
wäre sie geschmeichelt gewesen, wenn diese Aussage sie nicht völlig schockieren
würde.
„Du
weißt, dass ich nichts von dir will, Malfoy, richtig?g, fragte sie unsicher und
zog ihre Hand zurück.
„Sicherg,
erwiderte er zu ihrer großen Überraschung. „Ich gebe dir die Chance, ein
weiteres Mal zu sagen, dass du nicht auf mich stehst.g Sie verstand nicht. Er
hielt inne und öffnete schließlich wieder den Mund. „Aber gib mir eine
Sekunde.g Es schien, als kostete es ihn Anstrengung und Vorbereitung. Zwei
Worte, die sie nicht mit Draco Malfoy in Verbindung gesetzt hätte. Niemals. Er
atmete langsam aus, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und senkte
plötzlich den Kopf.
Ehe sie
etwas sagen oder zurückweichen konnte lagen seine Lippen auf ihrem Mund. Völlig
unbewegt küsste er sie. Es verging eine Sekunde, bevor er sich von ihr löste.
Seine Augen öffneten sich wieder. Er war so nahe vor ihr, dass sie all die
hellen Flecken in seiner Iris erkennen konnte.
Er
schien überrascht von sich selbst zu sein.
„Das war
einfacher als ich angenommen hatteg, sagte er schließlich und lächelte leicht.
Sie fühlte gar nichts mehr. Es war als wäre ihr Körper taub geworden. Sie
räusperte sich.
„Ich
sollte wirklichc gehen.g
„Ja?g,
fragte er eher unbeeindruckt, während er einen Arm um ihre Taille legte und sie
langsam enger an sich zog.
„Malfoy, ichcg, begann sie, aber er schien ihr nicht zuzuhören. Ihre Hände
legten sich auf seine Brust, um ihn auf Abstand halten zu können, aber das
schien ihn gar nicht zu stören. Seine andere Hand fand den Weg zu ihrem
Gesicht, fuhr sanft über ihre Wange, ihren Kiefer, hinab zu ihrer Halsbeuge.
„Wenn
ich dich hier küssen würdecg, murmelte er und setzte seine Worte plötzlich in
die Tat um. Sie zuckte erschrocken zusammen als seine Lippen die sensible Haut
ihres Halses trafen.
„Duc du kannst nichtc!g, piepste sie, aber noch immer nahm er ihre Proteste gar
nicht wahr. Es kam ihr vor, als hätte er ein interessantes Spielzeug wieder
gefunden, dass er jahrelang vergessen hatte. Seine heiße Zunge fuhr über ihre
Haut. „Malfoy!g, rief sie schockiert. Seine Hand schlang sich jetzt um ihren
Hals.
Ehe er
sie ein weiteres Mal küsste, grinste er ein verruchtes Grinsen.
Der
zweite Kuss glich dem ersten in keinster Weise. Ihre Augen schlossen sich, ohne
dass sie es verhindern konnte, denn seine Lippen krachten förmlich auf ihren
Mund, raubten ihr den Atem. Sie spürte, wie sich seine Hand in den Stoff ihrer
Bluse krallte und sie näher an sich presste.
Seine
Zunge glitt in ihren Mund und plötzlich vergaß sie alles um sich herum. Die
Hand um ihren Hals löste sich und schlang sich ebenfalls um ihre Taille.
Er hob
sie fast vom Boden hoch, stöhnte unterdrückt gegen ihre Lippen und ihr wurde
unglaublich heiß. War sie gerade noch taub vor Schreck gewesen, so schien sie
jetzt aufzuwachen – und sofort zu verbrennen.
Wie von
selbst legten sich ihre Hände um seinen Nacken und ihre Zunge erwiderte den
Kuss stürmischer, als sie angenommen hatte.
Sie
spürte ihn überall. Er duftete nach Aftershave. Seine Kleidung presste sich
angenehm hart gegen ihre. Nichts hatte mehr eine Bedeutung, während er seine
Lippen langsam von ihren lösten, nur um sie noch einmal hart zu küssen.
Der
Kamin knisterte laut.
Er ließ
schließlich von ihr ab. Sie konnte kaum alleine stehen. Sein Blick war intensiv
und voller dunkler Neugierde. Ihr Atem ging schnell und ihre Lippen waren heiß
und geschwollen. Seine Blicke zogen sie praktisch aus. Dann riss er den Blick
von ihr los und erlaubte die Verbindung im Kamin mit einem Wink seines
Zauberstabs.
Als er
sprach konnte man ihm keine Gefühlsregung zuordnen.
„Was
kann ich für Sie tun?g
„Ist
Hermine da?g
Dean.
Sie erkannte seine Stimme sofort. Oh Gott! Wieso flohte er Malfoy an? Dann traf
sie Malfoys Blick. Sie schüttelte stumm den Kopf. Sie nahm an, dass man ihr
sofort ansehen konnte, dass sie gerade den besten Kuss ihres Lebens bekommen
hatte. „Nein. Tut mir Leid, Mr Thomas. Ms Granger ist nicht hier.g
„Seltsam,
mir wurde gesagt, sie sei schon vor einer halben Stunde appariert.g Malfoy
schien darüber kurz nachzudenken.
„Vielleicht
ist sie auf ihrem Weg.g Dean schien unzufrieden zu sein.
„Gut.
Dannc trotzdem vielen Dank. Wiedersehen, Mr Malfoy.g Die Verbindung brach.
Malfoy erhob sich wieder.
„Interessantg,
sagte er schließlich. „Thomas scheint ja sehr an dir interessiert zu sein.g Er
lehnte wieder gegen den Schreibtisch. Sie zupfte ihre Haare zurecht. Und ihre
Bluse. Ihre Knie waren weich wie Pudding.
„Wirc wir waren ausg, erklärte sie würdevoll.
„Ach so.
Thomas ist dein Freund?g, fragte er lauernd. Sie ruckte mit dem Kopf.
„Das geht dich nicht wirklich etwas an, oder?g Er musste grinsen.
„Natürlich nichtg, erwiderte er und hob die Augenbraue bedeutungsschwer. „Wenn
du jetzt gehen möchtest, dannc halte ich dich nicht auf.g Am liebsten hätte sie
ihm genau jetzt die Überlegenheit aus dem Gesicht geschlagen.
„Gut.
Ich hatte sowieso nicht vor zu bleiben.g Sein Blick folgte ihr. Wieso war sie
hergekommen? Wieso hatte sie ihn gewähren lassen? Sie hätte schreien können, in
diesem Moment.
„Sehe
ich dich heute Abend?g Ihr Herz machte einen etwas seltsamen Satz.
„Wieso
solltest du?g Ihre Stimme verriet, dass sie absolut nicht cool und unnahbar
war, wie sie vorhatte zu klingen. Anstatt zu antworten lächelte er ein feines
Lächeln. Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Ich bin verabredet.g
„Mit Dean?g, fragte er provozierend und betonte den Namen wie etwas
Lächerliches.
„Mit Harryg, korrigierte sie mit Nachdruck. Sein Lächeln verschwand.
„Wann?g,
fragte er schlicht.
„Wieso?g
Ihre Stimme zitterte tatsächlich.
„Weil
ich heute Abend Zeit habeg, erklärte er ungerührt und für einen Moment
erstarrte sie. Sie brauchte nicht lange, um den Abend durchzugehen, der vor ihr
liegen konnte.
Draco
Malfoy bat sie um ein Date. So in etwa.
Das war
unmöglich.
Es war
als befand sie sich zwischen Gut und Böse.
Genau
dazwischen.
Nein. Er
sah absolut scheiße aus.
Das
stimmte nicht. Und sein altes Ich war auch absolut gegen diese Einstellung.
Er sah
nämlich ziemlich gut aus. Dennochc er seufzte und betrachtete sein Spiegelbild,
als könne es ihm irgendwie helfen.
Er war
sich nicht ganz sicher, warum Granger ihn tatsächlich zurück geküsst hatte.
Eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, dass sie auf seine alte Masche
ansprang. Und wenn doch, bereute er, dass er es vorher nicht so versucht hatte.
Der
Sweater war zu kurz. Und zu eng. Selten trug er wirklich so etwas. Er mochte
Hemden. Teure Hemden. Mit Knöpfen. Und am besten waren sie aus Gold, damit niemand
daran zweifeln konnte, dass sie großartig waren.
Das hier
warc zwar teuer, aberc sehrc freizügig, fand er. Er musste seinen Bauch
einziehen. Nicht, dass er wirklich einen Bauch hatte, aber der Sweater lag so
eng, dass man sich leicht vorstellen konnte, dass er einen hatte.
Zwar
hatte das Hanteltraining seinen Oberarmen gut getan, aber eben nur in so weit,
wie sich seine Muskeln innerhalb einer Woche beeinflussen ließen.
Seine
Oberarme waren nie dünn und schmächtig gewesen, aber vielleicht traute er sich
zu viel zu.
Er
traute sich ohnehin zu viel zu.
Wenn man
bedachte, dass sie ihm klar gemacht hatte, dass sie heute keine Zeit hatte,
dann traute er sich eine ganze Menge zu.
Egal. Er
war bereit, sie abzufangen und zu überwältigen. Mit Charme undc na ja, mehr war
ihm noch nicht eingefallen. Er fand sein altes Selbst ziemlich eingebildet und
schwer zu imitieren.
Zwar
verdrängte er sein schlechtes Leben und versuchte so oberflächlich und offen zu
sein wie früher, aber es war schwer.
Sehr
schwer. Er wusste nicht, wie lange Granger auf so etwas reinfiel, ehe sie
bemerkte, dass er doch kein Arschloch war. Er wusste auch nicht, wie lange er
sich selbst verarschen konnte. Noch gefiel es ihm ganz gut.
Das
klang selbst in seinem Kopf seltsam. Gott, Granger! Was fand er noch gleich an
ihr? Er räusperte sich und kam sich noch lächerlicher vor.
„Granger
ist ein verfluchtesc Oh Gott. Ich werde verrücktg, murmelte er seinem
Spiegelbild zu, dass ihn argwöhnisch musterte. Kurz senkte er den Blick. Dann
hatte er das Pokerface wieder aufgesetzt. „Granger ist ein verfluchtes
Schlammcg Er verzog den Mund. „Schlammblut!g, rief er laut.
Er
wartete eine Sekunde. „Ok. Und jetzt?g, fragte er sein ratloses Spiegelbild.
Hatte er bei diesem Wort etwas gefühlt? Ja. Ekel vor sich selbst. Das war ganz
gut, nahm er an. Zwar konnte er das Wort denken und wusste, dass er damit den
Blutstatus kritisierte, nur Sinn ergab es keinen mehr. Wenn er an ihren Körper,
an ihr Gesicht, an ihre Lippen dachte, dann machte es keinen Sinn.
Aber er
hatte es laut sagen müssen, damit er wirklich einsah, dass er es nicht mehr
brauchte. Sein Wortschatz kam gut ohne diese Beleidigung aus.
Ob das
mit seinem Arschloch-Ich vereinbar war, würde er testen müssen.
Ein
letzter Blick als er den Mantel überzog. Seine Jeans war dunkel. Sie saß auch
relativ eng. Er besaß ungefähr hundert Hosen. Darunter vielleicht zwei aus
Jeansstoff. Der Sweater war dunkelgrün. Sein Mantel war halblang und schwarz.
Den grünen Schal legte er sinnlos hinter den Mantelkragen, so dass es zwar gut
aussah, ihn aber absolut nicht wärmte.
Aber
darauf kam es jetzt gerade nicht an. Er konnte sich den Schal, wie ein normaler
Mensch, um den Hals legen, sobald er sicher war, dass Granger ihn heute Abend
vorziehen würde und nicht Potter.
Seine
Schuhe waren geputzt und glänzten schwarz. Er hatte sich nicht überwinden
können, Turnschuhe anzuziehen. Beim besten Willen nicht. Stil musste sein.
Nicht, dass die Sachen, die er trug
schon weit über dreihundert Galleonen gekostet hatten, aber das sah man
dem Sweater wirklich nicht an, fand er. Der Stoff war unerträglich weich, aber
wahrscheinlich mochten Frauen das gerne.
Seine
Haare fielen, wie sie fallen sollten. Es störte ihn schon jetzt, wieder so viel
Zeit auf sein Äußeres zu legen. Aber er sagte sich, dass es nur für den Moment
sein musste, in dem er sie überzeugen musste.
Seine
Augen wirkten unentschlossen und er wusste wirklich nicht, wie er das ändern
konnte. Tatsächlich hatte er doch zu einem großen Teil Angst davor, dass sie
sagen konnte, dass er sich zum Teufel scheren sollte, weil sie zu Potter
wollte.
Zwar war
sein Ego ein kleines bisschen größer – aber eben nur ein kleines bisschen.
Keine
gute Quote, nahm er an. Ein Blick auf seine schwere silberne Armbanduhr sagte ihm,
dass es Zeit wurde. Der breite Ring saß unbequem auf seinem Finger, aber er
passte immerhin noch. Und er hatte ihn immerhin noch gefunden. Er fand das
zählte wesentlich mehr, als dass er seit zehn Jahren keine Ringe mehr trug.
Nicht einmal seinen Ehering hatte er einen ganzen Tag lang getragen.
Er
schloss die Augen. Nein. Nicht an Pansy denken. Nicht an die Vergangenheit
denken.
Er
atmete aus. Lässig. Selbstsicher. Er schenkte seinem Spiegelbild ein knappes
Grinsen. Dann verließ er die Wohnung, damit er Granger rechtzeitig abfangen
konnte.
Er
apparierte direkt vor das verhasste Ministerium.
Er
hauchte knapp in seine Hände. Handschuhe fehlten ihm. Aber er musste nicht
lange warten. Er hatte sein Timing gut geplant.
„Und
morgen hättest du aber Zeit?g Gott, Thomas war fast so erbärmlich wie er
selber, stellte er fest. Er holte tief Luft, streckte den Rücken durch und
räusperte sich, ehe Granger dem Weichei antworten konnte.
„Ms
Granger.g Das Lächeln fiel ihm nicht schwer. Sie sah bezaubernd aus. Nicht,
dass er ihr das sagen würde. Sie starrte ihn an, wie er sich erhofft hatte.
Zwar sah sie ihm direkt in die Augen, aber kurz waren ihre Augen über seinen
Körper gewandert. Ja, er sah auf jeden Fall besser aus, als ihr kleiner Freund
Dean. Er nickte ihr zu. „Mr Thomas. Nett, Sie wieder zu seheng, fuhr er fort.
Thomas starrte ihn perplex an.
„Was
machen Sie denn hier?g, fragte er und er ging ihm bereits auf die Nerven.
„Ich
hatte noch eine Kleinigkeit mit Ms Granger zu besprecheng, erklärte er bereitwillig.
Die besagte Miss Granger sah ihn mit großen Augen an.
„Wirklich? Ich glaube nicht, Mr Malfoyg, erwidert sie gedehnt.
„Es geht
um ein paar Dinge in meinem Büro.g Er vergrub die Hände in den Taschen seines
Mantels und sah sie unverwandt an. Noch war er sich nicht sicher, ob seine Show
Wirkung zeigte.
„Ich
dachte, in Ihrem Büro gebe es nichts zu entfluchen?g Noch eine Minute länger
und er würde Thomas selber einen Fluch auf den Hals jagen.
„Hat Ms Granger das behauptet?g, stellte er die Gegenfrage, ließ sie aber nicht
aus den Augen.
„Ja!g
Gott, es machte fast den Anschein, als wolle sich Thomas mit ihm prügeln. Er
musste darüber tatsächlich kurz schmunzeln.
„Könnte
ich einen Moment mit Ihnen sprechen, Ms Granger? Allein?g, fügte er mit einem
unverhohlenen Blick auf Thomas hinzu, der ihn angriffslustig anfunkelte.
Granger durchbohrte ihn.
„Neing,
sagte sie kalt. „Ich habe eine Verabredung.g Sie rührte sich nicht.
„Ich
bitte Sie. Nur eine winzige Minute.g Er legte den Kopf schräg und schenkte ihr
unter größten Umständen ein umwerfendes Lächeln. Ihr Mund öffnete sich. Kein
Laut kam raus. Das war sein Zeichen. Er streckte den Arm aus, umfasste ihren
Unterarm und zog sie mit sich um
die Ecke. Widerwillig ließ sie ihn gewähren.
„Ich
warte hier!g, hörte er Thomas drohende Stimme. Wie niedlich. Thomas hatte nicht
die geringste Chance.
„Malfoy,
wascg Er ließ sie nicht ausreden. Würde sie erst mal anfangen zu diskutieren,
würde er keine Chance mehr bekommen. Er zog sie einfach sofort an seinen Körper.
Sie schnappte nach Luft. „Nein, nicht! Duc!g
Er
küsste sie. Er überwand den Anstand, den er sich erarbeitet hatte. Er überwand,
dass er es besser wusste und dass er sich unter Umständen sogar eine verfluchte
Ohrfeige von ihr einfangen konnte. Er wartete nur eine Sekunde, ehe er den Arm
um sie legte und enger an sich presste.
Für eine
kurze Sekunde war er ganz er selbst. Kein Arschloch, kein Verrückter, der
irgendwas beweisen musste, damit er ein Mädchen bekommen konnte. Nein. Er war
Draco und küsste ein Mädchen. Er löst sich ungern von ihr.
„Eine
Stunde, Grangerg, hauchte er, damit nur sie ihn hören konnte. „Geh später zu
Potter, wenn du willst. Nur eine Stundeg, wiederholte er und verlieh seinen
Worten Nachdruck, indem ihren Hals küsste. Er hörte sie wieder nach Luft
schnappen.
„Malfoycg,
begann sie von neuem.
„Willst
du mich etwa betteln sehen?g, knurrte er und setzte ein überlegenes Lächeln auf
seine Züge.
„Ichc ich kann nichtg, sagte sie jetzt. Sie zögerte. Er sah es. Er sah es ganz genau.
Gott, er würde sie einfach gerne bei sich haben. Ohne irgendein blödes Spiel.
Ohne, dass er der Draco Malfoy war, der ihm tatsächlich Übelkeit bereitete.
„Ach
nein? Willst du lieber den Abend mit Potter und dem Wiesel verbringen? Glaubst
du wirklich, es könnte so viel Schaden anrichten, wenn du nur eine Stunde
später kommst? Granger, ich weiß du willst das hiercg, fügte er hinzu. Er
redete lauter Unsinn. Er hatte die Worte schon wieder vergessen, die er
aneinander gereiht hatte. Er küsste sie noch einmal. Kurz aber hungrig.
Und sie
stöhnte leise in seinen Mund. Strike! Er hatte sie!
Ihm ging
auf, dass er tatsächlich Wiesel gesagt hatte. Das hatte er seitc dem fünften
Jahr in Hogwarts nicht mehr gesagt.
Er
streckte den Rücken durch und überragte sie ihm um einen Kopf. Sie sah zu ihm
auf. Der Mund halbgeöffnet, die Wangen perfekt gerötet und völlig überrumpelt.
Ausgezeichnet. So wollte er das.
„Eine
Stundeg, gab sie sich geschlagen. In seiner Brust machte sein Herz einen
dankbaren Satz.
„Ok.g Er
ließ von ihr ab. Komplett. Er wich zurück, als er hätte der Kuss vorhin
keinerlei Einfluss auf ihn gehabt. Sie taumelte kurz. Es störte ihn, sie los zu
lassen. Aber Show war nun mal Show. Solange sie noch nicht in seinem Apartment
saß, verhielt er sich dem Plan entsprechend.
Er
wandte sich zum Gehen und wartete, dass sie ihm folgte. Das tat sie einen
Moment später. Thomas rieb sich die kalten Hände und hatte wirklich unbewegt
gewartet. Er warf ihr einen skeptischen Blick zu.
„Alles
klar, Hermine?g Dann traf ihn sein Blick. Anscheinend mochte Thomas Granger
tatsächlich. Draco schämte sich für einen kurzen Moment für sein scheiß
Verhalten, aber er konnte sich darum jetzt keine Gedanken machen.
„Jaah.
Alles klar. Hör zu, Mr Malfoy und ichc müssen in dieselbe Richtung. Ich kläre
mit ihm eben noch den Arbeitsaufwand.g
„Arbeitsaufwand?g,
fragte Thomas argwöhnisch und Granger nickte knapp.
„Ja, es
gibt die ein oder andere Sache in seinem Büro, diecg
„Soll
ich mitkommen, ich meinecg
„Nein.
Ich denke, Ms Granger und können das alleine klären. Danke für Ihre Mühe, Mr
Thomas. Gute Nacht.g Draco wandte sich ab. Granger folgte ihm sogar. Er hörte
sie noch hastige Entschuldigungen murmeln und dann lief sie neben ihm die
Straße runter.
„Sehr charmant,
Malfoy, wirklich. Du könntest nicht etwas netter zu Dean sein?g, schnappte sie
jetzt und er konnte voller Überzeugung behaupten, dass ihm das nicht möglich
sei.
An der
nächsten Ecke bot er ihr schließlich seinen Arm.
„Wir
apparieren zusammen. Komm schon,g fügte er hinzu, als er ihren Blick bemerkte.
Unsicherheit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Das und noch etwas anderes, das
er nicht zu deuten wagte, denn wahrscheinlich schrieb sie ihm tausend schlechte
Eigenschaften zu, weswegen sie ihn lieber meiden sollte.
Dann
ergriff sie seinen Arm. Ehe sie es sich anders überlegen konnte, apparierte er
mit ihr.
Schon
standen sie wieder vor seiner Wohnung. Er atmete endlich aus. So weit, so gut.
„Ms Grangerg, er ließ ihr den Vortritt. Noch wirkte sie immer noch, als müsse
sie besonders auf der Hut sein und schritt widerwillig voran, die Stufen
hinauf.
Er
schloss die Tür auf, sie stiegen in den Fahrstuhl und er wusste, eigentlich
musste er hier sein Programm fortführen. Der Fahrstuhl schrie förmlich danach,
dass Draco Malfoy dort drin irgendetwas Unanständiges tat, aber er war sich
nicht sicher, ob er ihren anklagenden Blick dann noch länger ertragen konnte.
Anscheinend
erwartete sie ebenfalls einen Überfall von ihm, denn erspürte, dass sie ihn
verstohlen von der Seite ansah, als sich die Türen des Fahrstuhls schlossen. Er
atmete leise aus. Ok. Er würde ihr den Gefallen tun.
„Dein
kleiner Freund Dean ist eifersüchtig, Grangerg, knurrte er, während er sie
wieder an sich zog. Sie sträubte sich nur halbherzig, fiel ihm auf.
„ Er ist
nicht mein Freundg, gab sie zurück. Er betrachtete ihr hübsches Gesicht. Etwas
atemlos sah sie ihn an. Er hatte sie eigentlich für intelligenter gehalten,
aber anscheinend gefiel ihr dieser Malfoy besser als der andere, derc er überlegte
kurz. Was unterschied ihn doch gleich von seinem alten Ich? Dass er keine Lust
mehr hatte, Frauen als Objekte zu behandeln? Ja, das konnte wohl sein.
Er
küsste sie und tat so als würde es ihm überhaupt nicht unangenehm sein, jetzt
hier von einem anderen Mieter erwischt zu werden.
Dabei
konnte er sich kaum etwas Lästigeres vorstellen als das.
Sie
erwiderte sogar seinen Kuss.
Sie
erreichten seinen Stock. Er zog sie mit sich, öffnete die Tür und sie betraten
tatsächlich seine Wohnung. Bis hier hin hatte er geplant. Bis hier hin hatte er
überlegt, das Arschloch zu sein. Und ab hier wollte erc eben normal werden.
Aber er war sich nicht sicher, ob das möglich war.
„Tour?g,
fragte er also etwas einsilbig. Sie nickte nur. Er nahm ihr den Mantel ab und sie
folgte ihm, nachdem er ihren und seinen Mantel an die Garderobe gehängt hatte.
„Hier ist die Halle.g Sie sah sich um. Er wusste, sie würde bestimmt gerne den
Luxus kritisieren, aber sie sagte nichts. „Wohnzimmer. Küche ist da hinten.g
Sie gingen weiter. „Badezimmer Nummer eins.g Er hörte wie sie die Luft einsog.
„Badezimmer
Nummer zweig, fuhr er fort, als sie weiter gingen. „Schlafzimmer, nur zum
Schlafeng, fuhr er fort. Er redete wieder einmal Unsinn. „Gästezimmer.g Kurz
warf sie einen Blick hinein. Es war ein weiteres Schlafzimmer, aber da er es
noch nie benutzt hatte, galt es wohl als Gästezimmer.
„Schlafzimmer
Nummer zwei.g Hier hatte er einmal aus Versehen geschlafen als er so betrunken
war, dass er nicht mehr wusste, welches Zimmer sein Schlafzimmer war. „Undc das
Schlafzimmer mit Whirlpool.g Hier blieb er widerwillig stehen. Sie wirkte
unsicher.
„Ziemlich
großg, sagte sie schließlich. Er hatte es lieber, wenn sie ihm vorwarf ein Verschwender
zu sein. Oder eben etwas anderes. Aber sie tat ihm keinen Gefallen. Er war
alleine Star in seiner Malfoy-Show. Kurz überlegte er, ob er sie erneut küssen
sollte. Er konnte ihr ansehen, dass sie ihn immer mehr verabscheute. Er
verabscheute sich gerade selbst.
„Und die
Bibliothekg, fügte er schließlich hinzu. Ihr Blick hellte sich für einen Moment
überrascht auf. Er führte sie eine Tür weiter.
„Du hast
eine Bibliothek in deiner Wohnung?g, fragte sie und sprach das erste Mal mehr
als drei Worte. Er ruckte mit dem Kopf.
„Nicht
wirklich. Aber es stehen ein paar Regale mit Bücher drin, alsocg Er lächelte
daraufhin, denn sie konnte ihr Interesse nicht verbergen. „Na los, kommg, sagte
er schließlich und öffnete die Tür. Er entzündete die Kerzen mit seinem
Zauberstab und sie erstarrte neben ihm.
„Oh
Gott, Malfoy, dascg Sie schüttelte vor Begeisterung den Kopf. „Das sind
bestimmt tausend Bücher!g, rief sie aus. Sofort hatte sie ihn im Türrahmen
stehen gelassen. Ihre Finger fuhren über die vielen Bände in den Regalen, denen
er in letzter Zeit eher weniger Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
„Du hast
alle Ausgaben von Heilkunst durch ägyptische Magie. Das sind goldene
Einbände!g, fügte sie ungläubig hinzu. Er verzog kurz den Mund.
„Nein,
das sind Luciuse Bände. Aber ich bewahre sie auf.g Sie zog die Finger zurück
als hätte sie sich verbrannt.
„Oh.g
Sie schritt weiter. „Das ist unglaublich.g Sie sah ihn kopfschüttelnd an.
„Manche Ausgaben hier sind so alt, dass man sie kaum noch übersetzen kann. Das
ist ein Vermögen, was hier steht.g Er zuckte kurz mit den Schultern. Er wusste
nicht genau, was er dazu sagen sollte.
„Wenn
duc dir irgendwas mitnehmen möchtest, dann bedien dichg, sagte er schließlich.
Sie starrte ihn an.
„Ich
kann doch nicht deine Bücher mitnehmeng, flüsterte sie voller Ehrfurcht. Er
musste grinsen und kam schließlich näher.
„Ich
sage Madame Pince auch nicht, dass du keinen Ausweis hast, Granger.g Daraufhin
musste sie tatsächlich lächeln. „Darf ich dich küssen?g, fragte er jetzt und
bereute die Frage sofort.
„Du
fragst?g, erwiderte sie und runzelte die Stirn. Er überlegte schnell.
„Nein,
eigentlich nichtg, gab er zurück. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sie bereits
zwanzig Minuten hier waren. Wie sollte er ihre Erwartungen jetzt erfüllen? Wahrscheinlich
erwartete sie, dass er ihr jede Sekunden den besten Sex der Welt bieten würde.
Kurz
musste er nachrechnen, wann er überhaupt das letzte Mal Sex gehabt hatte. Er
konnte sich nicht entsinnen. Vor drei Jahren? Das gab seinem Selbstwertgefühl
einen gehörigen Dämpfer.
Er würde
es in vierzig Minuten niemals schaffen, dass sie so begeistert von ihm war,
dass sie die Nacht über bei ihm bleiben würde. Und nicht bei Potter und
Weasley.
Er würde
versagen. Sie würde ihn durchschauen.
Alkohol.
Ja. Er brauchte dringend Alkohol für diesen Abend.
„Lust
auf ein Glas Wein?g, fragte er als er ihre Lippen beinahe berühren konnte. Sie
hatte die Augen bereits geschlossen. Sie nickte langsam. Dann sah sie ihn
wieder an.
„Aber
nur eins. Ich muss gleich noch appariereng, erwiderte sie ernst. Seine
Mundwinkel zuckten und er deutete ein feines Lächeln an.
„Keine
Sorge, ich will dich nicht aufhalten.g Er küsste sie, denn anscheinend hatte er
jetzt die Erlaubnis dazu. Zwar nicht ganz so fordernd und hungrig, wie er es
beabsichtigt hatte, aber sie schien keinen Unterschied zu merken.
Für
einen kurzen Moment wünschte er sich, mit Dean Thomas tauschen zu können. Von
Dean Thomas würde Granger bestimmt nicht irgendwelche unvergesslichen
Meisterleistungen erwarten.
Er
wusste ziemlich genau, was sie von ihm erwartete.
Er
wusste zumindest, was sie von Draco Malfoy erwartete, der sie in seinem Büro
hatte verführen wollen und der sie abends von der Arbeit abfing, um sie in sein
Apartment zu lotsen.
Oh
Merlin, er hatte keine Ahnung, ob er diesen Abend überleben würde.
Er sah
so fantastisch aus, dass sie kaum einen Schluck runter bringen konnte. Sie
konnte nicht anders, als ihn anzusehen. Es war ihr schon fast peinlich.
Anscheinend mochte er es auch nicht leiden, denn manchmal kam es ihr so vor,
als mied er ihren Blick.
Sie war
bei Draco Malfoy. Es kam ihr so seltsam vor, denn irgendwie war er anders als
sonst. Was hieß schon sonst? Aberc vor ein paar Tagen als sie sich nachts
getroffen hatten, war erc na ja, er war anders gewesen. Das hatte ihr
wesentlich besser gefallen, als dieser unnahbare Schönling, der ihr jetzt
gegenüber stand und Wein trank.
Sein
Apartment war so übertrieben teuer eingerichtet, dass sie sich fragen musste,
ob so jemand wie Malfoy tatsächlich zu ihr passte. Wahrscheinlich nicht. Sie
wusste sowieso nicht genau, was er von ihr wollte. Ihr kam der Gedanke, dass er
sie wohl nur flachlegen wollte. Aber auch das schien ihr absurd. Und vor allem
machte es noch nicht wirklich den Anschein, als würde sie mit ihm Sex haben.
Sie
fühlte sich sehr unsicher in seiner Gegenwart. Sie würde auch auf jeden Fall in
einer halben Stunde aufbrechen. Sie biss sich auf die Lippe und wartete darauf,
dass er etwas sagen würde.
Vielleicht
wollt er sie nur verarschen? Vielleicht war sie tatsächlich dumm genug, auf
sein Spiel reinzufallen und er wollte sie nur so weit bekommen, dass sie mit
ihm schlief und dann schickte er sie fort.
Sie
trank hastig einen Schluck Wein.
Er schmeckte
teuer. Sie wollte gar nicht wissen, was er dafür bezahlt hatte.
Sie
wollte ihm gerne Fragen stellen, aber er wirkte nicht unbedingt, als würde er
sie beantworten wollen. Sein Blick glitt zu der dunklen Standuhr. Sie tickte
nahezu lautlos. Dann stellte er sein Glas auf den kleinen Tisch und wandte sich
ihr zu.
Hastig
trank sie noch einen Schluck. Gott, seit wann war sie wirklich so nervös? Seit
wann machte sie sich so viele Gedanken? Seit wann ließ sie sich abfangen und in
ein fremdes Apartment schleppen? Und wieso wusste sie nicht, was sie von Draco
Malfoy denken sollte?
Sollte
sie gehen? Sollte sie bleiben? Sie konnte nicht verheimlichen, dass sie
wirklich gespannt und neugierig war.
Jetzt
kam er auf sie zu. Unwillkürlich umkrampfte sie ihr Weinglas. Der Alkohol
schlug nicht an.
„Hast du
Angst vor mir?g, fragte er und runzelte die Stirn. Sie wusste nicht, ob er sie
das wirklich ragte, oder ob es rein rhetorisch war. Sie schüttelte nur knapp
den Kopf. „Was denkst du von mir?g, fragte er jetzt und nahm ihr das Glas
einfach aus den Händen.
„Was?g
Ihre Stimme gehorchte ihr schon nicht mehr.
„Was
denkst du, was jetzt passiert? Du siehst mich an, als ob ich im Begriff wäre,
dich umzubringen.g Sie konnte nicht sagen, ob er einen Scherz machte. Sein Ausdruck
war für sie nicht lesbar. Sie lächelte also gekünstelt und senkte den Blick.
„Nein,
ich glaube nicht, dass du mich umbringen willst.g
„Dann
wärst du wohl auch kaum mitgekommen, richtig?g Wollte er wirklich, dass sie auf
seine Fragen antwortete? Sie räusperte sich knapp. „Sag mir, was du denkstg,
forderte er ruhig. Sie hob den Blick wieder. Sie spürte die Röte. Was sollte
sie jetzt sagen? Er lächelte. „Sag mir, was du willst.g
„Ichcg
Sie wusste nichts zu sagen. Noch eine halbe Stunde. Sie musste noch eine halbe
Stunde aushalten. Oder sie ging einfach jetzt! Es war ein seltsamer Moment. Sie
hatte erwartet, dass sie sich um gar nichts Gedanken machen müsste, weil Malfoy
alles geplant haben würde. Vom Klamotten vom Körper reißen bis hin zur Demütigung,
wenn er sie weg schicken würde. Sie schämte sich kurz, dass sie wirklich so
gedacht hatte. Sie schämte sich – sich selbst gegenüber.
Seine
hellen Augen schienen sie durchleuchten zu wollen.
„Malfoy, ichcg Sie schüttelte hilflos den Kopf. Er nickte schlicht. Dann fuhr
er sich durch die schönen Haare. Sein Gesicht war so perfekt. Ob er wusste, wie
er wirkte? Sie nahm es an. Er war Draco Malfoy. Das war wohl seine Stärkste
Waffe.
„Ich
weißg, sagte er nur. „Ich glaube, ichcg Irgendetwas in seinem Gesicht wirkte
plötzlich anders. „Ich kann das nichtg, fügte er grimmig hinzu. „Ich würde,
abercg Er atmete langsam aus. Ihr Herz schlug schneller. Was sagte er? Was
passierte hier jetzt gerade?
„Was
würdest du?g, fragte sie und unpassenderweise spürte sie Tränen in ihren
Augenwinkeln. Ihr war gar nicht nach Heulen zumute, aber sie kannte Draco
Malfoy gut genug, um zu wissen, wann er vor hatte, sie zu beleidigen.
„Wenn
ich dir sagen würde, was ich eigentlich vorhatte, dann würdest du
wahrscheinlich verschwinden, Granger.g Ihr Herzschlag setzte aus. Er wollte sie
also wirklich demütigen! Es war also wirklich ein Trick gewesen! Sie konnte
sich nicht rühren. Sie war starr vor Schreck. Ihr Mund öffnete sich plötzlich
im Zorn.
„Und jetzt
willst du das nicht mehr? Warum nicht, Malfoy? Aber wartec ich kann mir denken,
weshalb du mich nicht willst.g Sein Mund öffnete sich überrascht. Aber sie
hatte bereits angefangen zu weinen. Am besten kaschierte sie das, wenn sie
einfach anfangen würde zu schreien. „Es liegt an meinem Blut? Daran, dass ich
arm bin? Gott, ich bin so dumm!g Hastig suchte sie nach ihrer Tasche. Sie lag
auf der Couch.
Seine
Hände umfingen ihre Schultern. Sie hatte damit gerechnet. Sie hasste es, sich
diese Tatsache einzugestehen, aber sie erwartete eine ziemlich präzise
Reaktion: Er sollte ihr sagen, dass ihm ihr Blut egal war. Er sollte ihr sagen,
dass es ihm alles egal war, und dass er nur sie wollte. Sie wollte, dass er
schrie, oder eben nicht, oderc sie wusste es nicht, aber sie wolltec ihn.
Irgendwie.
„Ich
kann leider nichtg, war alles was er sagte. Aber noch ließ er sie nicht los.
„Ichc weiß nicht mehr, wie, Granger.g Ihr Mund öffnete sich, aber sie glaubte
nicht verstanden zu haben, was er gesagt hatte. „Ich weiß, dass es ganz einfach
war. Ich weiß das!g, fügte er jetzt zornig hinzu. „Wahrscheinlich würdest du
darauf stehen, wenn ich dich jetzt anschreien würde, wenn ich dir irgendwelche
Vorhaltungen machen würde, ja, selbst wenn mich dein Blut stören würde! Ich nehme
an, das würde dich anmachen.g
Ihr
entfuhr entrüstet die angehaltene Luft.
„Ich
müsste dich wahrscheinlich nur küssen.g Sein Blick verfing sich an ihren
Lippen, sie sah es genau. „Ich müsste dir die Sachen vom Körper reißen und
könnte dich dann hier auf meinem Fußboden vögeln, bis du meinen Namen schreist,
richtig?g Anscheinend erwartete er eine Antwort. Oder einen Befehl. Oder sogar
ihre Zustimmung.
„Du bist
ein Arschloch!g, schrie sie jetzt und befreite sich aus seinem Griff. Er lachte
plötzlich auf.
„Ja, das
wäre wirklich schön. Du begreifst es nicht, oder Granger?g Und sie hasste sich
erneut. Wieso kommt er nicht auf mich zu? Wieso zwingt er mich nicht? Wo bleibt
die Gewalt, mit der er sonst alles bekommt? Wieso erwartete sie das von ihm?
Und ja, wahrscheinlich hatte sie genau das von ihm erwartet. Genau das, was er
gesagt hatte. Und es machte sie wütend.
„Ich
begreife es nicht? Du hast mich hier her geholt, um mich zu demütigen,
richtig?g, schrie sie wieder und griff sich ihre Tasche von der Couch. Sie
stürmte in den Flur und riss sich den Mantel vom Haken.
Er
folgte ihr. Sie hatte auch damit gerechnet. Er sagte nichts. Sie wandte sich
ein letztes Mal zu ihm um. „Was ist? Komm schon, Draco, ich bin sicher, du hast
noch irgendwas Großartiges zu sagen! Irgendetwas, um mir meinen Abend komplett
zu versauen.g Lauernd sah sie ihn an.
Er war
immer noch viel zu schön und sie hasste ihn dafür. Neben ihm kam sie sich,
egal, wie viel besser sie auch war, unbedeutend vor.
„Ich
will dichg, sagte er jetzt ruhig. „Und sobald du mich willst, bin ich da.
Abercg Kurz schlich sich ein trauriges Lächeln auf seine edlen Züge. „Aber
dafür müsstest du wissen, wer ich bin, richtig?g Er schien sich selber diese
Frage zu stellen. Ihr Mund öffnete sich. Wer er war?
Er war
Draco Malfoy.
Ohne ein
weiteres Wort hatte er sich abgewandt.
Sie
hatte zwei Möglichkeiten. Sie folgte ihm und fand heraus, was sie nicht
verstand – oder sie ging. Er war ein Arschloch. Würde sie ihn nicht wollten,
wäre sie dann hier hergekommen? Ihr rationaler Verstand hasste sie selbst für
diesen Gedanken. Ihr Verstand war es auch, der diese Diskussion gewann.
Vielleicht
gewann auch ihr Stolz, sie wusste es nicht genau zu sagen.
Jedenfalls
weinte sie als sie die Tür hinter sich zuschlug und verschwand.
~*~
„Du
kommst zu spätg, tadelte Harry jetzt. Sein Blick wurde ernst. „Ist was
passiert? Du siehst nicht gut aus.g Genau das wollte sie jetzt hören.
Großartig.
„Nein,
alles bestens. Ich wurde auf der Arbeit noch aufgehalten.g Das stimmte so
ungefähr. Harry nickte wissend. Er dachte anscheinend, die Arbeit hatte sie so
verärgert. Na ja. Sollte er das glauben. Das war wesentlich besser, als die
Tatsache, dass sie gerade bei Draco Malfoy gewesen war, umc Sie schluckte
schwer.
Sie
konnte ihre Gedanken nicht zwingen, sich auf Harry zu konzentrieren. Sie konnte
es nicht. Sie konnte ihm nicht einmal erzählen, weshalb sie so sauer auf Malfoy
war. Ja, doch. Sie konnte sagen, er hätte ihr unterstellt, sie würde sich gerne
von ihm anschreien und dann flachlegen lassen.
Aber
dazu müsste sie auch erwähnen, dass sie genau das in ihrer Vorstellung gehabt
hatte. Sie spürte die Röte in ihren Wangen und senkte den Blick.
Endlich
betrat sie hinter Harry die Wohnung. Und sie musste erwähnen, dass er sie nicht
angerührt hatte. Sie hatte schon wieder vollkommen vergessen, was er ihr
eigentlich gesagt hatte. Oder was er ihr vorgeworfen hatte. Sie würde ihn nicht
kennen? Was sollte das überhaupt heißen?
Sie
wurde wieder wütend. Immerhin fing sie nicht wieder an zu weinen. Sie hatte
doch tatsächlich zehn Minuten vor Harrys Wohnung auf und ab gehen müssen, ehe
sie sich wirklich hatte beruhigen können.
Vielleicht
war es auch verständlich, dass sie reagierte, wie sie eben reagierte. Es war ja
kein gewöhnlicher Junge, kein gewöhnlicher Mann, mit dem sie da ihre Zeit
verbrachte!
Nein.
Was hatte sie sich überhaupt dabei gedacht, sich auf diesen arroganten,
widerlichen Slytherin einzulassen – der ihr irgendwann das Leben gerettet
hatte?
Sie
wusste nicht, woher auf einmal die seltsame Anziehung zu diesem Mann kam. Er
hatte immer schon gut ausgesehen. Sie konnte nicht annehmen, dass ihr Kopf sich
nun auf einmal in sein Aussehen verliebt hatte.
Da! Da
hatte sie es gedacht! Tatsächlich gedacht. Als wäre sie verliebt! Das war doch
lachhaft. Und ziemlich selbstzerstörerisch von ihr, denn so wie es aussah, war
es für Malfoy keine Frage, die diskutiert werden müsste, denn er wollte sie
schließlich nicht, sonstc jac sonst, hätte er sie ja heute genommen.
Du bist
dämlich!, schalt sie ihr Verstand. Ja, und das war sie wohl. Vielleicht irrte
sie sich auch. Er hatte gesagt, er würde sie wollen. Weshalb hatte er sie dann
doch nicht gewollt? Und wer war er schon? Was gab es da groß nachzudenken?
Harry
nahm ihr den Mantel, während er ihr bereits von Ginnys schlechter Laune
erzählte. Hermine hörte mit halbem Ohr zu, denn ihre Gedanken wanderten bereits
weiter.
Was
wollte Malfoy denn von ihr, wenn er sagt, er würde sie wollen? Er konnte doch
wohl kaum von platonischer Freundschaft sprechen. Ein Draco Malfoy sprach
nämlich nicht von so was. Jedenfalls nicht der Malfoy, den siec na ja, den sie
erlebt hatte. Der sie verführen wollte, der sie abfing und mit in seine Wohnung
nahm.
Wo war
dieser Malfoy überhaupt hergekommen? Sie konnte sich nicht entsinnen, Malfoy
von Anfang ihres Arbeitsverhältnisses als diesen Malfoy eingestuft zu haben. Es
war, als hätte Malfoy diesen Charakter irgendwo tief ausgegraben. Sie wusste
nur nicht, wieso. Sie wusste überhaupt nicht mehr, was sie denken sollte.
Sie
hatte Angst, überhaupt irgendetwas zu tun, denn anscheinend – wie immer – war,
alles was sie tat, einfach vollkommen falsch und Malfoy konnte mit nichts
umgehen. Was sollte sie denn machen? Hatte sie wirklich gedacht, sie würde
heute mit ihm Sex haben und dann zu Harry gehen? Wenn sie ehrlich mit sich war,
hatte sie nicht daran geglaubt, seine Wohnung heute noch zu verlassen.
Und
jetzt war sie doch hier. Sie schämte sich. Sie war anscheinend fertig genug, um
in Kauf zu nehmen, mit Draco Malfoy zu schlafen. Mit dem Feind zu schlafen.
Dieser Metapher kam ihr schon fast albern vor. Er war doch gar kein Feind. Er
war doch überhaupt kein Feind! Jedenfalls kam es ihr nicht mehr so vor, so
dringend sie diese Vorstellung auch in ihrem Kopf brauchte.
Vielleichtc
ach, sie hatte keine Ahnung.
Sie
wurde langsam müde. Ron war auch schon im Esszimmer und erzählte wilde
Anekdoten, die sie schon hundertmal von ihm hatte zu hören bekommen.
Aber
natürlich würde sie sich seine Geschichten anhören. Sonst fragte sie noch
jemand, was gerade in ihrem Leben passierte. Und das schien im Moment reichlich
schief zu laufen.
Sie gab
sich geschlagen. Er würde heute Abend nicht mehr aus ihrem Kopf verschwinden.
Und wahrscheinlich würde sie sich auch morgen mit ihm rumärgern müssen.
Zumindest in ihren Gedanken.
Sobald
sie ihn wolltec Was dachte er sich eigentlich? Dass sie nur mit ihm gekommen
war, weil erc weil er sie praktisch dazu gezwungen hatte? Hielt er sie für so
naiv und dämlich? Hielt er sie fürc Sie hielt inne, ehe sie sich setzte.
Dachte
er, sie wäre mit ihm gekommen, weil er so wollte?
War dasc
sie konnte es gar nicht denken. War das seine Sorge?
„Hermine?
Alles in Ordnung? Kennst du die Geschichte mit dem gelben Zauber schon? Georges
Haare waren so fantastisch orange, weil ich die Zutatencg Sie schüttelte den
Kopf.
„Nein,
neinc kenn ich noch nichtg, log sie tonlos.
Sie war
nicht bereit, all ihre neuerworbenen Malfoy Erlebnisstheorien auf eine Karte zu
setzen, aberc zu einer großen Wahrscheinlichkeit war sie nun fast so weit zu
sagen, dass Draco Malfoy vielleicht nicht das größte Arschloch war.
Vielleicht
war erc einfach nurc Gott, das konnte nicht wirklich möglich sein.
Aber
vielleicht war erc unsicher?
Befand
er sich auch zwischen Himmel und Hölle, wenn er sie sah?
„Hör zu,
ich hatte diesen genialen Einfall, dass wir einen Zauber erfinden, der alles
farbig macht! Und jeder kann seine Lieblingsfarbe auf alles übertragen. Meine
ist Gelb, also haben wir damit angefangen. Oh, es war so witzig, Herminec!g
In ihrem
Kopf wurde seine Stimme allmählich zu einem Nebengeräusch, während sie abwesend
auf ihrer Unterlippe kaute.
Bedeutete
dies also, sie musste jetztc etwas tun? Lag der Ball jetzt in ihrem Feld?
Und was
konkret bedeutete das für sie? Ihr Herz klopfte lauter. Sie wollte den Gedanken
nicht weiter denken. Rons seichte Geschichte sollte sie einfach nur noch
ablenken, ehe sie irgendwas unüberlegtes und verrücktes tun konnte.
„Ich habe keine Lust, Ihnen irgendwas zu erklären, denn
ich habe Ihnen die genauen Anweisungen bereits per Eule geschickt. Wenn Sie
nicht in der Lage sind, simple Sätze zu begreifen, vielleicht ist es dann keine
gute Idee, sich überhaupt gegen Fluchschäden versichern zu lassen!g Seine
Stimme gellte rau von den Wänden seines Büros wider.
Der Kunde unterbrach mit einem hässlichen Schimpfwort
die Verbindung, und Draco konnte es ihm nicht wirklich verdenken.
Seufzend fuhr er sich durch die Haare und blieb noch einen
Moment vor dem Kamin sitzen.
„Vielleicht ist es jetzt kein günstiger Zeitpunkt, Mr
Malfoy?g Ein Kollege stand in der Tür und wirkte bereits, jede Sekunde
loszurennen, sollte Draco sich entscheiden, noch einmal anzufangen, zu
schreien. Anstatt zu antworten, erhob er sich gereizt.
„Am besten suchen Sie sich irgendeinen Zeitpunkt aus,
Felix, denn es wird den restlichen Tag über nicht besser aussehen.g Er
versuchte wirklich seinen Zorn unter Kontrolle zu halten, aber anscheinen hatte
er heute einen verfluchten Temperament-Tag.
„Oh, gutc Ichcg Anscheinen hatte er sofort vergessen,
was er eigentlich wollte.
„Was?g Es klang scharf, aber noch schrie er nicht.
„Ichc ich habe mir diese Unterlagen angesehen. Es geht
um Ihrc Ihr Anwesen, Mr Malfoy?g Der Mann vor ihm schien sich zu ducken. Was
dachte er? Dass er ihn jetzt verprügeln oder verfluchen würde.
„Was ist damit? Ich habe es abgetreten, Felix. Sie
scheinen nicht auf dem neuesten Stand zu sein.g
„Ja, ihre Frau steht als Eigentümerin in den
Unterlagen, aberc.g
„Pansy Parkinson ist meine Exfrau! Meine Exfrau,
Felix!g Jetzt hatte er geschrieen. Der Mann starrte ihn mit offenem Mund an.
Seine Hand zitterte mit dem Dokument, dass er wie ein Schutzschild vor seine
Brust gepresst hielt. Draco wusste, er musste sich abregen, oder er würde nicht
mehr viel länger hier arbeiten. Er würde die Kunden vertreiben, die Kollegen
und dann wäre er noch schlechter gelaunt.
„Exfrau. Ja, Exfrau. Das war es, was ich meinteg, gab
sein Kollege kleinlaut zurück. Draco schwieg. Er wusste genau, warum er so
schlecht gelaunt war, und er war froh, dass Felix es nicht wusste.
Es war
fast schon lächerlich. Eigentlich war er nur sauer auf sich selbst, aber es
fiel ihm wesentlich leichter auf alle anderen sauer zu sein. Viel leichter!
„Was
wollen Sie?g, knurrte er jetzt. Wie sollte er sich beruhigen, wenn er keine
zwei Minuten alleine sein konnte? Zwar arbeitete er und sollte nicht wirklich
Zeit brauchen, um sich zu beruhigen, aber das war ihm im Moment wirklich scheiß
egal.
„Esc es geht
um die legale Bindung.g Er schnaubte gereizt auf. „Alsoc eher um die magische
Bindungg, fügte Felix hastig hinzu. „Ihr Vater hat Veranlassungen getroffen, Mr
Malfoy.g Er schloss die Augen, als erwarte er jetzt jede Sekunde das größte
Donnerwetter. Aber für einen Moment war Draco tatsächlich aus der Bahn
geworfen.
Er
schnappte dem Mann die Dokumente aus der Hand, und dieser machte einen
panischen Laut. ER wich zurück zur Tür und wartete mit angehaltenem Atem.
Draco
überflog die Seiten. Er erreichte die letzte Seite, die er mit Pansy bearbeitet
hatte. Sein Name war zwar verschwunden, aber dafür war einiges hinzugekommen.
Unter
sich anbahnenden Kopfschmerzen erkannte er mit Schrecken die feine Handschrift
seines Vaters und sah wieder einmal, wie ähnlich sich ihre Schriften waren.
Der Vertrag ist ungültig, ohne die
Unterschrift meines Sohnes, Draco Lucius Malfoy. Er verzog kurz den Mund. Sein
zweiter Name existierte nicht mehr. Er hatte ihn vor langer Zeit abgelegt. Ohne den Namenszug des rechtmäßigen Erben,
der nur durch den eigenen Wunsch entfernt werden kann, verliert mein Sohn und
jeder weitere das Recht auf Zutritt zu Malfoy Manor.
Dies schwöre ich mit meinem Blut und
meinem Namen.
Lucius Abraxas Malfoy
Draco
befiel eine grauenhafte Übelkeit. Das war keine rote Tinte, wie er angenommen
hatte. Das war tatsächlich ein schwarzmagischer Vertrag. Alle anderen Dokumente
waren unversehrt. Er hob den Blick und vergaß zornig zu sein.
„Woher haben Sie gewusst, dass dies mit dem Vertrag geschehen ist?g, fragte er
ruhig und ahnte bereits die Antwort.
„Jacg, begann Felix jetzt unsicher. „Ihrec Exfraucg Draco wartete darauf, dass
er den Satz beendete. Und er war nicht besonders erpicht darauf, das Ende
wirklich zu hören. „Ihre Exfrau hat uns Bescheid gegeben und droht mit einer
ziemlich heftigen Klage und der Schließung der Versicherungg, erzählte er
hastig, ehe er unterbrochen werden konnte. Draco rieb sich die Stirn.
„Ist sie verletzt?g Nicht, dass es ihn wirklich interessierte, aber nachfragen
musste er dennoch.
„Ahem,
nein. Sie konnte dem Feuer entkommen.g Anscheinend war es dem Mann wirklich
unangenehm darüber zu sprechen. „Sie nimmt an, Sie seien der Verantwortliche.g
Draco seufzte schwer.
„Feuer?
Was ist mit dem Haus?g
„Oh, es
ist wohlc nur ein Fluch, der Personen treffen kann. Nach Angaben ihrer Exfrau
sei das Haus in unverändertem Zustand.g Der Mann räusperte sich jetzt und Draco
konnte sich tausend angenehmere Sachen vorstellen, als mit Pansy vor Gericht zu
gehen. „Vielleicht könnten die Fluchbanner das Haus wieder richten, Mr Malfoy.
Ich meinecg Seine schlechte Laune kehrte übergangslos zurück.
„Am
besten gehen Sie jetzt. Vielen Dankg, knurrte er und Felix verschwand nur zu
gerne. Fast wäre er gegen die Tür gelaufen, so hastig machte er sich auf den Rückweg.
Die Frage war viel eher, weshalb Granger es nicht gefunden hatte, als sie das
Haus bearbeitet hatte. Wahrscheinlich war sie einfach nicht bewandert genug in
den Dunklen Künsten, um diesen Fluch entdeckt haben zu können.
Aber er
musste zugeben, einen Gegenfluch zu finden, war wahrscheinlich einfacher als
Pansy eine Entschädigung zu zahlen und das Haus nie wieder benutzen zu können.
Er
hasste seinen Vater. Selbst im Tod hasste er ihn, denn selbst da ließ er ihn
nicht in Frieden.
Wohl
oder übel musste er wohl seine Arbeit unterbrechen. Ob Pansy im Mungo war? Ob
er im Ministerium Bescheid sagen sollte? Wollte er Granger wirklich sehen?
Wollte er sie wirklich zwingen zum Anwesen zu kommen, um dort wieder zu
arbeiten?
Nein.
Eigentlich nicht.
Aber vielleicht
konnte er das umgehen. Zwar tat er das sehr ungern auf diese Weise, aber
wahrscheinlich war das das einfachste, was er tun konnte.
Er warf
gereizt das Flohpulver in den Kamin. „Ministerium für Zauberei, Dean Thomasg,
rief er in die Flammen und alles wirbelte grün um ihn herum.
~*~
Sie war
vertieft in die neuen Aufträge. Nichts außer Haus. Das war mal eine positive
Neuigkeit. Auf ihrem Tisch lag noch ein ungeöffneter Brief von Pansy
Parkinson-Malfoy, aber den sparte sie sich erst mal. Sie hatte keine Lust, ihn
zu lesen.
Sie
hatte keine Lust, sich heute von jemandem fertig machen zu lassen, der den
Namen Malfoy trug. Sei es auch nur angeheiratet.
Noch
hatte sie nicht entschieden, wie sie mit der Situation umgehen sollte, ob sie
überhaupt damit umgehen sollte. Nur leiderc leider konnte sie wohl nicht
anders, als damit umzugehen.
Denn so
sehr es sie störte, umso weniger konnte sie ihn wirklich vergessen. Und es
nervte sie. Wann aber sagte ihr schon jemand, dass er sie wirklich wollte?
Wie aufs
Stichwort betrat Dean im Reiseumhang das Büro.
„Wo
gehst du hin?g Hermine vermied es eigentlich, mit ihm wirklich zu sprechen.
Noch hatte er sie nämlich noch nicht um ein weiteres Date gebeten, und das
wollte sie auch so lange es ging verhindern. Es würde bestimmt kein angenehmes
Gespräch werden, wenn sie ihm sagen musste, dass sie doch kein Interesse mehr
an ihm oder einem Date hatte.
Sie war
sich nicht sicher, wie er es aufnehmen würde. Aber sie bezweifelte, dass er
allzu froh darüber sein würde.
„Ichc
muss eine Kleinigkeit erledigeng, erwiderte er kurz angebunden.
„Ach ja?
Für die Arbeit?g, hakte sie jetzt nach. Er schien nicht darüber reden zu
wollen.
„Schon.
Ja.g
„Geht es
mich dann nicht auch noch etwas an?g, fragte sie jetzt, aber er zuckte die Achseln.
„Ich
erledige das schon.g
„Was ist
es denn?g Wieso sagte er es nicht einfach?
„Nichts
weiter, Hermine. Du musst dir keine Gedanken machen.g
„Hältst
du es wirklich für ratsam alleine arbeiten zu gehen? Irgendwo draußen?g Sie
hielt es nämlich nicht für gut. Er war noch nicht vollkommen fit für
irgendwelche großen Flüche.
„Hermine, ich bin erwachsen. Sicher komm ich klar.g Er schien seine Geduld zu
verlieren. „Kümmer du dich schon mal um die neuen Fälle. Du kannst ja
entscheiden, welchen wir morgen als erstes dran nehmen.g Er wollte sie ablenken
und abspeisen. Sie hörte es genau.
„Dean,
was ist denn los? Wo musst du hin? Und wenn es um die Arbeit geht, wieso sagst
du es mir nicht?g Er seufzte jetzt.
„Weil es
unwichtig ist. Ich kann es alleine erledigen, also musst du dich nicht
bemühen.g
„Bemühen?
Es ist mein Job. Und du solltest wirklich nicht so unvernünftig sein und allein
auf eigene Faust irgendetwas angehen, was vielleicht noch nicht wirklich in
deinen Möglichkeiten liegt.g Sie hasste es, wenn sie jemand ablenken wollte.
„Ich
werde mich nicht auf einen Streit einlassen. Ich bin fit und gesund. Ich kann
Sachen auch alleine machen.g Männer waren furchtbar anstrengend, wenn sie
glaubten, man sagte etwas gegen ihre vermeintliche Unverwundbarkeit. Sie
verdrehte die Augen.
„Fein. Mach, was du willst.g Immerhin gab ihr das eine gute Ausrede nicht mehr
mit ihm auszugehen. Sie konnte so tun, als ob ihr dieser Streit gezeigt hatte,
dass sie nicht die richtige für Dean war. Das war zwar etwas gemein und
kleinlich, aber vielleicht sah er so ein, dass er wen anderes brauchte. Jemand, mit dem man sich gut
streiten konnte.
Er
verließ das Büro. Eigentlich gab es nichts, was Dean ihr vorenthielt. Sie
konnte sich auch überhaupt nicht vorstellen, wer Dean alleine einen Auftrag
gab. Das war arrogant von ihr, aber eigentlich fragten die Leute nach. Man
kannte ihren Namen schließlich. Einige taten das jedenfalls.
Nicht,
dass sie es Dean nicht gönnen würde, aberc Sie atmete aus.
Gut. Sie
hatte hier sowieso genug zu tun. Und ohne Dean kam sie sowieso schneller voran.
Sie
stürzte sich förmlich in die Planung, damit sie ja nicht sauer wurde, weil sie
jetzt draußen spannende Zauber lösen konnte. Sie hatte sich langsam an die
Arbeit außerhalb des Büros gewöhnt gehabt. Es war doch nicht schlecht. Nicht
soc langweilig.
Für
einen Moment vermisste sie Computer. Sie arbeitete zwar nicht besonders viel
mit ihnen, aber es war doch immerhin einfacher als mit Feder. Dafür war sie
ihrem Vater sehr dankbar. Sie machte Zuhause meist unsinnige Sachen, spielte
Solitär oder surfte sinnlos im Internet.
Aber sie
vermisste Technologien nicht besonders. Nur manchmal, wenn sie langweilige
Berichte schreiben musstec.
Sie beschloss,
morgen die leichten Sachen vorzuziehen. Das bedeutete nämlich, dass sie sich
Pansys Brief überhaupt nicht widmen musste. Sie konnte sich sowieso nicht
vorstellen, dass es eine freundliche Einladung zum Dinner war.
Jetzt wo
Pansy Hausbesitzerin war, wollte sie noch weniger damit zu tun haben.
Als sie
die Reihenfolge der Entfluchungen eintrug, sprach ihr Terminplaner beinahe
bitter die Worte „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf
morgeng aus. Er war schon ein wenig älter, aber sie hatte sich noch nicht von
ihm trennen können. Sie hatte ihn in der Schulzeit gekauft.
Sie
seufzte schließlich. Der Planer hatte nicht unrecht. Sie würde Pansys Brief so
oder so lesen müssen.
Ob sie
nun wollte oder nicht.
Sie
öffnete den Umschlag und Pansys aufgewühlte Schrift schlug ihr entgegen.
Anscheinend war dieser Brief im Zorn geschrieben worden.
Schnell
lasen ihre Augen die Vorwürfe, die Beschimpfungen und erfassten schnell den
Kern.
Malfoy
hatte das Haus wieder am Hals. Ein absoluter Mega-Fluch war wohl ausgebrochen
und Pansy wollte Köpfe rollen sehen.
Dean.
Malfoy
musste sich bereits an Dean gewandt haben, ging ihr plötzlich auf. Vielleicht
war sie paranoid, aber Malfoy wollte wohl nicht mehr mit ihr sprechen und Dean
kam es nur recht, dass Malfoy sich an ihn und nicht an sie gewandt hatte.
So ein
Mist. Sie wusste nicht, wie sie sich dabei fühlen sollte. Ob es ihr einfach
egal sein sollte, weil sie ja wohl kaum anfangen konnte zu schreien, nur weil
Malfoy eben lieber Dean mit der Aufgabe betreute. Sie wusste nicht, ob sie
überhaupt das recht hatte irgendwas zu fühlen.
Anscheinend
hatten hier alle Männer ihre Gründe, weshalb sie ihr nichts sagten.
Wieso
hatte er ihr nicht Bescheid gesagt? Tat er das, weil erc noch immer kam ihr das
Wort falsch vor, unsicher war? Oder tat er das, weil er sie nun hasste? So wie
früher auch. Sie wusste nicht, ob sie sich nicht völlig blamieren würde, wenn
sie jetzt wütend nach Malfoy Manor apparieren würde, um ihre Meinung kundzutun.
Was dachte Dean eigentlich? Dass sie nicht davon erfahren würde? Wahrscheinlich
hatte Dean überhaupt nicht nachgedacht.
Sie
dachte nach. Ihr Herz schlug wieder schnell und in einer Weise gefiel es ihr,
dass es das tat. Aber das gab sie nicht laut zu.
Sie
hatte wenig Vertrauen zu den Menschen. Am wenigsten zu Draco Malfoy, aber
unwillkürlich fragte sie sich, ob er sie wirklich immer noch wollen würde. Sie
war bereit wenigstens fast zu glauben, dass er das tat. Fast.
Vielleicht
musste nicht alles furchtbar kompliziert sein. Vielleicht musste sie ebenc
Initiative ergreifen. Zwar war sie sich nicht völlig sicher, ob es das war, was
sie wollte, aber was sie schon zu verlieren?
Und wenn
sie sich irrtec Gut. Dann würde sie es für immer verdrängen.
Sie schnappte
sich ihre Tasche vom Garderobenhaken, zog den Mantel an und machte etwas eher
Schluss als sonst.
Sie
wollte da eine Kleinigkeit vorbereiten.
Er hatte
sich soweit unter Kontrolle. Es hatte ihn Kraft und Anstrengungen gekostet, den
Idioten Dean Thomas nicht einfach zu erwürgen. Aber natürlich war es ihm wohl
ein Leichtes gewesen, Granger nicht von ihrem Treffen in Kenntnis zu setzen.
Wahrscheinlich
war es auch einfach besser so.
Was
hatte er sich nur gedacht? Dass er einfach da weiter machen konnte, wo er
überhaupt nicht sein wollte? Dass er jemand sein konnte, der er überhaupt nicht
mehr war? Na ja, das Gute war, dass er sich wohl auf ewig von Granger losgesagt
hatte.
Manche
Dinge gehörten einfach in die Vergangenheit, oder wie bei ihnen, gehörten sie
einfach überhaupt nicht passiert.
Aber es
war ja auch nichts passiert, Himmel noch mal.
Er
konnte seinem alten Ich manchmal schwer entsagen. Es fiel ihm wirklich schwer,
sogar ihm selbst, dem richtigen Malfoy, dass er es nicht fertig gebracht hatte,
Granger zu bekommen.
Es warc
absurd, ja. Aberc er hatte nicht das Gefühl gehabt, als wäre sie abgeneigt
gewesen. Das war wieder ein verrückter Gedanke, dennc Hermine Granger war
absolut niemand, den jemand wie Draco Malfoy bekommen oder gar begehren sollte.
Kurz
erfasste ihn ein Schauer der angenehmen Art, als er darüber nachdachte, was
ihre Freunde wohl denken mochten, wenn sie davon wüssten.
Es war
wie ein nettes, kleines verbotenes Spiel, nur dass es eben wirklich nicht viel
darüber zu berichten gab.
Es kam
ihm vor, wie eine nette Ablenkung von den ansonsten so trägen und langweiligen
Situationen des Alltags. Aber wahrscheinlich war er zu erwachsen für solche
Spiele. Er hatte keinen Kontakt mit Potter oder Weasley. Wahrscheinlich war es
selbst ihren Freunden egal, mit wem sie zusammen war.
Großer
Gott, Draco, reiß dich zusammen! Was war das für ein Gedanke? Er hatte sie noch
nicht mal nackt gesehen, und verwendete in seinen Gedanken schon Wendungen wie
zusammen sein? Bei Merlin, er wurde langsam verrückt.
Wahrscheinlich
war es das. Aber er war davon ausgegangen, dass er bereits völlig verrückt
gewesen sei. Eine Steigerung also. Großartig.
Aber
unterm Strich blieb es eben, wie es war.
Es war
nichts Aufregendes oder Verbotenes hinter dieser Geschichte.
Denn
bedauerlicherweise waren sie erwachsene, rationale Menschen.
Wahrscheinlich
verlor man irgendwann die Lust an grausamen Spielen oder zumindest die Lust an
Spielen generell.
Vielleicht
war auch nur er so, überlegte er. Der Meister der Verführung. Seine Mundwinkel
zuckten kurz.
Er
wusste, diese Gedanken konnte er sich nur im Moment so erlauben.
Natürlich
hatte Thomas keinen Erfolg gehabt, und er würde Granger so oder so wiedersehen
müssen, denn er war sich sicher, dass Thomas zu ihr gehen würde, um das Problem
zu beheben, denn tatsächlich war Granger eben doch besser in ihrem Job.
Das
würde er natürlich nicht zugeben. So weit war es doch nicht gekommen. Er mochte
vielleicht eine kleine Besessenheit bezüglich einer bestimmten Person
entwickelt haben, aber er würde bestimmt nicht so weit sinken und ihr sagen,
dass sie auch noch gut in ihrem Job war. Oh nein.
Ganz
bestimmt nicht.
Er hatte
gleich Feierabend und hatte noch keine genaue Ahnung, wie er ihn verbringen
sollte. Langeweile war eine gefährliche Sache, denn sie verleitete einen nur
dazu, unsinnige Dinge zu tun.
Er
wollte wirklich nicht trinken und womöglich irgendetwas tun, was er sowieso
wieder bereuen würde.
Die meisten
Dinge, die man betrunken tat, bereute man nämlich hinterher.
Er
wusste, wovon er hier sprach.
Es
klopfte an der Tür. Er konnte sich nur vorstellen, dass es wieder der
ängstliche Felix war, der noch eine Nachricht von seiner Exfrau hatte. Er
musste sich entschuldigen, das wusste Draco. Aber das war so eine Sache, die
ihm wirklich schwer fiel. Das war ihm aber schon immer schwer gefallen.
Es war
doch anstrengend ein netter Mensch zu sein. So weit er sich denn als so einer
betrachten konnte.
„Hereing,
sagte er also und versuchte, nicht gereizt, nicht wütend, sondern ganz neutral
zu klingen. Es gelang ihm, befand er, aber Wahrnehmungen waren immer subjektiv.
Sie
betrat sein Büro. Und sie sahc irgendwie anders aus.
„Hey,
Malfoy.g Sie lächelte sogar. Er war sich nicht sicher, was er sagen sollte.
Oder ob er etwas sagen sollte. Sie kam bestimmt aus geschäftlichen Gründen. Und
das war bestimmt kein freundlicher Anlass, denn schließlich hatten Thomas und
er ihre Hilfe umgangen. Sie konnte also nur gekommen sein, um sich zu
beschweren, kombinierte er.
Sie trug
einen engen dunkelblauen Rock. Die Schuhe waren schwarz, glänzten im letzten
Tageslicht und waren so hoch, dass sie vermutlich bis ans Kinn reichen würde,
würde er sich die Mühe machen und sich hinstellen.
Sein
Verstand wog seine Optionen ab.
Von
ihrem Aussehen her zu urteilenc Seine Erektion machte es ihm unmöglich, diesen
Gedanken fortzuführen.
Ihre
Haare trug sie offen. Die dunklen Locken fielen verführerisch über ihre
Schultern, umschmeichelten ihre Brüste, die sie in einer ziemlich offenherzigen
Bluse trug. Sie war geschminkt, nahm er an. Ihr Teint sah anders aus als sonst.
Wahrscheinlich war es mittlerweile erbärmlich, dass er ihr Gesicht schon so gut
kannte.
„Was
kann ich für Sie tun?g, fragte er also diplomatisch und bewegte sich immer noch
nicht. Er wusste selber nicht, warum. Irgendetwas hielt ihn zurück.
Sie kam
auf ihn zu. Und sie lächelte immer noch.
„Ich
denke, das müssen wir nicht weiter erörterng, gab sie zurück, aber sie klang
nicht wirklich böse. Sie klang ehrlich gesagtc Nein, er hatte sie noch nie so
sprechen hören. Er runzelte unwillkürlich die Stirn.
„Sie wollen über den Auftrag reden? Hat sich Pansy bei Ihnen gemeldet? Hat
Thomas mit Ihnen schon gesprochen? Hören Sie, es warcg Sie schloss den Abstand
und ohne etwas zu sagen, legte sie ihm vorsichtig den Zeigefinger auf die
Lippen.
„Nein.
Ich will nicht über die Arbeit sprechen, Malfoy. Ich weiß, du bist ein Idiot.
Nicht, weil du ein Malfoy bist. Nein. Eigentlich nur, weil du absolut keine
Ahnung hast, menschlich zu sein.g Sein Mund klappte unter ihrem Finger auf, den
sie immer noch auf seinen Lippen hielt.
Was
sagte sie da?
„Aber
ich dachte mir, da ich sowieso besser bin als du – in so ziemlich allen
Lebenslagen – nehme ich dir die schwere Entscheidung ab.g Wovon sprach sie? Er
wusste nicht, ob er sich beleidigt fühlen, oder fasziniert sein sollte.
Sie warc
ganz anders? Für einen Moment hatte er das Gefühl, sie hätten Rollen getauscht.
„Keine
Ahnung, wie es geht, abercg Und jetzt war sie wieder Granger. Die Granger, die
er kannte, denn jetzt hatte sie wieder den waidwunden Blick aufgesetzt und die
Unsicherheit, die sie ihm gegenüber immer gezeigt hatte, war ihr wieder ins
Gesicht geschrieben. Sie zog den Finger zurück und kam tatsächlich noch näher.
„c wehe, du machst dich über mich lustig, Malfoy!g, fügte sie etwas gereizter
hinzu, obwohl er nichts gesagt hatte.
Er
wusste immer noch nicht, was er überhaupt sagen sol-
Sie
küsste ihn.
Einfach
so. Mitten auf den Mund. Er war so überrascht, dass er nicht einmal die Augen
schließen konnte. Granger küsste ihn! In seinem Büro! Ohne, dass er irgendwas
getan hatte! Sie wich langsam zurück und sah ihn mit großen Augen an. „Du musst
kein Arschloch sein, Malfoy. Ichc mag dich auch, wenn du nett bist.g
Sein
Mund öffnete sich in stummer Verwunderung. Siec was?
„So.
Undc ahem, vielleicht habe ich mich jetzt vollkommen blamiert, weil es
eigentlich nicht das war, was du sagen wolltest, und ich werde gehen.g Sie
wurde rot. Ganz bezaubernd rot. Geistesgegenwärtig schloss sich seine Hand um
ihr Handgelenk, ehe sie gehen konnte.
„Wartec
wartecg Er musste kurz nachdenken. Sie sah ihn an. „Du magst mich?g, fragte er
jetzt und konnte nicht verhindern amüsiert zu klingen. Sie wurde noch röter.
„Nein.g
„Du hast
gesagt, du magst mich.g
„Ichcg
„Ja?g
Noch immer ließ sie ihn gewähren und zog ihre Hand nicht zurück. „Ich dachte,
du wärst in allen Lebenslagen besser als ich?g Es war faszinierend, sie
anzusehen. Ihr Mund öffnete sich. „Ich finde das jetzt gerade sehr angenehmg,
fügte er hinzu.
„Alsoc?g,
begann sie und senkte schließlich den Blick. Ihre Unsicherheit störte ihn
etwas. Er konnte gar nicht sagen, wie sehr er genau das wollte, was sie gerade
wohl im Begriff war, zu tun. Hermine Granger verführte ihn. Zumindest glaubte
er, dass sie genau das versuchte. „Ich weiß nichtcg Er hob die Hand, die er in
seiner hielt, zu seinen Lippen und hauchte einen feinen Kuss auf ihre
Fingerknöchel. Dann ließ er ihre Hand los.
Sie
würde gehen. Er sah es in ihrem Blick. Auch wenn sie nicht gehen wollte.
Langsam
atmete er aus.
Wahrscheinlich
war es kein Spiel. Wahrscheinlich war es eben so, dass manche Dinge eben
tatsächlich von ihm getan werden mussten. Sie blieb unbewegt vor ihm stehen.
Und er sprang über seinen verflucht großen Schatten.
Er war
Draco Malfoy, zum Teufel noch mal. Der Gute und der Schlechte in einem, wenn es
das war, worum es ging. Er zauberte ein Lächeln auf seine Züge.
„Fang noch mal an. Du hast meine ungeteilte Aufmerksamkeit, Granger.g Er lehnte
sich grinsend zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und betrachtete
sie mit einem überlegenen Blick. „Oder hast du Angst?g
Es
verging eine kurze Sekunde. Sie schien nur kurz zu überlegen. Sie schien nur
kurz abzuwägen, was sie tun sollte. Sie entschied sich dafür, sein Gesicht in
ihre Hände zu nehmen und ihn ein weiteres Mal zu küssen. Träge kam ihm in den
Sinn, dass sie beide wohl immer zwei Anläufe bräuchten.
Schon
legten sich seine Arme um ihren Oberkörper und er zog sie umstandslos auf seinen
Schoss. Sie quietschte unter ihm auf. Er würde ihr zu Gute halten, dass sie den
ersten Schritt getan hatte. Völlig ausreichend.
Er
verführte lieber als verführt zu werden.
Seine
Hände fuhren in ihre Haare, strichen sie zurück, während sein Mund ihre Lippen
verließ, über ihren Hals wanderte, während er sie mit einer Hand umschlang und
mit der anderen Hand unwirsch seinen Schreibtisch leer räumte. Ehe sie
zurückweichen konnte, erhob er sich aus seinem Stuhl, mit ihr auf seinen Armen.
Überrascht
sah sie ihn an, aber er legte sie mit einem Grinsen auf seinen Schreibtisch.
Ehe sie sich beschweren konnte, küsste er sie mit einem verlangenden Knurren
und er spürte sie unter sich stöhnen.
Verfluchtc
er liebte dieses Gefühl!
Ihre
Finger fanden die Knöpfe seines Hemds und sie öffnete sie voller Hast. Er
küsste sie hungriger und alles war absolut egal. Völlig egal! Er zog ihre Bluse
aus dem Rock, riss sie ungeduldig auf und seine Hand fuhr begeistert über den
seidenen Stoff ihres BHs.
Er
öffnete ihn ohne Schwierigkeiten und konnte ihre Brustwarzen nicht schnell
genug in seinen Mund saugen. Sie stieß einen absolut anbetungswürdigen Laut aus
und krallte sich in seine Haare. Seine Zunge umzirkelte die Spitze und grinste
gegen ihre weiche Haut.
Seine
Hand schob ihren Rock einfach nach oben und sie wand sich ungeduldig unter ihm.
Ihre Finger fuhren nun über seine nackte Brust, seinen Rücken, zerrten sein
Hemd von seinen Schultern und er musste sie einfach noch einmal küssen.
Wild
begegnete sie ihm, als seine Finger geschickt in ihrem Höschen verschwanden.
Sie keuchte auf, die Augen geöffnet, und mit roten Wangen starrte sie ihn an.
Absolut perfekt. Er stieß einen Finger in sie und rieb mit dem Daumen sanfte
Kreise über ihren empfindlichen Punkt. Ihr Mund öffnete sich und ihr heißer
Atem schlug ihm ins Gesicht.
Er
küsste sie erneut, sog ihre Unterlippe in seinen Mund und ließ sie wieder
fahren. Sie wimmerte voller Verlangen unter ihm. Gott, er hielt es kaum noch
aus. Sie war so feucht, so verflucht bereit. Sie öffnete schließlich seinen
Gürtel und zog seine Hose seine Beine hinab. Er half ihr nur zu gerne, befreite
sie von ihrem Höschen und war nun wesentlich näher über ihr.
Ihre
Arme schlangen sich um seinen Nacken, sie küsste ihn, bog sich ihm entgegen,
schien unter ihm zu verbrennen, während sie darauf wartete, dass er sie auf
seinem Schreibtisch nahm.
Gott,
dieser Gedanke putschte ihn in ungeahnte Höhen und er stieß wild nach vorne.
Fuck!
Sein
Kopf sank auf ihre Brust. Er atmete schwer und laut. Verflucht, wie hatte er es
vergessen können? Wie hatte er solange aushalten können? Wie hatte er sie nicht
sofort nehmen können, als sie sein Haus betreten hatte? Langsam bewegte er sich
in ihr. Langsam entfernte er sich, hörte wie sie zischend den Atem einsog als
er sie dehnte, nur um dann härter in sie zu stoßen.
Sie
schrie tatsächlich auf. Ihre Beine schlangen sich um seine Hüfte und nur zu
gerne pinnte er sie härter gegen das Holz des Schreibtischs.
Hungrig
trafen sich ihre Lippen, er wollte in ihr versinken, mit ihr verschmelzen, nie
wieder aufhören, aber er spürte, dass das wohl nicht völlig möglich war.
Ihr
Rhythmus wurde schneller. Ihre Haut wurde heißer, brannte unter seiner und er
stützte sich nun mit seinen Händen auf der Tischplatte ab.
Schweiß
perlte in feinen Tropfen über seine Stirn. Ihre Finger gruben sich hart in
seine Oberarme, als sich ihre Blicke miteinander verbanden. Sie waren beide
außer Atem. Sie schluckte schwer und der verschleierte Blick aus ihren braunen
Augen ließ ihn nicht länger zögern.
Hart
stieß er in sie, ihr Kopf flog zurück, ihre Brüste bogen sich ihm entgegen,
wieder leckte er über ihre perfekte Brustwarze, sog sie hart in seinen Mundc
und dann schrie sie seinen Namen!
Er
konnte nicht mehr!
Er stieß
ein letztes Mal keuchend in sie und folgte ihr übergangslos.
Sterne
tanzten vor seinen Augen. Sein Kopf fiel auf ihre Brust und ihre Finger gruben
sich in seine Haare, während er ihren abgehackten Atem spüren konnte.
Schwerfällig
hob er den Kopf, um sie anzusehen.
Wunderschön
lag sie unter ihm. Sein Mund öffnete sich. Ihre Hand strich über seine Wange.
Er küsste ihren Hals, denn er konnte nicht anders.
„Du hast
meinen Namen geschrieeng, informierte er sie rau gegen ihre Haut. Er hörte sie
kurz nach Luft schnappen.
„Habe
ich nichtg, widersprach sie träge. Er hob den Kopf und musste grinsen.
„Natürlich nichtg, gab er zurück. Sanft schlug sie ihn gegen die Schulter.
Verflucht,
sie war absolut heiß. Zu seiner unerträglichen Freude, spürte er etwas anderes.
Er wurde wieder hart. Ja, er war wirklich nicht hundertfünf. Ein Lächeln
erhellte seine Züge und sie spürte es ebenfalls.
„Hmc Mr
Malfoy, ich glaube, ich sollte geheng, flüsterte sie jetzt, ohne etwas
Entsprechendes zu tun. Seine Hände schlangen sich um ihren Körper und er zog
sie in eine sitzende Position.
„Da bin
ich gegeng, erwiderte er rau. Sie lächelte jetzt ein verruchtes Lächeln, stieß
ihn auf seinen Ledersessel und ließ sich nur wenige Sekunden später langsam auf
ihn niedersinken.
Er legte
den Kopf zurück und konnte nur die Augen schließen, denn er versank Zentimeter
um Zentimeter in ihrer engen, unerträglichen Hitze.
Gottces
war alsc befreite sie ihn von all seinen unnötigen Sorgen. Seine Hände legten
sich fest um ihre Hüfte, pressten sie härter in seinen Schoss und plötzlich
griff sie in seinen Nacken und zog ihn zu einem verzehrenden Kuss an sich.
Er
knurrte gegen ihre geschwollenen Lippen, drang ungeduldig mit der Zunge in
ihren Mund und verlor seinen Verstand, als sie ihn zu reiten begann.
Er könnte
einfach sterben! Hier auf seinem Sessel, und es wäre der verflucht beste Tag
seines Lebens gewesen!
~Later~
„Was ist
mit dem Dach?g
„Wir
schaffen heute kein ganzes Dach.g Weasley wischte sich über die feuchte Stirn.
„Wir
könnten eine Plane spannen?g, schlug Hermine jetzt vor.
„Wir
könnten es auch so lassen. Es wird schon nicht regnen.g Sie warf ihm einen
Blick zu, den er nur zu gut kannte.
„Du bist einfach nur zu faul. Es ist kein Problem. Ich kenne den Spruch für die
Planeg, widersprach sie jetzt, wie sie es immer tat. Er zuckte die Achseln.
„Ich
sage, wir lassen es sein. Wir haben das gesamte Haus kaputt geflucht und die
neuen Wände gehext. Und es hat in den ganzen Tagen nicht einmal geregnet.g Er
sah sie mit einem überlegenen Blick an.
„Mann,
du weißt, dass du sowieso nichts sagen kannst.g Weasley hielt sich den Rücken.
„Ich werde auf jeden Fall den Zauberstab heute nicht mehr anfassen. Ich bin
völlig fertig.g Er schlug ihm knapp auf die Schulter. Draco betrachtete ihr
Werk und seufzte schließlich.
„Fein, bitte. Tob dich ruhig aus, Babyg, gab er nach. Sie verdrehte die Augen.
„Nenn
mich nicht Babyg, sagte sie nur.
Er
schloss den Abstand und sie musste grinsend, als sie versuchte ihn von sich zu
schieben.
„Wie
soll ich dich nennen? Liebling? Meine Wildkatze?g Er küsste sie ungeniert und
sie quietschte gegen seine Lippen.
„Bitte.
Leute.g Potter klatschte in die Hände. „Wir sind hier nicht, umc na jac Draco,
komm wir hauen ab. Hermine kennt den Weg.g Er ließ von ihr ab. Sie krempelte
sich die Ärmel wieder hoch.
„Ich
komm nach. Am besten habt ihr dann schon per Express das Essen bestelltg, rief
sie ihnen nach. Sie apparierten zu Potters Wohnung. Draco war dankbar, dass
Weasleys Schwester nicht da war. Zurzeit war sei nämlich öfters bei ihrer
Mutter, denn dort verbrachten sie ihre Zeit strickenderweise, denn Potters
Verlobte war ihm zweiten Monat schwanger. Und noch immer hatte es keine
Hochzeit gegeben.
Aber das
würden sie ja bald nachholen.
Potter
schien seine Gedanken lesen zu können. Sie betraten seine Wohnung und Weasley
ließ sich erschöpft auf die Couch fallen. „Hey.g Potter hielt ihn zurück, ehe
er ebenfalls ins Wohnzimmer gehen konnte.
„Was ist
los?g, fragte er und wünschte sich ziemlich dringend in seine andern Klamotten
schlüpfen zu können, ehe das Essen geliefert wurde.
„Diese
Reisecg, begann Potter jetzt und Draco konnte nicht anders als zu stöhnen. Seit
drei Wochen fing er damit jetzt an. „Ich meine nurc machst du das aus
Schuldgefühlen? Machst du das, um Punkte zu sammeln?g Draco seufzte.
„Potter,
wenn ich dich heiraten wollen würde, ja, wahrscheinlich. Dann müsste ich Punkte
sammelng, gab er zu. „Aberc bei allem Respekt, du bist nicht wirklich mein
Typ.g Potter blickte zur Seite.
„Schon
klar.g Dann wurde er wieder ernst. „Ich meine, das ist viel Geld. Und dann auch
noch die Hochzeit dort zu finanzierenc ich meine, das ist absolutc es ist sehr
nett von dir, aber du weißtcg Er unterbrach sich.
„Harry,
ich bitte dich.g Er hasste es, immer wieder dieselbe Unterhaltung zu führen.
„Wenn du nicht mit willst, reisen Hermine und ich alleine. Obwohl dein bester
Freund dich dann wahrscheinlich im Stich lassen wird, denn er hat extra einen
Gummitier-Zauber erfunden, damit er nicht alleine im Meer schwimmen muss.g
Potter
verzog den Mund. „Es ist einfach nurcg
„Hey,
ihr habt mir geholfen mein Haus abzureißen und ein neues zu bauen. Und, tut mir
leid, wenn ich das sagen muss, aber ich mache den Aufwand nicht, um dort
alleine alt zu werden.g Potter sah ihn mit einem Stirnrunzeln an.
„Was
willst du sagen?g, fragte er und er hörte bereits, wie Weasley über Floh Essen
bestellte.
„Ich
will sagen, dass ich Hermine bitten werde, dort mit mir zu wohnen. Undc das
bedeutet, dass wir uns wohl noch eine Weile sehen werden.g Er fuhr sich müde
durch die Haare. „Ich will nicht, dass wir beste Freunde sind.g
Potter
musste plötzlich grinsen. „Gut. Ich dachte schoncg Auch Draco grinste jetzt.
„Aberc
die Reise macht mir nichts aus. Finanziell. Es kostet mich keine Überwindung
mit euch allen zu fahren, falls es das ist, was du denkst. Aber wenn es dich
Überwindung kostet, zu akzeptieren, dass ich mich darum kümmer, dann musst du
es nur sagen.g Potter schien kurz zu überlegen.
„Ich
weiß. Ich fange damit immer wieder an, aberc hast du dir das gut überlegt?g
Draco verengte die Augen.
„Was überlegt?g
„Das mit Hermine. Wir sind mit dabei. Du bekommst sie nicht allein. Und wenn
Ron dir irgendwann auf die Nerven geht, dannc dann ist das nicht zu änderng,
fügte er leise hinzu.
„Ok, hör
zuc irgendwann vertraust du mir und dann sagst du bescheid, weil wir dann
endlich einen Whiskey darauf trinken können.g Potters grüne Augen musterten
ihn, wie sie ihn nun schon wochenlang jeden Tag musterten. Erinnerungen jagten
ihn jedes Mal, wenn er mit seiner Freundin Potters Wohnung wieder verließ und
nach Hause kam.
Es war
schwer. Verflucht schwer, aber Hermine machte ihm vieles leichter. Alles,
eigentlich.
„Vielleicht
bist du wirklich nicht dein Vater, Draco.g Potter durchleuchtete ihn noch einen
Augenblick.
„Nein,
vielleicht nichtg, gab dieser ruhig zurück.
„Ich
lass es dich sofort wissen, sobald das Vertrauen da ist.g
„Danke.g
„Ey,
Malfoy, willst du deine Pizza mit Pilzen oder ohne?g, schrie Weasley aus dem
Wohnzimmer und Draco überlegte kurz.
„Hermine
hasst Pilze – also mitg, rief er lachend ins Wohnzimmer.
„Ok.
Dein Streit, Alter!g, gab Ron zurück und gab den Rest der Bestellung auf.
„Sie
wird sich nicht ewig von dir ärgern lassen, weißt du? Irgendwann verflucht sie
dich im Schlafg, mutmaßte Potter jetzt.
Draco
lächelte jetzt, denn er war sich ziemlich sicher, das würde nicht passieren.
~*~
„Gott,
bin ich müde.g Sie gähnte herzhaft, als sie die Wohnung erreicht hatten. Er
nahm ihr den Mantel ab.
„Potter
hat mir schon wieder seine Ansprache gehalteng, bemerkte er jetzt. Sie gähnte
noch einmal.
„Du sollst ihn Harry nenneng, erwiderte sie tadelnd.
„Ja,
jacg, gab er zurück.
„Und
Harry meint das nicht so. Er ist nur besorgt.g Im Wohnzimmer fiel sie müde auf
die Couch.
„Besorgt?
Dass ich schlechter Umgang für dich sein könnte, Granger?g, fragte er lauernd
und hockte sich vor die Couch, um sie anzusehen. Sie öffnete die Augen etwas
verwirrt.
„Granger?
Du hast mich ewig nicht mehr – Oh nein, Draco!g, schrie sie auf, als er sie
einfach auf seine Arme hob. „Nein! Ich bin müde, lass michcg Ihr Protest ging
in Lachen unter als er ihren Hals küsste.
„Ich
meinec ja, vielleicht hat er recht, besorgt zu seing, fuhr er ungerührt fort,
als sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. „Schließlich bin ichc
böseg, fügte er mit einem teuflischen Grinsen hinzu, ehe er sie hungrig küsste.
Sie
hörte auf sich zu wehren, als er sie auf sein Bett legte. Kurz dachte er, sie
würde ihm klar machen, dass sie heute auf jeden Fall zu müde war, aber
anscheinend überlegte sie es sich anders und legte schließlich die Arme um
seinen Nacken.
„Du bist
verrückt, Malfoy.g
„Ja.
Verliebt und verrückt ähnelt sich eben, Granger.g Sie musste wieder lachen.
„Hast du
vor noch was zu tun?g Er konnte in ihrem Gesicht die Vorfreude schon erkennen.
„Frechg,
bemerkte er, während er sein Hemd öffnete und sich qualvoll langsam zu ihr
hinunter beugte. Sie konnte nicht mehr warten, lehnte sich ihm entgegen und
küsste ihn leidenschaftlich. Er löste sich grinsend von ihr. „Ich glaube, der
Schulsprecher darf sich dazu nicht überreden lassen, Ms Grangerg, erklärte er
erhaben.
Sie
musste plötzlich lächeln. „Ohc jaah. Richtig. Da ist noch ein Geheimniscg
Verführerisch langsam zog sie die enge Jeans aus und schlug schließlich die
perfekten Beine übereinander, ehe sie auch noch ihr Shirt über den Kopf zog. Es
fiel ihm schwer, sich auf ihr Spiel zu konzentrieren.
„Geheimnis?g,
schluckte er jetzt zusammenhanglos und kam näher, in dem er langsam über das
Bett auf sie zu kroch. Sie biss sich unschuldig auf die Lippe. Gott, sie machte
ihn wahnsinnig.
„Dracocg,
begann sie jetzt. Er liebte es, wenn sie seinen Namen sagte.
„Ja?g,
knurrte er, denn er konnte kaum noch. Er wollte sie berühren, wollte sie
unbedingt haben. Immer wieder.
„Ichc
bin aus Gryffindorg, schloss sie jetzt und schlug die Augen nieder. Er musste
sehr breit grinsen, ehe er ihren Unterarm umfing und sie zurück auf die
Matratze warf.
„Ist das
so?g, fragte er, bemüht kühl zu klingen. „Ich denke, so ein Verrat muss
bestraft werden.g Sie lächelte zu ihm auf und legte die Hände um seinen Nacken.
Seine Finger strichen bereits in vollkommener Faszination über ihre perfekte
Haut, ihren so wunderschönen Körper.
„Ach ja?
Was hast du dir vorgestellt?g, fraget sie lauernd, aber er musste das Spiel
unterbrechen. Er gab sich geschlagen und küsste sie sanft.
„Was
immer du willst, Herminec was immer du willstg, murmelte, bevor er wieder ihren
Lippen suchte, um sich zu verlieren. Sie stieß die Hände gegen seine Brust und
drückte ihn auf die Matratze. Sie kletterte über ihn und hielt seine Hände über
seinem Kopf gefangen. Zwar kostete sie das etwas Anstrengung, weil ihre Finger
kürzer waren als seine, aber er ließ sie grinsend gewähren.
Sie
küsste seine Lippen, seinen Hals, seine Brust, seinen Bauch. Dann musste sie
seine Hände loslassen und öffnete seine Hose. Ihr Blick traf ihn und seine
Erektion pochte in voller Erwartung.
Sie zog
seine Hose und seine Shorts seine Beine hinab und ihre Hand umschloss seinen
Penis. Sie pumpte an seiner Länge auf und ab und seine Finger krallten sich in
das Laken unter ihm.
„Oh,
verfluchtec jaahcg, stöhnte er zusammenhanglos und mit einem feinen Lachen nahm
sie in den Mund. Fuck! Sein Körper bäumte sich auf. Er war ihr vollkommen
ausgeliefert. Ihre Zunge fuhr heiß über seine Spitze, seine Länge hinab, ihre
Hand pumpte unablässig weiter und er musste sich höllisch konzentrieren, damit
er nicht hier und jetzt in ihrem Mund kam.
Denn er
wollte nicht. Noch nicht! So nicht.
Ihre
süße Tortur, der er kaum standhalten konnte, dauerte noch vielleicht eine weiter
endlos grandiose Minute, ehe sich rittlings auf ihn setzte. Sie sah absolut
fantastisch aus, wie sie da auf ihm saß. Sein Penis glitt beinahe wie von
selbst in sie, so feucht war sie bereits.
Genussvoll
schien sie sich auf ihm zu bewegen. Dann schloss sie die Augen, legte den Kopf
zurück und er konnte nicht anders, als seine Hände um ihre Hüfte zu legen, um
sie zu dirigieren, den Rhythmus zu beschleunigen.
Sie
begann zu stöhnen, begann wieder und wieder seinen Namen zu schreien. Mit einem
Knurren bäumte er sich auf, warf sie mit seinem Gewicht um stieß hart nach
vorne in sie. Er brauchte die Kontrolle augenblicklich wieder, musste unbedingt
über ihr sein, ihr Gesicht von oben sehen, sehen, wie sie sich in süßer Qual
auf die Lippe biss. Ihr perfekter Mund, der nur Momente zuvor seinen Schwanz in
seiner Hitze aufgenommen hatte.
Irgendwas
explodierte in seinem Kopf. Seine Lippen krachten auf die ihren und sie keuchte
verlangend in seinen Mund, als er härter und härter in sie stieß, mit seiner
Zunge um hart Dominanz focht und kaum noch an sich halten konnte, als sie ihm
mit derselben Wildheit begegnete.
Ehe er
kam, riss er sich von ihren Lippen los, drang tief in sie und stöhnte zum
ersten Mal ihren Namen. Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken, zogen in
wieder an sich und stöhnend ergoss er sich in ihr.
Mit
Widerwillen rollte er von ihr runter und lag erschöpft neben der schönsten Frau
der Welt.
„Wennc
wenn du keine Lust auf die Reise hast, dannc könnten wir auch zwei Wochen
einfach hier bleibeng, schlug sie träge vor und schenkte ihm ein feines
Lächeln.
„Hier,
im Bett?g, erkundigte er sich mit einem schiefen Grinsen und sie nickte knapp.
„Ich überleg es mirg, sagte er schließlich und zog sie in seine Arme.
Er
schlief am liebsten mit ihr in seinen Armen ein.
Und er
plante auch, noch in zwanzig Jahren so einzuschlafen. Zwar hatte er ihr das
noch nicht gesagt, aber das würde er schon ziemlich bald tun.
Denn als
er die Reservierungen in dem Hotel gemacht hatte, wo auch Harry heiraten würde,
hatte er einen winzigen Stopp beim Koboldgold Juwelier gemacht. Und neben ihn
in seiner Nachttischschublade wartete ein sündhaft teurer Verlobungsring auf
diese Reise in einer Woche.
Denn
dort würde er sie fragen. Dort würde er den letzten Schritt tun, der nötig war,
um sie für immer zu bekommen.
Er
lächelte als er hörte, dass sie eingeschlafen war. Seine Finger strichen ihr
sanft über das dunkle Haar.
Zwar war
es ein verlockendes Angebot, zwei Wochenlang im Bett zu verbringen, aber er
nahm an, dass es ihr im Endeffekt doch auf der Reise gefallen würde.
Er
küsste sie vorsichtig auf die Stirn und sie kuschelte sich enger an seine
Brust. Dann angelte er sich seinen Zauberstab vom Nachtisch und löschte das
Licht.
Er legte
den andern Arm um ihren wunderbar warmen Körper und presste sein Gesicht in
ihre weichen Haare.
„Gut Nacht, Hermine. Ich liebe dichg, fügte er leiser hinzu und schloss die
Augen.
- The End -