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Teil 1 , Teil 2 , Teil 3 , Teil 4 , Teil 5 , Teil 6 , Teil 7 , Teil 8 , Teil 9 , Teil 10 ,
„William,
du zwingst mich zum Äußersten!“, drohte sein Vater zornig. „Und es ist
Weihnachten, Himmel noch mal!“ Relativ gelassen akzeptierte er den Namen. Sein
Vater würde den Namen Spike niemals anerkennen.
„Dein
Verhalten widert mich an. Ich bin froh, dass deine Mutter das nicht mit ansehen
muss. Ist dir eigentlich klar, wie verletzten du gegenüber anderen bist? Du
bist kalt, völlig herzlos!“ Spike bemühte sich, nicht die Augen zu verdrehen,
bei der dramatischen Szene, die ihm sein Vater hier bot.
In
Gedanken war er bei Cordelia, Drusilla, Harmony, Anya und wie seine Freundinnen
alle hießen. Natürlich wussten sie nichts voneinander. Denn das wäre
schließlich kalt und herzlos. So war jede einzelne glücklich und zufrieden.
„Ich
akzeptiere dein Verhalten nicht, ich habe es satt!“, schrie er jetzt. Spike
zuckte kurz zusammen. Sein Vater schrie nicht. Er tat es einfach nicht.
Vielleicht war das das letzte Bisschen britischer Charme, der übrig geblieben
war, aber für gewöhnlich schrie Rupert Giles nie. Anscheinend machte er für ihn
eine extra Ausnahme.
„Was
fällt dir ein, Jonathan Levinson am Weihnachtsabend zu entlassen, William? Bist
du geisteskrank? Was soll seine Familie denken? Wenn er vor Gericht geht, dann
wirst du erklären müssen, wie du es einer fünfköpfigen Familie antun kannst,
den Alleinverdiener ohne Grund zu entlassen!“
Sein
Vater bekam rote Flecken im Gesicht. Er war eigentlich zu alt, um zu schreien.
Und dann auch noch wegen einer Lappalie. Spike räusperte sich.
„Vater,
er hat nicht so gearbeitet, wie wir es bevorzugen.“ Sein Vater verzog den Mund.
„Nein,
William. Du bevorzugst blonde Sekretärinnen ohne Unterwäsche. Wage es ja nicht,
das zu einer Familiensache zu machen. Du handelst mir zuwider seitdem ich dumm
genug war, dich in eine Führungsposition zu setzen.“
Jetzt
hatte Spike aber genug.
„Seitdem
ich da bin, haben wir zwanzig Prozent mehr Umsatz gemacht. Du kannst dir
denken, wie viel mehr Gewinn das ausmacht, Vater. Es war deine letzte Chance.
Ohne mich hättest du Konkurs melden müssen, verfluchte Hölle!“
„Sprich nicht
in diesem Ton mit mir!“, erwiderte sein Vater lauter als er selber.
„Setz
dich hin, bevor du einen Herzinfarkt bekommst.“, spottete Spike jetzt, aber
sein Vater brauste auf.
„Oh, das käme dir wohl gerade recht, oder? Dann könntest du die Firma vollständig
übernehmen, was? Aber glaub ja nicht, dass ich so dumm bin, William!“
Die
beiden Männer sahen sich hasserfüllt an. Spike kannte seinen Vater so nicht,
und es störte ihn unheimlich. Wenn sein Vater nicht ständig seine Methoden
anzweifeln würde, hätten sie schon zwei neue Fabrikhallen gebaut. Wen zum
Teufel störten diese verflixten Umweltauflagen denn wirklich? Er hatte genug
Geld, sie alle zu bestechen.
„Wie
wäre es, wenn Jackson dir eine Valium besorgt und du dich hinlegen würdest?“,
schlug Spike grimmig vor, denn er hatte genug von seinem Vater.
„Es
reicht mir.“ Die Stimme seines Vaters klang ruhig. Gefährlich ruhig. „Wenn du
dich selber nicht änderst, übernehme ich das für dich, William. Ich werde mein
Testament ändern lassen.“ Spike lachte auf.
„Unmöglich.
Ich bin Teilhaber und dein Sohn. Der Pflichtteil beträgt über fünfunddreißig
Prozent. Mit den Anteilen der Firma bekomme ich trotzdem die Hälfte, wenn du
stirbst.“, triumphierte er kalt.
„Oh
nein, William.“ Sen Vater lächelte. „Wenn ich dich heute entlasse, bekommst du
nichts von der Firma. Und deinen Pflichtteil bekommst du nur, wenn du dich als
Erbe würdig erweist und ich muss sagen – und deine Akte bestätigt dies -, dass
du ein lausiger Sohn gewesen bist. Wir können das ganze gerichtlich verhandeln
lassen, aber sobald du deinen Mund aufmachen wirst, wird mich die gesamte
Obrigkeit recht geben.“
„Du…
kannst das nicht tun!“ Kurz überlegte er, ob sein Vater bluffte. Er musste
bluffen. Das würde sein Vater nicht machen. Schlimmer war, dass er es
vielleicht sogar konnte. Was er sagte, machte Sinn. Spike war kein Engel. Nein,
bestimmt nicht.
„Oh,
weißt du was? Ich denke, doch.“
„Ich
werde die Firma nicht verlassen. Ich habe Kündigungsschutz!“ er wurde lauter,
ohne dass er es wollte. Er konnte den Hauch der Panik nicht verdrängen. Sein
Vater würde ihm nicht sein Leben wegnehmen.
„Willst
du es drauf ankommen lassen? Willst du mich verklagen, William? Deinen eigenen
Vater? Denkst du wirklich, es würde dir etwas bringen?“
„Wieso
tust du das? Bist du nicht mehr bei Trost?“, schrie Spike, der sich zwar keinen
gemütlichen Weihnachtsabend erhofft hatte, aber auch nicht erwartete hatte, von
seinem Vater in die Verbannung geschickt zu werden.
„Bis
jetzt habe ich noch gar nichts getan. Aber du lernst es nicht, William. Du
zwingst mich.“
„Ich?
Ich tue nichts!“, schrie er jetzt.
„Ja.
Eben.“
Spike
wollte antworten, aber ihm fehlten die Worte.
„Dein
Leben ist verkorkst, William. Vielleicht ist das meine Schuld, aber dann werde ich
es wieder richten. Du bist ein unmöglicher Mensch. Ich schäme mich für dich und
für alles, was du tust. Ich werde es nicht mehr mit ansehen. Du bist
entlassen.“
„Was?“
Seine Stimme brach.
„Zu
deinem eigenen besten.“
„Ich
werde nicht gehen.“, protestierte er zornig.
„Du
kannst wieder kommen.“ Langsam dämmerte Spike, dass das hier keine spontane
Sache war. Sein Vater schien schon Zeit gehabt haben, zu überlegen.
„Was
wird das? Was für ein krankes Spiel, spielst du, Vater?“ Er umrundete den
Tisch, bis er vor seinem Vater stand. Er erinnerte sich noch gut an die Zeiten,
wo sein Vater ihn um einen Meter überragt hatte. Jetzt waren sie gleich groß.
Aber dennoch kam es Spike vor, als wäre er wieder zehn Jahre alt.
„Ich
habe mir erlaubt, eine Klausel einzurichten, William. Davon verstehst du doch
etwas, nicht wahr?“, fragte sein Vater, der sich wieder beruhigt hatte. Dafür
war Spike jetzt von der Ruhe gänzlich verlassen.
„Was für
eine Klausel? Im Bezug auf was?“
„Du
bekommst dein Geld. Und du bekommst deinen Job zurück.“
Spike
hielt die Luft an. Diese Bedingung würde ihm sein Genick brechen. Er sah sich
schon Protestfahnen schwingen und für das Überleben der bescheuerten Eisbären
kämpfen. Sein Vater würde ihn auf die Knie zwingen. Nachher musste er noch durch
die Staaten reisen und für ein besseres Verkehrssystem kämpfen.
„Du
wirst heiraten.“
Kurz
musste er diese Information verarbeiten.
„Was?“,
fragte er entgeistert, aber sein Vater nickte.
„Du wirst
heiraten. Bis zu deinem dreißigsten Geburtstag. Du hast ein halbes Jahr. In
einem halben Jahr verlange ich, dass du deine Frau findest, die angemessen ist.
Und das werde ich entscheiden.“
„Was? Du
willst mich zwingen zu heiraten? Das ist unmöglich.“ Das bedeutete einen
Ehevertrag, Vermögensteilung, er musste sein Leben mit einem Menschen teilen,
er sollte etwas von seinem Hab und Gut abgeben? An einen anderen Menschen?
Niemals.
„Oh
doch. Es heißt, dass du bereit bist, nicht nur jeden einzelnen Tag an dich
selber zu denken, du egoistischer Mistkerl.“, spottete sein Vater kalt. „Ich
erinner mich an meinen Sohn, William. Aber ich weiß nicht, wohin er
verschwunden ist. Er ist schon lange fort, und jetzt steht ein Mann vor mir,
mit fürchterlich gebleichten Haaren und einem neuen Namen, der mich im Halse
würgt, denke ich auch nur daran, ihn auszusprechen.“ Seine Stimme klang bitter
und raubte Spike kurz den Wind aus seinen mit Hass geblähten Segeln.
„Ich
werde nicht heiraten.“, informierte er ihn jetzt langsam.
„Dann sag deinem Job Lebewohl. Genauso wie deinem Geld. Wenn du glaubst, eine
Heirat öffnet das Tor zur Hölle, und es gibt nichts Schlimmeres als sein Leben,
seine Sorgen und seine Freuden mit einem anderen Menschen zu teilen, dann bist
du selber Schuld und verdienst nicht, den Namen Giles zu tragen.“
„Wie
wäre es, wenn du heiraten würdest, wo du doch so davon schwärmst!“, spuckte ihm
Spike entgegen. Sein Vater bedachte ihn mit einem eisigen Blick.
„Ich war
verheiratet.“
„Ja, du
warst! Was hält dich? Dein Alter? Denkst du, du schaffst es nicht mehr?“ Er
wusste nicht, warum er seinen Vater jetzt provozierte. Er war so wütend.
Vollkommen bodenlos wütend.
„Meine
Frau ist tot.“
„Ja,
aber nicht alle Frauen sind tot. Du willst mir erzählen, ich soll heiraten? Du
bist ein elender Heuchler! Nur weil du selber dein Leben nicht mehr im Griff
hast, seit Mutter gestorben ist, willst du mich zwingen, alles richtig zu
machen? So läuft es nicht, Rupert! So einfach ist das Leben hier nicht!“ Ehe er
sich versah, hatte sein Vater ausgeholt.
Der
Schlag traf ihn hart und unerwartet ins Gesicht. Er taumelte nach hinten. Kurz
flackerten bunte Lichter vor seinen Augen. Er schloss die Lider und atmete aus.
Als der Schwindel sich gelegt hatte, und er die Augen wieder öffnete, wirkte
sein Vater vollkommen erschüttert.
„Deine
Mutter ist das erste woran ich morgens denke. Und ihr Gesicht ist das letzte,
was ich vor meinem inneren Auge sehe, wenn ich mich schlafen lege. Aber davon
hast du keine Ahnung.“, erklärte er erschöpft. Spike brauchte noch einen
Moment, ehe er sich erholt hatte. Er wusste, es würde eine Schwellung geben,
dort wo sein Vater ihn getroffen hatte.
„Sieh
dich an. Du bist nicht mein Sohn. Meinen Sohn habe ich nie geschlagen. Er hätte
mir niemals einen Grund gegeben.“ Spike öffnete den Mund. „Pack deine Sache. Ab
morgen wohnst du nicht mehr hier. Ich überweise dir deine Abfindung auf dein
Konto.“
„Du
kannst nicht…!“, protestierte er, aber der Blick seines Vaters ließ ihn
verstummen.
„Ich kann.
Find ein Mädchen, das dich liebt.“ Sein Vater lachte trocken. „Falls es so eins
gibt. Überzeug mich, dass es dir ernst ist, dich zu ändern. Dann kannst du
wieder kommen. Bis dahin, habe ich keinen Sohn mehr.“
Und er
weinte.
Und es
zog schmerzhaft in Spikes Brust. Sein Vater weinte. Er hatte nicht mehr weinen
gesehen seit… der Beerdigung seiner Mutter. Und die lag fast zehn Jahre zurück.
Er erinnerte sich kaum noch daran. Es lag alles hinter einem Schleier.
Und ehe
er noch etwas sagen konnte, zu seiner Verteidigung, zu seinem Schutz, hatte
sein Vater das Zimmer verlassen. Er hörte, wie die Bediensteten hastig
verschwanden. Natürlich hatte das Haus wieder mitgehört.
Aber
hier dachten sowieso alle, er sei ein grauenhaftes Biest, ein Monster ohne Seele
und Herz. Noch war dieser Abend noch nicht ganz zu ihm durchgedrungen. Sein
Vater hatte ihn aus dem Haus geworfen. An Heiligabend. Es war einen Tag vor
Weihnachten und sein Vater warf ihn aus seinem eigenen Haus!
Er hatte
keine Arbeit mehr! Er musste seine Anwälte anrufen. Er musste seinen Vater
verklagen. Er musste Schritte einleiten. Er würde nicht aufgeben. Wenn sein
Vater einen hässlichen Familienkrieg wollte, dann konnte er ihn haben.
Vielleicht
konnte er auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren. Sein Vater hatte ihn immerhin
geschlagen, Körperverletzung, das war gut. Noch was? Er würde sich was
überlegen. Vielleicht würde er was erfinden. Konnte er Rupert Drogen
unterschieben? Er würde sich darüber Gedanken machen.
Und
seine kalte Seite verdrängte gekonnt die Worte seines Vaters, die der Wahrheit
entsprachen. Spike Giles würde sich bestimmt nicht von jemandem seinen Platz
rauben lassen. Sei es auch sein Vater.
Sein
Vater warf ihm vor, er sei ein Monster? Sein Vater hatte keine Ahnung, mit wem
er sich da angelegt hatte. Mit grimmiger Miene zückte Spike sein Handy und
wählte Angels Nummer. Wenn jemand seinen Vater an die Wand nageln konnte, dann
nur Liam Angel.
Das
würde sein Vater bereuen.
„… hm…
vielleicht.“, murmelte der Mann im sündhaft teuren Armani Anzug.
„Vielleicht,
was, Angel? Ich brauche hier klare Auskünfte. Wahrscheinlich hat Rupert das
Testament bereits ändern lassen. Je länger es dauert, umso länger wird es
dauern, alles wieder zu ändern.“ Spike lief, wie ein Tiger in seinem Käfig,
rastlose Runden durch Angels ovales Büro. Er hatte es mit Absicht dem Oval
Office nachempfunden.
Anwälte
neigen nach zu großen Erfolgen manchmal zu leichtem Größenwahn. Aber das war
ihm scheiß egal, solange Angel ihm helfen konnte.
„Spike, es
ist nicht so leicht, den eignen Vater zu verklagen.“ Spike schnaubte.
„Du hast
deinen Vater verklagt!“
„Nein,
mein Vater war Tod. Ich habe gegen das Testament geklagt.“
„Und
gewonnen!“, warf Spike entrüstet ein.
„Ja, aber meinem verstorbenen Vater Geisteskrankheit nachzuweisen, war
wesentlich einfacher, als einem lebenden Mann, der vom Forbes-Magazin zum
reichsten Mann New Yorks gewählt worden ist, vorzuwerfen, er hätte falsch
gehandelt.“ Spike verzog zornig den Mund.
„Du bist
der beste Anwalt! Komm schon, ich bitte dich.“
„Deine
Akte spricht gegen dich.“ Seine Akte… also wirklich. Ein paar Streiche, er
hatte sich die Hörner abgestoßen. Er hatte schon seit zwei Jahren keine
Probleme mehr mit dem Gesetz gehabt. „Zahlreiche Fälle, von geringfügiger Steuerhinterziehung.“
Spike hob die Hände.
„Ich
wurde niemals deswegen verurteilt.“
„Nein,
weil du es immer als Rechenfehler ausweisen konntest. Mit meiner Hilfe.“, fügte
Angel hinzu. „Außerdem insgesamt zweiunddreißig Nächte im Gefängnis wegen
Ruhestörung, Sachbeschädigung und ungebührlichem Verhaltens.“
„Aber
Angel, das ist doch nichts besonderes.“
„Außerdem…“,
fuhr Angel ungerührt fort, „… hast du die verstorbene Frau deines Vaters
beleidigt, was er anführen wird, und damit stellst du dich als Erben nicht
gerade in ein günstiges Licht.“
„Ich
habe meine Mutter nicht beleidigt.“, knurrte Spike ungehalten.
„So wird er es auslegen. Du sagst ihm, seine Frau ist tot, und er solle
heiraten, also heißt das, du respektierst ihn nicht – was ein guter Erbe tun sollte.“
Spike
trat zornig gegen eine Schrankwand. Angel bedachte das mit einem gereizten
Blick. „Spike, würdest du einfach heiraten, hättest du alle Sorgen gelöst. Ich
meine, wie stünde Giles & Giles bitte in der Presse, wenn der Sohn seinen
eigenen Vater verklagt?“ Spike hatte darüber schon nachgedacht. Natürlich würde
diese Millionenverhandlung nicht unentdeckt bleiben.
Aber er
konnte sich das nicht bieten lassen!
„Ich
werde nicht heiraten.“, sagte er gepresst.
„Es ist nicht
übel. Nimm dir die Hübscheste, dann macht der Sex wenigstens Spaß und dein
Vater gibt dir deinen Job und dein Geld zurück.“
„Und er
kann mir meinen Job nicht nehmen! Ich bin Vizepräsident, verflucht noch mal!“,
brauste er auf.
„Spike, ich denke, er kann.“, informierte ihn Angel bedauernd.
„Wie kann er mich denn einfach feuern? Das ist gegen das Gesetz!“
„Es ist
gegen das Gesetz, dich grundlos zu entlassen, aber es gibt genug Gründe.“ Spike
zog gereizt eine Zigarette aus dem Silberetui. „Ich meine, denk mal an die
Umweltverschmutzung und an die Hinterziehung, hinter dem Rücken deines Vaters.
Die unzähligen unbegründeten Entlassungen von deiner Seite. Einstellungen von
unqualifizierten Mädchen, die wohl mehr deinem eigenen Vergnügen dienen.“ Spike
schloss die Augen.
„Ich
meine, das ist nicht irgendwo versteckt. Jeder kann es sehen, Spike. Jeder wird
automatisch wissen, dass es deine Schuld ist. Niemand wird dich hier für ein
Opfer halten. Ich schlage dir vor, halt dich bedeckt, tu was dein Vater sagt,
und heirate irgendein Mädchen.“
Er blies
den Rauch aus und konnte nicht begreifen, was Angel da sagte.
„Ich
kann nicht einfach aufgeben, Angel!“
„Du
willst vor Gericht gegen deinen Vater ziehen? Spike, ich habe dir gesagt, deine
Chancen stehen nahe Null. Niemand würde sich auf diesen Prozess einlassen.
Nicht einmal ich! Alles, was du verlangen könntest wäre ein Vergleich. Und das
Geld, was du damit bekommst, wäre nicht mal ein Bruchteil dessen, was dir
zusteht, wenn du einfach heiraten würdest!“
Gott,
dieses verfluchte Geheirate. Angel war auch schon verrückt.
„Sieht denn niemand außer mir, dass heiraten eine furchtbar grauenhafte
Verpflichtung ist? Mein ganzes Geld geht zur Hölle, wenn ich es teilen muss!“
„Ich
spreche hier nicht von Scheidung! Du sollst heiraten. Und verheiratet
bleiben.“, fügte er lauter hinzu.
„Angel, ich will aber nicht! Begreif doch, mein Leben wäre ruiniert. Keine
Partys, keine Dreier, keine Saufgelage bis die Sonne aufgeht!“ Hastig zog er
den Rauch in seine Lungen.
„Spike, das
wird ein Zivilprozess vom Feinsten. Aber ich will nicht auf der Verliererseite
stehen. Du weißt doch, wer du bist und was du getan hast. Du weißt, wie du die
Firma geleitet hast. Sicher, du hast ihr Geld eingebracht, aber zu welchem
Preis? Überleg doch mal. Versetz dich mal in den Kopf eines Menschen!“
„Ich bin
ein Mensch.“, knurrte er gefährlich leise.
„Nein.
Du bist ein Bankautomat.“, korrigierte ihn Angel kopfschüttelnd. „Das bin ich
auch, aber ich weiß, wann ich aufhören muss hoch zu pokern, Spike.“
„Was
soll ich deiner Meinung nach tun? Als Kellner arbeiten? Eine Kirchenmaus
heiraten? Bis zum Rest meines Lebens ihre Schönheits-OPs bezahlen? Vergiss es!“
„Du
könntest immer noch eine Firma gründen. Ich meine, du hast Erfahrung, einen guten
Namen. Du musst nicht heiraten. Wenn du dich bedeckt hältst und ein solides
Unternehmen gründest, vielleicht sieht dein Vater deine Bemühungen in dieser
Richtung, und er lässt dich vom Haken.“
„Angel,
das kostet mich mehr Zeit. Ich bin bald dreißig. Ich hatte nicht vor mit
dreißig noch einmal ganz unten anzufangen. Ich war ganz oben! Bis gestern war
ich König von New York!“, schrie er. Er musste sich beruhigen. Er brauchte
einen Scotch. Dringend.
„Spike,
reiß dich zusammen, Mann!“ Angel packte ihn an den Schultern.
Aber er
konnte nicht. Angel nahm ihm jede Hoffnung. Wenn er sein Büro verließ, dann
hatte er keinen Platz, wohin er konnte. Er wollte nicht zu seinen Mädchen. Er
hatte keine Lust auf Sex. Er wollte sein Geld sicher wissen.
Er
wollte nicht seine Abfindung nehmen und ein Apartment kaufen. Er wollte es
nicht! Er wollte keinen neuen Job! Er wollte seinen alten Job. Er hatte
nachgedacht, er war nicht dumm! Jeder kannte ihn und seinen Namen. Würde er
nach einem Job suchen, würden sich alle fragen, warum, zum Teufel, er einen Job
brauchte! Er war der Sohn des reichsten Mannes. Und wenn sein eigener Vater ihn
nicht mehr wollte, wieso sollte es irgendjemand anders wollen?
Aber das
sagte er Angel nicht. Angel dachte wahrscheinlich sowieso, er sei wahnsinnig
geworden.
„Ok.
Such dir eine Wohnung. Das musst du sowieso tun. Es geht ja nicht anders. Und
denk an die Unkosten. Also Nebenkosten, die jeden Monat anfallen. Es sei denn
du kaufst das Ding. Aber dann hättest du kein Geld. Also, miete lieber. Und
irgendwo, wo es günstig ist. Dann hast du mehr davon.“ Angel schien schon alles
zu planen. Dabei hatte er noch gar nicht resigniert. Wie konnte sein Vater denn
davon kommen? Sah denn niemand die verfluchte Ungerechtigkeit hinter dieser
Sache?
Anscheinend
nicht. Angel war schon bei seinem Schreibtisch und beauftragte seine Sekretärin
mit der Wohnungssuche. In Brooklyn. Spike hätte kotzen können.
~*~
„Willow!“,
rief Buffy laut, aber ihre beste Freundin reagierte nicht. „Willow, das Wasser
ist schon wieder kalt!“ Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. So ein Mist.
Jeden Tag passierte es mindestens einmal. Diese verflixten Leitungen. Und sie
hatte den Hausmeister jetzt schon bestimmt hundertmal gerufen. Sie kannte alle
seine Overalls bereits.
Sie
hasste ihre Wohnung. Eigentlich war sie wirklich groß genug. Aber eigentlich
viel zu teuer. Die Gegend hier war auch nicht gerade die beste. Willow hatte
zwar gesagt, es wäre nur vorübergehend, aber jetzt wohnten sie schon fast acht
Monate hier.
„Willow!“
Buffy musste wohl oder übel einsehen, dass Willow schon gegangen war. Sie
schloss die Augen und seufzte. Was nützte es, sich aufzuregen? Sie musste sich
eben kalt das Shampoo aus den Haaren waschen. Sie hoffte, dass die anderen
Mieter wenigstens auch nur kaltes Wasser zum Duschen hatten.
Hastig
beendete sie ihre Dusche, zog sich an und verließ nun eher schlecht gelaunt die
Wohnung. Duschen sollten einen entspannen. Man sollte warm und ausgeruht sein.
Aber sie fror. Immer noch.
Sie vergrub
die Hände in den Taschen ihrer ausgebeulten Hose. Immer noch klebten Erdkrusten
an ihren Knien, aber sie konnte ja nicht jeden Tag mit einer sauberen Hose zur
Arbeit gehen. Waschen war schließlich nicht umsonst, außerdem würde die saubere
Hose dann genauso dreckig werden.
Riley
winkte ihr bereits. Sie beschleunigte ihre Schritte.
„Buffy,
wir haben einen Baum geschenkt bekommen!“, rief er fröhlich. Sie lächelte.
„Wer war denn jetzt so großzügig?“ Normalerweise waren die Menschen eher
schlecht, hatte sie festgestellt.
„Keine Ahnung. Irgendein reicher Mann, der den Platz für einen großen Pool
brauchte, um die Umwelt mit Chlor zu verseuchen.“, entgegnete Riley bitter.
Buffy
nickte. „Na ja, immerhin haben wir damit einen hübschen Kletterbaum für die
Siedlung.“ Die anderen luden die Birke schon auf den Wagen. Sie war nicht
übermäßig groß, aber wenn sie angehen würde, dann würde sie hoffentlich noch
schön wachsen.
Die
Siedlung in der sie gerade beschäftigt waren, gab es nur graue Höfe. Das
Waisenhaus hatte extra Geld sammeln lassen, damit ein Garten angelegt wurde. Am
liebsten wäre Buffy zu den Behörden gegangen und hätte ihnen ordentlich die
Meinung gesagt.
Die
armen Leute hatten gar nichts. Ein Garten sollte nichts sein, wofür die armen
Kinder bezahlen sollten.
Aber sie
wusste, Gerechtigkeit war auf der Welt eben ungerecht verteilt.
Sie
stieg mit Riley in den Wagen. Immerhin würden sich die Kinder freuen. Und heute
Abend musste sie noch in der kleinen Gärtnerei vorbei. Tara hatte bestimmt
alles im Griff, aber sie wollte nicht einen ganzen Tag lang ohne ihre Pflanzen
sein.
Gerade
wo doch die Buschwindröschen angefangen hatten zu blühen.
~*~
Sie
standen vor dem Gebäudekomplex und Angel ruckte mit dem Kopf.
„So übel
ist es nicht. Die Miete ist günstig. Du kannst hier bestimmt ein halbes Jahr
ohne Job wohnen. Die Abfindung reicht. Und länger musst du ja auch nicht hier
sein, denn dann wird je geheiratet.“ Er versuchte zu lächeln, aber Spike verzog
den Mund.
Vor zwei
Wochen hatte er noch mit Shell Öl gehandelt, hatte die Bergbauarbeiten
überwacht, mit der Elektronikabteilung von Sony gesprochen und einen
Millionendeal abgeschlossen.
Jetzt
stand er in Brooklyn. Arbeitslos. Heimatlos. Das Haus sah nicht gerade
vertrauenserweckend aus. „Komm schon, Spike. Es ist ja nicht für immer.“
„Eine
schlimmere Bruchbude hättest du auch nicht finden können, hm?“ Angel verdrehte
die Augen.
„Es ist
doch wohl besser, als auf meiner Couch zu schlafen. Außerdem musste ich ja
deine Faulheit mit einplanen.“ Spike zog gereizt an seiner Zigarette.
„Ich bin
nicht faul. Ich hatte bis vor kurzem den perfekten Job.“
„Du
musst dich anpassen. Die Zeiten ändern sich.“
Die
Leute sahen sie von der Seite an. Wahrscheinlich sahen sie aus wie zwei Kredithaie,
die das Haus abreißen wollten. Spike könnte sich auch nicht Schöneres
vorstellen.
„Komm
schon.“, versuchte ihn Angel wieder auf zu heitern. „Lass uns reingehen.“
„Ich
glaube, ich will doch bei Harmony wohnen.“, sagte Spike angewidert.
„Unsinn.
Harmony wirft dich raus, sobald sie erfährt, dass du enterbt wurdest. So ist
das eben, wenn man sich nur dumme Mädchen aussucht, die einen nur wegen desw Geldes wollen. Sagen wir, du bist ein verwunschener
Prinz und jetzt musst das Mädchen finden, dass dich auch ohne Geld nimmt.“
„Ich
will kein Mädchen.“, knurrte Spike.
„Aber
für einen Frosch bist du zu gemein.“, sponn Angel weiter. „Vielleicht eine Art
Biest oder so.“ Er lachte über seinen Scherz.
„Witzig. Du bist wirklich witzig. Warst du immer schon so witzig, oder ist das
eines der verborgenen Talente?“, stieß Spike zornig hervor. Angel stieß ihm den
Arm in die Seite.
„Du hast
nichts weiter zu tun, als dich umzusehen und ein Mädchen zu heiraten. Das wirst
du doch wohl in sechs Monaten schaffen, oder?“ Spike seufzte schwer.
„Ich
werde bestimmt nicht heiraten. Mein Vater wird wieder zur Vernunft kommen.“ Er
schnippte die Zigarette in die Sträucher vor dem Haus.
„Vor
zwei Wochen wolltest du ihn noch aufs Blut verklagen und jetzt denkst du, der alte
Brite ändert seine Meinung?“, lachte Angel. „Ich hoffe mal, dieser Traum hält
dich über Wasser, Spike. Ich muss los.“ Damit klopfte er seinem Freund auf die
Schulter.
„Also,
Apartment 7B. Es ist im zweiten Stock. Schlüssel sind im Umschlag.“ Angels Sekretärin
hatte sich um alles gekümmert. Angel stieg in ein Taxi und jetzt stand Spike
alleine vor dem Haus.
Hinter
ihm räusperte sich eine Frau. Verwirrt wandte er sich um. Sie sah aus, als wäre
sie aus einem Schlammloch geklettert. Er rümpfte die Nase.
„Haben
Sie nicht was vergessen?“, fragte sie mit großen Augen. Er öffnete den Mund.
Was? Sprach sie mit ihm? Zur Sicherheit wandte er sich noch einmal um. Aber
hier war nur er.
„Bitte?“,
fragte er entgeistert und sie kam näher. Beinahe wäre er instinktiv zurück
gewichen. Sie würde ihn noch schmutzig machen.
„Ihre
Zigarette.“, erklärte sie todernst. Seine Mundwinkel hoben sich und er lachte
befreit. Teufel, er war heute wohl von Witzbolden umgeben. Sie schritt an ihm
vorbei, bückte sich tatsächlich und holte den Zigarettenstummel hervor.
Er glomm
noch. Sie hielt ihn vor sein Gesicht. Sein Lachen ebbte langsam ab. Hier
wohnten nur verrückte in Brooklyn. „Ich schlage vor, Sie entsorgen den da, wo
es sich gehört. Am besten hören Sie komplett damit auf. Es schadet nicht nur
der Umwelt.“ Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Was war das für eine
Verrückte.
„Brauchen
Sie Geld? Haben Sie Hunger? Sind Sie irgendwo ausgebrochen und werden gesucht?
Also, ich weiß zwar nicht, wohin man sich dann wenden muss, aber ich wäre
bereit Ihnen ein Taxi zu bezahlen, denn Sie sind wirklich witzig, Miss.“ Er
fuhr sich durch die Haare und wandte sich wieder zum Haus um.
Hier
würde er wohnen. Im zweiten Stock. Er seufzte wieder.
Er hatte
nicht mit der Hartnäckigkeit der Frau gerechnet. Und auch nicht mit ihrer
nächsten Reaktion.
„Hören
Sie, ich kenne Typen wie Sie. Und Leute wie Sie sind absolut unausstehlich.“
Sie kam näher und schob den Stummel in die Tasche seines Jacketts. Für einen
Moment war er so verblüfft, dass er gar nicht reagierte.
„Das ist
ein Armani Jackett.“, erklärte er ruhig. Anscheinend schlug alles auf seine
Nerven. Sie verdiente eine saftige Ohrfeige. „Das werden Sie bezahlen.“
„Ach
wirklich?“ Sie reckte das Kinn in die Luft.
Jetzt
griff er in seine Tasche, vorsichtig, damit er sich nicht verbannte und warf
den Stummel noch einmal demonstrativ auf den Boden. Sie betrachtete ihn voller
Zorn.
„Wie ist
Ihr Name?“, fragte er mit gelassener Stimme.
„Buffy Summers.“
Sie sagte es trotzig. Gut. Er konnte sich mit den Menschen hier anlegen. Sie
standen alle weit unter ihm.
„Ms
Summer, Sie werden die Rechnung für die Reinigung in Ihrer Post finden. Ich
habe einen ausgezeichneten Anwalt, der sich Ihrer annehmen wird.“ Sie verzog
die Lippen zu einem Lächeln.
„Wenn
Sie hier in Brooklyn wohnen müssen, dann glaube ich kaum, dass Ihr Anwalt so
gut ist, wie Sie sagen. Muss Giles & Giles jetzt eigentlich in nur Giles
umbenannt werden?“ Blöde Frau vor seiner Wohnung! Kleine, dämliche
Weltverbesserin, die es wagte, ihn zu beleidigen.
Er rang
sich ein kühles Lächeln ab. „Vielleicht sollten Sie sich um Ihre eigenen
Angelegenheiten kümmern. Neue Kleidung, oder ab und an eine Dusche, könnten
Ihnen nicht schaden, Ms Summers.“ Er schritt an ihr vorbei.
Aus den
Augenwinkeln sah er, wie sie sich tatsächlich nach der Zigarette bückte und sie
zum Abfall brachte. Gott, er hasste es hier.
Schlimm
war, dass sie ihm tatsächlich folgte.
Zielstrebig
ging er zum Fahrstuhl. Auch hier hin folgte sie ihm. De Türen glitten auf. Er
war leer. Missmutig betrat er die stinkende Kabine. Sie musterte ihn kurz und
entschied sich wohl dafür, die Treppe zu benutzen.
Gut für
sie, dachte er bloß. Wenn sie hier wohnte, dann war es für ihn auch einfacher,
die Rechnung für sein Jackett an die richtige Person zu schicken, befand er
grimmig. Buffy Summers… was war das überhaupt für ein Name? Buffy….
Der
schreckliche Mann neben ihr hatte den Fernseher wieder gnadenlos laut. Sie nahm
an, er arbeitete nicht. Sie hatte in der Zeitung wohl gelesen, dass Gils &
Giles anscheinend familiäre Probleme hatten. Aber sie konnte es dem Vater nicht
verdenken. Wahrscheinlich hatte es der Mann neben ihr verdient.
Mehr als
verdient. Sie nahm an, dass er drüben rauchte. Ab und an, zog stickiger
Rauchgeruch durch ihr Küchenfenster ins Wohnzimmer. Willow beschwerte sich
nicht über ihn. Aber Willow beschwerte sich nie über irgendwas.
Buffy
reichte es langsam. Der Mann beeinträchtige ihren Schlafrhythmus und er störte sie
unheimlich. Denn er war nicht leise. Nein, wenn er nicht übermäßig laut
fernsehguckte, dann telefonierte er und schrie sich durch seine Wohnung.
Sie
hasste ihren neuen Nachbarn. Wie die Pest.
„Buffy, reg
dich nicht schon wieder auf.“ Willow kam rein und Buffy schnitt besonders hart
ins Brot.
„Nicht aufregen? Seit einer Woche lebt ein Monster neben uns. Ein Mensch, der
anscheinend keine Ahnung von sozialem Umgang mit Menschen hat. Ein Mensch, der
über keinen gesunden Schlafrhythmus verfügt. Ich soll mich also nicht aufregen,
Willow? Der ganze Flur stinkt nach Rauch.“
Willow
legte die Post auf den Tisch. „Buffy, es ist eben so. Wir wohnen hier nicht
allein. Man kann sich… seine Nachbarn nicht aussuchen.“
„Er muss
raus.“, beschloss Buffy gereizt, als sie die Post durchsuchte. Rechnung für die
dämliche Heizung, die nicht einmal das Wasser heizen konnte. Sie würde einen
gemeinen Brief schreiben. Einen sehr gemeinen. Rechnung für den Service im
Haus. Ha! Von wegen Service. Der Flur war dreckig wie immer. Und jetzt stank es
auch noch! Dabei war es ein Nichtraucherhaus. Aber das schien wieder einmal
keinen zu stören.
Der
nächste Brief, der ihren Namen trug, setzte dem ganzen die Krone auf. Reinigung
Walsh und Kroger schickten eine Rechnung über dreihundert Dollar für ein Armani
Jackett.
„Jetzt
reicht’s.“, knurrte sie, knüllte den Brief in ihrer Hand zusammen und stapfte
zur Tür. Sie riss sie auf, lief über den Flur, auf Socken, und hämmerte neben
an gegen die Tür.
Sie
musste noch eine weitere Minute hämmern, ehe etwas passierte. Die Tür wurde
aufgerissen und ein ziemlich schlechtgelaunter Nachbar schielte ihr entgegen.
Anscheinend hatte er geschlafen. Um acht Uhr morgens an einem Dienstag.
„Sie
sind wohl nicht mehr ganz frisch! Denken Sie, ich zahle dreihundert Dollar für
ihr scheiß Jackett, Mr Giles?“, schrie sie haltlos und er zuckte schmerzhaft
zusammen.
„Was?“
Er starrte sie entnervt an und gähnte. Er hatte eine Fahne. Sie rümpfte die
Nase.
„Ihre
Rechnung. Ich denke nicht im Traum daran, zu bezahlen!“, wiederholte sie ihre
Worte etwas leiser. Aber immer noch laut genug, dass er die Augen verengen
musste.
„Wer
sind Sie?“, fragte er mit rauer Stimme.
„Was?“
Sie starrte ihn an. Gott, dieser Mann war unglaublich. Er erkannte sie nicht
einmal mehr. „Wer ich bin? Ich bin die Person, der sie es wagen eine
dreihundert Dollar Reinigungsrechnung zu schicken, Sie Mistkerl!“ Sie hielt ihm
den zerknüllten Brief entgegen.
Mit
spitzen Fingern nahm er ihn und seine grauen Augen überflogen die Zeilen.
„Aha.“, sagte er gelangweilt. „Ms Summers, ich habe Sie ohne all den Schmutz
nicht erkannt.“, sagte er jetzt. Ja, gut. Heute war sie sauber, denn heute
arbeitete sie nur in der Gärtnerei. Er gähnte schon wieder.
„Und stellen
Sie den Fernseher nicht so laut. Ab zehn Uhr ist im Haus Ruhezeit. Und rauchen
Sie gefälligst nicht in den Zimmern, das hier ist ein…“
„Nichtraucherkomplex?“,
unterbrach er sie mit einem eisigen Grinsen. „Ja, ich weiß. Aber ich denke nicht,
dass es jemand wagt, mich deswegen zu verklagen.“
Ihr Mund
klappte auf.
„Für wen
halten Sie sich? Sie kommen hier her, brechen alle Regeln und erwarteten, dass
sich niemand beschwert? Sie sind ein widerlicher Mensch, Mr Giles!“ Er nahm
ihre Ansprache mit erhobener Augenbraue entgegen.
„Sind
Sie fertig?“, erkundigte er sich gereizt, aber sie schüttelte den Kopf.
„Sie
halten sich besser an die Regeln, oder ich werde Maßnahmen ergreifen lassen!“
Mit einem Ruck zog er die Tür weiter auf. Sein Hemd war offen. So auch der
Reißverschluss seiner Hose. Schlief er nackt? Sie verwarf diesen Gedanken.
Dafür
dass er so viel Alkohol trank, hatte er einen lächerlich muskulösen Oberkörper.
Sie fixierte ihn grimmig.
„Ms
Summers, wieso schreiben Sie nicht einen hübschen Brief an die Behörden? Ich
bin sicher, Sie tun so etwas öfters. Wahrscheinlich weil Sie kein Privatleben
haben. Oder es ist ein besonders langweiliges. Aber wie spannend kann es sein,
im Dreck zu kriechen?“ Sie hörte seinen
britischen Akzent und wurde ganz atemlos vor Empörung. „Ich rate Ihnen,
mich in Ruhe zu lassen. Ich kann sehr ungemütlich werden, und das möchten Sie
bestimmt nicht. Suchen Sie sich ein Hobby. Oder eine Bettgeschichte. Sind Sie
lesbisch?“, fragte er dann, und sie schnappte nach Luft.
„Wahrscheinlich.
Emanzen, wie Sie ruinieren einem immer den Tag. Wahrscheinlich gehören Sie zu
der unrasierten Fraktion, die mit einem Rettet-die-Eisbären-Schild durch den
Central Park rennt und Leute um Geld anbettelt, damit sie den Eisbären ein paar
neue Schollen kaufen kann.“
Ihr
fehlten die Worte. „Ich würde jetzt gerne meine Tür schließen.“, informierte er
sie mit einem bösen Lächeln. „Wenn Sie sich bitte von meiner Schwelle entfernen
würden.“, fügte er kühl hinzu und sie starrte ihn perplex an.
Sie
konnte sich Entrüstung gar nicht rühren.
„Ms
Summers, Sie sind immer noch hier.“, sagte er.
„Sie…
Sie…“ Sie hatte keine Ahnung, was er war. Er war schlimmer als ein Monster.
Wesentlich schlimmer.
„Buffy,
alles in Ordnung?“ Riley legte ihr die Hand auf die Schulter. „Gibt es ein
Problem?“ Er muster den blonden Mann mit Argwohn. „Ich kenne Sie…“ Buffy wachte
aus ihrer Starre auf.
„Alles in Ordnung, Riley.“
„Sie
sind Spike Giles! Von Giles & Giles. Ich habe Sie im Fernsehen gesehen.“
Und die Augen des bösen Mannes verengten sich zornig.
„Das ist
wirklich schön. Immer nett, wenn einen das Volk erkennt. Seien Sie so gut, und
nehmen Sie ihre Freundin mit, ja?“ Riley mochte es nicht, wenn jemand unhöflich
war.
„Wohnen Sie hier?“, fragte er stattdessen und Spike Giles stöhnte.
„Wissen
Sie, langsam gehen Sie mir alle wirklich auf den Geist.“ Er wollte die Tür ins
Schloss werfen, aber Riley stieß sie einfach wieder auf.
„Waren
Sie unhöflich zu Buffy? Sie wollte Sie bestimmt nur willkommen heißen.“ Gleich
würde Riley ausrasten. Er hatte ein schlimmes Temperament, aber zum ersten Mal,
war es Buffy absolut egal.
„Unhöflich? Ihre Freundin hat keinen Sinn für Anstand, mein Freund. Und meine
Ungeduld ist nicht besonders strapazierfähig zu dieser frühen Stunde. Ich würde
Ihnen beiden empfehlen zu verschwinden.“ Wieder wollte er die Tür schließen,
aber jetzt war Riley schon dabei die Nerven zu verlieren.
„Hey,
hören Sie! Sie entschuldigen sich.“
„Was?
Sind Sie verrückt? Sind Sie geistig beschränkt? Ich werde mich bestimmt nicht
bei dieser… Person entschuldigen. Für was auch? Dass sie die Rechnung der
Reinigung nicht bezahlen will? Anzeigen könnte ich sie eher, aber ich habe
keine Lust, mich noch weiter mit Abschaum wie ihr zu beschäftigen.“
Buffy
schloss die Augen. Riley packte den blonden Mann, zog ihn aus der Wohnung und
stieß ihn hart gegen die Wand. „Hey!“ Giles versuchte ihn wegzuschieben, aber
Riley hatte schon ausgeholt. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie noch,
wie Rileys Faust in sein Gesicht krachte und Giles zu Boden ging. Blut tropfte
aus seiner Nase.
„Buffy,
komm. Wir gehen.“, erklärte Riley schwer atmend. Ihr Blick galt dem Mann am
Boden, der sich seine Nase hielt.
„Sollten
wir nicht…?“
„Nein.
Ich denke, er ist ein großer Junge, und kann eine blutige Nase bestimmt allein
handhaben.“, unterbrach Riley sie. Sie folgte ihm zu ihrer Wohnung. Das hatte
dieser Giles auch verdient. Dennoch hatte sie jetzt ein schlechtes Gewissen.
~*~
Der
Whiskey schmeckte heute nicht gut. Gar nichts schmeckte gut. Das zweite Mal in
zwei Wochen, hatte er sich schlagen lassen. Wenn er diesen Riley noch einmal
wiedersehen würde, würde er ihn umbringen. Oder umbringen lassen, je nach dem.
Er hatte
sich Essen bestellt. Er wusste, er konnte nicht ewig so leben. Aber im Moment
hasste er die Welt, wie sie war. Er hatte nichts. Und er wollte nichts und
niemanden sehen.
Er hatte
auch keine Lust, sich eine Arbeit zu suchen. Er wollte nichts machen. Wieso sah
sein Vater nicht nach, wie es ihm ging? Er könnte tot in der Bronze
verschachert werden. Das schien ihm wohl egal zu sein.
Es
klopfte laut.
„Bringdienst!“,
hörte er die Stimme. Er griff nach seiner Brieftasche und stellte mit Schrecken
fest, dass er kein Bargeld hatte. Nicht mal mehr eine müde Dollar-Note.
Scheiße.
Er
öffnete die Tür. „Sagen Sie, nehmen Sie Visa?“ Der Latino starrte ihn
fassungslos an.
„Was?
Zwanzig Dollar, Sir.“, sagte er dann.
„Ich…
habe gerade kein Bargeld.“, gestand Spike gereizt.
„Sie
haben bestellt. Jetzt bekomme ich zwanzig Dollar. Oder ich verschwinde und Sie
kriegen eine Rechnung von uns mit den zwanzig Dollar und dem Geld für die
Anfahrt und die Unkosten.“ Der Junge wechselte das Standbein.
Gott… Am
liebsten hätte Spike geschrieen, aber er ließ es bleiben. Widerwillig schritt
er an dem Jungen vorbei.
„Warten
Sie.“, befahl er knapp. Er klopfte widerwillig. Aber er war Diplomat. Er konnte
verhandeln. Ein rothaariges Mädchen öffnete. Sie hatte einen Joghurtbecher in
der Hand. Sein Magen knurrte.
„Entschuldigen
Sie, mein Name ist Spike Giles, von nebenan.“ Ihr Mund öffnete sich. „Könnten
Sie mir zwanzig Dollar leihen? Ich bringe Sie morgen wieder.“ Sie starrte ihn
immer noch sprachlos an. „Ahem… hallo?“ Ob sie taub war?
„Ahem…
klar. Eigentlich schon. Aber ich hab auch kein Bargeld. Ich frag Buffy.“
„Oh,
nein, nicht…“, begann er, aber das Mädchen war bereits verschwunden. Der Latino
stöhnte gereizt. Es dauerte einen Moment, ehe die kleine Blonde an die Tür kam.
Sie sah ihn so an, wie er erwartet hatte.
„Sie
wollen Geld von mir?“, fragte sie leise, aber zornig. Wieder hatte sie es
geschafft, vollkommen voller Erde zu sein. Wohnten sie dort drüben in einem
Misthaufen? Sie bemerkte seinen Blick, und klopfte sich rasch die Krümel von
der schmutzigen Bluse.
„Ich
will es mir leihen, ja. Heute werde ich bestimmt nicht mehr das Haus
verlassen.“ Er deutete unwillig auf seine leicht geschwollene Nase. Sie schien
etwas sagen zu wollen, verkniff sich das aber.
„Gut, meinetwegen. Aber das bekomme ich mit Zinsen zurück.“, sagte sie mit
einem freundlichen Lächeln. Er knirschte mit den Zähnen. Was für ein Miststück.
„Meinetwegen.“,
gab er knapp zurück. Sie ging wieder rein. Die Tür schwang auf, und er musste sich
eingestehen, dass diese Wohnung wirklich netter aussah als seine. Überall
standen Schränke voller Bücher, Stühle, Teppiche, aber weiter hinten im Raum
sah es aus wie im Urwald. Wenn er sich nicht täuschte, dann lag ein kleiner
Baum auf dem Küchenfußboden. Das erklärte den Dreck.
Sie kam
wieder.
„Hier.“
Er nahm die Dollar-Noten und reichte sie dem Jungen.
„Danke.
Wiedersehen.“ Damit verschwand dieser auch eilig. Als hätte er besonders viel
zu tun. Diese Typen ließen sich doch sowieso viel zu viel Zeit, dachte er
grimmig.
„Gute
Nacht.“, sagte sie, aber er musste fragen.
„Wieso
liegt ein Baum in ihrer Küche?“ Sie hielt inne.
„Das ist
kein Baum. Das ist ein Strauch.“ Er hob seine Augenbraue. Sie seufzte. „Ich bin
Gärtnerin.“ Oh. Das erklärte einiges.
„Und
alle Gärtner haben einen Strauch in der Küche?“, fragte er jetzt zweifelnd.
„Es geht
Sie nichts an, ok?“ Wahrscheinlich sprach sie sowieso nur mit ihm, weil er eine
blutig geschlagene Nase gehabt hatte, vermutete er.
„Meinetwegen.
Aber ich glaube, das ist hier ein Nichtsträucherkomplex und es ist verboten,
Sträucher in der Wohnung zu haben.“, sagte er jetzt. Sie seufzte.
„Er ist
hier nicht für immer. Morgen wird er eingepflanzt.“
„Sie
verkaufen Sträucher in Ihrer Gärtnerei?“ Er hatte keine Ahnung von Pflanzen. Er
erinnerte sich dunkel, dass seine Mutter die meiste Zeit im Garten verbracht
hatte. Er hatte ihr gern zugesehen, aber es war, als läge ein Schleier über
seiner Erinnerung an diese Zeit.
„Ich bin
bei den Grünen Gartenzwergen.“, erklärte sie mittlerweile gereizt. Seine
Mundwinkel hoben sich, aber seine Nase schmerzte.
„Die
Grünen Gartenzwerge? Klingt wie eine schlechte Band.“ Sie verdrehte die Augen.
„Wir sind eine…“
„Ich weiß.“
Er kannte diese Einrichtung sogar. Kümmerten sich um arme Viertel, die keine
Bepflanzung hatten. Ziemlich unnötig, befand er, aber er sagte es nicht. Erst
jetzt wunderte er sich, dass er überhaupt mit ihr sprach.
„Wirklich?“,
fragte sie ungläubig, und er ruckte unwirsch mit dem Kopf. Die Tüte in seinem
Arm wurde langsam schwer.
„Ich
bringe Ihnen morgen das Geld.“, sagte er jetzt. „Wie viel Zinsen verlangen
Sie?“ Sie tat so, als denke sie darüber nach.
„Geben
Sie mir einfach nur die zwanzig Dollar.“
„Selber
schuld.“, erwiderte er und verschwand in seiner Wohnung.
Er
hasste Schulden, also beeilte er sich am nächsten Tag vor Sonnenuntergang
aufzustehen. Aber als er drüben an die Tür klopfte, war niemand da. Er würde
nach draußen gehen. Er musste sowieso einkaufen. Wenigstens das nötigste. So
wie Klopapier. Es war seltsam. Dinge, die selbstverständlich dagewesen waren,
waren es jetzt nicht mehr.
Er war
schon fast bereit, Angels Ratschlag zu berücksichtigen. Heiraten erschien doch
nur ein kleiner Verlust. Immerhin müsste er nie selber Klopapier kaufen, zum
Teufel.
Er hatte
keine Ahnung, wo in dieser Welt hier ein Laden sein sollte. Er konnte sich
nicht erinnern, überhaupt schon mal eingekauft zu haben. Aber gegenüber sah er
dafür etwas anderes. Ein Schild hing über einer Schaufensterfront. Summer’s
Garden.
Das war
die Gärtnerei! Langsam überquerte er die Straße. Die Fenster hingen voller
Pflanzen, deren Namen er nicht kannte. Eine Frau goss gerade die Pflanzen, aber
es war nicht seine Nachbarin.
Er kam
näher, bis er durch die Scheiben sehen konnte. Tausende von Pflanzen waren dort
drinnen. Und er konnte nicht bestreiten, dass der Anblick nicht angenehm war.
Dann sah er sie. Definitiv nicht voller Dreck. Anscheinend sah sie für ihre
Kunden anders aus.
Anders
traf es nicht.
Schön,
war das Wort, das ihm nur schwer in den Sinn kam. Tatsächlich. Ihre Haare
hingen nicht in dem unschönen Zopf, sondern fielen in Wellen über ihre
Schultern. Sie erklärte gerade einer Kundin etwas. Sie lächelte dabei ständig.
Er
betrat den Laden, ohne darüber nachzudenken.
Die
Kundin bekam ihre Hängepflanze gerade eingepackt und verabschiedete sich mit
vielen Worten. Dann entdeckte sie ihn.
„Oh, Mr
Giles.“ Ihr Lächeln verschwand. Er registrierte das.
„Hallo. Ich
schulde Ihnen noch Geld.“, sagte er gerade heraus. Sie nickte.
„Ja,
richtig. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie schon wach sind.“, bemerkte sie
spöttisch. Kurz verstand er nicht, dann glätteten sich seine Falten auf der
Stirn.
„Ja, ich
dachte…“ Er wusste nicht, was er dachte. „Ich muss einkaufen. Wissen Sie, wo
der nächste Laden ist?“ Er legte hundert Dollar auf den Tresen.
„Mr
Giles, das kann ich jetzt noch nicht wechseln.“, erklärte sie etwas peinlich
berührt. Er hob die Augenbraue.
„Sie
können keine hundert Dollar wechseln?“ Sie sah ihn böse an.
„Nein,
kann ich nicht.“
„Dann
läuft der Laden wohl nicht gut.“ Er lächelte ein gemeines Lächeln und fragte
sich noch in derselben Sekunde, weshalb er das gesagt hatte. Sie schob ihm sein
Geld zurück.
„Wissen
Sie was, vergessen Sie’s. Sie schulden mir nichts. Ich nehme kein Geld von
Ihnen an.“ Sie wandte sich ab. Er biss sich auf die Wangen.
„Ms
Summers, entschuldigen Sie.“, knirschte er. Sie wandte sich gereizt um.
„Schon gut. Vergessen Sie es einfach. Entschuldigen Sie mich, ich muss
arbeiten. Manche von uns müssen das nämlich noch.“
„Ich
weiß, was Abreit ist, verflucht. Ich hatte selber eine Arbeit. Die beste Arbeit
dieser Welt.“ Er verlor die Nerven. Sie sah ihn abfällig an. Er fing sich
wieder. „Hören Sie, Sie kommen einfach mit. Zum Einkaufen. Ich habe keine
Ahnung, wo hier was ist. Und dann kann ich Ihnen das Geld passend geben.“,
schlug er vor. Sie schüttelte langsam den Kopf.
„Ich
arbeite. Ich kann nicht einfach gehen.“ Jetzt kam die andere Frau
„Buffy,
ich mach das schon. Ich kann für eine halbe Stunde übernehmen, das geht schon.“
„Tara,
das ist nicht nötig.“, sagte sie.
„Oh,
Tara, das finde ich wirklich sehr nett. Das wäre mir wirklich ein große Hilfe.“,
unterbrach Spike die Blonde mit einem charmanten Lächeln.
„K…kein Problem.“, sagte das Mädchen namens Tara jetzt. Dafür sah ihn die kleine Summers nicht so freundlich an.
„Also?“,
fragte er. Seine Laune war besser geworden, stellte er fest. Sie seufzte.
„Ich
gebe Ihnen auch fünfzig Dollar.“, bot er jetzt.
„Schon
gut. Ich zeige Ihnen den Laden.“ Sie griff sich ihre Jacke, die wohl unter dem
Tresen gelegen hatte. „Bin gleich wieder da, Tara.“ Spike folgte dem Mädchen.
Die Glocke läutete, als sie den Laden verließen.
„Und
jetzt?“
„Jetzt
gehen wir die Straße runter und dann sind wir da.“, sagte sie etwas verwirrt.
Er war selber überrascht.
Der
Laden war kleiner als er gedacht hatte. Und hier kauften Menschen ein?
„Was
ist, Mr Giles? Die Trauben beißen nicht. Sie können reinkommen.“ Sie lächelte
nachsichtig. Eilig schloss er zu ihr auf, achtete aber darauf, nichts zu
berühren.
Wo war
hier das Klopapier im diesem Labyrinth von Gängen, fragte er sich.
„Sie haben gar keinen Wagen genommen?“, erkundigte sie sich und er sah sie
verwirrt an.
„Wagen?
Für was? Wo wollen Sie hin?“ Tatsächlich lachte sie das erste Mal.
„Sie
sind witzig. Einen Einkaufswagen.“
„Oh.“
Nein. Wo konnte man die denn kaufen?
„Ich
hole ihn.“, seufzte sie und ließ ihn stehen. Sie kam kurz darauf zurück. Oh,
die Einkaufswagen standen also vorne. Da musste man erst drauf kommen. „Wollen
Sie schieben?“, fragte sie grinsend. Er betrachtete den
Metallwaren.
„Wissen Sie,
wie viele Menschen, den schon vor mir angefasst haben?“ Sie verdrehte die Augen
und ging ohne ihn weiter. „Hey, warten Sie.“ Er lief ihr nach.
„Vielleicht
sollten Sie daran arbeiten, nicht alles zu sagen, was Sie denken.“, sagte sie
bitter.
„Was? Was
habe ich gemacht?“ Verwirrt lief er neben ihr her.
„Vergessen
Sie’s. Was brauchen Sie überhaupt.“ Er zuckte die Achseln.
„Klopapier.
Und Seife.“, sagte er schließlich.
„Und?“
Sie sah ihn wartend an.
„Was
und?“
„Was
essen Sie?“, fragte sie geduldig.
„Chinesisch?
Obwohl, heute wahrscheinlich Griechisch. Ich hatte die letzte Woche
Chinesisch.“ Sie starrte ihn an.
„Ich
meine, brauchen Sie kein… Brot, Zucker, Salz, Marmelade, irgendwas?“ Er
überlegte. Er hatte keine Ahnung. „Was ist Ihre Lieblingsmarmelade?“, fragte
sie jetzt.
„Ahem…“
Das war doch lächerlich. Er hatte keine Ahnung. Die Marmelade hatte die Köchin
immer in der Kristallschale auf den tisch gestellt.
„Die Rote.“, sagte er lapidar. Und wieder lachte sie. Es war ein schönes
Lachen.
„Aha. Erdbeere, Kirsche, Heidelbeere, Johannisbeere? Welches Rot.“
„Wissen
Sie, dass ist mir etwas viel.“ Er fuhr sich durch die blonden Haare. Sie lachte
immer noch.
„Ok, ich
suche Ihnen die Sachen und dann können Sie mir morgen sagen, ob sie Ihnen
geschmeckt haben.“ Das würde bedeuten, er sah sie morgen wieder. Das gefiel ihm
ganz gut. „Was kochen Sie denn heute Abend? Das sollten wir gleich…“ Sie
unterbrach sich. „Können Sie kochen?“
Er grub
seine Zähne in seine Unterlippe. Er konnte dafür wasserdichte Verträge
abschließen. Das zählte doch auch einiges.
„Ok. Was
essen Sie denn gerne?“ Er kam sich vor ein kleines Kind.
„Wachteln.
An Brunnenkresse.“, sagte er schließlich.
„Jaah. Die Wachteln scheinen heute aus.“, sagte sie lächelnd. „Und Brunnenkresse
ist hier nicht. Wie wäre es mit Pasta? Können Sie Nudeln kochen?“
„Summers,
ich kann deine Fragen alle recht einfach beantworten: Ich war noch nie in einer
Küche.“ Langsam reichte es ihm. Was dachte sie? Dass er von der Straße kam?
„Bedauerlich.
Kochen macht Spaß.“ Sie nahm anscheinend zur Kenntnis, dass er sie so eben
geduzt hatte. „Wissen Sie, kommen Sie heute Abend rüber zu Willow und mir, und
ich zeige Ihnen, wie man Nudeln kocht.“
Und sein
Mund sprach, ohne dass er es verhindern könnte.
„Ich
glaube, ich habe keine Lust mich noch einmal von dem Riesen schlagen zu
lassen.“ Sie lächelte nicht mehr.
„Riley
ist nicht da.“
„Ach
nein? Dein Freund sieht also nicht jeden Abend nach dem Rechten?“, fragte er
spöttisch.
„Er ist
nicht mein Freund, und ich kann auf mich selbst aufpassen.“ Sie warf wahllos
ein paar Produkte in den Wagen. Er hatte eigentlich keine Lust kochen zu
lernen.
„Macht
man sich beim Kochen schmutzig?“, fragte er unsicher.
„Kommt drauf an, was Sie kochen wollen.“, bemerkte sie verwirrt.
„Ich
muss die Kleiderfrage klären.“ Sie sah ihn an.
„Ich
denke, Walsh und Kroger werden Ihre Sachen schon sauber bekommen.“ Sie war
schlagfertig, das konnte er nicht leugnen. „Also, kommen Sie heute Abend?“,
fragte sie schließlich.
„Sie wollen
mich vergiften, oder?“, fragte er jetzt wieder förmlich. Sie lächelte wieder.
„Verlockend.
Aber nein. Ich wüsste nicht, wohin mit Ihrer Leiche, Mr Giles.“
Mit
einem Lächeln reichte er ihr seine Hand.
„Spike.“
Argwöhnisch musterte sie diese Geste.
„Heißen
Sie wirklich Spike?“, fragte sie jetzt.
„Nein.“,
erwiderte er, mit immer noch ausgestreckter Hand. „Mein Name ist William.
Allerdings fand ich den Spitznamen passender.“
„William
gefällt mir besser.“ Damit schüttelte sie seine Hand. Sie lag warm in seiner.
~*~
Sie war
sich nicht ganz sicher, warum sie dem arroganten Mann half, aber jetzt hatte
sie schon die Töpfe rausgeholt und sich sogar einen Rock angezogen. Es war
schon fast lächerlich.
Aber es
klopfte pünktlich um sieben an ihre Tür.
Er trug
eine dunkle Anzughose und ein rotes Hemd. Es stand ihm gut. In seinen Händen
hielt er eine dunkle Flasche. Es war Champagner stellte sie erschrocken fest.
Und nicht irgendeiner, obwohl schon irgendeiner teuer gewesen wäre, nein, es
war der teuerste.
„Mr
Giles… wieso haben Sie Champagner dabei?“
„Bringt man nicht immer irgendwas mit?“, fragte er ratlos.
„Ja…
vielleicht eine Flasche Billigwein, aber keinen Perrier-Jouet!“,
las sie das Etikett. Sie wusste nicht einmal, wo er den herhatte, denn der Supermarkt
hatte ihn bestimmt nicht.
„Sie
mögen ihn nicht?“, fragte er skeptisch.
„Das…
ist es nicht. Es… ist nur unpassend.“, sagte sie.
„Hm. Sie
sind die erste, die es für unpassend hält.“ Anscheinend war er beleidigt.
„Nein, ich…
es ist sehr nett. Es ist… einfach nur nicht nötig. Ich tue Ihnen einen
Gefallen, Mr Giles. Das ist alles.“ Er nickte.
„Dann trinke ich allein. Mir ist es gleich. Und sagen Sie Spike.“
„Hatten
Sie nicht schon angefangen mich zu duzen?“ Es war ihr im Laden wohl
aufgefallen.
„Ja,
aber da Sie meinen Champagner nicht wollen…“, begann er.
„Meinetwegen,
Spike. Nach dem Essen.“ Er lächelte.
„Wo ist
deine Mitbewohnerin?“ Er sah sich um. Was er wohl dachte?
„Sie…
muss noch arbeiten.“
„Aha.
Was arbeitet sie?“ Sie sah wie er in Regale guckte und die Bücher inspizierte.
„Sie ist
Bibliothekarin. Oder wenigstens fast.“, fügte sie hinzu. Sie nahm an, dass
Willow bald der Boss der Bücherei sein würde, so viel wie sie wusste.
„Nett.“,
sagte er nur.
„Ja.
Jetzt kommen Sie her. Sonst verpassen Sie noch etwas.“ Er stellte sich neben
Sie. Er roch gut. Sie hatte keine Ahnung, warum er hier wohnen musste, als
reichster Mann von New York. Aber sie wollte ihn auch nicht wirklich fragen.
„Gleich
kocht das Wasser. Sehen Sie?“ Er nickte und runzelte die Stirn. Sie nahm die
Spaghetti aus der Packung, dann ließ sie sie senkrecht in den Topf fallen. Er
beobachtete jede Bewegung.
„Das ist
alles?“, fragte er spöttisch.
„Ja. Jetzt kommt die Fertigsoße in den anderen Topf, etwas Sahne dabei, dann
ist die auch fertig.“
„Etwas
unspektakulär.“, bemerkte er sichtlich enttäuscht.
„Es sind
keine Wachteln.“, erwiderte sie. Natürlich war es nichts Besonderes. Das hier
war nicht das Ritz-Carlton.
„Ich
denke, das kann ich auch. Allerdings besitze ich keine Töpfe. Kann man die auch
im Laden kaufen?“, fragte er jetzt. Sie schüttelte grinsend den Topf.
„Mr… Spike, wie lange haben Sie vor hier zu wohnen?“ Er musterte sie kurz.
„Wenn
ich Glück habe, ein halbes Jahr.“, sagte er schließlich.
„Das
wissen Sie so genau?“ Er legte den Kopf schräg.
„Dann
werde ich heiraten.“, erklärte er und klang selber völlig überrascht.
„Sie…
sie heiraten? Wen?“ Sie war interessierter als es angebracht war.
„Eine…
Frau.“ Sie lächelte.
„Das dachte ich mir.“
„Muss
man die nicht umrühren?“ Anscheinend wollte er das Thema wechseln. Sie rührte
die Nudeln im Topf.
„Sie
können auch rühren.“ Sie gab ihm den Löffel. Er nahm ihn mit spitzen Fingern.
„Keine Angst.“, sagte sie lachend.
„Ich
habe keine Angst. Aber ich habe nicht endlos viel Geld für die Reinigung.“,
fügte er hinzu.
„Sie
könnten auch in den Waschsalon gehen.“, schlug sie vor. Sein Blick war Gold
wert.
„Waschsalon?“,
fragte er jetzt abfällig und betonte das Wort wie etwas Ekliges.
„Ja. So
wie normale Menschen auch, die sich keine Waschmaschine leisten können.“ Er
rührte etwas steif die Nudeln um.
„Ich
kann mir hunderttausend Waschmaschinen leisten. Wahrscheinlich eine Millionen
Waschmaschinen plus Trockner. Nur eben nicht im Moment.“, knurrte er. Aber sie
ließ sich nicht einschüchtern.
„Tja,
dann müssen Sie sich wohl anpassen. Sie sind doch Geschäftsmann.“ Er hob den
Blick. Seine Augen waren fast grau.
„Sieht
so aus.“
Es waren
nur Spaghetti, aber anscheinend schmeckte es ihm besser als sein chinesisches
Essen. Immerhin. Sie konnte nicht anders, als ihn zu beobachten. Seine ganze
Gestalt war elegant. Und wie er aß. Als würde er Diamanten essen. Oder Glas. So
vorsichtig.
Sie
hätte nicht gedacht, mit ihm zu essen. Sie kannte sein Gesicht aus der Zeitung
und erinnerte sich noch an Willow und ihr Gespräch darüber, dass die meisten
gutaussehenden, reichen Männer immer Arschlöcher waren.
Sie
nippte an dem Champagner. Er schmeckte wie Sonne, wie Frankreich, und sie wagte
nicht zu schätzen, wie teuer diese Art Champagner wohl war.
Er
betrachtete sie stirnrunzelnd.
„Was?“,
fragte sie und tupfte sich eilig mit der Serviette über den Mund, aber er
schüttelte den Kopf.
„Nichts.“,
sagte er und legte seine Servierte beiseite.
„Ok.“,
erwiderte sie. „Wollen Sie mir irgendwas von sich erzählen, Spike?“, fragte sie
jetzt und kam sich blöd vor. Er lächelte plötzlich.
„Was
soll ich Ihnen erzählen? Mein Leben ist nicht gerade… privat gewesen.“, sagte
er schließlich.
„Nein.“,
gab sie zu. „Aber Sie wissen, was ich tue, wo ich arbeite und was ich von
Rauchern halte.“ Er lächelte wieder.
„Jaah.
Ich glaube, ich sollte gehen.“
„Weil
Sie Raucher sind?“, fragte sie verwirrt.
„Nein. Ich… sollte Ihre Zeit nicht beanspruchen.“ Er erhob sich plötzlich. Sie
tat es ihm gleich.
„Alles…
in Ordnung?“, fragte sie.
„Sicher.
Das war sehr… nett. Danke sehr, Ms Summers.“ Was hatte sie gesagt? Hatte sie
etwas gesagt? Sie wüsste nicht, was es gewesen sein könnte. Hatte sie ihn
beleidigt?
Aber er
war aufgestanden und hatte ihre Wohnung verlassen, ehe sie ihn fragen konnte.
Als er
aufwachte blieb er noch eine Weile liegen. Er schlief auf der Ledercouch. Noch
hatte er sich geweigert ein Bett anzuschaffen. Noch hatte er sich nicht mit
seinem Schicksal abgefunden gehabt.
Aber
jetzt lag er hier und war sich nicht sicher, was er dachte.
Der
Abend gestern war ein Abend, wie er ihn noch nie erlebt hatte. Fast hatte er
für einen Moment vergessen, was es hieß, reich zu sein und warum es so wichtig
war. Fast hatte er vergessen, wie sehr er seinen Vater dafür verabscheute, dass
er ihn enterbt hatte.
Aber er
hatte sie angeguckt, dieses unschuldige, wunderschöne Mädchen, mit den
Grübchen, den grünen Augen, der ausnahmslos perfekten Figur, hatte ihr
zugehört, hatte Nudeln umgerührt – und er hatte sich für einen wilden Moment
lang vorstellen können, dass es vielleicht nicht so schlimm wäre zu heiraten.
Nicht
unbedingt sie, aber das Gefühl, was er gehabt hatte, war… Es hatte sich
angefühlt, wie… Wie was? Wie früher, dachte er dumpf. Ja. Es hatte sich wie
früher angefühlt. Als seine Mutter noch lebte.
Er
erinnerte sich an den Tag. Er erinnerte sich gut. Und er gab sich immer noch
die Schuld. Er wusste nicht, ob ihm sein Vater die Schuld gab, und ob er ihn
deswegen so sehr verabscheute.
Es war
ein Herbstabend gewesen. Er hatte seinen Abschluss gemacht. Wirtschaftsrecht
hatte ihm gelegen. Es war leicht gewesen, bester zu sein. Vor allem hatte sein
Vater so viele Spenden getätigt, dass die Universität gar nicht anders konnte,
als ihn als besten abschließen zu lassen.
Allerdings
hatte sein Vater keine Zeit gehabt an seiner Abschlussfeier da zu sein.
Seine
Mutter war da gewesen. Sie hatte so viele Fotos gemacht, sie war stolz gewesen,
hatte ihn aber gewarnt, nicht so besessen zu werden, wie sein Vater.
Er hatte
nicht genau gewusst, was sie meinte. Er hatte seinen Vater nur selten gesehen,
weil er sich im Geschäft vergraben hatte. Er war kein Familienmensch gewesen.
Sie
waren nach Hause gefahren. Er hatte sich umziehen wollen und dann wollte er mit
Angel feiern gehen. Nur die Jungen. Ohne seine Mutter. Er hatte gar nicht
schnell genug nach Hause kommen können.
Sie
waren in die Limousine gestiegen. Und sie hatte seine Hand genommen. Sie war so
stolz gewesen. Sie hatte sogar geweint. Der Wagen hielt. Zu viele Paparazzi
hatten ihn umzingelt. Der Fahrer konnte nicht fahren.
Er war
wütend geworden, weil er unbedingt nach Hause wollte. Er hatte das Fenster
runter gelassen und geschrieen, sie sollten alle verschwinden, er würde sie
alle anzeigen.
Dann war
Frank losgefahren. Die Paparazzi hinter ihnen her. Spike hatte den Fahrer
gedrängelt, schneller zu fahren, hatte geflucht und gesagt, er käme sonst zu
spät. Seine Mutter hatte ihn gemaßregelt und gesagt, es wäre zu gefährlich,
aber der Fahrer hatte schon beschleunigt. Sie jagten durch die Stadt. Aber es
war nass auf den Straßen. Es hatte geregnet, überall lagen Blätter.
Und der
Wagen kam ins Schleudern. Die Telefonzelle war aus dem Nichts gekommen. Der
Aufprall war so hart, dass er bewusstlos geworden war. Er hatte nicht
mitbekommen, wie der Notarzt kam und sie ins Krankenhaus gefahren hatte.
Frank hatte
nur leichte Verletzungen, weil nur der hintere Teil der Limousine gegen die
Telefonzelle geprallt ist. Die Zelle gab es jetzt nicht mehr.
Seine
Mutter allerdings hatte es schlimmer erwischt.
Sie war
nicht mehr aufgewacht von ihrer Gehirnerschütterung. Jenny Giles war noch in
derselben Nacht verstorben. Und er wusste, er würde es sich nicht vergeben. Er
würde jetzt so viele Dinge anders machen, könnte er diesen Tag noch einmal
wiederholen.
Sie
würde nicht sterben und er wäre auch nicht seine Schuld. Dann würde sein Vater
ihn nicht verabscheuen. Wahrscheinlich wusste sein Vater, dass es ein Unfall
war und dass sein Sohn nichts dafür konnte, aber es machte es nicht besser.
Denn
immer, wenn sie an diese Geschichte dachten, da war automatisch klar, dass er
auch im Wagen gewesen war. Und er lebte noch. Seine Mutter nicht. Er hatte
seinen Vater nie gefragt. Er hatte auch Angst vor der Antwort.
Ob sich
sein Vater wünschte, er wäre anstatt seiner Mutter gestorben? Wäre es besser
gewesen? Sie hätten ja noch ein Kind bekommen können.
Sein
Vater war nie wieder ausgegangen. Er hatte Spike angelernt, hatte ihm
beigebracht, ein Geschäftsmann zu werden.
Für
Verabredungen hatte Rupert Giles kein Interesse mehr gezeigt. Auch nicht für
die Ehe.
Spike
schloss die Augen. Selten erlaubte er es sich, darüber nachzudenken. Es
schmerzte. Er verdrängte den Schmerz immer. Jeden Tag. Seit zehn Jahren.
Und
Angel hatte recht. Es brachte ihn um, nichts zu tun. Und er ging immer wieder die
wichtigen Firmendaten durch, ob sein Vater auch an alles gedacht hatte,
Vertragsabschlüsse, Treffen mit wichtigen Kunden… Aber wahrscheinlich hatte
sein Vater alles im Griff.
Er hatte
auch bestimmt den Zwerg wieder eingestellt. Wie war sein Name? Levinson? Ja.
Aber was sollte er arbeiten? Und wo? Überrascht stellte er fest, dass es noch
früh war.
So früh
war er selten wach gewesen. Er hatte den ganzen Morgen noch vor sich. Er könnte
was essen. Nichts Kaltes vom Chinesen aus dem Kühlschrank. Nein, er hatte Brot
und richtige Sachen zum Essen.
Und
Kaffee konnte er kochen. Er hatte jahrelange Erfahrung darin. Kaffee war sein
Elixier. Aber… würde er das tun, dann musste er sich wohl oder übel damit
abfinden, dass sein Vater gewonnen hatte. Nicht er. Und dass er sich ändern
würde, und dass er lernen musste, sich anzupassen.
Und er
fiel. Ine in ungeahntes schwarzes, tiefes Loch.
Und er
blieb dort. Und er dachte an seine Mutter. Er dachte an seinen Vater. Und er
dachte an Buffy Summers. An ihr Lachen. Und an ihre Furchtlosigkeit, ihm
tatsächlich die Meinung zu sagen.
Er
schloss die Augen.
~*~
„Und du
willst es mir nicht erzählen?“ So wie Willow grinste, hatte sie sich schon die
Geschichte zusammen gereimt.
„Nein.“
„Ich
meine, hier stehen nicht jeden Tag zwei Gläser auf dem Tisch und du kochst auch
nicht jeden Tag. Vor allem nicht, wenn ich nicht da bin.“
„Willow,
bitte.“ Aber ihre Freundin sah begeistert aus.
„Oh, Buffy! Bist du verlieb?“, flötete sie jetzt, aber Buffy schüttelte
unwirsch den Kopf.
„Nein, natürlich nicht. Das ist vollkommen absurd?“
„War
Riley hier? Hast du gelogen? Er ist doch mehr als ein Freund, oder?“ Fast
dachte Buffy, würde sie anfangen auf und ab zu springen. Sie seufzte langsam.
„Nein, Riley
ist nur ein Freund. Mehr nicht. Wie ich dir schon gesagt habe.“ Nachdenklich
betrachtete Willow ihre Freundin.
„Ja,
eigentlich macht es Sinn. Der Champagner ist auch wesentlich zu teuer, für
Rileys kleines Gehalt. Dir ist vielleicht nicht klar, dass eine Flasche von
dieser Sorte mehr als viertausend Dollar kostet.“ Ihr Mund klappte auf. Das
hatte sie natürlich nicht angenommen.
„Viertausend
Dollar?“, fragte sie vollkommen überrumpelt und versuchte sich genau an den
Geschmack zu erinnern. Gott, hätte sie das geahnt!
„Oh ja.
Mal sehen, welcher sterbliche Mensch könnte sich sowas leisten?“ Sie grinste
jetzt breit. „Oh mein Gott, Buffy! Du hast dir den Jackpot geholt, oder?“ Sie
strahlte fast.
„Was?
Nein, Willow, habe ich nicht.“ Dennoch wurde ise rot,
denn jetzt wusste Willow, wer hier gewesen war.
„Spike
Giles! Buffy, du wirst eine Prinzessin sein!“
„Werde
ich nicht. Warum auch? Ich kann ihn überhaupt nicht leiden. Und er wird
heiraten. Und er sich nicht mehr gemeldet.“ Sie hatte das alles sehr schnell
gesagt. Willow runzelte die Stirn.
„Er wird heiraten? Darüber haben die Nachrichten aber nichts gesagt.“ Buffy
stöhnte.
„Tja, er
hat es mir gesagt. In einem halben Jahr.“
„Na dann
hast du doch noch Zeit. Er wird sich schon um entscheiden.“
„Willow!“
„Oh
komm, Buffy. Er ist hübsch, er ist reich, du lädst ihn zu uns zum Essen ein…“
„Ich
habe ihn nicht eingeladen, ich habe ihm gezeigt, wie man kocht.“, erklärte sie
trotzig, und Willow lächelte verzückt.
„Oh, das
ist süß, Buffy! Wie romantisch.“
„Da war
nichts Romantsches.“, gab sie wütend zurück. „Er ist nach dem Essen gegangen.“
„Hat er
dich geküsst?“, flüsterte Willow aufgeregt. Und Buffy spürte tatsächlich einen
leichten Stich der Enttäuschung.
„Nein, hat er nicht, Willow. Aber er ist auch verlobt. Wieso sollte er es tun?
Und außerdem haben wir uns doch darauf geeinigt, dass er ein Monster ist.“
Willow seufzte.
„Aber
das ist er doch vielleicht gar nicht. Und vielleicht ging es ihm nicht gut, als
er gegangen ist. Hast du schon bei ihm geklopft? Vielleicht könntet ihr den
Abend wiederholen?“ Sie grinste wieder.
„Nein.
Das würde ich nicht wollen. Es ist mir auch egal.“ Willow grinste immer noch.
„Ich
werde zu Tara gehen. Das heißt, die Wohnung gehört dir. Tu, was du willst.
Erzähl es mir nur später.“ Buffy verzog den Mund. Willow und Tara waren erst
seit Weihnachten zusammen, aber seit dieser neuen Entwicklung, sah Buffy noch
weniger von ihrer besten Freundin.
Aber sie
konnte nicht leugnen, dass sie ab und zu an ihn dachte. Und das ohne Hass und
Abscheu. Denn tatsächlich war er hübsch. Und eigentlich war er wirklich nicht
nur unausstehlich. Eigentlich war er… ganz in Ordnung, für einen reichen,
arroganten Mann.
Vielleicht
sollte sie bei ihm klopfen. Nur um zu sehen, wie er zurecht
kam, ob er schon gekocht hatte, und ob seine Wohnung noch in Ordnung war. Ja,
sie konnte doch rüber gehen. Ohne Absichten, allerdings.
Sie warf
einen Blick in den Spiegel. Sie war in der Gärtnerei gewesen, also sah sie nicht
schmutzverkrustet aus, sondern nett und sauber. Sie war sich nicht sicher, ob
er es sah, oder ob es überhaupt wichtig war, aber sie machte sich mehr
Gedanken, als sie es noch vor einer Woche getan hatte.
Albern
war es.
Sie
verließ die Wohnung und klopfte zaghaft an die Nachbartür.
„Mr
Giles?“, rief sie leise und klopfte erneut. Sie bekam keine Antwort. Wenn sie
richtig überlegte, hatte sie ihn seit zwei Tagen nicht gehört. Dabei bevorzugte
er es doch, seinen Fernseher laut zu haben und laut Musik zu hören.
„Spike?“,
rief sie lauter, aber immer noch blieb es stumm hinter der Tür.
Sie
runzelte die Stirn. Aber natürlich durfte er auch mal nicht Zuhause sein. Was
ging es sie an? Vielleicht suchte er sich einen Job. Ja, vielleicht. Oder er
war bei seiner Verlobten….
~*~
Es war
nachts, als sie von dem Krach aufwachte. Er kam von draußen. Jedenfalls nicht
aus ihrer Wohnung. Sie setzte sich auf. Es war dunkel. Der Blick auf die Uhr verriet
ihr, dass es viertel vor fünf war. Eine Stunde, bevor sie aufstehen musste. Sie
hasste es, nicht genug Schlaf zu bekommen. Schlaf war wichtig.
Wieder
das Geräusch. Es klang, als würde jemand Möbel umwerfen. Es kam vom Flur. Sie
erhob sich eilig. War es Willow? War Willow da?
Sie
eilte über den Flur. Nein, Willows Zimmer war leer. Dann schlief sie für
gewöhnlich bei Tara. Was ging hier vor? Sie zog sich ihren Bademantel über und
lief zur Tür. Es war dunkel im Flur. Das konnte sie jedenfalls durch den Spion
erkennen. Aber sonst nichts. Wieder das Geräusch. Sie schreckte zurück.
Schließlich
sagte sie sich, dass sie hier nicht wie ein Feigling stehen konnte.
Sie zog
die Tür energisch auf. Sie schlug auf den Lichtsachalter und bevor sie etwas
sagen konnte, hatte er sie entdeckt.
„Oh. Hey
Summers…“ Der britische Akzent war nun deutlich. Sie nahm an, er war betrunken.
Er schlug mit der Faust gegen die Tür.
„Was…
was tun Sie da?“, fragte sie fassungslos. Seine Haare wirkten durcheinander,
wobei sie das nicht sicher sagen konnte, denn seine Frisur wirkte immer etwas
verwegen.
„Ich
versuche rein zu kommen.“, erklärte er grinsend.
„Sie…
haben einen Schlüssel, oder Spike?“ Er grinste.
„Ja und
Nein.“
„Was?“
Gott, war er betrunken.
„Er
passt nicht mehr.“
„Das
glaube ich nicht. Sie machen alle wach. Lassen Sie mich aufmachen.“, sagte sie
leise und trat auf den Flur.
„Bist
du… darunter nackt?“ Ein Hunger trat in seinen Blick, und sie schüttelte hastig
den Kopf.
„Nein.“ Sie
nahm den Schlüssel, der auf dem Boden lag. Sie öffnete die Tür.
„Das
ging vorher nicht!“, rief er begeistert aus. Es sah aus, als gewitterte es
draußen. Helle Blitze erhellten den Flur. Sie konnte die Müllberge im
Wohnzimmer nur erahnen. Alles leere Pizzaschachteln, Boxen vom Chinesen, Tüten
von Fastfood Ketten. Er kochte also nicht.
„Sind
das Blitze?“, fragte sie verwirrt, aber er taumelte an ihr vorbei.
„Nein,
Summers.“, erklärte er bitter. „Das sind dämliche Fotografen.“
„Fotografen?
Wieso sollten…?“ Dann hielt sie inne. Natürlich. Er war berühmt. Sie wunderte
sich, dass die Fotografen und Reporter nicht schon eher hier waren. „Was haben
Sie getan, Spike?“, flüsterte sie angstvoll. Er grinste ein teuflisches
Grinsen.
„Ich
habe mit erlaubt Spaß zu haben, Summers.“ Er kam ihr seltsam vor. Vollkommen
anders.
„Wo
waren Sie?“
„Aus.“,
erklärte er grinsend.
Sie
schüttelte den Kopf. „Aber… was wollen die von Ihnen?“
„Ich…“
Er überlegte kurz, ehe sein Grinsen breiter wurde. „Ich habe mich vielleicht… etwas
anders verhalten als sonst. Und vielleicht…“ Er kicherte jetzt, „… vielleicht
habe ich ein klein bisschen etwas über meinen Vater erzählt. Er ist ein
Arschloch, weißt du?“, lachte er jetzt. Buffy schüttelte den Kopf.
„Legen
Sie sich hin.“
„Kann
ich dich mitnehmen? Nicht, dass ich heute noch keinen Sex gehabt hätte, aber
das wäre um Längen besser.“ Sein Grinsen schwand und der hungrige Ausdruck trat
wieder in sein Gesicht. Sie schüttelte fassungslos den Kopf.
„Nein,
Spike. Sie gehen einfach schlafen.“
„Allein?“
Er schob die Unterlippe vor, während es weiter Blitze hagelte. Gut, dass sie im
zweiten Stock waren.
„Ja.
Gute Nacht.“
„Buffy?“,
rief er, als sie sich umgedreht hatte. Widerwillig wandte sie sich um. Was hatte
sie nur gedacht? Dass er doch kein geldgieriges Biest war?
„Was?“
„Du bist
ein Spielverderber.“, sagte er grinsend und sie verließ seine Wohnung. Sie
hoffte, sein Kater würde ihn morgen umbringen. Und wenn der es nicht tat, dann
hoffte sie, sein Vater würde es tun.
„Fälliger
Skandal des gefallenen Sohns
Schon
seit Wochen war nicht klar, welche Fehde Vater und Sohn zerrüttet haben könnte.
Bis letzte Nacht. Endlich wurde Spike Giles wieder im New Yorker Nachtleben
entdeckt. Die High Society hatte sich schon Gedanken gemacht.
Begleitet
von drei namenlosen Frauen hatte Spike Giles sich seinen Weg durch nahezu jeden
New Yorker Club gebahnt. Für gewöhnlich gestattet er den Paparazzi weder Fotos
noch spricht er mit ihnen. (Anm. d. Redaktion: Vor zehn Jahren starb seine
Mutter durch die Verfolgung von Paparazzi im selben Auto. Giles kam ins
Krankenhaus und überlebte den Vorfall, Ausgabe 13.12.27.18 NYS Oktober, 2000)
Nicht so
an diesem Abend. Der Streit mit dem Tycoon Rupert Giles, seinem Vater und
Vorgesetzten, hat ihn wohl verändert.
Tatsächlich
bestätigten sich Pressegerüchte, wonach Spike Giles aus dem eigenen Unternehmen
geworfen wurde. Rupert Giles hat persönlich die Entlassung seines Sohnes
beantragt, fristlos, ohne Rechte am Firmenvermögen, mit lediglich nur einer
Abfindung in sechsstelliger Höhe. Was für ein Fall des Prinzen von New Yorks!
Aber
nicht nur das. Spike Giles wurde angeblich aus dem Testament entfernt, welches
ihm wohl mit dem gesamten nicht schätzbaren Giles Vermögen bedacht hätte. Der
Pflichtteil sei ihm sogar verwehrt, was den jungen Mann also nur mit einer
Abfindung und arbeitslos zurück lässt.
Dennoch
scheint Giles optimistisch und lässt sich seine Laune nicht verderben. Sein
tiefer Fall scheint seiner Vorliebe für Partys keinen Abbruch getan zu….“
Spike
schloss die müden Augen. Unglaublich. Er legte das Klatschblatt beiseite, dass
ihm ein eifriger Reporter durch das geöffnet Fenster zugeworfen hatte, als er
den Mief aus seiner Wohnung bekommen wollte.
Die Presse
war wieder gnadenlos schnell. Und er war wohl gnadenlos betrunken gewesen. Ihm
war klar, das war ein ziemlich dummer Schritt von ihm.
Es
klopfte pausenlos an seiner Tür. Hier gab es wohl keine Sicherheitsvorkehrungen
in diesem Haus. Und er hasste es. Er öffnete nicht, ließ die Vorhänge
geschlossen, und er aß nicht, denn der Pizzajunge schaffte es nicht, sich
seinen Weg durch die Reporter und Fotografen zu bahnen, die ihn belagerten und
gerne mehr von seinem „tiefen Fall“ gehört hätten.
Immer
wieder schrieen sie ihm durch die geschlossene Tür Fragen zu.
„Was
planen Sie jetzt mit Ihrem Leben anzufangen, Mr Giles?“
„Werden
Sie jetzt drogenabhängig, Mr Giles?“
„Wollen
Sie Ihren Vater wirklich umbringen, Mr Giles?“
Er
bereute tatsächlich, dass er sich hatte gehen lassen. Und das eigentlich nur,
weil er genau wusste, wie sein Vater im Salon am Tisch saß und ihm irgendeine
kleine Bedienstete die Zeitung brachte. Er würde den Artikel überfliegen, die
Brille abnehmen und den Kopf schütteln.
Dann
würde er in seine herrliche Firma fahren und weiter machen, als wäre nichts
gewesen.
Spike
stöhnte. Und er hatte noch die schwache Erinnerung, dass ihm Buffy Summers
letzte Nacht geholfen hatte. Und er glaubte, er hatte sie gebeten mit ihm zu
schlafen. Er hatte also grandios auf ganzer Linie versagt.
„Spike,
mach die scheiß Tür auf!“ Diese Stimme kannte er, und seine Kopfschmerzen
wurden schlimmer. Gereizt quälte er sich aus seinem Sofa und taumelte zur Tür.
Angel
hatte sich breitbeinig vor die Reporter gestellt und Spike wurde von den
Blitzen der Kameras erschlagen. Er blinzelte verschlafen, und ehe er noch eine
weitere Frage verstehen konnte, hatte Angel ihn in die Wohnung geschubst und
die Tür wieder zugeschlagen und verriegelt.
„Das war
ja weine Glanzleistung, nicht wahr?“ Spike hätte ihm gerne gesagt, er solle
nicht so schreien, denn seine Ohren begannen zu klingeln.
„Angel…“
„Nein!
Wie kannst du so was machen? Wie willst du so überhaupt auf die Beine kommen?“
Er wusste darauf keine Antwort. Und eigentlich wollte er gar nicht auf die Beine kommen. Er hatte
ein Leben gehabt.
„Was
wird das? Ist das deine Art von Depression, Spike?“
Hm.
Vielleicht. Er wusste es nicht wirklich. „Bist du wahnsinnig geworden?“, fuhr Angel
ungerührt fort und zog die Gardinen mit einem Ruck wieder zu, so dass das
Blitzgewitter kaum noch zu erkennen war. Er musterte ihn wie einen seiner
vorbestraften Klienten.
„Was,
Angel?“, knurrte Spike unwillig und Angel seufzte laut.
„Denkst
du, so wird dein Vater irgendwas einsehen? Denkst du, so kannst du irgendwen
überzeugen, dass du wenigstens auch nur ansatzweise versuchst, dem
nachzukommen, um was dein Vater dich gebeten hat?“
„Er hat
um gar nichts gebeten, Angel. Er hat mich vor vollendete Tatsachen und ein
geändertes Testament gestellt. Ich bin offiziell raus aus der Familie,
verflucht.“ Gott, es drehte sich alles in seinem Kopf.
„Spike,
was ist los? Du gibst doch sonst nicht auf!“, schrie sein Freund. Spike
vermutete, die Reporter hatten die Ohren an die Tür gedrückt und schrieben
hastig alles mit. Er wandte sich grimmig ab.
„Das hat
nichts mit aufgeben zu tun.“, erwiderte er gepresst.
„Ach
nein? Mit was dann? Erklär‘s mir bitte.“, forderte sein Freund.
„Es geht
dich überhaupt nichts an.“
„Oh, so
ist das? Jetzt geht es mich nichts mehr an? Spike, ist dir klar, dass alle
gegen dich sind? Alle, außer mir? Ist dir aufgefallen, dass auch du einen
Freund brauchst? Denkst du, du bist eine bedauerliche Kreatur, der Unrecht
getan wurde? Du irrst dich, Spike. Ich bin eben nur der einzige, der durch
deine Monsterfassade blicken kann.“ Angel verengte die Augen. „Aber ich glaube,
selbst ich kann das nicht mehr.“
Spike
seufzte. „Sei nicht so dramatisch, Angel. Du bist schon wie mein Vater.“
„Spike,
begreif doch! Du musst dich ändern. Jetzt. Vielleicht ist es auch schon zu
spät. Vielleicht ist es nicht mehr wichtig für dich. Aber…“
„Halt
den Mund!“, fuhr ihm Spike dazwischen. „Am besten verschwindest du. Ich brauche
deine Kritik wirklich nicht, Angel.“
Sein
Gegenüber musterte ihn. Und Spike konnte nicht einmal Verachtung erkennen, wie
er sie bei vielen sah. Nein, er sah lediglich Enttäuschung und Nachsicht.
„Wie du
willst. Mach deine Fehler allein. Ich habe sowieso keine Zeit mehr, sie
auszubaden. Es ist zu undankbar.“ Seine Hand lag auf dem Türgriff. „Und du hast
Recht. Welche Frau würde sich schon für dich erwärmen?“
Er war
raus, ehe Spike die leere Flasche hatte werfen können.
Es dauerte
noch Stunden, ehe die Polizei die Reporter und Kameramänner aus dem Gebäude
erfolgreich entfernt hatte. Er überlegte, ob er sich bei irgendwem
entschuldigen sollte. Bei Angel? Nein. Bei seinem Vater? Nein. Bei den
Reportern, bei den Frauen von gestern, bei Buffy? Nein.
Es
vergingen endlose Stunden, in denen er durch alte Filme schaltete. Die
Nachrichten mied er entschieden, denn sie waren voll von ihm, von seinem
Versagen, und das wollte er nicht sehen.
~*~
So etwas
hatte sie noch nie erlebt. Sie hatte das Haus nicht verlassen können, hatte
nicht einmal zur Arbeit gehen können. Die Reporter haben sich auf sie gestürzt,
wie wilde Tiere, haben endlose Fragen gestellt, haben ihr sogar unterstellt,
ein Verhältnis mit Spike Giles zu haben. Sie hatte vehement verneint, hatte
sich kaum rechtfertigen können und hatte schließlich die Tür zugeknallt und
sich gewünscht, sie hätte das Haus nicht verlassen.
Willow
hatte ihr am Telefon von den ganzen Nachrichten in den Zeitungen erzählt, aber
Buffy war durch die Nachrichten bestens im Bilde. Deswegen wohnt er also hier.
Deswegen
sprach er nicht darüber. Deswegen waren die Medien versessen auf ihn und seine
Geschichte. Aber sie hätte es sich denken können. Weshalb sonst, sollte der
Prinz auf sein Schloss verzichten? Der König hatte ihn rausgeworfen.
Tat er
ihr leid? Sie versuchte sich wirklich, in seine Situation zu versetzen,
versuchte zu begreifen wie es sich anfühlte, wenn man einen Tag lang alles
hatte und am nächsten Tag ohne irgendwas da stand. Wie war es, wenn man sein
Leben von heute auf Morgen aufgeben musste?
Aber er
war ein verwöhnter Mann. Er musste ihr nicht leid tun, es war wahrscheinlich
gut für ihn, dass er jetzt hier leben musste, dass er keine Arbeit mehr hatte.
Ja, und er würde wohl auch keine Arbeit finden.
Sein Ruf
schien zerstört. Das war er vorher auch schon, aber auf andere Weise.
Und
dennoch hatte sie ein wenig Mitleid. Nur ein wenig. Und vielleicht… vielleicht
brauchte er Hilfe. Vielleicht war er doch nicht alleine schuld an seiner Situation.
Vielleicht konnte er eben nicht anders. Er war anders erzogen worden.
Sie
verdrehte die Augen über ihre Gedanken. Und sie war sauer auf sich selbst und
ihre Mitleidsader.
Durch
den Spion schielte sie in den Flur. Es war niemand mehr zu sehen, aber der
Boden war schmutzig und solch einen Boden kannte sie immer nur von großen
Konzerten oder billigen Kinosälen. Sie zog die Tür auf.
Sie
schlich zu seiner Tür und klopfte.
„Nein.“,
kam seine gereizte Stimme von innen. Sie klopfte erneut. Lauter. Jetzt hörte
sie seine Stimme näher kommen. „Ich denke nicht, dass noch irgendeine
Kleinigkeit fehlt, die ich noch nicht in den Nachrichten gesehen haben, ihr
gottverfluchten…“ Er hatte die Tür aufgerissen und hörte auf zu sprechen.
Er
starrte sie an. Er sah müde aus. Er sah so aus, wie zu dem Zeitpunkt als er
eingezogen war. Es war wie ein Rückfall. „Was?“, fragte er grimmig. Sie nahm
ihren Mut zusammen.
„Also…
ich… glaube nicht, dass ich Sie wirklich mag. Und ich glaube nicht, dass Sie
meine Hilfe verdienen, aber ich… möchte Ihnen helfen.“, erklärte sie entnervt,
und böse auf sich selbst.
„Sie
wollen mir… helfen? Bei allem Respekt, Summers, aber ich denke, ich lehne
dankend ab.“ Er wollte die Tür schließen, aber sie hatte kein Problem mit stur
köpfigen Menschen. Ihr Vater war nicht unähnlich gewesen. Mit ihrer Hand hielt
sie die Tür offen.
„Spike,
hören Sie schon auf. Sie wissen, Sie brauchen Hilfe. Also, springen Sie über
Ihren sehr großen Schatten und nehmen Sie einfach an.“ Er musterte sie.
„Was
stellen Sie sich eigentlich vor? Denken Sie, es gibt in Brooklyn ein
Hilfsprogramm für Verstoßene Millionäre? Das denke ich nicht.“
„Nein,
Sie Idiot, aber sehen Sie sich an!“, forderte sie laut. „Sie sind ein Wrack.
Sie können nicht kochen, Sie haben anscheinend noch nie für sich selbst
gesorgt, Sie haben auch nie woanders als Zuhause gewohnt. Anscheinend haben Sie
noch nie gelebt, Spike. Also, lassen Sie mich helfen. Was haben Sie zu
verlieren?“
Jetzt
lachte er freudlos. „Summers…“
„Buffy,
mein Name ist Buffy. Und wagen Sie es nicht, abzulehnen.“ Er sah sie prüfend
an. Dann wandte er den Blick ab und atmete sehr langsam aus.
„Für
was?“, fragte er. Sie runzelte die Stirn.
„Was?“
„Für was
soll das gut sein?“
„Für was
ist es gut, dass sie vor sich hin vegetieren? Ist nicht alles andere besser,
als allein im Dunkeln zu liegen?“, fragte sie, während sie ein Blick über seine
Schulter ins Innere warf, was nicht gerade verlockend aussah.
Er überlegte
noch einen Moment lang.
„Schön.“
„Ja?“
Sie war überrascht. Damit hätte sie eigentlich nicht gerechnet.
„Verwandeln
Sie mich.“, entgegnete er spöttisch.
„Gut.
Ziehen Sie sich was Sauberes an. Ich habe mitbekommen, über wie viel Abfindung
sie verfügen, also werden wir ihre Wohnung einrichten.“ Er sah sie an, als wäre
sie verrückt geworden. „Ja. Nicht gucken. Anziehen, Spike.“ Und mit einem
letzten zweifelnden Blick gehorchte er. Äußerst widerwillig, aber er gehorchte.
Und sie
ignorierte ihre innere Stimme, die sie gerade auslachte, weil sie sich viel zu
sehr um einen gemeinen Menschen, ohne Aussichten auf Besserung kümmerte. Sie
ignorierte, dass sie ihn ändern wollte, nur um zu sehen, ob er vielleicht doch
ein besserer Mensch werden konnte. Und sie ignorierte, dass sie viel mehr auf
ihr Äußeres achtete, wenn sie mit ihm zusammen war.
Sie
wartete geduldig, bis er einigermaßen akzeptabel vor ihr stand. Die Fahne hatte
er nicht überdecken können. Aber sie würde das ignorieren können.
~*~
„Wieso
holen wir keinen Handwerker, Summers?“ Seine Stimme klang höchst gereizt. Aber
das tat sie schon den ganzen Tag über.
„Weil
wir das alleine können, Spike.“, rief sie ihm zu. Sie hatte noch nicht den
richtigen Schraubenschlüssel gefunden.
„Ich bekomme Blasen an den Fingern.“, beschwerte er sich böse. Sie lachte
leise.
„Das tut
mir wirklich leid, Spike, aber Sie werden es überleben.“
„Ich
brauche keine Deckenlampe!“, schrie er zornig, aber sie hörte gar nicht zu. Sie
hatte den Schlüssel gefunden und kam zurück.
„Halten
Sie das.“ Sie übernahm das Halten der Lampe für ihn, während sie auf die Leiter
stieg.
„Was
haben Sie vor?“, fragte er argwöhnisch.
„Ich
prüfe, ob der Strom an ist.“, erklärte sie geduldig und griff nach dem
Schlüssel.
„Was? Sind
Sie verrückt? Sie können sich verletzen!“, rief er jetzt. Sie verdrehte die
Augen. Der Schlüssel leuchtete nicht am Ende. Kein Strom.
„Gut,
also weiter. Geben Sie mir die Klemmen.“ Sie deutete auf den neu gekauften
Holztisch.“
„Summers,
ich..“
„Die
Klemmen. Plastik. Weiß. Tisch!“ Langsam wurde die Lampe schwer zu halten.
„Ich halte es für keine gute Idee.“, murmelte er, während er ihr gab, wonach
sie verlangte. Sie klemmte alles fest, verstaute die überflüssigen Drähte unter
dem kleinen Kästchen in der Lampe und stieg von der Leiter. Sie betrachteten
ihr Werk.
„Sieht
gut aus. Schalten Sie an.“ Er ging langsam zur Tür, wo der Schalter war, und
betätigte ihn. Leicht beeindruckt sah er sie an.
„Es
funktioniert. Sie können einiges.“, gab er zu. Sie war leicht geschmeichelt,
aber Willow hätte es ihn fünf Minuten hinbekommen.
„Ok.
Küche.“
„Ich
weiß nicht. Haben wir nicht genug…“
„Nein.
Wir bauen eben noch die Regale zusammen, dann Streichen wir das Wohnzimmer und
dann haben wir genug getan. Für heute.“, fügte sie hinzu. Es wurde langsam
dunkel draußen.
Er
folgte ihr. Sie war beeindruckt, dass er ihr noch vertraute und tat, was sie
sagte. Sie hatte längst mit einem Ausraster seinerseits gerechnet. Aber noch
war es nicht soweit. Noch war er ganz zahm.
Nach dem
Bauen der Regale und einer kleinen Spüle, war er am Fluchen und hatte schon ein
Brett zerschlagen. Sie hatte Kaffee gekocht und er hatte sich etwas beruhigt,
als sie ihm ein paar Kekse gebracht hatte.
„Haben Sie
Kleidung, die dreckig werden kann?“ Er starrte sie an. Im Moment sah seine
jetzige Kleidung schon nicht mehr besonders gut aus.
„Was?
Meinen Sie noch dreckiger?“ Seine Stimme klang angewidert.
„Nein, ich meine, so dreckig, dass man sie wegschmeißen kann.“ Sein Mund
klappte auf.
„Ich
glaube nicht, dass ich so etwas jemals hatte.“, erklärte er spöttisch.
„Dann
fangen Sie damit an. Denn nach dem Streichen werden Sie es müssen. Es sei denn
Sie sind Experte, oder sie tun es nackt.“ Kurz hob sich seine Augenbraue und
musterte sie eingehend.
„A…aber
am besten, Sie trenne sich von irgendwelchen Sachen.“ Und jetzt zuckten seine
Mundwinkel, während er in seine Schlafzimmer ging. Sie schloss kurz die Augen.
Gott, sie musste aufhören rot zu werden.
Er kam
wieder und sah immer noch teuer gekleidet aus.
„Sind
Sie sicher?“
Er
verzog den Mund. „Nein, natürlich nicht.“
„Gut,
das muss reichen.“, erwiderte sie. Sie hatte schon Pinsel und Farbrollen auf
die Folie gelegt und die Eimer geöffnet. Spike hatte sich für Afrika-Orange im
Wohnzimmer entschieden. Ihr gefiel die Farbe auch. Sie war so… wild.
Nach
zehn Minuten sah sie, dass ihm sein Rücken wehtat. Seine Mundwinkel wanderten
nach unten und sie sah seine schlechte Laune schon ausbrechen. Sie stoppte
abrupt und tauchte den Pinsel in die Farbe.
Da half
nur Ablenkung. Sie war nicht bereit aufzugeben, woran sie glaubte. Sie glaubte,
er würde sich bessern. Vielleicht nur ein bisschen. Sie holte aus und schwang
den Pinsel. Jetzt war er gesprenkelt in orangen Flecken.
Fassungslos
sah er sie an.
„Sind Sie verrückt? Ich hatte noch keinen einzigen Flecken!“, schrie er jetzt.
Sie blieb tapfer.
„Na
dann, wurde es Zeit, nicht wahr?“ Sie lächelte jetzt. Er schien nachzudenken.
Nachzudenken, ob er schreien sollte oder ob er sie umbringen würde. Sie
umklammerte ihren Pinsel.
„Jaah…“,
sagte er schließlich, tauchte seinen Pinsel ein und blickte stur auf die Wand.
„Wurde Zeit.“, wiederholte er grimmig. Anscheinend hatte ihr Trick nichts
gebracht, aber er hatte nicht geschrieen. Bevor sie zu Ende gedacht hatte,
hatte sie schon einen dicken, fetten Farbkleks im Gesicht.
Geschockt
sah sie ihn an. Er hatte ein breites, böses Grinsen im Gesicht.
„Quitt
pro Quo.“, erklärte er. Schließlich lächelte sie wieder.
„Ich spiele
nicht fair.“ Erneut sprenkelte sie ihn. Er allerdings hob jetzt den gesamten
Eimer hoch. „Nein, Spike, nein!“, kreischte sie und wich rückwärts zurück. „Die
Farbe brauchen wir!“ Er schüttelte grinsend den Kopf.
„Nein, ich denke, ich brauch sie für was anderes.“ Und jetzt kam er schneller
auf sie zu. Mit einem panischen Schrei rannte sie durch das Wohnzimmer. Aber es
war nicht groß genug, um sich zu verstecken. Sie wich in die Küche zurück. Er
folgte ihr.
„Nein!
Nicht die Küche, die ist gerade fertig! Du kannst nicht…“, stotterte sie und
bemerkte gar nicht, dass sie ihn duzte.
„Ich
kann nicht? Ich glaube, es ist meine Wohnung, und ich habe die Farbe gekauft.
Ich denke, ich kann schon.“, erklärte er und folgte ihr.
„Nein.“
Sie schüttelte den Kopf. Die weißen, schönen Regale standen neben ihr. Mit
großen Augen sah sie ihn an, als er einfach den Eimer über sie kippte. Sie
schloss die Augen. Die Farbe lief über ihr Gesicht, durchtränkte ihre Haare,
ihre Kleidung. Und er lachte schallend als sie sich die Farbe aus den Augen
wischte.
Sie
nickte schließlich. Sie nickte und warf sich ihm entgegen. Panisch ruderte er
mit den Armen, damit sie ihn bloß nicht noch dreckiger macht, aber sie drückte
sich schon an ihn.
„Oh,
nein! Das kriegen Walsh und Kroger nie wieder raus.“, jammerte er. Sie griff
mit den orangenen Händen in seine Haare und verteilte großzügig viel der klebrigen Masse darin. Er schloss die Augen. Sie verteilte die Farbe auf seinem Hemd,
seiner Jeans, seiner Rückseite. Überall, bis sie sich gerächt fühlte.
Er
öffnete grinsend die Augen.
„So. Und
jetzt?“ Sie wusste es nicht. Sie konnten unmöglich so weiter arbeiten. Und die
Küche… Wie sie aussah… Sie musste lachen.
„Tja…
weiß ich nicht.“
„Aha.
Ich sehe schon. Streichen ist komplizierter als es aussieht.“ Er wischte sich
achtlos Farbe von der Wange und machte die Hand an seiner Jeans wieder sauber.
„Wir sollten duschen.“, schlug er jetzt vor.
„Zusammen?“,
fragte sie und schalt sich in Gedanken. Nein, er meinte getrennt, du dumme
Gans. Er hob allerdings schon die Augenbrauen.
„Nun,
ich hätte nichts dagegen, Summers.“ Er lächelte ein unanständiges Lächeln.
„Aber leider bin ich böse.“, fügte er leise hinzu.
„Ja.“,
sagte sie leise und senkte den Blick. „Ich werde rüber gehen und…“ Plötzlich hatte
er den Abstand geschlossen. Sie hob langsam den Blick. „… und mich drüben
duschen.“, endete sie langsam.
Er sagte
nichts. Stattdessen senkte er seinen Kopf. Sie vernahm das Rauschen des Bluts
in ihren Ohren und wusste, sie sollte das nicht tun. Auf gar keinen Fall. Aber
das plötzliche Kribbeln in ihrer Mitte verdrängte diese Sorgen.
Sie
stellte sich auf die Zehenspitzen und berührte seine Lippe, ehe er es tun
konnte. Kurz wirkte er überrascht. Aber wirklich nur sehr kurz. Er zog sie an
sich, ehe sie begreifen konnte, dass sie ihn tatsächlich geküsst hatte.
Und, oh
mein Gott, konnte er küssen! Hungrig glitt seine Zunge in ihren Mund und sie
erwiderte den Druck als wäre sie berauscht. Es war egal, dass sie voller Farbe
waren. Sie presste sich an ihn. Er schälte sie ungeduldig aus den klebrigen
Sachen und seine Hände glitten ungeduldig an ihrer nackten Haut hinab.
Auch
ihre Finger befreiten ihn von seinem Hemd. Sie wunderte sich nicht, dass er so
muskulös war und sie wunderte sich auch nicht darüber, dass sie seine Erektion
schon jetzt spüren konnte. Er küsste ihren Hals, leckte über die –Gott sei Dank
mit Absicht gekaufte, nicht giftige Farbe – und biss sanft in ihre Halsbeuge.
Sie stöhnte auf.
Sie
krallte sich in seine Haare und er zog ihren BH von ihrem Körper. Hart saugte
er ihre Brustwarze in den Mund und fast wäre sie weggeknickt.
„Dusche…“,
murmelte sie abwesend und er hob sie übergangslos auf seine Arme. Es war
beinahe zu perfekt. Seine grauen Augen wurden dunkler vor Verlangen und sie
küsste ihn erneut. Ihr Verstand war nicht mehr da. Der war irgendwo in der
Farbe untergegangen.
Seine
Lippen waren zu perfekt, zu weich, zu verlockend, als dass sie widerstehen
konnte.
Der
Geruch der frischen Farbe hing noch schwer in der Luft. Aber er störte ihn
nicht. Neben diesem Geruch erkannte er noch ihren. Süß, nach Erdbeeren und
Vanille. Vielleicht irrte er sich auch. Ihre Hand lag ruhig auf seiner Brust.
Sie
hatten noch nicht gesprochen. Für gewöhnlich zog er es auch vor, nicht zu
sprechen, aber jetzt konnte er kaum erwarten, zu hören, was sie zu sagen hatte.
Immer
noch war er etwas neben sich. Das hatte er sich von dem heutigen Tag nicht
versprochen. Er versprach sich eigentlich nie etwas, egal von welchen Tagen.
Aber heute hatte er seine Wohnung eingerichtet. Er hatte – na ja – gestrichen
und dann hatte er auf einmal Sex in seiner Dusche gehabt. Und noch einmal in
dem neuen Bett, welches er heute gekauft hatte. Und das Mädchen lag noch immer
neben ihm.
Wortlos.
Seit bestimmt einer Viertelstunde.
Und er
wusste nicht, wie es hatte passieren können, wo er es doch nicht darauf
angelegt hatte. Und er erlaubte sich nicht zu überlegen, warum er noch nicht
aufgestanden war. Für gewöhnlich verharrte er nicht. Sex war für ihn notwendig,
weil es eben so war. Aber danach war sein Verlangen gestillt.
Er war
es nicht gewöhnt, dass dies nicht der Fall war. Wahrscheinlich, dachte er, lag
es daran, dass reiche hirnlose Mädchen nach dem Sex meist keine Reize mehr zu
verbergen hatten, aber bei Buffy hatte er gerade erst in ihre Welt hinein
gesehen. Und es schien ihm, als wäre dies erst die grenzenlose Spitze.
„Schläfst
du, luv?“, fragte er deshalb vorsichtshalber.
„Nein.“,
flüsterte sie. „Ich denke, ich werde mich anziehen und dann rüber gehen.“
Automatisch hielt er sie etwas fester im Arm.
„Du
willst gehen? Und du willst deine schmutzigen Sachen wieder anziehen?“ Sie
schien nachzudenken.
„Nein,
das kann ich nicht.“, gab sie schließlich zu.
„Ich… ich kann dir einen Bademantel geben, luv. Oder du bleibst einfach.“
„Ich
kann nicht bleiben.“, murmelte sie und wollte sich tatsächlich aufrichten. Er
gab sie resignierend frei. Sein Arm fiel auf die Matratze. Sie saß nun
aufrecht. „Die Fotografen haben nur ein Verbot für heute.“, erklärte sie ärgerlich.
„Sie kommen bestimmt morgen zurück und dann… bin ich hier und…“
„Und?“,
fragte er. „Ist das so schlimm?“
„Ich
bitte dich.“, sagte sie sehr sachlich. „Ich bin… eine unter vielen.“ Er setzte
sich ebenfalls auf. „Oder nicht, Spike?“ Gut, vielleicht stimmte das teilweise.
Sie war eine unter sehr vielen gewesen. Grob betrachtete, aber dachte sie, er
würde aufstehen, sich anziehen und losziehen, um die nächste zu finden?
In
seinem Kopf nämlich hatte er schon überlegt, dass sie morgen im hellen Sex
haben könnten. Vielleicht, wenn die Küche fertig war.
„Wenn du
gehen willst, dann musst du natürlich gehen. Ich werde dich nicht zwingen hier
zu bleiben.“ Sie nickte daraufhin. „Was ist mit Morgen?“
„Was
soll mit morgen sein?“, fragte sie jetzt. Sie klang nicht mehr freundlich.
„Machen wir morgen weiter mit der Wohnung.“
„Das
habe ich wohl versprochen, oder?“ Sie klang nicht so, als ob sie sich freuen
würde, morgen wieder zu kommen.
„Hör zu,
wenn ich dir zuwider bin, hättest du mir das vorher sagen können, Summers.“ Er
erhob sich und zog sich eine frische Hose über.
„Was?“
Sie hatte sich auch erhoben. Die Decke um den Körper gewickelt.
„Mein
Sexleben steht nicht in jeder zweiten Zeitung, Spike!“
„Was hat
das damit zu tun?“, schrie er jetzt zornig, und sie mied entschieden seinen
Blick.
„So
ziemlich alles.“, sagte sie grimmig. „Für dich war das Sport, richtig?“
Oh mein
Gott. Er sah sie an.
„Hat es
dir gefallen?“, fragte er jetzt vollkommen ernst.
„Was? Spike, was hat das…“
„Nein,
antworte mir. Hat es dir gefallen, oder nicht?“ So schwer konnte es für sie
doch nicht. Entweder sie sagte ja oder nein. Kurz zögerte sie.
„Du bist
ein Idiot.“
„Also
nein?“
„Ja. Ja,
es hat mir gefallen.“ Er schloss langsam den Abstand.
„Dann
mach es nicht kaputt. Ich gehe nirgendwo hin. Ich gehe nicht raus und habe
jetzt noch mal Sex. Ich bin hier. Mit dir. Und da habe ich vor zu bleiben.“
„Bis ich
dich langweile.“, sagte sie sehr leise, und er hob ihr Kinn mit seinem Zeigefinger
an.
„Das…
dürfte eine Weile dauern, luv.“ Er küsste sie sanft.
„Ich
muss gehen.“
„Musst
du?“
„Ja.“
Sie klang nicht mehr ganz so überzeugt. „Schließlich… bist du verlobt.“, flüsterte
sie jetzt schockiert. Sie dachte, er wäre…? Wieso? Oh, er hatte es gesagt. Er
lächelte.
„Ich bin
nicht verlobt.“
„Aber
das hast du gesagt.“
„Ja. Ich
werde es auch irgendwann bald sein.“
Sie sah
ihn verwirrt an.
„Wann
denn genau?“, fragte sie jetzt. Sein Sensor hätte jetzt anspringen sollen.
Präzise genau jetzt. Und er hatte sich später gefragt, warum er es nicht getan
hatte. Er war doch nicht dumm. Aber er hatte es eben nicht gemerkt.
„Am besten in fünf Monaten. Sonst bekomme ich schließlich mein Geld nicht
zurück.“ Er fuhr ihr lächelnd durchs Haar.
„Was?“
Sie starrte ihn fassungslos an.
„Na ja,
das war die Bedingung meines Vaters. Deswegen werde ich irgendeine heiraten.“
Und jetzt merkte sein Kopf auch endlich, was er da sagte. Allerdings hatte sie
sich schon seinen Bademantel übergezogen.
„Das ist
wirklich gut zu wissen, Spike.“, erklärte sie kühl und verließ das
Schlafzimmer. Er hechtete hinter ihr her.
„Nein,
bitte. Das klang… das klang absolut scheiße.“ Sie hielt inne.
„Wieso?
Weil du die Wahrheit gesagt hast? Du willst mich vögeln, bis du das Mädchen
triffst, das du heiraten willst? Ich denke, das ist fair genug, Spike.“
„Summers,
warte!“ Aber sie hatte seine Tür schon aufgezogen. Er folgte ihr und versuchte
nicht in die noch feuchten Farbreste zu treten. „Ich habe nicht nachgedacht.
Ich habe es nicht so gemeint!“
„Wie
hast du es gemeint?“ Sie hatte noch einmal inne gehalten. Und er hatte keine
Ahnung. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass sie wütend werden würde, wenn er ihr
sagte, er musste in einem halben Jahr heiraten. Wahrscheinlich würde er sie bis
dahin gar nicht mehr kennen, weil sie nicht mehr mit ihm sprach und diesen
Riley vögelte. Was sollte er sagen? Dass er sie bis dahin vergessen hatte? Er
nahm das an.
„Wieso regt
es dich auf?“, fragte er scharf. „Denkst du wir würden heiraten? Denkst du, wir
verlieben uns, und dann leben wir glücklich bis ans Ende in dieser Bruchbude?“
Und ihm kam ein erschreckender Gedanke. Was, wenn sie sich verliebt hatte? Was,
wenn dieses Mädchen, nicht einfach mit jemandem Sex hatte, nur weil sie eben
Lust darauf hatte?
„Nein.
Ganz bestimmt nicht. Ich bezweifel, dass es überhaupt irgendeinen Menschen auf
der Welt gibt, der dich lieben könnte, William.“
Und sie
ging. Und er wusste, er hatte sie verletzt, ohne dass er es wollte.
Er
konnte sich nicht ändern. Es endete immer gleich. Er hatte noch keine…
Beziehung gehabt. Wie sollte er sich, zum Teufel noch mal, verhalten?
Anscheinend war alles was man sagte, immer vollkommen falsch.
Cordelia
und Harmony waren nie so anstrengend gewesen. Sie hatten ihn nur abends
gesehen, dann hatten sie mit ihm geschlafen und dann war er wieder abgezogen.
Es kam ihm nur darauf an, dass er ab und an dieselben Sexpartner hatte, weil es
manchmal angenehm war, sich etwas näher zu kennen.
Aber
jetzt war alles anders.
Und
sicher gab es auch die Möglichkeit, Buffy Summers zu heiraten, aber sie brachte
ihm doch überhaupt keinen Profit. Und natürlich würde sie es überhaupt nicht
wollen. Aber… dieser Gedanke war ja nur richtig gewesen, als er noch gedacht
hatte, Sex und Heirat wären verschiedene Dinge.
Sein
Kopf schmerzte.
Wieso
hatte sie jetzt alles kaputt gemacht? Sie hätten hier gemeinsam aufwachen
können und dann wären sie im Bett geblieben, bis zum Abend. Und vor allem, sie
musste ihm helfen. Seine Wohnung sah jetzt noch schlimmer aus als vorher.
Also
musste er sich irgendwie entschuldigen. Aber das hatte er vorher noch nie
getan, fiel ihm auf. Wie entschuldigte man sich für so etwas? Er wusste es
nicht. Vielleicht würde er doch einen Handwerker rufen, bevor er sich die Mühe
machte und für ein Mädchen so viel Aufwand riskierte.
Ja, das
klang nach einem guten Plan.
~*~
„Buffy,
alles klar?“ Riley betrachtete sie von der Seite.
„Ja, bestens.“,
murmelte sie, während sie einer der Stauden in den Boden setzte. Sie würde
wahrscheinlich gut angehen, denn der Dünger war ausgesprochen teuer gewesen.
Mit ihm hatte sie meistens Erfolg.
„Du bist
so… abwesend.“, fügte er besorgt hinzu.
„Ich bin
konzentriert, Riley. Ich arbeite.“
„Ja,
aber früher konnten wir uns auch immer nebenbei unterhalten. Erinnerst du
dich?“, neckte er sie, aber sie war nicht in der Stimmung für Späße.
„Ich
muss hier fertig werden.“ Sie wandte sich von ihm ab und klopfte die Erde um
die Wurzel fest. Dann goss sie die Pflanze und räumte ihre Sachen zusammen. Der
kleine Straßengarten sah schon ganz beschaulich aus. Aber sie hätte gern ein
größeres Budget. Dann könnte man sogar mit Wasserspielen arbeiten, mit größeren
Grünflächen und vor allem mit größeren Pflanzen.
Aber
Geld wuchs nun mal nicht auf Bäumen. Dann wäre sie die reichste Frau in New
York. Mit den anderen Gärtnern zusammen, natürlich.
Riley
war gegangen. Anscheinend war er jetzt beleidigt, aber sie störte sich nicht
daran. Sie hatte genug von diesen Männern.
Zuhause
wartete eine schöne Tiefkühllasagne auf sie. Zwar nicht das beste Essen, aber
es war gut genug für sie. Dazu ein Glas Wein auf der Couch und ein guter Film.
Keine Romanze, nein, was solides. So was wie Pulp Fiction oder Bad Boys.
Romantik
hing ihr zum Halse raus. Damit machten sie Willow und Tara schon verrückt.
Romantik war nichts Schönes. Es war einfach nur grausam und sie hatte es beim
besten Willen nicht nötig.
Sie war
in den Wagen eingestiegen. Sie fuhren zu viert zurück. Riley saß vorne und
sprach nicht mehr mit ihr. Typisch. An ihrer Gärtnerei sprang sie raus,
bedankte sich bei Xander fürs Fahren und machte noch einen Stopp bei Tara.
Die sah
sie lächelnd an.
„Was?“
Hoffentlich hatten sie mehr Umsatz gemacht als sonst.
„Er war
hier.“
„Wer war
hier?“, fragte sie gereizt, obwohl sie wusste, wen sie meinte. Und dass sie
sofort an ihn dachte, machte sie noch wütender. Tara wirkte überrascht.
„Mr
Giles.“, sagte sie leise. „E…er hat nach dir gesucht. Aber ich hab ihm gesagt,
du bist nicht hier.“
„Aha.
Tja, ist ja auch egal.“
„Ist
irgendwas passiert, Buffy?“, fragte das Mädchen und Buffy konnte nicht sagen,
ob sie neugierig war, besorgt oder gar nichts von alldem.
„Nein. Was
soll passiert sein?“ Sie wandte den Blick ab und prüfte, ob die Pflanzen genug
Wasser hatten, aber Tara hatte wohl gerade erst gegossen. „Die Rosen sind schön
angegangen, nicht?“, wechselte sie das Thema.
„Er hat
auch Rosen gekauft.“, bemerkte Tara jetzt. Sie rümpfte die Nase. Hatte er sie
für sie gekauft? Würde sie gleich hoch gehen und dann lagen dort Rosen vor
ihrer Tür? Wie einfältig.
„Schaffst
du es allein zuzumachen? Ich werde meine Lasagne schon mal in den Ofen
schieben. Kommst du heute? Oder ist Willow bei dir?“
„Willow muss lange arbeiten. Ich bin heute bei mir. Aber ich k…kann auch zu dir
kommen, wenn du willst, Buffy.“, bot sie sich an. Und für gewöhnlich hätte
Buffy nichts dagegen, aber bei ihrer schlechten Laune wollten sie niemanden um sich
haben.
„Nein.
Ich… hab gemütliche Pläne allein.“, sagte sie bitter und verließ die Gärtnerei.
Und es
lagen keine Rosen vor ihrer Tür. Und kurz, nur ganz kurz war sie enttäuscht.
Wahrscheinlich hatte er sie der nächsten dummen Kuh gegebn,
die auf ihn reingefallen war.
Dabei
war es so albern auf ihn wütend zu sein, nur weil er irgendwann irgendwen
heiraten wollte. Sie hatte eigentlich überhaupt kein Recht wütend zu sein,
weil… na ja, sie hatte mit ihm geschlafen. Es war eine Nacht. Mehr war es
nicht.
Aber
vielleicht mochte sie ihn ein bisschen. Natürlich nicht wirklich, denn er war
wirklich ein Arschloch. Aber er musste denken, sie wäre vollkommen verrückt
nach ihm und wütend, weil er ihr nicht sofort einen Antrag gemacht hatte. Gott,
sie war ein Idiot. Natürlich hatte er ihr keine Blumen gekauft. Welcher Mann
hätte das schon?
Oder lag
sie falsch? Hatte sie vollkommen verständlich reagiert und gar nicht überzogen?
Sie schloss die Tür auf und betrat die leere Wohnung. Willow arbeitete zu viel.
Aber sie hätte sowieso keine Lust gehabt, mit Willow darüber zu sprechen, denn
Willow wäre überhaupt nicht über die Tatsache hinweg gekommen, dass sie mit ihm
Sex gehabt hatte.
Und oh
Gott, was für fantastischen Sex. Das war alles. Nur der Sex war schuld an ihren
Gedanken. Wieso musste er auch so gut gewesen sein? Als hätte sie noch nie
vorher guten Sex gehabt! Dabei hatte sie tonnenweise guten Sex gehabt. Na ja,
zumindest Sex. Normalen Sex.
Sie
hörte drüben Geräusche, und bevor sie noch lauschte, schaltete sie den
Fernseher ein und drehte ihn so laut, bis sie die Geräusche nicht mehr hören
konnte. Sie hatte einfach einen dummen Fehler gemacht. Sie würde einfach nie
mehr mit ihm reden.
Es lief
Schlaflos in Seattle im Fernsehen. Und sie hatte schon nach einem Action Film
gegriffen, aber letztendlich lag dieser vergessen auf dem Tisch und sie saß
doch heulend auf dem Sofa und fragte sich, ob Meg Ryan noch rechtzeitig von
Bill Pullman wegkam um auf das Empire State Building zurück zu gehen.
Sie war
erbärmlich.
Aber sie
hoffte, er würde in seiner halbfertigen Wohnung verzweifeln und für immer im
Chaos leben müssen.
Er
versuchte gar nicht erst, seine Finger anzusehen. Die Schnitte und Blasen
verunstalten nahezu jeden Zentimeter seiner sonst unbeschadeten Haut.
Grimmig
schraubte er die Schrauben in seinen Fernsehtisch.
Das
Wohnzimmer roch nach frischen Rosen. Er war erbärmlich gewesen. Eigentlich
wollte er sie vor ihre Tür gelegt haben, aber dann hatte er überlegt, dass sie
denken könne, er liebe sie vielleicht und dann säße er wieder in der Falle.
Er
liebte sie leider nicht, und deswegen wäre es verletzend.
Aber…
vielleicht liebte sie ihn ja auch nicht. Etwas zu fest drehte er die Schraube
und das Holz bekam einen Riss um das Gewinde. Er flucht6e unterdrückt, aber da
es die Tischunterkante war, würde man es nicht sehen.
Verflucht.
Das war doch keine menschliche Arbeit.
Er saß
jetzt seit zwei Tagen allein in seiner Wohnung und schraubte. Aber dafür hatte
er die Küche sauber bekommen. Die Farbe war leicht abgegangen. Das Wohnzimmer
hatte er fertig gestrichen und das Sofa hatte hervorragend gepasst. Den Teppich
hatte er abgeholt und jetzt sah sein Wohnzimmer wie ein Wohnzimmer aus.
Der
Kühlschrank war vorhin angekommen und jetzt lebte er langsam in einer richtigen
Wohnung. Mit Blumen auf dem Tisch.
Er war
ein wenig stolz auf sich. Er wusste, er brauchte noch eine Arbeit. Aber
wahrscheinlich würde es ihm nicht gelingen einen ähnlichen Posten in der
Führung zu ergattern. Wer würde ihn einstellen?
Das
hatte er gründlich versaut. Er wusste auch gar nicht wirklich, was er tun
wollte. Abgesehen von Unternehmensführung war er in seinen Eigenschaften sehr
beschränkt. Er konnte nicht wirklich Schränke zusammen bauen. Er konnte auch
nicht gut mit Pflanzen.
Er hatte
keine Ahnung von Kunst. Gut, er wusste, was etwas wert war, aber war selber
nicht begabt. Er konnte nicht malen, keine Bücher schreiben, er hatte zwar eine
alte Gitarre, aber auch musikalisch gesehen war er eine Niete.
Also
blieb ihm die Geschäftswelt. Aber was gab es außer Mischkonzernen? Was brachte
ihm genauso viel Geld? Verlagswesen. Aber er mochte keine Bücher. Nun, schon.
Er hatte viele gelesen, aber sein Leben einem Haufen Büchern zu widmen,
erschien ihm lächerlich.
Er brauchte
irgendwas. Einen Anstoß. Oder Hilfe. Wieder einmal. Aber Angel würde er nicht
mehr fragen können. Erst mal würde er nicht mit ihm reden und dann wollte er
auch ungern seinen Stolz opfern.
Es
klopfte an seiner Tür. Stöhnend erhob er sich. Heimarbeit ging auf den Rücken.
Aber wirklich. Er wusste schon, weshalb er körperliche Arbeit – abgesehen von
der im Fitnessstudio – abgelehnt hatte.
„Ja?“
Misstrauisch betrachtete er den Mann vor ihm. Er hielt einen Block und einen
Stift in der Hand. Er kannte ihn nicht. Er vermutete, dass es sich wieder um
einen Geier von irgendeiner Zeitung handelte, die ihm Böses wollte.
Der Mann
lächelte jetzt ein breites Lächeln. Seine Haare waren streng gegeelt. Sein
Jackett war dunkelrot und wenn er ihm nicht irgendwas Buntes verkaufen wollte,
dann war es doch reichlich unpassend für diese Tageszeit.
Jetzt
streckte er ihm die Hand entgegen. „Mr Giles? Louis Lorne. Nennen Sie mich
einfach Lorne.“ Doch Spike zögerte. Wieso sollte er ihm die Hand reichen? Sein
Misstrauen gegenüber Menschen, würde er nicht ablegen. Nicht in diesem Leben.
„Und was
wollen Sie?“ Galant zog Lorne die Hand zurück.
„Ich kam
nicht umhin, Ihre Geschichte zu verflogen, Mr Giles.“ Natürlich. Wer kam schon
umhin, dies nicht zu tun, fragte er sich bitter und musterte den seltsamen
Mann.
„Und?“
„Ich
verstehe, Sie sind Geschäftsmann? Geschäftsmann mit großem Potential, aber
zurzeit erfolglos?“ Dieser Paradiesvogel ging ihm jetzt schon auf die Nerven.
„Ich
hoffe doch, Sie wollen auf irgendwas hinaus, denn ich verlieren meine Geduld.“,
knurrte er. Er musste sich von irgendeinem dahergelaufenen Vogel nicht erzählen
lassen, er sei erfolglos. – Auch wenn es stimmte.
„Was ich
meine ist, Sie sind zurzeit unbeschäftigt?“ Er warf einen Blick hinter ihm und
runzelte die Stirn. „Oder sie beschäftigten sich mit Innenarchitektur? Das
Orange ist etwas zu viel, finden Sie nicht?“ Spike atmete scharf ein.
„Lorne,
ich habe zu tun.“
„Geben
Sie mir nur einen Moment, Mr Giles.“ Wieder lächelte der Mann. Und es war kein
hässliches Lächeln. Es war ein Lächeln, das – so absurd es war – einnehmend
erschien. Beinahe freundlich. „Ich habe vor Kurzem Besitz erworben. Es ist eine
nette Bar. Das soll es werden.“, fügte er hinzu, immer noch dieses
geheimnisvolle Lächeln. „Und… Sie scheinen ein Händchen für Skandale und die
richten Orte zur richtigen Zeit zu haben.“
Spike
hatte nicht die geringste Ahnung, auf was dieser Mann hinaus wollte.
„Deshalb
frage ich Sie, ob Sie Interesse hätten, mir bei der Vermarktung meiner Bar zu
helfen?“ Spike starrte den bunten Mann an. Er hatte ohne Zweifel einen
besonderen Stil mit seinem dunklen Jackett und der tadellosen Erscheinung.
Und
gerade hatte er noch ein Zeichen verlangt, dass ihm zeigen würde, was er tun sollte,
aber die Bar eines Verrückten zu vermarkten erschien ihm doch zu viel.
„Was
soll das heißen? Sie wollen, dass ich Ihnen helfe eine Bar aufzuziehen? Sehe
ich so verzweifelt aus, Mr Lorne?“
„Einfach
nur Lorne.“ Das Lächeln blieb in seinem Gesicht. „Ich denke einfach, dass Sie
im Moment eher weniger zu tun haben, aber dass Sie – öffentlich gesehen – ein
sehr begehrtes Zielobjekt sind.“ So konnte man es wohl auch ausdrücken. Er
lehnte sich gegen den Türrahmen. Außerdem brauche ich Ihre Hilfe nicht bei der
Errichtung meiner Bar, denn sie ist fertig. Ich brauch nur jemanden, der dort
hingeht.“
„Sie
sagen, Sie wollen mich kaufen, damit die Leute zu Ihnen kommen?“ Es kam ihm
absurd vor. Absolut.
„Exakt.“
„Wieso
mich?“, fragte Spike, dem die ganze Sache seltsam vorkam.
„Wieso
nicht? Sie entsprechen… meinem Ambiente, um es so auszudrücken.“ Spike
verwirrte diese Aussage.
„Was
soll das für ein Ambiente sein?“
„Kein
gewöhnliches.“ Der Mann blieb kryptisch.
„Hören
Sie, ich wüsste nicht, warum ich meine Zeit opfern sollte, um Versuchskaninchen
zu spielen, Lorne.“, sagte er schließlich, aber der Mann blieb gelassen.
„Hier
ist meine Karte. Ich eröffne heute Nacht. Sie können sich die Bar ansehen. Nur
ansehen. Wenn Sie Ihnen nicht gefällt, dann brauchen
Sie nicht kommen. Wenn Sie Ihnen aber gefallen sollte, dann überlegen Sie sich,
ob sie einsteigen wollen.“ Einsteigen wollen? Als Partner? Spike betrachtete
die Karte. Caritas, hieß die Bar. Sie lag etwas außerhalb von Manhattan.
„Was ist
das für eine Bar?“, fragte Spike widerwillig.
„Angenehm.
Dunkle Farben, Karaoke, hübsche Kellnerinnen…“ Spike runzelte die Stirn.
„Ich
denke nicht, dass ich interessiert bin.“ Aber Lorne zuckte die Schultern.
„Kommen Sie
vorbei. Entscheiden Sie dann.“ Er nickte und wandte sich von ihm ab. Spike
blieb verwirrt an seiner Tür zurück. Da kam ein Mann aus dem Nichts, wenn er
darüber nachdachte, was er tun sollte, und erzählte ihm von einer Bar, bei der
Partner werden sollte, weil er gut zum Ambiente passte?
Er
wusste nicht, ob es ihm gefiel. Wahrscheinlich gefiel es ihm überhaupt nicht.
Aber
eigentlich hatte er nicht viel zu verlieren. Irgendwann musste er mal wieder
raus und Alkohol trinken. Vielleicht eher weniger als sonst. Und dort hatte er
die Gewissheit, dass ihn niemand kennen würde, denn so weit außerhalb lauerten
die Papparazzi ihm nicht auf.
Gut. Er
würde sich das überlegen. Wann wurde einem schon mal sein Wunsch so prompt
erfüllt? Wenn auch auf eine etwas andere Art, wie er gedacht hatte.
~*~
Der
Aufzug des Mannes hatte ihn eingeschüchtert und auch, wenn es albern war, zog
er doch sein dunkel blaues Jackett an, was eigentlich viel zu gut aussah.
Er nahm
sich en Taxi und zahlte schlappe dreißig Dollar für
diese Fahrt.
Er stieg
aus. Er nahm wage an, dass es sich hier um Queens handelte. Er war noch nie in
seinem Leben hier gewesen und er überlegte, dass er hier auch bestimmt nicht
erschossen werden wollen würde. Aber niemand war ihm gefolgt.
Keine
Fotografen hatten auf ihn gewartet und er war jedem Reporter entkommen. Sie
waren an jedem seiner bevorzugten Clubs vorbeigekommen. Dort standen wie immer
hunderte an Fotografen, die lauerten, aber sie hatten alles hinter sich
gelassen.
Der
Fahrer ließ ihn zurück. Er hoffte nur, dass er hier in dieser Einöde noch ein
Taxi finden würde, was ihn wieder mit zurück nahm. Und weiter hinten sah er das
dunkelrote Schild.
Caritas,
stand da in verschlungenen Buchstaben. Er beschleunigte seine Schritte und zog
die Tür auf als er da war.
Er wurde
erschlagen. Alles war dunkles Mahagoni. Die Wände, die Theke, die Decke. Der
Boden war maßgefertigtes Parkett mit Mosaikmustern. Unbenutzt, und es roch noch
alles neu.
Dunkelrote
Tücher waren über den Wänden drapiert, alte Musikinstrumente hingen von der
Decke, hier und da gab es Podeste, wo runde Tische standen. Bequeme Ledersessel
waren überall verteilt und ausgerichtet auf die Bühne. Es wirkte, als könnten
dort auch Burlesque Shows stattfinden.
Keine
Gäste waren da. Es gefiel ihm auch besser ohne Leute, die alles mit
Zigarettenrauch zerstörten. Obwohl Rauch wahrscheinlich hervorragend gut
passend würde, überlegte er jetzt.
„Mr
Giles, Sie sind gekommen.“ Lorne trug jetzt einen grünen Anzug. Es war
unglaublich, wie gut es passte. Spike nahm an, er hatte den Club entworfen.
„Es ist
wirklich ein schöner Club. Viel Arbeit, nehme ich an.“ Lorne lächelte. Ihm war
sein Lächeln den ganzen Tag über im Gedächtnis gewesen.
„Oh, ich
war nicht allein. Ich gebe Ihnen die Tour.“ Damit führte er ihn durch seinen
Club. „Das hier ist unser Barmann, Gunn. Er macht die besten Manhattans, die
Sie sich vorstellen können. Das sind die Kellnerinnen, Fred, Faith und Kennedy.
Ich bevorzuge Brünett.“ Wer tat das nicht, stimmte ihm Spike in Gedanken zu.
Allerdings dominierte in seinem Kopf zurzeit blond als bevorzugte Farbe mehr.
„Und das
ist Wesley. Er hat kalkuliert und ist dafür verantwortlich, dass nur schwarze
Zahlen jeden Monat auf dem Papier stehen.“ Das war also die Truppe.
„Was kann
ich für Sie tun?“, fragte Spike jetzt nachdem er allen zugenickt hatte.
„Das
heißt, Sie wollen einsteigen, Mr Giles?“ Lorne betrachtete ihn eingehend. Fast
als wollte er in seine Seele blicken.
„Ja, ich
denke, ich werde Ihnen helfen, den Laden voll zu bekommen. Es wäre eine
Schande, wenn etwas so Schönes leer sein würde.“ Lornes Lächeln wurde breiter.
„Ausgezeichnet,
Mr Giles.“ Sie schüttelten Hände. Lornes Händedruck war angenehm. Spike konnte
trotzdem den Gedanken nicht völlig verdrängen, dass dieser Mann möglicherweise
homosexuell war. „Ich möchte gerne, dass Sie das tun, was Sie am besten können.
Ich möchte Aufmerksamkeit.“ Spikes Mundwinkel hoben sich.
„Kann
ich einen Vorschlag machen?“, fragte er jetzt und fixierte die Bühne.
„Bitte.“
„Was passiert
auf der Bühne?“ Lorne ruckte mit dem Kopf.
„Wir
denken an Karaoke, an Auftritte von unbekannten Künstlern…“ Er machte eine
wegwerfende Handbewegung.
„Und was
ist mit Shows?“
„Sie
meinen Striptease?“ Lornes Lächeln schwand.
„Nein.
Ich meine Burlesque. Tänzerinnen. Keine nackten.“ Sein Blick glitt zu den drei
Mädchen, die sich auch hervorragend eignen würden, denn sie sahen alle drei
annehmbar aus. Aber die Brünette in der Mitte verschränkte angriffslustig die
Arme.
„Ich
werde mich bestimmt nicht auf die Bühne stellen, mit nichts weiter als einer
Korsage und für hundert sabbernde Männer meinen erste
Klasse Hintern schwingen.“ Spike erinnerte sich, dass sie Faith hieß.
„Gut,
dann extra Kosten. Aber ich denke, solche Art von Shows würden ein anderes
Publikum anziehen, als Karaoke.“ Er betonte das Wort etwas abwertend. Lorne
schien zu überlegen.
„Ok. Sie
besorgen mir, was Sie für richtig halten. Machen Sie Werbung, Mr Giles. Wenn
die Leute Ihre Burlesque Show mögen, dann behalten wir diese Idee. Wenn nicht,
ist Karaoke ein passable Alternative.“
Spike
schlug erneut ein.
„Deal.“
~*~
Er saß
seit Stunde über dem Konzept, hatte ziemlich viel telefoniert und war
schließlich ernst genommen worden. Zwar hatte er erwartet keine Zusagen zu
bekommen, weil sein Ruf im Moment hier am Boden lag, aber anscheinend hatten
die meisten Menschen noch genug Angst vor ihm.
Er hatte
eine kleine Tanzgruppe an Mädchen arrangiert, die er schon im
Apples gesehen hatte, als er einmal dort gewesen war. Er war sich
sicher, zwei Mädchen hatte er auch mit nach Hause genommen. Er hatte den Namen
der Truppe herausgefunden. Sie waren nicht billig, aber wenn er richtig
kalkuliert hatte, würde es sich auszahlen.
Dann gab
es natürlich Eintrittspreise.
Er hatte
sich mehrere Cocktails rausgesucht, die ihn überrascht hatten und deren Rezepte
er dem schwarzen Barkeeper auf jeden Fall geben würde. Die Leute würden es
lieben.
Gut, er
hatte tatsächlich viele Insider Informationen.
Er hatte
gleichzeitig noch etwas Geld von seinem Konto abgezweigt und ein Unternehmen
beauftragt, Lichtinstallationen im Caritas vorzunehmen. Sie konnten gedimmt
werden, wechselten Farben und waren sogar beweglich. Eine gute Lichtshow war
fast so wichtig, wie alles andere. Er hatte auch schon überlegt, ob man nicht
eine Treppe legen sollte. Für eine kleine Empore.
Nur
damit man den Raum auch noch in Logen aufteilen konnte. Es erlaubte auch mehr
Privatsphäre. Er hatte sich von Lorne die Maße schicken lassen und studierte
nun die Blaupausen.
Es wäre
durchaus möglich. Aber es wäre nachträglich zu machen. Es müsste sich erst mal
klären lassen, ob der Club überhaupt ankam. Spike hatte keinerlei Zweifel.
Er war
so abgelenkt, dass er sein soziales Leben sogar verdrängen konnte. Er hatte
einen Tag nicht mehr an sie gedacht.
Aber er
hatte auch keine Zeit. Morgen wollte er fertig sein und anfangen. Es hatte ein
Vermögen kostete die Mädchen für morgen zu arrangieren, aber was war besser als
ein Samstag für den Start eines Clubs?
Er
musste zum Friseur, denn wenn er schon ganz Manhattan in die Bronze schicken
wollte, dann musste er auch überzeugen. Deswegen traf er sich gleich mit seinem
Koordinator, der ihn stets in der Kleiderfrage beraten hatte.
Alleine
kaufte man schließlich keine Kleidung, es sei denn, man entwarf sie selber.
Aber so konnte man sicher sein, dass alles passte. Noch nie hatte er auf der
schwarzen Liste gestanden. Und das wollte er auch nicht. Egal, wie schlecht
seine Lage war.
Er hatte
Lorne gesagt, würde ihm der Abend mehr als hunderttausend Dollar einbringen,
dann würde er die Partnerschaft unterschreiben, mit einer Beteiligung von
fünfzehn Prozent. Lorne hatte gesagt, er könne mehr haben, aber Spike hatte
abgelehnt. Er wusste, Lorne brauchte mehr Geld, denn er hatte schließlich die
ganzen Unkosten auf sich genommen.
Und er
war aufgeregt. Beinahe so aufgeregt, wie an seinem ersten Tag in der Firma
seines Vaters. Beinahe so aufgeregt, als er in der Halle gestanden hatte und
zusah, wie die Männer das zweite Giles auf die Eingangshalle setzten. Sein
Vater hatte sich neben ihn gestellt, und ihm auf die Schulter geklopft.
„Giles & Giles. Wir werden
Großes schaffen, William.“
Er erinnerte sich genau.
Und er
wusste, er lag richtig mit seinem Gespür für diesen Club.
Er
wusste es.
Sie sah
ihn vom Schaufenster aus, als er das Haus verließ. Er telefonierte. Sie zupfte
ärgerlich ein paar Welke Blätter aus dem Farngewächs und mied den Blick nach draußen, bis er um die nächste Ecke
verschwunden war.
„Buffy?“
Tara stellte sich neben sie.
„Ja?“
„Alles ok? Ich meine, ich weiß, du magst ihn. Wieso redest du nicht mit ihm?“
Sie ignorierte Taras Frage.
„Sind
eigentlich die Setzlinge angekommen? Wir warten ja nun schon seit Tagen. Wir bestellen
bestimmt nicht mehr aus London. Den Aufwand ist es mir nicht wert.“, sagte sie
bestimmt.
„Buffy.“
„Was?“
Sie wandte sich wütend um. Tara sah sie erschrocken an, und es tat ihr schon
wieder Leid. „Tara, entschuldige. Können wir das Thema wechseln, ich… glaube,
ich will nicht darüber reden.“ Tara nickte langsam.
„Buffy,
wie gesagt, es… muss alles nicht so tragisch sein.“, sagte Tara jetzt leise.
Buffy
schüttelte den Kopf.
„Tara,
es ist ok. Ich war dumm. Aber das ist jetzt vorbei.“
„Was
meinst du damit?“ Anscheinend kam Buffy nicht umhin, mit Tara zu reden.
„Ich…
gar nichts. Es ist nichts.“ Tara sah sie erschüttert an.
„Nichts?
Ist dir aufgefallen, dass du… nicht mehr lachst? U…und du bist überhaupt nicht
mehr du selbst. Seit Parker habe ich dich so nicht mehr gesehen. Es kann doch
wohl nicht so schlimm sein, Buffy? Ist irgendwas passiert? M…mit ihm und dir?“
Und
jetzt konnte sie nicht mehr. Genau jetzt konnte sie nicht mehr. Stumme Tränen
rannen ihr über die Wange. Tara nahm sie sofort in den Arm.
„Oh,
Buffy, ich…“ Sie strich ihr über den Rücken und Buffy wollte wirklich nicht
weinen. Tara hatte doch recht! Es war doch alles gar nicht so schlimm! Es war
eigentlich nicht wirklich etwas passiert. Millionen Leute hatten One-Night-Stands. Es war natürlich. Nur sie musste ein
Drama daraus machen.
„Ist
schon… ok…“, schluchzte Buffy, aber Tara drückte sie noch fester. Gut, dass
gerade keine Kunden hier waren. „Ich… wirklich…!“, versuchte sie ihr zu
versichern, aber die Tränen ließen ihre Versuche wirklich lächerlich wirken.
Sie hatte eben einen Fehler gemacht. Einen blöden Fehler.
„Wieso
redest du nicht mit ihm?“, fragte Tara jetzt sanft. Buffy machte sich von ihr
los.
„Was?
Nein. Mit ihm reden? Das hätte er wohl gern.“ Sie wischte sich über die Wangen.
„Dann könnte er sich noch mehr über mich lustig machen.“
„Er hat
sich über dich lustig gemacht?“, fragte Tara entrüstet, aber Buffy ruckte mit
dem Kopf.
„Nein,
eigentlich habe ich mich lächerlich gemacht, Tara.“, gestand sie leise. Sie war
einfach nur in seine Falle getappt. Tara sah sie verzweifelt an.
„Hast
du… m…mit ihm ge…?“ Buffy
schluckte schwer.
„Ja,
ich… wir haben miteinander geschlafen. Einmal.“, fügte sie hastig hinzu. Sie
ignorierte den großartigen Sex in der Dusche.
„Oh.“,
sagte Tara bloß und nickte schließlich. „Und er… was hat er gesagt? Dass er
dich nicht…“
„Ach,
Tara, er ist einfach ein Arschloch. Ich hätte wissen müssen, dass es nur eine
kurze Affäre oder was auch immer ist.“ Und jetzt wurden Taras Augen groß.
„Du
magst ihn wirklich! Wieso redest du nicht mit ihm? Wieso sagst du ihm das
nicht, oder hast du ihm das schon gesagt?“ Sie war lauter geworden.
„Ja.“,
erwiderte sie trotzig.
„Du hast
es ihm gesagt? Und er hat gesagt, er will dich nicht?“
„Ich…
nein, nicht direkt.“ Sie sah auf ihre schmutzigen, erdverkrusteten Hände.
„Was
heißt das? Buffy, hast du mit ihm darüber gesprochen, oder nicht?“
Sie hob
wieder trotzig den Blick. „Nein, habe ich nicht, denn er hat mir gesagt, dass
er in ungefähr fünf Monaten irgendein Mädchen heiraten wird, um sein Vermögen
zu bekommen, und dass wir bis dahin Sex haben könnten, Tara.“
Ihr Mund
klappte auf.
„Oh.“,
sagte sie wieder. Leiser als vorher. „Buffy, vielleicht hat er gar nicht
darüber nachgedacht, dass du und er…“
„Ich will
ihn überhaupt nicht! Ich würde mich niemals dazu bereit erklären, ihn zu
heiraten, Tara!“ Sie schüttelte sanft den Kopf.
„Nein,
ich meine aber, du könntest ihm wenigstens sagen, dass du ihn magst und dass du
vielleicht mit ihm zusammen kommen möchtest. Ich sage nicht, d…dass du ihn heiraten sollst. Vielleicht ist er sowas nicht
gewöhnt.“
„Nicht
gewöhnt? Er wird doch wohl schon mal Umgang mit Frauen gehabt haben?“,
entgegnete sie wieder wütend. Oh ja, vor allem nach diesem grandiosen Sex. Sie
schloss die Augen.
„Vielleicht
ist er einfach nur ein Mann und versteht nicht, was du von ihm willst.“,
versuchte Tara zu erklären, aber Buffy schüttelte rigoros den Kopf. Eine Kundin
betrat den Laden.
„Dann
hat er eben Pech gehabt.“ Sie wandte sich mit einem Verkäuferlächeln der Dame
zu und wischte die Hände an ihrer Schürze ab, ehe sie geschäftsmäßig ein
Beratungsgespräch begann.
~*~
Heute
wollte sie eigentlich entspannen, eigentlich gar nichts tun – wie schon so oft.
Allerdings kam sie nicht einmal in ihr Haus, nachdem sie drüben die Gärtnerei
abgeschlossen hatte. Zwei Männer in schwarzen Mänteln flankierten de Tür wie
Bodyguards.
Sie
wurde langsamer und blieb schließlich vor dem Haus stehen.
„Wohnen
Sie hier, Miss?“, fragte der eine in tiefer Baritonstimme. Beide hatten die
Köpfe kahlgeschoren und wären vermutlich in einem Dreißigerjahre Gangsterfilm
besser aufgehoben gewesen.
„Ahem…
ja, ich wohne hier.“, erwiderte sie unsicher.
„Können
Sie sich ausweisen?“ Sie stemmte die Hände in die Hüften.
„Was? Wieso
sollte ich das müssen? Ich wohne seit Monaten hier in diesem Haus, und noch
niemand hat von mir verlangt, dass ich mich auszuweisen habe.“
„Wie ist
ihr Name?“, erwiderte der andere ungerührt.
„Was? Buffy
Summers!“, erwiderte sie angriffslustig. Sollte er sie doch verklagen, denn
immerhin wohnte sie hier wirklich, und dann hatte er das Problem. Der Mann
wandte sich zum Klingelbrett um.
„Ja,
Buffy Summers ist hier verzeichnet. Sie können rein, Miss.“ Damit wichen die
beiden zur Seite, wie zwei Sphinxen. Zornig ließ Buffy die beiden Männer hinter
sich. Der Portier war wieder einmal nicht da. Es war doch ein Irrenhaus hier.
Sie lief
aus Wut die Stufen, denn sie wollte nicht auf den Fahrstuhl warten.
Und vor
seiner Tür standen ebenfalls zwei Männer. Ein weiterer schwarzgekleideter mit
Glatze und ein Mann mit vollen grauen Haaren, einen braunen Wildledermantel an.
Was waren das für Menschen? Steckte Spike in Problemen? Und wenn schon. Sie
interessierte es nicht.
„Vielleicht
könnten wir die Tür aufbrechen.“, vermutete der graumelierte jetzt. Sie hielt
inne. Er war Brite. Und er wollte anscheinend die Tür aufbrechen.
„Dann
müssten wir sie auch ersetzen, Sir.“, knurrte die Glatze. Aha. Der Graumelierte
war also hier Auftragsgeber. Sie stand nun eher unschlüssig vor ihrer Tür. Die
Glatze bemerkte sie schließlich.
„Sir…“,
murmelte er, und der andere wandte sich um. Buffy erkannte ihn sofort. Sofort!
Nicht nur, weil sein Gesicht auf jedem dieser Wirtschaftsmagazine abgebildet
war, die sie niemals las, sondern auch, weil die Ähnlichkeit verblüffend war.
Die Augen, die Stirnpartie – alles im Gesicht, nur eben alles etwas älter,
etwas faltiger, etwas mehr von Sorgen geplagt.
„Mr
Giles…“, flüsterte sie, ohne wirklich flüstern zu wollen. Er strahlte eine
unangenehme Art von Autorität aus, die vielleicht auch einfach nur mit seiner
teuren Erscheinung zusammen hing. Er blickte an ihr vorbei auf ihren
Klingelknopf.
„Ms
Summers, nehme ich an. Gehört Ihnen die Gärtnerei gegenüber?“ Er hatte eine
schnelle Auffassungsgabe.
„Ahem…
ja, ich… und eine Freundin, wir… aber – was tun Sie hier?“ Er lächelte kühl.
„Eigentlich
wollte ich meinen… meinen Sohn aufsuchen, allerdings scheint er nicht Zuhause,
oder der Alkohol hat ihn taub werden lassen.“, fügte er leise und bedeutend
kühler hinzu. „Hatten Sie schon die Ehre, ihn kennen zu lernen?“, fragte er
jetzt, und sie musste zugeben, sein Vater war bedeutend höflicher. Das hätte
sie von diesem Millionär nicht erwartet.
„Ich…
ja.“ Sie konnte nicht verhindern, dass sich ihre Mundwinkel senkten. Der Mann
quittierte das mit einem Nicken.
„Sagen
Sie, Sie würden sich doch nicht unten beschweren gehen, wenn wir hier in diese
Wohnung einbrechen würden, oder Ms Summers?“ Wieder einmal hätte sie sich
lieber auf die Lippe gebissen, aber sie sprach.
„Aber
wieso stört es Sie? Ich dachte, Sie hätten ihn aus Ihrer Familie geworfen?“
Jetzt wandte er sich ihr komplett zu.
„Sie
haben also tatsächlich mit meinem Sohn gesprochen? Oder haben Sie die Zeitung
gelesen?“ Sie wollte schweigen, aber es gelang ihr nicht.
„Ich…
Beides. Aber wieso interessiert es Sie überhaupt, wenn er doch erst in fünf
Montane heiraten soll?“ Wieder viel zu viel gesagt, Buffy. Der Mann fixierte
sie.
„William
hat Ihnen davon erzählt?“ Auf einmal sah sie Interesse in den grauen Augen des
Mannes funkeln. „Erzählen Sie mir bitte mehr, Ms Summers.“
Jetzt
fühlte sie sich wie ein Reh im Rampenlicht.
„Äh…
brechen Sie doch erst einmal die Wohnung auf, Mr Giles.“ Mit einem Wink von dem
Graumelierten gehorchte die Glatze ihrem Befehl. So schnell hatte sie noch nie
erlebt, dass eine Tür aufgebrochen wurde. Diese reichen Leute hätten gut als
Einbrecher arbeiten können – wenn sie nicht schon so reich wären.
„Nennen
Sie mich Rupert, Ms Summers.“ Er reichte ihr lächelnd seine Hand. Ein schwerer,
goldener Ring an seinem Ringfinger. Sie schluckte schwer, als sie diese
schüttelte.
„Äh…
danke sehr, Sir, aber ich sollte…“
„Oh,
großer Gott! Ist das wirklich seine Wohnung?“, rief er aus. Sie lief verwirrt
hinter ihm her. Ja, sicher war es seine Wohnung. Und es erfüllte sie mit
Schmerz jetzt hier zu stehen. Aber… tatsächlich war die Wohnung so gut wie
eingerichtet und sauber.
„Wer hat
das gemacht? Das sieht nicht unbedingt nach professioneller Arbeit aus.“,
bemerkte Giles und betrachtete die Farbspritzer an der Decke. Buffy runzelte
die Stirn.
„Na ja,
wir haben uns mehr auf das Wesentliche beschränkt, als wirklich gewissenhaft
und penibel zu arbeiten.“ Er wandte sich um, als wäre sie eine Heilige.
„Sie
haben mit ihm diese Wohnung hergerichtet?“
Uh-oh.
Buffy, sag nichts! Gar nichts!
„Ja,
haben wir. Aber anscheinend hat er das Wohnzimmer alleine fertig gemacht.“,
fügte sie hinzu. Er brauchte ihre Hilfe anscheinend nicht. Nicht mehr,
jedenfalls.
„Mein
Sohn? William hat ein Wohnzimmer renoviert?“ Er kam näher. „Ms Summers, ich bin
sehr beeindruckt.“ Sie fühlte sich unangenehm durchleuchtet.
„Mr
Giles…“
„Rupert.“,
verbesserte er sie lächelnd.
„Ja, Rupert, ich… denke, ich habe Ihre Worte nicht wirklich verdient.“ Er
lachte jetzt.
„Was? Sie haben großartige Arbeit vollbracht! Sie haben mit ihm zusammen eine
Wohnung eingerichtet! Ich bin bereit von meiner zeitlichen Begrenzung
abzusehen.“ Sie verengte langsam die Augen.
„Was? Welche… Begrenzung?“, fragte sie langsam.
„Na ja,
wenn er endlich auftaucht, dann soll er mir sagen, dass er Sie heiraten möchte,
und dann werde ich alles Weitere veranlassen. Wo ist mein auferstandener Sohn?“
Giles schien sehr gut gelaunt. Sie hingegen stand kurz vor dem Wahnsinn. Er…
was? Nein, er hatte es falsch verstanden.
„Mr
Giles…“
„Rupert,
mein liebes Kind.“ Er beugte sich über einen Tisch. „Sehen Sie sich das an.“,
murmelte er jetzt der Glatze zu und zeigte ihm einen Flyer. „Anscheinend
investiert William in einen… Club. Vielleicht sollten wir vorbei schauen,
Dawson, was meinen Sie?“
Buffy
schluckte. Das tat er also die ganze Zeit über.
„Hören
Sie, Mr Giles…“
„Sagen
Sie bitte Rupert, wo wir doch bald Familie sein werden. Ich bin so froh, ich
kann Ihnen gar nicht sagen, was Sie für uns getan haben, Ms Summers. Wie ist
Ihr Vorname? Es ist seltsam, die eigene Schwiegertochter in spe mit ihrem
Nachnamen anzusprechen!“ Ehe sie den Fehler berichtigen konnte, hatte ihr Mund
schon wieder ohne Nachzudenken gesprochen.
„Buffy, ich heiße Buffy Summers.“
„Buffy…
wunderschöner Name. Kommen Sie heute mit zu dieser Cluberöffnung? Ich nehme an,
das tun Sie natürlich. Ich meine, Sie würden ja nicht fehlen, nicht wahr,
Buffy? Er hat wirklich einen guten Geschmack, nicht wahr, Dawson?“ Der Mann
beglotzte sie einen Moment lang.
„Ja,
Sir.“, erwiderte er knapp.
Buffys
Herz raste. Das war alles gar nicht gut. Gar nicht gut. Überhaupt nicht gut.
Sie musste unbedingt mit Spike reden, bevor es sein Vater tat. Sie musste das
klären, aber wie?
Vor
allem hatte sie keine Ahnung, wie sie sich nach fünf Minuten so in
Schwierigkeiten hatte bringen können!
~*~
Mit Genugtuung
betrachtete er die Menschenmassen, die sich vor dem Club drängelten. Er stand
etwas außerhalb und rauchte genüsslich. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er
weniger geraucht hatte, in den letzten Tagen.
Die
Türsteher konnten gar nicht so schnell das Geld nehmen, dass
sie von aufgeregten Kunden zugesteckt bekamen. Es war tatsächlich ein voller
Erfolg. Er hatte richtig kalkuliert. Seine Werbung hatte eingeschlagen wie eine
Bombe. Wahrscheinlich hatte sein eigener Skandal die Leute noch persönlich angeheizt,
zu sehen, wie der Club wohl aussah, für den der „gefallene Sohn“ hier Werbung
machte.
Widerwillig
musste er sich eingestehen, dass sein Frauensensor bei jeder Blondine, die er
erblickte, ausschlug. Und jedes Mal traf ihn ein winziger Stich, wenn er
feststellte, dass sie nicht hier war.
Blondinen
gehörten nicht zu seinem Beuteschema, und egal, wie oft er sich einzureden
versuchte, dass er heute die scharfe Faith abschleppen würde, es war ihm
unmöglich diesen Gedanken wirklich auch nur zehn Minuten lang zu verfolgen.
Langsam
wurde er nervös. Er schnippte die Zigarette weg. Allerdings verfolgte er ihre
Flugbahn und sah ihr zu, wie sie auf der Straße langsam verglomm. Beinahe
wünschte er sich, sie würde vor ihm auf die Straße springen und ihm den Stummel
unter die Nase halten.
Fast
hätte er laut gelacht, als er schließlich seine Zigarette wieder aufhob und
angewidert in den nächsten Papierkorb warf. Er war tatsächlich lächerlich. Aber
die Reporter waren viel zu sehr damit beschäftigt, den Eingang zu belagern und
Mensch nach ihrer Meinung zu fragen, als dass sie ihn hier in der Seitenstraße
entdeckt hätten.
Grelles
Licht warf seinen Schatten plötzlich auf den Aphalt
und er wandte sich um. Eine schwarze Limousine hatte hinter ihm gehalten und
der Motor wurde abgestellt.
Eine
hochgewachsene Gestalt im braunen Ledermantel stieg aus dem Inneren und schlug
den Kragen nach oben. Spikes Herz zog sich in seiner Brust für einen kurzen
Moment zusammen. Das konnte nicht wirklich passieren!
„William.“
Sein Vater streckte ihm seine Hand entgegen, die Spike entgeistert anstarrte.
Sein Vater war hier.
„Rupert.“,
erwiderte er schließlich, die Hand ignorierend.
„Ich bin
sehr stolz. Ich hätte nicht gedacht, dass es dir gelingen würde.“ Sprach er von
dem Club? Er war stolz darauf? Hatte er seine Werbung mitbekommen? Er kam extra
hier hin, wegen der Eröffnung? „Und anscheinend läuft es blendend.“, fügte er
hinzu und deutete mit einem Nicken auf den Eingang.
Noch
hatten die Reporter von dem Auftauchen seines Vaters nichts mitbekommen.
„Was
tust du hier?“
„Ich
wollte mit dir über die neue Situation verhandeln. Wann hast du vor wieder zu
kommen?“, fragte sein Vater geschäftig.
„Was?
Wieso sollte ich wieder kommen? Du hast mich ziemlich spektakulär rausgeworfen,
nicht wahr?“
„Ich
denke, wir können das hinter uns lassen. Es sei denn, du änderst deine Meinung
und alles war nur ein Scherz von dir.“ Mahnend betrachtete ihn sein Vater.
„Ein…
Scherz? Das hier hat mich eine Menge Arbeit gekostet, Vater.“, knurrte er und
deutete auf das Caritas. Doch sein Vater schüttelte lächelnd den Kopf.
„Ich
spreche von deiner Verlobung, William.“
„Oh.“ Er
nickte. Ehe er sich besann. Seine was? „Was?“, fragte er scharf, aber sein
Vater deutete seine Reaktion falsch.
„Oh,
keine Sorge. Ich finde, es ist etwas eilig, aber ich habe sie gesehen. Sie ist
weder reich, noch scheint sie es besonders auf dein Vermögen abgesehen zu
haben.“
„Ich
habe kein Vermögen. Ich wurde enterbt, von meinem Vater!“ Kurz verlor er den
Angelpunkt wieder aus den Augen.
„Du bist
wieder im Testament. Na ja, fast. Es handelt sich nur noch um Kleinigkeiten,
die geklärt werden sollten.“ Er schüttelte verwirrt den Kopf.
„Vater,
was zur…?“
„Ich
wollte sie eigentlich gleich mitnehmen, aber sie sagt, sie kann wirklich erst
später kommen. Zu schade. Ich finde es erfrischend, dass sie eine Gärtnerei
betreibt. Wieso bist du nicht zu mir gekommen und hast mir von ihr und euren
Plänen erzählt?“
Und
langsam, ganz langsam begriff er diese Verwirrung.
„Buffy?“,
fragte er und verdrängte das ungläubige Zittern in seiner Stimme. „Du… hast mit
Buffy gesprochen und sie sagt, wir seien verlobt?“ Er konnte kaum begreifen,
was er da gesagt hatte. Hatte er irgendwas nicht mitbekommen?
„Ja! Und
ich wusste nicht, dass du handwerklich so begabt bist.“
„Sie
hat… sie hat dir das gesagt? Das waren ihre genauen Worte?“
„Sollte
ich es nicht wissen, William?“
„Vater…“
„Sie
sagt, sie versucht später vorbei zu kommen.“
„Hat sie
das?“ Jetzt wurde er wütend.
„Ich werde
mir deinen Club ansehen. Ich denke, die Presse wird sich über unsere Einigung
freuen!“ Er schritt voran, sein stummer Bodyguard folgte ihm. Spike hastete
hinter ihm her. Sein Vater durfte unter keinen Umständen mit der Presse
sprechen. Tausend Gedanken jagten durch seinen Kopf. Er musste es seinem Vater
erklären! Wieso hatte Buffy dieses Missverständnis nicht aufgeklärt? Hatte sie
seinem Vater etwa gesagt, sie seien tatsächlich verlobt? War sie verrückt
geworden? Er war die letzten Tage eiskalt von ihr ignoriert worden, und auf
einmal lief sie durch die Gegend und erzählt Menschen, dass sie ihn heiraten
würde?
Wo war
hier der Fehler? Was war nur passiert?
Schon
erschlugen ihn die Blitzlichter. Es war zu spät. Jetzt könnte er bestimmt nicht
mit seinem Vater reden. Die Reporter bestürmten sie beide und als sein Vater
erzählte, die Fehde sei vorbei, schloss Spike verzweifelt die Augen.
Sein
Empfang war ruiniert. Er musste mit ihr reden! Und zwar sofort. Aber die Masse
zog ihn unbarmherzig mit ins Innere, wo ihm Lorne freudestrahlend einen
Cocktail in die Hand drückte.
Ok, er
würde mit ihr reden, sobald er hier weg kam. Und dann würde sie sich wünschen,
niemals so ein hinterhältiges Spiel angefangen zu haben. Vielleicht hatte sie
es seinem Vater mit Absicht gesagt, weil sie an seine Geld wollte, um sich zu
rächen! Er leerte seinen Cocktail in einem Zug. Er brauchte mehr davon. Viel
mehr.
Unruhig
lief sie durch ihr Wohnzimmer. Mist, Mist, Mist! Was hatte sie getan? Wieso
hatte sie das Missverständnis nicht begradigt? Wieso hatte sie gesagt, sie
würde später nachkommen? Was sollte sie dann wohl tun? Sich vor allen blamieren
und sagen, sie sei gar nicht verlobt?
Oh Gott!
Sie hätte es eher sagen müssen. Wenn er es nun Spike auf die Nase band? Wenn
dieser sich aufregen würde und ihr die Schuld gab? Es war ja auch ihre Schuld.
Oh nein… Das war alles ganz furchtbar schief gelaufen!
Sie
betrank sich gerade mit ihrem billigen Wein. Ein Glas nach dem andere. Zuerst
hatte sie getrunken, um ruhiger zu werden, aber mittlerweile trank sie nur noch
aus Panik.
Wo war
Willow? Wieso war Willow niemals da, wenn sie jemanden zum reden brauchte?
Wieso war sie immer nur arbeiten? Sie hatte keine Ahnung. Was sollte sie denn
jetzt tun, verdammt noch mal?
Es klopfte
an der Tür und sie hätte fast ihr Glas fallen gelassen.
War er
das? Wollte er sie anschreien, sie verklagen? Sie nahm all ihren Mut zusammen
und ging zur Tür.
„Wer…
wer ist da?“, rief sie ängstlich.
„Ich bin’s, Riley.“, hörte sie die vertraute Stimme. Hastig öffnete sie die
Tür.
„Ich…
ich dachte, du wärst… jemand anders. Was… was gibt’s denn?“ Sie wusste, ihre
Stimme klang höher als gewöhnlich und sie bot wahrscheinlich einen etwas
verwirrten Eindruck. Riley musterte sie.
„Trinkst
du allein, oder ist Willow da?“, fragte er jetzt. Sie ruckte mit dem Kopf.
„Willow ist noch arbeiten, ich… ich trinke schon mal vor.“, endete sie lahm.
Riley nickte langsam.
„Aha,
ich verstehe. Sag mal, kann ich mit dir sprechen?“
„Worbüer?“ Sie hatte wirklich keine Lust über
Stadtbepflanzung zu reden. Jedenfalls nicht jetzt in dieser Sekunde.
„Über
dich.“, sagte er nur. Sie sah ihn an. Was? „Ich meine, du bist so abwesend, in
letzter Zeit. Ist irgendwas passiert? Wir kennen uns schon so lange. Ich meine,
du kannst es mir sagen, Buffy.“ Schon war in die Wohnung gegangen. Sie folgte
ihm.
„Riley,
es… es ist alles in Ordnung.“ Oh Gott, und das war es eben nicht. Sie würde
nicht wieder anfangen zu weinen. Riley würde sie sonst noch für eine schwache
Frau halten.
„Das glaube
ich nicht. Sag mir, was los ist. Ich kann dir helfen. Ich versuche es
jedenfalls. Auch wenn du nur reden willst.“ Er sah sie verzweifelt an. Er war
so nett. Ja, Riley war wirklich nett. Im Vergleich zu anderen Menschen hier in
diesem Haus.
„Ich…
mir geht’s gut, Riley, wirklich.“
„Sieh
dich an! Du trinkst allein!“, rief er aufgebracht.
„Nein,
ich… trinke vor.“, murmelte sie.
„Weshalb?
Was ist denn nur los? Früher hast du mir alles erzählt. Jetzt erzählst du gar nichts
mehr. Denkst du wirklich, ich merke das nicht? Denkst du, du bist mir egal,
Buffy?“
Riley,
ich…“ Und sie weinte tatsächlich schon wieder. Die Tränen liefen einfach so
über ihre Wange, ohne dass sie es verhindern konnte. Es war einfach zu viel.
Heute war einfach zu viel schief gelaufen.
„Buffy!“
Sofort war er bei ihr und nahm sie in den Arm. Wie auch schon Tara. Sie war so
ein Weichei.
„Nein,
ist schon gut, Riley…“, schluchzte sie, aber Riley hielt sie fest.
„Was ist
passiert?“, fragte er wieder.
„Ich…
hab Mist gebaut.“, murmelte sie gegen sein Hemd. Er roch nach Erde.
Wahrscheinlich hatte er bis eben noch gearbeitet. Er hielt sie immer noch fest.
„Es kann
doch unmöglich so schlimm sein.“ Sie hob den Kopf und sah ihn an.
„Doch,
Riley. Es ist schlimm.“
„Buffy,
sag mir, was ich tun soll.“, forderte er ruhig, und sie schluckte schwer.
~*~
Noch
hatte er seinen Vater daran hindern können, die vermeintlich frohe Neuigkeit zu
verbreiten. Es wäre unpassend, hatte er nur gemeint, nach seinem dritten
Whiskey on the Rocks. Gott, er war eine feige Sau.
Wieso sagte er es seinem Vater nicht?
Es wäre
einfach. Er würde sagen, es war ein Missverständnis und alles wäre… - beim
Alten. Er trank immer noch fleißig, um seinen Pegel zu halten. Und wider
Erwarten amüsierte sich sein Vater prächtig bei der Burlesque Show.
„Du bist
schon ziemlich beeindruckend.“, wurde er in seinen Gedanken unterbrochen. Faith
hatte ihr Tablett abgestellt und warf ihm einen Blick zu, den Spike nicht
anders als definitiv interessiert auslegen konnte. Er leerte sein Glas.
„Ach
was?“ Er verspürte allerdings nicht unbedingt den Drang den Blick zu erwidern.
„Ja,
zuerst habe ich gedacht, du bist bloß ein aufgeblasener Mistkerl, aber jetzt bist
du ein Mistkerl mit einem goldenen Händchen für Erfolg. Das ist ziemlich sexy,
weißt du?“ Sie lehnte sich gegen den Stehtisch und warf ihm einen Blick unter
ihren gesenkten Wimpern zu.
Und
wahrscheinlich bei so ziemlich jeder anderen Gelegenheit, wäre Spike darauf
angesprungen. Eigentlich auch heute, denn eigentlich war es ja sowieso sein
Plan gewesen, genau dieses Mädchen mitzunehmen, aber es war absolut grauenhaft,
denn seine Erektion blieb aus.
Er
betrachtete sie noch einmal eingehend. Gott, sie war eine Schönheit. Ihre
Brüste würde er ausgezeichnet in seiner Hand wiegen können, zwei wirklich
schöne Exemplare. Und ihre ausladenden Hüften wirkten einladend für einen
heißen Ritt und sie war so muskulös, dass er sich ohne weiteres vorstellen
konnte, dass sie eine ganze Nacht lang durchhalten würde.
Aber er
seufzte und stellte das Glas auf den Tisch.
„Hey,
normalerweise bin ich für so etwas zu haben, aber… heute nicht.“, erwiderte er
kühl. Sie lächelte aufreizend.
„Ach
nein? Wieso, bist du vergeben? Und das stört mich im übrigen nicht.“, fügte sie
hinzu und lehnte sich weit über den Tisch, griff nach seinem leeren Glas und
stellte es auf ihr Tablett. Mit Schrecken stellte er fest, sie war nicht sein
Typ. Dabei hatte sich sein Augenmerk eigentlich seit zehn Jahren nur auf diesen
Typ gerichtet!
„Tut mir
leid, kein Interesse.“, entgegnete er lediglich und beleidigt richtete sie sich
auf.
„Hab ich
mich wohl geirrt. So reizvoll bist du dann wohl nicht.“ Er seufzte, als sie
sich, ohne einen weiteren Blick, abwandte. Mit einem Ruck stieß er sich vom
Tisch ab.
So, das
war genug! Jetzt versaute ihm diese kleine Blondine zusätzlich seinen
furchtbaren Abend, der für alles so erfolgreich verlief! Das würde er ihr
heimzahlen. Und zwar jetzt. Die Presse ließ ihn schon seit längerem in Ruhe,
weil er nicht so ausgiebig trank wie sonst, weil er nicht so kontaktfreudig war
wie sonst, und außerdem hatten sie mehr damit zu tun, seinen Vater auf Schritt
und Tritt zu begleiten, der anscheinend wohl hundert neue potentielle Kunden
dazu gewonnen hatte.
Er würde
jetzt zu ihr gehen, würde ihr sagen, was für ein blödes Miststück sie war und
dann würde er sie verklagen, wenn sie wirklich durchziehen wollte, was sie
begonnen hatte. Dämlich Buffy Summers! Sie würde ihn niemals täuschen können!
Als ob sie auf einmal die Auserwählte sein sollte, die seine kalten Taktiken
durchbrechen könne. Das wäre doch gelacht!
~*~
Sie lag
immer noch an seine Schulter gelehnt. Sie hätte nicht gedacht, dass es so
angenehm sein würde, an Riley zu lehnen und sich von ihm trösten zu lassen.
Auch wenn sie ihm natürlich nicht die ganze Geschichte erzählt hatte.
Sie
hatte nur von einem Mann erzählt, der ihr das Herz gebrochen hatte, und dem sie
aber nicht aus dem Weg gehen könne, und das mache es nur noch schlimmer. Sie
hatte nichts von ihrer Scheinverlobung erzählt. Und auch nichts davon, dass sie
Giles‘ Hoffnungen alle wieder zerschlagen werden müsse.
„Buffy,
es tut mir so leid, aber weißt du, wenn du willst, dass ich das klären gehe,
dann musst du es mir nur sagen.“, bot er wieder an.
„OH,
Riley, das ist wirklich nicht nötig. Es ist nett, dass du überhaupt solange
geblieben bist, und dir meine blöde Geschichte anhörst.“, murmelte sie.
„Buffy,
du bist eine meiner besten Freundinnen. Als ob ich dich alleine lassen würde.“
Er griff nach ihren Weingläsern. „Hier.“ Er reicht es ihr und sie hatte das
dumpfe Gefühl, dass er ihr länger in die Augen sah, als er es sonst tat.
„Ahem,
danke.“ Sie führte es an die Lippen, aber der Wein schmeckte ihr unheimlich
bitter. Riley trank dafür einen großzügigen Schluck.
„Weißt
du…“, begann er jetzt und mied ihren Blick, „… ich denke sowieso, dass diese
ganzen blöden Kerle nichts für dich sind. Du… verdienst jemanden, der… also,
jemanden, der sich kümmert und… dich wirklich… gern hat.“ Der Schluck Wein
steckte ihr bitter in der Kehle.
Was tat
Riley da? Wurde das eine Liebeserklärung? Sie hoffte doch nicht!
„Riley,
ich… das ist nett, dass du das sagst.“, erwiderte sie lahm.
„Ich
meine es auch ernst, Buffy. Du… bist so eine wundervolle Person, und du bist
so… wunderschön. Ich kann es kaum ertragen, dass du wegen einem anderen
weinst.“ Sie schluckte. Oh nein. Sie erhob sich schließlich.
„Riley,
Willow wird bald kommen, und ich denke, es ist besser, wenn ich bald schlafen
gehe. Ich will nicht auch noch Willow hundert Fragen beantworten müssen.“
Widerwillig erhob sich Riley.
„Buffy,
ich… bitte versteh mich nicht falsch. Ich mag dich sehr. Für mich war das hier
heute Abend nicht nur… ein Treffen unter Freunden.“ Das war es ja, was sie
befürchtete. Sie hatte ihn sanft in Richtung Tür geschoben. „Verstehst du, was
ich sagen will?“, fragte er auch noch, aber sie zog die Tür auf.
„Ich mag
dich sehr als einen Freund, Riley. Und das war auch genau das, was ich heute
Abend wirklich gebraucht habe.“ Auf einmal hatte sie es eilkig
ihn rauszuwerfen. Sie wollte gar nicht hören, dass Riley sich mehr erhoffte,
als es zu erhoffen gab. Sie wollte ihm nicht weh tun, aber blöderweise war ihr
Herz anscheinend anderweitig gebunden. Denn sonst hätte sie Riley als gar keine
schlechte Wahl empfunden. Wirklich nicht schlecht.
„Buffy,
ich kann mehr sein als das. Als… ein Freund.“ Seine Stimme wurde leiser.
Beinahe flehend sah er sie an. Sie holte tief Luft und zog die Tür noch weiter
auf.
„Das
ist… ich verstehe, aber ich kann wirklich nicht…“
Er
lehnte sich plötzlich zu ihr hinab und küsste sie direkt auf den Mund. Ohne
weitere Worte, ohne irgendeine Vorwarnung. Automatisch hoben sich seine Hände
und wollten ihn von sich schieben, aber er schlang den Arm bereits um ihre
Taille.
Sie
protestierte heftig und spürte wie er den Mund öffnete. Die kalte Luft vom Flur
verursachte eine Gänsehaut auf ihren bloßen Armen und sie fühlte sich furchtbar
hilflos in dieser Position. Tränen drangen wieder an die Oberfläche, aber ehe
sie ausbrechen konnten, ließ er von ihr ab.
Das
allerdings war nicht völlig korrekt, denn er war ziemlich plötzlich weg. Sie
öffnete die glasigen Augen.
„Du
nimmst deine verfluchten Finger von ihr!“, hörte sie ihn mörderisch knurren,
und ehe sie etwas sagen konnte, hatte Spike ihn quer durch den Flur an die Wand
gerammt. Riley keuchte auf vor Schmerz und Buffy schlug sich die Hand vor den
Mund. Riley war wesentlich größer als Spike, aber anscheinend hatte dieser ihn
so überrumpelt, dass Riley ihn nur anstarren konnte. Dann wollte er Spike
wegschieben, aber dieser stieß ihn noch einmal gegen die Wand, dass es in der
hässlichen Tapete knirschte.
„Lass
mich los, du Idiot!“, rief Riley jetzt, hob seine Faust, aber tatsächlich war
Spike schneller. Er hatte sich gebückt und holte nun hart mit der Faust aus,
die er ihm in den Bauch rammte. Riley krümmte sich schnaufend zusammen.
„Du wirst jetzt verschwinden, Gartenjunge. Und dann will ich deine scheiß
Visage nicht mehr hier vor ihrer Tür sehen, hast du mich verstanden,
verflucht?“ Mit scmerzverzogenem Gesicht, versuchte Riley sich aufzurichten,
scheiterte aber wohl.
„Spike,
bist du völlig wahnsinnig geworden?“, rief sie jetzt endlich, als sie ihre
Stimme wieder gefunden hatte.
„Was?
Weil ich dieses Arschloch daran hindere dich gegen deinen Willen an der Tür zu
nehmen, Summers? Ja, wahrscheinlich bin ich wahnsinnig.“ Wieder wandte er sich
an Riley. „Verpiss dich, bevor ich die Polizei rufe.“, knurrte er. Riley stieß
sich erschöpft und verwirrt von der Wand ab und taumelte den Flur entlang.
Er hielt
den Blick beschämt und voller Schmerz gesenkt. Buffy war noch nie etwas
peinlicher gewesen als das.
„Du
hattest kein Recht das zu tun.“, sagte sie eisig.
„Was?“,
gab er außer sich zurück und starrte sie an. Gott, sah er gut aus. Das regte
sie nur noch mehr auf.
„Du
hattest kein Recht, ihn zu schlagen, Spike! Was, wenn er sich wirklich verletzt
hat?“
„Dann
wird er es wohl überleben, schätze ich.“ Er schien ziemlich durcheinander zu
sein.
„Oh wirklich? Es geht dich einfach nichts an!“, schrie sie jetzt, und es war
ihr egal, dass sie nicht alleine auf dem Flur lebte.
„Ach so?
Dann wolltest du also, dass dich dieser Wichser anfasst, richtig?“, schrie er
jetzt auch und rieb sich seine Faust.
„Ich…
nein.“, gab sie zornig zurück. „Ich hätte das auch ohend
ich geschafft.“, fügte sie leiser hinzu.
„Ach ja?
Wann? Wenn er dein Höschen mit seinen Zähnen ausgezogen hätte, oder wann genau,
Summers?“ Er ballte seine Fäuste erneut.
Sie
starrten sich einen Moment lang an. Dann ging Buffy auf, dass
er wohl hier war, um sie höchstwahrscheinlich umzubringen. Sie nahm die Tür
wieder fest in ihre Hand.
„Halt
deine Klappe. Am besten gehst du wieder in deinen feinen Club und feierst dich
in die Bewusstlosigkeit. Das kannst du doch besonders gut.“, gab sie kühl
zurück, aber ehe sie die Tür schließen konnte, hatte er sie aufgestoßen und
folgte ihr in ihre Wohnung. Sie war rückwärst vor ihm zurück gewichen.
„Ja,
richtig. Mein feiner Club. Weißt du, da wäre ich wirklich gerne, denn weißt du
was? Die Frauen schreien mich nicht an, wenn ich ihnen helfe. Nein, die Frauen
da, lieben mich dafür. Sie werfen sich an meinen Hals, ohne dass ich sie aus
irgendeiner Notlage retten muss.“ Sie biss die Zähne fest zusammen.
Wahrscheinlich hatte er heute schon mit zwölf Frauen geschlafen. Einfach nur
so, weil sie ihm sich an den Hals warfen.
„Das ist
schön für dich.“, erwiderte sie nur böse.
„Oh ja.
Das ist es auch. Allerdings kann ich nichts tun. Da ist erst einmal die
Tatsache, dass mein Vater dabei ist, der mir versprochen hat, dass meine
Verlobte zur Einweihung meines Clubs dabei sein würde…“ Er kam näher, sie wich
weiter zurück. Jetzt würde er sie fertig machen. Sein Blick war kalt und böse.
So wie sie ihn kennen gelernt hatte. „… und dann ist es mir leider nicht
möglich, alle die Mädchen flachzulegen, die ich gerne flachlegen wollen würde.
Oder besser, die sich nur allzu gerne flachlegen ließen. Und glaub mir, Summers,
nach diesen Berg an Informationen hätte ich eine Ablenkung nur zu dringend
gebraucht.“
Sie
starrte ihn immer noch an. „Aber…“, fuhr er fort und kam noch näher, „da ist
dieses Mädchen, die mein Leben versauen will. Nicht nur das! Nein, sie
beherrscht auch noch alle meine Gedanken. Und dass nur, weil du mir tatsächlich
alles nehmen willst, was ich besitze, richtig?“
Sie riss
die Augen auf. „Was? Bist du verrückt? Was will ich dir denn nehmen? Dein
scheiß Leben kannst du ruhig behalten, Spike! Ich will nichts davon. Ich will
dich nicht, ich will dein Geld nicht und ein Leben lang an deiner Seite sein,
will ich erst recht nicht!“
„Aber
heiraten willst du mich trotzdem, Summers? Ist es nicht das, was du meinem
Vater erzählt hast?“
„Ich
habe deinem Vater nie etwas Derartiges gesagt! Er hat es… selber getan, ich
habe nur gesagt, wir hätten deine Wohnung renoviert, und er hat gedacht…“ Sie
biss sich auf die Lippe. Ja, sie hätte etwas sagen müssen. Sie hätte sagen
müssen, dass er sich geirrt hatte. „Rupert hat es nur missverstanden, ich…“
„Rupert?“,
wiederholte er ungläubig, und sie biss sich auf die Lippe.
„Vergiss
es. Wenn du willst, dann rede ich mit deinem Vater, wenn du es nicht über dich
bringst.“ Er schnaubte auf, während er noch ein Stück näher kam.
„Nicht
über mich bringen? Er ist bereit mich wieder in seine scheiß Firma aufzunehmen,
wegen dir! Ich bin wieder im Testament, nur wegen dir! Und heute Abend konnte
ich mich keine Sekunde lang amüsieren, nur wegen dir! Dabei hätte ich es
verdient, denn ich habe etwas wirklich gut gemacht Summers! Ich hätte es
verdient!“ Er atmete schwer und sie fand es mehr als ungerecht, dass er ihr die
Schuld daran gab.
„Und
dann kommt hinzu, dass ich hier hin komme, um dir all diese Dinge vorzuwerfen,
und dir meine Meinung zu sagen, und dann bist du hier mit diesem… mit diesem
scheiß Idioten und lässt sonst was mit dir machen! Ist dir eigentlich klar,
dass ich ihn hätte weiter machen lassen können! Eigentlich hast du nicht
verdient, dass ich dem armen Gartenzwerg seinen One Night Stand nehme?“, schrie er jetzt und sie blinzelte die
Tränen fort.
„Tja,
dann hättest du dich vielleicht nicht, wie ein gekränkter Exfreund aufführen
sollen und Riley in Ruhe lassen sollen.“, schrie sie zurück.
„Oh, du wolltest das also doch? Du wolltest es doch!“
„Was interessiert es dich?“ Ihre Stimme überschlug sich und sie weinte
tatsächlich. Nein, Mist. Hastig wischte sie sie fort. Grob umfing er ihre
Schultern.
„Was es
mich interessiert?“, fragte er gefährlich leise. „Weißt du, ich hatte geplant,
mit einer heißen Brünetten Sex auf dem Klo zu haben, oder an der scheiß
Hauswand, völlig egal, aber blöderweise konnte ich immer nur daran denken, wenn
du endlich kommen würdest.“ Sein Griff wurde fester. Ihre Tränen waren ihr mehr
als peinlich und sie versuchte ihn nicht anzusehen.
„Lass
mich los.“, flüsterte sie, damit ihr Stimme nicht brach.
„Du hast
meinen Abend versaut. Absolut gründlich versaut,
Summers. Es sollte der beste Abend sein. Ein Abend, der meinem Vater beweisen
sollte, dass ich ohne eine scheiß Heirate mit einer Frau, die nur mein Geld
will, fähig bin, zu überleben.“
Sie
versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, aber vergebens.
„Und
dann musst du alles versauen. Alles.“
„Dann
lass mich endlich los, William.“ Sie hob den Blick. Durch den Tränenschleier
erkannte sie ihn kaum.
„Wieso
tust du mir das an?“, fragte er leise.
„Was?
Lass mich los.“, schniefte sie. Ein Griff wurde lockerer und der Druck
verschwand schließlich ganz.
„Was
machst du mit mir?“, fragte er ruhig. Sie erschrak als sie seinen warmen Daumen
spürte, der ihre Tränen fortwischte. Sie wandte den Kopf.
„Geh
endlich, wenn du fertig bist, mir wehzutun.“ Seine Hand sank kraftlos an seine
Seite zurück.
„Du
verstehst es nicht, oder? Ich kann nicht gehen, denn wen ich gehe, dann will
ich bloß wieder kommen. Und es bringt mich noch um.“ Sie sah ihn an. Die Tränen
wollten nicht aufhören.
„Halt
deinen Mund. Du redest Unsinn. Lass mich endlich allein, Spike.“
„Das
würde ich gern. Aber ich kann nicht.“ Es klang fast traurig, als er es sagte.
Gerade als sie an ihm vorbei wollte, um die Tür erneut zu öffnen, hielt er sie
erneut zurück und küsste sie übergangslos.
Sie
quietschte gegen seinen Mund, doch dieser verließ ihre Lippen bereits um beinahe
sanft die Tränen fort zu küssen. Er leckte vorsichtig über ihre Wange, küsste
sie erneut, und sie konnte nichts tun, als völlig still zu bleiben.
Alles
Denken in ihr hatte ausgesetzt, und der gute Vorsatz, in zum Teufel zu jagen,
sollte sie ihn noch mal sehen, verpuffte zu Luft. Ihr Herz flatterte in ihrer
Brust und sie wusste, alles was er gerade gesagt hatte, machte jetzt keinen
Sinn mehr.
Und dumm
war nur, dass sie auch nicht wollte, dass er ging. Sie legte die Arme um seinen
Nacken und mit einem Stöhnen küsste er sie noch einmal. Voller Verlangen und
Drängen. Und sie ignorierte die Probleme, die es bringen würde. Wenigstens
heute Nacht.
Teil 11
Sie wachte schon mit Herzklopfen auf. Und keines der
schlechten Sorte. Müde blinzelte sie in die Sonne, die muntere Strahlen auf ihr
Bett warf. Sie hörte ihn neben sich ruhig atmen und seufzte langsam auf.
Jetzt war der Tag da, und jetzt musste sie wohl oder
übel die Freuden der Nacht verdrängen. Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen, aber
er war bereits wach und blickte zurück. Sie hatte gedacht, ihn vielleicht beim
Schlafen zusehen zu können, vielleicht für einen Moment nur.
Wieder machte ihr Herz einen gefährlich fröhlichen Satz
als seine Mundwinkel zuckten. Sie wollte etwas sagen, aber er kam ihr zuvor,
indem er sich halb aufrichtete, sich nach vorne beugte und sie küsste.
Sanft auf die Lippen. Wieder einmal vergaß sie alle
guten Vorsätze und alle Worte, die sie sich schon in ihrem Kopf zurecht gelegt hatte, und schloss geschlagen die Augen. Schon
hatte er sie umgeworfen und lag über ihr. Seine grauen Augen lachten förmlich.
Sie spürte seinen nackten, warmen Körper auf ihrem
eigenen und es war ein schönes Gefühl. Auch dass sie seine Erektion spüren
konnte, war nicht schlecht. Es gefiel ihr gut, auch weil sie selber wieder ein
seltsames Verlangen nach ihm verspürte.
Bereitwillig spreizte sie ihre Beine. Er küsste sie
noch einmal stumm auf die Lippen. Sie war fast beschämt darüber, wie feucht sie
schon wieder war, denn er glitt beinahe mühelos in sie und schloss die Augen,
als er kurz und heftig ausatmete.
Er verharrte in ihr. Dann beugte er sich wieder über
ihr Gesicht. Es kam ihr so vor, als würde er nach irgendeiner Antwort suchen.
Auf eine Frage, die er nicht gestellt hatte. Sie wollte ihn nicht so
nachdenklich sehen. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und zog ihn für einen
Kuss erneut zu sich herab.
Er vergaß seine Starrheit und begann sich zu bewegen.
Langsam und kraftvoll drang er tiefer in sie ein, und sie biss sich auf die
Lippe, um nicht zu stöhnen, denn immerhin fiel ihr noch ein, dass Willow wohl
mittlerweile zu Hause sein dürfte und wohl noch schlief.
Sie hob die Beine, schlang sie um seine Hüfte und sein
Kopf sank träge gegen ihre Schulter, während er grollend tiefer in ihr versank.
Sie schloss genussvoll die Augen, genoss seine Nähe und gab sich ihrem Rhythmus
hin.
Er brachte sie über die Klippe und sie krallte sich
hart in seinen Rücken. Er zitterte am ganzen Körper als er kam und sie schlang die
Arme fest um ihn, als wolle sie ihn nie wieder loslassen.
Schließlich hob er seinen blonden Schopf aus ihrer
Halsbeuge und grinste ein schiefes Grinsen. „Morgen, luv.“, murmelte er rau,
und eigentlich passte es nicht zu ihr, aber sie erwiderte das Lächeln und
küsste ihn sofort noch einmal.
Sie hatte keine Ahnung, woher sie den Mut zu dieser
Dreistigkeit und Offenheit hernahm, aber sie wollte ihn eigentlich gar nicht
gehen lassen.
Aber schließlich rollte er sich von ihr runter, und sie
lagen beide wieder nebeneinander und starrten an die Decke.
„Buffy, ich hole jetzt Brötchen. Möchte deine
Bettgeschichte zum Frühstück bleiben oder schleicht er sich aus der Wohnung,
sobald dich gehe? Dann gebe ich nämlich weniger Geld aus.“, hörte sie Willows
Stimme aus dem Flur, und ihr Herz setzte gleich mehrere Schläge lang aus.
Oh nein! Willow hatte Ohren wie ein Luchs. Ehe sie
antworten konnte, räusperte sich Spike bereits.
„Ich denke, ich bleibe zum Frühstück, Willow.“ Buffy
hatte keine Ahnung, wie rot ein Mensch werden konnte, ehe er vor Scham im Boden
versank, aber sie glaubte, ziemlich nah an der Grenze dieser Möglichkeit zu
sein. Seine Stimme klang heiser, und sie wusste nicht, ob Willow damit
gerechnet hatte, dass ihr wirklich jemand antworten würde.
Vor allem hatte sie selber nicht damit gerechnet, dass
Spike bleiben wollen würde. Aber Willow überspielte ihre Überraschung ganz gut,
wenn sie denn überhaupt überrascht war.
„In Ordnung, dann bringe ich drei Brötchen mehr mit.“
Dann fiel die Wohnungstür ins Schloss. Buffy schloss die Augen.
„Vielleicht sollten wir darüber reden.“, beschloss
Spike jetzt neben ihr und lehnte sich auf seinen Ellenbogen, um sie anzusehen.
„Über das Frühstück?“, fragte sie verwirrt, aber er
lächelte jetzt.
„Nein, nicht direkt.“, gab er zurück.
„Oh. Ok.“ Eigentlich wollte sie gar nicht darüber
reden. Denn das hieß ja, sie müsse sich damit auseinandersetzen, was sie getan
hatte. Oder, was sie beide getan hatten.
„Was machen wir jetzt?“, fragte er schließlich, während
er mit seinen Fingern sanfte Kreise auf ihrer Schulter zog.
„Ich weiß es nicht.“
„Was sage ich meinem Vater?“, wollte er wissen, aber
sie zuckte leicht mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht.“, wiederholte sie.
„Was passiert, wenn wir aufgestanden sind?“ Er sah sie
ernst an. Sie hob die Mundwinkel zu einem Lächeln.
„Ich weiß es nicht.“
„Oh. Das ist gut.“, sagte er schließlich. „Und wann
wirst du es wissen?“
„Was willst du denn von mir hören, Spike? Dass ich zu
deinem Vater gehe und das Missverständnis aufkläre? Dass ich dir erlaube zu
gehen, damit wir so tun können, als wäre nichts passiert? Dass ich mir was
einfallen lasse, damit du bloß nicht heiraten musst,
um im Testament zu bleiben? Was genau?“ Er wirkte etwas überrumpelt.
Ihre gute Laune schwand immer mehr.
„Du musst nicht mit meinem Vater reden. Das kann ich
schon erledigen. Und ob ich im Testament stehe oder nicht… ist mir eigentlich…
egal.“, fügte er langsam hinzu. Sie runzelte die Stirn.
„Was?“, fragte sie verwirrt, denn immerhin ging es doch
eigentlich nur darum. Um die Firma, um das Geld, um seinen Ruf.
„Ich meine, wenn du mir versprichst, dass wir ab jetzt
jeden Tag so aufwachen, dann… ist es mir egal.“, erklärte er leise. Sie
brauchte einen Moment länger, um seine Worte zu verstehen.
„Was soll das heißen? Du willst…?“
„Ich will dich.“, sagte er schlicht.
„Du willst mich? Aber… dein Geld?“ Er lachte plötzlich.
„Habe ich dir gestern nicht schon gesagt, dass das ohne
dich alles nicht wichtig ist, Summers?“ Sie konnte nicht anders als ihn
anzusehen. „Lächel für mich. Bitte sieh mich nicht so
an. Ich will dich nur lachen sehen. Immer.“
„Spike…“
„Bitte.“, sagte er leise und strich über ihre Wange.
Langsam kroch das Lächeln in ihre Mundwinkel. Sofort küsste er ihren Mund. Sie schob
ihn trotzdem sanft von sich.
„Du willst mit mir zusammen sein?“, fragte sie noch
einmal sicherheitshalber, und er kroch wieder über sie.
„Ich hoffe doch, das habe ich gerade klar gemacht.“
„Das heißt…“, sie wurde rot, aber sie sprach weiter,
„du liebst mich also?“ Er grinste jetzt.
„Willst du, dass ich es sage?“ Ihr Herz klopfte
unanständig laut.
„Ich denke schon.“
„Ok, ich liebe dich, Buffy.“
Oh mein Gott! Sie zog ihn einfach wieder an sich,
ignorierte, dass sie ihre Zähne noch nicht geputzt hatte, und küsste ihn
richtig. Er reagierte sofort, und sie spürte schon wieder seine Erektion.
Wahrscheinlich mussten die Brötchen noch ein Weilchen länger warten.
~*~
„Gibst
du mir die Butter, bitte?“
„Sicher.“
Er küsste sanft ihren Handrücken, als sie ihm die Schale aus der Hand genommen
hatte. Sofort wurde sie wieder rot.
„Ihr
seid eklig.“, bemerkte Willow jetzt mit einem Naserümpfen. Buffy konnte nicht
verhindern, zu lächeln.
„Soll ich
deine Hand auch küssen?“, fragte Spike grinsend, und Willow seufzte auf.
„Nein,
danke. Ich komme gut ohne Handküsse zurecht.“ Sie biss in ihr Brötchen. „Seid
ihr jetzt also zusammen, oder wie sehe ich das? Ist Buffy damit die reichste
Frau in New York?“ Buffy verdrehte die Augen.
„Unsinn.“
„Nicht?
Ich meine, Spike hier ist doch… Na ja, reich.“ Buffy warf Spike einen kurzen
Blick zu.
„Ich
denke, ich werde mein Geld wohl mit gutem Gewissen aufgeben können.“ Willow
starrte ihn an wie einen Verrückten.
„Aber
wieso?“
„Weil
ich die Bitte meines Vaters nicht erfüllen kann.“ Buffy wunderte sich, dass er
so bereitwillig darüber sprach, und dass Willow nicht genug Pietät besaß, dass
Thema ruhen zu lassen.
„Und die
wäre?“
„Willow!“,
zischte Buffy jetzt, die die Stimmung hier nicht noch weiter spannen wollte.
Spike jedoch griff einfach wieder nach ihrer Hand. Wieder spürte sie einen
wohligen Schauer ihren Rücken hinab laufen und hätte ihn am liebsten wieder ins
Schlafzimmer gezogen oder noch einmal unter die Dusche…
„Na ja,
mein Vater hat gesagt, ich muss heiraten, um mein Geld zu behalten, aber ich
denke, dass ist unsinnig.“
„Was?“
Willow blickte ihn verständnislos an. „Ihr seid beide über einundzwanzig, ihr
seid alt genug. Heiratet, werdet unverschämt reich und kauft mir meine
Bibliothek, dann haben wir alle was davon.“ Sie verschlang den Rest ihres Brötchens.
Kurz
traf sie sein Blick. Sie räusperte sich schließlich.
„Willow, man kann nicht einfach heiraten. Das tut man nicht.“, erklärte Buffy
jetzt.
„Mein
Vater denkt, wir tun es.“, unterbrach sie Spike mit einem Grübeln in der
Stimme.
„Was?“
„Na ja.
Dann ist doch alles klar. Ich glaube, ich muss Tara anrufen.“, sagte sie
schließlich.
„Nein,
Willow. Wir heiraten nicht.“, entschied Buffy rigoros.
„Es war
doch deine Idee.“, sagte Spike jetzt laut. Sie schüttelte den Kopf.
„Nein,
war es nicht. Es war die Idee deines Vaters!“
„Du
willst mich also nicht heiraten?“ Er runzelte die Stirn. Sie fühlte sich wie in
einem schlechten Sitcom. Was war das hier?
„War das
jetzt ein Heiratsantrag?“, erkundigte sich Willow.
„Anscheinend,
will mich deine Freundin aber nicht.“, erwiderte Spike. Buffy starrte beide an.
„Ihr
seid doch wahnsinnig. Wir können nicht einfach heiraten, nur weil dein Vater
glaubt, wir tun es! Du hast gesagt, heiraten ist der größte Fehler, den man
machen kann.“
„Du
willst mich also nicht?“ Sie wusste nicht, ob er beleidigt oder erleichtert
klang.
„Spike,
was ist los mit dir?“ Sie konnte nicht fassen, dass sie tatsächlich darüber
sprachen. „Willst du das jetzt doch wegen deines Geldes tun?“
„Wie
wär’s, wenn ich dich ohne Geld heiraten würde?“ Sie schüttelte ungläubig den
Kopf.
„Weil du verrückt bist?“
„Weil
ich dich liebe.“ Er klang so überrascht über seine eigenen Worte, dass er sich
sofort über den Tisch lehnte, um sie zu küssen.
„Also
Leute, das ist mir etwas zu viel Liebe am Morgen. Ich hol jetzt die Post.“
Willow erhob sich, aber Buffy war schon wieder vollkommen gefangen von seinem
Kuss. Ihre Hand fuhr über seine samtene Haut, und er zog ihren Stuhl um die
Kante neben seinen.
„Leute?“
Willow kam wieder rein. „Vielleicht schaut ihr euch das einfach mal an.“,
murmelte Willow. Buffys Mund klappte auf, als sie die Schlagzeile der Zeitung
gelesen hatte.
„Oh.“, sagte
Spike schließlich. „Was machen wir jetzt?“
Buffy
schüttelte nur langsam den Kopf. Sie würde zum Fenster gehen müssen, um es mit
eigenen Augen zu sehen.
~*~
„Du
warst gestern ziemlich plötzlich weg.“ Allerdings grinste sein Vater bei diesen
Worten und wirkte überhaupt nicht wütend. Er war lange nicht mehr in seinem
Büro gewesen.
„Du
kannst eigentlich sofort wieder anfangen, wenn du willst.“ Gut gelaunt schob er
Spike ein paar Ordner zu. „Neue Klienten.“, fügte er mit einem Zwinkern hinzu.
Spike räsuperte sich schließlich.
„Vater,
ich… denke, ich muss dir etwas sagen.“ Sein Vater hob die Augenbrauen.
„Was ist
los?“
„Also…
eigentlich war es ein Missverständnis. Buffy und ich waren nie verlobt. Wir
waren nicht mal zusammen, und alles lief irgendwie aus dem Ruder.“, begann er.
Die Miene seines Vaters wirkte unergründlich.
„Und…
jetzt… steht es in jeder Zeitung. Und es ist nicht so, dass ich sie nicht
lieben würde.“, fügte er jetzt hinzu. Sein Magen machte bei diesem Satz einen
seltsamen Salto, wie schon seit Tagen, wenn er an sie dachte. „Aber… ich glaube
nicht, dass wir jetzt schon heiraten werden.“ Er hörte seine Worte, und sie
erschraken ihn. „Also, ich meine überhaupt heiraten. Denn wir sind ja gar nicht
verlobt.“, sagte er hastig.
„Und…
ich habe ihr gesagt, ich will mein Geld überhaupt nicht haben, denn… eigentlich
bin ich zufrieden, wenn… wenn ich nur sie habe.“ Er fuhr sich durch die hellen
Haare, die heute überhaupt nicht so liegen wollten, wie er es gerne hätte.
Vielleicht hätten sie auf die letzte Runde in der Dusche verzichten sollen.
Aber es schmerzte ihn, schon daran zu denken, dass er eine Gelegenheit hätte
versäumen können, seine Buffy zu berühren.
„Außerdem
finde ich aber deine Idee gut, die Gärtnerei zu unterstützen, kann es aber verstehen,
wenn du das einstellst. Und ich muss nicht in dein Testament. Es wird schon so
gehen. Ich finde Arbeit. Und der Club läuft anscheinend ja auch ziemlich… gut.“
Das war untertrieben. Lorne hatte ihn noch heute Mittag angerufen und ihm
erklärt, dass sie fast eine Millionen Umsatz gemacht hätten und dass er daraus
eine wöchentliche Veranstaltung machen würde. Außerdem hätten sich bereits ein
Dutzend angesagte New Yorker Bands gemeldet, die einiges dafür zahlen würden,
um in seinem Club zu spielen.
„Wenn du
mich nicht mehr sehen willst, dann verstehe ich das natürlich auch. Es tut mir
sehr leid, dass wir dich durch diese Verwirrung geschickt haben, Vater.“ Er
seufzte kurz, denn er wusste, dass war eigentlich noch nicht alles. „Und es tut
mir leid, dass… dass ich dich so enttäuscht habe.“
Mit
unbewegter Miene erhob sich Rupert Giles aus seinem teuren Ledersessel. Sein
Anzug warf keine einzige Falte. Spike sehnte sich schon fast wieder nach so
einem Anzug, den man ohne Gedanken in eine tausend Dollar Reinigung schicken
konnte. Aber nur fast.
Sein
Vater umrundete seinen Schreibtisch und blieb vor ihm stehen. Fast fürchtete
Spike schon, wieder eine Ohrfeige zu kassieren, aber tatsächlich zog ihn sein
Vater einfach in seine Arme.
„Vater, was…?“,
begann er, aber sein Vater drückte ihn zu fest, als dass er weiter sprechen
konnte.
„Ich
liebe dich, Sohn.“, sagte er leise. Spike glaubte, ihn weinen zu hören.
Unbeholfen erwiderte er die Umarmung. „Und du kannst immer in die Firma zurück
kommen. Dein Posten bleibt frei. Und natürlich bist du im Testament. Und ich
bitte dich, bring Buffy zum Abendessen. Am besten jeden Tag. Und wenn ihr
wollt…“ Er ließ seinen Sohn wieder los. Spike wusste nicht, wann er seinen
Vater das letzte Mal so fröhlich gesehen hatte.
Es war
als löse sich die harte Anspannung um seine Brust, die er seit zehn Jahren mit
sich trug. „… wenn ihr wollt, dann zieht zu mir.“, sagte sein Vater
schließlich.
„Was?“
„Ich bin sehr allein in dem großen Haus. Und… wenn du willst, wenn sie will,
dann, bitte. Es wäre mir eine Ehre.“
Wieder
ins Haus? Spike hatte nächtelang davon geträumt wieder nach Hause zu kommen.
„Ich glaube, Buffy wäre da nicht all zu begeistert.“, vermutete Spike jetzt.
„Aber wir kommen heute Abend gern zum Essen.“
Erneut
drückte ihn sein Vater.
~*~
Anscheinend
angespannt hatte sie draußen vor der Tür gewartet. Er hatte nicht gewollt, dass
sie mitkommt, aber seine Sorge war wohl unbegründet gewesen. Er lächelte, und
jetzt lächelte sie auch.
„Alles
klar.“, sagte er nur. „Allerdings müssen wir jeden Abend zum Abendessen
kommen.“, fügte er lächelnd hinzu.
Sie fiel
ihm in seine Arme, und er drückte sie fest an sich.
Teil 12
„Du bist
doch verrückt.“ Angel schüttelte den Kopf. Spike zuckte nur die Schultern, während
er wohlwollend eine weitere sechsstellige schwarze Ziffer in die Buchhaltung
eintrug. Der Club erfreute sich größter Beliebtheit.
„Das ist
schon in Ordnung.“, sagte er leichthin.
„Ich
meine, du bist verrückt. Du hättest mir so viel Stress ersparen können,
verflucht.“ Angel seufzte. „Jetzt verzichtest du auf deinen Posten, um einen
Nachtclub zu leiten.“
„Mir
gefällt es. Außerdem kann ich dann mehr Zeit mit Buffy verbringen.“
„Das ist
unglaublich. Und dein Vater?“
„Mein
Vater und Buffy verstehen sich ausgezeichnet, aber wir werden trotzdem nicht
bei ihm einziehen, obwohl Buffy der Garten sehr gut gefällt.“, fügte er hinzu.
„Wie
läuft diese Gärtnersache?“
„Na ja,
Vater hat keine Kosten gescheut und eine Hilfsorganisation aufgebaut, die
absolut jede hässliche Ecke der Bronze in einen englischen Garten verwandelt.“
Es war schon fast lächerlich, wie viel sein Vater für die Bepflanzung ausgab.
Aber dennoch freute sich Buffy über nichts anderes so sehr. Außerdem hatte die
Gärtnerei expandieren müssen, denn sein Vater bezog die gesamte Bepflanzung nur
von Buffys Gärtnerei.
Die
Wohnung wurde langsam zu klein. Sie müssten eigentlich so oder so umziehen.
„Buffys Gärtnerei wird jetzt umgebaut. Es ist ziemlich großartig.“
„Du bist
also glücklich? Wirklich glücklich? Das ist unglaublich, würde ich mal sagen.
Spike Giles ist verliebt und glücklich.“ Spike verzog den Mund.
„Als wäre es so unwahrscheinlich.“
„Fehlt
nur noch der krönende Abschluss, mein Freund.“, lachte Angel.
„Und er wäre?“,
erkundigte sich Spike und legte die Abrechnungen beiseite.
„Na ja,
die königliche Heirat auf dem Schloss deines Vaters.“ Spike grinste schief.
„Wie es
der Zufall so will…“ Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und
stellte eine kleine weiße Schachtel auf den Tisch.
„Du
machst Witze.“, sagte Angel nur.
„Ich
denke, ich freunde mich mit der Idee an.“, sagte er
nur.
„Du bist
verrückt!“, wiederholte Angel nur.
„Denkst
du, es ist eine schlechte Idee?“ Angel lachte nur.
„Oh,
Spike, ich denke, es ist die beste Idee.“ Prüfend öffnete Angel die Schachtel
und verzog lächelnd den Mund. „Ziemlich kleiner Diamant, mein Freund.“ Spike
nahm ihm die Schachtel ab.
„Er wird
ihr gefallen. Gut, dass ich dich nicht heiraten muss. Das wäre mir zu kostspielig.“
Er war froh, dass ihm Angel vergeben hatte, als dass er wirklich sauer auf ihn
wäre. Er hätte niemals gedacht, dass das Leben ohne Geld auch lebenswert sein
könnte. Niemals hätte er das erwartet.
„Bin ich
eingeladen, wenn es soweit ist?“, fragte Angel nun ernst. Spike tat so, als
müsse er erst darüber nachdenken.
„Na ja,
ich denke, es würde sich schlecht machen, wenn der Trauzeuge fehlen würde.“ Er
grinste. Angel schlug ihm auf die Schulter. Spike kannte seinen Freund gut
genug, um sagen zu können, dass Angel gerührt war.
„Wäre
mir eine Ehre, Spike.“
~*~
Sie war
eher gegangen. Aber jetzt, wo sie eigentlich nur noch die Leitung übernommen
hatte und nur noch bei den Außeneinsätzen half, hatte sie in der Gärtnerei ohne
hin wenig zu tun.
Jetzt war
sie nervös und lief von einer Ecke in die andere. Vielleicht hatte sie das
nicht gut geplant. Und vielleicht lief auch alles schief. Was, wenn er gerade
das nicht wollen würde? Was, wenn alles schief laufen würde, und er ging?
Völlig
abwesend räumte sie sogar den Test mit den Tellern zum Esstisch. Hastig nahm
sie ihn wieder an sich. Gut, sie hatte nicht wirklich darauf geachtet, aber als
ihre Periode schließlich gänzlich ausgeblieben war, hatte sie doch ein
schlechtes Gewissen bekommen.
Es war
so unvorsichtig gewesen. Absolut unvorsichtig!
Aber
jetzt war es zu spät. Sie hoffte nur, er würde nicht vollkommen ausrasten.
Und
einerseits freute sie sich zu sehr, als dass sie wirklich Angst hatte, aber
andererseits tat sich ein großer Abgrund vor ihren Füßen auf, der sie zu
verschlingend drohte, wenn sie an seine mögliche Ablehnung dachte.
Er würde
in zwanzig Minuten hier sen. In zwanzig Minuten hatte sie noch Zeit sich alles
anders zu überlegen. In zwanzig Minuten konnte sie noch zwanzig weitere
Schwangerschaftsteste machen und sich anschließend zwanzigmal aus dem Fenster
stürzen.
Sie
schluckte schwer. Oh Gott! Sie würde das nicht schaffen. Wieso musste es immer
die Frau sagen? Wieso konnte der Mann nicht einmal der erste sein, der es
wusste, und der hatte dann den Ärger, es der Frau zu sagen?
Sie
wusste, das war Unsinn, was sie dachte, aber sie konnte es nicht verhindern.
Sie hatte mit Tara und Willow darüber gesprochen und hatte die beiden
eigentlich für heute auch einladen wollen, aber beide hatten ihr geraten,
lieber allein zu sein, und nicht zwei lesbische Beschützer zu engagieren.
Jetzt
war sie hier allein mit ihren Sorgen, und ihr Freund kam in achtzehn Minuten
von seiner Arbeit. Vielleicht brachte er Lorne mit. Aber wahrscheinlich heute
eher nicht. Donnerstags war Lorne eigentlich immer bei seinem Freund in Jersey.
Also blieb ihr nichts anderes übrig.
Tara
hatte ihr gesagt, dass es sehr romantisch sei, wenn die Frau dem Mann einen
Antrag machen würde. Aber sie wusste nicht einmal, wie Spike darüber dachte.
Und wenn sie ihn vielleicht zum Heiraten überreden konnte, wahrscheinlich dann
aber nicht auch noch dazu, Vater zu werden.
Oh Gott.
Sie hatte selten so eine Panik verspürt.
Und sie
fand es erbärmlich, wenn eine Frau den Antrag machte. Es war so… verzweifelt?
Ja, das war das Wort. Willow hatte ihr gesagt, dass es völlig egal ist, wer den
Antrag macht, und dass Spike den Platinring lieben würde.
Oh Gott!
Fünfzehn
Minuten. Sie würde einfach vorher sterben. Sie hätte dioe
Wachteln gekocht und hätte den Tisch gedeckt, und dann würde sie einfach
sterben, ehe er kam. Das war eine gute Lösung. Dann hatte sie jetzt noch eine
Viertelstunde, um sich zu vergiften, oder sich mit dem Wachtelmesser zu
erstechen.
Sie
zwang sich zur Ruhe. Aber damit war es vorbei, als die Tür aufging. Wieso war
er ausgerechnet heute eine Viertelstunde zur früh? Ihre Handflächen begannen zu
schwitzen und sie wusste schon, sie würde noch heute Nacht ihre Sachen packen
und nach Mexico fliehen, würde er nein sagen.
Alles
war diesen letzten Monat so perfekt gelaufen, und sie mochte seinen Vater so
gerne. Fast hätte sie geweint, als wäre alles schon vorbei. Verfluchte Hormone.
Sie musste jetzt stark sein. Sie würde ihn
einfach umbringen, wenn er sie nicht nehmen würde. Dann wäre alles geklärt.
„Abend,
luv.“ Er warf seine Jacke achtlos über die Kommode im Flur und konnte sie gar
nicht schnell genug in seine Arme ziehen. So war es jeden Tag. Es war, als
hätten sie sich Wochen nicht gesehen. Sie vergaß einen Moment lang ihre Angst
und küsste ihn stürmisch auf die Lippen.
Überrascht
erwiderte er ihren Kuss und teilte hungrig ihre Lippen mit seiner Zunge. Sie
ließ sich wieder berauschen und schon öffneten ihre Finger sein Hemd. Kurz ließ
er von ihr ab.
„Du hast
mich anscheinend vermisst, hm? Sind das Wachteln?“, fragte er überrascht. Sie
nickte nur und küsste seine haarlose Brust. Er stöhnte unterdrückt.
„Wir
wollen also nicht zuerst essen?“ Unschuldig hob sie dne
Blick und konnte ein Lächeln nicht verhindern. Er war so perfekt. Schließlich
schüttelte er den Kopf. „Nein, du hast recht. Essen wird überbewertet.“
Wahrscheinlich
wollte sie mit dem letzten Mal Sex das Gespräch überbrücken, was sie gleich
anfangen wollen würde. Aber er überlgte es sich
scheinbar anders.
„Buffy, kann ich dich etwas fragen?“ Oh nein. Was war passiert? Hatte er es
raus gekriegt? Wollte er sie jetzt fragen, ob es stimmte? Sie bekam Panik. Er
griff in seine Hosentasche. Vielleicht hatte er einen Detektiv angeheuert, der
sie beschatten ließ und er wusste es schon wesentlich länger als sie. Sie würde
noch ohnmächtig werden.
„Nein!
Nein, Spike warte.“ Sie war den Tränen nahe. Er runzelte die Stirn.
„Was ist
los?“ Sie atmete langsam aus. Ok. Sie hatte keine Wahl. Sie würde es ihm sagen.
Ehe er sie noch bloßstellen wollte. Sie eilte zurück in die Küche, holte den
Test aus der Schublade und hielt ihn ihm entgegen.
Kurz
warf er ihr einen undeutbaren Blick zu, dann nahm er den Test in die Hand. Er
betrachtete das kleine Fenster, das sich rosa gefärbt hatte. Er betrachtete es
noch eine ganze Weile lang, ehe er den Blick wieder hob.
„Und das
ist ein… Fieberthermometer?“, fragte er schließlich, und sie hätte fast
hysterisch gelacht. Meinte er das ernst?
„Ahem,
nein, Spike.“ Sie senkte betreten den Blick. „Das ist ein Schwangerschaftstest,
den ich heute Morgen gemacht habe.“
„Oh.“,
sagte er, und Erkenntnis trat in seinen Blick. Und es dauerte nur eine Sekunde,
ehe er zwei und zwei zusammen zählte. „Wäre er negativ, dann würdest du ihn mir
wohl nicht zeigen, hm?“
Sie
hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. „Das ist ja unglaublich!“ Sie wusste
nicht, ob er wütend war oder nicht. Sie hielt die Luft an. Sie lief wieder in
die Küche zur Schublade und holte das schwarze Kästchen mit dem sündhaft teuren
Platinring. Jedenfalls für ihre Verhältnisse war er teuer gewesen.
„Und
deswegen will ich dich fragen, ob wir nicht vielleicht doch… obwohl wir gesagt
haben, es wäre nicht das richtige… aber es ist so, dass ich jetzt - na ja… und
eigentlich wollte ich nicht alleine sein… aber wenn du jetzt nicht mehr willst,
dann verstehe ich das auch, denn…“
Er hob
die Hände.
„Nein,
nein. Warte. Das kannst du jetzt nicht machen.“ Oh nein! Jetzt würde er gehen.
Aber er lächelte stattdessen. Er zog die Hand aus der Hosentasche. Er streckte
ihr das weiße Kästchen entgegen. Misstrauisch sah sie es an. Es ähnelte ihrem
nur zu sehr.
Sie
öffnete den, Mund, aber er kam ihr zuvor.
„Willst
du mich heiraten, Buffy?“ Er grinste. „Ich war schneller.“ Sie brach
übergangslos in Tränen aus. Sofort legte er die Schachtel und en Test beiseite.
„Was ist
los? Luv, was ist passiert?“
„Ich…
ich…“ Sie konnte nicht sprechen. Er hatte sie gefragt. Tatsächlich gefragt!
„Wir
bekommen ein Baby!“, rief er schließlich aus. „Nicht weinen, meine Schöne. Und
wir werden heiraten. Es sei denn, du sagst noch nein.“ Sie lachte plötzlich.
„Ich
liebe dich, Spike.“, flüsterte sie. „Ja, ich heirate dich.“, fügte sie hinzu,
aber er hatte sie schon geküsst. Immer wieder ließ er von ihr ab, um sich zu
vergewissern, dass sie wirklich ein Baby bekommen würden, und jedes Mal nickte
sie und ließ sich wieder von ihm küssen.
Er hob
sie auf seine Arme, trug sie ins Schlafzimmer, und es war völlig egal, dass das
Abendessen kalt wurde. Und es kam ihr vor, wie ein Märchen, ein seltsames
Märchen, das für sie tatsächlich war geworden war.
Der
perfekte Mann, der perfekte Job, ein winziges Baby und das perfekte Leben. Ob
mit Geld oder eben ohne….
- The End -