Prolog
London, 2027
„Mr
Malfoy?“
Er hob
den Blick aus den vielen Akten vor sich. Regen prasselte gegen die hohen
Scheiben seines Büros. Manchmal, wenn es besonders windig war, fragte er sich,
ob der hohe Turm von Malfoy & Malfoy
irgendwann einfach umstürzen würde. Er wirkte sehr schmal, wenn man ihn von
draußen betrachtete.
„Ja?“ Er
fasste die Hexe näher ins Auge. Sie trug die Uniform der Vereinigung, kein
Makeup und wirkte auch sonst nicht, als ob sie Mode oder Weiblichkeit als erstrebenswert
empfand. Aber das war er gewöhnt von den Frauen, die in der Vereinigung
arbeiteten.
„Die innere Abteilung hat gefunden, wonach sie gesucht haben“, erklärte sie und
hielt einen versiegelten Umschlag in der Hand. Seine Stirn runzelte sich kurz,
denn er konnte sich abends kaum daran erinnern, was er den Tag über getan
hatte, also kostete es ihn einen angemessenen Moment an Zeit, ehe er begriff.
Sie kam näher und legte den Brief vor ihm ab.
„Danke“,
sagte er, aber darauf schien die Frau nicht wirklich gewartet zu haben, denn
sie hatte sich bereits umgewandt. Und er fragte sich ernsthaft, was die private
Detektei alles hatte veranstalten müssen, um das hier ausfindig zu machen. Er
nahm den Umschlag in die Hand, unbeschriftet,
unauffällig. Er wog nichts. Er riss den Umschlag am Rand auf und entnahm ihm
lediglich eine schmale Karte.
Dort
stand eine Adresse. Er prägte sie sich ein, ehe er Umschlag und Karte hinter
sich in den Kamin warf. Das Feuer verschlang das Pergament nahezu sofort.
Es war
passend, überlegte er, denn gerade hatte er die Akte von David Banistor in der Hand.
Und
lebhaft hatte er sich an die paar wenigen Tage erinnert, wo er vergessen hatte,
was für eine Zeit herrschte.
Aber es
war schon so lange her. So lange, dass es ihm kaum noch real vorkam.
Er
blätterte durch die Akte. David Banistor, Professor
für Verteidigung gegen die Dunklen Künste unter Vorbehalt. Er war Professor
unter Vorbehalt seit fast zehn Jahren, bemerkte Draco. Er erinnerte sich, dass
er sich selber darum gekümmert hatte, dass Banistor
an
Der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei hatte bleiben
können, trotz seines Status‘.
Er gehört
zu den S-Kandidaten. Denn er war ein Muggel. Ein Schlammblut.
Dracos
Mundwinkel sanken ein Stück weit.
Es wurde,
wenn möglich, noch dunkler draußen. Das Gewitter kündigte sich an. Er war
allein im obersten Stock. Hoffentlich würde der Turm nicht heute umstürzen.
~*~
Zwölf Jahre zuvor…
„Es gibt
keine Rivalitäten unter Ihnen. Es gibt kein überlegeneres Haus. Niemand ist besser
als jemand anderes“, zählte ihr Professor für Verteidigung auf, aber es waren
nur Worte. Jeder hier wusste es besser. Es fiel ihm schon schwer überhaupt
Respekt für Mr Banistor
aufzubringen. Und er versuchte es nur halbherzig. Nicht wirklich. „Haben Sie
mich verstanden? Es ist wichtig, dass Sie Zusammenhalt lernen. Vor allem jetzt!
Vor allem in solch schwierigen Zeiten!“, fügte er bedächtig hinzu. „Ich werde
Sie nicht lehren, gegeneinander zu kämpfen. Sie werden nur miteinander kämpfen“, fuhr er strenger fort.
Die
Gryffindors standen wie kleine Rekruten aufmerksam und eifrig vorne in einer
Reihe.
„Ich
hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt. Ich hoffe, ich muss Ihnen keine Punkte
dafür abziehen, weil sie interne Machtkämpfe in meinem Unterricht ausüben
wollen“, sagte er jetzt und sein Blick glitt über die Slytherins, die sich im
Hintergrund hielten. „Sie mögen in unterschiedlichen Häusern sein, aber sie
sind immer noch in derselben Schule.“
„Unfassbar,
dass uns ein Muggel unterrichtet, oder?“, murmelte Blaise neben ihm und drehte
seinen Zauberstab zwischen den Fingern. Draco schürzte die Lippen und seine
Mundwinkel zuckten. „Der alte Mann im Rektorzimmer
sieht bestimmt schon die Elfen huschen“, fuhr Blaise fort, und Draco setzte
eine so gleichmütige Miene wie nur möglich auf.
Der neue
Lehrer kam zu ihnen. „Schulsprecher, wie ich sehe“, bemerkte er anerkennend.
„Name?“, erkundigte er sich, mit Pergament und Feder in der Hand.
„Malfoy“,
erwiderte Draco mit glatter, überlegener Stimme. Und fast kam es ihm so vor,
als würde sein königlicher Name keinen Wiedererkennungswert in den Ohren des
Lehrers auslösen. So borniert konnte selbst dieser Muggel vor ihm nicht sein,
befand er, und spöttisch kräuselte sich seine Oberlippe.
„Mr.…
Malfoy, ich kann doch annehmen, dass die Slytherins ebenfalls meinen Worten
zuhören und nicht in der letzten Reihe stehen wollen, oder?“, erkundigte sich
der Lehrer, und Draco lächelte ein glattes Lächeln.
„Gewiss
nicht, Sir“, sagte er nur. Eigentlich musste der Muggel sehen können, wie wenig
Draco von ihm hielt. Und er wollte es nicht einmal verbergen. Nicht wirklich.
„Ich
sehe, in diesem Kurs befindet sich auch die Schulsprecherin“, sagte der Lehrer
jetzt als er sich von Draco abgewandt hatte. „Gryffindor und Slytherin stellen
die Schulsprecher? Eine gute Mischung“, fügte er hinzu. „Ihr Name, bitte?“,
fragte er nun auch sie.
„Granger.
Hermine Granger“, sagte sie so selbstsicher, als ginge mit ihrem Namen der
Titel auf die Krone einher. Er hörte Blaise neben ihm leise lachen. Merlin, der
Professor war so lächerlich wie seine gesamte Erscheinung. Er notierte sich
auch ihren Namen. Draco schüttelte über so viel Unfähigkeit den Kopf. Fast
vermisste er den jähzornigen Snape, der allen
Strafarbeiten aufdrückte, die nur wagten, falsch zu atmen. Dieser Lehrer würde
hier keine Chance haben.
„Wenn die
Schulsprecher dann bitte nach vorne kommen würden?“ Und es war keine Frage. Der
Professor machte sich bereits daran, in die Mitte des Raumes zu gehen und zwei
Stühle voreinander aufzustellen. Und es wunderte niemanden, dass sich keiner
bewegte. Nur den Lehrer. Aber Dracos Mundwinkel waren gesunken, und Pansy
kicherte neben ihm.
„Was für ein Idiot“, flüsterte sie mit einem nachsichtigen Kopfschütteln.
„Habe ich
mich unklar ausgedrückt?“, vergewisserte sich der Lehrer eine Spur verwundert,
und atmete aus. „Die Schulsprecher bitte zu mir. Miss Granger, Mr. Malfoy?“ Die
beiden Namen alleine in einem Satz klangen schon unvereinbar, und Blaise musste
sein Lachen hinter der Hand verbergen, und einen Hustenanfall vortäuschen.
Granger
hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte ziemlich unglücklich.
Dracos Mundwinkel zuckten unwillkürlich wieder.
„Haben
wir ein Problem?“, sagte der Lehrer jetzt knapp. „Miss Granger?“ Sie sah den Lehrer
an. Sie schien sich unwohl zu fühlen. „Kommen Sie nach vorne.“
Und
schließlich bewegte sie sich. Sie schritt zu den zwei Stühlen und wartete.
Draco fuhr sich amüsiert über sein Kinn, als der Lehrer wieder zu ihm kam.
„Vielleicht
sind Ihnen meine Methoden neu, aber wenn ich Ihre Namen sage und verlange, dass
Sie nach vorne treten, dann ist das ein Befehl, Mr. Malfoy“, sagte er jetzt.
Pansy lachte kurz neben ihm. „Mr. Malfoy, würden Sie nach vorne kommen“,
wiederholte der Lehrer, aber Draco lächelte mit falschem Bedauern. Und es war
für eine Sekunde mucksmäuschenstill, als er die Luft einatmete, die er zum
Antworten benötigte.
„Nein“,
sagte er kopfschüttelnd. Und kurz geriet der neutrale Ausdruck des Lehrers ins
Wanken.
Draco
brach den Blickkontakt nicht. Das war der Test. Entweder, der neue Lehrer
sprang darauf an und versagte kläglich, oder er würde die verlorene Autorität
noch irgendwo wiederfinden.
„Nein?“,
wiederholte er, tatsächlich verblüfft. „Sie… - ich habe Ihnen gesagt, Sie
sollen nach vorne kommen“, wiederholte er, sichtlich weniger gefasst, aber mit
einem wachsamen Blick.
„Das
werde ich nicht“, erklärte Draco mit gelassener Selbstsicherheit, als spräche
er zu einem Kind, das ihn unbedingt zum Spielen bewegen wollte. Blaise
schüttelte lachend den Kopf.
„Merlin“, murmelte Blaise neben ihm, als wäre all das eine peinliche
Angelegenheit. Und dann wurde der Lehrer vor ihm plötzlich ernst.
„Ach
nein?“ Seine blauen Augen fixierten ihn. Draco sah den Wunsch nach Autorität in
ihnen tatsächlich funkeln. „Und darf ich fragen, warum sie nicht nach vorne
kommen wollen?“ Und Draco begrüßte es sogar, dass er fragte. Es war ihm sehr
recht, denn es wurde Zeit, dass bei diesem chancenlosen Neuankömmling klare
Grenzen gezogen wurden. Die übrigen Slytherins schienen sich für die Dummheit
des Lehrers zu schämen. Es war fast schon amüsant, wäre es nicht
mitleidserregend.
„Ich bin
Draco Malfoy“, erklärte er mit einem entwaffnenden Lächeln und einer
Selbstverständlichkeit, die beim neuen Lehrer ein Kräuseln der Oberlippe
verursachte. Die Slytherins applaudierten hinter ihm höflich, und er unterbrach
den Blickkontakt nicht, während seine Mundwinkel zuckten. „Und ich gehorche
keinem Muggel“, ergänzte er nachsichtig, mit kalter Niedertracht in den Augen
und betonte jedes Wort mit Abschätzung.
Die
Gryffindors sahen ihn an, warteten anscheinend, dass etwas passierte. Und dann
erwachte der neue Lehrer aus seiner Starre.
„Das…
haben Sie gerade nicht wirklich zu mir gesagt!“, sagte dieser mittlerweile
tonlos. Draco hatte die Hände hinter seinem Rücken verschränkt und stand dem
Lehrer souverän gegenüber. Sein Selbstbewusstsein strahlte auf die Slytherins
hinter ihm aus, und als er sprach war seiner Stimme kein Missverständnis
anzuhören.
„Wie Sie
wissen sollten, ist mein Vater Schulrat, und wenn ich möchte, kann ich noch
ganz andere Dinge zu Ihnen sagen“, erläuterte er dem Lehrer in eisiger
Höflichkeit. Pansy kicherte wieder neben ihm, und der Lehrer vor ihm ballte die
Hände zu Fäusten. „Und bei allem Respekt“, ergänzte er, ohne auch nur den Hauch
an Respekt vorzutäuschen, „wahrscheinlich würden Sie besser daran tun, zu
fliehen, als hier zu unterrichten“, schloss er offen.
Der Mund
des Lehrers hatte sich geschlossen. Schade. Draco hatte gehofft, der Lehrer
wäre dumm genug, sich auf einen Streit einzulassen. Immerhin schien der Mann
ihn nur zu gerne verfluchen zu wollen. Wieder hoben sich Dracos Mundwinkel zu
einem gehässigen Lächeln.
Und er
würde nicht noch einmal aufgefordert werden, nach vorne zu kommen.
Schade, der
Lehrer hatte seine Chance verspielt.
„Wollen
wir?“, schlug er munter vor, und die anderen Slytherins folgten ihm lachend und
plaudern, während die Gryffindors verharrten, wo sie waren. Draco kam an ihr
vorbei, und ihr Blick war wieder einmal typisch Gryffindor. Zutiefst verletzt
und erschüttert. Natürlich.
Und Mr. Banistor, der neue Lehrer, hielt ihn nicht einmal auf.
~*~
Er betrat
das Klassenzimmer. Sie war schon da und verteilte die Agenda auf den noch
freien Plätzen vor sich. Er schloss die Tür hinter sich. Sie hob nicht mal den
Blick. Lächelnd schlenderte er näher zu den Tischen, legte seine Tasche vorne
ab und lockerte seine Krawatte um seinen Hals.
Er
erkannte auch aus dieser Entfernung, dass sie wütend war.
„Möchtest
du drüber reden?“, erkundigte er sich glatt, und sie schoss zu ihm herum. Ihre
Augen glühten praktisch. Ihre Atmung ging schneller. Sein Mundwinkel hob sich
über ihre Körpersprache, die so leicht zu lesen war.
„Nein“,
sagte sie nur, und er atmete aus. „Er ist neu an der Schule, und du führst dich
auf wie… wie…!“ Er wusste, dass sie doch darüber sprechen würde. Der Tag, an
dem Granger ihre Klappe hielt, wäre der Tag an dem er sein Abzeichen mit Messer
und Gabel verspeisen würde.
„Wie was?“, wollte er interessiert wissen und
kam um den Tisch herum. Sie bedachte ihn mit einem warnenden Blick.
„Wie ein
komplettes Arschloch!“, endete sie und machte einen Schritt von ihm weg.
Er folgte
ihr lächelnd. „Granger, der Lehrer ist neu hier. Und er ist ein Muggel in einem
Kessel voller Slytherins. Du denkst doch wohl nicht, dass ich mir irgendetwas
von einem Muggel sagen lasse!“, entgegnete er ungläubig. Ihre Wangen nahmen
rote Flecken an.
„Er ist Lehrer hier!“, brachte sie gepresst
hervor. „Und es ist mir neu, dass du das Wort Muggel überhaupt aussprechen kannst, ohne einen magischen Schock zu
kriegen“, fügte sie zorniger hinzu. Er verdrehte die Augen.
„Es war
ein Gag, ok? Neue Lehrer brauchen das!“
„Nein,
tun sie nicht!“
„Du bist sauer, weil du nach vorne gegangen bist und ich nicht?“, vermutete er,
ihre Worte ignorierend. Und sie wurde nur noch wütender und knallte die letzten
Pergamentblätter auf das letzte Pult und schloss den Abstand zu ihm.
„Nein,
Malfoy. Ich bin sauer, weil du dich wie ein verdammter Todesser verhältst!“, knurrte
sie. Er atmete aus.
„Mein
Vater ist Schulrat. Wenn sich der neue Muggel-Lehrer nicht beschwert, kommt
Lucius noch persönlich angeflogen.“
„Oh, es
ist also alles nur Show?“, fuhr sie ihn an, und ihre Augen tanzten über sein
Gesicht. Kurz lächelte er.
„Na ja,
nein. Es macht natürlich auch Spaß neue Lehrer bloßzustellen“, erwiderte er,
aber sie schien heute in einer absolut angreifbaren Stimmung zu sein. Sie war
kurz davor aus dem Zimmer zu stürmen, also gab er nach. „Granger“, sagte er mit
mehr Nachdruck, aber sie entzog ihm ihren Arm, als er nach ihrem Handgelenk
griff.
„Nein!
Weißt du, für dich ist das alles ein großer Spaß! Für dich ist es-“
„-was?“,
unterbrach er sie und sah in ihre dunklen Augen. Sie hielt seinem Blick stand,
und es war kompliziert.
Es war
immer kompliziert. Natürlich war es das. Es herrschte Krieg.
Und er
wusste, was die kluge Entscheidung war. Die kluge Entscheidung war, nicht mit
Hermine Granger zu reden. Zornig hatte sie die Hände zu Fäusten an ihren Seiten
geballt.
Ihr
Körper war so voller Ablehnung für ihn, aber wenn sie so nah vor ihm stand,
roch er den Duft ihres Shampoos. Er wusste, wie sich die cremige Haut ihrer
Wangen unter seinen Fingern anfühlte, wie sie aussah, wenn sie sich auf die
Unterlippe biss, wie verdammt noch mal fantastisch ihr schlanker Körper in
seine Arme passte, wie sich ihre wilden Locken störrisch um seine Finger
wickelten, wenn er seine Finger in ihnen vergraben hatte, um ihren verflucht
verführerischen, sinnlichen Mund für einen Kuss zu gewinnen.
„Sieh
mich nicht so an!“, befahl sie ihm, aber er hörte, dass ihre Stimme atemloser
klang, als noch vor wenigen Sekunden. Und er fand Mittel und Wege, sie zu
sehen. Sie wirklich zu sehen. Und sie
hasste ihn nicht so sehr, wie sie es wohl gerne hätte. Wie sie es tagtäglich
zur Schau stellte. Denn dann hätte sie ihm nicht erlaubt, es schon beinahe
zweimal zu tun. Es war schon zweimal fast so weit gegangen, dass er nur noch
ihr Höschen hätte ausziehen müssen, aber bisher hatte sie beide Male die
Notbremse gezogen. Aber er wusste, dieses Mal würde er –
„Verpiss
dich, Malfoy“, unterbrach Weasley seine Gedanken, als er das Klassenzimmer
betrat. Draco riss den Blick von ihren waidwunden Augen los, um seine übliche
Fassade aufrecht zu erhalten.
„Halt
dein Maul, Blutsverräter, und setz dich in die scheiß erste Reihe, in die
Versager wie du gehören“, gab er kalt zurück, und sah noch, wie sie die Augen
verdrehte, ehe sie sich umdrehte, um Weasley davon abzuhalten, ihn
niederzuschlagen. Wenn die anderen Menschen nicht wären, wäre sein Leben um so
vieles einfacher.
~*~
„Wann
kommt Harry wohl wieder?“, fragte sie, während sie missmutig in ihrem Pudding
rührte. Ron zuckte schlecht gelaunt die Achseln.
„Keine Ahnung.
Er und Dumbledore sind den ganzen Tag schon weg.“ Sie hatten das Abendessen
schweigend hinter sich gebracht. Ron war nämlich eifersüchtig auf Harry. Das
war nichts Neues. Und Hermine wusste, Ron fühlte sich nutzlos, bei dem Wissen,
dass Harry geheime Waffen erklärt bekam – das vermuteten sie zumindest – und er
untätig in der Halle sitzen musste, anstatt auch zu helfen. Die Slytherins
stolzierten durch die Halle, als gehöre Hogwarts ihnen, und Hermine konnte
nicht sagen, wie dringend sie Malfoy erwürgen wollte, dafür, dass er nichts
gegen diese Arroganz unternahm.
Sie
hasste ihn. Mit jeder Faser ihres Körpers!
„Lasst
uns hochgehen. Ich glaube, wir brauchen nicht länger auf ihn zu warten“,
beteiligte sich Ginny jetzt am Gespräch. Die drei erhoben sich vom Tisch.
Dumbledores Platz war genauso leer wie Harrys, und Hermine wüsste zu gerne, ob
Dumbledore Harry wirklich in ungeahnte magische Geheimnisse einweihte. Sie war
unheimlich neugierig.
McGonagall
und Snape unterhielten sich so angeregt, dass sie nur annehmen konnte, dass es
sich wieder einmal nur um einen unsinnigen Beschluss vom neuen Schulrat
persönlich handeln konnte. Lucius Malfoy war von der Elternvereinigung Hogwarts
zum neuen Schulrat gewählt worden. Das war nicht unbedingt verwunderlich, bestand
der Elternrat größtenteils aus Reinblütern und
Halbblütern. Nicht aus Muggeln.
Und seit
dieser Veränderung war das Leben für die Lehrer und Schüler nicht mehr
auszuhalten. Dumbledore apparierte öfter ins
Ministerium, um Lucius Malfoy zu maßregeln, als dass er am Mittagstisch saß.
Und Draco
Malfoy war der König der Schule, denn jetzt durfte er auch noch Lehrer
ungestraft schikanieren. Dabei hatte der nette Mr Banistor heute seinen ersten Tag gehabt. Er musste von
Slytherins denken, was ausnahmslos alle von den Slytherins dachten. Sie waren
arrogante Arschlöcher. Mr. Banistor war aber wider
Erwarten heute nicht bereits abgereist, wie der letzte Muggel-Lehrer, der vor
einigen Monaten in Hogwarts eingestellt worden war. Er betrachtete die Halle
schweigend, ohne jemand bestimmten anzusehen.
Und
ausgerechnet Hermine hatte den blöden Fehler gemacht, sich zu heftig mit Malfoy
zu streiten. Und sie hatte keine Ahnung, wie es passiert war, dass sie ihn in
der einen Sekunde anschrie, ihn zum Teufel wünschte, alles an ihm hasste und in
der nächsten Sekunde ihre Augen unter seinem Kuss schließen musste.
Es war…
kompliziert. Sie wusste so viel, dass er seinen Vater für vollkommen unfähig
hielt, aber sein Vater vom hohen Rang war unter den Todessern, die mittlerweile
überall rumliefen!
Und sie
wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wusste es nicht!
Harry war
öfter vom Unterricht abwesend als sonst, denn anscheinend nutzte Dumbledore
jede freie Minute, ihn in irgendwelche Geheimnisse einzuweihen, denn
anscheinend rückte der Tag, an dem Harry kämpfen musste, immer näher.
Aber sie
wusste es nicht! Harry sprach ungern darüber, und Ron und Ginny überlegten
schon beide, Freds und Georges Beispiel zu folgen, und Hogwarts früher zu
verlassen.
Ihren
eigenen Gedanken nachhängend stiegen die drei die Treppen nach oben. Hermine
rechnete jeden Tag mit der Nachricht, dass Hogwarts belagert werden würde, dass
die Todesser kommen würden, dass alle Muggel evakuiert werden mussten.
Sie
rechnete damit, dass Harry irgendwann gar nicht mehr wiederkommen würde, weil
er alleine, ohne sie und Ron, in den Krieg gezogen war, um sie zu schützen.
Sie
konnte nachts kaum schlafen. Voldemort war auf freiem Fuß, wusste Merlin, wo er
versteckt wurde, und alle Schüler wussten, es war nur noch eine Frage der Zeit,
wann das Ministerium gestürzt werden würde, hatte man sich doch die größte Mühe
gegeben, Voldemorts rechte Hand Lucius Malfoy einzuschleusen.
Hermine
rechnete jeden Tag mit der schlimmsten Nachricht.
Es war
die Ruhe vor dem Sturm. Und ruhig war es nicht wirklich. Die Anspannung
brodelte, und nur Snape gab sich noch ansatzweise Mühe, seinen Unterricht
genauso erbarmungslos wie früher zu halten. Es brachte Normalität zurück. Denn
in Snapes Unterricht waren ihm die Schüler aus Slytherin genauso unlieb wie die
Schüler aus Gryffindor, wenn sie keinen Zaubertrank brauen konnten. Nicht
einmal Malfoy bekam seine übliche Sonderbehandlung. Nicht bei Snape. Deswegen
war Snape überraschend schnell ihr neuer Lieblingslehrer geworden.
Sie saßen
noch bis elf im Gemeinschaftsraum, mutmaßten, welche neuen idiotischen Regeln
sich Lucius Malfoy noch einfallen lassen würde, wann wohl die ersten Zauberer
und Hexen London verließen und was sie tun sollten, wenn es losging. Hermine
berührte abwesend von Zeit zu Zeit immer wieder ihr hart verdientes
Schulsprecherabzeichen, was nicht einmal Lucius Malfoy, mit seiner bescheuerten
nur-Reinblüter-dürfen-Schulsprecher-werden-Tirade, ihr nicht hatte abnehmen
können.
Und sie wusste
immer noch nicht, ob nicht zufällig sein Sohn dafür verantwortlich war, dass
sie noch immer diese Position inne hatte.
Sie
befürchtete es. Aber sie sprach es nicht laut aus.
Harry kam
auch um elf noch nicht wieder, und Hermine verabschiedete sich von Ron und
Ginny und wünschte beiden eine gute Nacht.
So gut
wie eine Nacht vor Kriegsbeginn sein konnte….
Sie sah
so aus, als wolle sie sich streiten. Als würde sie es brauchen. Als warte sie
nur auf den nächsten armen Idioten, der mutig – oder dumm – genug war, sich mit
ihr anzulegen. Die Luft um sie herum schien vor geladener Spannung nur so zu
knistern.
Draco
wusste, Potter war den ganzen Tag nicht in der Schule gewesen. Und er war
tatsächlich neugierig, wie Dumbledore es anstellen wollte, ausgerechnet Potter
zur Geheimwaffe auszubilden.
Er hatte
die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben und näherte sich ihr gelassen,
denn alle ihre subtilen Zeichen der Warnung beeindruckten ihn nicht im
Geringsten. Taten sie nie.
Hier. In
der Bibliothek, wo die verschlafene Stimmung ihn eher eindämmern ließ, als
aktiv zu werden. Er wusste, sie hatte ihn längst bemerkt. Er schlenderte den
Gang entlang. Er war von zwei hohen Bücherregalen gesäumt und lag halb im
Schatten. Durch das milchige Sprossenfenster am anderen Ende fiel nur
spärliches Licht und zornig starrte sie nach vorne auf die Buchrücken, ohne sie
wahrzunehmen.
Die
Bücher schluckten die Akustik in der großen Bibliothek und lautlos stellte er
sich neben sie, während er abwartend den Kopf schräg legte, mit dem Finger
gelangweilt über die staubigen Buchrücken fuhr und abwartete, dass sie neben
ihm explodierte.
Ihr
starrer Blick löste sich und beobachtete nun seine schlanken, langen Finger,
die wahllos bei einem besonders alten Exemplar anhielten.
„Schlechte
Laune?“, fragte er rau, ohne zu laut zu sprechen, und kurz zuckte ihr Mund vor
Ärger. Staub lag in der Luft, und die winzigen Körner wirbelten vor ihrem
Gesicht, als ihre Nasenflügel vor Wut bebten.
„Hau ab,
Malfoy“, knurrte sie mit zusammen gebissenen Zähnen, ehe ihre dunklen Augen ihm
einen zornigen Blick gönnten, so kurz, als wäre es gefährlich, wenn sie ihn zu
lange ansehen würde.
„Hübsche
Mädchen brauchen nicht viel lernen, habe ich gehört“, fuhr er rauer fort, als
hätte sie ihm gerade nicht gedroht.
„Dann
nerv eine von denen“, gab sie gepresst zurück, ehe sie ihn wieder ignorierte.
Er musste unwillkürlich lächeln.
„Granger-“
„-was,
Malfoy?“, fuhr sie ihn an, ohne ihn aussprechen zu lassen. Er musste lächeln, als
sie ihn endlich ansah, als sich ihr Körper endlich seinem zuwandte.
„Das
sollte ein Kompliment sein, Granger. Aber ich kann dir nicht verdenken, dass du
es nicht gemerkt hast. Bekommst sie wahrscheinlich selten genug“, gab er leise
zurück, um sie zu ärgern, und er konnte nicht verhindern, dass seine Mundwinkel
wieder zuckten als neuer Zorn in ihren braunen Augen brannte.
„Was hast
du an hau ab nicht verstanden,
Malfoy?“, zischte sie ungehalten.
„Was
findest du an diesen Büchern so spannend?“, wich er ihrer Frage nonchalant aus,
während er sich lässig gegen das Regal lehnte und kurz die Titel studierte.
„Man kann
sie öffnen, und sie halten ihre verdammte Klappe. Das finde ich spannend!“,
knurrte sie und schob ihn schließlich zur Seite, um nach Colin Carnegies Magische Moorpflanzen zu greifen.
„Du…
fasst mich gerne an, oder?“, raunte er ihr zu, und sie wich vor ihm zurück,
während ihr Blick kurz nach links und rechts wanderte, als würde sie jemand
belauschen. Zwei Strähnen waren wohl den Tag über aus ihrem strengen Zopf
gefallen und fielen ihr vor ihre Ohren. In ihren Ohrläppchen funkelten rote
Steine im trüben Licht. Sie trug kein Makeup, und es half ihm, sie besser lesen
zu können, denn dann wusste er, wann sie rot wurde, wann sie sich schämte, wann
sie ihre Emotionen nicht verbergen konnte.
„Wie wäre
es, wenn-“
„-wenn
wir da weiter machen, wo wir vor zwei Tagen aufgehört haben?“, schlug er ihr
gedehnt vor und wartete einfach ab. Er sah sie schlucken, sah, wie sie ihren
Ärger zu verbergen versuchte. Er verschränkte abwartend die Arme vor der Brust,
senkte den Kopf ein wenig, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein, aber natürlich
wich sie seinem Blick aus. Natürlich! „Granger?“, ergänzte er langsam.
Sie biss
sich auf die Unterlippe. Wahrscheinlich, um nicht zu schreien. Seine Mundwinkel
zuckten wieder.
„Ich habe
zu tun“, erklärte sie tonlos. „Also…“
„Also?“,
wiederholte er unbeeindruckt. Es war fast zu leicht. Seitdem er ihre
Schwachstelle gefunden hatte, war sie plötzlich nicht mehr Hermine Granger, die
furchtbare Besserwisserin, die selbst den aggressivsten Troll mit ihren
endlosen Moralpredigten zum Selbstmord treiben könnte. Es war nett zu sehen,
dass auch Granger nur ein Mensch war.
Und
tatsächlich ein Mensch, der sich für ihn interessierte. Wer hätte das gedacht…?
„Malfoy,
wegen deinem scheiß Verhalten dürfen wir in Verwandlung überhaupt den
ellenlangen Aufsatz schreiben! Vielleicht solltest du dir darüber Gedanken
machen und nicht-“ Aber er hatte sie am Arm gegriffen.
„Ich kann
sehr leicht einrichten, dass du keinen Aufsatz mehr schreiben musst, Granger“,
erklärte er mit einem vielversprechenden Blick. Sie schüttelte ungläubig den
Kopf, ehe sie sich wieder umsah. „Niemand sieht uns“, deutete er ihre Sorge
richtig. Er hatte sich vorher ausgiebig vergewissert. „Also?“
„Was
genau willst du von mir hören?“, sagte sie plötzlich eiskalt und fixierte ihn
böse.
„Wie wäre
es mit: Draco, natürlich komme ich mit dir mit?“, schlug er ihr mit einem
unschuldigen Lächeln vor.
„Du bist wahnsinnig!“,
gab sie flüsternd zurück und versuchte, ihm ihren Arm zu entziehen, während sie
wieder den Kopf schüttelte. „Es herrscht Krieg, und du-“
„-noch herrscht gar nichts!“,
unterbrach er sie gereizt und zog sie näher an sich. „Und selbst wenn!“, brauste
er plötzlich knurrend auf. „Dann sollten wir die Zeit nutzen, die uns bleibt,
bevor-“
„-bevor
dein Vater den Befehl gibt, alle Muggel über Nacht zu verbrennen?“, konterte
sie bissig, und er verdrehte die Augen. Kurz schwiegen sie.
Und dann
neigte er langsam den Kopf, während er sie nicht aus den Augen ließ. Sie
versteifte sich unter ihm und erwiderte seinen Blick panisch. Aber sie bewegte
sich nicht. Auch nicht, als seine Lippen sanft ihren Mund verschlossen. Noch
immer sah er sie an und spürte, wie sie die Luft angehalten hatte. Er roch ihre
Haut, und es erregte ihn, das hier in der Bibliothek zu tun, auch wenn sie
versteckt zwischen zwei düsteren Regalreihen standen.
Seine
Hand legte sich prüfend um ihre Taille, um zu sehen, ob sie ihn von sich stieß,
aber sie ließ ihn gewähren, ließ sogar zu, dass er sie langsam gegen das Regal
hinter ihrem Rücken lehnte, als er den Kuss unwillkürlich vertiefen musste.
Seine
Augen schlossen sich mit einem leisen Stöhnen, als er mit der Zunge ihre Lippen
teilte, den Abstand zu ihr schloss und sich gegen sie drängte. Kurz ächzte das
Bücherregal unter dem Druck, aber es gab nicht nach. Ihre Hände lagen über
seiner Brust, aber ihr Kopf hatte sich in den Nacken gelegt. Er erkundete ihren
Mund fast übermütig. Er hatte ihre Nähe vermisst, und wusste selber, wie falsch
es war.
Aber in
der letzten Zeit war er… unvernünftig geworden. Leichtsinnig, denn er spürte
es. Es saß ihm in den Gliedern, wenn er morgens aufwachte. Der Krieg hatte
begonnen.
Egal, was
er sagte, egal, ob er sie anlog. Sie wussten es beide besser, und bald würde es
kein Hogwarts mehr geben. Keine neutrale Zone, in der ein Todesser eine Muggel
küssen konnte, ohne selber die größten Probleme zu bekommen.
Es riss
in seinem Innern, als ein Stöhnen ihren Mund verließ. Er hatte den Arm um sie
geschlungen, presste seine Erektion gegen ihren Unterleib, um sich
Erleichterung zu verschaffen und war dankbar für diese Momente. Ihre Finger
griffen in seine Haare, zogen sein Gesicht näher zu sich, und seine Hand glitt
unter ihren Pullunder, unter die weiße Bluse, die sie trug und traf auf ihre
warme Haut. Sie schnappte nach Luft, aber er unterbrach den Kuss keine Sekunde.
Seine
Hand glitt ihren bloßen Bauch empor und traf auf die Spitze ihres BHs.
Merlin,
er wollte sie jetzt! Die Bibliothek war groß, aber er bezweifelte, dass sie
damit einverstanden sein würde, wenn er sie gegen ein Regal nahm. Heiß löste
sich sein Mund von ihren geschwollenen Lippen und er sah in ihr Gesicht hinab.
„Vertraust
du mir?“, raunte er zusammenhanglos und ihre Augen öffneten sich langsam. Ihr
Blick war verschleiert, ihre Wangen vor Scham gerötet, und sie schüttelte
atemlos den Kopf.
„Nein“,
flüsterte sie rau, aber er zog sie mit sich tiefer zwischen die Regale, bis zum
Fenster, bis zu dem schmalen Tisch, an dem man sitzen und die Bücher
aufschlagen konnte, die man leihen wollte. Er schob den Stuhl beiseite, wischte
die wenigen Exemplare, die auf dem schmalen Massivholztisch lagen zur Seite und
presste sie gegen die Tischkante.
„Malfoy!“, entfuhr es ihr panisch, aber er schüttelte nur den Kopf, fasste um
ihre Taille und hob sie auf die Tischplatte. Ängstlich blickte sie über seine
Schulter, den Gang zurück, aber niemand kam, niemand bemerkte sie. „Draco,
nein!“, zischte sie, als er vor ihr auf die Knie ging. „Was zur-“, quietschte
sie verhalten, aber seine Hände schoben bereits verlangend ihren kurzen Rock
ihre Oberschenkel empor.
„Bitte“,
flüsterte er heiser, als er ihr Bein über seine Schulter legte, während sie mit
großen Augen auf ihn hinab sah.
„Das ist nicht dein ernst!“, entfuhr es ihr. „Was, wenn Schüler in den Gang
kommen? Wenn Madame Pince uns hört?“, flüsterte sie und versuchte ihr Bein von
seiner Schulter zu ziehen, als er näher zu ihr rückte. Sie hatte ihn Draco genannt,
dachte er lächelnd. Das tat sie schon selten genug. Er
hatte ihren Rock so hoch geschoben, dass er ihr weißes Höschen sehen konnte. Er
spreizte ihre Beine weiter, und sie fluchte unterdrückt.
„Draco!“,
wiederholte sie gepresst, und jetzt fuhr sein Daumen über den verräterisch
feuchten Stoff. Sie schnappte haltlos nach Luft und hörte auf, sich gegen ihn
zu wehren. „Das kannst du nicht tun“, wimmerte sie, als er härter über ihren
empfindlichen Punkt rieb.
Ihre
Brust hob und senkte sich jetzt schneller. Oh, sie würde nicht leugnen können,
dass sie wollte, dass er genau das hier mit ihr tat!
Seine
Gedanken lagen blank. Es war ihm egal. Er rückte näher zu ihr, schob mit dem
Daumen den schmalen Streifen Stoff einfach zur Seite und musste sie schmecken. Er
musste einfach! Egal, ob sie entdeckt werden würden. Es war ihm verflucht egal.
Er strich mit seiner Zunge über ihren feuchten Eingang, und hörte, wie sie
durch die Nase die Luft einzog.
Sie
bemühte sich kein Geräusch zu machen, und ihre Finger griffen fest in seine
Haare, zerrten ihn von ihrer Mitte und pressten ihn gleichzeitig näher an sich.
Er ließ
seine Zunge tiefer gleiten, ließ sie in ihre Hitze sinken, und sie keuchte
unterdrückt auf. Seine Hand schlang sich um ihren Po, presste ihren Unterleib näher
an seinen Mund, und ihre Finger zitterten mittlerweile in seinen Haaren. Ihr
fester Griff ließ nach, und sie ließ ihn gewähren, gab sich ihm hin. Und als er
nach oben schielte, war ihr Kopf in ihren Nacken gefallen. Sie spreizte die
Beine automatisch weiter für ihn, und mit mehr Druck ließ er seine Zunge tiefer
in sie gleiten, entfernte sich wieder und küsste, saugte und liebkoste ihr
zartes Fleisch.
Ihre
Säfte schmeckten süß in seinem Mund, und seine Erektion pochte gegen seinen
Reißverschluss. Ihr Atem ging schneller, und ihr schien wohl mittlerweile egal
zu sein, ob sie jemand hören würde, bemerkte er mit einem feinen Lächeln. Sein
Daumen rieb jetzt hart über ihre Knospe und sie bog sich ihm entgegen.
Dann
löste er mit der Zunge seinen Daumen ab und krallte sich in ihren weichen
Oberschenkel als sie schaudernd über ihm kam. Ein kehliger
Laut entrang sich ihrer Kehle, und er lehnte sich schwer atmend gegen ihren
Oberschenkel, küsste die Innenseite, und ihr Blick wirkte weit entfernt, als
ihre Lider sich flatternd öffneten.
Ihre
Wangen waren herrlich rot, und er spürte, wie er grinsen musste. Hastig entzog
sie ihm ihr Bein, schloss ihre Schenkel und streifte den Rock nach unten. Sie
fuhr sich prüfend über die Haare und über ihre heißen Wangen.
„Das war
unfassbar dreist von dir!“, warf sie ihm zischend vor, als sie von der
Tischkante rutschte und wieder auf ihren Füßen stand. Er erhob sich in nur
einer Bewegung, und ließ sie nicht aus seinem Blick.
„Ich
finde dich unfassbar sexy, Granger“, griff er ihre Worte ungeniert auf. Sie
schüttelte wieder einmal den Kopf und sah ihn ungläubig an. Er richtete mit
schmerzverzogenem Gesicht seine Erektion in seiner Hose, und sie sah mit
hochrotem Kopf an ihm hinab. „Ich nehme an, ich kann dich nicht überreden, dass
du dich umdrehst und… dich über den Tisch beugst, oder?“, wollte er mit einem
eindeutigen Blick von ihr wissen, und ihr Mund öffnete sich empört.
„Vielleicht möchtest du mich direkt vorne auf Madame Pinces
Schreibtisch nehmen, Malfoy?“, fuhr sie ihn gepresst an. Ja, das würde er auch
tun, aber er sagte es nicht laut. Stattdessen ergriff er ihre Hand und presste
sie flach gegen seine steinharte Erektion. Er musste vor Verlangen die Augen
schließen.
„Triff
mich heute Abend im Badezimmer der Vertrauensschüler, Granger“, raunte er, als
er den Kopf zu ihrem Ohr neigte. Er schmeckte sie noch
immer in seinem Mund, und es turnte ihn unglaublich an. Sie schnappte nach
Luft.
„Ich…“
„Es wäre…
sehr ungerecht, wenn du nicht kommen würdest“, erinnerte er sie rau und presste
seine Hand fester gegen ihre, so dass sie mehr Druck auf seinen Schwanz
ausübte. Sie schluckte schwer als sich ihr Blick zu seinen Augen hob.
„Wir sehen uns später, Granger“, versprach er ihr rau und zwang sich, sie nicht
noch einmal zu küssen. Sie war immer noch rot im Gesicht, und er hoffte, dass
sie ihn nicht sitzen lassen würde. Er wandte sich endlich von ihr ab und sie
ließ sie im Gang zurück als er betont gleichmütig die Bibliothek verließ.
~*~
Hermine kaute
auf ihrer Unterlippe, während Harry vor dem Feuer kurz und knapp berichtete,
was er und Dumbledore getrieben hatten.
Anscheinend
waren sie gemeinsam auf der Suche nach ehemaligen Auroren
gewesen, um diese zu rekrutieren, um sie für den Phönix-Orden zu gewinnen.
Auch
hatten sie Quartiere ausgekundschaftet, wo sie würden bleiben können.
Denn eine
Sache hatte Harry ohne Zögern sofort zugegeben.
Es würde
beginnen. Und es war an der Zeit, die Sachen zu packen.
Und er
hatte Hermine dabei zwar angesehen, aber nicht ausdrücklich behauptet, dass…
dass sie gehen musste.
Ron war
aufgelöst, hatte rote Flecken auf den Wangen bekommen. „Harry, was sollen wir
tun?“
„Wir
werden nachkommen. Wir halten die Stellung hier“, beharrte Harry ruhig, während
Ginny seine Hand ergriffen hatte. Sein Blick galt wieder Hermine. „Ich werde
dir beschreiben, wo der Ort liegt, Hermine. Dann kannst du dorthin apparieren.
Der angesetzte Termin der Infiltrierung ist morgen Abend. Morgen wollen die
Todesser Hogwarts stürmen“, flüsterte er jetzt so leise, dass sie sich weiter
vorlehnen mussten.
Wieder
kaute Hermine auf ihrer Unterlippe.
Dean
Thomas war vor einigen Stunden abgereist. Er hatte seine Sachen gepackt, hatte
sich von Dumbledore aus dem Tor bringen lassen und war von seinen Eltern
abgeholt worden. Sie und Dean Thomas waren die einzig muggelgeborenen
Hogwartsschüler.
Harry
hatte ihr gesagt, dass sich Dumbledore um ihre Eltern kümmern würde. Es wäre
für sie zu riskant nach Hause zurückzukehren, hatte er erklärt. Sie wäre Harrys
Freundin und es wäre eine bekannte Tatsache.
„Hermine?“,
wandte sich Harry wieder an sie.
„Ja“,
erwiderte sie nickend. „Ja, ich werde packen. Erklär mir den Ort und…“
„Dumbledore
sagt, dass du morgen noch vor dem Frühstück apparieren sollst“, erklärte Harry
eindringlich.
„Ok“,
sagte sie nur. „Ich… muss noch ein paar Bücher zurückbringen“, ergänzte sie
plötzlich. Weder Ron, noch Ginny oder Harry erhoben irgendwelche Einwände
dagegen, mochte diese Anwandlung auch noch so seltsam sein. Denn natürlich
waren Leihbücher wohl ziemlich egal, in dieser Situation, aber… sie verspürte
das Bedürfnis, ihn noch einmal zu sehen. Hatte sie auch mit keinem Funken in
ihrem Körper mehr das Bedürfnis, seiner Badezimmer-Bitte nachzukommen, würde
sie gerne von ihm wissen, ob er davon wusste, dass morgen Abend der Tag sein
sollte, wenn seine Leute Hogwarts stürmen wollten.
Sie ging
nach oben, aber sie hatte wohlweislich ihren Schrankkoffer bereits aufgeräumt.
Sie würde ihn klein und leicht hexen. Sie würde ihren Koffer in die spezielle
Handtasche bekommen können. Die Leihbücher lagen ordentlich auf ihrem
Nachttisch. Das Exemplar der Magischen
Moorpflanzen lag obenauf, ohne dass sie heute noch reingeschaut hatte. Es
erinnerte sie an… ihn. An die Dinge, die er heute mit ihr getan hatte.
Sie griff
sich die Bücher, während sie die Treppe wieder runter lief.
Es waren
nur noch wenige Schüler im Gemeinschaftsraum. „Bin gleich wieder da“, rief sie
ihren Freunden zu, die wieder angespannt ins Gespräch vertieft waren. Sie
konnte von hier aus hören, dass Ron darauf bestand, mit ihr zu gehen, wenn sie
fliehen musste.
Sie
wollte jetzt gerade nicht darüber nachdenken. Sie würde es heute Nacht tun,
wenn sie alles kleinhexte. Wenn sie sich darauf vorbereitete, nicht mehr wieder
zu kommen. Es kam nicht überraschend. Sie hatte sich bereits abgefunden. Sie
lebte seit Wochen in Angst, dass der Tag endlich kommen würde.
Und jetzt
war er da. Schneller, als sie erwartet hatte.
Der Weg
zur Bibliothek dauerte fünf Minuten, die Bücher abzugeben dauerte genauso
lange, denn Madame Pince hatte bereits abgeschlossen, aber Hermine hatte sie
überzeugt, noch einmal zu öffnen.
„Aber Sie
haben doch die Bücher erst heute Nachmittag ausgeliehen“, hatte sich Madame
Pince erinnert, aber Hermine hatte tapfer gelächelt.
„Ich
brauche sie nicht mehr“, hatte sie tonlos gesagt. Kurz hatte Madame Pince gschwiegen, ehe sie wortlos die Türen zur Bibliothek wieder
aufgeschlossen hatte. Sie hatte die Bücher entgegengenommen, und Hermine hatte
den Eindruck gehabt, dass ihre Augen glasig geworden waren.
„Vielen
Dank“, hatte Hermine noch gesagt, ehe sie sich wieder verabschiedet hatte. Sie
ging in den dritten Stock, aber eigentlich vermutete sie nicht mehr, dass er
noch da sein würde, um auf sie zu warten. Es war zehn Uhr. Und sie hatte Recht,
denn als sie in den entsprechenden Flur bog, der ausgestorben im Halbdunkel der
Lichter vor ihr lag, kam er ihr entgegen.
Er hielt
unwillig inne, schien überrascht, dass sie doch gekommen war, und der finstere
Ausdruck in seinem Gesicht wich einer Art Unentschlossenheit. „Du bist zu
spät“, erklärte er schlecht gelaunt.
„Wusstest
du davon?“, wollte sie ohne Umstände von ihm wissen. Ihn zu sehen, war nicht
angenehm. Gar nicht.
„Was?“ Er
schien ihr noch nicht vergeben zu haben, aber dafür hatte sie jetzt keine Zeit
mehr.
„Von
morgen“, sagte sie also. „Wusstest du, dass es morgen soweit ist?“, wiederholte
sie ruhig. Er musterte sie kurz, als verstünde er nicht.
„Dass was soweit ist?“, entfuhr es ihm
ärgerlich und ungeduldig. Er war unfassbar, fand sie wütend. Dann wurde sein
Gesicht ausdrucksloser. „Woher weißt du das?“, wollte er jetzt wissen, und
schien seine Wut aufzugeben. Nein, seine Stimme klang regelrecht atemlos als er
sprach.
„Harry hat es erzählt“, gestand sie ein, denn es brachte ihr nichts mehr, zu
lügen. Es würde morgen sowieso alles zur Sprache kommen, nahm sie an. „Ich
verschwinde heute Nacht“, ergänzte sie, auch wenn sie sich nicht ganz sicher
war, warum sie es tat. Sie wartete auf seine Reaktion. Sein Blick hatte sich
verständnislos zu ihrem Gesicht gehoben.
„Was soll
das heißen?“, entfuhr es ihm plötzlich. „Du fliehst?“, beantwortete er seine
eigene Frage ungläubig. „Allein?“, ergänzte er fassungslos.
„Was soll
ich tun, Malfoy? Warten, bis sie kommen und mich umbringen? Ich denke, ich
hätte schon gerne eine fairere Chance als das!“ Er schüttelte unwirsch den
Kopf, als wolle er ihr nicht zuhören, als hätte sie nicht begriffen.
„Sie
werden dich finden!“, beharrte er plötzlich.
„Harry hat ein Quartier-“, begann sie, bereute die Worte sofort, aber es schien
ihm egal zu sein.
„Harry hat ein Quartier?“,
wiederholte er spöttisch, als hätte sie gesagt, dass sie auf Mrs. Norris durch die Nacht reiten wollte. „Wer denkst du,
ist Harry Potter, Granger? Er ist
keine einflussreiche Person, die dich retten kann!“, fuhr er sie an. „Er
besitzt keine politische Immunität! Merlin, er ist der letzte, der das hat!“,
knurrte er haltlos und fuhr sich abwesend durch die blonden Strähnen, die immer
wieder in seine Stirn fielen. „Wieso erzählst du mir das überhaupt?“, wollte er
plötzlich wissen.
Ihr Mund
öffnete sich verstört.
„Ich
meine, du kommst hierher und… - du wolltest wissen, ob ich es wusste, richtig? Nein,
Granger. Ich wusste es nicht, ok?“, fuhr er sie an, als hätte sie es ihm
praktisch unterstellt.
„Malfoy-“, begann sie ungeduldig, denn sie hatte weder die Zeit, noch die Lust
auf seine Wut. Sie hatte genug eigene Sorgen.
„-wie
hast du dir das vorgestellt?“, fragte er jetzt zornig, als wäre sie ein Kind,
was beschlossen hatte, abzuhauen.
„Keine
Ahnung“, erwiderte sie gereizt. „Ich habe nicht darüber nachgedacht. Ich kann
es mir nicht leisten, darüber nachzudenken. Und das weißt du auch ganz genau!“,
fuhr sie ihn schließlich an. „Tu nicht so überrascht, dass ich in Erwägung
ziehe, zu fliehen, wenn Todesser beschließen die Schule zu stürmen, ok? Es ist
nicht so, als hätten wir damit nicht gerechnet! Und es ist auch nicht so, dass
du nicht genau wüsstest, auf welcher Seite du am Ende stehen würdest!“,
ergänzte sie leise, damit sie keine Aufmerksamkeit erregen würden. Er
schüttelte nur den Kopf. „Und diese Sache war doch sowieso nur temporär! Auch
das hast du gewusst!“, fuhr sie ihn an. Sie hatte sich nichts vorgemacht. Wenn
es soweit war, hatten sie beide gewusst, dass diese… diese Affäre, die sie
begonnen hatten, enden würde. Ohne Frage. Und ohne jeden Zweifel.
„Diese Sache?“, wiedeholte er ungläubig
und war näher gekommen.
„Was auch
immer, Malfoy“, räumte sie kleinlaut ein und verschränkte die Arme. Sie standen
sich auf dem schmalen Flur gegenüber.
„Dann
war’s das jetzt?“, fragte er fast neutral. Sie schluckte, ehe sie nickte.
Nicken musste, denn was sollte sie sonst bitteschön tun?
„Ja“,
erwiderte sie mutlos. „Wir… sind ab heute besser Feinde, ok?“, wagte sie zu
sagen, und er runzelte wieder einmal die Stirn. „Ich meine, es gibt keinen
Grund, es nicht zu sein“, schloss sie bitter. Er ging darauf nicht mal ein,
schien es nicht mal in Erwägung zu ziehen.
„Wo wirst
du sein?“, wollte er jetzt wissen.
„Ich
werde an keinem bestimmten Ort bleiben“, erwiderte sie vage.
„Und du
willst es mir auch nicht sagen?“, erfasste er den Gedanken hinter ihren Worten
mit einem traurigen Lächeln. Ihr Mund öffnete sich stumm. Seine grauen Augen
wirkten genauso ratlos, wie sie sich fühlte. Es war… so traurig. Sie wusste
nicht, wann sie sich in ihn verliebt hatte, aber sie wusste, dass sie heute
Nacht weinen würde. „Ich werde dich finden“, beschloss er schließlich. Es klang
wie ein Spiel für ihn, stellte sie fest. Es schien nicht mal eine Frage zu
sein, dass er es nicht tun würde. Und dass er sie nicht würde finden wollen,
schien auch keine Option zu sein.
„Das wird
vorübergehen, Granger“, schien er ihr versprechen zu
wollen. „Dieser… Krieg“, schloss er nachdenklich.
„Malfoy-“
Aber auf
dem nächsten Flur regte sich etwas. Schüler waren noch unterwegs. Sie wandte
sich um, konnte aber nicht entdecken. Sie zog den Zauberstab und vollführte den
Lumos. „Ich
glaube, sie sind weg“, flüsterte sie unsicher. Es verging ein Moment in Stille.
Keiner sagte etwas. Sie wandte sich um. „Draco-?“ Aber sie unterbrach sich.
Sie war
allein auf dem Flur. Langsam atmete sie aus. Der Krieg hatte begonnen.
~*~
Malaysisches Hochland, 2027…
Es
klopfte.
Vollkommen
ungläubig starrte sie auf die Tür der zugigen Schneehütte. Das Feuer prasselte
im Kamin, während draußen ein solches Schneetreiben herrschte, dass unmöglich
irgendjemand freiwillig draußen sein konnte. Und darauf kam es nicht wirklich
an, denn… sie war auf der Flucht. Niemand hatte hier zu klopfen. An dem Ort,
den sie sich als sicheres Versteck ausgeguckt hatte. Wochen hatte sie hierfür
gebraucht, hatte alles geplant, und es war ihr erster Abend hier. Niemand –
absolut niemand – wusste, dass sie hier war.
Und
deswegen starrte sie ungläubig auf die Tür der Hütte, die sie versiegelt hatte.
Sie kam
auf die Beine, den Zauberstab gezogen. Er war magisch geklebt, denn als sie das
letzte Mal den Greifern in die Falle geraten war, hatten diese ihren Zauberstab
zerbrochen, ehe sie sie nach Askaban ausliefern wollten. Aber ihr war die
Flucht gelungen, denn Greifer waren nicht nur unglaublich dumm, sondern auch
unfassbar langsam.
Unschlüssig
stand sie in der Mitte des kleinen Raumes. Sie trug eine grobmaschige lange
graue Strickjacke über der schwarzen Leggings, die langen Haare türmten sich
hochgesteckt auf ihrem Kopf, mit dicken Socken an den Füßen, die im Moment
nicht zur Flucht geeignet waren und sie biss sich auf die Unterlippe, während
sie überlegte, was sie tun sollte.
Sie war
nicht vorbereitet durch den Schnee zu fliehen. Nicht heute Nacht zumindest.
Und es
klopfte erneut, diesmal lauter. Und sie wusste, hätte der Feind sie gefunden,
würde er sich nicht höflich die Mühe machen, an ihre Hüttentür zu klopfen. Aber
sie würde wohl kaum warten können. Das Licht der Hütte musste nach draußen
strahlen. Derjenige vor der Tür wusste also, dass sie hier war. Und ihr
Vertrauen ging nicht soweit, dass sie einem einsamen Wanderer unterstellte,
sich hierhin verirrt zu haben.
Sie
näherte sich der Tür, aber so zugig waren die Schlitze zwischen den
Holzbrettern nicht, dass sie nach draußen hätte spähen können. Aber unter der Türritze erkannte sie den Schatten einer Person. Jemand
stand vor ihrer Tür und wartete.
Sie
konnte doch unmöglich aufmachen! Natürlich war es ohnehin zu spät. Jemand hatte
sie gefunden.
Sie tat
also, was sie am besten konnte.
In
Windeseile griff sie nach ihrem mitgenommenen Rucksack, der ihr als Glücksbringer
immer gute Dienste geleistet hatte und angelte sich den Rest ihres Peruanischen
Finsternispulvers. Sie schleuderte es mit voller
Wucht auf den Boden und pechschwarze Finsternis legte sich über den orangenen
Schein der Hütte und tauchte alles in bodenlose Schwärze.
Mit einem
Schlenker löste sie die Verriegelung auf der Tür.
Das
schien die Person zu merken, denn sie drückte die Klinke nun runter. Die Tür
schwang in die Schwärze der Hütte auf. Das Licht der Nacht draußen waren tausendmal
heller als das Schwarz in der Hütte. Es war nicht mehr viel an Pulver übrig
gewesen, das bedeutete, sie hatte nicht viel Zeit, den Eindringling außer
Gefecht zu setzen. Er würde sie in der Ecke niemals ausmachen können.
Lauernd
wartete sie, dass er über die Schwelle treten würde. Er war nicht der erste
Angreifer, den sie erledigte. Selten hatte sie überhaupt so etwas wie eine
ruhige Nacht.
„Hallo?“,
ertönte die fremde Stimme eines Mannes. „Peruanisches Finsternispulver
aus verbotenem Weasley-Vorrat, nehme ich an?“, stellte er die Frage direkt in
die Dunkelheit, und Hermine verengte die Augen, um den Mann erkennen zu können,
aber er trug die Kapuze seines Reiseumhangs tief in die Stirn gezogen.
„Ziemlich sparsam“, ergänzte er, und Hermine wartete, dass er den Raum betrat.
Der Türrahmen bot ihm zu viel Schutz. Vielleicht würde sie ihn nicht treffen,
dann wüsste er, wo sie war.
Er hielt
den eigenen Zauberstab in der Hand. Der Lumos würde nicht funktionieren. Eigentlich funktionierte
nichts gegen das Pulver. Nichts, was sie kannte zumindest.
Sie
wollte nicht länger zögern, denn egal, wer er war, er hatte recht, und sie war
ziemlich sparsam in den letzten Jahren gewesen. Deswegen war
ihr Pulver auch mittlerweile alle.
Sie
zielte sorgsam, und der Stupor hätte auch getroffen, wäre er nicht in letzte
Sekunde ausgewichen.
Jetzt
hatte sie ihre Position verraten. Er wartete, bis sich der Funkenschauer gelegt
hatte, ehe er die Hütte betrat und von der Dunkelheit verschluckt wurde. Sie
hatte nicht damit gerechnet, dass er die Tür mit dem Zauberstab schließen
würde.
Jetzt
blieb sie vollkommen still in der Ecke stehen und lauschte, ob seine Schritte
ihn verraten würden. Aber er schien sich ebenso wenig wie sie zu bewegen.
Was
sollte das?! Und ihre Zeit lief ab. Sie hatte nicht die Muße, zu warten, was
passieren würde. Das atmen fiel ihr schwerer.
„Ich hab
doch gesagt, dass ich dich finde“, sagte der Fremde plötzlich in die
Dunkelheit, und ihr Herz jagte, als das Pulver verbraucht war und mit einem Mal
das Licht des Kamins sie aus dem Dunkel holte, als wären plötzlich Scheinwerfer
auf sie gerichtet. Ohne zu zögern schickte sie stumm den zweiten Stupor in
seine Richtung. Er blockte ihn genauso stumm und zog die Kapuze vom Kopf.
Der
nächste Fluch blieb ihr im Halse stecken, als sie ihn erkannte.
Und sie
erwartete nicht viel in ihrer malaysischen Berghütte. Und Draco Malfoy gehörte
wohl eher zu den unerwarteten Sachen.
~*~
Sie
senkte den Zauberstab nicht. Nicht einen Millimeter. Und sie hatte auch keinen
Grund dazu. Die Firma der Malfoys war wohl für mehr Inhaftierungen in den
letzten zehn Jahren verantwortlich als sonst irgendeine Greifergruppe.
Die meisten Greifergruppen wurden ohnehin von den
Malfoys gestellt.
„Was soll
das?“ fuhr sie ihn schließlich an, als sie sich an seinen Anblick gewöhnt
hatte. Aber an diesen Anblick konnte man sich wohl nicht wirklich gewöhnen. „Wo
ist der Rest?“, ergänzte sie und lugte aus dem Fenster nach draußen in das
dichte Schneetreiben.
„Was?“, fragte er tatsächlich verblüfft. „Welcher Rest?“ Aber sie glaubte ihm
nicht. Sie vernegte spöttisch die Augen.
„Sicher,
du denkst, ich glaube, dass du alleine hergekommen bist? Wahrscheinlich sichern
deine Sklaven die Umgebung ab, richtig?“ Er schwieg kurz.
„Ich bin alleine
hier“, erwiderte er schließlich.
„Aha, und
niemand weiß, wo du bist? Wirklich?“
„Nein“,
räumte er ein. „Die Detektei meines Unternehmens, die dich ausfindig gemacht
hat, weiß es“, ergänzte er. Ihr Mund öffnete sich. Das war vollkommen
unmöglich!
„Wenn ihr
mich gefunden habt, wieso bin ich dann nicht verhaftet?“, wollte sie
herausfordernd wissen, und er machte immer noch eine Anstalten, den Zauberstab
wieder zu heben.
„Ich habe
den Befehl dazu nicht gegeben“, erwiderte er lapidar. Ihr Mund öffnete sich,
und sie schluckte schwer.
„Was?“,
war es nun an ihr zu fragen, denn sie begriff nicht.
„Genauso
wenig wie ich den Befehl gegeben habe, Weasley umzubringen, Banistor
zu entlassen, Dean Thomas zu verhaften, deine Eltern auszuliefern – genauso
wenig existiert die Akte über deinen Aufenthaltsverlauf.“
Sie war
verstummt. Denn sie verstand auch nicht. „Ich kann nur so vieles tun, Granger“,
sagte er ihren Namen schließlich. „Und nein, es existieren nur Vermutungen über
deine Aufenthalte. Das hier war der erste echte Hinweis, den Gregory hatte.“
„Und
Harry?“, fragte sie plötzlich tonlos und vergaß ihren momentanen Hass.
„Wenn
Potter noch leben sollte, hält er sich so gut versteckt, dass es nicht einmal
den allerkleinsten Hinweis auf ihn gibt. Aber… er wurde letzte Woche für tot
erklärt. Wie du weißt“, ergänzte er, als sein Blick auf den alten
Tagespropheten auf der alten Couch vor dem Kamin fiel. Hermine schluckte
wieder. Ja, Harry war seit zehn Jahren ohne jede Spur untergetaucht, und wer
zehn Jahre als verschollen galt, ohne den Beweise gelebt oder nicht gelebt zu
haben, wurde für tot erklärt.
„Was tust
du hier?“, wiederholte sie die Frage, die sich ihr aufdrängte. Sie beäugte ihn
misstrauisch.
„Ich habe
dir gesagt, ich werde dich finden“, wiederholte er, als würde es irgendwas
erklären.
„Wann?“,
entfuhr es ihr ungläubig.
„Wann? Am
letzten Abend in Hogwarts“, erwiderte er, als läge es erst wenige Tage zurück.
Sie schüttelte verständnislos den Kopf.
„Das… das
ist zehn Jahre her! Du… du bist in die Firma deines Vaters eingestiegen, du… du
bist jetzt Schulrat für Hogwarts!“, rief sie hysterisch.
„Sicher bin ich Schulrat! Wie sollte ich sonst verhindern, dass Leute gefeuert
werden, weil sie Muggel sind, Granger?“ Sie dachte über seine Worte nach,
schüttelte aber den Kopf.
„Du… du
kannst hier nicht einfach auftauchen!“, sagte sie jetzt aufgebracht. „Wenn dir
irgendwer folgt und-“
„-Gregory
hat genügend Vielsafttrank, um sich vierundzwanzig als Draco Malfoy ausgeben zu
können“, erklärte er ohne Umschweife. Ihre Augen verengten sich wieder.
„Und
woher weiß ich, dass du keinen Vielsafttrank genommen hast?“, wollte sie scharf
wissen, den Zauberstab auf seine Brust gerichtet. Er runzelte die Stirn auf
eine altbekannte Art und Weise, dass sie fast wieder den Kopf geschüttelt
hätte.
„Was
würde das für einen Unterschied machen? Deinen Zauberstab hältst du immer noch
auf mich gerichtet“, erklärte er. „Aber ich bin ich“, entschied er zu sagen.
„Und was
willst du hier?“, sagte sie wieder, denn sie konnte es nicht verstehen. Er
lächelte jetzt.
„Ich
wollte dich finden, und jetzt habe ich dich gefunden. Ich wollte dich sehen.“
Als wäre es etwas Selbstverständliches! Als hätte er ein Recht dazu. Zornig
steckte sie den Zauberstab zurück. Wütend stopfte sie ihre Habseligkeiten in
ihren Rucksack, auch den alten Tagespropheten. „Was tust du?“ Seine Stimme war
ruhiger geworden.
„Ich
packe. Denn ich bin – im Gegensatz zum dir, Malfoy – auf der Flucht! Mein
Gesicht ist auf jedem Milchkarton von hier bis Timbuktu!“,
fuhr sie ihn an. Er sagte nichts dazu, sah ihr einfach nur zu. Unfassbar! Als
wäre sie von der langen Reise hierhin nicht erschöpft genug, denn mit einem
kaputten Zauberstab konnte man sowieso nur noch kurze Strecken apparieren. Sie
war fast einen Tag unterwegs gewesen. Er wahrscheinlich höchstens eine Stunde.
Und jetzt konnte sie sehen, wo sie blieb!
„Niemand
weiß, dass du hier bist“, erklärte er.
„Nein, du
weißt es! Und anscheinend eine ganze verdammte Detektei! Woher willst du
wissen, dass die es nicht Lucius sagen? Oder Bellatrix? Oder Voldemort
höchstpersönlich?!“, rief sie ärgerlich.
„Granger-“,
begann er und kam näher, aber sie streckte sofort den Rücken durch und hielt
ihn auf Abstand.
„Nein!“,
unterbrach sie ihn verständnislos. „Für dich mag es ein großer Spaß gewesen
sein, Freizeitdetektive auf mich anzusetzen, Malfoy, aber das hier ist mein
Leben! Ich lebe nicht in einer unbezwingbaren Festung mit der Gunst von
Voldemort im Nacken! Ich bin kein Todesser, der gemütlich in seinem Büro sitzt
und entscheidet, wie viele Muggel er heute den Dementoren zum Kuss vorwirft!“,
fuhr sie ihn an. „Ich bin die andere Seite, Malfoy! Das hier ist kein Spiel
mehr! Es ist nicht Hogwarts, und es endet nicht gut!“
„Granger,
wir arbeiten verdeckt, aber machen wir es zu auffällig, fliegen wir auf“,
erklärte er ruhig. „Gegen Lucius zu arbeiten ist nicht unbedingt die leichteste
Aufgabe, verstehst du? Ich weiß, dass es kein Spiel ist, verdammt!“ Seine
Stimme wurde lauter. „Aber heute Abend gab es endlich nach so langer Zeit einen
echten Hinweis auf deinen Verbleib. Und ich verspreche dir, niemand weiß davon,
und Morgen kannst du wieder verschwinden! Aber heute… nur heute will ich dich
einfach nur sehen“, endete er zornig. „Denkst du, es macht Spaß? Menschen zu
verurteilen, zu verhaften? Denkst du, es ist einfach, Todesser zu sein, wenn
man keiner sein will? Ich will das nicht, Granger, ok? Aber ich habe immerhin
die Möglichkeit in einer Position zu sein, wo ich wenigstens das alleräußerste
verhindern kann! Und sei es nur, dass Ronald Weasley in seiner Zelle nicht von
Dementoren heimgesucht wird!“, knurrte er.
Sie
schluckte schwer. Er schien sich wieder zu beruhigen, fuhr sich durch die Haare
und trug immer noch den nassen Reiseumhang. „Hast du… hast du ihn gesehen?“,
fragte sie heiser, denn sie hatte Ron seit der Nacht der Inhaftierung nicht
mehr gesehen. Und das war jetzt drei Jahre her. Sie hatte immer versucht, die
Zeitungen zu verfolgen, zu erfahren, ob Ronald Weasley bereits den Todeskuss
erhalten hatte, hatte es aber nie herausfinden können.
Er
schüttelte den Kopf. „Mein Weg führt selten in die Zellen gefangener“, sagte er
schließlich. „Also?“, fragte er, und für einen Moment hörte man nur das Feuer
im Kamin knistern.
„Also was?“,
erwiderte sie, aber ihre Stimme klang resignierend.
„Bleib“,
sagte er nur. Es war kein Befehl. Es war keine Forderung. Und auch, wenn er das
Wort Bitte nicht verwendet hatte,
schien es in seinen Worten mitzuschwingen. Sie erlaubte sich erst jetzt, ihn
anzusehen. Er war älter geworden. Natürlich war er das, aber nicht nur auf dem
Papier. Sie sah ihm sein Alter an. Er hatte ein paar Falten um den Mund
bekommen. Sie hatte auch das Gefühl, seine Nase wirkte definierter als damals,
aber seine Augen waren noch gleich.
Der
Zauberstab sank in ihrer Hand, und sie fühlte sich plötzlich gehalten, etwas wichtiges zu sagen. „Ich werde nicht mit dir schlafen“,
erklärte sie fest. „Falls es das ist, was du dir erhofft hast“, ergänzte sie
eindeutig.
„Was ich
mir erhofft habe? Granger, ich hatte mir erhofft, dass du noch lebst und ich
nicht hierhin komme, nur um zu sehen, dass ein Nomade deine Identität geklaut
hat, nachdem er sich deines Körpers in irgendeiner Felsspalte entledigt hat.
Also, keine Sorge. Erhofft habe ich
mir absolut gar nichts“, erwiderte er, aber sie glaubte, er klang schroffer als
vorher.
„Ich bin
verheiratet“, sagte sie also. Seine Augenbraue hob sich beinahe spöttisch.
„Denkst
du, das weiß ich nicht?“, erwiderte er knapp. Und sie wusste nicht, ob er
bluffte. Ob es eine Fangfrage war. Aber sie hinterfragte es nicht. Er zog sich
schließlich den Umhang aus. Es überraschte sie nur milde, dass er einen Anzug
trug. Er war dunkelblau, und im Vergleich zu ihrer behelfsmäßigen Strickjacke,
die sie versucht hatte, nach Molly Weasleys Angaben zu stricken, wirkte er wie
ein König. Aber es war auch kein Kunststück, leiteten er und sein Vater die
erfolgreichste Muggelverfolgungs-Firma. Es war so
absurd, dass er hier war. Er legte den Umhang über die alte Couch. „Auch wenn
du jetzt vor dem Gesetz eine Witwe bist“, ergänzte er nur.
Sie
schluckte bei seinen Worten. „Er ist nicht tot“, brachte sie nur über die
Lippen. Sie erlaubte es sich nicht, über Harry nachzudenken, denn wenn sie es
nur eine Sekunde lang tat, dann glaubte sie, innerlich verbrennen zu müssen. So
sehr brannte der Schmerz. Er sah sie lange an.
„Das
glaube ich auch nicht“, erwiderte er schließlich, aber sie wusste nicht, ob er
die Wahrheit sagte. Und sie gab sich einen Ruck. Es war lange her, dass sie
soziale Konventionen gepflegt hatte.
„Möchtest
du… einen Tee?“
Er
öffnete jetzt sogar sein Jackett und legte es über die Sofalehne, ehe er sich
setzte und seine Hände vor dem Feuer streckte.
„Gerne“,
erwiderte er. Sie versuchte sich krampfhaft an ihr letztes Gespräch zu
erinnern. Sie wusste, sie hatte so etwas wie eine kindische Affäre mit Malfoy
in der Schule gehabt. Sie glaubte, das letzte Mal hatten sie sich getroffen, in
der Nacht, bevor sie fliehen musste.
In der
kleinen Küchenecke der Hütte setzte sie den Schnee auf, den sie eher gesammelt
hatte.
„Kommst
du öfters hierher?“, fragte er vom Sofa aus, und sie hob den Blick vom Kessel.
„Solltest
du das nicht wissen?“, konterte sie sofort und er wandte ihr den Blick zu.
„Du verwischst
deine Spuren zu gut“, gab er zurück.
„Anscheinend
nicht gut genug“, erwiderte sie nur kopfschüttelnd, als das Wasser durch ihren
kaputten Zauberstab endlich zu kochen begann und sie es von der Kochplatte
nahm, um es in die Kanne zu schütten, in der der lose Tee bereits wartete, denn
sie hatte vorgehabt Tee zu kochen, als er geklopft hatte.
Sie
kehrte mit der Kanne zum niedrigen Tisch zurück und stellte sie darauf ab. „Ich
habe nur Metallbecher. Nichts Besonderes“, entschuldige sie sich bei ihm.
„Ich
brauche nichts besonderes“, sagte er nur, aber sein ganzer Aufzug sprach
gegenteilige Bände. Er schien ihren Blick zu bemerken. „Ich komme direkt von
der Arbeit“, sagte er rechtfertigend.
„Und, wie
ist das? Arbeiten?“ Es war etwas, was sie vermisste, obwohl sie es noch nie
getan hatte. Sie war in der Schule gewesen, als sie hatte fliehen müssen. Er
schenkte ihr ein schmales Lächeln.
„Ich
denke, es gibt gute Jobs. Meinen Job… würdest du wohl eher ungern machen“,
ergänzte er gedehnt. Sie nickte nur. Ja, wahrscheinlich. Sie musste ihn immer
wieder ansehen. Seit Jahren war sie allein. Allein auf der Flucht, allein in
ihren Gedanken. Sie hatte aufgehört, Harry zu suchen, denn es war aussichtlos.
Sie würde ihm nicht helfen, würde sie sich fangen lassen, wie das letzte Mal.
Das würde er wohl auch nicht wollen.
„Ich
hätte nicht kommen sollen, oder?“, unterbrach er plötzlich ihre Gedanken und
sie sah ihn wieder an.
„Tja,
jetzt bist du hier. Vielleicht ganz gut. Dann weiß ich, dass ich besser
aufpassen muss, das nächste Mal.“ Sie goss den frischen Tee in die beiden
Metallbecher, die sie noch besaß. Sie machte sich nie viele Gedanken darüber,
dass sie nichts besaß. Heute kam es ihr wieder einmal in den Sinn.
„Wem
gehört die Hütte hier?“, fragte er und wechselte das Thema.
„Ich weiß
es nicht, aber er verbringt heute die Nacht im Dorf“, erwiderte sie nur. Er hob
eine Augenbraue, als sie ihm den Becher reichte.
„Imperius?“, vermutete er vage, und sie ruckte mit dem Kopf.
„Berufsgeheimnis“, entgegnete sie ausweichend. Ja, aber sie hatte den Mann, der
hier Holz gehackt hatte, mit dem Imperius belegen müssen. Aber er war nicht schwer gewesen, und es würde dem
Mann nicht wehtun, heute im Dorf zu schlafen.
„Weißt
du… ich habe viel über dich nachgedacht“, sagte er, als sie sich neben ihn
setzte. Und es war ihr unangenehm, dass er das sagte.
„Malfoy,
ich… war auf der Flucht, ich-“
„-ich
weiß“, sagte er nur. „Ich will auch nicht, dass du dich dafür rechtfertigst,
dass du nicht an mich gedacht hast“, ergänzte er fast gereizt.
„Oh, ich habe an dich gedacht!“, beschwerte sie sich. Sein Blick hob sich
fragend. Hoffnungsvoll? Nein, es war nur ein fragender Blick. „Jedes Mal, wenn Malfoy & Malfoy in der Zeitung
gestanden haben, wenn es im Radio durchgesagt wurde, wenn andere Flüchtlinge es
erzählt haben. Glaub mir, es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an dich denke!“
Er sah
sie an. Schließlich mied sie seinen prüfenden Blick.
„Ich kann
nur mein bestes versuchen. Das ist alles“, sagte er still. „Ich habe nicht wirklich
ideale Voraussetzungen ein Freiheitskämpfer zu sein, Granger“, sagte er.
„Doch,
ich finde schon“, entfuhr es ihr, zorniger als beabsichtigt. „Ich sehe nicht,
dass du dich in Malaysia verstecken musst, Malfoy“, fuhr sie ihn an.
„Von da
aus könnte ich wohl auch nicht verhindern, dass deine Freunde und Familie von
den letzten Instanzen verschont bleiben, oder?“, entgegnete er nicht mehr
freundlich.
„Ich
wüsste nicht, dass ich dich darum gebeten hätte!“, zischte sie. Und er nickte
schließlich, stellte den Becher wieder auf den Tisch und erhob sich lautlos von
der hässlichen orangenen Couch. Er zog sich das Jackett über die breiten
Schultern, den Umhang und verließ das einzige Zimmer der Hütte. Als er die Tür
aufzog zerstörte der eisige Dezemberwind die gemütliche Kaminwärme im Innern.
Er hielt
kurz inne, schien zu zögern und zog dann einen magisch verkleinerten Beutel aus
der Innentasche der Robe. Er hexte ihn größer und ließ ihn neben die Tür
fallen. Keine Sekunde später hatte er sie hinter sich ins Schloss gezogen.
Alles war
schnell gegangen. Sie saß unbewegt auf der Couch, die Arme vor der Brust
verschränkt und Tränen der Wut in den Augen. Was erlaubte sich dieser verdammte
Todesser eigentlich? Aber sie war zu neugierig, nicht zu aufzustehen und nachzusehen,
was sich in dem Beutel befand. Vielleicht war alles doch nur ein Trick, und sie
wurde gerade abgehört, ausfindig gemacht, und gleich stürmten Truppen der
Vereinigung der Reinblüter die Hütte, um sie abzutransportieren. Je länger sie
darüber nachdachte, umso hastiger ging sie zu dem Beutel, der auf dem Boden
lag.
Mit
spitzen Fingern öffnete sie die Kordel. Das Samt fiel
zur Seite, und ihr Mund öffnete sich.
Ein neuer
Zauberstab lag im Beutel. Mit Zertifikat, er war also wirklich neu, unbenutzt,
nicht geeicht auf irgendwen. Das würde aus dem Zertifikat hervorgehen. Sollte
der für sie sein? Meinte er das ernst? Daneben waren einige Konserven mit
Früchten, von denen sie seit Jahren nur hatte träumen können, praktische
Nahrungsmittel wie Frühstücksbohnen, die sie stark an Zuhause erinnerten,
einige Suppen, getrocknetes Fleisch und… - ein Handy.
Fast
hätte sie das Plastikgerät kaum erkannt. Es ist lange her, dass sie ein Muggel
gewesen ist. Wie selbstironisch diese Worte klangen, ignorierte sie in ihrem
Kopf. Denn in der magischen Welt würde sie immer ein Muggel sein, egal, wie
wenig sie mit Muggeln überhaupt zu tun hatte.
Sie
schaltete das Handy ein. Es ging immer noch über langes Drücken des roten
Knopfes, stellte sie dankbar fest. Es war nicht durch einen Pinn gesperrt. Sie
kannte die Marke nicht, es musste neuer sein, denn sie stellte überrascht fest,
dass sie Empfang hier oben hatte.
Sie
erinnerte sich intuitiv an Handys mit Touchfläche und
fuhr über das elektronische Adressbuch. Fast hätte sie gelächelt. Es befand
sich nur eine Nummer im Adressbuch. Und die war betitelt mit Draco Malfoy.
Ohne
weiter darüber nachzudenken glitt ihr Daumen über seinen Namen und wählte
sofort seine Nummer an. Sie hielt sich das Handy ans Ohr. Sie wusste nicht mal
mehr, wann sie das letzte Mal ein Telefon benutzt hatte. Vor dreizehn Jahren
vielleicht? Merlin, war es lange er.
Und er
nahm ab. Nach dem vierten Freizeichen.
Der Wind
heulte durch seinen Lautsprecher. „Ja?“, sagte er schroff.
„Danke, Malfoy“,
sagte sie nur. Er schwieg, aber sie wusste, er war noch dran, denn sie hörte
noch immer den Wind heulen. „Bist du noch hier?“, fragte sie laut, damit er sie
verstehen konnte. Woher er als Reinblüter überhaupt wusste, wie er ein Handy zu
bedienen hatte, war ihr ein Rätsel.
„Ja, der
Wind ist zu stark, um zu apparieren“, erwiderte er unwillig. „Ich muss ins
Dorf.“
„Komm
zurück“, sagte sie nur, denn auch wenn er ein Todesser war, der für die böse
Maschine arbeitete, war er der einzige Mensch, der sie seit Jahren besucht
hatte. Und er hatte ihr einen Zauberstab mitgebracht. Und zu essen. Und… ein
Handy mit seiner Nummer. Er schwieg daraufhin erneut, und sie hörte, dass die
Verbindung abgebrochen war.
Sie kam
auf die Beine und spähte zwischen den Vorhängen nach draußen. Es dauerte nicht
lange, da erkannte sie seine Gestalt wieder den Fußweg hochkommen. Sie wartete
nicht ab, bis er klopfte, sondern zog die Tür der Hütte einfach wieder auf.
Seltsam, wie schnell jede Vorsicht wieder vergessen werden konnte, überlegte
sie dumpf. Er hatte seine Kapuze dieses Mal nicht aufgesetzt gehabt, und seine
Haare klebten ihm nass am Kopf. Sie wich zurück, um ihn wieder in die Wärme zu
lassen. Jetzt waren seine teuren Schuhe auch aufgeweicht.
„Du bist
komplett durchweicht. Ich denke… es wäre besser, wenn du über Nacht bleiben
würdest, oder…“ Sie unterbrach sich. „Also…“ Merlin, sie waren Zauberer. Er
könnte auch einfach einen Trocken-Zauber anwenden, und alles wäre wieder
trocken.
„Danke“,
sagte er, und sie wusste nicht, ob er dankbar klang oder eben nur neutral. Ob
er gleich ablehnen würde, ob es eben nur ein Danke aus Höflichkeit sein würde.
„Ich bleibe gerne. Ich habe meiner Frau bereits gesagt, dass ich länger
arbeiten muss“, fügte er hinzu, während er sich aus den nassen Sachen schälte.
Perplex sah sie ihn an.
„Du bist
verheiratet?“, entfuhr es ihr anklagender als sie vorgehabt hatte. Er hob den
Blick und betrachtete sie durch nasse Strähnen.
„Ich bin
Reinblüter“, erwiderte er, als würde es jeden Zweifel aus der Welt schaffen.
„Ich muss heiraten. Es… war eine Zweckehe.“
„War?“, wiederholte sie das Wort, und er
ruckte mit dem Kopf und tat ihr den Gefallen zu antworten.
„Es war eine Zweckehe, jetzt ist es… nur
noch der reine Zweck“, entschied er zu sagen. Er stieg sogar aus seinen
Schuhen. Selbst seine Socken waren dunkelblau wie sein Anzug. Wieder zog er
auch das Jackett aus.
„Das
klingt… nicht wirklich… erfreulich“, sagte sie.
„Sie ist
die Tochter des Senators, also… keine schlechte Partie“, erwiderte er achselzuckend.
„Und… du
liebst sie?“, fragte Hermine kopfschüttelnd über so viel Gleichgültigkeit. Er
musste tatsächlich lächeln.
„Ja, in
etwa so sehr, wie ich es liebe für meinen Vater zu arbeiten, Granger. Nicht für
alle Menschen bedeutet der Bund der Ehe Liebe und rosa Wolken und bis dass der
Tod uns scheide.“ Ihr Blick senkte sich fast schuldbewusst.
„Entschuldige,
dass ich unterstellt habe, du würdest nur hier hergekommen sein, um… um mit mir
zu schlafen“, sagte sie kleinlaut.
„Es mag den
Anschein erwecken“, räumte er schließlich ein, und sie sah ihn wieder an.
„Aber… eigentlich bist du nur eine Erinnerung, die ich hatte. Eine gute. Die
einzig gute Erinnerung, Granger. Und es reicht mir vollkommen aus, dich einfach
nur zu sehen, zu wissen, dass du lebst und… dass es dir den Umständen
entsprechend gut geht. Dass du weißt, wie du dich verteidigen kannst, gegen
egal welche Eindringlinge – wenn auch mit einem fragwürdigen Zauberstab“,
schloss er tonlos. Sie sah ihn an. Er kämmte mit seinen Fingern seine nasse
Hare nach hinten, und sie blieben in einer Tolle liegen. Er hatte schöne Haare.
Langsam…
ganz langsam erinnerte sie sich wieder an ihn. An das, was ihn in ihren Augen
anziehend gemacht hatte. Und das war bestimmt nicht sein Name gewesen oder die
Position seines Vaters. Nein, es war, wie er sie angesehen hatte. Wie ihm unter
all der Maskerade die Unterschiede egal gewesen waren. Wie er einfach nur…
gehandelt hatte, wie er sie hatte ansehen oder anfassen müssen, denn… anders
hatte er nicht gekonnt.
Dieses
Gefühl war ein gutes Gefühl für ein Mädchen gewesen, damals. Er hatte damals
keine Unterschiede gemacht. Und sie glaubte, dass er auch jetzt keine
Unterschiede machte.
„Einen Sickel für deine Gedanken“, sagte er jetzt mit einem
prüfenden Lächeln auf den gesunden Zügen. Sie musste unglaublich unterernährt
und farblos aussehen, nahm sie an. Sie hielt sich meist in kalten Gebieten
jenseits jeder Zivilisation und Frisören auf. Sie schnitt sich ihre Haare
selbst, nähte ihre Sachen selbst, stahl höchstens wenn sie musste von fremden
Wäscheleinen ahnungsloser Bauern, aber bei ihrem Untergewicht war es schwer,
passende Kleidung zu finden.
„Ich habe
keinen Sickel, solltest du richtig liegen“, erwiderte
sie traurig. Sein Lächeln verschwand.
„Oh, richtig“,
murmelte er, ging zu seiner Robe und griff in eine Tasche. „Ich hatte es nicht
im Beutel aus Sicherheitsgründen“, erklärte er. Er zog einen kleineren Beutel
hervor, der aber prall gefüllt zu sein schien.
„Malfoy!“,
begann sie kopfschüttelnd, aber er hielt sie auf.
„Nein,
schon gut. Es sind nur höchstens hundert Galleonen. Ich lasse dir mehr
zukommen, wenn du mehr brauchst“, sagte er hastig. Sie schüttelte entgeistert
den Kopf.
„Wieso
tust du das alles?“, wollte sie stiller wissen. Er sagte daraufhin nichts. Er
lächelte nur wieder und griff sich seinen mittlerweile kalten Tee vom Tisch.
Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie nicht wirklich ein Bett hier hatte. „Ich habe
übrigens nur meinen Schlafsack“, erklärte sie entschuldigend, „aber wir können
ihn uns teilen, wenn-“
Doch er
griff in die Innentasche seines Jacketts. „Ich habe hier die neueste Erfindung
für den reisenden Mann“, sagte er zwinkernd. Er legte ein quadratisches,
winziges – es sah aus wie ein Nadelkissen – Stückchen Stoff auf den Fußboden.
Dann
sprach er die Vergrößerungsformel, und das winzige Kissen blähte sich auf. Sie
konnte nicht verhindern, dass ein Strahlen über ihr Gesicht huschte. „Das,
Draco Malfoy,… ist mit Abstand das Beste, was ich jemals gesehen habe!“,
entfuhr es ihr beeindruckt. Sie konnte nicht anders, und ließ sich auf die
weiche, riesige Matratze fallen, als das Kissen aufhörte, größer zu werden. Es
lag sogar eine riesige Bettdecke auf der Matratze.
Diese
füllte auch nahezu den gesamten Platz der kleinen Hütte aus. „Ich kann dir
nicht mal sagen, wann ich das letzte Mal auf so viel Platz geschlafen habe“,
schwärmte sie als sie genüsslich die Augen schloss.
„Ich bin
gerne zu Diensten, wenn…“ Sie hörte nicht mehr, wie er sich selber unterbrach,
denn sie war einfach eingeschlafen. Sie war wohl erschöpfter gewesen, als sie
angenommen hatte.
~*~
Als sie
aufwachte war es dunkel. Das Feuer im Kamin war nahezu heruntergebrannt. Sie
spürte die Kälte wieder. Sie lag zwar unter der weichen Decke auf der Matratze,
aber etwas mehr Feuer wäre gut. Sie rollte sich zum Ende der Matratze, wo sie
den Beutel vermutete, den er ihr mitgebracht hatte. Sie lag richtig und griff
sich ihren neuen Zauberstab.
Er lag
gut in der Hand. Sie führte den Zauber stumm aus, und ohne Mühe wurde das Feuer
im Kamin wieder kräftiger. Oh, wie hatte sie einen heilen Zauberstab vermisst!
Sie kuschelte sich wieder unter die Decke. Sie merkte, dass er neben ihr lag.
Er hatte
sich das Hemd ausgezogen. Sie erkannte seinen nackten Oberkörper. Und kurz war
sie zu fasziniert, um wegzusehen. Zu fasziniert von einem anderen Lebewesen in
ihrer Nähe. Zu fasziniert davon, dass es ein Mann war. Ein Mann, den sie von
früher gekannt hatte.
Er machte
ein leises Geräusch im Schlaf, und sie zwang den Blick wieder in eine andere
Richtung, drehte sich von ihm weg und schloss die Augen. Sie merkte, wie er
sich ebenfalls in ihre Richtung drehte, und dann legte er den Arm um ihre
Taille. Ob wach oder unbewusst, wusste sie nicht wirklich zu sagen.
Sie lag
stocksteif neben ihm, hörte sogar auf zu atmen.
Dann
spürte sie plötzlich seinen heißen Atem in ihrem Nacken. Sie hatte nicht mal
ihre Strickjacke ausgezogen. Dann pressten sich seine Lippen gegen ihre Haut.
Er schien sie einzuatmen. Und sie lag immer noch vollkommen still. Ob er
wusste, dass sie wach war? Wahrscheinlich. Sie zögerte. Zu lange. Ein paar
Sekunden waren verständlich, aber alles, was über ein paar Sekunden hinausging…
- war das nicht regelrecht eine Einladung?!
Er hatte
hinter ihr verharrt, aber langsam bewegte er sich, rückte näher an sie in der
Dunkelheit und küsste die weiche Haut ihres Nackens erneut, dass sie
schauderte. Jetzt wusste er mit Sicherheit, dass sie wach war, dachte sie
dumpf, und ehe sie den Gedanken hatte abschließend können, hatte seine Hand
ihre Schultern umfangen, sie zu sich gedreht, und nur kurz sah sie das Glänzen
seiner Augen in der schummrigen Dunkelheit des Feuerscheins, ehe er den Abstand
zu ihren Lippen schloss.
Und sie
konnte nicht einmal behaupten, dass es ohne ihre Erlaubnis geschehen war.
Und es
war so lange her. So verdammt lange her, dass das jemand getan hatte! Er küsste
sie. So, wie er sie damals geküsst hatte. So wie Harry sie geküsst hatte.
Harry…. Mit Tränen in den Augen dachte sie an Harry, dachte daran, dass sie
sich mit seinem Tod schon so lange abgefunden hatte, auch wenn sie es nie laut
sagte. Sie dachte daran, wie allein sie war, und ihre Arme legten sich um
seinen Nacken. Schnell hatte er die Bettdecke zur Seite geschoben, denn sie war
lästig. Seine Hände fanden den Weg unter ihre Strickjacke und er zog sie ihre
Arme hinab, bis er sie ausgezogen hatte und neben sich werfen konnte.
Er hatte
beide Arme um sie geschlungen, hielt sie so fest, küsste ihre Lippen hungrig,
ließ seine Hand über ihre dichten Haare wandern, und er verbrannte sie mit
seinen Berührungen. Berührungen, die sie seit zehn Jahren nicht mehr kannte.
Sanft,
fast vorsichtig, fuhren ihre Finger über seine bloße Brust. Sie war unbehaart,
glatt und muskulös. Es fühlte sich schön an. Sie erinnerte sich nicht mehr
daran, dass sie das schon früher einmal bei ihm getan hatte.
In ihrem
Kopf formten sich stumme Entschuldigungen an Harry. Aber Draco küsste sie
wieder verlangend, und sie konnte plötzlich nichts schlechtes mehr daran
finden, dass sie ihn küsste.
Seine
Hände wanderten über ihren Körper, mal heftig, mal sanfter, aber dann hakte er
seine Daumen in den Bund der Leggings, und zu schnell schob er sie ihre Beine
hinab.
Ihr Herz
klopfte laut. Denn auch Sex war so weit in ihren Gedanken abgedriftet, dass sie
schon gar nicht mehr wusste, wie es funktionierte. Alles, was sie wusste, war,
dass sie vollkommen bereit für ihn war. Dass sie nicht mehr viel brauchte.
Nur noch
ihn.
Ihre
Finger erwachten schlagartig, zogen seine Shorts hinab, und dann legte sich
ihre Hand um seinen Schaft. Er war lang, so viel stellte sie in der dämmrigen
Dunkelheit fest. Und sehr, sehr hart. Er küsste ihren Hals. Seine Küsse waren
heiß und unglaublich erregend. Sie fühlte sich zum ersten Mal seit zehn Jahren
wieder lebendig und spürte die Tränen in den Augenwinkeln. Tränen der
Erinnerung. Denn sie hatte etwas Wunderschönes vergessen gehabt.
Schon
folgte ihr ärmelloses Shirt und sein Kopf wanderte tiefer zu ihren Brüsten. Sie
schämte sich, dass sie so mager geworden war, aber es schien ihn nicht zu
stören.
Nicht im
Geringsten. Fast gierig saugte er ihre Brustwarze in seinen Mund, und war er
früher vielleicht erfahren gewesen, dann saßen seine Handgriffe jetzt blind.
Sie
fühlte sich so sicher aufgehoben, wie lange nicht mehr.
Aber sie
wollte nicht mehr warten, als seine Finger an ihrem Höschen angekommen waren.
Sie half ihm, es ihre Beine hinab zu schieben, und wollte ihn spüren.
Unbedingt!
Er ließ von ihr ab, hob den Blick zu ihren Augen, und ihre Hände fuhren durch
seine dichten, blonden Haare.
„Draco…“,
flüsterte sie lächelnd, und er senkte langsam den Kopf, während er sich vor ihr
platzierte. Sein nächster Kuss war so sanft. So unglaublich gegenteilig, denn
gleichzeitig stieß er hart nach vorne, krallte sich mit den Fingern in die
Matratze neben ihren Schultern, unterdrückte ein Stöhnen, und sie biss sich auf
die Unterlippe. Er dehnte sie weit. Sie war es nicht mehr gewöhnt. Und es war
großartig. Sie bog sich ihm entgegen, damit er weiter machte. Haut an Haut,
während sie in ihren Blicken versanken.
Er begann
einen Rhythmus, dem sie nur zu gerne folgte.
Und es
verlief in völliger Stille. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Sie stöhnte nicht,
schrie nicht, sprach nicht zu ihm. Und er sah sie an. Ehrlich und aufrichtig.
Und sie
wusste, er hatte zwölf Jahre hierauf gewartet. Es wurde ihr klar, als sie in
seine Augen sah. Als sie denselben Blick erkannte, mit dem er sie schon damals
angesehen hatte. Und es verschlug ihr den Atem. Und sie gab es ihm gerne. Das,
worauf er solange gewartet hatte. Als sie die Wellen spürte, die sie mitrissen,
schlang sie seine Arme um seinen Nacken, ihre Beine um seine Hüfte, und
erlaubte ihm, tiefer einzudringen.
Grollend
kam er über ihr, und sie blieben völlig still. Das Feuer knisterte, während der
Schnee draußen in weißen Schwaden fiel. Völlig still.
Ganz im
Einklang. Und sie wollte ihn plötzlich nicht mehr loslassen.
Es tut mir leid, Harry.
Sie
dachte es, sie meinte es. Und sie glaubte, Harry würde verstehen. Ganz sicher
würde er es verstehen. Sie streichelte über Dracos Haare. Wollte sich jede
Faser seines Körpers einprägen. Seinen Duft, seine Größe. Und sie schloss die
Augen, als er sie immer noch hielt.
Er hielt
sie die ganze Nacht lang in seinen Armen.
~*~
Als er
aufwachte war das Feuer heruntergebrannt. Und es überraschte ihn nicht, dass
sie nicht mehr da war. Es konnte noch nicht spät sein, denn es war noch dämmrig
draußen. Sie hatte den Beutel mitgenommen. Das Handy, den Zauberstab, die Konserven
und das Gold.
Er setzt
sich schweigend auf. Und er konnte ihren Duft noch an sich riechen.
Es
schmerzte, dass sie fort war.
Aber er
sprach kein Wort, wollte nicht mit seiner Stimme ihre Stimme hier verdrängen, wollte
sich nicht beschweren darüber, dass sie fort war.
Er würde
von dieser Nacht zehren müssen, und er wusste nicht, wie lange.
Er
zauberte die Matratze klein, zog sich an, verwischte ihre Spuren, so gut er es
vermochte und zog sich den Reiseumhang über. Er hatte nichts zurückgelassen.
Die Hütte wirkte wieder so, wie sie gewesen war. Der Schnee fiel nicht mehr
stark, er konnte jetzt von hier apparieren.
Und sein
Herz war schwer. Unendlich schwer, als er die Hüttentür hinter sich zugezogen
hatte. Er verwischte seine Spuren im Schnee, so wie sie
wohl schon ihre Spuren verwischte hatte.
Er apparierte auf der Stelle. Erst nach Russland, nach
Frankreich und dann Übersee. Es dauerte lange. Aber er spürte Zeit nicht mehr.
Es war nichts, was ihm etwas anhaben konnte. Zeit war nichts weiter. Gar
nichts….
Epilog
London, 2031
Es war um
die Zeit, als Hermine Granger, Muggel-Freiheitskämpferin, als mutmaßlich
verschollen galt, dass Gregory Goyle in sein Büro
kam. Sein Vater lag seit einiger Zeit schwer krank im Mungo. Es würde nicht gut
enden, dieses Mal.
Draco
studierte die Zeitung. Seine Scheidung war endlich aus den Medien verschwunden,
stellte er zufrieden fest.
Seit vier
Jahren hatte sich Granger nicht gemeldet. Auf seinem Handy, dessen Nummer sie
hatte, hatte sie nicht angerufen. Er hatte nichts mehr von ihr gehört. Es gab
keine Hinweise auf ihren Verbleib, und in sechs Jahren würde sie für tot
erklärt werden, würde sie nicht auftauchen.
„Mr
Malfoy?“
„Mr Goyle“, begrüßte Draco den
Mann. Auf distanzierte Höflichkeit wurde wert gelegt. Er tat es nicht, aber die
Gesellschaft tat es.
„Wir
haben ihn gefunden“, sagte Goyle sehr still. Dracos
Blick hob sich. Aber er runzelte die Stirn, denn in Goyles
Hand befand sich ein kleiner Beutel. Was hatte er gefunden? Doch nicht…?
Goyle schluckte und legte den Beutel auf
den Tisch. Daneben stellte er eine undurchsichtige Flasche. Draco öffnete die
Flasche zuerst und roch an der beißenden Flüssigkeit.
Er sah Goyle wieder an.
„Er… er scheint
vor Jahren einen Unfall gehabt zu haben. Wir haben seine Leiche in den Hängen
der Todesfelsen, nahe dem Himalaya geborgen. Er schien sich beim Apparieren
verschätzt zu haben. Keine Fremdeinwirkung“, schloss Goyle
still. Draco legte die Hand über den Mund und betrachtete nachdenklich den
Beutel.
„Potter
ist tot“, flüsterte er.
„Seit… bestimmte einem Jahrzehnt, der Verwesung nach zu urteilen“, führte Goyle bedrückt aus.
„Wer weiß davon?“
„Die
innere Abteilung. Und davon nur ich und Dean Thomas“, sagte Goyle
leise. Dean Thomas arbeitete verdeckt unter Vielsafttrank in seiner Abteilung.
Seit Jahren schon.
„In
Ordnung“, sagte Draco und öffnete den Beutel. Mit einer dunklen Samtschleife
zusammengebunden lag dort eine dicke Strähne schwarzen Haars. Draco betrachtete
die Strähne, ehe er sie aus dem Beutel nahm. Das war dicht und unversehrt.
„Wie habt
ihr das geschafft?“, wollte er langsam wissen.
„Es ging
leichter, als angenommen“, erwiderte Goyle kryptisch,
und Draco wollte nähere Umstände gar nicht wissen.
„Für wie
lange wird es reichen?“ Draco deutete mit einem Nicken auf die Haare.
„Vielleicht
ein halbes Jahr“, schätzte Goyle unschlüssig.
„Länger
werden wir nicht brauchen“, versprach Draco eisig, ehe er sich erhob. Er
entkorkte den Vielsafttrank und gab eine einzelne Strähne von Potters Haar in
die Flasche. Die Flüssigkeit färbte sich sofort purpurn. „Es geht los“,
erklärte Draco, steckte die Flasche und die Strähne ein und löschte das Licht
in seinem Büro.
Goyle folgte ihm stumm, aber mit Tatendrang
in den Schritten.
~*~
Es war
Mitternacht als seine Innere Abteilung Askaban stürmte. Sie waren vielleicht
nur vierzig Zauberer, aber dafür hatten sie die wichtigste Waffe dabei, die es
geben konnte. Sie waren alle noch nass, denn der Weg über das Wasser war schwer
und stürmisch gewesen.
Als sie
die Waffen niedergerungen hatten, schwärmten sie aus. Draco kannte die Zahlen
und Zauber für den Hochsicherheitstrakt, wo sich die schwersten Verbrecher
befanden. Dazu gehörten die Blutsverräter, wie die Helfer der Muggelorganisationen, sowie neutrale Allianzen.
Goyle war dicht hinter ihm, als er die
verblüfften Wachen entwaffnete, während Goyle sie
schockte.
Seine
Schritte hallten auf dem Steinboden dumpf wieder. Askaban war kein netter Ort. Nicht
mal im Ansatz. Sein Herz schlug schnell. Oder nein. Es war Potters Herz.
Er ließ
die Gänge hinter sich. Sie lagen ausgestorben. Niemand rechnete heute Nacht mit
einem Einbruch in Askaban. Vor allem hatte sich Draco die Befehlsgewalt über
Askaban erarbeitet. Jede Warnung wurde durch ihn, durch sein Unternehmen,
übermittelt.
Und heute
Nacht hätte alles ruhig sein sollen, wie eine windstille See.
Er
erreichte den Trakt, nach dem er suchte.
Er befahl
Goyle, die Türen zu öffnen.
Quietschend
schwangen sie zur Seite. Hierher kam niemand so häufig. Niemand.
Er trat
weiter in den Flur.
„Öffne
die Zellen!“, sprach er in Potters Stimme. Es war eine andere Stimme. Voller
Tatendrang, voller Selbstbewusstsein. Voller Hoffnung auf etwas, was Draco
nicht kannte. Aber der Mut überkam ihn. Jetzt, wo er in einem fremden Körper
steckte. Der Mut erfüllte ihn wie etwas Heiliges, wie ein Wunder, was er bisher
nie gesehen hatte. Wovon er nur gehört hatte, in Liedern, in Märchen – von
anderen.
Und Goyle öffnete die Zellen. Es war praktisch über alle Zauber
zu verfügen.
Die Türen
schwangen auf.
Er trat
an die erste Zelle heran. Und sein Herz zog sich zusammen, auch wenn er es
nicht zeigte.
Er saß
zusammen gesunken an der Zellenwand. Die Uniform hing nur an ihm, er füllte sie
nicht mehr aus. Er war alt geworden, war alles, was Draco dachte. Seine Haare
waren kurz geschoren und das schwarz war mittlerweile grau.
„Harry“,
flüsterte er blechern. Und Draco schluckte schwer. Richtig, er war jemand
anderes.
„Professor
Snape“, erwiderte er. Erwiderte Potter. Er betrat die Zelle half ihm auf, und
hatte sich noch nicht ganz daran gewöhnt, dass ihm die schwarzen Strähnen in
die Stirn fielen. „Malfoy & Malfoy
ist gestürmt“, fuhr er fort, denn er wusste, Snape war bestimme noch darüber
informiert. Snapes Blick durchleuchtete ihn tief.
„Harry“,
sagte er nur wieder, und Draco überließ es Goyle,
Snape aus der Zelle zu führen, als er zur nächsten ging.
„Wea-“
Er
unterbrach sich. Und er tat es nur für sie. Nur für sie….
„Ron!“, sagte
er also, und ahmte Potters Stimme mit Potters Stimme unglaublich echt nach. So
wie er Potter den Namen dutzende Male hatte sagen hören. Weasley hob den Blick,
blinzelte in das ungewohnte Licht des Gangs und sein Mund öffnete sich stumm.
Er war groß, schlaksig, saß ebenfalls an der Wand zusammengesunken. Das Kupfer
seiner Haare war stumpf, schmutzig.
„Harry!“,
raunte er, kam strauchelnd auf die Beine, überwand den Abstand und zog Draco in
die Arme. „Harry!“, wiederholte er unter Tränen, und Draco erlaubte es sich,
die Arme um Weasleys schmächtigen Körper zu schließen, der ihn an Grangers
Unterernährung erinnerte.
„Ich
werde euch helfen!“, flüsterte er, versprach er, schwor er Weasley. Dieser
umarmte ihn noch fester. „Wir werden ihn stürzen!“
„Ich folge
dir, Harry!“, sagte Weasley fest. „Ich wusste, dass du kommen würdest“, fuhr er
heiser fort. „Ich wusste, du würdest mich finden“, wimmerte er, und hielt Draco
so fest, wie er nicht einmal von seiner Mutter jemals gehalten wurde. Er hatte
die stille Vermutung, Weasley würde ihm niemals vergeben, dafür, dass er
Potters Körper eingenommen hatte.
Aber… er
würde es auch niemals erfahren.
„Hermine!“,
entfuhr es Weasley schwach, als er sich endlich von ihm löste.
„Ich
denke, es geht ihr gut. Sie hält sich versteckt. Ich habe sie vor einigen
Jahren besucht“, sagte er wahrheitsgemäß. Weasley nickte.
„Gut.
Gut…“, wiederholte er. „Dumbledore… Dumbledore ist hier gestorben“, flüsterte
er voller Abscheu und Wut. Draco nickte stumm.
„Ja, ich
weiß“, erwiderte er. „Wir werden ihn rächen. Wir werden alle rächen, Ron“,
versprach er wieder, denn das schien es zu sein, was Weasley hören wollte, und
es war auch das, was Draco hören wollte.
„Goyle, bring sie raus!“, Goyle
hatte derweil die anderen aus den Zellen geholt. Alles
Kämpfer. Alle bereit, zu kämpfen. Jetzt, wo sie ihn vor sich sahen.
Goyle führte die anderen raus.
Draco
erblickte sein Spiegelbild in einer der stahlpolierten Türen.
Dort
stand er.
Und selbst
ihn beruhigte es beinahe, dass Potter wieder zurückgekommen war. So absurd es
auch klingen mochte. Die Welt brauchte einen Helden, und es war nicht Draco
Malfoy, den die Welt brauchte.
Sie
brauchte Harry Potter.
Seine
schwarzen Haare standen im krassen Kontrast zu seinem hellen Gesicht, was ihn
aufgewühlt ansah. Potters Narbe war deutlich zu erkennen im Schummerlicht der
Beleuchtung des Flurs im Hochsicherheitstrakt.
„Ich
bringe zu Ende, was du begonnen hast“, flüsterte Draco. „Und ich werde sie finden“,
ergänzt er tonlos. „Lang lebe Harry Potter“, schloss er rau.
Es hatte
begonnen. Es war kurz vor dem Ende. Und Voldemort würde auf ihn warten.
Auf Harry
Potter. Der Sieg war nahe. Draco spürte es.
„Draco!“,
raunte Goyle ihm zu, und Draco setzte sich in
Bewegung. Er blieb vor Goyle stehen. Dieser schluckte
schwer und nickte. „Bereit?“
Und er
nickte. Harry Potter nickte. Wohin es auch führen würde.
„Bereit.“
– The End –